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Das Leben hat viel mehr Facetten – ist reicher

[jpg] PACT Zollverein, Essen, 11 leere Stühle, daneben jeweils eine Flasche Wasser. Eine Person kommt herein stellt sich vor dem Publikum auf und lässt sich 1 Minute ansehen ( Sieht das Publikum an?) schweigt und setzt sich auf einen leeren Stuhl – dies weitere 10 mal mit einer jeweils anderen Person.

Weitere Akte: Die neutrale Stimme der Schweizer Tänzerin Simone Truong führt die 11 Personen in weiteren Durchgängen dazu sich vorzustellen, ihre „Behinderung“ zu nennen und wie sie sich in ein Theaterstück einbringen wollen. Die „Behinderung“ ist Trisome 21, Down Syndrom oder Mongoloismus, der Beruf ist Schauspieler und als Tänzer nach einem selbst gewählten Stück will man sich ein bringen. Menschen/Personen, behinderte Menschen/Personen werden zu Darstellern, Schauspielern, Tänzern in einem selbst gewählten Stück.
Der Pariser "Objekte-Choreograf" Jérôme Bel ( „The show must go on“, New York ) ist mit dem  Werk "Disable Theater" Teil der Inszenierungen der   Ruhrtriennale 2012. Die Darsteller sind „geistig behinderte“ Schauspieler des Zürcher Theaters Hora. Sie tanzen, sie singen oder zeigen rührend anmutende theatralische Darbietungen. Unterbrochen werden die Einzeldarbietungen durch die  Schweizer Choreografin und Tänzerin Simone Truong, die das schweizerdeutsch der DarstellerInnen des Hora Theaters übersetzt aber auch als Inspizientin in  „Disable Theater“ fungiert.

Es ist ein Theaterstück um Normalität, den Begriff Rolle, Schöne Künste, überhaupt den Begriff Schönheit oder was und wer vermag Kunst wem wie auch immer näher zu bringen. Dürfen die das?
Ja klar, die dürfen das.  Denn Kunst war noch nie normal, Kunst hatte nie Grenzen gehabt wie der Begriff Normalität. Wenn Kunst über Liebe spricht, spricht Kunst immer über die eine Liebe, die manchmal überdehnt wird und manchmal im Mief erstickt. Wenn Kunst über das Körperliche uns etwas vermittelt, so ist Kunst immer auch ein Stück weit außerhalb von selbst gesetzten gesellschaftlichen Grenzen. So wundert es nicht wenn die SchauspielerInnen des Theaters Hora aus Zürich, ihren Beruf mit Stolz, voller Trotz aber auch mit Würde dem Besucher nennen – ich bin ein Schauspieler. Stolz können sie allemal sein, haben sie doch mit diesem Stück „Disable Theater“ beim Theaterfestival „Festival d’Avignon“ ein durchaus positives Echo erfahren.

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Und so gehen die SchauspielerInnen in ihren selbst gewählten Acts bis an ihre körperlichen Grenzen und das wie selbstverständlich. Auf den 11 Stühlen sitzen 11 Schauspieler die sich kennen, die sich schätzen und man merkt, dass sie schon lange miteinander zusammen gearbeitet haben. Sie mögen sich, haben eine Gruppe gebildet wie jede andere Gruppe auch. Ist das normal? Ja! Man muss nur eine halbe Stunde die Choreografie in einer belebten  Fußgängerzone beobachten, dann bekommt man sicher einen erweiterten Begriff von normal.Wie berichtete Damian Bright von seiner Mutter: Sie hat gesagt ich gehöre in eine Freakshow. Er sagte es abschließend so wie wenn man etwas abgelegt hat. Und weiter sagte er, er ich habe Triesomie 21, das bedeutet ich habe ein Chromosom mehr – ich bin mehr.
Nach 90 Minuten „Disable Theater“ stellt sich eine neue Grenze von Kunst ein, geweiteter, offener und vielleicht ohne Grenzen. Richtig!

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Essen

 

Wie und wo sind existentielle Fragen und Antworten möglich?

Kulturpolitisches Forum (WDR3) diskutiert auf dem Welterbe Zollverein
Wie und wo sind existentielle Fragen und Antworten möglich?

