„Tschuldigung is’ hier noch frei?“ – MELEZ2010

[la] Wenn inzwischen auch der überwiegende Teil der Großveranstaltungen von RUHR2010 im Kulturhauptstadtjahr vorüber sind, so gibt es auch noch für das zweite Halbjahr eine Menge interessanter und absolut einmaliger Projekte, die wir unseren Usern wärmstens ans Herz legen können.

So möchte ich heute auf die anstehenden Veranstaltungen von MELEZ.2010 hinweisen, wo uns ausführliche Informationen in dieser Woche erreichten.

Diese Informationen gebe ich gern so weiter, wie sie uns zugegangen sind und gehe davon aus, dass für viele von Ihnen etwas dabei ist, was erlebenswert ist.

Linde Arndt für EN-Mosaik
und unsere RUHR2010-Freunde

 


Die Website zum Kulturhauptstadtprojekt MELEZ.2010 vom 2. bis 31. Oktober ist online und sucht mit „Tschuldigung is’ hier noch frei?“ spannende Lebensgeschichten.

Ein gold-petrol farbener Zug fährt im Oktober durch die Kulturhauptstadt. An Bord: Menschen von nebenan, Künstler aus aller Welt, Kulturschaffende aus der Region. Der Zug ist eine alte S-Bahn, besteht aus fünf umgestalteten Wagen und ist Bühne für das Kulturhauptstadt-Herbstfestival MELEZ.2010.
               

               
  Der MELEZ-Zug [Tanzcafé]                                                                              Foto: www.ruhr2010.de/melez  

Ab sofort bietet die Website einen umfassenden Überblick über das reichhaltige Programm – das erstmals auf der Schiene erfahrbar ist: www.ruhr2010.de/melez. Insgesamt 13 Zugfahrten auf Haupt- und Nebenstrecken, zehn Bahnhöfe und 21 Veranstaltungen im
Rahmenprogramm an 30 verschiedenen Spielorten stehen im Mittelpunkt des Festivals der Kulturen. Start ist am 2. Oktober in Duisburg, das Bergfest wird am 17. Oktober in Essen auf Zeche Zollverein gefeiert und das viertägige Finale findet vom 28. bis 31. Oktober in der Jahrhunderthalle in Bochum statt.

Aufwändig wurde der MELEZ-Zug in den vergangenen Monaten in Kooperation mit der Deutsche Bahn/ DB Regio NRW umgestaltet. Der Zug wird zum Symbol für Begegnungen und zum verbindenden Element in der Metropole Ruhr: Er bringt Menschen, Kulturen, Generationen und Städte zusammen und schlägt gleichzeitig eine Brücke nach Europa. Die ganze Vielfalt des Ruhrgebiets wird im MELEZ-Zug lebendig. Die mitreisenden Gäste dürfen genießen, gestalten oder mitmachen. Im Zug wird musiziert, erzählt, geschrieben und gesungen. Jede Fahrt ist anders. In allen Wagen gibt es individuelle Programme: im Bühnenwagen, im Weißen Salon, im Medienwagen, im Tanzcafé und im Salonwagen.

Für vier verschiedene Zugfahrten sucht das MELEZ-Team jeweils 20 Menschen aus der Metropole Ruhr, die Lust haben, mitzufahren und in einem 4-er Abteil aus ihrem Leben zu erzählen. Das Programm heißt „Tschuldigung is’ hier noch frei?“, die mitreisenden Gäste dürfen Platz nehmen und zuhören. Bei der Jungfernfahrt am 3. Oktober werden Menschen verschiedener Herkunft gesucht.

Erzählt werden sollen Geschichten über Arbeit und Familie, Sehnsucht, Hoffnung und Enttäuschungen, über Heimat und das Leben im Ruhrgebiet – kurz: über die ganz normalen Freuden und Leiden des Alltags von Menschen, die hier irgendwann ein Zuhause gefunden haben.

            
Rembetiko-Party / Foto: Yavuz Meyen
9. Oktober: MELEZ.Liebes-Express mit Thomas Bug
  Ensemble Noisten / Foto: Jens Möller
15. Oktober: Literarische Nachtfahrt

Bei der zweiten Fahrt am 8. Oktober steht Musik im Mittelpunkt. Musiker aus verschiedenen Ländern geben Einblick über ihr Verständnis von Musik, ihre Leidenschaft und u.a. den musikalischen Werdegang. Am 17. Oktober geht es um das Thema Bergbauhandwerk: Ehemalige Arbeiter aus verschiedenen Ländern erzählen von der Arbeit nicht unter, sondern über Tage und den ganz normalen
Alltag eines „Handwerkers“ von damals. Dabei interessiert sich MELEZ auch für das Leben der Frauen.

Bei der letzten Fahrt am 28. Oktober sollen junge Menschen aus Duisburg-Marxloh, der Dortmunder Nordstadt und anderen Quartieren, die MELEZ im Laufe des Festivals bereist hat, erzählen: vom Leben hier, vom Erwachsenwerden, von den Besonderheiten ihres Stadtteils und den Zukunftsträumen.

Weitere Informationen und Bewerbung unter: www.ruhr2010.de/melez oder per E-Mail an:
melez2010@ruhr2010.de.

Start des Ticketverkaufs im September. Pro MELEZ-Zug-Fahrt (252 Plätze) kosten die Tickets 12 und ermäßigt 10 Euro für die Veranstaltungen in allen Wagonen. Spielort: Bahntrasse zwischen Duisburg und Dortmund.
Alle Zugfahrten sind barrierefrei zugänglich bei Vorab-Anmeldung unter melez2010@ruhr2010.de.

 



Jede Vision braucht Menschen, die an sie glauben.

Die Kulturhauptstadt Europas RUHR.2010 dankt ihren Hauptsponsoren:
Deutsche Bahn AG, E.ON Ruhrgas AG, HANIEL, RWE AG, Sparkassen-Finanzgruppe

á la JACQUARD – Das Schiffchen fliegt, der Webstuhl kracht …

[la] Im Bereich "KUNST" und "KULTUR" erwartet nicht nur Ennepetal als Veranstaltungsort ein ganz besonderes Highlight.

Diese hochkarätige Veranstaltung wird unterstützt von RUHR2010 / Ennepe-Ruhr-Kreis / LWL [Landschaftsverband Westfalen-Lippe] / AVU / Sparkasse Ennepetal-Breckerfeld / Kreis Görlitz und Stadt Ennepetal.


Wen und was verbindet das Projekt?

„à la JACQUARD“ heißt das einzige Gemeinschaftsprojekt, das im Rahmen von RUHR.2010 nicht nur die beiden traditionsreichen Textilindustriegebiete an Neiße und Ruhr verbindet sondern auch internationale Dimensionen hat. Auf Initiative des Kreisheimatbundes Ennepe-Ruhr präsentieren polnische, tschechische und deutsche Kooperationspartner textilhistorische und zeitgenössische Reflexionen zur Erfindung des mit Lochkarten gesteuerten Webstuhls. [Quelle: http://www.alajacquard.com/]


                       
  Hier kommen Sie zum PDF-Flyer mit den Programmpunkten vom  4. 9.2010 bis 3.10.2010
 

So erfahren wir zur Ausstellung Alajacquard:

"Das Weberhandwerk war viele Jahrzehnte, früher als Kohle und Stahl für große Teile der Bevölkerung Haupterwerbsquelle. Joseph-Marie Jacquard – auf ihm beruht auch der Name des Projekts – erfand im 19. Jahrhundert die ersten lochkartengesteuerten programmierbaren Webstühle.

Es wurde möglich, Produktionsprozesse zu automatisieren. Damit war nicht nur der Grundstein zur Industrialisierung gelegt, sondern die Erfindung der Lochkarte ist auch ein wesentlicher Bestandteil der heutigen Computertechnik.

Wie viele technische Neuerungen verursachte diese neue Technologie einen gravierenden gesellschaftlichen Wandel: zunehmender Wohlstand auf der einen Seite, Elend und unvorstellbare Armut auf der anderen Seite waren die Folge.
Künstler und Literaten nahmen sich im Laufe der Geschichte dieser Thematik an und erhoben Anklage gegen die unwürdigen gesellschaftlichen Zustände der Weber.

Bei "Alajacquard" ist es wieder die Verbindung von Kunst und Handwerk, und nicht nur die bloße Demonstration historischer Elemente, durch die der Künstler und Initiator Prof. Bernhard Matthes, verhindern will, dass das " Leichentuch" für das Wissen um dieses altehrwürdige Handwerk gewebt wird. Künstler äußern in ihrer Sprache ihre Inspirationen, Illusionen oder Visionen zum Thema Textilherstellung durch Installationen und Kunstobjekte.

