Selbstmord aus Angst vor dem Tod

[jpg] Da wird der renommierte Pulitzer Preis zum ersten mal an ein Online Portal vergeben. Die Bloggerin Sheri Fink hat einen Artikel über die Arbeit in einem Krankenhaus von New Orleans nach dem Hurrikan Katrina ins Netz gestellt. Übrigens erschien der Artikel auch  in Zusammenarbeit mit "The New York Times Magazine"(EN-Mosaik berichtete darüber).

Nun sollte man meinen, es kommt zusammen was zusammen gehört, indem Online- und Printmedien sich gegenseitig befruchten, ergänzen oder sogar erweitern. Dem ist offensichtlich jedoch nicht oder nur marginal so. Haben die Printmedien in den letzten Jahren einen ungeahnten Aderlass an Abonnenten, Lesern und Werbekunden zu verzeichnen gehabt, so haben die Online Medien fulminant zugelegt. Dies konnte nicht ohne Folgen bleiben. So fiel den Printmedien nur die vielfach 50%ige Verkleinerung ihrer Redaktionen ein. Diese Ausdünnung der Redaktionen ging einher mit einem Qualitätsverlust vieler Blätter, eigenständige und weit reichende Recherche war in vielen Redaktionen aus personellen Gründen nicht mehr möglich. Die eiligst eröffneten Online Ausgaben die nun eröffnet wurden, waren mehr schlecht als recht ins Netz gestellt worden. Sie waren nur ein Abklatsch der Printmedien. Dass das Internet eigene Regeln entwickelt hatte ging den ehrwürdigen Verlegern nicht auf. Auch heute noch verlieren die Printmedien Tag für Tag an Lesern und zwar überall auf der Welt.

Die Internetausgaben der Printmedien waren und sind zur Zeit kostenfrei, weil es keine Konzepte für ein Bezahlinternet gibt. Mitte des Jahres preschte die New York Times vor und wollte sich die Online Artikel bezahlen lassen – alle. Die Internetcommunity reagierte prompt, sie suchte die New York Times nicht mehr auf. Darauf machte die New York Times sein Portal wieder kostenfrei. Die Times befand sich damit in einem Dilemma.

Und nun geht auf dem 9th International Newsroom Summit vom 8.-9. September 2010 in London der Verleger Arthur Sulzberger Jr. her und verkündet das Ende seiner Printausgabe, nicht sofort aber doch in naher Zukunft. Warum wohl? Es ist nicht nachzuvollziehen. Auf der einen Seite hängen die Verleger den alten Zeiten nach als die Printmedien noch ihren festen Platz im gesellschaftlichen Leben eines jeden hatten, auf der anderen Seite verweigern sie sich aber dem neuen Zeitalter. Das neue Zeitalter ist, gemessen an den Möglichkeiten vor 30 Jahren, ungemein schneller geworden. Aber dieses neue Zeitalter geht auch einher mit einer ungeheueren Informationsflut die es gilt zu kanalisieren.

Nicht mehr der Redakteur bestimmt über die Schlagzeile, sondern der Leser selber. Der Leser selber macht sich seine "Zeitung" selber im Internet oder mittels Apps, Facebook oder Twitter. Dem konnten die "alten" Medien nicht mehr Rechnung tragen, dass Beharrungsvermögen ist und war zu groß im Printbereich.

Ist das Sterben der Printmedien also vorbestimmt? Und will Sulzberger mit seiner Ankündigung nur einen Freitod erwirken? Ja und Nein. Ja, denn er wird mit dieser Ankündigung den Verfall der Printmedien beschleunigen. Denn wer seine Aufgabe verkündet, mit dem will man nichts mehr zu tun haben, man meidet ihn. Nein deshalb, wenn sich die Printmedien endlich einmal besinnen und tragfähige Konzepte erarbeiten wie ihre Printausgaben wieder attraktiver werden. Attraktiver heißt auch, ein Mehr an Hintergrundinformationen die in einen Artikel einfließen sollten. Ein mehr an Selbstständigkeit gegenüber den anderen gesellschaftlichen Bereichen. Haus-und Hofberichterstattungen mögen vielleicht für die älteren Leser en Vogue sein, nur die älteren Leser sterben nun einmal aus. Den jüngeren Lesern sind solche Artikel ein Grauen, sie wenden sich ab und gehen ins Internet. Nicht einmal das Fernsehen kann diese jüngere Leserschaft halten.

Nein, auch dann, wenn die Printmedien begreifen, dass das Internet keine feindliche Zone ist, die es zu bekämpfen gilt , sondern vielmehr eine sinnvolle Ergänzung der Medien ist. Gilt doch für alle Medien gleichermaßen, wir transportieren aufbereitete Informationen. Der Leser bestimmt ob die Qualität stimmt indem er letztendlich diese Informationen abnimmt, sei es durch einen Klick oder den Kauf einer Printausgabe.

So müsste es also heißen, die Printmedien habe Angst vor der Veränderung und durch diese Angst verlieren sie ihre Zukunftsfähigkeit.

Übrigens die Internetcommunity denkt auch über das liebe Geld nach, Non Profit ist eben auch nicht das Gelbe vom Ei. Allerdings denken wir im Traum nicht daran eine Suchmaschine anzufeinden wie eben die Printmedien. Untaugliche Mittel führen letztendlich zu einem untauglichen Ergebnis.

Mir als Betreiber eines Online-Magazins kommt schon das Grauen wenn ich sehe wie die Printmedien sich ihr eigenes Grab schaufeln und die Selbstmordpistolen schon parat liegen haben.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus dem Net

Das Zauberwort auf der Gamescom heißt „Move“

[jpg] Als Nintendo seine Wii herausbrachte war das eine Revolution in der Spielebranche. Da sahen die Xbox und die Playstation etwas mickrig aus. Konzeptionell war die Wii der Renner, sodass Nintendo hinsichtlich verkaufter Systeme schnell vorne lag. Microsoft mit seiner Xbox und Sony mit der Playstation mussten etwas tun. Und beide taten etwas, Sony brachte das System "Move" heraus und Microsoft seine Xbox 360, die man mit dem System "Kinect" verknüpfte.

Beide scannen den Spieler mittels einer Kamera in 3D und speichern diesen als Person auf dem Rechner ab. Die Kamera erkennt sodann den Spieler und setzt seine Bewegungen auf dem Bildschirm um. Das geht soweit, dass zum Beispiel bei der Playstation beim Tischtennisspiel der Ball als angeschnitten erkannt wird. Nun heißt es bei den Spielen nachzurüsten und da ist die Richtung klar. Fete ist in den eigenen vier Wänden angesagt, wobei alle Teilnehmer dieser Fete dauerhaft eingescannt werden können. Spaß ist in den zur Verfügung gestellten Spielen oder Möglichkeiten wie bei der Wii vorprogrammiert . Ob aber das kraulen einer Wildkatze, wie bei dem Kinect System zu beobachten ist [ was übrigens in Japan der Renner ist ] auf die Dauer nicht langweilig wird, sei einmal dahingestellt.

Wie dem auch sei. Die grafischen Darstellungen haben sich wiederum erheblich verbessert, was logischerweise einige Euros kosten wird. Nun muss der Gamer erheblich in Hard- und Software investieren um die entwickelten Systeme umzusetzen.

Die Weiterentwicklungen werden sicher in den Scannern zu suchen sein, denn die dargestellten Personen wollen sich bestimmt  irgendwann 1:1 wieder erkennen können. Die Technik ist schon lange da, nur sie ist noch zu teuer für den Konsumenten. Auch sehe ich noch erhebliches Entwicklungspotenzial in den sensorischen Möglichkeiten bis dahin, Spiele mittels Gedanken zu steuern. Die schon bekannten Laborentwicklungen lassen schon einiges ahnen. Auch im Anzeigebereich sind noch erhebliche Potenziale vorhanden, wenn man bedenkt, dass es schon Tapeten mit Video Möglichkeiten gibt. Wo man aber im Moment die Systeme verfeinert ist die Vernetzung indem man alles mit allem verbindet. Die modernen Smartphones sind schon heute in der Lage Spieler, mittels eines Plugins, über Entfernung einzuladen. Nur die neuen
Entwicklungen werden scheibchenweise vorgenommen, was einen höheren Gewinn verspricht.

Den anderen Bereichen  der Games hatten wir nichts Neues abgewinnen können. Auch hier hat sich die grafische Darstellung erheblich verbessert, was allerdings auch die dementsprechende Rechenpower voraussetzt. Inhaltlich sind die Spiele sowohl im Home als auch im Online Bereich  nicht wirklich weiterentwickelt worden. Bei den so genannten Gewaltspielen legt man nunmehr sehr großen Wert auf eine freiwillige Alterskontrolle um einer Indexierung durch den Staat zu entgehen. Wir möchten uns  über den Sinn oder Unsinn der Diskussion von Gewaltspielen nicht beteiligen, denn dies macht keinen Sinn. Eine gute Erziehung und Bildung durch Eltern und Schule, die ein humanistisches Wertesystem beinhalten, macht noch jeden Menschen resistent gegenüber einem Gewaltspiel. Nachdenklich stimmt aber schon, warum die Bösen immer so hässlich sind und die Guten immer so schön aussehen. In der realen Welt kann man die Bösen und die Guten nicht nach ihrem Aussehen unterscheiden, hier werden unseres Erachtens nur Klischees bedient.

