Es ist spät, aber nicht zu spät für Leader im Südkreis

Eine Arbeitsgruppe beim Leader-Programm in Sprockhövel   Foto: Linde Arndt

Eine Arbeitsgruppe beim Leader-Programm in Sprockhövel Foto: Linde Arndt

[jpg] Jetzt sollten wir aber mal Gas geben, meinte der Sprockhöveler Bürgermeister Ulli Winkelmann (parteilos). Recht hat er, denn der Abgabetermin für die Anträge zum Leader Programm ist der 16. Februar 2015.   2,3 bis 3,1 Millionen Euro könnten die Leader Regionen einsammeln. Wenn, ja wenn sie für ihre ländliche Region ein förderungswürdiges Konzept vorlegen. Und sie sind nicht alleine, andere Regionen sind auch am Start, die kreativ und fantasievoll ein Konzept erarbeiten.
leader1Leader, worum geht es da denn und wen geht das etwas an? Es ist wie immer ein sperriger Begriff, der jeden Journalisten zur Verzweiflung treibt. Wie dem auch sei.
Leader (Liaison entre actions de développement de l’économie rurale (Verbindung zwischen Aktionen zur Entwicklung der ländlichen Wirtschaft)), wird gespeist vom Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) und soll die ländlichen Räume fördern. Und geht zurück auf die GAP (gemeinsame Agrarpolitik), die Kohäsionspolitik (ESF (Europäische Sozialfond)) , EFRE (Europäische Fonds für regionale Entwicklung), KF (Kohäsionsfonds) und die gemeinsame Fischereipolitik (EMFF (Europäischer Meeres- und Fischereifonds)).

Ziele des Fonds sind:

  • die Förderung der Wettbewerbsfähigkeit der Landwirtschaft,
  • die Gewährleistung der nachhaltigen Bewirtschaftung der natürlichen Ressourcen und des Klimaschutzes,
  • die ausgewogene räumliche Entwicklung der ländlichen Wirtschaft und der ländlichen Gemeinschaften, einschließlich der Schaffung und des Erhalts von Arbeitsplätzen.

Mit dem MFR (mehrjährigen Finanzrahmen) von 2014 bis einschließlich 2020, der sich auf über sieben Jahre erstreckt, müssen die ländlichen Regionen neue Anträge bis zum 16. Febr. 2015 (Deadline) stellen.
Zu der Kick off Veranstaltung kamen immerhin fast 200 Personen in den großen Saal von Haus Ennepetal. Betreut wird das Leader Projekt im Südkreis von Dr. Jürgen Schewe aus Breckerfeld.
Es geht um die Entwicklung des Südkreises, namentlich werden sich an diesem Projekt beteiligen:

Breckerfeld
Ennepetal
Sprockhövel
Gevelsberg

  • Silchede
  • Asbeck

Wetter

  • Esborn

Grundlage der Projektentwicklung ist die gemeinsame Erarbeitung von Projekten innerhalb des ländlichen Raumes, die der gemeinsamen wirtschaftlichen, sozialen und gesellschaftlichen Entwicklung der Städte zugute kommt. Wobei es wichtig ist, dass sich Bürger, Vereine, Politik und Verwaltung die gemeinsame Zielsetzungen erarbeiten. Die EU hat zwar die Förderung initiiert, wobei die Verteilung der Gelder als auch das Prozedere durch die jeweiligen Länder in Eigenregie erfolgt.
So steht Dr. Schewe motivierend, sensibilisierend oder auch mal mobilisierend den einzelnen Teams zur Seite. Es nützt jedoch nichts wenn, wie in Ennepetal rund 200 Besucher da waren, diese aber überwiegend aus Sprockhövel kamen. So warf Bürgermeister Claus Jacobi denn auch ein, dass nur deshalb so wenig Gevelsberger anwesend waren, weil dieses Projekt nur Silschede und Asbeck betrifft. In einer vorgelagerten Speedanalyse wurden schon einmal die Themenschwerpunkte festgelegt.

Eine Idee könnte sein:

  • Querverbindungen zwischen bisher voneinander getrennten Wirtschaftssektoren zu erkennen und zu verknüpfen. Das könnte z.B. eine gemeinsame Ausbildungswerkstatt sein, die statt der unabhängig voneinander arbeitenden Ausbildung eröffnet wird. Der Vorteil. Es könnte auch für kleinere Betriebe ausgebildet werden, die sich einen Auszubildenden nicht leisten könnten.
  • Ferner Entwicklungen des dörflichen Charakters einer Kommune, durch Treffpunkte oder auch durch Neuorganisation der Grundversorgung.
  • Breitbandversorgung oder dem demografischen Wandel in Form von anderen Sozialstrukturen zu begegnen.
  • Senioren könnten auch als Nachhilfe Heranwachsenden zur Hand gehen. Durchmischung von Senioren mit Kindern, Jugendlichen und Familien.

Diese Punkte nur als Beispiele.

Wesentlich ist jedoch das gemeinsame erschaffen von Konzepten und das gegenseitige lernen, was letztendlich zu einer nachhaltigen interkommunalen Zusammenarbeit führt.

Im Anschluss fanden sich die Teilnehmer an den Tafeln wieder, die dann mit Ideenzetteln beklebt wurden. Jede Tafel hatte inhaltlich ein Handlungsfeld zu denen die Ideen der Teilnehmer fanden.

Das nächste Treffen fand im Foyer der Sporthalle Sprockhövel statt. Immerhin waren es wieder 70 Besucher. Nach einer kurzen Einführung von dem Sprockhöveler Bürgermeister Ulli Winkelmann (parteilos), Bürgermeister Frank Hasenberg (SPD) aus Wetter und Dr. Jürgen Schewe wurden zwei Runden a 30 Minuten mit jeweils 3 Gruppen gebildet. Die bereit gestellten Tische waren bis auf den letzten Platz belegt. Es wurde diskutiert, eingebracht und wieder verworfen. Und es gab sehr viele und schöne Ergebnisse. Den Teilnehmern merkte man schon die Erregung an. Nach 30 Minuten mussten die Gruppen gewechselt werden, wieder ging es, nun mit einem anderem Thema, ran an die Ideen. Es war schon toll mit anzusehen, wie die Teilnehmer sich gegenseitig die Stichworte gaben um zu einer gemeinsamen Formulierung zu kommen.

Das nächste Regionalforum wird es am:

8. Januar 2015 um 19:00 Uhr
in der St.Jacobus Schule in Breckerfeld, Wahnscheiderstr. 13, geben
Themenschwerpunkte werden diesmal sein:

  • Tourismus/Naherholung
  • Natur/Energie/Klima und Mobilität
  • lokaler Schwerpunkt Dorferneuerung/Dorfentwicklung

Wichtig wäre noch zu erwähnen, dass die Foren thematische Schwerpunkte haben, die alle Kommunen der Region betreffen. Deshalb sollte unbedingt die Gelegenheit genutzt werden, an mehreren Veranstaltungen teilzunehmen. Denn jede Idee könnte eine Initialzündung darstellen um das gemeinsame Projekt nach vorne zu bringen.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Sprockhövel.

Zum Jahreswechsel 2014/2015

Weihnachten 2014  Foto: Linde Arndt

Weihnachten 2014 Foto: Linde Arndt

Es ist wieder so weit, es wird Weihnachten. Tage, in denen wir in uns gehen, Tage, die uns bewusst machen es geht uns gut. Tage, an denen unsere Probleme kleiner werden. Tage, die uns die Liebe zu unseren Mitmenschen näher bringt. Es sind Tage, die auf den einen Tag hinaus laufen – auf Weihnachten. Liebe ist das Zauberwort der Tage, Liebe die niemals erlöscht und in unserem Herzen ruht. Der Wunsch kommt auf, lass diese Tage in uns das ganze neue Jahr bestehen bleiben.