Auch die Oberlausitz und Schlesien gehören zu den Regionen, die mit langer Tradition stark durch die Weberei geprägt wurden. Viele Parallelen legten es nahe, gerade mit dem Landkreis Görlitz "an zu bandeln"; um ein gemeinsames großes Stück Geschichte nicht verloren gehen zu lassen.

Die künstlerische Inszenierung der Vergangenheit kann das Bewusstsein dafür schärfen, dass es unerlässlich für die Gegenwarts- und Zukunftsprobleme ist, das, was unser Leben so nachhaltig geprägt hat, in Erinnerung zu rufen und für die Nachwelt erfahrbar zu machen

Ulrike Brux"



    
Prof. Bernhard Matthes
Foto: Linde Arndt
  Auf den Seiten www.alajacquard.com heißt es u.a.:

"Im Industriemuseum Ennepetal werden sich die in Görlitz aufgegriffenen Facetten der Textilherstellung mit Schwerpunkt Ruhrgebiet spiegeln. Nach dem Start der Ausstellung im Jahr 2008 im Museum der Kreisstadt des Ennepe-Ruhr-Kreises „Haus Martfeld“ kehrt die Ausstellung am 4. September 2010 in das Ruhrgebiet zurück. Dort wird Professor Bernhard Matthes die in Görlitz noch an vier Standorten angesiedelte differenzierte Ausstellung zu einem komplexen und komprimierten Gesamtbild zusammenführen."

 

 

 


Allein die Eröffnung am 4. September 2010 von 17:00 bis 22.00 Uhr verspricht ein besonderer Kunstgenuss zu werden. Als weiteres PDF-Formular stellen wir Ihnen hiermit die Einladung zur Vernissage zum Download zur Verfügung.

 

Lassen Sie sich dieses Ereignis nicht entgehen.

Wir sehen uns?

 

Linde Arndt für EN-Mosaik aus Ennepetal


Ein Haar kann singen, faulendes Laub kann malen[ISEA)

[jpg] Unsere Kultur und damit die Künste überraschen uns immer wieder. Zeigen sie uns doch, dass unser Denken keine Grenzen kennt, ja, dass wir sogar in der Lage sind das Undenkbare zu denken – eines Tages. Als Leonardo da Vinci seine Maschinen skizzierte lächelten die Betrachter Jahrhunderte lang, heute sind diese Maschinen in unserem Alltag nicht mehr weg zudenken. Ein Helikopter ist ein alltägliches Fluggerät.

Und als Jules Verne mit seinem Kapitän Nemo in einem Unterseeboot die Tiefsee befuhr, nannte man es damals Phantastereien, spannend und unterhaltend. Unterseeboote gibt es inzwischen zu tausende und in einer Größenordnung und Leistungsfähigkeit die sich Verne so nicht vorgestellt hatte. Beide Männer hatten jedoch eines gemeinsam, sie waren Künstler und Genies die mit ihrer Phantasie und Kreativität ihrer Zeit weit voraus waren.

Nun, solche Künstler gibt es immer noch, es ist uns vorbehalten ihre Werke richtig einzuordnen. Nur wer von uns, wo wir dem alltäglichen, normalen anhängen, vermag die Genialität als solche zu erkennen? Staunend schauen wir zu und vermögen doch keine Einordnung vorzunehmen.

                                                                                                   
  vlnr.: Dr.Renate Buschmann, Prof.Ute Hörner, Dr.Georg Russegger,Karin Bellmann,Dr.Andreas Broeckmann, Stefan Riekeles
Foto: Linde Arndt
 

Erstmals ist  in Deutschland die ISEA (The International Symposium on Electronic Art), die alle zwei Jahre stattfindet, als Projekt der Kulturhauptstadt Ruhr 2010 im Ruhrgebiet.

Der WDR nannte es in seinen Nachrichten, "Kunst mit technischen Geräten", eine etwas unpassende Einordnung.
Das Gefrieren von Wasser wird in Klang übersetzt, der Zersetzungsprozess von Laub wird hörbar, menschliches Haar wird zu einer Soundquelle.

     

Verteilt über die drei Ruhrgebietsstädte Dortmund, Duisburg und Essen werden 29 Werke von 37 KünstlerInnen aus insgesamt 16 Ländern gezeigt. Der größte Teil der Werke wird im Museum für Kunst und Kulturgeschichte Dortmund  präsentiert. Die Arbeiten beziehen sich hier auf aktuelle Themen wie den Klimawandel, dekonstruierende Identitätskonzepte und alchemistische Experimente.
In Essen Pact Zollverein auf der Kleinen Bühne wird es umfangreiche Performance Programme geben. Im Dortmunder U gibt es die "Trust" Ausstellung.  "Trust" folgt den ästhetischen Fluchtlinien des Vertrauens, indem sie deren Status hinterfragt. Dialoge mit Maschinen und Medien und dem Publikum, eine triviale Situation, die uns aber immer wieder ein Dilemma vor Augen führen – Vertrauen zu den von uns geschaffenen Geräten.

"Heavy Matter" der Kunsthochschule für Medien Köln (KHM) im Westfalen Forum Dortmund  fragt nach der Wirklichkeit die von uns in den Medien wahrgenommen wird. Künstlerisch werden Erklärungen,Verlautbarungen,Verkörperungen aber auch wissenschaftliche Erklärungsmodelle erzeugt um die komplexe virtuelle Welt, unsere Welt, erfahrbar und greifbar zu machen.

"E-Culture Fair 2010"  Im Dortmunder U zeigt innovative Projekte von "Virtueel Platform" aus Amsterdam, "BAM"  aus Gent und dem Medienwerk NRW im Zusammenschluss mit ECCE. Inhaltlich werden hier die aktuellen Stände der künstlerischen Reflektionen im Bereich der Anwendungen des Digitalen abgebildet.

"Return of the Pilots" – in Duisburg-Ruhrort, Festivalzentrum treffen sich Künstler der Medienkunst im öffentlichen Raum.
Dieses Programm ist so vielseitig und vielschichtig: Es werden Konferenzen stattfinden, Keynotes und Workshops werden abgehalten.
Wir sahen in der Tat auf der Pressekonferenz die Eingangs beschriebenen Haare, das faulende Laub und das gefrierende Wasser. Das von uns Gesehene begeisterte, machte nachdenklich lud uns aber auch ein, sich näher auf die Werke einzulassen. Aus terminlichen Gründen konnten wir jedoch nicht alle Bereiche für uns erfahrbar machen.

Wie Programmdirektor Stefan Riekeles treffend formulierte: Es hat sich herausgestellt, dass im Bereich der Klangkunst und im Bereich von Ökologie und Klima tatsächlich einige der spannensten neuen Arbeiten entstanden sind, die wir im Rahmen der Ausstellung präsentieren können. Übrigens, auch die von uns Tag für Tag angefertigten Daten, die inzwischen ein Ausmaß angenommen haben, stellen das Klima vor Probleme. Ein Beispiel: Eine einzige Google Suchanfrage hat einen Verbrauch an Energie die vergleichbar mit dem Tagesverbrauch einer 60 Watt Lampe ist. Nachdenklich?

Die Austellungen gehen noch bis zum 29.August 2010, eine Programmübersicht haben wir
als pdf zum download bereitgestellt.
Weitere Informationen bietet die Internetsite http://www.isea2010ruhr.org/de/de.

Im Anhang haben wir noch einen Videoschnipsel und mehrere Bilder die wir in einer Galerie untergebracht haben.
Fotos © Linde Arndt

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Dortmund

 

OB Sauerland (CDU) Duisburg legt sich mit Blogosphäre an

[jpg] Der Duisburger Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU) hat die Gelegenheit verpasst sein Amt in Würde zu verlassen. Würde- und charakterlos steht er nun da. Und weil er auch gerade einer ganzen Stadt, also nicht nur der Stadtverwaltung vorsteht, so ist diese auch damit betroffen.

Die ehemalige evangelische Bischöfin Margot Käßmann hatte seinerzeit unter Alkoholeinfluss ihr Fahrzeug gesteuert und wurde dabei von der Polizei in einer Verkehrskontrolle einvernommen. Unumwunden gab sie ihr Versagen zu und trat, nachdem sie eine Nacht darüber geschlafen hatte, von allen ihren Ämter zurück (Wir schrieben darüber). Das nennt man würde- und verantwortungsbewusstes Handeln und es brachte Margot Käßmann von allen Seiten nur Achtung ein.

