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Bilder vom Schwelmer Heimatfest überdauern bis in alle Zeiten

Kamelle  -  Start des Heimatfestzuges 2013  Foto: Linde Arndt

Kamelle – Start des Schwelmer Heimatfestzuges 2013 Foto: Linde Arndt

[jpg] Das das Schwelmer Heimatfest gut war, haben die Kollegen der WAZ Gruppe aktuell bestätigt. Sollen wir als 5. oder 6. Presseerzeugnis das Gleiche tun? Ein Bestätigungsartikel? Nun gut. Ein Satz genügt. Ob das der Heimatfestabend, der Bürgermeisterempfang, der Heimatfestzug, die Heimatfestkirmes oder das Feuerwerk war, es ist und war eine tolle Veranstaltung die zu Schwelm gehört und die die Stadt von der besten Seite zeigt. Punkt. Das die Nachbarschaft Winterberg den ersten Preis in der Gesamtwertung des Festzuges machte muss man auch nicht extra erwähnen. Diese Ausführungen sind für die lokalen Chronisten vorgesehen.

Was aber von Interesse sein sollte ist die Essenz und die Tendenz des Heimatfestes.

Weinreich und Dämmer  Foto: Linde Arndt

Das Frühstücksei mit Irmgard Weinreich und Eugen Dittmar Foto: Linde Arndt

Als Irmgard Weinreich von ihrem eigenen Gefühl mit der Zeit beim Eierkochen sprach, war dieses Gefühl für die Zeit die Essenz des Heimatfestes. Für Irmgard Weinreich waren die gekochten Frühstückseier gut und für ihren Sketch-Partner Eugen Dittmar waren sie eben nicht gut. Wie ein Frühstücksei sein sollte, darüber gerieten die beiden ganz schön in Streit. Ein schönes Beispiel wie man über die Entwicklung und den Bestand des Heimatfestes in ein strittiges Gespräch kommen könnte. Auch eine andere Teilnehmerin bei der Siegerehrung brachte es auf einen anderen Punkt: „Es ist so cool mit anderen aus der Nachbarschaft etwas zu machen“. Das ist es was die Schwelmer ausmacht, mit dem anderen was zu machen und auch mal „fünfe-gerade“ sein zu lassen. Ein anderer Teilnehmer des Heimatfestabends, Paul Niepmann, sprach in seinem besten politischen Vortrag von einem Zirkus den man im Rathaus erleben könne. Niepmann trug damit das letzte Stückchen an Eulenspiegellei vor. Tja, und da kommt auch schon der erste Wermutstropfen. Irmgard Weinreich, Eugen Dittmar und Paul Niepmann sind mit die letzten Schwelmer die das Schwelmer Dialekt noch pflegen und vortragen können. Auf die Frage von Moderator Jan Schulte, wie es weitergeht mit dem Schwelmer Platt, meinte Irmgard Weinreich, dass sie keine Zukunft für diese Sprache sehe. Ein bisschen hart aber es stimmt sicherlich.

Wenn die Brauerei Schwelm auch durch die Schwelmer nicht zu retten war, so sollte der einzelne Schwelmer sich doch aufgerufen sehen sich seiner sprachlichen Identität nicht kampflos durch die Zeit berauben zu lassen. Offensichtlich ist keinem klar was dieser Dialekt für den Bürger bedeutet. Es ist die Sprache mit der man ungestraft den Oberen mal die Meinung sagen konnte, indem sich mit dem sprachlichen Witz, die sprachliche Gewalt oder auch die Ursprünglichkeit der Bürger widerspiegelt. Noch sind die Leute die diese Sprache beherrschen unter uns und pflegen, so man hört, ihren Stammtisch.

BM Jochen Stobbe wird von Daniel Level, BM von Fourqueux, zum Ehrenbürger ernannt.  Foto: Linde Arndt

BM Jochen Stobbe wird von Daniel Level, BM von Fourqueux, zum Ehrenbürger ernannt. Foto: Linde Arndt

Eine schöne Besonderheit im Vorfeld des Heimatfestes war der Kreisverkehr Oehde, der so mühselig realisiert wurde.

Es war Zeit für einen Platz der Freundschaft zwischen den beiden Städten Fourqueux und Schwelm. Zumal Fourqueux schon länger einen Platz hat der nach seiner Partnerstadt benannt ist. Es ist eine europäische Freundschaft die schon lange in Schwelm einen Platz brauchte.