Was die Erziehung der Gamer betrifft, so habe ich vereinzelnd Eltern gesehen, die mit ihren Kinder und Schutzbefohlenen über die Stände gelaufen sind und mit diesen auf den Ständen gemeinsam die Spiele ausprobierten. Ich mag dies als vorbildlich ansehen, denn nur so funktioniert gute Erziehung. Auch fanden wir es sehr lustig, dass die Gamer nach noch  nicht einmal  2 Stunden Messegang auf den Gängen, Lounges und dem Freigelände schlapp machten und sich niedergelassen hatten um sich zu regenerieren. Was ist nur mit der Fitness unserer Heranwachsenden los?

Die Gamescom ist die Nachfolgerin der Gamesconvention Leipzig. In Leipzig waren keine Entwicklungsmöglichkeiten mehr, so dass die Spielemesse 2009 nach Köln umzog. 2010 ist also das zweite mal die Gamescom in Köln ausgerichtet worden. Wie bei anderen Messen auch, so hat die Gamescom ein Partnerland zum Mittelpunkt gemacht. 2010 war das Kanada. Kanada steht an dritter Stelle unter den in der Videospielproduktion erfolgreichsten Ländern der Welt und verzeichnet beeindruckende Wachstumsraten in diesem Bereich. Ob man allerdings ein Land an einer Branche festmachen sollte stimmt mich nachdenklich.

Während unserer Anwesenheit wurden die Gewinner des Gamescom-Award 2010 ausgezeichnet, ein PR Effekt ohne gleichen. So feiert man sich selber. Einen weiteren  PR Effekt fanden wir noch in dem Business Bereich wo sich der geplagte Vertreter oder Journalist  kostenfrei die Schulter massieren lassen durfte.

Auch das die ganze Kölner Innenstadt zur Spielzone umfunktioniert wurde ist meines Erachtens einmalig und verspricht einen ungeheueren Umsatzschub.

Noch ein Wort zur Medienkompetenz. Unumstritten ist, dass Pädagogen und Eltern eine wichtige Schlüsselrolle für die Medienbildung von Kindern und Jugendlichen haben. Nur wo sind die Eltern und Pädagogen auf der Gamescom gewesen? Vereinzelt sahen wir welche, aber doch nicht vermehrt. Kinder und Jugendliche sollten von medienkompetenten  Eltern und Pädagogen begleitet werden, aber doch nur wenn diese sich selber die notwendige Medienkompetenz aneignen.

Auf dem Gamescom Congress wurden nur Absichtserklärungen in vielerlei Hinsicht abgegeben, konkrete Umsetzungskonzepte konnte man nicht vernehmen. Wie auf solchen Veranstaltungen üblich will man sich nur in Szene setzen um ein positives Image zu befördern.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Köln

Hier noch einige  Szenen von der Gamescom:

                                                                                                         alle Fotos © Linde Arndt EN-Mosaik


 

„Breaking News“ Loveparade Katastrophe

[jpg]Mindestens 10 Tote und mehrere Verletzte auf der Loveparade in Duisburg. Beim Durchgang durch eine Unterführung kam es durch eine Drängelei zur Massenpanik. Polizei und Rettungssanitäter mit Notärzten waren sofort vor Ort. Bei einigen Verletzten muss man noch bangen. 

Der Veranstalter hat Bedenken die Veranstaltung abzubrechen, da er auf dem großen Platz am Güterbahnhof eine weitere Massenpanik befürchtet. Es wird noch beraten, weil es recht zweifelshaft ist die Veranstaltung fortzusetzen. Alle stehen jetzt betroffen in der Presselounge zusammen und warten auf weitere News. Die Bilder die wir gesehen haben sind schrecklich.

Warum? Warum mußte das geschehen?

Die Veranstaltung wird definitiv abgebrochen. Zur Vorsorge werden mehrere Hundertschaften Polizei angefordert. Weiterhin werden aus dem ganzen Regierungbezirk Krankenwagen nach Duisburg beordert. Man will damit Vorsorge treffen, falls es zu einer weiteren Panik kommt um sofort Hilfe leisten zu können. Die Anzahl der Toten sind nunmehr auf 17 angewachsen.

Es sind überwiegend junge Menschen die in Duisburg friedlich feiern wollten und manche haben von sich aus abgebrochen. Viele sind von auswärts angereist, die nunmehr ihre Eltern anrufen wollten, damit die sich keine Sorge machen müssen. Nur das Mobilnetz ist total überlastet auch die Internetverbindung im Großraum Duisburg gibt kaum was her. In der Zwischenzeit wurde bekannt, dass die Besucherzahl auf 1,3 Mio. angeblich angewachsen ist. Dem Vernehmen nach soll der Platz am Güterbahnhof jedoch nur für 500 tsd. ausgelegt worden sein.

Es ist ein schwarzer Tag für Duisburg und die Loveparade.

Wir selber wollen nicht an dem jetzt beginnenden Katastroheneinsatz unsere Berichterstattung abstellen und haben deshalb betroffen abgebrochen.

Gerade ( 23:00Uhr ) meldet die Polizei einen weiteren Toten, damit sind jetzt 18 Menschen gestorben.

Update 25.7.10 Es sind nun 19 Tote und über 300 Verletzte. Weitere Aussagen über die Verletzten konnte die Pressekonferenz nicht geben.

Auf Grund der uns nun vorliegenden Informationen werden wir nun unseren Artikel anfertigen. Wir werden den schon begonnenen Artikel "Wir sind da – Loveparade" canceln, weil wir den Artikel als unpassend ansehen. Ein Tag nach dieser Katastrophe hat sich bei den beiden Teams eine große Trauer und Betroffenheit eingestellt.

Hier ist der Artikel, wie versprochen.

 

Jürgen Gerhardt für En-Mosaik aus Duisburg.

Hinter jeder Antwort steckt wieder eine Frage

[jpg] Seit wir im Netz mit unserem Blog schreiben haben wir immer wieder nur die eine Frage: Dürft ihr so schreiben? In der Zwischenzeit gibt es glaube ich niemanden mehr in der Politik und Stadtverwaltung, der uns nicht immer mal wieder sagen muss, wie wir schreiben sollen.
Für die Bürgermeister Eckhardt und Bürgermeister Wiggenhagen (der ja immer noch nicht weiß was man als Bürgermeister macht) war es recht einfach mit uns umzugehen – sie  haben uns von ihrem Verteiler gestrichen. In einer guten Diktatur, wie beispielsweise China oder Nordkorea, ist das so üblich. Wenn man dort nicht so schreibt, wie die Partei das wünscht, wird man eben aus dem Presseverteiler gestrichen. Insofern befinden sich die Herren Eckhardt und Wiggenhagen in "bester Gesellschaft". Nur wir befinden uns in der Bundesrepublik Deutschland und überall kann und darf man uns nicht streichen, dafür haben wir nun einmal die gesetzlich garantierte Presse- und Meinungsfreiheit.
Andere sind uns wieder angegangen und haben uns erklärt, wir dürfen nur das schreiben was man uns, aus der Politik und Verwaltung, sagt. Weiter sagten uns einige, wir müssten unsere Artikel erst vorlegen und durch denjenigen autorisieren lassen über den wir schreiben. Oder wir müssten grundsätzlich mit einer eigenen Meinung zurück halten. Die Naiven gar meinten wir sollten doch schöne Artikel schreiben, etwa wie in "Schöner Wohnen".

Wie gesagt, es waren manchmal Gespräche die mir persönlich die Haare zu Berge stehen ließen und bei welchen mir kein Wort mehr einfiel, was bei mir was heißen will.

Da ich aber ein Mensch bin der gerne liest, lese ich auch andere Zeitungen und Blogs. Beim Lesen merke ich immer wieder, dass ich mit Freude den geistigen Gedanken der anderen Journalisten gerne folge, wobei ich ihnen nicht unbedingt zustimme. Nur bemerke ich auch, dass meine Gedanken, Aussagen und Meinungen in keinster Weise eine Regelverletzung hinsichtlich der journalistischen Ethik darstellen. Vielmehr sind meine Artikel auf der lokalen Ebene zu kritisch. Würden sie sich mit der regionalen, nationalen oder gar europäischen Ebene befassen, wären sie zu brav; denn dort wird mit harten Bandagen geschrieben. Da geht schon einmal die eine oder andere Ehrverletzung durch.