Nicht so Adolf Sauerland (CDU). Er und sein Umfeld spielen mit den Begriffen Schuld und Verantwortung und zwar schon so lange, bis die Begriffe gleichgesetzt sind.  Schuld hat Sauerland im juristischen Sinne nicht, noch nicht, denn dies muss erst ein Gericht feststellen, und nur Gerichte stellen dies in unserem Lande fest. Aber Verantwortung hat er für seine Stadtverwaltung, für seine Bewohner,  ja für seine ganze Stadt. Wolfgang Bosbach (CDU) nannte dies ein Privileg und führte Im ZDF bei Maybrit Ilner an: Ein solches Amt sei aber "nicht nur mit Würde, sondern gelegentlich auch mit einer Bürde" verbunden. Wie dem auch sei, der Zeitpunkt für Sauerland (CDU) ist verpasst. Seine ganzen Verdienste, und die hatte er, sind damit im Müll der Geschichte.

Aufklären will Sauerland nunmehr und hat sogleich von der Kanzlei Heuking, Kühn, Lüer & Wojtek aus Düsseldorf einen rund 300 Seiten starken Bericht plus Anhängen anfertigen lassen, die Sauerland und die Stadtverwaltung in einem milden Licht erscheinen lassen sollten.

Aus dem Dokument wurde immer mal wieder passagenweise zitiert, mehr nicht. Nun ging der Blogger Thomas Rodenbücher auf seinem Blog http://www.xtranews.de/ her und stellte diese Dokumente für jeden sichtbar ins Internet. Dies brachte den Aufklärer Sauerland (CDU) und seine Stadtverwaltung dazu, sofort durch die Kanzlei Heuking, Kühn, Lüer & Wojtek eine Unterlassungsklage vor dem Landgericht Köln erfolgreich durchzusetzen. Begründet wurde diese Unterlassungsklage mit dem Urheberrecht, was rechtlich sehr fragwürdig ist. Josip Sosic,  der Sprecher der Stadt Duisburg,  gab denn auch unumwunden auf telefonische Anfrage zu, dass diese Begründung etwas unglücklich wäre und die Stadt Duisburg heute die Begründung Datenschutz benennen würde. Denn in den anhängenden Dokumenten wären doch sehr viel Namen genannt worden.Thomas Rodenbücher nahm darauf die Dokumente vom Netz weil bei Zuwiderhandlung ein Ordnungsgeld von € 250.000,– drohte. Und wie das so in der Blogosphäre ist wurden die Dokumente auch gespiegelt, so dass diese Docs (4,5MB) auch nicht verloren gehen. [s.u.a. http://rs667.rapidshare.com/files/413506712/Loveparade.zip ]
Thomas Rodenbücher will dies aber so nicht stehen lassen und möchte dagegen vorgehen. Überschaubar würde ein Prozess rund € 7.500,– kosten und das ist zuviel für die Kasse eines Bloggers. Deshalb wird, auch von uns, zu Spenden aufgerufen. Der Spendenaufruf ist hier zu finden: http://www.xtranews.de/2010/08/18/spendenaufruf-xtranews-vs-adolf-sauerland/

Ich denke die € 7.500,– werden zusammen kommen. Es geht ja um nichts anderes als um unsere Demokratie und zu der gehört nun einmal transparentes Verhalten. Gemauschelt und vertuscht wird nur in totalitären Systemen.

Es geht aber noch weiter mit unserem OB Sauerland (CDU). Da der Rat der Stadt Duisburg sich nicht so recht über einen Antrag auf Abwahl einig wird, haben Duisburger Bürger eine Unterschriftenaktion gemacht und am 18.08.10 war es soweit. Die notwendigen Unterschriften sind zusammen um einen Bürgerantrag zur Abwahl des Bürgermeisters im Duisburger Rat auf die Tagesordnung zu setzen. Das dieses für den Rat der Stadt Duisburg beschämend ist, möchte ich hier nicht unerwähnt lassen. Der Antrag auf Abwahl wird wahrscheinlich durchgehen. Jedoch wird die eigentliche Abwahl, die ja immerhin 2/3 der Stimmen des Rates erfordert die Hürde nicht nehmen. Die CDU Fraktion hat heute durch einen Sprecher, Frank Heidenreich (42), Ratsherr und überregionaler CDU-Fraktionschef , erklärt, Landesinnenminister Jäger (SPD) solle doch stattdessen zurück treten.
Hört eigentlich die Verhöhnung der Opfer  nie auf, wie beschämend muss das noch werden?

Für die Stadt Duisburg kommt es aber noch schlimmer.
Eines der Imageprojekte, das MKM Museum Küppersmühle für Moderne Kunst gerät ins Trudeln, der Erweiterungsbau kann evtl. nicht fertig gestellt werden, es fehlen € 8 Mio.
Grund: Die Sponsoren wollen nicht mehr. Dadurch gerät die "Duisburger Gemeinnützigen Baugesellschaft" (Gebag) , die dadurch im Obligo steht in die Bredouille. Die Gebag, eine städtische Tochter, kann diese € 8 Mio. evtl. jedoch nur aufbringen indem sie Teile ihres Vermögens veräußert. Dies würde die Eigenkapitalbasis bedenklich schmälern.

An dieser Stelle möchten wir aber nochmals auf die klischeehafte Diskriminierung der Raver zurückkommen. Es ist schlicht und ergreifend Unsinn, wenn die konservative Masse der Gesellschaft die Raver als Drogensüchtige und Alkoholiker pauschal diskriminieren. Nach unserer eigenen Augenscheinnahme sind auf dem Gelände der Loveparade und im Umfeld nicht mehr an "Auffälligen" sichtbar gewesen als auf einem beliebigen Schützenfest oder einer Kirmes in den Städten – eher weniger. Aber ich habe jede Menge junge Menschen am Hauptbahnhof und in der Stadt gesehen, die versuchten ihre Eltern telefonisch zu erreichen um ihnen mitzuteilen, dass es ihnen gut geht. Allerdings war das Mobilfunknetz zusammen gebrochen. Davon wird nicht gesprochen.

Man muss die Technomusik nicht mögen, aber, wenn  ein Teil unserer Gesellschaft sie  mag, so mag ich nicht dagegen sprechen. Wenn die Welt nach der konservativen Gesellschaft ausgerichtet wäre, würden wir den ganzen Tag entweder Dieter Bohlen mit seinem Deutschland sucht den Superstar oder Am weißen Rössl am Wolfgangsee hören müssen. Mir würde vor dieser Welt grauen.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Ennepetal

                                                                                                                   Foto © Linde Arndt En-Mosaik

 

Langsam weicht die Lähmung im Zusammenhang mit der Loveparade Tragödie

 

– Ein Plädoyer –

[jpg] Während die Duisburger Verantwortlichen der Love-Parade noch immer  nach ihrer Verantwortung suchen und sie offensichtlich nicht finden wollen, hat der Geschäftsführer der Ruhr 2010 Fritz Pleitgen sich sofort der Situation gestellt und seine moralische Mitverantwortung erklärt. Dass die Veranstalter der Love-Parade und auch die Stadt Duisburg  durch ihr Verhalten die Würde und das Vertrauen in die Stadt Duisburg als auch in ihre Ämter verloren haben, scheint den Verantwortlichen vollkommen egal zu sein. Auch dass der Imageschaden der Stadt Duisburg immer größer wird geht den Verantwortlichen vollkommen ab.

Hier fragen wir uns immer noch was macht diese Tragödie mit den 21 toten jungen Menschen, den hunderten Verletzten und Traumatisierten für einen Sinn. Wir stehen immer noch fassungslos vor diesem unsäglichen Leid.