So sollen die kommenden besinnlichen, harmonischen und liebevollen Tage mit unseren Lieben, die wunderschönsten Tage in einem Jahr werden.
Fassen wir uns alle an den Händen und wünschen uns:

Frohe und besinnliche Weihnachten und ein glückliches neues Jahr.

Ihre EN-Mosaik und european-mosaic Redaktionen

Da waren es auf einmal vier in Schwelm

[jpg] Als Lokaljournalist muss man wohl einen ausgeprägten Selbstverleugnungstrieb haben. Schizophrenie ist da vorprogrammiert. Gut das Deutschland ein großes Netz von praktizierenden Psychologen hat.

schwunk

Michael Schwunk (FDP)
Foto: Linde Arndt

Der Schwelmer Stadtrat mit seiner klaren bürgerlichen Mehrheit von CDU/Bündnis90,Die Grünen/ SWG/BfS und der fossilen FDP hätten die Geschicke der Stadt Schwelm klar bestimmen können. Auch heute reicht die Mehrheit aus um für Schwelm etwas zu bewegen. Wenn nicht die persönlichen Aversionen zur Schwelmer Stadtverwaltung und dem vorstehenden Bürgermeister wären. Bürgermeister Jochen Stobbe ist Mitglied der SPD und schon geht bei dem bürgerlichen Block der Vorhang runter.

Nun hat Schwelm, wie viele Städte in NRW, 2015 eine Bürgermeisterwahl. Kandidaten müssen her. Der Schwelmer Stadtrat hat derer genügend zu bieten, Oliver Flüshöh (CDU), Michael Schwunk (FDP), Marcel Gießwein (Bündnis90/Die Grünen) oder Jürgen Kranz (SWG/BfS) alles hochqualifizierte Politiker, die prädestiniert für dieses Bürgermeisteramt wären, treten jedoch zur Bürgermeisterwahl nicht an.

Bürgermeister Jochen Stobbe  Foto: Linde Arndt

Bürgermeister Jochen Stobbe Foto: Linde Arndt

Was mussten wir für Ratssitzungen mit erleben, als die vorgenannten Politiker der Stadtverwaltung die Kompetenzen absprachen, mehr noch, die Stadtverwaltung verunglimpfte und beschimpfte (Wortwörtlich: “ich hätte ihnen den Ar… aufgerissen). Sicher, es war nicht die Stadtverwaltung insgesamt (oder doch?) gemeint, sondern mehr der Bürgermeister mit dem SPD Parteibuch. Das ging dann so weit, dass sich dieser Block verstieg, den einheimischen Unternehmer Burkhard Pass, der immerhin Arbeitsplätze schafft, bei einer Investition nicht nur zu schaden, sondern auch noch zur Aufgabe zu bringen. Und warum? Nur weil dieser Unternehmer es mit dem derzeitigen Bürgermeister Stobbe konnte und kann. Und jetzt schließen sich diese vier zusammen um einen Bürgermeisterkandidaten von außen zu suchen. Er sollte Verwaltungs- und Führungsqualitäten haben. Um Gottes Willen, wie bitte? Die Verwaltung stand dem Rat mehrfach im Wege? Ja aber warum denn? Weil die geballte Inkompetenz und Ignoranz sich in vielen Anträgen des Bürgerlichen Blocks manifestierte. Der Stadtrat wollte die gesetzlichen Grundlagen, die nun mal für alle gelten nicht akzeptieren. Kommunale Selbstverwaltung steht eben nicht über allen Gesetzen! Als der Bürgermeister den Rat aufklärte, wurde er gerüffelt. Er habe nur das zu machen was der Rat ihm sagt. Eben nicht! Der Bürgermeister mit “seiner” Verwaltung ist zuerst einmal der Stadt verpflichtet, ohne Ansehen von Person und Parteibuch. Von der wurde er ja auch gewählt, in einer Personenwahl. Und, er hat auch noch Schaden von der Stadt fernzuhalten. Und hierbei musste der Bürgermeister mehrfach in der vergangenen Wahlperiode einschreiten.

Sprechen wir mal über Führungsqualitäten die der Kandidat, gemäß der Ausschreibung,  haben müsste. “Befehl und Gehorsam” würde ich den Führungsstil der bürgerlichen Blockparteien umschreiben. Die Stadtverwaltung mit ihrem Bürgermeister braucht nur das zu machen was der bürgerliche Block ihnen sagt. Keine Wissensqualifikation und die Anwendung derselben wird gesucht, nein, nur “blinder Gehorsam”. A Priore wird ,fachliche Qualifikation, Verwaltungserfahrung, Führungskompetenz, Entscheidungswille und Persönlichkeit nach dieser Ausschreibung gesucht. Heißt wohl, die gesamte Stadtverwaltung hat keine fachliche Qualifikation, Erfahrung, Kompetenz, usw.usf.

Jetzt it auch die FDP im Boot.  Fotocollage: Linde Arndt

Jetzt ist auch die FDP im Boot.
Fotocollage: Linde Arndt

Es ist beschämend wie sich der gesamte bürgerliche Block mit dieser Stellenausschreibung grinsend  fachlich und sachlich entblößt. Psychologen würden hier von einer Projektion sprechen. Was dieser bürgerliche Block nicht hat, soll der Bewerber haben. Optional könnte aber das richtige Parteibuch den Bewerber auch weiter bringen. Übrigens ist der Kandidat den Parteien schon bekannt, die Artikel sind mehr oder weniger eine PR Aktion des bürgerlichen Blocks um auf sich aufmerksam zu machen. So läuft das Spiel halt im lokalen Bereich, es ist nur ein bisschen Wahrheit gewünscht. Offener wäre gewesen, wenn man die eigene Unfähigkeit und Unzulänglichkeit zugegeben hätte um dann eine Ausschreibung zu tätigen. Aber hat man das  mit dieser Ausschreibung nicht schon getan? Was soll es, der Stadtrat kann sich ja immer auf seinen “Hobby” Politiker Status zurück ziehen. Und dieser Status kennt keine Verantwortung gegenüber dem Wähler.

Ein Glück, dass EN-Mosaik nie ganz in den Bereich Lokal Politik eingetaucht ist, so bleibt unserer Redaktion der Gang zu einem Psychologen erspart. Und wir können weiter unserem kritischen Journalismus nachgehen, es bleiben uns dann auch immer wieder die Einladungen derjenigen erspart die keine Kritikfähigkeit besitzen und nur eine lebende “Litfasssäule” benötigen. Was für eine lokale Welt, in der immer mal wieder die Schmuddeligkeit Regie führt.

 

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Schwelm

Gevelsberg als Vorreiter

Foto: Linde Arndt

Unterschrift der Konzessionsverträge zwischen AVU und Stadt Gevelsberg für Strom und Gas Foto: Linde Arndt

 [jpg] 20 Jahre sind eine lange Zeit. Nun, für diese Zeit werden die Konsessionsverträge für den Strom- und Gasbetrieb mit einer Stadt abgeschlossen. In NRW werden solche Verträge im Moment überall neu verhandelt oder abgeschlossen. Dabei werden  die Verträge mit einem recht schwierigen Prozedere mit Anwalt verhandelt. Vor 20 Jahren, als die jetzt auslaufenden  Verträge unterschrieben wurden, gab es noch keine Liberalisierung der EU. Durch den gemeinsamen Wirtschafts- und Währungsraum, der allen 28 EU Staaten gleiche Chancen einräumt, müssen solche Verträge europaweit ausgeschrieben werden. Da kann es schon passieren, dass ein Anbieter aus Finnland mit im Rennen ist. Tatsächlich haben sich auch 4 Anbieter auf die Ausschreibung gemeldet, Zwei haben aber nach kurzer Zeit aufgegeben.