Ich habe da nie meine Journalistenkollegen auf den anderen Ebenen verstanden. Denn ist es nicht so, dass ein Präsident oder auch Minister aus einer lokalen Ebene kommt? Hatte er sich dort nicht die ersten Sporen verdient? Wenn die Presse jedoch den lokalen Bereich mit Samthandschuhen anfasst, wie soll der lokale Politiker oder Verwaltungsmensch lernen, dass die Presse ihm auf die Finger schaut? Und weiter, wenn ein Lokaljournalist auf lokaler Ebene die Anpassung übt, wie soll er auf nationaler Ebene kritische Fragen stellen können?
Ein Eckhardt, Wiggenhagen, Faupel oder Rauleff hatten nie den Ehrgeiz die lokale Ebene zu verlassen, dafür fehlt ihnen zu viel als das sie in Düsseldorf oder Berlin bestehen könnten.
Aber ein Knüppel, Bicking oder Berg hätten das Zeug dazu die lokale Ebene zu verlassen, wenn sie sich von ihrer Vorgeneration lösen würden und könnten. Und wenn diese es schaffen, sollten sie das ganze Rüstzeug mit auf die höhere Ebene mitnehmen. Nämlich, dass es eine Presse gibt die ihnen auf die Finger klopft. Und dieses "auf die Finger" klopfen sollte sie davor bewahren, der Beliebigkeit in der Politik nach zu gehen. Sie sollten in ihren Handlungen immer im Hinterkopf die Presse mit einbeziehen, wie sie es auf der lokalen Ebene gelernt haben. Das es in Ennepetal drunter und drüber geht, steht außer Zweifel. Da läuft ein Bürgermeister rum und kündigt immer etwas an, setzt es aber nicht um. Da gibt es eine führende Jamaika Koalition, die von der Opposition wissen will was sie tun soll. Und dann gibt es eine Opposition die nicht Opposition sein will. Und das sollte man sagen und kommentieren und zwar solange bis es abgestellt wird, sprich wieder gute Politik gemacht wird.

Weil so viele unterschiedliche Meinungen in Ennepetal, der "Insel der Glückseligen", vorherrschen, habe ich mir einmal erlaubt von einem viel größeren Journalist seine Sicht der
Dinge mit Erlaubnis der Süddeutschen Zeitung im ganzen Wortlaut hier einzustellen.
Vielleicht macht es den Einen oder Anderen in Ennepetal etwas nachdenklich und er denkt einmal über seine Rolle nach. Ich zumindest denke jeden Tag über mein Rollenverständnis nach. Und dieses Nachdenken führt in der Regel immer in die Richtung, ich will kritischer Journalist sein und bleiben. Da gibt es keine Selbstzweifel.

Lesen sie selber: 

Serie: Wozu noch Journalismus?
Philosoph und Spürhund

Von Hans Leyendecker
Bei aller Diskussion vergisst man immer wieder das Publikum. Dennoch dürfen sich Journalisten nicht zu sehr an dessen Erwartungen orientieren. Eine Gratwanderung.
"Tief ist der Brunnen der Vergangenheit. Sollte man ihn unergründlich nennen?" So beginnt Thomas Mann den Roman Joseph und seine Brüder, in dem er der Geschichte der Stammväter nachgeht. Jeder von uns hat heute seinen eigenen Brunnen. Das Wasser kommt aus der Wand; die neuesten Nachrichten, die man sich früher am Dorfbrunnen erzählte, aus den Hörfunk- und Fernsehkanälen oder aus der Zeitung. Aber die Bildersturzbäche, die täglich über die Bürger hereinbrechen, begraben seltsamerweise oft Informationen.
Dieses und jenes, alles Mögliche und Beliebige wird möglichst tabufrei unter die Leute gebracht. "Die Kolportage ersetzt die Reportage und Sensationshascherei und Exklusivitis prägen das Tagesgeschäft", hat der verstorbene Bundespräsident Johannes Rau mal gesagt. Ans Ohr dringt oft eine Geräuschkulisse aus Wörtern und Tönen, die ihre Inhaltslosigkeit durch Aufdringlichkeit ersetzen. Laut geht es zu, unüberhörbar laut.
Redlich und kundig informieren
Wozu also noch Journalismus? Weil bei all dem Getöse jemand das Wichtige vom Unwichtigen trennen muss, das Interessante vom Belanglosen. Unabhängig sein, den Bürger redlich und kundig informieren, ihm Orientierung bieten in einer immer verworreneren Welt – das alles ist Aufgabe des Journalismus. Überprüfbare Stoffe von gesellschaftlicher Relevanz müssen von Handwerkern abgeliefert werden, deren Autorität auf den Säulen Kenntnis und Urteil ruht. Neugierde und Geduld, Unbefangenheit und Kenntnisse und natürlich Zähigkeit gehören zum Handwerkszeug.
Als Henri Nannen mal von einem NDR-Reporter gefragt wurde, ob er "für Lieschen Müller schreiben" wolle, antwortete der Stern-Gründer: "Ich bin Lieschen Müller." Nannen war ein journalistischer Perfektionist. Er wollte wissen, was wirklich ist, und wenn ihm dabei ein Teil des vorurteilsgeneigten Publikums nicht folgen mochte, war das für ihn sogar eine Auszeichnung.
Akzeptiert das Publikum Wahrheitssuche?
Bei allen Fragen nach den Bedingungen für guten Journalismus wird oft das Publikum außer Acht gelassen. Akzeptiert der Zuschauer, Hörer, Leser eigentlich den Zweifel oder will er nur durch das Gesendete, Gehörte, Gelesene in seiner Vermutung (wie das alles auf der Welt so ist) bestätigt werden? "Der schreibt, was ich denke – guter Mann." Schreibt einer deshalb, um zu gefallen? Akzeptiert das Publikum Wahrheitssuche, wenn das Ergebnis dem eigenen Vorurteil widerspricht?
Warum gilt Uwe Barschel vielerorts noch immer als der Haupttäter in einem angeblichen Waterkantgate-Skandal? Warum wird der Fall Leuna immer noch mancherorts als CDU-Affäre behandelt? Warum können Verschwörungstheoretiker weiter den falschen Verdacht nähren, dass Max Strauß doch Geld von Karlheinz Schreiber bekam?
Wer will schon Neues hören?
Und was passiert beispielsweise, wenn bei der Aufdeckung einer ernsthaften Affäre der Reiz der Neuheit verschwunden ist? Der Fall zieht zwar immer weitere Kreise, aber um die Sache und ihren Fortgang zu erklären, muss das schon Gesagte, Geschriebene womöglich noch einmal knapp präsentiert werden. Die Stimmung des Publikums droht dann sofort umzuschlagen: Nicht schon wieder! Man hat ja schließlich noch andere Interessen. Die Erfahrung nach mehr als drei Jahrzehnten in diesem Beruf lautet: Es ist nicht leicht, Leute zu finden, die etwas Neues zu sagen haben. Es ist aber noch viel schwieriger, Leute zu finden, die etwas Neues hören möchten.
Von einer guten Zeitung beispielsweise muss erwartet werden, dass sie sich nicht zu sehr an den Erwartungen der Leserinnen und Leser orientiert. Demokratie braucht Widerspruch, Medien dürfen nicht nur darstellen, was gerade den Leuten gefällt. Diskurs gehört in die Zeitung. Wer Gemeinde sucht, sollte in die Kirche gehen.
Journalisten müssen brennen
Es bleibt bei alledem die Aufgabe des Journalisten, als Anwalt der Bürger deren Urteilsfähigkeit zu stärken. Erkennbare Linien und langer Atem zahlen sich dabei aus. Wenn Journalisten nicht nur harmlose Narren sein wollen, müssen sie brennen.
Ein guter Journalist ist ein Unzufriedener. Niemand, der völlig zufrieden ist, ist fähig zu schreiben. Niemand, der mit der Wirklichkeit völlig versöhnt ist, wird ein guter Journalist werden. "Die Mächtigen sollen wissen, dass sie da draußen von jemandem kontrolliert werden", hat der wichtigste investigative Journalist, Seymour Hersh, Jahrgang 1937, erklärt, als er gefragt wurde, warum er niemals müde wird. Hinter dieser Antwort steckt die unausgesprochene Feststellung, dass sie da drinnen unzureichend kontrolliert werden. Hersh ist eine Art Sisyphos der Demokratie.
Der Schriftsteller Hans Magnus Enzensberger hat darauf verwiesen, dass jener Sisyphos mehr war als ein Outsider, der in übergroßer Tragik unablässig einen Felsblock einen Berg hinaufwälzte. Enzensberger nennt Sisyphos eine "eine Figur des Alltags" – sehr klug, ein bisschen trickreich, kein Philosoph.
Der Bürger aber, egal ob vorurteilsbeladen oder offen, stellt sich meist den guten Journalisten als eine Mischung aus Philosoph und Spürhund vor, der auf der Suche nach der ewigen Wahrheit ist.
Statistiken über exklusive Nachrichten
Demokratie basiert auf öffentlichen Prozessen der Willens- und Entscheidungsbildung. Die zentrale Frage dabei ist, wie Medien mit ihrer Rolle als Vermittler zwischen Wirtschaft, Politik und Publikum und mit ihrer Rolle als Kritiker und Kontrolleur umgehen. Die Antwort darauf lautet seit Jahren: eben nicht so autonom und kompetent wie es dem Ideal der politischen Kommunikation in unserer Gesellschaftsordnung entsprechen würde.
Weltweit gibt es einen Wettbewerb um Schlagzeilen und Enthüllungen. Wir leben heute in einer permanenten Gegenwart – ohne Vergangenheit, ohne Zukunft.
Ständig wird eine neue Sau durchs globale Dorf getrieben. Es sind ganze Herden von Schweinen unterwegs und es werden immer mehr. Erstrebenswert scheint manchem nur noch das frühzeitige Besetzen von Themen zu sein, das Anzetteln von Aufregungskommunikation. Die dafür sorgt, dass der eigene Sender, das eigene Blatt von anderen Sendern, von anderen Blättern erwähnt wird. Es werden Statistiken darüber geführt, welches Medium die meisten exklusiven Nachrichten veröffentlicht hat. Statistiken darüber, wie viele dieser Meldungen recycelt oder falsch waren, gibt es leider nicht.
Anbiederungen aus Karrierekalkül
Zwar sind Verallgemeinerungen immer fehl am Platz, aber es gibt die komplizenhaftesten Verstrickungen zwischen Politikern, Wirtschaftsführern, Sportlern, Unterhaltungsstars und Journalisten. Sie reichen von beiderseitigen Anbiedereien aus Karrierekalkül bis hin zu wechselseitigen Instrumentalisierungen für höchst eigennützige Zwecke. Um Geld muss es dabei nicht immer gehen. Der Journalist Kurt Tucholsky stellte fest: "Der deutsche Journalist braucht nicht bestochen zu werden. Er ist stolz, eingeladen zu sein, er ist schon zufrieden, wie eine Macht behandelt zu werden."
Es gibt viele Spielarten von Bestechung und Bestechlichkeit im Journalismus. Die enge Symbiose, in der viele Reisejournalisten und Reiseveranstalter schon seit Jahrzehnten leben, ist ein Dauerthema für die Journalisten-Seminare. Wenn Verlage sich von Hoteliers, Fluggesellschaften oder Reiseunternehmen zu teuren Trips einladen lassen, ist es schwierig, objektiv zu bleiben. Wer wiederkommen möchte, darf nicht unnett sein.
Heimlich von Unternehmen ausstaffieren 
Auch lassen einige Unternehmen Wirtschaftsjournalisten die Reden für die Hauptversammlung schreiben, über die dann dieselben Journalisten berichten sollen. Gern auch geben Redakteure gestandenen Managern auf Seminaren Tipps, wie sich diese gegen Redakteure wehren können. Redaktionelle Beiträge entpuppen sich nicht selten als pure Werbung, die vom Hersteller oder vom Medium bezahlt werden. Wer Produkte der Pharma-Industrie in der Yellow Press bejubelt, kann manchmal mit fünfstelligen Zusatzhonoraren rechnen.
Guter Journalismus ist teuer. Wer einem freien Journalisten, der von Aufträgen lebt, für eine größere Geschichte 150 Euro zahlt, darf sich nicht wundern, wenn der Kollege manchmal sehr frei ist und sich auch heimlich von Unternehmen ausstaffieren lässt. Korruption kann im doppelten Wortsinn systemimmanent sein.
Kühl und scharf analysieren
Also: Wozu eigentlich noch Journalismus?
Deshalb:
Weil einer gelernt hat, genau hinzuschauen, genau hinzuhören, um im scheinbar Unwesentlichen auch das Wesentliche aufspüren zu können.
Weil ein guter Reporter so viel Distanz zu sich hat, dass er sein erster kritischer Leser ist.
Weil einer die Fähigkeit hat, Sachverhalte kühl und scharf zugleich zu analysieren und in seiner Meinung unbestechlich zu sein.
Weil Exekutive, Legislative und Justiz nicht selten versagen und eine vierte Macht dann in die Bresche springen muss, wenn die drei Gewalten versagen.
Weil die in modischen Büchern beschriebene "Weisheit der Vielen" oft nur die Versammlung von Vorurteilen ist und weil ein Außenstehender dann Leuchtturm sein kann. Ein Leuchtturm ist ja auch in den allermeisten Fällen nicht das Ziel des Seefahrers, sondern soll ihm helfen, den Weg zu finden.
Weil das Internet eine Kommunikationsrevolution ausgelöst hat, die als Begleitung Sachverstand und Professionalität braucht.
Weil Datenfülle und Datenverarbeitung in ein vernünftiges Verhältnis gebracht werden müssen.
Weil es weiterhin ein Bedürfnis nach Orientierung gibt.
Weil Journalismus mehr ist als eine Abfolge von Moden dahinwogender Oberflächlichkeit.
Weil Journalismus Service ist.
Weil Journalismus nicht nur ein Geschäft ist.
Hans Leyendecker, 60, leitet das Ressort "Investigative Recherche" bei der Süddeutschen Zeitung. Zuvor war er von 1979 bis 1997 für den Spiegel tätig und deckte unter anderem die Flick-Affäre auf. Für seine Arbeit erhielt er zahlreiche Preise, unter anderem den Gustav-Heinemann-Bürgerpreis und den Erich-Fromm-Preis.