Jahrelang kommen die Franzosen aus Fourqueux zum Heimatfest nach Schwelm, bringen viele Schwelmer zum schmunzeln mit ihrem immer wunderschönen Wagen und Kostümen. Es war so als wenn Daniel Level, der Bürgermeister von Fourqueux, nur darauf gewartet hätte, so ernannte er vor dem Heimatfest seinen Kollegen Jochen Stobbe zum Ehrenbürger von Fourqueux. Wieder ist Europa einen kleinen Schritt weiter gegangen.Was noch fehlt ist der regelmäßige Austausch und die regelmäßigen Gespräche auf allen Ebenen zwischen den beiden Städten. Nicht auf der elitären und schöngeistigen Ebene, wie dies durch den Schwelmer Verein „Club Schwelm-Fourqueux“ bevorzugt wird, sondern auf einer alltagstauglichen Ebene. Denn von unserem Nachbarn Fourqueux gibt es sehr viel was wir noch lernen können, vor allem, wie gelingt es mit nur rund 4.000 Einwohnern solch ein hervorragendes Images zu haben, zumal die Stadt sich in der Île-de-France behaupten muss.

Kinder an die Macht

„Kinder an die Macht“ war eine der positiv aufgefallenen Gruppen der Nachbarschaft Fronhof im Heimatfestzug. Bei der Siegerehrung bekamen die 8 – 10 jährigen auch einen Sonderpreis.

Cheerleader beim Heimatfestzug 2013  Foto: Linde Arndt

Cheerleader beim Heimatfestzug 2013
Foto: Linde Arndt

Im Nachhinein sollte man die Forderungen der Kinder in vielen Bereichen sicherlich erfüllen. Unbefangenheit und Mut zum Risiko gehört sicher nicht zu den herausragenden Eigenschaften vieler Schwelmer Erwachsener. Viele Problem lösen sich mit den Augen der Kinder schneller aber auch besser. So gab der Straßenrand einen Blick frei auf die Heranwachsenden oder Kinder die sich für diesen Zug interessierten. Aber nicht nur das, viele Kinder engagierten sich mit ihren Eltern augenscheinlich mit Freude für dieses Heimatfest.

Das akrobatische Programm der jungen Cheerleader begeisterte und machte einem beim Zusehen Angst. Denn die gehobenen und gesprungenen Figuren konnten auch daneben gehen. Auf dem Heimatfestabend als auch im Heimatfestzug konnten wir alle eine professionelle Cheerleader Truppe der Extragüte sehen. Kinder sowie Heranwachsende fielen auf dem Heimatfestabend auf.

"König-der-Löwen"-Gruppe  Foto: Linde Arndt

„König-der-Löwen“-Gruppe Foto: Linde Arndt

„Der König der Löwen“ von der Turngemeinde Rote Erde unter der Leitung von Stefanie Reinwald. Nebenbei bemerkt, hätte man der Leitung des Balletts mehr Zeit für einen dankbaren Applaus gönnen können. Zu den Löwen, die mit schicken Kostümen und mit pfiffiger Löwenschmicke auftraten – es waren herrliche Kinder und Jugendliche, die das Musical „König der Löwen“ mit Tanz und Akrobatik vortrugen. Selbst die Kleinsten passten in diese meisterlich Performance.

Aber wir schweifen ab. Es geht um die Essenz und um die Tendenz des Heimatfestes.

Nun, die Essenz des Heimatfestes ist, die sozialen Beziehungen mittels der Nachbarschaften zu erhalten, das miteinander tun, sich begegnen und auch, und das ist ganz wichtig, sich zu reiben.

Nur die Tendenz des Heimatfestes ist  sehr verschwommen. Vieles am Heimatfest ist überkommen und bedarf der Reform. So ist nicht zu verstehen,dass sich die französische Stadt Fourqueux nicht offiziell in den Reigen der Nachbarschaften einreihen darf und damit in die Wertung geht. Wenn man so will, ist Fourqueux unser Nachbar, zwar in Europa, aber immerhin. Nachbarschaft geht über Stadtgrenzen hinaus.