Blick in die Schaltzentrale  Foto: Linde Arndt

Blick in die Schaltzentrale Foto: Linde Arndt

Für diese beiden Anbieter waren die ausgeschriebenen Leistungen wirtschaftlich nicht darstellbar. Nach dem öffnen der Angebote stellte sich die AVU als der günstigste Anbieter für die Stadt Gevelsberg dar.  Für die AVU war und ist es ein “Heimspiel”, denn sie kennt sich in einem Netz aus, welches sie selber gewartet und weiter entwickelt hat. Die geringen Reaktionszeiten bei Störungen im Netz waren ein Indikator der für die AVU sprach.

Bürgermeister Claus Jacobi freute sich für die in Gevelsberg verbliebenen Arbeitsplätze. Nicht umsonst ist die AVU in Gevelsberg angesiedelt. War doch Gevelsberg bei der Elektrifizierung einer der Städte die diese neue Technik in seinen Stadtgrenzen verfügbar machte.

Foto: Linde Arndt

v.l.: Kämmerer Andreas Saßenscheidt, Gregor Nachwey (Geschäftsführer AVU Netz GmbH), Dieter ten Eikelder (Vorstand AVU AG), Bürgermeister Claus Jacobi und Hansjörg Sander (Geschäftsführer AVU Netz GmbH) Foto: Linde Arndt

Der scheidende (Kaufmännische) Vorstand Diplom-Betriebswirt Dieter ten Eikelder äußerte  sich denn auch positiv über den noch in seiner Vorstandszeit gelungenen Vertragsabschluss. So fließt der Stadt Gevelsberg Gewerbesteuer nur anteilig zu, denn die enstehende Gewerbesteuerschuld der AVU wird nach einem Schlüssel auf die an der AVU beteiligten Kommunen umgelegt. Mit 6 Kommunen wurden Konzessionsverhandlungen aufgenommen, wobei nicht unerwähnt blieb, dass es auch die Möglichkeit der Rekommunalisierung der Netze gab und gibt. So wird nächstes Jahr die AVU “100 Jahre”.  Diese 100 Jahre sind eng mit der Stadt Gevelsberg verbunden; denn so hatte die AVU am Nirgena ein Kohlekraftwerk, einzigartig für eine mittlere Stadt.

Bleiben denn die Konzessionsverträge in den anderen Städte des Kreises auf denen sich die AVU Netz GmbH beworben hat. Es sind allesamt AVU Kunden, die die AVU neu überzeugen musste.

Es ist jedoch wirtschaftlicher Alltag, dass eine Firma wie die AVU sich Tag für Tag den Anforderungen seiner Kunden stellen und bestehen muss.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Gevelsberg

 

 

Mach mir den Bürgermeister in Schwelm

 

Die Schwelmer Bürgermeistersuche - Collage: Linde Arndt

Die Schwelmer Bürgermeistersuche – Collage: Linde Arndt

[jpg] In Schwelm Bürgermeister zu sein, ist was besonderes. Er muss sich beleidigen und beschimpfen lassen, er macht den Prügelknaben, er ist der Laufbursche oder gar der Unterhalter für Parteien im Schwelmer Stadtrat. Was aber noch schlimmer wirkt, er müsste sich der bestehenden Gesetzeslage entledigen. Manchmal konnte man den Eindruck haben, der Schwelmer Stadtrat arbeite nach einem “lex specialis derogat legi generali” (das speziellere Gesetz verdrängt die allgemeinen Gesetze), wonach die Rechte in Schwelm vor allen anderen Rechten in Deutschland gelten.  Diese “klugen” Stadträte,  die der ganzen fachlichen Kompetenz der Schwelmer Stadtverwaltung immer überlegen schienen, dürften doch kein Problem haben einen Bürgermeisterkandidaten zu stellen. So sollte man meinen. Er braucht ja nur das machen was der Stadtrat ihm sagt. Wenn´s daneben geht, kann der Bürgermeister ganz gewiss sein, dass er dann auch den Schuldigen machen darf. Dann gibt es noch rund 8.000,– Euro, einschließlich der Buffetternährung, oben drauf. Was also will man mehr?

Oliver Flüshöh [CDU] Foto: Linde Arndt

Oliver Flüshöh [CDU] Foto: Linde Arndt

So inszenierten CDU, Bündnis90/Die Grünen und BfS/SWG im Haus Martfeld mit der lokalen Presse der Funke Mediengruppe, wie WAP, Westfälischen Rundschau/Westfalenpost und Radio Ennepe Ruhr einen Medien Scoop. Kritische Journalisten waren hierbei nicht erwünscht. Dramatisches wurde in den sozialen Medien für die Mitternachtsstunden angekündigt. Nur als die Nachricht raus war, interessierte dies niemanden. Es war nicht der Burner, war die dahinter stehende PR Aussage doch ziemlich schön gefärbt. Letztendlich stellte diese Aussage ein “Armutszeugnis” der vorgenannten Parteien dar.

Die Aussage: Wir suchen per Stellenanzeige einen zu Schwelm passenden Bürgermeister!

 Ob dem Schwelmer Jobcenter diese Stellensuche übermittelt wurde, war nicht heraus zu bekommen.

Jürgen Kranz [BfS / SWG] Foto: Linde Arndt

Jürgen Kranz [BfS / SWG] Foto: Linde Arndt

 So weit so gut. Es ist heute schon als alltäglich anzusehen, wenn der Hauptverwaltungsbeamte, also ein Bürgermeisterkandidat, von den Parteien gesucht wird. Denn einesteils verdient ein Bürgermeister nicht mehr wie ein Abteilungsleiter oder Gruppenleiter in der Wirtschaft und andererseits steht der Aufwand dieses Jobs in krassem Gegensatz zum persönlichen oder ideellen Nutzen. Zumal denn viele Stadträte die gute Kinderstube in der Zusammenarbeit mit der Verwaltung und dem Bürgermeister vermissen lassen.

Kommen wir nun zum publizierten “Armutszeugnis” der Parteien  CDU, Bündnis90/Die Grünen und BfS/SWG das von ihren Leadern Oliver Flüshöh (CDU), Marcel Gießwein (Bündnis90/Die Grünen) und Jürgen Kranz (BfS/SWG) im Haus Martfeld auf dem Weg gebracht wurde.

 Mit dieser Meldung weiß nun der Wähler,

  • Ja, wir haben keine kompetenten Mitglieder die Ahnung haben.
  • Und ja, wir können es nicht mit dem derzeitigen Bürgermeister Jochen Stobbe.
  • Und ja, wir wollen keines unserer Mitglieder einem Bürgermeister Bashing aussetzen.
  • Und ja, wir wissen nicht, wie man den von uns “in den Dreck gefahrenen Karren” wieder flott machen kann.
  • Und ja, wir sind nur “Schönwetter Demokraten” die einem Windstoß nicht standhalten.
Marcel Gieswein [Bündnis90/Grüne]  Foto: Linde Arndt

Marcel Gieswein [Bündnis90/Grüne] Foto: Linde Arndt

Typisch für diesen Stadtrat ist die jedes Jahr ritualisierte Ablehnung des städtischen Haushaltes, der auch in diesem Jahr mit dementsprechendem Getöse abgelehnt wurde. Mehr noch, in diesem Jahr bettelte der Stadtrat  gar nach dem “Sparkommissar”, also einem Beauftragten der Landesregierung nach § 124 GO NRW. Die Konsequenzen dieser Forderung werden dabei rührend naiv formuliert. Er soll etwas regeln was ein geballter gesunder Menschenverstand eines Stadtrates mit einer funktionierenden Stadtverwaltung in Schwelm nicht schafft. Im Einvernehmen, versteht sich. Einen ausgeglichenen  Haushalt.