Den gesamten Artikel finden Sie auf der Sueddeutschen Online am 31.Mai 2010 unter: http://www.sueddeutsche.de/medien/serie-wozu-noch-journalismus-philosoph-und-spuerhund-1.949391

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus dem WWW

 

Breaking News

Folgende Meldung bekamen wir von der Pressestelle des Bundesrates.

Bundesratspräsident nimmt Befugnisse des Bundespräsidenten wahr

Nach dem heutigen Rücktritt von Bundespräsident Prof. Dr. Horst Köhler nimmt Bundesratspräsident Jens Böhrnsen nach Artikel 57 des Grundgesetzes bis auf Weiteres die Befugnisse des Bundespräsidenten wahr. (80/2010)

Anmerkung der Redaktion:

Der Rücktritt wird im Zusammenhang mit den umstrittenen Äußerungen des Bundespräsidenten gesehen, die er in einem Interview über den Afghanistaneinsatz tätigte. Hier die umstrittene Passage des Interviews:

"Meine Einschätzung ist aber, dass insgesamt wir auf dem Wege sind, doch auch in der Breite der Gesellschaft zu verstehen, dass ein Land unserer Größe mit dieser Außenhandelsorientierung und damit auch Außenhandelsabhängigkeit auch wissen muss, dass im Zweifel, im Notfall auch militärischer Einsatz notwendig ist, um unsere Interessen zu wahren, zum Beispiel freie Handelswege, zum Beispiel ganze regionale Instabilitäten zu verhindern, die mit Sicherheit dann auch auf unsere Chancen zurückschlagen negativ durch Handel, Arbeitsplätze und Einkommen. Alles das soll diskutiert werden und ich glaube, wir sind auf einem nicht so schlechten Weg." (Quelle: DLF)

Im Grundgesetz ist der Rücktritt eines Bundespräsidenten nicht eingeplant. Artikel 57 GG schreibt lediglich die Vertretung im Verhinderungsfalle vor, als auch die Erledigung des Amtes (Was auch immer das ist).

Einhellig ist man in Berlin der Meinung, dass Horst Köhler dem Präsidentenamt großen Schaden mit seinem Rücktritt zugefügt hat. Man schmeißt ein Präsidentenamt nicht einfach hin, nur weil die Person die dieses Amt innehat kritisiert wird. In einer funktionierenden Demokratie stellt man sich der Kritik, jederzeit und überall oder hält es einfach aus und spielt nicht die beleidigte Leberwurst.

Man könnte meinen das Präsidialamt wolle sich schon einmal vorbereiten. Über das Bundesverwaltungsamt wird ein neuer Redenschreiber gesucht.

http://www.bva.bund.de/SharedDocs/Stellenausschreibungen/040__HoehererDienst/BPrA__04__2010__020610.html?__nnn=true

 

Update 01.06.10   22:31h

Die mißverständlichen Äußerungen des Bundespräsidenten Horst Köhler wären überhaupt nicht entdeckt worden, wenn aus der Blogosphäre nicht zwei Blogger dies thematisiert hätten. Erst danach stürzte sich auch die etablierte Presse auf diese Äußerungen.

Sehen Sie hier:

http://glas-training.de/index.php?option=com_content&view=section&layout=blog&id=5&Itemid=41

http://www.unpolitik.de/2010/05/22/unser-volk-braucht-markt/

Danach ging es in Windeseile durch die Blogosphäre und kam dann über das Sozialnetwork in die etablierten Medien. Allerdings mit drei Tage Verspätung.

 

Von Beileidsbekundungen bitten wir abzusehen..

[jpg] Es war "Wahlparty" in der Kantine des Ennepetaler Rathauses. 18:00 Uhr ZDF gab die Nachwahlumfragen als Prognose heraus. Die CDU landete auf 34% und die SPD auf 35%, und, was noch schlimmer  – war die Wahlbeteiligung war wieder um 4% gesunken.
Betretene Gesichter bei den anwesenden CDU Leuten und freudige Gesichter bei den SPD Mitgliedern. Die CDU war in dem Moment um 10,8 % eingebrochen und die SPD hatte 2,1% verloren. Spontan entfuhr mir der flotte Spruch: "Von Beileidsbekundungen bitten wir abzusehen",und weiter, "statt Kranzspenden erbitten wir Geldspenden auf Konto..". Die SPD Anhänger lachten, die CDU Anhänger hatten nichts zu lachen. Für die CDU war es ein Desaster.

