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Lebewohl, Museum am Ostwall

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Besucher der Finissage „Das Beste zum Schluss“ im ehemaligen Museum am Ostwall Dortmund
Foto: Linde Arndt


[jpg] Eigentlich gibt es das Museum am Ostwall nicht mehr. Nur das Gebäude befindet sich noch am Ostwall. Das Museum ist schon längst in das Dortmunder U umgezogen. Direktor: Prof. Dr. Kurt Wettengl hat schon mehrere Ausstellungen kuratiert, zuletzt „Stadt in Sicht“, die bis zum 4. August geht, wo Kunstwerke aus der Sammlung der „Deutschen Bank“ von Feininger bis Gursky gezeigt werden.

Nein, es ist das alte Gebäude am Ostwall, welches 1949 die erste Ausstellung zeigte. Damals gab es noch Kunst gegen Kohle. Recklinghausen hat das auch im Theaterbereich, immerhin dieses Jahr zum 67. mal, gemacht und jedes Jahr kommen die Künstler wieder, nicht mehr wegen der Kohle. Gleichwohl wird es Kohle geben und es werden wieder Zehntausende nach Recklinghausen kommen und den Festspielhügel besiedeln, aber auch die Stadt belagern. Den Spirit von 1949 oder den 50ern gibt es nicht mehr, vereinzelnd trifft man Zeitzeugen, die den Aufbruch der damaligen Zeit bezeugen können, in Recklinghausen oder Dortmund.

Axel M. Mosler im Gespräch mit einer Besucherin Foto: Linde Arndt

Axel M. Mosler im Gespräch mit einer Besucherin
Foto: Linde Arndt

Der Lenkungsausschuss „Starke Orte“ um Axel M. Mosler (Dortmund) und Werner Block (Bochum) wollten nur diese eine Ausstellung als „Das Beste zum Schluß“ bringen.  „Schickt uns eure drei besten Bilder“ so war der Ruf an die vielen, vielen Künstler im Ruhrgebiet. Im Rahmen von „Das Beste zum Schluß“ fand derzeit im ehemaligen Museum am Ostwall eine letzte Kunstausstellung zum Thema statt. Die Ausstellung zeigte Werke der Malerei, Fotografie, Skulpturen, Objekte, Zeichnungen, Grafiken und Installationen. 120 Exponate von 72 Künstlern die von einer Jury ausgewählt wurden.

Wer das Museum kannte, fand die hell erleuchtete Atrium Eingangshalle inspirierent. Sie war selber Ausstellungeraum und wirkte, wenn Menschen die Kunstwerke in Augenschein nahmen. Ebenso die hohen Wände, von denen unzählige quatratische Fenster den Blick auf die Kunst im Atrium frei gaben.
Und jetzt die letzte Ausstellung der „Starken Orte“ mit dem Projekt „Urbane Räume“.

Die Exponate waren durchaus qualitativ als sehr hoch wertig einzuordnen, die Zeugnis über die künstlerische Kraft ihrer Künstler ablegten. Die Finissage am 21. Juli zeigte jedoch Besucher die etwas wehmütig und nostalgisch die Werke nochmals betrachteten. Ich selber hatte meine ganz persönliche Vergangenheitsbearbeitung mit den Werken von Dina Nur, 5 teilig und o.Titel aus Stahl und Kunststein.

Welchen Standort ich zu dieser Skultur auch einnahm, es ergaben sich immer wieder andere Perspektiven. Es dokumentierte irgendwie die Beweglichkeit und Veränderung der Ansichten und machte so die Gewissheit schmerzlich, dass dieser Ort der Ausstellungsmöglichkeit nun Vergangenheit ist.

Dass das Museum am Ostwall für 20 Mio Euro, einschließlich dem Park mit den alten Bäumen verkauft werden soll, wollte ich nicht akzeptieren.
Übrigens soll es danach abgerissen werden. Für den Spirit der 50er Jahre gibt es keinen Platz mehr in unserem System. Schade eigentlich. Ach was, lebe wohl Museum am Ostwall.

3.484 Unterstützer setzen sich für den Erhalt des Museums ein und im Museum lag eine Unterschrift mit weiteren 1.100 Unterschriften der Besucher – ist das nichts?