Das der vorgelegte Haushalt 2015 nicht das Gelbe vom Ei war, ist dabei unwesentlich, nur er war genehmigungsfähig. Aber, der Schwelmer Stadtrat verweigerte die Zustimmung ohne konkrete Begründungen zu nennen. Dabei hatte der Schwelmer Stadtrat 4 Monate Zeit den Haushalt auf den Weg zu bringen. Ja, er hätte auch noch Sondersitzungen beantragen können. Wie auch immer. Die Haushaltsabstimmung ist zu einem Ritual verkommen.

So wird der Haushalt 2015, wie auch der Haushalt 2014, erst im nächsten Jahr verabschiedet. Ab 1. Januar 2015 wird die Stadt Schwelm nur die gesetzlich vorgeschriebenen Ausgaben tätigen dürfen. In diesem Zeitraum wird die Stadtverwaltung  mit einem höheren Verwaltungsaufwand arbeiten müssen. Denn jeder auszutauschende Kanaldeckel bedarf der Duldung oder Genehmigung der Aufsichtsbehörde.

Ist denn dem Schwelmer Stadtrat klar was ein “Sparkommissar”,  der vom Innenminister geschickt wird, bedeutet? Er kommt als Exekutor, nicht als Berater des Stadtrates. Er wird/kann Spielplätze schließen, die Steuern erhöhen oder gar die Straßenbeleuchtung ausknipsen. Der Stadtrat steht dabei außen vor und die Stadtverwaltung muss diese Anweisungen umsetzen.

Dann hat Schwelm keine kommunale Selbstverwaltung mehr. Dann hat Schwelm eine Diktatur des Sparaufsehers.
Und der Bürgermeister? Der darf sich jeden morgen die Direktiven des Kommissars abholen um sie dann abzuzeichnen und dann umzusetzen. Dann ist endlich das Bashing zu Ende und er arbeitet mit einem kompetenten Menschen zusammen.

Und da soll jetzt ein Bürgermeister von außen Abhilfe schaffen? Wie naiv und  armselig ist das denn?

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Schwelm

 

 

Einsicht-Ansicht-Aussicht eine Jahresausstellung in Gevelsberg

Galerie im Gevelsberger Rathaus  Foto: Linde Arndt

Galerie im Gevelsberger Rathaus Foto: Linde Arndt

[jpg] Wie jedes Jahr schließen sich die Gevelsberger Künstler zu ihrer Jahresausstellung zusammen.

Das Rathaus bietet sich als zentraler Ausstellungsort geradezu dafür an. Die diesjährige Ausstellung steht unter dem Thema „Einsicht-Ansicht-Aussicht“.

Chor

„The Good Girls“ Foto: Linde Arndt

Eröffnet wurde die Vernissage von dem Frauenchor „The Good Girls“ unter der Leitung von Sabine Steinbrink mit dem französischen Chanson „Oh, Champs Elysée“ von Joe Dassin. Klar wurde das Chanson für Gevelsberg adaptiert, indem man ein leichtes und beschwingtes „Oh, Gevelsberg, oh, Gevelsberg“ daraus machte. Der Applaus war ihnen, wie auch bei den anderen Darbietungen, sicher.

Bürgermeister Claus Jacobi sah denn auch den Chor als Bereicherung für Gevelsberg und die Künstler als weiteren Reichtum den die Stadt doch so attraktiv machte. Kunst ist eine freiwillige Ausgabe in einer Kommune, was der Bürgermeister jedoch nicht gelten lassen wollte. Er sieht die Politik in der Pflicht, Kunst als Pflichtleistung einzuführen. Kunst als festen Platz in jeder Kommune, so sein Credo. So hob er die Anwesenheit der Nachwuchskünstlerin Sarah Liphardt und der Gastkünstlerin Marlies Blauth hervor.

Marlies Blauth mit ihren Panoramabildern, die gleiche Landschaften in den unterschiedlichen Jahreszeiten zeigen, erweiterte und bereicherte die Ausstellung. Kennen gelernt hatten sich Marlies Blauth und der Gevelsberger Künstlerkreis anlässlich einer Ausstellung in einer evangelischen Kirche.

Und Sarah Liphardt, die Nachwuchskünstlerin, erst 22 Jahre, sie sieht ihre Malerei oder die Kunst als ein Teilen der künstlerischen Ansichten. Und dieses Teilen erweitert die eigene als auch die fremde Sicht.

Ein besonderes Highlight war ein Exponat im Foyer. Dort hatten die Gevelsberger mit einer Interaktionskunst ein gemeinsames Bild erschaffen. Das Bild wurde von dem Gevelsberger Künstler Markus Nottke mit Licht richtig in Szene gesetzt. Dieses Bild zeigt ein heiteres, fröhliches und inniges Zusammenleben der Gevelsberger. Offen, sozial und multikulturell so die Botschaft in diesem zeitgenössischen Bild, dafür steht Gevelsberg ein, so der Bürgermeister.

Und weiter, lassen wir gemeinsam in ein Gespräch kommen indem wir die dargestellten Werke interpretieren und unsere Sicht dem Gegenüber mitteilen. Dies alles sollte zu einer Inspiration führen, die es uns ermöglicht Kraft für unseren weiteren Lebensweg zu finden.

Anschließend bedankte sich Cornelia Bildheim im Namen des  Gevelsberger Künstlerkreises für die Unterstützung durch die Stadt.

In der Ausstellung sangen die „Good Girls“ noch das eine oder andere Lied aus ihrem reichhaltigen Repertoire von immerhin 100 Liedern. Es war, wie das interaktive Gemälde, ein buntes, heiteres und geselliges Treiben zwischen den Exponaten.

 

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Gevelsberg

 


 

,,Einsicht – Ansicht – Aussicht“
 Künstler des Gevelsberger Künstlerkreises


Comelia Bildheim -Acryl und Mischtechnik, u.a. sizilianische Reiseimpressionen
Gilda Hippenstiel – Aquarellarbeiten
Markus Nottke – Serien mil Neonacrylfarbe, verstärkt mit Schwarzlicht
Renate Schmidt-V. – Objekte und plastische Arbeiten, mit zum Teil zeitkritischen Aspekten
Anke Bilstein-Blaufelder – Mischtechnikarbeiten mit eingearbeiteten Naturmaterialien
Silvia Straube Holbach -Acryl und Mischtechnikarbeiten
Ursula Tempelmann – Aquarellarbeiten und Zeichnungen
Mario Wolf – Fotografie mit dem Thema: Industriekultur
Nachwuchskünstlerin:  Sarah Liphardt – farbintensive Porträts mit Acrylfarbe auf Papier
Gastkünstlerin:               Marlies Blauth – Landschaft – Farbräume im Panoramaformat

Die Ausstellung ist noch bis zum 30. November 2014 im Rathaus zu folgenden Zeiten zugänglich:
montags – donnerstags  10:00 – 12:00 Uhr  und 14:00 – 18:00 Uhr
freitags, samstags, sonntags und feiertags, 10:00 – 12:00 Uhr

 

Koalition der Willigen in Ennepetal

 [jpg] Es ist immer die gleiche Leier in Ennepetal. Fünf Jahre haben die Ennepetaler einen politischen Rückschritt ertragen müssen. Einige hielten es nicht mehr aus und sind weggezogen. Wer geblieben ist hat sich auf niedrigem Niveau angepasst, es ist nicht weit zu den Nachbarstädten.