Was mich zu diesem spontanen Ausruf bewegt hat war folgendes:

  1. Frau Kraft (SPD) hat zwar fulminant aufgeholt, jedoch nicht mit überzeugenden Argumenten, vielmehr hat sie von den Fehlern des politischen Gegners profitiert.
  2. Der CDU waren in Massen die Stammwähler abhanden gekommen, denn die CDU profitierte immer von niedrigen Wahlbeteiligungen, diesmal jedoch nicht.
  3. Der Gegenwind der ehemals der SPD 2005 aus Berlin entgegenschlug,
    schlug nun der CDU voll ins Gesicht.
  4. Die Bündnisgrünen haben einen Zuwachs errungen der auf ihren sehr guten
    argumentativen Wahlkampf auf Bundes- und Länderebene zurück zu führen ist.
    In Ennepetal selber sind sie allerdings farb- und profillos  und sind mehr oder weniger
    ein Anhängsel der CDU. Offensichtlich sind die Bündnisgrünen nicht mehr eine Nischenpartei.
  5. Die rund  4% weniger an Wählern ist wieder ein Schritt weg von unserem demokratischem System.

Es wäre zu kurz gedacht, wenn man dieses Desaster alles Guido Westerwelle (FDP) ankreiden würde. Ja, es stimmt, er hatte das richtige Thema, nur der Ton und die Art des Vortrages waren unangemessen und falsch. Was aber ist der Grund für dieses Wahlergebnis?

Angela Merkel kann man sehen wie man will, eines bleibt ihr unbenommen, sie hat die CDU auf einen strikten Modernisierungskurs nach der Kohlzeit gebracht. Sie hat die alten konservativen Ideen aus der Kohlära mit modernen Ideen versehen. Während der großen Koalition hat sie gelernt auch die sozialen Themen ihrer Partei schmackhaft zu machen.

Dafür sollte ihr ihre Partei auch dankbar sein. Was sie allerdings in die Bredouille brachte war ihr Koalitionspartner die FDP, mit welcher sie eine "Liebesheirat" eingehen wollte. Und wie das so in Zweierbeziehungen manchmal ist, welche sich für später aufsparen, sie entfremden sich.

 

Als die CDU 2009 ihr Ziel erreicht hatte mit dem Wunschpartner zusammen zu kommen, stellten alle Beteiligten fest, der Partner FDP war der CDU fremd geworden. Es lag nicht mal an dem neuen Selbstbewusstsein der FDP, vielmehr hatte die FDP sich nicht entwickelt. Die Themen der FDP, aber auch das Auftreten der FDP,  es war die Politik der 80er Jahre, die nochmals aufgewärmt wurde. Die Sozialversicherungen, die Wirtschaftspolitik, die Finanzpolitik, die Klientelpolitik und zu guter letzt die Arbeitsmarktpolitik, alles Ansätze aus den 80er Jahren. Andreas Pinkwart (FDP) versuchte sich von dem Vorsitzenden Westerwelle vergebens abzusetzen. Er mahnte die FDP müsse sich breiter aufstellen und war zeitweise mit der Forderung präsent, die Steuersenkung für Hoteliers wieder zu kassieren. Es war ein Miniaufstand gegen den FDP Vorsitzenden. Lars Becker von den Jungliberalen, Philipp Rößler aber auch der Generalsekretär Christian Lindner störte es, nur als reine Steuersenkungspartei wahrgenommen zu werden. Dann diese Verengung auf die CDU und die Verweigerung einer Ampel. Dies bringt die FDP in die Ecke, Steigbügelhalter der CDU zu sein. Die CDU selber hält sich jedoch alle Optionen immer offen. Guido Westerwelle störte dies wenig er prollte weiter in der bundespolitischen Politszene. Ja teilweise hyperventilierte er sogar, als er mit dem Dekadenzvorwurf kam. Das Thema Sozialkosten sollte aber eine seriöse Betrachtung erfahren und nicht über die bundesrepublikanischen Stammtische gezogen werden.
Das brennende Thema der Finanzkrise, welches dringende gesetzgeberische Maßnahmen erforderte, wurde den Marktkräften überlassen. Griechenland war erst der Anfang, die PIIGS (Portugal, Irland, Italien, Griechenland und Spanien) Staaten gefährden massiv den Euroraum.
8 Billionen Dollar vagabundieren durch die Welt und suchen sich Spekulationsopfer, da ist Griechenland nur ein Appetithäppchen. Und Merkel musste auf Grund der Wahlen in NRW zögern und dieses Zögern kostete den deutschen Steuerzahler einiges. Dieses Zögern war aber auch durch ihren Koalitionspartner verursacht, der einer Hilfe zu lange kritisch gegenüberstand.
Die Entscheidung für eine Griechenlandhilfe, die dann gefällt wurde, konnte jedoch nicht nachvollziehbar kommuniziert werden. Gute Führung sieht eben anders aus. Die Kommunikation überließ sie der Boulevardpresse. Und die zerriss diese Entscheidung in der Luft um die Stammtische der Republik zu bedienen.
Dann der Afghanistaneinsatz mit den sieben Toten in den Wochen vor der Wahl, der Luftangriff auf die Tanklastzüge und diese ewigen widersprüchlichen Rechtfertigungen, kamen beim Wähler nicht gut an.
Letztendlich wachte der Wähler morgens auf und fragte sich was macht die "Chaotentruppe" in Berlin heute. Das war nicht mal eben mit einem holprigen Start zu vermitteln, es war und ist ja kein Ende in Sicht. Und dies beförderte den Unmut der alten CDU Stammwähler aber auch der neuen FDP Wähler, die den Parteien auch letztendlich den Rücken zu drehte. Der Wähler wartete geradezu darauf dieser Politik einen Denkzettel zu verpassen.

Und Jürgen Rüttgers? Der fiel durch  viele kleine und größere Skandale auf. Da war die Bildungspolitik die nur bedingt auf dem Papier nach vorne gebracht wurde. Die Justizpolitik die mehrere Skandale in den Justizanstalten vermeldete. Die Innenpolitik die die Kommunen im Regen stehen ließ. Oder dieser unsäglich dumme Brief an die Firmen in dem der Eindruck erweckt wurde der MP wäre käuflich. Dr. Norbert Lammers (CDU), unser Bundestagspräsident,  soll beim lesen dieses Schreibens ob solcher Dummheit nur kopfschüttelnd durch die Gänge gegangen sein. Dann wurde der politische  Gegner mit Video überwacht. Rumänische und chinesische Volksangehörige wurden diffamiert. Oder die Steuersenkungen aus Berlin, erst war Rüttger dagegen, dann stimmte er aber für die Steuersenkung im Bundesrat.

Und die Bündnisgrünen? Sie verstärkten die richtigen Themen und brachten sie in den Kurzbotschaften auch gut auf den Punkt. Es hat sich für sie auch ausgezahlt. Dazu kommt, dass die Bündnisgrünen zunehmend der FDP den Rang ablaufen. Die FDP die vormals die Bürgerrechte vehement verteidigte, gibt es so nicht mehr, sehr zum Leidwesen der Herren Baum und Hirsch. Diesen Bereich haben die Bündnisgrünen klar für sich reklamiert. Auch die modernen Themen im Zusammenhang mit dem Web 2.0 finden sich bei den Bündnisgrünen.
Allerdings sind sie vielerorts lokal nicht gut aufgestellt. Hier in Ennepetal ist die Truppe um Sabine Hofmann vollkommen unpolitisch ziel- und orientierungslos.

Und Hannelore Kraft? Sie brauchte nur am Rhein zu sitzen und warten bis die Leichen ihrer politischen Gegner an ihr vorbeischwammen. Innerhalb eines Monats hatte sie die gleichen Sympathiewerte wie Ministerpräsident Rüttgers. Auch in den Kompetenzwerten holte sie innerhalb eines Monats die notwendigen Punkte. In den Interviews wurde sie immer wieder auf die eine Frage reduziert: Wie halten sie es mit den Linken?

 In die Ypsilantifalle wollte Kraft allerdings nicht tappen. So behielt sie sich bis zuletzt alle Optionen offen. Keiner der Pressevertreter versuchte die einzelnen Politikfelder tiefer abzuklopfen.
Schade. Man weiß zwar, dass sie sich auf die Themen Bildung und Kommunen fokussiert hat, nur inwieweit sie einen Maßnahmenkatalog für die in diesen Themen steckenden Probleme hat, hat niemand erfahren. Was in ihr steckt wird sie sicher erst beweisen wenn sie an die Macht kommt.

 

Nun haben wir die Wahl mit allen ihren Konsequenzen. Steuersenkungen sind erst einmal passé. Die Tigerenten Koalition in Berlin muss jetzt noch einmal zurück auf Start. Ob die FDP aber in der Lage ist in einen Neubeginn in Berlin einzusteigen, bezweifelten viele Gesprächspartner.

