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„Die Post ist da!“ Am 19. August „Altes neu entdeckt“ im Haus Martfeld

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Jürgen Kuss spricht über „Geschichte der Post in Schwelm“

 

Die Wilhelm-Erfurt-Stiftung, der Verein für Heimatkunde und das städtische Kulturbüro laden herzlich ein zum nächsten Leseabend der Reihe „Altes neu entdeckt! Historische Literatur – moderne Themen“ am Mittwoch, dem 19. August, um 18:00 Uhr im Haus Martfeld. Die bei Bürgerinnen und Bürgern sehr beliebte Reihe startet damit nach der Sommerpause in die Herbstsaison.

 

Der frühere langjährige Kulturamtsleiter und spätere Leiter des städtischen Fachbereichs Finanzen, Jürgen Kuss, spricht über die nicht unbedeutende Rolle Schwelms in der Geschichte der Post. Die erste urkundliche Erwähnung einer Schwelmer Poststelle führt in den Dreißigjährigen Krieg. Viele ältere Schwelmer kennen noch die Standorte, an denen die Post im vergangenen Jahrhundert in Schwelm angesiedelt war. Jürgen Kuss spricht auch über den Wandel, den die Post von ihren Anfängen bis zum größten Logistik- und Postunternehmen der Welt genommen hat. Akzentuiert wird der Vortrag musikalisch vom Schwelmer Panikorchester mit kurzen Postgrüßen (Auszüge aus „Die Post im Walde“).

 

Die Veranstaltung dauert eine Stunde. Der Eintritt von zwei Euro ist für die Restaurierung von Büchern der Historischen Bibliothek im Haus Martfeld gedacht. Wie immer können sich Besucher nach der Veranstaltung eine Stärkung im Martfeld-Restaurant gönnen.

 

Schwelm, den 11. August 2015

 

 

 

Zweimal 125 Jahre: Verein für Heimatkunde und Museum

Ansicht Martfeld Foto: (c) Linde Arndt

Ansicht Martfeld Foto: (c) Linde Arndt

Zweimal 125 Jahre: Verein für Heimatkunde und Museum feiern am Samstag im Martfeld Jubiläum

„Tag des offenen Martfelds“ mit Führungen im und am Martfeld, Spielen und Kuchenbuffett

 

Der Verein für Heimatkunde und das Schwelmer Museum feiern gemeinsam am kommenden Samstag, dem 15. August, 125jähriges Jubiläum.

Der Verein für Heimatkunde richtet am Vormittag einen Festakt für geladene Gäste aus. Es sprechen u.a. Bürgermeister Jochen Stobbe, Schwelms Ehrenbürger Wilhelm Erfurt, Anne Peter als Vorsitzende des Vereins für Heimatkunde, Dr. Ingo Fiedler (Westfälischer Heimatbund), Verena Burhenne vom Westfälischen Museumsamt Münster und Kulturbüroleiterin Gabriele Weidner.

Dann beginnt für alle interessierten Bürger der „Tag des offenes Martfelds“, den das Kulturbüro und der Verein für Heimatkunde gemeinsam gestalten.

  • Das Museum ist von 12.00 bis 17.00 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei, denn er wird komplett von der Wilhelm-Erfurt-Stiftung für Kultur und Natur, Schwelm, übernommen.
  • Um 12.30 Uhr und um 15.00 Uhr finden Führungen der besonderen Art durch das Museum statt, denn dann heißt es: „Kinder führen Erwachsene“ (Dauer der Führung: ca. 45 Minuten). Die Kinder wurden in einem viertägigen Museumsworkshop in der letzten Sommerferienwoche von Frau Anna Nüschen auf diese Aufgabe vorbereitet.
  • Um 13.15 Uhr stellt Martin Schwamborn die Martfeld-Kapelle vor.
  • Um 13.30 Uhr steht eine Führung durch das neu gestaltete Stadtarchiv mit Vortrag von Museums- und Archivleiterin Frau Cornelia Hackler zum Thema „Die Geschichte des Hauses Martfeld“ auf dem Programm (Dauer: ca. 30 Minuten).
  • Um 13.45 Uhr spricht Heike Rudolph im Park über die Gedenksteine für Friedrich-Christoph Müller und Pastor Nonne.
  • Um 14.00 Uhr spricht Michael Treimer im Park über „Natur im Martfelder Park“.
  • Um 14.30 Uhr spricht Anne Peter im Park über den Kollergang und den Haferkasten.
  • 00 bis 17.00 Uhr: Bastelaktionen für Kinder im Seminarraum unter Anleitung von Anna Nüschen und Svenja Wüstermann unter dem Thema: „Bastelt Euch Euer eigenes Haus Martfeld samt Schlossgespenst Suelmiu“.
  • 00 bis 17.00 Uhr Spielaktion „Martfeld-Memory“ für Jedermann im Veranstaltungsraum.
  • Das Museumsteam sorgt für ein großes, leckeres Kuchenbuffet mit selbstgebackenen Kuchen und warmen und kalten Getränken im Eingangsbereich von Haus Martfeld.

