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Echte Nachbarn des Schwelmer Heimatfestes sind einfach etwas Besonderes

[jpg] Vom Empfang der Ehrengäste im Rathaus Schwelm haben wir schon berichtet. Nun wenden wir uns dem daran anschließenden Heimatfestzug zu.

Ja, und da ist noch etwas, was das Schwelmer Heimatfest ausmacht, es sind die Nachbarschaften – 13 sind es an der Zahl. Als ich in der vorigen Woche auf einem Forum war, redete ich über das Schwelmer Heimatfest. Die Kollegen meinten, dass muss so etwas wie Karneval sein. Festwagen, Verkleidungen und die gemeinsame Kirmes in der Stadt.

Es hat mich nachdenklich gemacht. Der Karneval hat seinen Ursprung im Kirchenkreis und hat etwas mit der Fastnacht und der Fastenzeit zu tun. Wir haben die Trinitatiszeit, also warum ein Fest? Auch ist der rheinische Karneval immer mehr ein Millionengeschäft und wird in der Regel inzwischen von professionellen Eventmitarbeiter betrieben – bis auf wenige Ausnahmen.

Das Heimatfest wird jedes Jahr ausgetragen, in diesem Jahr zum 66. Mal. Und zwar von Nachbarschaften die in ihrer Freizeit sich diese Pflege dieses Brauchtums verpflichtet fühlen.

Als dieses Heimatfest zum ersten Mal statt fand, gab es andere gesellschaftliche Bedingungen. Die Nachbarschaften wussten in ihrem Umfeld Bescheid. Wenn jemand Hilfe beim Umzug brauchte, es waren die Nachbarn die halfen. Die Oma die ihre Kohlen nach oben schleppte, der Nachbarsjunge half und trug sie mal eben rauf. Das Kind das früher nach Hause kam wusste, falls die Mutter nicht da war, es konnte zur Nachbarin gehen. Man lachte und feierte und man trauerte miteinander. Die Alten saßen im Sommer noch vor der Tür und erzählten die immerwährenden alten Geschichten.

Als Kind habe ich noch miterlebt, wie die Alten den Sedanstag im September gefeiert haben. Auch da erinnerte man sich an das gemeinsam erlebte oder mehr überlebte. Und das Schwelmer Heimatfest? Nun, Schwelm ist flächenmäßig als überschaubar einzuordnen. Eine vom Kern aus gewachsene Stadt. Und weil Schwelm überschaubar ist, so hat man sicher auch nach einem gemeinsamen Fest gesucht, indem all das zum Ausdruck kommt, was Schwelm ausmacht – das Heimatfest. Heimat ist das wo man zu Hause ist, wo man sich umdrehen kann und sich seiner sicher ist. Und das feiert man gemeinsam. Und ich glaube auch, dass wir in unserer heutigen Zeit, die so schnelllebig und immer oberflächlicher wird, vorsichtig sein sollten um diese Tradition zu bewahren. Und ich denke auch, es sollten sich die Alten mit den Jungen an einen Tisch setzen, sich Gedanken machen über die Inhalte die solch eine Tradition ausmacht. Denn der Wert dieser Tradition ist nicht in Euro zu messen, diese Traditionen sind der Klebstoff die eine Kommune zusammenhält. 

Die Nachbarschaften die ein ganzes Jahr an ihren Auftritt denken, die eine Woche vorher wibbelig werden, weil die Vorfreude sie hinaus trägt, stecken ihr ganzes Herzblut in diese Vorbereitungen und ihren Beitrag zum Gelingen des Festes. Ein wenig habe ich nur Sorge, dass die Alten dieses Gefühl und die gewachsene Tradition den jungen Leuten der heutigen Zeit nicht so ganz vermitteln können wie es zur Anfangszeit war. Ein Zeichen der Zeit? Wünschen wir, dass die Brücke zwischen Jung und Alt bestehen bleibt und diese wunderbare Tradition bewahrt bleibt.