Wie aber geht es in Düsseldorf weiter? Jede der beiden Volksparteien hat noch eine Chance, wobei die SPD eine gefühlte größere Chance hat. Wenn Hannelore Kraft klug und intelligent ist, wird sie die ihr nunmehr sich eröffneten Möglichkeiten nutzen und die nächste Ministerpräsidentin von NRW werden. Dazu gehört auch die Möglichkeit ein rot/rot/grünes Bündnis einzugehen. Denn eines ist sicher, die Stigmatisierung der Linken als Extremisten oder Chaoten macht keinen Sinn. Die Linke ist hier im Westen eine Nischenpartei mit vielen politisch unverständlichen Menschen deren Professionalität einem die Haare zu Berge treibt, aber waren das die Grünen nicht auch einmal?
Die Option große Koalition ist eine recht zweifelhafte Option, sie wird beide Volksparteien in den Strudel der Bedeutungslosigkeit treiben und den Wähler von den Urnen vertreiben.
Und die CDU? Ihre Chance ist mit der Person von Jürgen Rüttgers verknüpft, der für alle Beteiligten auf den Düsseldorfer Fluren in den letzten Wochen immer zweifelhafter wurde.

  Ein Neubeginn mit Jamaika wird nur mit einer neuen Personalie möglich sein. Hier sind auch schon zwei Namen in den politischen Ring geworfen worden. Beides Personen die positiv aufgefallen sind, unverbraucht und der neuen Generation angehörend. Auf der einen Seite Dr. Norbert Röttgen der derzeitige Umweltschutzminister in Berlin und Armin Laschet der derzeitige Minister für Generationen, Familie, Frauen und Integration in Düsseldorf.

Beide Personen können integrieren, wie es einst die NRW Ministerpräsidenten Kühn, Rau aber auch Arnold das konnten.

Lassen wir beiden Parteien Zeit die nun notwendigen Sondierungsgespräche zu führen, denn NRW ist nicht nur ein Bundesland, es ist das bevölkerungsreichste und wirtschaftlich stärkste Land in Deutschland. Das Amt der Ministerpräsidentin oder des Ministerpräsidenten in NRW ist eines der herausragensten und politischsten Ämter welche die Bundesrepublik zu vergeben hat.

Und weil diese Wahl meines Erachtens wieder die Politikverdrossenheit ein Stück weit mehr befeuert hat, dies aber den politisch lokalen Größen in Ennepetal nicht bewusst ist, kam dieser Ausspruch der Beileidsbekundungen. Denn eines ist sicher, in Ennepetal ist man nicht politisch, da ist man halt auf einer "Insel der Glückseligen". Übrigens, gute politische Arbeit beginnt auf lokaler Ebene.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Ennepetal

 

Ein hauchdünnes Ergebnis, CDU vor der SPD

Vorläufiges amtliches Ergebnis für Nordrhein-Westfalen

Erststimme Vorläufiges Ergebnis in Prozent
38,5 38,5 10,1 4,7 5,4 2,8
CDU SPD GRÜNE FDP DIE LINKE ANDERE
           
59,3 Zweitstimme Vorläufiges Ergebnis in Prozent
34,6 34,5 12,1 6,7 5,6 6,5
Wahlbe-teiligung CDU SPD GRÜNE FDP DIE LINKE ANDERE
             
  Diff. der Zweitstimme im Vergleich zur Landtagswahl 2005 in Prozentpunkten *)
    +5,9 +0,6 +4,7 +1,7
-3,7 -10,3 -2,6        
Wahlbe-teiligung CDU SPD GRÜNE FDP DIE LINKE ANDERE

 

 

Merkmal Landtagswahl am 09.05.2010

Zum Vergleich:
Landtagswahl am 22.05.2005

Differenz der Zweitstimme in %-Punkten*)
Erststimmen Zweitstimmen Stimmen  
Anzahl
%
Anzahl
%
Anzahl
%
Wahlberechtigte insgesamt 13 270 933 100,0 13 270 933 100,0 13 230 366 100,0
Wähler/-innen 7 872 862 59,3 7 872 862 59,3 8 333 363 63,0
Ungültige Stimmen 129 808 1,6 113 537 1,4 89 349 1,1
Gültige Stimmen 7 743 054 100,0 7 759 325 100,0 8 244 014 100,0
 davon              
    CDU 2 984 596 38,5 2 681 736 34,6 3 696 506 44,8 -10,3
    SPD 2 980 620 38,5 2 675 536 34,5 3 058 988 37,1 -2,6
    GRÜNE 785 131 10,1 940 770 12,1 509 293 6,2 +5,9
    FDP 363 974 4,7 522 437 6,7 508 266 6,2 +0,6
    NPD 24 781 0,3 55 831 0,7 73 969 0,9 -0,2
    DIE LINKE1) 414 906 5,4 434 846 5,6 72 989 0,9 +4,7
    REP 4 879 0,1 23 430 0,3 67 220 0,8 -0,5
    ödp 2 757 0,0 7 522 0,1 15 751 0,2 -0,1
    BüSo 7 329 0,1 3 375 0,0 6 856 0,1 0,0
    PBC 232 0,0 9 404 0,1 6 361 0,1 +0,0
    Die Tierschutzpartei 5 045 0,1 48 047 0,6 6 168 0,1 +0,5
    FAMILIE 8 182 0,1 31 740 0,4 4 291 0,1 +0,4
    Die PARTEI 473 0,0 10 369 0,1 1 338 0,0 +0,1
    ZENTRUM 2 986 0,0 6 031 0,1 1 261 0,0 +0,1
    BGD 15 0,0 743 0,0 56 0,0 +0,0
    AUF 2 410 0,0 5 243 0,1
    PIRATEN 70 555 0,9 119 581 1,5
    ddp 1 517 0,0
    Freie Union 640 0,0 1 543 0,0
    RENTNER 7 117 0,1 38 411 0,5
    pro NRW 66 988 0,9 106 932 1,4
    DIE VIOLETTEN 196 0,0 6 036 0,1
    BIG 2 835 0,0 13 849 0,2
    Volksabstimmung 1 482 0,0 7 768 0,1
    FBI/ Freie Wähler 512 0,0 6 628 0,1
    UAP 108 0,0 523 0,0
    ÖkoLinX 96 0,0 184 0,0
    LD 108 0,0 100 0,0
    DKP 195 0,0
    DP 67 0,0
    Westfalen 475 0,0
    SG – NRW 347 0,0
    Soziale Mitte 754 0,0
    Einzelbewerber / -innen2) 2 263 0,0
    Sonstige 213 894 2,6

*) Bei der Landtagswahl 2005 wurde mit einem Einstimmensystem gewählt.

Die Sitzverteilung im Düsseldorfer Landtag:

Partei Sitze
CDU 67
SPD 67
GRÜNE 23
FDP 13
DIE LINKE 11
Gesamt 181

*Ausgleichsmandate wird es im neuen Düsseldorfer Landtag nicht geben. In 2005 gab es noch drei Ausgleichsmandate.

Quelle:Landeswahlleiterin NRW

Konsequenz aus dieser Wahl:

1. Schwarz/Gelb hat keine Mehrheit mehr.

2. Rot/Grün hat keine Mehrheit

3. Schwarz/Grün hat keine Mehrheit

Mögliche Koalitionen

1. Schwarz/Rot mit der SPD als Juniorpartner

2. Rot/Rot/Grün mit sehr vielen Fragezeichen

3. Schwarz/Grün/Gelb wurde sowohl von den Grünen als auch den Gelben abgelehnt.

 Der amtierende Ministerpräsident Jürgen Rüttgers(CDU) war nur zu einer kurzen Stellungnahme bereit und sagte sämtliche Interviewtermine ab. Wie aus der Vorstandsetage der CDU bekannt wurde, stellte er sein Amt zur Verfügung, was der Vorstand jedoch ablehnte.

Sylvia Löhrmann von den Grünen meinte um 2:00 Uhr: Wahrscheinlich kommt jetzt die große Koalition.

Wir werden sehen. Es bleibt auf jeden Fall spannend.

Es ist Krieg, es ist Krieg, es ist Krieg!

[jpg] 37,38,39 deutsche SoldatInnen sind nun in Afghanistan getötet worden, von Verletzten, "Verkrüppelten" und Traumatisierten wollen wir mal nicht sprechen. Die Sprachregelung lautet allerdings, "ist gefallen". Gefallen, wie aus Versehen über einen Stein gestolpert und dann hin gefallen. Eine verharmlosende Umschreibung des Tötens im Krieg. Verletzte, "Verkrüppelte" und Traumatisierte werden in diesem Zusammenhang so behandelt, als hätten sie eine Magen-Darm-Verstimmung. Tot ist also besser, sichert es doch den Betroffenen eine getrübte Öffentlichkeit. Und Politiker aller Couleur können sich besser in Szene setzen. Macht ja auch Sinn. Denn vor drei gut aus dekorierten Särgen kommt man besser an, als neben einem gelähmten oder traumatisierten Bundeswehrangehörigen.

Nur, was geht uns das an, es sind nicht unsere Kinder, Brüder, Väter oder Verwandten, wir sitzen hier und sehen auf unsere Vorgärten und erfreuen uns an den blühenden Blumen.

Und im übrigen, Politiker und unsere Beamten haben für uns die Losung heraus gebracht, es ist kein Krieg. Es ist so was wie eine Hilfeleistung für die Afghanen, eine Art technische Hilfsleistung für den Aufbau eines funktionierenden Staates.

"Es gehe um den zivilen Aufbau, um  ‚vernetzte Sicherheit‘. Das Wort ‚Krieg‘ setze da einen völlig falschen Akzent." (Jung, Spiegel, 29.6.2009).