Wir haben nun eine ganze Zeit lang das Kulturhauptstadtjahr Ruhr 2010 begleitet und nur aus diesem Grund die Love-Parade in unsere Berichterstattung mit einbezogen. Die Euphorie, die uns durch die vielen schon erlebten Projekte durchdrang, ist einem Bewusstsein gewichen, welches  auch unsere Verantwortung im Zusammenhang mit der Tragödie widerspiegelt. Jeder muss mit seiner eigenen Schuld fertig werden, der mit dieser schrecklichen Tragödie zu tun hatte – auch wir. Es gilt aber nicht selber in tiefe Depression zu verfallen, dies nützt weder den zu Tode gekommenen jungen Menschen noch dem eigenen Leben. Die Trauerarbeit, und es ist verdammt schwer diese zu bewältigen, ist sicher bei den Meisten genau so wie bei uns noch nicht zu Ende Insofern sind wir noch nicht so abgeklärt, was wir auch während der Veranstaltung merkten. Aber muss man als Pressevertreter so abgeklärt sein um jederzeit den Handlungen und Geschehnissen  gewachsen zu sein die auf einen einwirken? Ich denke nein!  Wenn dem so wäre, so würden wir unser Menschsein verleugnen.

Der Gedanke des Kulturhauptstadtjahres sollte jedoch nach unserer Auffassung auf keinen Fall untergehen. Und das ist es, was uns wieder aufstehen lässt. Denn noch immer ist die Arbeit des Projektes "Metropole Ruhr" nicht beendet. Bis jetzt war es nur ein Impuls der durch die Vorkommnisse der Love Parade in Duisburg einen Schatten erhalten hat – dieser  wird auch niemals weichen.

Da scheint es vollkommen unverständlich zu sein,  wenn das Flagschiff der konservativen Presse die FAZ die Idee  des Kulturhauptstadtjahres, eine Metropole Ruhr mittels eines starken Impulses zu initiieren, angreift.

 So schreibt die FAZ in ihrem Artikel:

"Diese Tendenz der Europäischen Kulturhauptstadt Ruhr 2010, alles und jedes zu adoptieren und in ihr Programm aufzunehmen, ihr dadurch starker, ja bestimmender Zug ins Beliebige und Allesmögliche, die massive Ausrichtung auf populäre, massenkompatible Events und mithin große Besucherzahlen – diese einerseits facettenreiche, andererseits durch Überfülle kaschierte Konzeptionslosigkeit war von Anfang an der zentrale Punkt, auf den sich die Kritik am Programm der Kulturhauptstadt richtete.
Insbesondere an den vielen Großveranstaltungen, mit denen der Rekord von Liverpool 2008, als 9,7 Millionen Besucher gezählt wurden, geknackt werden soll, machten sich die Bedenken fest."

Diese Argumente sind zu vordergründig und durchsichtig als dass man sie so stehen lassen kann. Nun muss man wissen, dass die FAZ eine nicht unwesentliche Deutungshoheit darüber hat, was Kultur in Deutschland sein soll oder ist.  Aber – und das ist  das Wesentliche – die FAZ ist eben ein konservatives Blatt und für die Konservativen ist Kultur nur den Eliten vorbehalten. Die Love-Parade gilt den Konservativen jedoch als Proll-Veranstaltung und ist nicht wert erwähnt zu werden.

Kultur und damit auch die Kunst ist also grundsätzlich erst einmal elitär,  weil eben  nur dieser Bevölkerungsgruppe zugeordnet. Das wäre  also erst einmal eine einfache Erklärung. Was also will die FAZ mit diesem Angriff, oder sagen wir mal Seitenhieb, im Zusammenhang mit der Tragödie von Duisburg sagen?

1.    Ich denke für die FAZ gibt es in Deutschland Kulturmetropolen die keiner weiteren Metropole mehr  
       bedürfen. Die Metropolen sind: München, Frankfurt (Mainmetropole), Köln/Düsseldorf (Rheinmetropole),
       Berlin und Hamburg. Das Ruhrgebiet ist jedoch sicher auf dem Radar der FAZ eine "Malochermetropole"
       und so soll es wohl auch bleiben.
2.    Es spielen bestimmt auch gewisse Ängste der Kulturschaffenden eine Rolle. Denn der
       Kulturbetrieb, der auch ein Wirtschaftssektor ist, ist nicht vermehrbar. So versucht die FAZ diese
       Ängste zu transportieren und zu schüren.
3.    Kultur und damit auch die Kunst gehören konservativer Deutung nach nicht zum Massen-
       betrieb. Als Blaupause von konservativer und elitärer Kultur mögen die Festspiele in Bayreuth herhalten.
4.    Die "Arbeiter" sollen sich mit ihrem Broterwerb befassen, sich das Fernsehprogramm ansehen,
       bestenfalls Dieter Bohlen konsumieren – und darüber hinaus sich ihrem Schicksal ergeben.

Hiermit  lassen wir es einmal gut sein, wir wollen ja nur die Richtung des konservativen Denkens aufzeigen und nicht die ganze verfehlte Denke des konservativen Lagers abbilden. Nebenbei hat die konservative Presse seit Joachim Fest keinen wesentlichen, authentischen aber auch ernstzunehmenden Sprecher mehr hervor gebracht.

  Nun folgt die Frage, was kann oder will ein Kulturhauptstadtjahr erreichen und dies speziell auf die Ruhr 2010 bezogen?

Ist der Vorwurf der Beliebigkeit, der "Gigantomanie" und der Konzeptionslosigkeit berechtigt? Ganz bestimmt nicht, so meinen wir.

Die Ruhr 2010 wollte und will auf keinen Fall irgendwelche Besucherrekorde, wie Liverpool mit seinen 9,7 Millionen, brechen. Warum auch?

 v.l.n.r: Dieter Gorny  /künstlerischer Direktor der RUHR2010 GmbH
Fritz Pleitgen [Vorsitzender Geschäftsführer der RUHR 2010 GmbH] 
 
   

Abgesehen davon, dass die Besucherzahlen meistens Zahlen aus dem PR Bereich sind und niemals irgendwelchen Belastungen standhalten können. Wenn nun Fritz Pleitgen diese 9,7 Mio. von Liverpool erwähnte, so hat er das immer mit einem zwinkernden Auge getan. Die eigentliche Aussage in diesem Zusammenhang war jedoch, wenn Liverpool durch das Kulturhauptstadtjahr einen Strukturwandel erbringen konnte, so gelingt das sicher auch im Ruhrgebiet. Was ist also falsch an dieser ambitionierten Zielsetzung? Nochmals, die Zielsetzung heißt dem Strukturwandel einen starken Impuls zu verleihen.

Nun zu der Konzeption der Ruhr 2010 der Metropole Ruhr. Hier muss ich allerdings etwas ausholen.

Dem Kulturhauptstadtjahr 2010 liegt der Ausspruch von Karl Ernst Osthaus zu Grunde: "Wandel durch Kultur, Kultur durch Wandel" – eine Gleichung. Der Hagener Osthaus versuchte Anfang des vorigen Jahrhunderts die Tristesse des damaligen Ruhrgebiets mittels eines Kulturimpulses zu überwinden. Das Ruhrgebiet war damals das industrielle Herzstück Deutschlands. Aber es hatte einen Nachteil. Es hatte nur zwei Funktionen, Wohnen und Arbeiten, sonst gab es nichts. Die urbanen Ansiedlungen waren nur auf eines ausgerichtet, und zwar auf die Leistungserbringung im Bereich Kohle und Stahl. Köln und Düsseldorf waren die nächsten Kulturmetropolen. In Berlin war damals die Avantgarde der Kulturschaffenden anzutreffen. Osthaus, der als junger Mann ein nicht unerhebliches Erbe antrat, band in Folge Künstler an Hagen und Umgebung, indem er ihnen ein Leben und Wirken ohne Existenznöte anbot.

Seine Idee: Kultur und damit die Kunst sollten sich mit allen andern Lebensbereichen versöhnen und befruchten. Und zu diesen anderen Lebensbereichen gehörte eben auch die Wirtschaft, die ja Teil der gesamten Gesellschaft sein soll.

1901 gründete er das Folkwang Museum welches später nach Essen umzog, sich aber bis heute dem Gedanken Osthaus verpflichtet fühlt. Osthaus versuchte mit der Bindung von Kulturschaffenden ein Umdenken in der Gesellschaft zu erreichen. Die Baukunst sollte mehr dem modernen Gedanken der Funktionalität eines Gropius oder van de Velde verpflichtet werden. Die moderne Malerei wurde erst maßgeblich durch ihn unterstützt und auf den Weg gebracht.