 

Schwelm, den 11. August 2015

 

Foto: (c) Linde Arndt

Foto: (c) Linde Arndt

“Meine liebste Madam!” Lessings Spuren in Schwelm

Vortrag Gerd Helbek - Foto: Linde Arndt

Vortrag Gerd Helbek – Foto: Linde Arndt

[jpg] Europa war damals gespalten. Auf der einen Seite das Europa der Aufklärung mit Paris als Mittelpunkt. Die Franzosen Rousseau, Voltaire und Montesquieu waren die bestimmenden Köpfe.
Auf der anderen Seite die Habsburger des damaligen Kaiserreiches Österreich als Staat mit „Absolutismus“, der Wien als Mittelpunkt vorwies. Deutschland war damals mit den gesellschaftlichen Strömungen hin und her gerissen. Den Geist der Aufklärung konnte man bei dem Deutschen Gotthold Ephraim Lessing festmachen. Nur Deutschland stand der Aufklärung stets kritisch gegenüber, wobei Hamburg eine Ausnahme bildete.
Gotthold Ephraim Lessing, der mit seinen Freunden Moses Mendelssohn und Friedrich Nicolai 1767 unterwegs war, traf denn auch in den Zirkeln der Hamburger Kaufmannsgilde die Familie Eva Catharina (geb. Hahn) und Engelbert König, Familien Reimarus, Philipp Emanuel Bach, Johann Melchior Goeze und andere der Kulturszene.

Gemälde Eva Catharina König  Foto: Linde Arndt

Gemälde Eva Catharina König
Foto: Linde Arndt

Eva Catharina (geb. Hahn) König, die Frau des Kaufmanns Engelbert König, zog ihn magisch an. Lessing übernahm die Patenschaft für den Sohn Fritz der Familie König. 1768 kümmerte sich Lessing um die Witwe Eva Catharina König, die nach dem Tode ihres Mannes das Geschäft weiter führen musste. Lessing konnte ihr allerdings nicht so helfen wie es notwendig gewesen wäre. Er arbeitete an seinem Stück „Nathan der Weise“ und hatte in diesem Zusammenhang mit dem Fragmentenstreit, mit dem Hamburger Hauptpastor Johann Melchior Goeze, viel zu tun. Denn durch diesen Streit wurde ein Teilpublikationsverbot gegen ihn verhängt. 1771 verlobte Lessing sich mit Eva Catharina König. Da Lessing aber weiterhin sehr beschäftigt war, was auch noch mit umfangreichen Reisetätigkeiten verbunden war, bestand die Verlobungszeit überwiegend aus dem zwischen den beiden geführten Briefwechsel. Eva Catharina König war eine sehr starke Frau, die ihren „Mann“ in dem ehelichen Geschäft stand. Sie musste sich die Kenntnisse alle selber aneignen, Lessing konnte ihr dabei keine große Hilfe sein. Da wo Zuspruch nötig war, haben beide – König als auch Lessing – sich diesen gegeben. Letztendlich heirateten beide 1776 in Jork, in der Nähe von Hamburg. 1778 starb Eva Catharina König nach der Geburt des gemeinsamen Sohnes Traugott an Kindbettfieber. Das eheliche Glück dauerte also nicht lange, nämlich nur 15 Monate. Wer war diese Frau König, die die Frau von einem der damals größten Dichter und Philosophen wurde?

Gerd Helbek  Foto: Linde Arndt

Gerd Helbek
Foto: Linde Arndt

Der Verein für Heimatkunde Schwelm e. V. entdeckte die bergisch-märkische Verwandtschaft von Eva Catharina König und ihre Beziehung zu Schwelm. Gerd Helbeck war es vorbehalten das Umfeld von Eva Catharina König auszuleuchten. Ihr Vater Heinrich Kaspar Hahn stammte aus Schwelm, ihr Großvater war ein angesehener Bürger dieser märkischen Stadt Schwelm. So wurde sie in die Nachbargemeinde Lüttringhausen mit dem dortigen Kaufmann Engelbert König verheiratet. Gerd Helbeck legte die umfangreichen Banden um Eva Catharina König offen. Sie reichten bis in die höchsten Stellen der damaligen bergischen, märkischen Gesellschaft einschließlich des preußischen Hofes. Immerhin führte ihr Mann Engelbert König eine Seidenmanufaktur. So wurde Eva Catharina König als eine freie, und sehr verträgliche Frau beschrieben, die zupackend, belesen und mit einem umfangreichen Allgemeinwissen ausgestattet war. So war es nicht verwunderlich wenn Eva Catharina König Lessing auf Augenhöhe begegnete.
Emanzipation sollte man nicht mit der damals aufkommenden Aufklärung verbinden, jedoch war Eva Catharina König durch ihre bürgerliche Bildung alleine in der Lage die Geschäfte ihres 1769 in Venedig verstorbenen Mannes zu führen. Verstand und Vernunft, Freundschaft und Liebe waren denn auch inhaltlich das Credo in dem Briefwechsel den sie mit Lessing führte.

Literaturnachweis:

Günter und Ursula Schulz (Hrsg.): Meine liebste Madam. Gotthold Ephraim Lessings Briefwechsel mit Eva König. 1770–1776. Beck, München 1979, ISBN 3-406-05736-5.
Paul Raabe: Eva König. Ellert & Richter, Hamburg 2005, ISBN 3-8319-0191-0 (Biografie).
Petra Oelker: „Ich küsse Sie ausendmal“ – Das Leben der Eva Lessing. Berlin 2005, ISBN 3-546-00378-0.
Wolfgang Albrecht (Hrsg.): Briefe aus der Brautzeit 1770–1776. Gotthold Ephraim Lessing/Eva König, Weimar 2000, Böhlaus Nachfolger, ISBN 3-7400-1111-4.
Elke Bauer und Helmut Berthold (Hrsg.): Thue ein Häferl Wein… Das Kochbuch der Eva König. Rezepte von Lessings Frau. Wallstein Verlag, Göttingen 2013, ISBN 978-3-8353-1241-8.

Der kürzlich verstorbene Walter Jens sah die Briefe in dem nachfolgendem Buch als die besseren gegenüber den anderen Briefen an.

„Wolfgang Albrecht (Hrsg.): Briefe aus der Brautzeit 1770–1776. Gotthold Ephraim Lessing/Eva König“



Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Schwelm