Und heute, nach dem 39. Opfer? Die Kanzlerin und der Verteidigungsminister sprechen von, es könnte Krieg sein oder nur ein bisschen Krieg, man habe Verständnis wenn dies jemand Krieg nennt.
Aber alle Politiker sind sich einig, die SoldatInnen sollten von der deutschen Bevölkerung eine größere moralische Unterstützung, Rückendeckung, erfahren dürfen. Die Bevölkerung ist nämlich mehrheitlich, und zwar mit großer Mehrheit, sicher, dass unsere SoldatInnen nichts aber auch gar nichts in Afghanistan zu suchen haben. Und das behagt unseren Politikern nicht, dieser fehlende Rückhalt in der Bevölkerung.

Warum aber darf dieser Krieg nicht Krieg heißen? Diese Unredlichkeit und Unehrlichkeit unserer Politiker treibt sowohl die SoldatInnen als auch die Bevölkerung zur Verzweifelung und letztendlich in die Politikverdrossenheit.

Krieg darf es bei uns Deutschen deshalb nicht heißen, weil wir keinen Angriffskrieg führen dürfen, weil uns das Grundgesetz das verbietet. Deshalb auch der Verteidigungsfall den die Nato seinerzeit ausgerufen hatte. Man hatte das einfach umgedreht, die Afghanen haben die USA angegriffen, also müssen wir uns verteidigen. Tatsächlich waren es aber Verbrecher die den 9/11 Anschlag verübt hatten. Gute Polizeiarbeit hätte das sicher verhindern können, wie sich später auch herausstellte.

Krieg darf es bei uns nicht heißen, weil die getöteten und verletzten SoldatInnen keinen Versicherungsschutz hätten, die das ganze Tun als Arbeitsunfall herabstuft. Nur zunehmend wollen die Versicherer nicht mehr mitspielen.

Krieg darf es deshalb nicht heißen, weil sonst die Gegner, die Taliban, als sogenannte Kombattanten nach der Haager Landkriegsordnung und der Genfer Konvention einen besonderen Schutz genießen würden. So werden alle kurzerhand zu Verbrechern oder bei den USA als feindliche Kämpfer eingestuft. Und mit denen kann man machen was man will – macht man auch.

Nun lassen wir das einmal alles beiseite und fragen, was haben unsere SoldatInnen in den nun fast 9 Jahren in Afghanistan erreicht? Was hat sich in Afghanistan verändert? Es kann ja sein, die SoldatInnen haben, für uns nicht sichtbar, einen nunmehr vorzeigbaren Staat aus der Taufe gehoben.

Wenn man sich die Bilanz ansieht, muss man als Demokrat erschrecken. Es hat sich nichts geändert, eher ist alles noch schlechter geworden.
Afghanistan war vor dem Einsatz der Nato mit Beteiligung der Bundeswehr ein feudaler, totalitärer Staat unter der Herrschaft eines Mullah Omar. Mullah Omar ist verschwunden, jetzt haben wir einen Präsidenten Karsai, der in der Hauptstadt herrscht. Im Lande selber herrschten die Stammesführer, die auch Recht und Gesetz waren und heute noch sind. Recht und Gesetz ist in Afghanistan eine Frage des Geldes. Hat man genügend Geld, steht das Gesetz auf Seite des Geldgebers. Vor dem Krieg war der Schlafmohnanbau (Heroin) durch die Taliban (!) aus religiösen Gründen auf ein Minimum gesunken, er war schlicht  verboten. Nach dem Einmarsch der Nato wurde der Mohnanbau wieder hochgefahren, so dass heute Afghanistan rund 95% des Rauschgiftes auf dem Weltmarkt abdeckt.

Vor dem Krieg hatten die Frauen keine Rechte, sie mussten gemäß der alten Stammesbräuche sich mit einer Burka, einem Vollschleier, bekleiden. Sie waren rechtlos, man durfte sie treten und auch nicht gerade zimperlich behandeln. Heute ist das, bis auf wenige Ausnahmen, nicht anders.

Die letzten Wahlen sind in größerem Ausmaß gefälscht worden, so die Wahlbeobachter. Eine Wahlwiederholung wurde erst gar nicht mehr gemacht.
Der Beamtenapparat und die Politiker sind überwiegend korrupt.

Die Bilanz sieht für die Bundeswehr als demokratische Armee desaströs aus. Warum sollte unter diesen Umständen ein Bürger für diesen Krieg, der kein Krieg sein soll, sein? Und weiter, sind die 39 toten Menschen nicht genug? Sind das nicht 39 Menschen zuviel? Nur unsere Politiker wollen die Realität nicht akzeptieren, sie üben sich in Bündnistreue, koste es was es wolle.

Denn alle Beteiligten sind sich klar, dieses Land ist nicht zu befrieden. Es wird immer auf Grund seiner archaischen Strukturen nicht einmal im Ansatz eine Demokratie werden können.

 

Und es kommt noch dicker. Die Afghanen betrachten die Nato, auch die Bundeswehr, als Besatzer und verbünden sich zunehmend mit den zurück gekehrten Taliban.

Und noch einmal. Wieso sollte ein Bürger unsere SoldatInnen in Afghanistan unterstützen? Man kann die SoldatInnen bedauern, bemitleiden oder ihre berechtigte Wut begleiten. Warum? Weil sie auf das Geschwafel ihrer Vorgesetzen und unserer Politiker gehört haben und immer noch hören müssen.

Es wird Zeit für mehr Ehrlichkeit, es wird Zeit das dieser Krieg auch Krieg genannt werden darf, ohne wenn und aber. Und es wird Zeit, sich einzugestehen, dieser Krieg ist verloren. Jeder Soldat der getötet wurde und getötet wird, ist für eine schlechte Sache gestorben. Es war nicht von Anfang an sichtbar, jedoch heute ist es für jedermann sichtbar. Denn an Demokratie, Menschenrechte, Schulen, Brunnen und – nicht zu vergessen – die Errungenschaften des Feminismus glaubt auch das "umgangsprachliche" Wahlvieh nicht mehr.

Die Bundeswehr sollte sich zu schade sein, eine korrupte Zentralregierung zu stützen, die nur auf die Hauptstadt Kabul beschränkt und noch nicht einmal demokratisch legitimiert ist. Oder die auf die vielen Stammesfürsten beschränkt ist, deren einzige Einnahmequelle der Heroinanbau ist – dies sollte auch nicht als Argument gelten.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik 

Achtung und Respekt für Bischöfin Margot Käßmann

[jpg] In meiner Jugend hatte ich es leicht. Warum? Ich hatte Vorbilder, die gab es damals noch. Diese Vorbilder wurden auch in der Öffentlichkeit hoch gehalten. Ihre Vita war uns Ansporn, ihnen nach zu leben und ihr Wort, sofern es übermittelt wurde, galt uns allen etwas. Viele gesellschaftliche Bereiche hatten diese Vorbilder. Ich will jetzt nicht in Bereiche vordringen, die so manch einem heute fremd sind. Nehmen wir nur den Sport aus der damaligen Zeit. Wer kennt nicht die Namen Fritz Walter oder Uwe Seeler? Beide sind bekannt als Sportler die aus dem Lehrbuch für den Fußballsport entsprungen sein könnten. Politiker aller Parteien schmückten sich mit beiden Sportlern um einen Transfer herzustellen.

Auch die Kirche hatte damals Vorbilder. Bischof Niemöller, Dietrich Bonhoeffer, Kardinal von Galen, Kardinal Frings, Bischof Hengstbach sind nur einige, die den Gläubigen aber auch  allen Anderen Halt und Zuspruch gegeben hatten.

Und dann war eine ganze Weile nichts mehr zu hören und zu sehen. Man dachte es wäre vorbei mit den Vorbildern und damit mit der Vorbildfunktion. Wort und Tat fallen immer mehr auseinander, Beliebigkeit ist angesagt. Was uns danach vorgesetzt wurde lohnte keiner Zeile, die heutigen Vorbilder sind eher Zerrbilder zwischen einem Anspruch und der tatsächlichen Wirklichkeit.

Da wurde 1999 eine Margot Käßmann zur Bischöfin der Hannoverischen Landeskirche gewählt.
Nach Maria Jepsen, die 1992 zur Bischöfin in Hamburg gewählt wurde, die zweite Frau die die evangelische Kirche gewählt hatte.

Jepsen ist jedoch nie so radikal wie Käßmann gewesen und ist immer auf Ausgleich und Harmonie besonnen.

 

 Käßmann stellte sich an die Seite der Friedensbewegung und der Jugend und begleitet sie. Sie wollte raus unter die Menschen. Käßmann begeisterte, sie wollte die neue Kirche, die moderne Kirche sein. Sie ging offensiv auf die Öffentlichkeit zu, scheute nicht den Streit, eine Streiterin für das Wort. Ehrgeizig wie sie war trat sie 2003 gegen den Brandenburger Bischof Huber zur Wahl des Vorsitzenden der evangelischen Kirche Deutschlands an und verlor. Die Zeit war eben noch nicht reif. Als Bischof Huber 2009 in den Ruhestand trat, war es soweit, einstimmig wurde sie von den Synodalen zur neuen Ratsvorsitzenden der EKD am 28.10.2009 gewählt.