Kurz, er wollte dass dieses kreative Schaffen auf die anderen Lebensbereiche abfärbte, was es ja auch tat. Der "Hagener Impuls" ist noch heute ein fester Begriff in der Kunstgeschichte. Sein Wirken beschränkte sich aber nicht nur auf Hagen, vielmehr weitete er seine Aktivitäten auf das Rheinland aus und wusste sich auch in der Kulturmetropole Berlin Geltung zu verschaffen. Er formte den damaligen Ort Hagen zu einem kleinen Zentrum neben Berlin um. Leider kam der erste Weltkrieg und der viel zu frühe Tod Osthaus dazwischen, so dass dieser Impuls eben nur ein Impuls blieb. Es fehlte die Nachhaltigkeit und Verstetigung dieses Impulses. Die Frage, was geschehen wäre wenn Osthaus länger gelebt  und sein Wirken fortgesetzt hätte, musste sich jedem stellen, der die Aktivitäten von Osthaus studiert hatte.

Und das ist es was die "Macher" der Ruhr 2010 sicher bewegt hat, denn warum sonst sollten sie den Ruf Osthaus "Wandel durch Kultur, Kultur durch Wandel" als ihr Credo ausgewählt haben?


Gasometer Oberhausen
   Seit 2006, als Essen und damit die Ruhrregion den Zuschlag für das Kulturhauptstadtjahr bekommen hatte, befindet sich die Ruhrregion in einem dramatischen Strukturwandel.

Viele Städte arbeiten mit einem so genannten Nothaushalt. Eine Perspektive, dass es wieder aufwärts geht, ist bis heute nicht in Sicht. Deutschland hat im Gegensatz zu Frankreich keine nennenswerte Industriepolitik vorzuweisen. Deutschland hat es ja immer abgelehnt Industriepolitik zu betreiben. Kohle und Stahl sollten verschwinden oder sind bereits verschwunden. Andere Länder, wie Australien Indien, China fördern und produzieren wesentlich billiger.

Die Folgekosten, die durch die Beseitigung von den nun bestehenden Industrieansiedlungen entstanden, überforderten und überfordern die Kommunen. Haushaltsmittel der Kommunen sind auf Jahre in diesem Bereich gebunden und erschweren eine neue andere Wirtschaftspolitik. Erschwerend kam hinzu, dass die Ausgaben im Sozialbereich explodierten. Dies zwang die Kommunen dazu andere Bereiche zu vernachlässigen und das seit Jahren.

Der Ansatz einer tiefen Depression im Ruhrgebiet machte sich breit. Rund 5 Mio. Menschen leben mit einer Arbeitslosenquote von teilweisen 25% und mehr ohne Perspektive. Berlin investiert in die Zentren des Ostens, die Ruhrstädte müssen sogar noch in den Solidarfond für den Osten mit einzahlen. So dauerte es Jahre bis der Bund und das Land NRW mit dem Förderprojekt "Stadtumbau West" etwas für die Städte des Ruhrgebietes auflegten.

Es musste also eine andere Art der Motivation in der Ruhrregion Einzug halten, bevor die Depression sich manifestieren würde.

65% der Wirtschaft ist Psychologie und zur Psychologie gehören nun mal die Motivation und damit die Bewusstseinsschaffung. Und darauf zielt das Konzept der Ruhr 2010 ab.

Das Selbstbewusstsein und damit die Stärke der Region Ruhr, jetzt Metropole Ruhr,  sollte ans Tageslicht gefördert werden. "Wo das geht (Kohle und Stahl), geht noch mehr", einer der Slogans der Ruhr 2010.

Rund 300 eigene Projekte hat die Ruhr 2010 angestoßen. Hunderte andere Projekte wurden unter das Label der Ruhr 2010 gestellt. Es wurde ein riesiges Netzwerk über 53 Städte gespannt, aber nicht nur das, es wurden auch noch die ausländischen Partner mit ins Boot geholt. Und das Wesentliche, die Kommunikation und Kooperation zwischen den Städten wurde befeuert. Innerhalb eines viertel Jahres war das Label Ruhr 2010 ein fester Begriff. War Anfang des Jahres 2010 noch eine kritische Grundhaltung bei vielen Stadtoberen zu konstatieren, so wich diese Grundhaltung zunehmend einer positiven Einstellung des "Wir schaffen das".

Es ist ja auch alles in der Metropole da, es gibt Museen, Opernhäuser, herausragende Künstler, Ideen zu Hauff, Kultur in der Nische aber auch Kultur von Weltrang. Es musste nur sichtbar gemacht  und die Eigenständigkeit der Metropole herausgearbeitet werden. Die Region ist ja ein riesiges Ballungsgebiet, wo die einzelnen Städte bestenfalls als Ortsteile durch die Bevölkerung wahrgenommen werden.

Auch die fehlenden Traditionen wurden wieder belebt: Staunend erfuhr der Besucher, dass die Region wesentlich mehr Burgen und Schlösser auf ihrem Gebiet hat als es anderswo der Fall ist. Die Ruhr 2010 brachte Leuchttürme ins Bewusstsein der Öffentlichkeit, wie den Day of Song, Schachtzeichen oder auch das Still Leben bei der die A40 auf einer Länge von 60 km gesperrt wurde und die Alltagskultur ihre Bühne fand. Aber es fanden auch kleinere Projekte nach vorne, wie das Ruhratoll, 2-3 Strassen oder Element X, die sowohl einem ausgesuchten Publikum und auch dem Massenpublikum einen Kunstgenuss verschafften. Aber nicht nur Kunstgenüsse alleine, sondern auch bewusstseinsbildende Impulse gab es, die zu neuer Stärke führen können. Können ist das richtige Wort, denn einen Garantieschein kann die Ruhr2010 nicht geben.

Die Folge: Viele große Firmen bekannten und bekennen sich zu der Ruhrregion und kündigten Investitionen oder ihre Investitionsbereitschaft an. Firmen die im Begriff waren weg zu ziehen, blieben. Denn wo kreative Menschen sind, sind innovative verwertbare Errungenschaften nicht weit, kurz, die klimatischen Bedingungen haben sich grundlegend geändert oder befinden sich  in Änderung. Diese an allen Orten stattfindenden Impulse können und sollen zu einer größeren Bewegung werden, die letztendlich zu der angedachten Metropole Ruhr führen sollten.

Und dann war da noch die Love Parade. Bochum hat sie im vorigen Jahr aus sicherheitstechnischen Gründen abgesagt, wofür die Stadt öffentlich gesteinigt wurde. 2010 war Duisburg dran, so war es abgemacht.

Der Polizeipräsident von Duisburg Cebin sah erhebliche Sicherheitsprobleme, was in Duisburg auch für vielen Diskussionsstoff sorgte. Bis Februar 2010 war nicht sicher ob die Love Parade in Duisburg stattfinden  könnte. Die Ruhr 2010 hat mit Pleitgen und Gorny sicherlich motivierend eingegriffen, indem sie den Stadtoberen Mut machte dass sie es schaffen würden. Nur haben sie sicher niemals den Sicherheitsaspekt zur Disposition gestellt. Vielmehr werden sie von einer soliden und seriösen Planung ausgegangen sein. Die Ruhr2010 vertraute der sachlichen und fachlichen Kompetenz der Kommunen und war von der Leistungsfähigkeit derselben überzeugt – wie denn sonst. Und die Love Parade ist ein Format das viele jungen Menschen aus aller Welt anspricht. Techno ist nicht jedermanns Geschmack, es ist aber eine Ausdrucksform der Jugend, wie eben ihre Väter dem Rock, Folk oder Jazz als Jugendliche anhingen.  Ich denke da an die Flower Power Bewegung der 68er.  Analog ist die Love Parade ein fester Bestandteil im Kulturbetrieb der Jugendlichen von heute.

Was lag da näher als ihr das Label der Ruhr 2010 zu geben? Seht her auch für die Jugend hat unsere Metropole Ruhr etwas, ihr braucht nicht zu gehen, könnte das Signal lauten. Denn zurzeit gehen die jungen Menschen aus der Region aber auch aus Deutschland. Ein nicht zu übersehender Aderlass.

Und dann die Tragödie mit ihren 21 Toten und den vielen Verletzten und Traumatisierten.
Mit aller Wahrscheinlichkeit wird diese Tragödie auf krasse Planungs-, Organisations- und Führungsfehler zurück zu führen sein. Sicherheitseinwände wurden nicht in die Planung mit einbezogen, oder es wurde zu sehr einem euphorischen Gefühl nachgegangen und der finanzielle Aspekt überwiegte, was letztendlich zu einer Selbstüberschätzung oder auch Fehleinschätzung führte. Das  ist zu diesem Zeitpunkt aber mehr ein spekulativer Erklärungsversuch.

Aber rechtfertigt das den Vorwurf der Gigantomanie oder Konzeptionslosigkeit? Nein! 