 Inspiriert vom „Film der Antworten“ von Peggy und Thomas Henke – eine Installation, die aktuell in der Bunkerebene der Mischanlage der Kokerei auf Zollverein gezeigt wird – lautet die Frage beim „Kulturpolitischen Forum“ des WDR 3 am kommenden Sonntag, 10. Juni 2012: Wie und wo sind existentielle Fragen und Antworten möglich?
Die Sendung wird im Salzlager auf der Kokerei, Heinrich-Imig-Str., 45141 Essen, aufgezeichnet. Die aus dem kulturellen Leben in NRW nicht mehr wegzudenkende Diskussionsrunde beginnt um 12 Uhr und ist öffentlich und kostet keinen Eintritt. Als Diskutanten eingeladen sind:
 
  • Christiane Florin, Redaktionsleiterin DIE ZEIT – Beilage Christ & Welt
  • Reinhard Hoeps, Theologe Universität Münster
  • Fabian Lasarzik, Künstlerischer Leiter Stiftung Zollverein
  • Catrin Lorch, Kunstkritikerin Süddeutsche Zeitung
  • Thomas Macho, Kulturwissenschaftler Humboldt Uni Berlin
  • Moderiert wird das Kulturpolitische Forum von Dr. Michael Köhler.

Der „Film der Antworten“ zeigt persönliche Gespräche, die Thomas Henke mit zwölf Schwestern der Benediktinerinnen-Abtei Mariendonk geführt hat. Der Film betrachtet das Lebenskonzept der Ordensschwestern, die sich selbst und ihr Leben als Antwort auf einen permanenten Dialog mit Gott verstehen. Diese Antworten beruhen jedoch nicht auf mystifizierten Ansichten, sondern auf der Unmittelbarkeit der individuellen Anfrage. Der vierstündige Film liefert einen nicht vordefinierten Zugang zu religiösen Inhalten und erschafft einen Ort für existentielle Fragen und Antworten, für die es in der heutigen Zeit sonst kaum noch Raum gibt.  

 Die Ausstellung wird kuratiert von Fabian Lasarzik, künstlerische Leitung Stiftung Zollverein.

 

Mehr Informationen auf www.zollverein.de

Foto: © Philipp Neumann

 

de Advent kommt auffe Kokerei

de Advent kommt auffe Kokerei
ne Adsventsfeier mit em klasse Programm

Dort wo früher die Kohle kochte wird an den nächsten drei Wochenenden Advent auf eine besondere Art gefeiert.

Auf dem Gelände der Kokerei werden 400 (!) Weihnachtsbäume und über 500 Kerzenleuchtern die „Blaue Allee“, den „Canale Grande“ und die Koksbatterien in ein weihnachtlichesAmbiente verwandeln.

                            

In nur zehn Wochen Vorbereitungszeit haben die Organisatoren Jolanta Nölle, Richard Röhrhoff, Michael Borde und Thomas Bungarten es geschafft ein anspruchsvolles Programm mit Schauspielprofis, Schülern des Gymnasium am Stoppenberg und ehemaligen der Kokerei „aus den Öfen zu drücken“.

So werden eine Vielzahl von WeihnachtsGeschichten aus dem Leben der Menschen des Reviers an den drei Wochenenden dargestellt, erzählt und Oma und Opa führen die Enkel durch die Adventtage auf Zollverein.

                    
     

Das genau Programm kann unter www.zollverein.de/index.php?f_articleId=5624
herunter geladen werden.

Die 50 Stände mit regionalen Kunsthandwerker und Künstler sollen die Qualität der
Veranstaltungen, ebenso wie die Führungen (ca. 20 Minuten) auf dem Meistergang der Kokerei weiter unterstreichen. Wer sich also den Weg zur Kokerei macht, wird sicherlich angenehm überrascht sein. Für den Besuch am 18. Dezember sei noch erwähnt, an diesem Tag findet die große Abschlußfeier der Kulturhauptstadt in Gelsenkirchen, Essen, Dortmund und Duisburg statt.

Termine: die Wochenenden 4./5. und 11./12. und 18./19. Dezember
Ort: Kokerei Zollverein, Arendahls Wiese, 45141 Essen

Eintritt: Erwachsene 7 Euro (ermäßigt 5 Euro)
Kinder (6 bis 14 J.) 1 Euro Kinder unter 6 Jahre haben freien Eintritt
Gruppen ab 10 Personen 5 Euro pro Person
Der Besuch des „Portal der Industriekultur“ ist im Eintritt enthalten.

von Will Rumi