Fragt man die Politik, so waren es immer die anderen die Ennepetal nach hinten gebracht haben oder letztendlich die Ennepetaler selber. Jeder im Rat oder der Stadtverwaltung hat sofort einen Schuldigen parat. Von den einzelnen Parteien konnte man kein Parteiprofil ausmachen. Und diese Profilosigkeit übertrug sich auch auf die Stadt. Mitleid musste man haben, wenn Ennepetaler nach ihrem Profil oder auch Image befragt wurden. Die Kluterhöhle musste für die Profillosigkeit herhalten, deshalb auch die neuen Ortseingangsschilder. Ennepetal mit den Höhlenbewohnern auf einer Insel der Glückseligen?

2008/2009 brach die Wirtschaft in Deutschland ein, ein Minus von 5,1% hatte Deutschland zu verbuchen.

Daniel Heymann [CDU]  Foto: Linde Arndt

Daniel Heymann [CDU] Foto: Linde Arndt

Ennepetal tat so, als wenn das Tal der Ennepe die Stadt vor der Rezession und der Finanzkrise schützen würde. Die Gedankenlosigkeit und Oberflächlichkeit von Politik und Verwaltung brachte Ennepetal ein bis dato nicht dagewesenes Chaos. Von außen mussten Kräfte zu Hilfe eilen um einen Haushalt bei der Aufsichtsbehörde durch zu bekommen. Die Gewerbesteuer war eingebrochen und auf einem Stand, der noch nicht einmal die Pflichtausgaben erlaubte. Kredite mussten her und ein Haushaltssicherungskonzept wurde erstellt. Der Gipfel war die in diesem Zusammenhang gegründete AÖR zur Kapitalbeschaffung. Diese ganzen Konstrukte um den Haushalt wurden dann von der Firma Pricewaterhouse Coopers erstellt, weil Ennepetal die Kernkompetenz für solche Jobs fehlte. 300.000,–Euro kostete das die Stadt, ein Unding.

Dabei wusste jeder mit Allgemeinbildung, dass der Fokus der Stadt Ennepetal auf die Gewerbesteuer mit einem hohen Risiko behaftet ist. Denn gesamtwirtschaftliche Rezessionen oder Einbrüche ziehen Gewinneinbrüche bei den Unternehmen nach sich, was letztendlich zu einer Verringerung der Gewerbesteuer führt. Rund 50% weniger an Gewerbesteuerzahlungen durfte der Stadtkämmerer in Ennepetal verbuchen. Ein Pauckenschlag und Fiasko. Alternativen hätten jetzt her gemusst. Und das wären die Schlüsselzuweisungen gewesen, die aus der Einkommensteuer und dem Hauptwohnort berechnet werden. Schlüsselzuweisungen, dafür brauchte man aber Einwohner die Einkommensteuer zahlen, junge leistungsfähige Einwohner. Nur die hatte und hat Ennepetal nicht ausreichend. Die Stadt Schwelm bekam 3 Mio Euro und die Stadt Gevelsberg bekam 5 Mio Euro an Schlüsselzuweisungen. Warum? Weil diese beiden Städte attraktiver sind und dort Menschen wohnen die Einkommensteuer bezahlen. Ennepetal hatte nach der Wahl 2009 die Chance an seiner  Attraktivität zu arbeiten um Menschen nach Ennepetal zu locken. In den 5 Jahren hat man sich mit allem möglichen beschäftigt, nur nicht mit der Attraktivität oder einem Image der Stadt. Im Gegenteil. Man hat weiterhin das „graue Maus Image“ gepflegt. Jetzt hat sich der Bürgermeister Wilhelm Wiggenhagen, der von der CDU auf das Schild gehoben wurde, verabschiedet und tritt nicht mehr an.

 

Ulrich Röhder [Bd.90/Die Grünen]  Foto: Linde Arndt

Ulrich Röhder [Bd.90/Die Grünen]
Foto: Linde Arndt

Und jetzt? Ennepetal hat einen neuen Rat mit keiner eindeutigen Mehrheit. Und wie das so ist, wenn keine eindeutige Mehrheiten vorhanden sind, rauft man sich zusammen um die Stadt zu entwickeln, von der man immerhin gewählt wurde. Nicht so in Ennepetal, dort denkt man nicht an die Stadt, dort denkt man nur an das eigene Ego.

Der Redaktion liegt ein Kooperationsvertragsentwurf der Parteien CDU/FDP/FWE und Bündnis90/Die Grünen vor. In diesem wird vereinbart eine gemeinsame Bürgermeisterkandidatin von der CDU zu unterstützen – Imke Heymann. Imke Heymann? Die Redaktion hat lange recheriert um heraus zu bekommen, wofür und was Frau Heymann politisch schon mal gesagt hat oder auch getan hat. Wir haben nichts gefunden. Wir haben uns gefragt, warum ein Newgirl für solch einen Posten ausgeguckt wurde. Warum Heymann(CDU), Röhder(Grüne), Hüttebräuker (FWE) oder Haas (FDP) nicht selber antreten wollen. Denn eines ist sicher, die Jahre bis 2020 braucht eine starke und kompetente Persönlichkeit. Und das ist das Problem der Parteien, unter ihrem Personal befindet sich weder eine starke noch eine kompetente Persönlichkeit. Dann geht es nach den Einkünften und der stärksten Partei. Die CDU hat demnach das Vorschlagsrecht. Und da Daniel Heymann (CDU) mehr als seine Frau verdient, musste Imke Heymann (CDU) in den Ring. Die restlichen CDUler sind im Rat sowieso nur Dekoration.

Zweiter Grund. Er liegt in der zukünftigen Wirtschaftsentwicklung begründet. Denn es ziehen dunkle Wolken am Wirtschaftshimmel auf. So wird den Deutschen ein Wachstum von nur 1,2% bis 1,5 % prognostiziert. Darin eingerechnet sind nicht die Ukraine/Russland Krise unter der die gesamte EU leidet. Schlägt diese Krise weiter durch, so rechnet man mit einer Rezession. Aber nicht nur diese Krise spielt eine Rolle, es ist das schwache Wachstum der gesamten EU (0,1% für 2013 und – 0% für 2014), die hohe Arbeitslosigkeit in den südlichen Ländern der EU. In Deutschland sind die Umsätze im Maschinenbau dramatisch eingebrochen, auch andere Branchen melden Rückgänge. Positiv ist, wenn die Bundesregierung ein Investitionsprogramm auflegen will, allerdings zu spät und zu schwach. Dabei haben wir einen Investitionsstau in allen Bereichen der Republik. Und die Steuerschätzung hat bis 2018 einen Steuerrückgang nach der Mai Schätzung von 21 Mrd. Euro ergeben. Mit sehr hohen Imponderabilien. Und die Probleme des Finanzsektors, stehen immer noch außen vor. Die EZB nimmt einen Zinssatz von 0,05 % bei dem Leitzins. Und wenn die Banken ihr Geld parken, müssen sie 0,2% Strafzins zahlen. Einmalig in der Geschichte der Zentralbanken.

