Wetten dass… ich immer weniger erlebe!!!
[wr]Jetzt treten Sie wieder auf die Bühne des Lebens, all diejenigen die nunmehr mit „klugen“ Sprüchen eh alles anders oder gleich besser gemacht hätten. Der Unfall am Samstag [4.12.2010] in Düsseldorf, den viele Millionen am Fernseher miterlebt haben ist nun der zweite Kick in diesem Jahr in NordrheinWestfalen.
Den verantwortlichen Kollegen vor Ort, soll an dieser Stelle alle Hochachtung entgegen gebracht werden, für die Entscheidung die Bühnenkameras sofort aus der Sendung zu nehmen und letztlich auch die Sendung abzubrechen.
Getreu nach dem Motto „immer höher, immer schneller, immer größer“ sind wir in unserer zivilisierten Welt
ausschließlich damit beschäftigt, immer höhere Quoten, immer mehr Gewinne und immer globaler durch das
Leben zu rasen. Wissenschaftlich betrachtet heißt dieses Phänomen auch neoliberaler Kapitalismus und es
gibt kaum eine Berufsgruppe die nicht mit in diesem Sog gefangen ist. Dabei spielen weder der
Bildungsgrad, noch die wirtschaftliche Stellung eine Rolle. Dieses Phänomen der marktwirtschaftlichen
Beschleunigung, auch Wachstum genannt, ist mittlerweile in allen Bereichen unseres Leben zu finden. Die
damit verbundenen wirtschaftlichen Interessen finden im Sport, bei den Dienstleistungen, in der Kultur, im
Gesundheitswesen, in den Produktionen oder im ganz normalen täglichen Miteinander statt und selbst wir die
Journalisten drehen kräftig mit an diesem Rad.
Jedoch an die Ursachen dieses Phänomens traut sich kein kluger Kopf heran. Die Philosophen von Heute
versuchen mit immer besseren Erklärungen die Ethik der Arbeit den Menschen näher zu bringen und
unsere klugen Ingenieure entwickeln immer noch bessere Zeit-Messmethoden.
Doch dies ist nichts anderes als an den Symptomen einer Gesellschaft herum zu doktern, die verlernt hat mit Achtsamkeit und Würde das Leben zu durchschreiten. So wird eher bei sportlichen Wettbewerben die Zeit in 1000tel gemessen!
In den sogenannten Unterhaltungssendungen werden immer öfter Dinge angeboten die eher in den
Bereich professionelle Stands (Nervenkitzel pur) gehören, als dass sie zur Unterhaltung beitragen. Bei
anderen Veranstaltungen müssen immer mehr Menschen mit immer mehr dB/a beschallt und auf immer
kleineren Plätzen zusammen gefercht werden. Gewiss es hat in der Evolution immer junge Menschen
gegeben, die über das Ziel hinaus geschossen und dabei verunglückt sind. Doch was kommt als
Nächstes?
Wird es noch bessere Materialien geben mit denen man die Pisten herunter sausen oder den Berg hinauf
radeln kann oder pumpen wir noch mehr Stoffe in den menschlichen Körper, damit er noch
leistungsfähiger wird. Gleiches gilt für die Kinder dieser Gesellschaft, die schon in der Kindertagesstätte
auf Leistung getrimmt werden. Dies setzt sich mit dem TurboAbitur und bei Studium in Bachelor und
Master (sprich Junggeselle & Meister) Abschlüssen fort und mündet auf direktem Wege im Burnout und
/oder in Depressionen.
Wo sind die Menschen die selber denken? Ist unser Hirn bereits soweit degeneriert, dass wir den Weg nicht
mehr sehen? Der Weg heißt schlicht und ergreifend Mensch sein und als solcher Leben. Seit Einführung
der Informationstechnologie ist unsere Kommunikation immer schneller geworden. An vielen Dingen die man
ehemals genossen hatte rennen wir heute achtlos vorbei und der Kontakt zu anderen Menschen reduziert
sich auf ein Email oder eine SMS. Der reale Gedankenaustausch bei dem ich die Reaktionen meines
Gegenübers direkt wahrnehmen kann, muss erst im Rahmen von SoftKillsSeminaren erlernt werden.
Viele unserer sogenannten zivilisatorischen Errungenschaften haben nicht anderes bewirkt, als uns von einander immer mehr zu entfernen. Ist dann aber bei einem solchen „Event“ etwas passiert, was uns kurzfristig aus unserer Lethargie wachrüttelt, dann ertönt der Ruf nach dem Schuldigen. Die Schuldigen für derartiges
Unglück sind wir alle mit unserem Konsumverhalten. Denn immer, wenn in den Industrienationen dieser
Erde der Wunsch geäußert wird, es müsste etwas leichter sein, schneller oder leichter funktionieren, dann gibt es einen Anderen der es entwickelt und produziert. Es spielt dabei überhaupt keine Rolle aus welchem
Bereich der Wunsch kommt.
Wann beginnen wir also wieder im realen Leben zu leben?
Wann beginnen wir unseren Kindern die SoftKills vor zu leben?
Wann beginnen wir den jungen Menschen die Möglichkeit zu geben sich zu entwickeln?
Wann beginnen wir unser Leben, die Jahreszeiten, die Jahre zu genießen?
Wann beginnen wir unser Gegenüber an zu lächeln, anstatt auf seine Wirtschaftsgüter zu schielen?
Seien wir uns über eins im klaren, wir sind ohne etwas auf diese Welt gekommen und werden auch ohne alles
wieder gehen!
Fangen wir an selber zu denken!
© Will Rumi
Designer + Journalist
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