Auch das Unnatürlichste ist Natur – Tony Cragg, eine Retrospektive
[jpg] Kunst und Natur – eine unendliche Diskussion. Von Johann Wolfgang von Goethe stammt dieser Aphorismus „Auch das Unnatürlichste ist Natur. Wer sie nicht allenthalben sieht, sieht sie nirgends“, diesen Spruch sollten sich einige Menschen in Erinnerung rufen, wenn sie mal wieder ein ausgestelltes Artefakte zum nachdenken und zum vorzeitigen werten zwingt.
Während in der Vergangenheit die Kunst ein Abbild der Natur schuf, zerschlug sie (Die Kunst) in einer zweiten Phase die Zusammenhänge zwischen Kunst und Natur. Die Kunst wollte mittels der Künstler aus sich selber ein Werk erschaffen, allein der Geist sollte Vorlage für das Werk sein. Dabei wurde übersehen, dass Kunst nur ein Äußeres erschuf und den Inhalt mit seinen Tiefen nicht wahrnahm. Der Mensch als göttliches Wesen, gar gottgleich?
Tony Cragg ging einen anderen Weg, er suchte und fand (für sich) die Natur der Dinge, indem er sich die Strukturen seiner Objekte erdachte, um letztendlich ein Werk zu schaffen, welches alle Bereiche unseres Daseins versöhnte. Dabei schuf er eine Vielfalt von Werken in vielerlei Hinsicht, die seines Gleichen sucht.
Tony Cragg ist der bedeutendste britische Bildhauer der Gegenwart nach Henry Moore. Während Moore die äußere Form abbildete, geht Cragg in die Tiefe, so, als wenn er den Makrokosmos als Grundlage seines Werkes darstellen will. Insofern befindet sich Cragg zwar in der Tradition seines Landsmanns befördert jedoch ein ganz anderes Ideal. Für Cragg muss das Innere sichtbar gemacht werden; denn das Äußere ist nur ein Teil von einem viel größeren Ganzen. Das Innere hält und trägt das Äußere. So geht Cragg bis an Grenzen, die sich durch das gewählte Material ergeben und versucht diese Grenzen zu überschreiten. Diese Grenzüberschreitungen führen manchmal zu einem Neuanfang mit anderen Materialien, wobei die Idee bleibt. Denn die Idee entstand ja in Form eines Entdeckungprozesses. Es sind komplexe Formen die da entstehen, die aber in ihrer Leichtigkeit sich dem Betrachter einschmeicheln. Formen die auch umgangen werden wollen, wobei bei jeder der Positionen die man bei einem Umrundungsgang einnimmt, sich ein anderes Kunstwerk zeigt. Jeder Zentimeter dieser Skulpturen nötigt dem Betrachter eine andere Gefühlswelt ab. Die Formensprache ist nicht fremd, zeigt sie sich doch einladend und in ihrer Wahrnehmung als eine Form der man folgen möchte. Selbst die Formen die in ihrer Komplexität sich anscheinend verweigern, öffnen sich wenn man sich auf sie einlässt.
Tony Cragg ist uns allen kein Unbekannter. Nachdem er als Labortechniker gearbeitet hatte, entdeckte er, inspiriert durch die Formen im Labor, seine Liebe zur Bildhauerei. Sein Kunststudium machte er am College of Art in Cheltenham, an der Wimbledon School of Art,London und am Royal College of Art, London. Dazwischen bekam er eine Professur an der Ecole des Beaux-Arts de Metz. Seine erste Ausstellung registrieren wir in der Lisson Gallery, London.
Weitere Ausstellungen folgten in St.Etienne, London, Lyon, New Dehli, Documenta 7, Kassel, Bern, Sydney, Köln, Paris, Brüssel, Berkeley, Venedig, Toronto, Madrid, Rom, St.Petersburg oder Berlin.
In den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts zog Tony Cragg nach Wuppertal wo er lebt und arbeitet. 2006 entstand aus einem verwilderten 15 ha großen Gelände der Skulpturenpark Waldfrieden, der viele seiner Skulpturen im Umfeld von Natur beherbergen.
Es war Zeit für Wuppertal und das von der Heydt Museum etwas gemeinsames zu machen. Der leitende Direktor des von der Heydt Museums Dr. Gerhard Finck und Tony Cragg suchten und fanden das die Form einer Retrospektive die geeignete Form für eine gemeinsame Ausstellung wäre. „Parts of the World“ ist der Titel dieser Ausstellung, die Exponate sind über alle drei Stockwerke verteilt – das gab es noch nie.
Von den ersten Skizzen und Fotos, seiner frühen Formen, beginnend mit dem Zivilisationsmüll wovon ein fantastisches Wandrelief im Museum zu sehen ist über die ersten Stücke der „Early Forms“
bis hin zu den neusten Skulpturen die zu großer Harmonie der Exponate führen ist alles vertreten.
Manchmal sieht man wie Cragg mit Formen spielt, so als wenn er was sucht aber mit dem Gesuchten nicht zufrieden wäre. Wenn man Formen im Mikroskopischen Kosmos gesehen hat, vermeint man die gleiche harmonische Anordnung der Formen zu sehen, wie bei Cragg.
Übrigens, dass Tony Cragg unter anderem mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet (EN-Mosaik berichtete) wurde, zeigt seinen Wert für Deutschland, Kultusministerin des Landes Nordrhein-Westfalen Ute Schäfer nahm damals die Ehrung vor.
Neben der Ausstellung wird das von der Heydt Museum können Kinder und Erwachsene durch eigens gemachte Werke Tony Cragg erfahrbar machen.
(1) http://vdh.netgate1.net/Fuehrungen_Erwachsene.html
(2) http://vdh.netgate1.net/Fuehrungen_Kinder.html
(3) http://vdh.netgate1.net/Schulen.html
Eintritt und Preise, incl. Kombipreise
(1) http://vdh.netgate1.net/Eintrittskarten.html
Austellungsseite
(1) http://www.tonycragg-ausstellung.de/
Ach ja, fremdsprachliche Führungen in englisch, französisch, russisch und niederländisch werden durch das von der Heydt Museum angeboten. Wobei natürlich auch Führungen in deutsch angeboten werden.
Diese Sponsoren haben diese bedeutende Ausstellung ermöglicht:
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Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Wuppertal
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