Rolf-Dieter Hüttebräuker  Foto: Linde Arndt

Rolf-Dieter Hüttebräuker [FWE]
Foto: Linde Arndt

Das ist noch nicht alles. Es reicht aber, denn alle Daten schlagen auch auf die lokalen Finanzen durch. Also auch auf Ennepetal, die Insel der Glückseligen.

Wenn also eine Anita Schöneberg (SPD) oder Imke Heymann (CDU) diesen BM Job bekommt, müssen neben den üblichen Entscheidungen langfristige Entscheidungen der Haushaltssicherung getroffen werden. Auch die Weichen für Schlüsselzuweisungen müssen gestellt werden. Und nicht zu vergessen die Infrastrukturmaßnahmen, die Straßen sind in den letzten Jahren nicht besser geworden.

Diese anstehenden Entscheidungen benötigen aber auch eine breite Mehrheit (Neben breiten geistigen Kapazitäten), da kann sich eine Kommune keine Eitelkeiten leisten. In den letzten 15 Jahren war es einfach, es ging ja politisch um nichts, außer ein paar Kanaldeckel zu erneuern oder ein Blumenbeet anzulegen.

 

Da sehen wir uns den Kooperationsvertrag an, der ja an und für sich ein Koalitionsvertrag ist. Aber da die Ennepetaler Parteien es nicht so genau mit der Transparenz haben, wurde daraus ein „geheimer Kooperationsvertrag“. Dieser Vertrag schreibt eine Polarisierung vor, nach der Regel: Wenn die SPD was beantragt, sind wir alle dagegen und wenn wir was beantragen sind wir natürlich alle dafür. Alle 4 bis 6 Wochen treffen sich 2-3 Personen je Partei um sich strategisch und politisch abzustimmen. Die aus dem Rathaus der einzelnen Partei zufließenden Informationen, werden an alle Kooperationspartner verteilt. Dann werden den Parteien im Vertrag einzelne Themen zu gewiesen, FWE = Kultur und Sport, FDP = Kein Thema, Bündnis90/Die Grünen = Ökologische Themen, die CDU= Wirtschaftsförderung und Familenpolitik.

Ein Witz wenn man den Vertrag liest, die Günen nur noch ein ökologisches Thema? Das wäre zwei Schritt zurück, waren die Grünen doch dabei ihre Kompetenzen zu erweitern. Sven Giegold (Grüne) habe ich doch gerade im Finanz- und Steuerbereich glänzen gesehen und Ska Keller (Grüne) habe ich im Wettbewerbsrecht gehört. Und der alte Grüne Reinhard Bütikofer referierte mit rudernden Händen von den Wirtschaftvorteilen einer grünen Wirtschaft. Oh, Sorry, das waren ja Politiker der Partei Bündnis90/Die Grünen. In Ennepetal gibt es davon ja nur die Mutation einer Grünen Partei.

Mehr haben die Ennepetaler Grünen nicht drauf? Über die FWE mit Kultur und Sport muss man nicht reden. Das wäre eine Zumutung. Die FDP, klar, die stand noch nie für etwas, sie war ja immerhin nur eine Klientelpartei. Lustig ist da noch die CDU für Wirtschaftsförderung, die ja in den letzten 15 Jahren gründlich daneben ging. Familienpolitik für die CDU?, ja, klar, Frauen an den Herd und die Jungs raus zum arbeiten.

Michael Haas [FDP] Foto: Linde Arndt

Michael Haas [FDP]
Foto: Linde Arndt

Also was sollte dieser Vertrag? Es ist ein Verhinderungsvertrag. Denn es kommen 21 Stimmen im Rat zusammen, genau die Hälfe, gegen die SPD ( Wobei die AFD mit dem Bürgerlichen Block stimmen wird, man schämt sich noch die AFD anzusprechen). Die SPD hat wiederum 16 Sitze, evtl die Linke und die Piraten dazu, wären es 19 Sitze, zwei weniger. Alle gegen die SPD und alle für die Blockade im Stadtrat und damit alle gegen Ennepetal! Der Stillstand bis 2020 ist vorprogrammiert.

Die vier Partner CDU/FDP/FWE und Bündnis90/Die Grünen verpflichten sich ausdrücklich für die Wahl der Bürgermeisterin Imke Heymann, finanzielle und personelle Hilfen für die gemeinsame Kandidatin nach ihren Möglichkeiten bereitzustellen. Darüber hinaus verpflichten sie eine enge und breite Abstimmung der gemeinsamen politischen Ziele.

Nur einmal taucht in diesem Vertrag das Wort Ennepetal auf, „…gemeinsam zu formulierende Ziele für Ennepetal…“, also irgendwann wollen wir was für Ennepetal formulieren aber nicht unbedingt umsetzen.

Man kann den Vertrag nicht verstehen, weil es angeblich erwachsene Menschen sind und angeblich Profis im Politikgeschäft. Die gemeinsame Kandidatur Imke Heymann (CDU) kann man nachvollziehen, weil die personellen Ressourcen der einzelnen Parteien erschöpft sind, deshalb eine Kandidatin der Not. Den Mut jemand von draußen zu holen, können die vier „Koalitionäre“ nicht aufbringen.Es ist also eine „Koalition“ der Willigen und Bequemen, die eine führende Hand benötigen.

 

Was nun die Zusammenarbeit im Rat der Stadt betrifft, ist das wohl einer mangelnden Erfahrung der Vertragspartner geschuldet. Es werden in modernen Kommunen keine Kooperationen oder Koalitionen mehr geschmiedet, es wird nur eine temporäre projektbezogene Zusammenarbeit definiert und favorisiert. Dies hat den Vorteil der Bündelung von sachbezogener Kompetenz über Parteigrenzen hinweg. Und Projekte gibt es massig in Ennepetal, die alle auf eine Lösung warten.

Das dieser Kooperationsvertrag bei den Parteimitgliedern der vier Parteien höchst umstritten ist, konnte man in der Redaktion an der Resonanz nach dem Artikel ( http://en-mosaik.de/breaking-news-30-oktober-2014/) vom 30.Oktober erkennen. 4 Kopien dieses Kooperationsvertrages wurden uns zugeschickt, wovon 2 alleine von der CDU kamen. Die Fraktionsvorsitzenden der vier Parteien scheinen sich nicht mit ihren Parteimitgliedern abgestimmt zu haben, es rumort in den vier Parteien.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Ennepetal

Nach Denken

Nachdenklich  Collage: Linde Arndt

Nachdenklich   –  Collage: Linde Arndt

[jpg]Was soll ich denn nun feiern. Als Elberfelder, der damals ohne Probleme sehr oft nach Westberlin und zurück fuhr. Sehr oft habe ich mit den DDR Leuten gesprochen und habe keinen Unterschied zu uns gesehen. Ich habe keinen gesehen, der sich unterdrückt fühlte. Man musste arbeiten, studieren oder feiern und hatte auch nur 24 Stunden am Tag, die nie ausreichten. Heute sind das alles Freiheitskämpfer geworden und saßen alle in Bautzen.
Und als die Mauer fiel, wollten viele auch zwei Autos haben und auch jedes Jahr in den USA Ferien machen. Und die Gesichter wurden länger, als das verdiente Geld noch nicht einmal für ein Auto reichte und Malle das höchste der Gefühle wurde. Also, was soll ich feiern? Das die DDR Leute in der Realität angekommen sind?