Am Sonntag war es dann auch wieder soweit, der Festzug setzte sich am Ochsenkamp in Bewegung und fuhr seinen vorbestimmten Weg. Und mit dabei waren, aus der Nachbarstadt Voerde, also dem heutigen Ennepetal, der Heimatverein Voerde. Der Nachtwächter von Voerde, der ehemalige Bürgermeister Michael Eckhardt, zog mit seinem Horn neben dem Voerder Festwagen über die Straßen. Für jeden sichtbar versuchte er mit seinem Horn sein Glück. Die Gevelsberger hatten ihre ehemalige Hammerschmiede und den jetzigen Bernd Matthäi in einen Festwagen gepackt um am Schwelmer Heimatfest teilzunehmen. Und soweit ich das ausmachen konnte  waren auch die Mühlenhämmer aus Gevelsberg und eine Gruppe des Heimatvereins aus Haspe vertreten.

Alle hatten sich mächtig ins Zeug gelegt und so war es die reinste Augenweide. Der Ideenreichtum war enorm und wieder einmal haben die Nachbarschaften und Mitwirkenden aus anderen Ländern, Städten und Gemeinden es verstanden, die Zuschauer zu begeistern und in ihren Bann zu ziehen.

                            

Die französische Partnerstadt Fourqueux fuhr mit einem prächtigen Festwagen an der Tribüne vorbei. Der Wagen "Moulin Rouge" der Franzosen zeigte einmal mehr wie unsere französischen Freunde ein Feuerwerk an Kreativität entzünden  können. Phantasievolle Kostüme und auf dem Wagen Szenen der französischen Lebensart, wofür wir alle sie beneiden. Da tanzten in wunderschönen Kostümen Französinnen nach dem bekannten Can-Can, als bekennender Rheinländer würde ich sagen "lekker Mädches". Auch die Caféhausszene war ein echter Hingucker. Ich denke mir, die Franzosen haben uns viel gegeben. Sie spornen einen an, etwas mehr zu machen.

            

Es ist nicht der rheinische Karneval der hier zelebriert wird, es ist der Nachbar, auch und gerade der französische Nachbar, der mit seinem Nachbarn einmal in fröhlicher Ausgelassenheit feiern möchte. Eben so wie es unter guten Nachbarn  üblich ist.

 

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Schwelm

 


[Alle obigen Fotos und auch die hier folgenden vom Festzug  © Linde Arndt]


Zum Album Nr. II

Weitere Fotos werden heute Abend noch eingestellt. Wenn dieser Satz nicht mehr vorhanden ist, geht es zu den weiteren Alben.

 

„Tschuldigung is’ hier noch frei?“ – MELEZ2010

[la] Wenn inzwischen auch der überwiegende Teil der Großveranstaltungen von RUHR2010 im Kulturhauptstadtjahr vorüber sind, so gibt es auch noch für das zweite Halbjahr eine Menge interessanter und absolut einmaliger Projekte, die wir unseren Usern wärmstens ans Herz legen können.

So möchte ich heute auf die anstehenden Veranstaltungen von MELEZ.2010 hinweisen, wo uns ausführliche Informationen in dieser Woche erreichten.

Diese Informationen gebe ich gern so weiter, wie sie uns zugegangen sind und gehe davon aus, dass für viele von Ihnen etwas dabei ist, was erlebenswert ist.

Linde Arndt für EN-Mosaik
und unsere RUHR2010-Freunde

 


Die Website zum Kulturhauptstadtprojekt MELEZ.2010 vom 2. bis 31. Oktober ist online und sucht mit „Tschuldigung is’ hier noch frei?“ spannende Lebensgeschichten.

Ein gold-petrol farbener Zug fährt im Oktober durch die Kulturhauptstadt. An Bord: Menschen von nebenan, Künstler aus aller Welt, Kulturschaffende aus der Region. Der Zug ist eine alte S-Bahn, besteht aus fünf umgestalteten Wagen und ist Bühne für das Kulturhauptstadt-Herbstfestival MELEZ.2010.
               