Nur diese Frau war seit sie Bischöfin war, der Widerspruch schlechthin. Ihren Brustkrebs machte sie öffentlich, auf eine Art, die so manch einer Frau neue Hoffnung gab. Die Botschaft: Du kannst damit fertig werden, ich wurde auch damit fertig. Es ist schwer, aber es geht. Nach dem Brustkrebs ließ sie sich von ihrem Mann scheiden, mit dem sie 26 Jahre verheiratet war und vier Kinder hat. Der Rat der evangelischen Kirche war etwas konsterniert, die Bischöfin stellte ihr Amt zur Verfügung. Der Rat stellte sich aber hinter die Bischöfin.

Es war alles öffentlich, nichts wurde verschwiegen. Dann stellte sie sich kritisch gegen den Afghanistankrieg, der ihr als Christin suspekt war. Das war richtig, denn Christen sollten die Friedfertigen sein. Sie wurde öffentlich gescholten, sie würde den deutschen Soldaten in den Rücken fallen, so hieß es. Sie ließ sich nicht beirren in ihrer Position, erläuterte und erklärte das Warum – geduldig. Damit nahm sie ihren politischen Widersachern den Wind aus den Segeln. Komischerweise hatte der katholische Bischof Mixa sinngemäß die gleichen Äußerungen getätigt, er aber blieb unbehelligt. Ja, wir Deutschen haben ein Frauenproblem. Auf der unteren und mittleren Ebene lassen wir die Frauen ja, aber die Führungsebene, nein bitte, da soll es doch ein Mann sein.

Da zeigt sich einmal mehr, wie weit die Emanzipation gekommen ist, die Frauen haben es geschafft, die Männer haben es noch nicht einmal gemerkt, dass auch sie sich emanzipieren sollten. Da stellt sich doch die Frage, können Männer sich überhaupt emanzipieren?

Und dann kam der 20.02.2010  – Margot Käßmann wurde mit 1,54 Promille am Steuer angetroffen als sie bei Rot eine Ampel überfuhr. Da schlug die Männerwelt zurück, allen voran die BILD mit F. J. Wagners, der einen für die Bild typischen Kommentar abgab. http://www.bild.de/BILD/news/standards/post-von-wagner/2010/02/24/post-von-wagner.html Nichts desto trotz stellte sich der Rat der evangelischen Kirche geschlossen hinter seine Vorsitzende.

Das sind so Momente, die in einem  große Zweifel aufkommen lassen. Man möchte wegsehen und die Tat von der Person trennen um nur die Person mit ihren positiven Leistungen zu sehen. Man ist versucht die Tat klein zu reden, weil die Person so groß ist. Dann vergehen die Tage, es wird verdrängt, die Tat wird immer kleiner, bis sie der Vergessenheit übergeben wird. Der Rat der evangelischen Kirche überließ die Bewertung dieser Tat der Bischöfin selber. Kein ernsthafter Mensch möchte in der Haut von Margot Käßmann gesteckt haben. Und was tat sie? Sie trat zurück, in einer nur für sie unnachahmlichen Art, klar, radikal und konsequent.

So schreibt sie auf der Seite der EKD:

"Am vergangenen Samstagabend habe ich einen schweren Fehler gemacht, den ich zutiefst bereue. Aber auch wenn ich ihn bereue, und mir alle Vorwürfe, die in dieser Situation berechtigterweise zu machen sind, immer wieder selbst gemacht habe, kann und will ich nicht darüber hinweg sehen, dass das Amt und meine Autorität als Landesbischöfin sowie als Ratsvorsitzende beschädigt sind. Die Freiheit, ethische und politische Herausforderungen zu benennen und zu beurteilen, hätte ich in Zukunft nicht mehr so wie ich sie hatte. Die harsche Kritik etwa an einem Predigtzitat wie "Nichts ist gut in Afghanistan" ist nur durchzuhalten, wenn persönliche Überzeugungskraft uneingeschränkt anerkannt wird. …..

Denn vollen Wortlaut können sie hier entnehmen.

Sie hätte es sich so einfach machen können, wie Otto Wiesheu  (CSU) der 1983 betrunken einen Menschen mit seinem Auto tötete und einen verletzte oder Dieter Althaus (CDU) der 2009 fahrlässig den Tod eines Menschen herbeiführte. Beiden gelang es nie mit ihrer Schuld angemessen umzugehen oder sich zu bekennen. Beide sind mit ihrem Verhalten derart beschädigt, dass sie bis an ihr Lebensende unglaubwürdig sind. Aber diese beiden haben auch andere Politiker damit beschädigt. Und das schlimme ist, denen ist es egal.

Bischöfin Käßmann ist wieder eine einfache Pastorin in der hannoverischen lutheranischen Landeskirche.
Damit beweist sie einmal mehr: "Wir fallen nie tiefer als in Gottes Hand".

Alle Achtung und Respekt, Frau Käßmann, hoffentlich bleiben sie uns noch lange erhalten.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik

Neue Grippe“: Impfbereitschaft steigt

(pen) „Welche Ärzte impfen gegen die Schweinegrippe?“ Das ist derzeit die häufigste Frage, die die Mitarbeiter des Gesundheitsamtes des Ennepe-Ruhr-Kreises beantworten. „Natürlich sind wir bereit, diese Auskunft telefonisch zu geben. Allerdings würde es uns sehr helfen, wenn die Bürger sich auch über das Internet über die Impfstellen informieren würden. Eine tagesaktuelle Liste findet sich unter www.en-kreis.de“, erklärt Dr. Hans-Joachim Boschek, Amtsarzt des Ennepe-Ruhr-Kreises. Gleichzeitig macht er deutlich, dass das Gesundheitsamt momentan auch eine Vielzahl weiterer Nachfragen rund um die „neue Grippe“ zu beantworten hat. „Hier bemühen wir uns, allen Anrufern möglichst gerecht zu werden. Alternativ können die Bürger bei allgemeinen Fragen natürlich auch auf andere Informationsquellen zurückgreifen.“

„In der letzten Woche wurden kreisweit 1.600 Impfdosen verabreicht, deutlich mehr als in der Vorwoche. Insgesamt können wir alle sieben Tage bis zu 2.500 Dosen nachbestellen. Bisher steht uns noch ausreichend Impfstoff zur Verfügung, eine Zuteilung an die Ärzte ist unmittelbar möglich“, skizziert Dr. Boschek die Lage. Vor dem Hintergrund der steigenden Fallzahlen und der damit zu verzeichnenden wachsenden Impfbereitschaft der Bevölkerung könnte es in nächster Zeit allerdings zu Wartezeiten kommen.

„Wer sich impfen lassen möchte, kann sich direkt an einen der Impfärzte wenden und einen Termin vereinbaren“, erklärt Dr. Boschek das Verfahren. Vor der telefonischen Vereinbarung eines Impftermins sollten sich Patienten unbedingt von ihrem behandelnden Arzt beraten lassen. Vor allem chronisch Kranke und Schwangere sollten sich vorab immer vom Hausarzt oder dem Arzt beraten lassen, der ihre gesundheitlichen Risiken und möglichen Gefährdungen am besten kennt. Ob die Ärzte spezielle Impfsprechstunden anbieten oder im laufenden Betrieb impfen, ist den Ärzten überlassen. Die Kosten der Impfung trägt die jeweilige Krankenkasse. Auch eine Praxisgebühr wird wie bei allen Impfungen nicht fällig.

Nach Angaben des Fachbereiches Soziales und Gesundheit des Ennepe-Ruhr-Kreises liegt die Zahl der bisher an der „neuen Grippe“ Erkrankten aktuell bei 365. Das ist ein Plus von 17 gegenüber der Vorwoche. Die Betroffenen kommen aus Breckerfeld (21), Ennepetal (41), Gevelsberg (32), Hattingen (114), Herdecke (20), Schwelm (21), Sprockhövel (21), Wetter (16) und Witten (79).

Für Bürgeranfragen hat die Landesregierung unter „Nordrhein-Westfalen direkt“ eine Hotline geschaltet. Sie ist wochentags von 8 und 18 Uhr unter 01803/100 210 (9ct./Min, abweichende Tarife aus Handynetzen) zu erreichen. Zusätzlich wurde unter der Adresse www.neuegrippe.nrw.de eine Internetseite eingerichtet. Das Internetangebot des Robert-Koch-Institutes ist unter www.rki.de zu finden.

Stichwort Symptome der „neue Grippe“
Symptome, die auf die „neue Grippe“ hindeuten, sind ein plötzlich beginnendes Krankheitsgefühl, Schüttelfrost, Müdigkeit, Muskel-, Glieder- und/oder Kopfschmerzen Appetitlosigkeit, Übelkeit, Durchfall, Husten oder Schnupfen. Wer unter diesen auf der Heimreise oder nach der Rückkehr leidet, sollte telefonisch Kontakt mit seinem Hausarzt aufnehmen. So kann dieser, nach Vereinbarung eines kurzfristigen Untersuchungstermins, die erforderlichen infektionshygienischen Vorbereitungen treffen. Bis zur Klärung der Situation sollten unnötige Kontakte zu Dritten vermieden werden.