Soll man jetzt die Idee des Kulturhauptstadtjahres begraben? Um Gottes Willen, nein!

Denn eines ist sicher, der strukturelle Wandel muss in der Ruhrregion beschleunigt werden, und das ist unter Politikern aller Parteien unbestritten.

Nur die Wege zu einem nachhaltigen Strukturwandel sind strittig. Und weil der Streit schon lange andauert, dauert auch der notwendige Wandel an.

Wandel muss aber, wenn er wirksam sein sollte, auch die gesamte Region durchdringen und zwar schnellstens, nicht erst wenn der letzte das Licht ausmacht. 

 
Bild oben: Schurenbachhalde

Nur wie ist der Wandel finanzierbar, wenn die Kassen der Kommunen, des Landes als auch des Bundes leer sind? Auch hier greift das Konzept des Kulturhauptstadtjahres, indem es die Städte zur Zusammenarbeit ermuntert – Stichwort interkommunale Zusammenarbeit. Aber auch die internationale Zusammenarbeit soll aktiviert werden, indem Städtepartnerschaften mit in die Projekte einbezogen werden. Große hier ansässige Firmen, wie RWE, EON, Schenker, Haniel, Edeka oder der Deutsche Sparkassen und Giroverband, haben sich gerne mit einbeziehen lassen. Aus dem Impuls ist eine Bewegung geworden. Die Kreativität der Kunst bewegt eine ganze Region und befeuert ihren Wandel.

Mitte des Jahres konnte man feststellen, es findet ein Übergang zu mehr Nachhaltigkeit statt. Aber es sind noch viele Stellschrauben zu drehen um diesen Wandel auf einen guten Weg zu bringen. Unter anderen die Einsicht und die Erkenntnis der Ruhrgebietskommunen, dass nur das gemeinsam abgestimmte Handeln der einzelnen Kommunen als auch der ganzen Region einen Gewinn bringen kann. Und dieser Gewinn heißt einen Weg aus dieser strukturellen Krise zu erreichen. Gewinnen werden alle Kommunen dadurch. Und, was wichtig ist, die Selbstständigkeit der Kommunen steht hierbei nicht zur Disposition.

Bis jetzt hat die Politik diesen ganzen angeworfenen Prozess der Ruhr 2010 positiv begleitet und ich denke sie wird  diesen Prozess weiter begleiten, obwohl ein Wechsel in Düsseldorf stattgefunden hat. Und wenn die Macher der Ruhr2010 es schaffen den Impuls umzuwandeln und eine Verstetigung zu erreichen, was spricht dann gegen eine Metropole Ruhr gleichberechtigt neben den anderen Metropolen? Nichts! Denn die neu geschaffene Metropole Ruhr könnte Signal für andere ehemalige Industriegebiete sein – eine Umwandlung ist zu schaffen.

Das Malocher- und Schmuddel-Image haben wir in den vergangenen 6 Monaten schon etwas abgelegt, nun sollten wir uns aufmachen das  Image einer Region der Kreativen zu bekommen, aber auch einer Region, die sich aufmacht sich am eigenen Schopf aus der Krise zu ziehen.

Und was die PR Zahlen betrifft, vielleicht wird die Metropole Ruhr nur 9,6 Mio Besucher haben. Na und, so sind wir halt nur zweiter im Besucher- Ranking, Hauptsache die Metropole Ruhr ist auf dem richtigen  Weg.

Langsam weicht die Lähmung die die Tragödie der Love Parade mit ihrem unsäglichen Leid in mir erzeugt hat.

Vielleicht sollten wir die Love Parade Tragödie wie eine Bergwerkskatastrophe mit vielen Toten behandeln, zu diesem Zeitpunkt vielleicht  ein fragwürdiger Gedanke so meine ich.

1925 kamen auf der Zeche Minister Stein in Dortmund 136 Bergleute bei einer Schlagwetterexplosion ums Leben. Diese Schlagwetterexplosion wurde durch eine Sprengung ausgelöst die nur unzureichend erprobt war. Danach wurden umfangreiche Vorschriften erlassen, die solch ein Unglück nicht mehr zu ließen oder zumindest einschränkten.

Innenminister Ralf Jäger hat solche Vorschriften für Großveranstaltungen öffentlich angedacht und angekündigt.

Unsere Väter sind trotzdem nach solch einer Katastrophe mit einer tiefen Traurigkeit wieder in den Berg eingefahren und haben weiter gearbeitet. Doch sie haben die Toten und Opfer nie vergessen.

Wie sangen die Toten Hosen in einem Lied:

                                           Steh auf, wenn du am Boden bist!
                                                   Steh auf, auch wenn du unten liegst!
                                                            Steh auf, es wird schon irgendwie weiter gehn!

Handeln wir danach: Stehen wir auf, ich zumindest will aufstehen.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Ennepetal
 
                                                                                                                 [Bildmaterial: © Ruhr2010 Pool und Linde Arndt]

Bewältigung der Trauer nach dem Loveparade-Unglück

Von der Evangelischen Kirche im Rheinland – Landeskirchenamt – Präsidialkanzlei – erhalten wir soeben folgende Mitteilung mit der Bitte um Veröffentlichung:

 

"Stiftung Notfallseelsorge unterstützt Angehörigentreffen und Besuche

Schock, Fassungslosigkeit, Entsetzen. Die erste Woche nach dem Unglück auf der Loveparade war geprägt vom Schmerz und der Trauer der Angehörigen, dem extremen Leid der an Leib und Seele Verletzten. Mit einem Ökumenischen Gottesdienst war ein erster Trost möglich. Nun gilt es vorrangig, die seelische Not und die materiellen Härten dieses Unglücks für die Betroffenen gemeinsam in den Blick zu nehmen. Angehörige der verstorbenen und verletzten Opfer, Ersthelfer und Augenzeugen benötigen dringend hilfreiche Gesprächsangebote und materielle Hilfen. Dazu braucht es neben kirchlicher auch bürgerschaftliche Hilfe.

„Nach den Tagen großer Anteilnahme und tiefen Mitgefühls mit den Opfern gibt es viele Menschen, die bereit sind, Ihren Worten und Gesten weitere handfeste Taten folgen zu lassen“, sagt Petra Bosse-Huber, Vizepräses der Evangelischen Kirche im Rheinland: „Die Stiftung Notfallseelsorge bietet solch eine Möglichkeit gezielter und unbürokratischer Hilfe an. Hier finden Menschen Unterstützung, denen Halt und Sicherheit in ihrem Leben durch die Katastrophe bei der Loveparade grausam zerschlagen worden sind. Helfen Sie mit, dass diese Menschen nicht allein gelassen werden.“

Die Stiftung Notfallseelsorge unterstützt die Verarbeitung der Katastrophe, indem sie Angehörigentreffen und seelsorgliche Besuche anbietet.

Spendenkonto: 112 112 112 0, KD-Bank Dortmund (BLZ 35060190)
Geschäftsstelle: Akazienstr. 22, 53859 Niederkassel
www.stiftung-notfallseelsorge.de
"

Ich wollte bei der Love Parade nicht funktionieren …

[jpg] Der Trauergottesdienst ist vorbei. Ist dann auch die Trauer vorbei? Nein!
Als ich vorgestern meine Tochter und meinen Schwiegersohn traf und bei beiden ein Lächeln über das Gesicht ging, ging auf einmal ein Glücksgefühl durch meinen Körper. Ein Glück sie gibt es noch. Wie mag es anderen Eltern, Geschwistern, Ehepartnern gehen, die dieses Lächeln nicht mehr sehen können, weil ihre Lieben zu Tode kamen? Es überfällt einen ein tiefes Gefühl von Trauer je näher man an diesem Unglücksort war.

Jeder trauert für sich alleine, es ist ein persönliches intimes Erleben wofür es kein Rezept gibt, wir werden einfach mit diesem Trauerprozess konfrontiert.

.

So fand sich in der Salvatorkirche in Duisburg eine Woche nach dem Unglück eine Trauergemeinde aus einem weiten Kreis von Betroffenen als auch der Politik ein um ihrer Trauer Ausdruck zu verleihen.

Der Präses der evangelischen Landeskirche im Rheinland, Nikolaus Schneider, nannte diese Love Parade einen Totentanz und mahnte Verantwortung von denen an, die dieses Unglück zu tragen haben. Und er konstatierte: "Stärker als der Tod ist die Liebe von uns Menschen zu einander".