               
  Der MELEZ-Zug [Tanzcafé]                                                                              Foto: www.ruhr2010.de/melez  

Ab sofort bietet die Website einen umfassenden Überblick über das reichhaltige Programm – das erstmals auf der Schiene erfahrbar ist: www.ruhr2010.de/melez. Insgesamt 13 Zugfahrten auf Haupt- und Nebenstrecken, zehn Bahnhöfe und 21 Veranstaltungen im
Rahmenprogramm an 30 verschiedenen Spielorten stehen im Mittelpunkt des Festivals der Kulturen. Start ist am 2. Oktober in Duisburg, das Bergfest wird am 17. Oktober in Essen auf Zeche Zollverein gefeiert und das viertägige Finale findet vom 28. bis 31. Oktober in der Jahrhunderthalle in Bochum statt.

Aufwändig wurde der MELEZ-Zug in den vergangenen Monaten in Kooperation mit der Deutsche Bahn/ DB Regio NRW umgestaltet. Der Zug wird zum Symbol für Begegnungen und zum verbindenden Element in der Metropole Ruhr: Er bringt Menschen, Kulturen, Generationen und Städte zusammen und schlägt gleichzeitig eine Brücke nach Europa. Die ganze Vielfalt des Ruhrgebiets wird im MELEZ-Zug lebendig. Die mitreisenden Gäste dürfen genießen, gestalten oder mitmachen. Im Zug wird musiziert, erzählt, geschrieben und gesungen. Jede Fahrt ist anders. In allen Wagen gibt es individuelle Programme: im Bühnenwagen, im Weißen Salon, im Medienwagen, im Tanzcafé und im Salonwagen.

Für vier verschiedene Zugfahrten sucht das MELEZ-Team jeweils 20 Menschen aus der Metropole Ruhr, die Lust haben, mitzufahren und in einem 4-er Abteil aus ihrem Leben zu erzählen. Das Programm heißt „Tschuldigung is’ hier noch frei?“, die mitreisenden Gäste dürfen Platz nehmen und zuhören. Bei der Jungfernfahrt am 3. Oktober werden Menschen verschiedener Herkunft gesucht.

Erzählt werden sollen Geschichten über Arbeit und Familie, Sehnsucht, Hoffnung und Enttäuschungen, über Heimat und das Leben im Ruhrgebiet – kurz: über die ganz normalen Freuden und Leiden des Alltags von Menschen, die hier irgendwann ein Zuhause gefunden haben.

            
Rembetiko-Party / Foto: Yavuz Meyen
9. Oktober: MELEZ.Liebes-Express mit Thomas Bug
  Ensemble Noisten / Foto: Jens Möller
15. Oktober: Literarische Nachtfahrt

Bei der zweiten Fahrt am 8. Oktober steht Musik im Mittelpunkt. Musiker aus verschiedenen Ländern geben Einblick über ihr Verständnis von Musik, ihre Leidenschaft und u.a. den musikalischen Werdegang. Am 17. Oktober geht es um das Thema Bergbauhandwerk: Ehemalige Arbeiter aus verschiedenen Ländern erzählen von der Arbeit nicht unter, sondern über Tage und den ganz normalen
Alltag eines „Handwerkers“ von damals. Dabei interessiert sich MELEZ auch für das Leben der Frauen.

Bei der letzten Fahrt am 28. Oktober sollen junge Menschen aus Duisburg-Marxloh, der Dortmunder Nordstadt und anderen Quartieren, die MELEZ im Laufe des Festivals bereist hat, erzählen: vom Leben hier, vom Erwachsenwerden, von den Besonderheiten ihres Stadtteils und den Zukunftsträumen.

Weitere Informationen und Bewerbung unter: www.ruhr2010.de/melez oder per E-Mail an:
melez2010@ruhr2010.de.

Start des Ticketverkaufs im September. Pro MELEZ-Zug-Fahrt (252 Plätze) kosten die Tickets 12 und ermäßigt 10 Euro für die Veranstaltungen in allen Wagonen. Spielort: Bahntrasse zwischen Duisburg und Dortmund.
Alle Zugfahrten sind barrierefrei zugänglich bei Vorab-Anmeldung unter melez2010@ruhr2010.de.

 



Jede Vision braucht Menschen, die an sie glauben.

Die Kulturhauptstadt Europas RUHR.2010 dankt ihren Hauptsponsoren:
Deutsche Bahn AG, E.ON Ruhrgas AG, HANIEL, RWE AG, Sparkassen-Finanzgruppe