Nein, ich finde diese Feier unanständig. Macht sie doch den DDR Staat zu dem was er niemals war – ein Unrechtsstaat. Haben die 16 Millionen Menschen in der damaligen DDR Unrecht getan. Wohl kaum, Sollen sie mit diesem Kampfbegriff ihrer gesamten Identität beraubt werden. Senkt den Kopf, ihr wart in einem Unrechtsstaat!
Und ich. Ich mache das was ich jedes Jahr an diesem Tag mache, ich denke an die Reichskristallnacht, an die 400 ermordeten Juden und an die 40.000 erstmals in KZs verschleppten Menschen. Die niemals zurück kamen und hinter Mauern verschwanden die wir teilweise noch heute in unseren Köpfen haben. Die Synagogen, die damals in Flammen aufgingen, die jüdischen Geschäftsleute, deren Geschäfte verwüstet wurden.

Aber ich denke auch, es ist Zeit zu vergessen und zu feiern das wir wieder ein Volk sind, ohne Verantwortung für die Vergangenheit. Wirklich vergessen?
Es ist der Versuch der Deutschen die Täterschaft der Reichsprogromnacht mit der Opferrolle der DDR Diktatur zu verrechnen.

Und deshalb finde ich 76 Jahre nach der Reichskristallnacht diese Feier unanständig. Es ist der Versuch

 

 

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik am Tage der Reichspogromnacht von 1938

 

Camille Pissarro als Fußnote? Um Gottes Willen. Nein!

 

Pissaro-Ausstellung im von-der-Heydt-Museum Wuppertal  Foto: Linde Arndt

Pissaro-Ausstellung im von-der-Heydt-Museum Wuppertal Foto: Linde Arndt

[jpg] Das Leben kann  manchmal furchtbar mitspielen. Camille Pissarro, einer der ganz großen der Impressionisten, bekommt eine Ausstellung im von der Heydt-Museum in Wuppertal. Das von der Heydt-Museum führt Pissarro in dieser Ausstellung als „Vater des Impressionismus“. Vater in vielerlei Hinsicht, sowohl menschlich als auch künstlerisch.

Es ist der vierte Impressionist. Nach August Renoir, Claude Monet und Alfred Sisley nun die Ausstellung Camille Pissarro.

 Dr. Gerhard Finckh bei der Pressekonferenz zur Pissaro-ausstellung  Foto: Linde Arndt

Dr. Gerhard Finckh [links] bei der Pressekonferenz zur Pissaro-Ausstellung
Foto: Linde Arndt

Pissaro war der älteste in der vorgenannten Gruppe, zu der noch Paul Cézanne gehörte. Er war jedoch nicht Vater im Sinne eines Patriarchen mit entsprechender Dominanz. Vielmehr war er ein väterlicher Freund, der mit seiner Lebenserfahrung und Persönlichkeit anderen, den Künstlerkollegen, zur Seite stand. Gefunden haben sich die Künstler in der damaligen Schule von Barbizon bei Fontainebleau, die auch von Jean-Baptiste-Camille Corot besucht wurde. Es war die Schule für Landschaftsmaler schlechthin, außerhalb des akademischen Lehrbetriebs. Claude Monet mit seinem Bild „Impression, Sonnenaufgang“ (1872), gab damit der neuen Stilrichtung seinen Namen. Da die Künstler um Camille Pissaro keine akademische Ausbildung hatten, wurden sie auch von dem Pariser Salon, der damals führenden Ausstellungsmöglichkeit, zurück gewiesen. Camille Pissaro lies sich dadurch nicht entmutigen, und organisierte mit der Gruppe eine eigene Ausstellungsmöglichkeit im Atelier des Pariser Fotografen Nadar. Diese Ausstellung fand jedoch in Paris ein negatives Echo, das Publikum sprach von Schmierereien und verließ schimpfend die Ausstellung. Die ausgestellten Bilder wurden von der Presse als unfertig eingestuft und die Künstler als Impressionisten verspottet. Pissaro hatte nur 130 Franc auf dieser Ausstellung umgesetzt. Zu wenig um seine Familie zu ernähren.

Aber er hatte ja noch die Gruppe ,die sich gegenseitig inspirierte und sich weiter entwickelte. So sympathisierte Pissarro zeitweilig mit den Anarchisten, die die hierarchischen, gesellschaftlichen Strukturen in der Gesellschaft ablehnten. Künstlerisch machte er Ausflüge zum Pointillismus, einer Farben- und Formenlehre, die eine durchkomponierte Malweise erforderte.

Immer war der Dialog mit der vor genannten Künstlergruppe ein wichtiges Element in seinem Leben. Auch menschlich war Pissarro der Gruppe zu getan. Van Gogh der damals unter schweren Depressionen litt, besorgte er den Arzt der ihm half die Depressionen zu überwinden. Gut und gerne kann man sagen, er war eine Größe sowohl in menschlicher als auch künstlerischer Hinsicht.

Die Dreyfus´ Affäre 1894, die ganz Frankreich damals erschütterte, brachte auch Camille Pissarro aus dem Tritt. Alfred Dreyfus wurde mit dubiosen und gefälschten Beweisen wegen Landesverrates verurteilt. Da Alfred Dreifus  Jude war, setzten kurz nach dem Urteil in Frankreich Angriffe, gegen alles was jüdisch war, ein. Der offen ausgebrochene Antisemitismus entzweite die französische Republik. Und Pissarro? Pissarro war Jude und verlor von einem Tag auf den anderen seine Freunde, die danach nichts mehr mit ihm zu tun haben wollten. Er, der einer der führenden französischen Impressionisten war, der dem Impressionismus die maßgeblichen Impulse gegeben hatte, er stand auf einmal alleine da. Freunde wechselnden die Straßenseite und grüßten nicht mehr. Unverständlich ist für heutige Begriffe, wenn dann 1937 in einem Standardwerk „Meisterwerke französischer Impressionisten“ von Karl Scheffler, Camille Pissarro nur in einer Fußnote erscheint. Glücklicherweise gab und gibt es ja nicht nur Antisemiten auf der Welt.

1892 erlebte Camille Pissarro trotz allem noch seinen Durchbruch bei dem Kunsthändler Durand-Ruel. Es waren die US-Amerikaner die Gefallen an den Impressionisten gefunden hatten und die nicht genug von diesen Werken bekommen konnten.

Man kann jedoch sagen, es muss eine spannende Zeit gewesen sein, die Stoff für viele Gesellschaftsromane liefern würde. Menschliche Höhen und Tiefen eingeschlossen.

 

Die künstlerischen und gesellschaftlichen Zusammenhänge aufzuarbeiten und dies in einer Ausstellung sichtbar zu machen ist dem Kurator und Direktor Dr. Gerhard Finckh gut gelungen.


So wird der Besucher anhand von 170 Werken, wovon rund 120 von Pissarro sind, durch die damalige Zeit geführt. Die gegenseitige Inspiration der Künstler werden sichtbar gemacht und darüber hinaus in den geschichtlichen Kontext gesetzt. Paris wurde durch den Stadtplaner Georges Haussmann zu einer Metropole umgestaltet, die bis heute noch Bestand hat. Die damalige Pariser Weltausstellung erregte die Gemüter positiv. Und die industrielle Revolution brachte dementsprechende gesellschaftliche Umwälzungen. Eine durchaus spannende Zeit des Aufbruchs. Zu jeder Zeit waren die Künstler stille Beobachter der neuen Zeit.

Diesen Spannungsbogen und die künstlerischen Veränderungen aufzuzeigen, wird diese Ausstellung im von der Heydt Museum jederzeit gerecht.

