Bilder vom Schwelmer Heimatfest überdauern bis in alle Zeiten
[jpg] Das das Schwelmer Heimatfest gut war, haben die Kollegen der WAZ Gruppe aktuell bestätigt. Sollen wir als 5. oder 6. Presseerzeugnis das Gleiche tun? Ein Bestätigungsartikel? Nun gut. Ein Satz genügt. Ob das der Heimatfestabend, der Bürgermeisterempfang, der Heimatfestzug, die Heimatfestkirmes oder das Feuerwerk war, es ist und war eine tolle Veranstaltung die zu Schwelm gehört und die die Stadt von der besten Seite zeigt. Punkt. Das die Nachbarschaft Winterberg den ersten Preis in der Gesamtwertung des Festzuges machte muss man auch nicht extra erwähnen. Diese Ausführungen sind für die lokalen Chronisten vorgesehen.
Was aber von Interesse sein sollte ist die Essenz und die Tendenz des Heimatfestes.
Als Irmgard Weinreich von ihrem eigenen Gefühl mit der Zeit beim Eierkochen sprach, war dieses Gefühl für die Zeit die Essenz des Heimatfestes. Für Irmgard Weinreich waren die gekochten Frühstückseier gut und für ihren Sketch-Partner Eugen Dittmar waren sie eben nicht gut. Wie ein Frühstücksei sein sollte, darüber gerieten die beiden ganz schön in Streit. Ein schönes Beispiel wie man über die Entwicklung und den Bestand des Heimatfestes in ein strittiges Gespräch kommen könnte. Auch eine andere Teilnehmerin bei der Siegerehrung brachte es auf einen anderen Punkt: „Es ist so cool mit anderen aus der Nachbarschaft etwas zu machen“. Das ist es was die Schwelmer ausmacht, mit dem anderen was zu machen und auch mal „fünfe-gerade“ sein zu lassen. Ein anderer Teilnehmer des Heimatfestabends, Paul Niepmann, sprach in seinem besten politischen Vortrag von einem Zirkus den man im Rathaus erleben könne. Niepmann trug damit das letzte Stückchen an Eulenspiegellei vor. Tja, und da kommt auch schon der erste Wermutstropfen. Irmgard Weinreich, Eugen Dittmar und Paul Niepmann sind mit die letzten Schwelmer die das Schwelmer Dialekt noch pflegen und vortragen können. Auf die Frage von Moderator Jan Schulte, wie es weitergeht mit dem Schwelmer Platt, meinte Irmgard Weinreich, dass sie keine Zukunft für diese Sprache sehe. Ein bisschen hart aber es stimmt sicherlich.
Wenn die Brauerei Schwelm auch durch die Schwelmer nicht zu retten war, so sollte der einzelne Schwelmer sich doch aufgerufen sehen sich seiner sprachlichen Identität nicht kampflos durch die Zeit berauben zu lassen. Offensichtlich ist keinem klar was dieser Dialekt für den Bürger bedeutet. Es ist die Sprache mit der man ungestraft den Oberen mal die Meinung sagen konnte, indem sich mit dem sprachlichen Witz, die sprachliche Gewalt oder auch die Ursprünglichkeit der Bürger widerspiegelt. Noch sind die Leute die diese Sprache beherrschen unter uns und pflegen, so man hört, ihren Stammtisch.
Eine schöne Besonderheit im Vorfeld des Heimatfestes war der Kreisverkehr Oehde, der so mühselig realisiert wurde.
Es war Zeit für einen Platz der Freundschaft zwischen den beiden Städten Fourqueux und Schwelm. Zumal Fourqueux schon länger einen Platz hat der nach seiner Partnerstadt benannt ist. Es ist eine europäische Freundschaft die schon lange in Schwelm einen Platz brauchte.
