Dann ist ja auch alles egal
[jpg] An und für sich ist bei uns sonntags immer "Tatort" angesagt. Es ist wie ein Ritual, erst wird die Tagesschau gesehen, danach geht es sofort los mit dem "Tatort". Unser deutscher "Tatort" ist irgendwie ein Format, welches uns vorgaukelt, dass es die Bösen eben immer erwischt dank unserer deutschen Beamten. Es gibt Spannung, nicht zu viel, und zu guter Letzt wird der Täter dingfest gemacht. Dann wird bei uns die "Kiste" ausgemacht.
Nicht so an diesem Sonntag. Ein TV-Duell zwischen Kanzlerin Merkel (CDU) und ihrem Herausforderer Steinmeier (SPD), der auch noch "Kollege" ist, war angesagt. Es hätte spannend werden können, wenn, ja wenn die Journalisten etwas besser gewesen wären. Waren sie aber nicht. Es waren 90 Minuten Rederei die man getrost als Zerreden von evtl. Problemen betrachten kann. Ach ja, Probleme. Haben wir, die Bundesrepublik, überhaupt Probleme? Wenn es nach den Akteuren dieser Sendung geht haben wir nur ein Farbenproblem.
Merkel will zwar schwarz/gelb ist aber mit schwarz/rot auch zufrieden. Und Steinmeier? Er will keine Regierung rot/rot/ grün, weil es eben mit den tiefroten nicht geht, ist aber auch mit schwarz/rot zufrieden. So stand da ein Paar vor 4 Moderatoren und versuchte eine Scheidung darzulegen, wie bei einem "Gütetermin, wobei beide nicht wussten weshalb man überhaupt die Scheidung wollte. Hat man sich doch sooooo gut verstanden! Nur, na ja, wenn er nicht immer vergessen würde die Zahnpastatube wieder zu verschließen – deshalb die Scheidung.
So wussten auch die "Scheidungsrichter", die Moderatoren, nichts anderes zu sagen als sinngemäß "ihr beiden solltet oder könntet es doch noch einmal versuchen, ihr seid doch ein wunderbares Paar." Bei dieser Bemerkung, das war die Bemerkung mit dem Duett, guckten die beiden sich in die Augen und ich glaube ich habe bemerkt, dass beide sich nonverbal sagten: Recht haben die ja. Ob die beiden sich hinterher bei einem Gläschen Champagner nicht weiterhin die Treue geschworen haben, wurde nicht vermeldet. Ich könnte es mir aber vorstellen.
Danach mussten wir uns die versammelten Spin-Doctors antun, die allesamt ihren Kandidaten vorne sahen.
Auch war flugs eine für jeden Sender gemachte Umfrage zur Hand, die uns signalisierte, dass sich der eine oder andere Prozentpunkt bei uns, dem Wähler, bewegt hat.
Mir persönlich hat es folgendes gebracht. Weder die beiden Protagonisten noch unsere Moderatoren haben mich in irgendeiner Art überzeugt. Wir Deutschen können so was nicht. Die Moderatoren konnten keine dem Volk auf den Nägeln brennenden politische Fragen formulieren und die beiden Politiker konnten keine Perspektiven eröffnen. Ist doch alles egal, Hauptsache sie wählen uns, mehr war nicht drin. Hätte man Horst Schlämmer (Harpe Kerkeling) mit seiner Partei HSP "isch kann Kanzler" eingeladen, so hätte die Sendung wenigstens einen Unterhaltungswert gehabt.
Da lobe ich die Streitkultur in, meinetwegen, den USA, wo ein Obama sich in einem Vorwahlkampf wirklich kritischen Fragen der Journalisten stellen musste. Wo eine Frau Clinton schon mal ein paar Tränen vergoss ob der harten und kritischen Fragen. In England oder Frankreich sieht man wütende Streitereien, in welchen die Unterschiede klar herausgearbeitet werden.
Nun trotzdem, ich habe Probleme, die ich nur durch eine Partei gelöst haben möchte. Selber habe ich keine Zeit nach Berlin zu gehen, es soll halt jemand für mich tun. Nun habe ich eine Liste auf der ich säuberlich notiert habe was ich für Probleme sehe und wer die für mich lösen könnte.
Ganz oben auf der Liste steht mein Problem mit dem Datenschutz, danach folgt die Finanzkrise, dann der wirtschaftliche Bereich und zu guter letzt der Bildungssektor. Wobei ich mir bei dem Bildungsbereich nicht sicher bin, ob der nicht an zweiter oder gar erster Stelle stehen müsste.Denn der Bildungshorizont unserer Politiker ist doch sehr rudimentär ausgeprägt.
In meinem Leben habe ich mit zusehen müssen, wie aus unserem Grundgesetz ( Eine Verfassung haben wir noch nicht, obwohl das Grundgesetz dies vorschreibt) ein löcheriger Käse gemacht wurde. Der erste große Einschnitt kam durch die Notstandsgesetze. Aber nicht genug, auch die Menschenrechte wurden eingeschränkt. Jetzt sind mal wieder die Bürgerrechte dran, die wegen irgendwelcher krimineller Terroristen eingeschränkt werden sollen. Früher waren es die Kommunisten, heute sind es die Terroristen. Der Staat braucht eben immer einen Feind. Jetzt sind die Feinde sogar im Internet ausgemacht, die es auch sofort zu kontrollieren gilt.
Meine Daten gehören mir. Ich möchte mich nicht Tag für Tag damit befassen meine Emails zu verschlüsseln. Ich möchte nicht meine IP Adresse maskieren, wenn ich auf Regierungsseiten oder die Seiten von Menschenrechtsorganisationen gehe. Ich möchte mir ein eigenes Bild von dem Geschehen in der Welt machen und keine vorherbestimmten Bilder und Meinungen übernehmen, dass Internet bietet mir dies alles.
Schlapphüte von dem BKA oder dem LKA sollen mir gestohlen bleiben. Mir ist es wichtig mich mit anderen im Internet auszutauschen, national wie international. Wenn ich über die Strassen gehe möchte ich nicht von einer Videokamera beobachtet werden, die mich zwingt daran zu denken, dass ich evtl. zum falschen Zeitpunkt an einem falschen Ort bin.
Und letztendlich will ich keinen Georg Orwell, keine Gestapo oder keine Stasi in meinem Land haben, nur weil es versäumt wurde eine gute Politik zu machen. Die alten Leute in der Politik kommen mit der heutigen Zeit nicht mehr mit, also versuchen sie diese Zeit zu unterdrücken. Ich will, dass die Menschen- und Bürgerrechte wieder in den alten Zustand gebracht werden. Das ist mir sehr wichtig.
Wenn ich das zu Ende denke, kommt für mich nur die Piratenpartei auf Bundesebene in Frage. Es sind junge Leute die was drauf haben, unverdorben wie damals die Grünen. In Berlin haben sie eindrucksvoll mit 165 Organisationen eine Demo gegen die Angstmacherei der Regierung hin gelegt. Die Grünen sind für mich im System angekommen, sie haben sich eingerichtet. Hamburg ist der Beweis dafür.
Vielleicht ändert sich ja noch was in den nächsten Tagen bis zur Wahl, wer weiß. Zumindest sollte die zweidrittel Mehrheit der großen Koalition gekippt werden, damit nicht noch mehr an unserem Grundgesetz rumgefummelt wird. Die etablierten Parteien sind auf jeden Fall im Moment nicht wählbar.
Jürgen Gerhardt
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