Es ist wohl unserer heutigen Zeit geschuldet, wenn  immer mehr Menschen den Vereinigungen, wie Vereinen, Parteien, Kirchen oder Gewerkschaften nicht mehr beitreten wollen. Sie wollen keine festen Bindungen mehr eingehen. Einesteils ist das dem Mobilitäts- und Flexibilitätsgedanken geschuldet und andererseits einem diffusen Gefühl des Egoismus zu zu ordnen. Woran es liegt? Darüber streitet sich die Geisteswissenschaft. Nur dieses Phänomen ist vorhanden und nicht mehr wegzudenken und es wird auch nicht mehr vergehen, eher wird es sich verschärfen. Und weil das so ist, sollte man sich anderen Formen der Heimatfestgestaltung zu wenden ohne die derzeitigen über Bord zu werfen.

Trotz allem haben wir von diesem wunderschönen Heimatfest auch Bilder mitgebracht, eben so wie es sich gehört oder wie wir das immer gemacht hätten. Diese stellen wir in einer kleinen Galerie am Ende dieser Seite vor. (Alle Fotos: © Linde Arndt)

 

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Schwelm

Schwelm gibt sich das Heimatfestfieber

     [jpg] Nachmittags ein Fass aufmachen und abends den Elvis geben. Ein Schwelmer Bürgermeister muss am ersten Wochenende im September des Jahres fit sein. Hat er doch viele Verpflichtungen im Zusammenhang mit dem Schwelmer Heimatfest. Verpflichtungen? Nein, es machte allen Schwelmer Bürgermeistern immer wieder Freude, Teil des Heimatfestes zu sein.

Das Heimatfest hat eine uralte Tradition die bis in das 16. Jahrhundert  zurück geführt werden kann.  So teilen sich die Schwelmer die Tage ein um in Stimmung zu kommen. Thematisch sind alle nur noch auf dieses Fest anzusprechen. Da wird die historische Altstadt mit Unterwäsche dekoriert, die Stadt wird herausgeputzt, Einladungen werden ausgesprochen und für den Heimatfestzug wird bis spät in den Sonntag früh noch gewerkelt. So war und ist immer ein Höhepunkt im Zusammenhang mit dem Schwelmer Heimatfest der Heimatfestabend, der in der Mensa des Märkischen Gymnasiums stattfand.
4 Stunden Unterhaltung pur und niemand bemerkte die 4 Stunden; denn es waren nur gefühlte 2 Stunden, so kurzweilig war das Programm.

Wie in jedem Jahr kam der Obernachtwächter ( Christian M. Fasel ) und wusste von allerlei zu berichten. Das ging von der Insolvenz der Schwelmer Brauerei ( Ob man die Schwelmer besch….. hat?), über den Kreisel, die Einbahnstraße Bismarkstraße oder bis zum Toilettenhäuschen auf dem Neumarkt, also alles was den Schwelmer über das Jahr auf- und anregte.Und dann ging es ab mit „6Pack“ einer Rock´n Roll Cover Band die die guten alten Songs der 50er und folgenden Jahren auf ihrem Programm haben. Das die Obernachbarin kurz vor dem Sprung auf den Tisch stand, sprach schon Bände über die Stimmung in der Mensa. Der Gipfel war allerdings als Bürgermeister Jochen Stobbe als Elvis mit Tolle und einem Waschbrett bewaffnet die Bühne eroberte um sich tanzend in die Gruppe einzureihen. Und der Bürgermeister wollte das Heimatfest nicht nur lokal verortet haben, indem er eine Grußadresse des Berliner Oberbürgermeisters Klaus Wowereit vorlas, der sich als Freund des Schwelmer Heimatfest outete. Das reichte Bürgermeister Stobbe allerdings nicht, denn, „Berlin hat nur einen Kuhdamm, wir (Schwelmer) haben den Ochsenkamp“ rief Stobbe in den Saal.

10 junge Damen der Spielvereinigung Linderhausen tanzten einen Csardas im klassischen Ballettstil, der als sehr gelungen zu bezeichnen war. Und dann wurde platt gesprochen mit Irmgard Weinreich, die von einem Rotkäppchen andersherum sprach. Diesmal wurde der Wolf gefressen und nicht Rotkäppchen – oder war es doch irgendwie anders?

Mit Hans-Paul Niepmann, der  mit Irmgard Weinreich und Eugen Dittmar das plattdeutsche Dreamteam darstellte, ging es mit verdrehte Geschichten um die IKEA Ansiedlung weiter. Da wurden Köttbullar, das Billy Regal und andere Produkte einer plattdeutschen Marktanalyse unterzogen, die mit der Frage endete: Was hat Schwelm damit zu tun?