Jahrelang kommen die Franzosen aus Fourqueux zum Heimatfest nach Schwelm, bringen viele Schwelmer zum schmunzeln mit ihrem immer wunderschönen Wagen und Kostümen. Es war so als wenn Daniel Level, der Bürgermeister von Fourqueux, nur darauf gewartet hätte, so ernannte er vor dem Heimatfest seinen Kollegen Jochen Stobbe zum Ehrenbürger von Fourqueux. Wieder ist Europa einen kleinen Schritt weiter gegangen.Was noch fehlt ist der regelmäßige Austausch und die regelmäßigen Gespräche auf allen Ebenen zwischen den beiden Städten. Nicht auf der elitären und schöngeistigen Ebene, wie dies durch den Schwelmer Verein „Club Schwelm-Fourqueux“ bevorzugt wird, sondern auf einer alltagstauglichen Ebene. Denn von unserem Nachbarn Fourqueux gibt es sehr viel was wir noch lernen können, vor allem, wie gelingt es mit nur rund 4.000 Einwohnern solch ein hervorragendes Images zu haben, zumal die Stadt sich in der Île-de-France behaupten muss.
Kinder an die Macht
„Kinder an die Macht“ war eine der positiv aufgefallenen Gruppen der Nachbarschaft Fronhof im Heimatfestzug. Bei der Siegerehrung bekamen die 8 – 10 jährigen auch einen Sonderpreis.
Im Nachhinein sollte man die Forderungen der Kinder in vielen Bereichen sicherlich erfüllen. Unbefangenheit und Mut zum Risiko gehört sicher nicht zu den herausragenden Eigenschaften vieler Schwelmer Erwachsener. Viele Problem lösen sich mit den Augen der Kinder schneller aber auch besser. So gab der Straßenrand einen Blick frei auf die Heranwachsenden oder Kinder die sich für diesen Zug interessierten. Aber nicht nur das, viele Kinder engagierten sich mit ihren Eltern augenscheinlich mit Freude für dieses Heimatfest.
Das akrobatische Programm der jungen Cheerleader begeisterte und machte einem beim Zusehen Angst. Denn die gehobenen und gesprungenen Figuren konnten auch daneben gehen. Auf dem Heimatfestabend als auch im Heimatfestzug konnten wir alle eine professionelle Cheerleader Truppe der Extragüte sehen. Kinder sowie Heranwachsende fielen auf dem Heimatfestabend auf.
„Der König der Löwen“ von der Turngemeinde Rote Erde unter der Leitung von Stefanie Reinwald. Nebenbei bemerkt, hätte man der Leitung des Balletts mehr Zeit für einen dankbaren Applaus gönnen können. Zu den Löwen, die mit schicken Kostümen und mit pfiffiger Löwenschmicke auftraten – es waren herrliche Kinder und Jugendliche, die das Musical „König der Löwen“ mit Tanz und Akrobatik vortrugen. Selbst die Kleinsten passten in diese meisterlich Performance.
Aber wir schweifen ab. Es geht um die Essenz und um die Tendenz des Heimatfestes.
Nun, die Essenz des Heimatfestes ist, die sozialen Beziehungen mittels der Nachbarschaften zu erhalten, das miteinander tun, sich begegnen und auch, und das ist ganz wichtig, sich zu reiben.
Nur die Tendenz des Heimatfestes ist sehr verschwommen. Vieles am Heimatfest ist überkommen und bedarf der Reform. So ist nicht zu verstehen,dass sich die französische Stadt Fourqueux nicht offiziell in den Reigen der Nachbarschaften einreihen darf und damit in die Wertung geht. Wenn man so will, ist Fourqueux unser Nachbar, zwar in Europa, aber immerhin. Nachbarschaft geht über Stadtgrenzen hinaus.
Es ist wohl unserer heutigen Zeit geschuldet, wenn immer mehr Menschen den Vereinigungen, wie Vereinen, Parteien, Kirchen oder Gewerkschaften nicht mehr beitreten wollen. Sie wollen keine festen Bindungen mehr eingehen. Einesteils ist das dem Mobilitäts- und Flexibilitätsgedanken geschuldet und andererseits einem diffusen Gefühl des Egoismus zu zu ordnen. Woran es liegt? Darüber streitet sich die Geisteswissenschaft. Nur dieses Phänomen ist vorhanden und nicht mehr wegzudenken und es wird auch nicht mehr vergehen, eher wird es sich verschärfen. Und weil das so ist, sollte man sich anderen Formen der Heimatfestgestaltung zu wenden ohne die derzeitigen über Bord zu werfen.
Trotz allem haben wir von diesem wunderschönen Heimatfest auch Bilder mitgebracht, eben so wie es sich gehört oder wie wir das immer gemacht hätten. Diese stellen wir in einer kleinen Galerie am Ende dieser Seite vor. (Alle Fotos: © Linde Arndt)
Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Schwelm
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