Und so schreibt Dr. Gerhard Finckh zu dieser Ausstellung am Schluss: „ Abgesehen von den betörenden Werken Pissarros sehen Sie hier auch die großartigen Werke von Courbet, Corot, Cézanne, Manet, Monet, Gauguin, van Gogh und anderen Künstlern dieser aufregenden Epoche.“

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Wuppertal


Montmartre bei Nacht Foto: Linde Arndt

Camille Pissaro / Boulevard Montmartre bei Nacht
(ca. 1897) The National Gallery London Foto: Linde Arndt

Pissarro – Der Vater des Impressionismus
Eine Ausstellung:

Bis zum 22.2.2015

Öffnungszeiten:

DI+MI 11-18 Uhr
DO+FR 11-20 Uhr
SA+SO 10-18 Uhr
MO geschlossen

 

Eintrittspreise:

12,–€ pro Persone
10,–€ ermäßigt
24,–€ Familienkarte

öffentliche Führungen Plus 4,–€ zum Eintrittspreis

Adresse:
von der Heydt Museum
Turmhof 8
42103 Wuppertal

Tel.: 0202/563-6231

 

Anreise mit der DB:

Das Von der Heydt-Museum Wuppertal liegt in der Fußgängerzone des Stadtteils Elberfeld und ist vom Hauptbahnhof (DB, S-Bahn) in weniger als 5 Minuten zu Fuß zu erreichen.

 

Anreise mit dem Auto:

Von der A 46 die Abfahrten W-Katernberg oder W-Elberfeld wählen. Dem Parkleitsystem Richtung Zentrum Hofaue folgen (siehe Karte)

Weitere Informationen über das Internet: http://vdh.netgate1.net/index.html

Außerdem eine Ausstellungsseite: http://www.pissarro-ausstellung.de/

Gespräche zur Bewusstseinsbildung in Gevelsberg

Teilnehmer am runden Tisch in Gevelsberg  foto: Linde Arndt

Teilnehmer am runden Tisch in Gevelsberg foto: Linde Arndt

 

[jpg] Nur sprechenden Menschen kann geholfen werden, so ein Spruch aus dem Internet.

Die Stadt Gevelsberg lud zu „Miteinander im Gespräch – Menschen mit Behinderung und Vertreter der Stadtverwaltung“ in ihren Ratssaal ein. Als „normaler“, also ohne Behinderung versehener Mensch machte dieses Gespräch doch betroffen. Als Redakteur war ich zum ersten mal Teilnehmer eines solchen Gesprächskreises. Klar, habe ich mich vorher vorbereitet, nur auf dieses Gespräch bezogen konnte ich das Vorbereitete vergessen.

Schumacher - Pfleging  foto: Linde Arndt

Gabriele Schumacher und Michael Pfleging foto: Linde Arndt

Es war ein „Round Table“ Gespräch welches vom Fachbereichsleiter für Bildung, Jugend und Soziales Michael Pfleging und Gabriele Schumacher als Behindertenbeauftragte moderiert wurde. Nun, Gevelsberg zeigt sich im sozialen Bereich der Menschen mit Behinderung, auch hier vorbildlich. Man spricht miteinander um Probleme einer Lösung zu zu führen, soweit sie von der Stadtverwaltung gelöst werden können. Wobei im Dialog auch gemeinsame Lösungsvorschläge erarbeitet werden.

Allerdings fielen mir so manche Schuppen von den Augen. Mein persönliches Bewusstsein für Behinderte befand sich vor diesem Gespräch in einem rudimentären Status. Für mich war ein Behinderter ein Mensch, für den irgendjemand sorgt, sei es die Rentenversicherung, die Berufsgenossenschaft oder der Sozialbereich einer Stadt. Bestenfalls erwartete ich von einem Behinderten wegen einer Hilfeleistung angesprochen zu werden. In dem Fall würde ich dem vorgebrachten Ansinnen gerne folgen. War es das? Nein, ich wurde eines besseren belehrt.

 

Einige Beispiele gefällig?

Wer hat nicht den neuen ZOB (Zentralen Omnibusbahnhof) gesehen. Auf dem Boden sind Riffelungen eingelassen. Sie sollen Blinde führen, die mit ihrem Blindenstock den richtigen Weg finden sollen. Problem gelöst? Keinesfalls. Denn der Rollstuhlfahrer hat mit den Riffeln seine liebe Not, indem er sich immer wieder aus den Rillen befreien muss. Und der Blinde? Auch dessen Probleme sind noch nicht alle gelöst. Denn wie kommt er nun an den richtigen Bahnsteig?

In einem anderen Beispiel schilderten Behinderte das Problem, dass ein LKW die Sicht auf die B7 versperrte, in dem er im Eingangsbereich zwar vorschriftsmäßig parkte, nur man konnte die Straße nicht mehr richtig einsehen, wenn man den Platz vom Gesundheitscentrum verlassen wollte. Diese Situation in den  Raum gestellt, wusste ein anderer Behinderter eine Problemlösung, indem dieser Parkplatz nur für Motorräder reserviert werden sollte. Problem gelöst? Auch hier ist sicher eine Abwägung notwendig, denn Parkraum ist ein knappes Gut.

Die Mittelstraße in Gevelsberg, die Flaniermeile der Stadt, kann für einen Behinderten zu einem schweißtreibenden Hindernisparcour werden, wenn er die auf dem Bürgersteig ausgestellten Werbestopper oder Warenkörbe umfahren oder -gehen muss.

Oder nehmen wir die Parkzeit, für einen Behinderten kann das zum Problem werden. 1 Stunde mit einem Rollstuhl oder mit Krücken einkaufen ist sicher nicht als angemessene Parkzeit für einen Behinderten einzuordnen.

 

Es sind nur 4 Beispiele, die, mit einem Bewusstsein eines nicht behinderten Menschen, niemals aufgefallen wären. Gevelsberg ist weiter im sozialen Bereich. Aber es besteht noch Gesprächsbedarf.

Susanne Auferkorte [KISS]  Foto: Linde Arndt

Susanne Auferkorte [KISS] Foto: Linde Arndt

Frau Auferkorte (KISS) berichtete denn auch über neue Selbsthilfegruppen die gebildet werden sollen. Die Räume in der Hagenerstraße platzen aus allen Nähten und KISS braucht dringend neue Räume. Frau Auferkorte bittet denn auch um Anruf (02332 – 664028), falls Räumlichkeiten fei sind.

Denn zwei neue Selbsthilfegruppen, „Depressionen“ und „Lungenkrebs“ könnten und sollten gegründet werden.

Und als Vorschlag sollte zu dem nächsten Gespräch jemand von der VER eingeladen werden um die im Zusammenhang mit der ÖPNV und den Behinderten entstehenden Probleme zu sprechen.

Foto: Linde Arndt

Wolfgang Büge Foto: Linde Arndt

Und, ab sofort hat der EN-Kreis einen Lotsen für Menschen mit Behinderung. Wolfgang Büge, der blind ist, hat in Münster eine Schulung zum Lotsen gemacht. Er kümmert sich ab sofort mit Rat und Tat um Menschen mit Behinderung und zwar kostenlos. Er wird Wege aufzeigen wie jeder Behinderte zu den Stellen gelangt um seinen richtigen AnsprechpartnerIn zu bekommen. Zu erreichen ist Wolfgang Büge unter Telefon: 02332-61963.

Es sind viele Probleme der Behinderten, die das Miteinander mit der Gesamtgesellschaft behindern. Tatsächlich ist es jedoch dem gegenseitigen mangelndem Bewusstsein geschuldet. So könnten diese Miteinander Gespräche ein neues Bewusstsein erzeugen. Es fehlt etwas, das miteinander Aufpassen und Hinsehen. Nachdenklich bin ich danach nach Hause gefahren. Passt auf euch auf.

 

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Gevelsberg