 
   

Ruhrbischof Dr. Franz-Josef Overbeck sah uns als Menschen, die von einem Moment ihres Lebens zum anderen in Extremsituationen stehen. Jung, dynamisch und lachend, es wird alles gut gehen. Und dann? Katastrophe die alle unbarmherzig in ein großes Leid stürzt – so zerbrechlich ist unser Leben. Und so kommt auch er in seiner Predigt zu dem Schluss: "Die "Loveparade" ist vor einer Woche an ein schreckliches Ende gekommen.
Es ist schwer mit dem zu leben, was geschehen ist.

Und doch bleibt etwas und geht weiter, was auch der Name der "Loveparade" zum Ausdruck bringt: die Liebe".

Ministerpräsidentin des Landes NRW Hannelore Kraft war sichtlich bewegt in ihrer Rede.
"Diese Trauerfeier kann Trost spenden, nur sie kann keinen endgültigen Schlussstrich ziehen. Viele benötigen auch weiterhin unseren Trost."
Und so wandte sie sich besonders an die Gruppe der vielen Helferinnen und Helfer als auch der Ordnungskräfte, die bis an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit gegangen waren. Sie hielten aus, stützten und waren unter Hintenansetzung ihrer eigenen Gefühle gefordert. Und dann war da noch eine Gruppe, sie wollten nur feiern und sahen sich urplötzlich von einem Moment zum anderen der Katastrophe ausgesetzt. Auch sie waren es die halfen, die Menschen die der Ohnmacht nahe waren stützten, die Wasser zum Trinken reichten damit niemand kollabierte oder die nur ihre Hand reichten obwohl sie selber in Nöten waren. Es waren die stillen Hilfen die beweisen – wir stehen uns alle doch so nahe.

Dieses Ereignis  gipfelt in der Bitte eines Vaters an die Ministerpräsidentin einmal unser Wertesystem zu überdenken; denn das Wohlergehen und die Sicherheit jedes Einzelnen sollte immer im Vordergrund stehen. Und wenn das dadurch bedacht würde hätte der Tod seiner Tochter wenigstens doch einen Sinn.

Frau Kraft  beendete ihre Trauerrede damit, dass sie den Trauernden zu rief  "Öffnen auch Sie Ihre Herzen und lassen  Sie sich  von anderen helfen. Sie sind nicht allein."

Damit endete der oekomenische Gottesdienst.

Was bleibt? Nun ich will auch weiter nicht funktionieren. Pressevertreter zu sein kann für mich nicht bedeuten meine Gefühle zur Gänze zu unterdrücken. Wenn ich morgen noch mal in die Situation kommen sollte zu entscheiden ob ich auf den Auslöseknopf der Kamera drücken sollte oder die Hand zur Hilfe zu reichen, so würde ich weiterhin die Hand zur Hilfe reichen.

Und meine Wut? Die richtet sich gegen die, die immer noch nicht in der Lage sind Verantwortung zu übernehmen. Gestern erfuhr ich aus Landes CDU Kreisen, dass der Rücktritt von Oberbürgermeister Sauerland (CDU) nicht in das Konzept der strategischen Überlegungen der Partei passen würde.Wie erbärmlich.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik

                     

 

Rücktritt von OB Sauerland (CDU) in Duisburg?

[jpg] Immer lauter werden die Stimmen der Oberbürgermeister von Duisburg, Sauerland (CDU), soll mit seinem Rücktritt die Verantwortung für die LoveParade übernehmen. Sauerland hat sich in seinem Rathaus verbarrikadiert und ist zu keiner Stellungnahme mehr bereit.

Sowohl die Ministerpräsidentin des Landes NRW, Hannelore Kraft (SPD) als auch der Innenminister des Landes NRW Ralf Jäger (SPD), verstärken diese Forderung. Parteifreunde des OB Sauerland, wie  Wolfang Bosbach (CDU) sehen auch die politische Verantwortung beim OB. Kategorisch lehnt Sauerland dieses Ansinnen jedoch ab.

Nur hat man bedacht, ein Rücktritt von einem gewählten OB ist in unserem System überhaupt nicht vorgesehen. Tritt Sauerland zurück, käme das einer außerordentlichen Kündigung gleich und er würde sämtliche Pensionsansprüche aus seinem Amt verlieren. In unserer heutigen materiellen Zeit wäre das ein erheblicher Verzicht, immerhin auf rund € 10.000,–. Dies wird  Sauerland sicher umtreiben, denn als ehemaliger Lehrer wird er bestimmt in seinem Alter  nicht sofort einen neuen Job bekommen. Angesichts dieser Tragödie hört sich das eher frivol an, es ist aber so.

Nur, die Frage ist jedoch, was macht die Politik? Wie geht sie mit dem Problem um?
Die Opfer -allesamt – haben ein Recht auf ein eindeutiges Signal:
"Ich übernehme die Verantwortung für dieses Desaster!"  Verantwortung heißt
aber nicht in diesem Falle ein Schuldeingeständnis, welches gerichtlich verwertbar
ist. Dieses obliegt einem ordentlichen Gericht, eine Schuld zu zuweisen mittels Gerichtsurteil.
 

   OB Adolf Sauerland

  In diesem Zusammenhang sollte man die Blicke auf den Rat der Stadt Duisburg lenken, denn der hat es in der Hand, sowohl den OB Sauerland, den Ordnungsamtsleiter Rabe als auch den kommissarischen Polizeipräsidenten von Schmeling zum "Teufel" zu jagen. Von diesem Rat der Stadt Duisburg hört man jedoch keinen Ton.  
Rechtsdezernet
Wolfgang Rabe
      Polizeipräsident Detlef von Schmeling

Es ist schon fraglich wie die Landes SPD mit ihrer Ministerpräsidentin und dem Innenminister einen Rücktritt des OB fordern, die SPD Mehrheit im Rat der Stadt Duisburg keinen Antrag auf Abwahl nach der GO formulieren wollen. Denn in der Gemeindeordnung (GO) ist das Prozedere einer Abwahl klar formuliert. Und mit einer Abwahl behält der OB für die gewählte Zeit seinen Anspruch auf Entgelt.

So bleibt wie immer ein bitterer Beigeschmack, wenn die Politik auf der einen Seite etwas fordert aber auf der anderen Seite nichts unternimmt um diese Forderung Realität werden zu lassen. Denn es ist doch anscheinend offensichtlich, dass OB Sauerland keinen finanziellen Nachteil erleiden will.

Während der Finanzkrise haben wir gesehen wie schnell die Politik reagieren kann. Warum nicht hier? Wo die Opfer doch endlich einen Verantwortlichen sehen wollen. Wie gesagt es geht um die politische Verantwortung, nicht um ein gerichtlich verwertbares Schuldeingeständnis. Und diese politische Verantwortung hat etwas mit der Würde dieses Amtes aber auch der Stadt zu tun.

Es wird Zeit, dass sich der Rat der Stadt Duisburg mit einer Dringlichkeitssitzung zusammenfindet um solch einen Antrag zu formulieren. Die Trauerfeierlichkeiten haben noch nicht begonnen.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Ennepetal

 

Ist der Veranstalter an der Tragödie Loveparade 2010 in Duisburg schuld?

[jpg]  Es war eine Pressekonferenz angesetzt, welche die Informationen zur Tragödie der Duisburger Love Parade liefern sollte, womit der Anspruch der Öffentlichkeit befriedigt werden sollte, also Aufklärung.

          

         

Was heraus kam ist eine uneingeschränkte Ehrenerklärung des Innenministers Ralf Jäger(SPD) gegenüber seiner Polizei.
Der Innenminister des Landes NRW, Ralf Jäger, und der Polizei-Inspekteur NRW, Dieter Wehe brachten nur wenig Neues und Erhellendes, was nicht schon bekannt war.

Neu war, dass der Veranstalter der Loveparade, die Lopavent GmbH, am Unglückstag schon um 15:30 Uhr die Polizei um Hilfe ersucht hatte.  In diesem Gespräch soll der Veranstalter gesagt haben:"Ich habe meine Veranstaltung nicht mehr im Griff, bitte helft mir." Somit hätte der Veranstalter schon zu diesem Zeitpunkt die Kontrolle über die Loveparade Veranstaltung verloren gehabt. Die Polizeibeamte schritten auch daraufhin sofort ein.  Um 17:02 Uhr wurde das erste Opfer gemeldet, zu dem Zeitpunkt waren die ersten Polizeibeamten bemüht Herr über das Chaos zu werden. Warum hat man nicht sofort die Veranstaltung geregelt aufgelöst. Denn das Konzept, welches ja als Bedingung der Genehmigung der Veranstaltung zu Grunde lag,  des Veranstalters war nunmehr hinfällig und die Veranstaltung damit illegal.