     Auch das alte Kinder- und Scherzlied „Ein Loch ist im Eimer“ mit Bürgermeister Jochen Stobbe, welches abgewandelt wurde in „Ein Loch ist im Haushalt“, erntete reichlich Beifall und Gelächter über die einfallsreichen Textpassagen. Jochen Stobbe und  Hans-Paul Niepmann brachten einen wirklich kurzweiligen Auftritt.
Die 9 Schlümpfe der Turngemeinschaft „Rote Erde“, unter der Leitung von Stefanie Reinwald,  mit Vater Abraham überbrückten die Umbaupausen und darüber hinaus brachten sie als TurnerInnen eine Vorstellung über ihre wirklich sportlichen Möglichkeiten.

Es war ein gelungenes Bodenturnen auf engstem Raum, was mit langanhaltendem Applaus bedacht wurde. Der Schwelmer Kolpingchor unter der Leitung von Ludger Janning konnte als Chor überzeugen und nahm das Publikum mit. Lassen wir zu einer Aufführung der besonderen Art kommen, der Ballettschule Gabi Hilpert mit „Dance Works“ .

 Die Tänzerinnen dieser Schule überzeugten schon recht professionell mit Walzer und Csardas und einem wunderschönen Tanz der Clowns. Hut ab.  Und immer wieder das ev. Kinder- und Jugendtheater unter Sabine Masmeier-Wegemann mit seinen heiteren Kurzsketchen.  Ein Beispiel? Sie zu Ihm: „Du, ich habe im Urlaub schon 6 Kilo abgenommen“. Er zurück: „Du bist ja auch noch nicht geschminkt“. Man sah den Akteuren den Spaß an diesen Sketchen schon an und dabei waren sie hoch konzentriert.

Eine weitere musikalische Bereicherung kam zur Aufführung das Akkordeon-Orchester Schwelm brillierte unter der Leitung von Wolfgang Hanstein mit Potpourris rund um die Welt. Und wieder das plattdeutsche Dreamteam Weinreich und  Eugen Dittmar die sich nun den Werken von Friedrich Schiller zu wandten und im Dialog die gesamte Heldenpalette des Dichters durcheinander warfen.

 

    Viele der Anwesenden hatten feuchte Augen von den witzigen und facettenreichen Dialogen. Wer würde schon die Jungfräulichkeit der Jungfrau von Orleans in Zweifel stellen und diese mit dem Schuß des Wilhelm Tells auf einen Apfel der auf dem Kopf seines Sohnes lag, in Verbindung bringen. Nur weil der Sohn die Jungfrau nicht gegrüßt hat. Die beiden trieben dieses Stück gnadenlos auf die Spitze – das kann man nur göttlich nennen. Das Publikum dankte es ihnen mit langanhaltendem Applaus.
 Kommen wir zum Schluß, und zwar zum „The panic Stones“ Orchester mit einem gut aufgelegten ehemaligen Dachovorsitzenden Jürgen Kuss, der alles durcheinander brachte, und einem Orchester in bunten Kostümen der Stones und Beatles Zeit unter der Leitung von Eugen Dittmar.
Dem Panic Stones blieb es auch vorbehalten das „Westfalen Lied“ zu intonieren, womit der Heimatfestabend 2012 fast genau um Mitternacht ausklang.
   

Als wir die Bahnhofsstraße runter fuhren sahen wir die St. Marien Kirche noch hell erleuchtet, sicher wurde gerade eine Mitternachtsmessen anläßlich der Begegnung des „Club Schwelm-Fourqueux“ abgehalten. Bummler kamen von der Altstadt um sich nach Hause zu begeben oder weiter zu feiern.
Man sah und hörte: Schwelm lebt seine Nachbarschaften.

   

Bis zum Sonntag, dem 2. September, wenn der Heimatfestzug sich in Bewegung setzt und es dann heißt : Ümme dropp, de Stadt stoatt Kopp.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Schwelm.
[Fotos: © Linde Arndt]


Damit Sie etwas von der Stimmung mitbekommen, hier noch eine kleine Gallery.

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 Wer noch weitere Informationen zu den Karussells des diesejährigen Heimatfestes möchte, kann sich die
Seite http://www.schwelmer-kirmes.de  ansehen.