Zur Ursache der Tragödie wurde im Pressegespräch die Rampe herangezogen. An der oberen Stelle, also auf der Kuppe der Rampe, blieben die Leute einfach stehen, weil direkt vor ihnen die Floats vorbei fuhren, dieses löste den Rückstau aus. Die vom Veranstalter zugesagten Pusher, welche die Menge in das Gelände herein drücken sollten, waren nicht vorhanden. Auch die zugesagten 150 Ordnungskräfte des Veranstalters wurden nur teilweise bemerkt. Durch den Stau entstanden Ängste die zu panischen Reaktionen führten. Ziel dieser Reaktionen waren drei Punkte, der Container, die Lichtmasten und die zuerst gesperrte kleine Treppe. Der Druck auf die Treppe war so groß, dass auch dort die meisten Menschen erstickt, sprich mit eingedrücktem Brustkorb aufgefunden wurden. Eingesetzte Polizeibeamte versuchten als Kette die Menschen von der Rampe abzudrängen, was allerdings nicht gelang. Die Kette wurde durch die Menschenmassen gesprengt.

 

Lassen wir das mal so stehen.
Polizei-Inspekteur NRW, Dieter Wehe, erörterte, dass die Polizei nur für den nicht gekennzeichneten Veranstaltungsbereich zuständig gewesen sei, alles andere sei im Verantwortungsbereich des Veranstalters.
Die folgenden Fragen wurden jedoch leider wieder nur unzureichend beantwortet.

1.    Der ehemalige Polizeipräsident Rolf Cebin sollte sich massiv in 2009 gegen die Veranstaltung (a) aus Sicherheitsgründen und (b) weil keine geeigneten Flächen im Stadtgebiet vorhanden gewesen wären, ausgesprochen haben.
2.    Warum die Stadt Duisburg die Loveparade nach einer sicherheitstechnischen Prüfung nicht genauso wie Bochum die Veranstaltung abgesagt habe.
3.    Warum der kommissarische Polizeipräsident von Schmeling nicht Manns genug war seine angeblichen Bedenken in eine Verweigerung umzuwandeln? Er hätte ja auch den Innenminister anrufen können.
4.    Warum erst um 9:00 Uhr des Veranstaltungstages die Genehmigung für die Loveparade Veranstaltung der Polizeicvorgelegen habe.
5.    Als um 15:03 Uhr das Ordnungssystem des Veranstalters zusammenbrach, wusste die Polizei nicht die Veranstaltung aufzulösen. Obwohl durch diesen Zusammenbruch nunmehr ein erhöhtes Gefährdungspotenzial  vorhanden war.
6.    Wieso keine Kommunikation zwischen den einzelnen Gruppen vorhanden war. So war immer wieder zu beobachten, dass Beamte auf sich alleine gestellt waren. Auch klappte die Kommunikation von Polizei zu den Rettungskräften und den Ordnern im Bereich der Veranstaltung nicht. Es gab keine gemeinsame Leitstelle. Das Argument, man hätte ja über Handy kommunizieren können, ist wohl aus der Luft gegriffen wenn die Mobilfunknetze zusammen nur zeitweilig einsatzbereit waren.

   
  v.l.n.r:   Polizei-Inspekteur NRW, Dieter Wehe /  Innenministers Ralf Jäger(SPD)  

                    
Sämtliche Informationen hatte man sich von der Duisburger Polizei geholt, die ja schon zu Anfang offenbar nicht die Übersicht hatte. So hielt sich zunächst bis nach der am Sonntag einberufenen Duisburger Pressekonferenz die Darstellung der Polizei, sämtliche Opfer wären durch Stürze zu Tode gekommen. Es wurde immer der Eindruck von der Duisburger Polizei erweckt, die Raver wären an ihrem Tod selber schuld.

Der Veranstalter ist von 1 Mio Besuchern ausgegangen, was die Polizei nicht in ihre Planung mit einbezog, vielmehr hatte die Polizei 500 Tsd. veranschlagt. Über Hubschrauber hat die Polizei im ganzen Stadtgebiet angeblich jedoch nur 300 Tsd. ausgemacht. Der Loveparade Veranstaltungsot war jedoch nur für 250 Tsd. zugelassen. Aus diesem Grunde sah man auch die eingesetzten 4.000 Beamte als ausreichend.

Wenn man bedenkt, dass nunmehr bis heute 21(Heute starb eine junge Frau) junge Menschen zu Tode kamen und hunderte Verletzte und traumatisierte Jugendliche aus der Veranstaltung hervor gingen, so ist es doch mehr als bedenklich, wenn auch heute noch niemand zumindest die moralische Verantwortung übernehmen will. Die Polizei wäre gut beraten, wenn auch sie ihren Part an moralischer Verantwortung übernehmen würde. Nicht die einzelnen Beamten die auf dem Gelände sich um die Raver mühten um weiteren Schaden von ihnen abzuwenden, die sind bis an ihre Grenzen gegangen. Nur die Führung der Polizei hatte offensichtlich kein Konzept wie man dieser Katastrophe Herr werden konnte.

Es bleiben viele, viele Fragen offen, die auch hier auf Grund der laufenden Ermittlungen nicht beantwortet wurden. Das schwarze Peter Spiel geht also unvermindert weiter.

Was bleibt? Es bleibt ein mulmiges Gefühl. Und ein deutscher Beamter hat schon seine Probleme mit der Moral und der Verantwortung. Das haben die Eltern der Verstorbenen und Verletzten sicher nicht verdient.

Jürgen Gerhardt von EN-Mosaik
aus dem Düsseldorfer Landtag

 



Telefonseelsorge und Landschaftsverband sind Ansprechpartner

(pen) Menschen aus dem Ennepe-Ruhr-Kreis, die die tragischen Ereignisse der Loveparade am vergangenen Samstag in Duisburg miterlebt haben und Hilfe suchen, können sich rund um die Uhr an die Telefonseelsorge für den Ennepe-Ruhr-Kreis, Hagen und den Märkischen Kreis wenden. Auf dieses Angebot weist jetzt die Kreisverwaltung hin. Die gut ausgebildeten Mitarbeiter hören den Ratsuchenden zu und können bei Bedarf Kontaktdaten weiterer Ansprechpartner nennen. Die kostenfreie Telefonnummer lautet 0800/111 0 111. Eine Beratung ist auch online möglich, wer diesen Weg wählen möchte, nutzt die Internetseite www.telefonseelsorge-hagen-mark.de.

Weitere Anlaufstelle sind die Trauma-Ambulanzen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL). In den neun Trauma-Ambulanzen des LWL, darunter die Standorte Bochum und Dortmund, können sich Betroffene und ihre Angehörigen für entlastende Gespräche kurzfristig anmelden. Dort werden sie von spezialisierten Therapeuten dabei unterstützt, wieder Abstand zu den quälenden Erinnerungen zu gewinnen und in den Alltag zurück zu finden.

„Die Bewältigung solcher Erlebnisse wie in Duisburg überfordert manchmal die Betroffenen“, so Dr. Alexandra Dittmann-Balcar, stellvertretende zentrale Notfallpsychotherapeutin des LWL-Psychiatrieverbundes Westfalen. Die Menschen würden von quälenden Erinnerungen in Form von Alpträumen überfallen. „Im Verlauf der Erinnerungen erleben sie Gefühle, Gedanken oder Bilder aus der ursprünglichen Situation wieder.“ Die Betroffenen reagierten in den ersten Tagen nach dem Ereignis mit diffusen Ängsten, Nervosität, innerer Unruhe, Schreckhaftigkeit und Schlafstörungen. Manche erlebten sich teilnahmslos, andere zeigen Wut, Depressionen oder Schuldgefühle. Dittmann-Balcar: „All das sind völlig normale Reaktionen, die fast alle Menschen zeigen, die solchen extremen Erfahrungen ausgesetzt waren.“

Die Trauma-Ambulanzen in Bochum und Dortmund sind wie folgt zu erreichen: LWL-Universitätsklinikum Bochum, Telefon 0234/5077-0, www.lwl-klinik-bochum.de, LWL-Klinik Dortmund Kinder- und Jugendpsychiatrie, Telefon 0231/913019-0, www.elisabeth-klinik-do.de.