Zum Abschluss sangen vier Ruhrkabarettisten das Lied: “Das alles und noch viel mehr würde ich machen, wenn ich König vom Ruhrpott wär´” Klar, das Ostwall Museum erhalten.
ruhrkabarettisten

Mitglieder des GEIERABEND – Ensemble Foto: Linde Arndt




Jürgen Gerhardt für EN-Museum aus Dortmund

Die magischen Momente eines Hirngespinstes

[jpg] "Quergesponnen", heißt die Ausstellung in Essen-Kettwig. Mit "quergesponnen" wird in diesem Jahr nach "Netzwerk" bereits die zweite Ausstellung im Zusammenhang mit dem Netzwerk der Künstlerbünde Starke Orte gezeigt. Der Bundesverband Bildender Künstler Westfalen (BBK) veranstaltet die Ausstellung in den Scheidt’schen Hallen in Essen-Kettwig, Bachstraße 40 mit der nicht nur die Kooperation der Künstlerbünde der Metropole Ruhr weiter fortgesetzt wird. So zeigten u.a. 60 Künstler aus dem Bochumer
Künstlerbund, der Dortmunder Gruppe, dem Duktus, Kunstverein Gelsenkirchen, Herner Künstlerbund, VBK Berlin, des Westfälischen Künstlerbund Dortmund, Reflex, Wittener Künstlerbund ihre über 200 Werke unter dem Dach des BBK auf dem Wollboden der  ehemaligen Kammgarnspinnerei der Joh. Wilh. Scheidt AG. Bilder, Skulpturen oder auch Installationen mit den unterschiedlichsten Techniken und Materialien bilden einen breiten Rahmen dieser Ausstellung.

Quergesponnen soll für das Aufbrechen von Denkschematas stehen. Es ist ein Prozess, der auch in einem Hirngespinst enden kann.

Es bedeutet aber immer die geistig eingefahrenen Wege zu verlassen. Stellvertretend seien die Stahlhelme aus Beton genannt die für die immer wieder stattfindenden Kriege stehen, die keine Lösungen herbeiführen, vielmehr neue Probleme schaffen.

Das irrationale dieser menschlichen Handlungsweise wird damit auf eine einzigartige Weise ins Bewusstsein gebracht. Kunst hat eben auch ein Stück weit mit Magie zu tun.

 

Die Begrüßung der Ausstellungseröffnung wurde durch Bernd Figgemeier dem
Vorsitzender des Bundesverbandes Bildender Künstler Westfalen (bbk) vorgenommen.

Eine Einführung zu dieser Ausstellung hielt Karl-Ulrich Peisker das
Vorstandsmitglied des BBK-Landesverbandes NRW, der auch damit gleichzeitig die Ausstellung eröffnete.

Am 21. Mai 2011, dem bundesweiten Aktionstag "Kultur", finden Führungen durch die Ausstellung statt.

Ausstellung "quergesponnen"
Scheidt´schen Hallen, Bachstraße 40, Essen-Kettwig

Termine: 7. bis 8. Mai  | 13. bis 15. Mai | 20. bis 22. Mai | 27. bis 29. Mai, jeweils 15.00 bis 18.00 Uhr 

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Essen

 

Melancholie an einem „Starken Ort“

[ jpg] Abschied nehmen ist nicht leicht, es kommt etwas wie Trauer auf. Und so fand die Finissage des Ausstellungsprojektes "Starke Orte" in der Ausbildungsstätte des Wittener Weichenwerks statt. Rund 150 Künstler kamen zusammen um das Projekt der "Starken Orte" zu beenden.

  • Dr. Gert Buhren (Wittener Künstlerbund)
  • Klaus Nixdorf (Bochumerkünstlerbund)
  • Sonja Leidemann (Bürgermeisterin Stadt Witten)
  • Prof. Dr. Oliver Scheytt (Geschäftsführer Ruhr.2010 GmbH)

Die Moderation übernahm: Erik Schönenberg (Projektleiter Starke Orte)

          
     

Es war ein Blick zurück aber auch ein Blick in die Zukunft.

Das Gute jedoch vorab.
Es wird in 2011 das Projekt "Starke Orte" wieder geben, zwar etwas abgespeckt, aber es wird weiter gehen.

Was am 6. März 2010 in Herne- Sodingen im Luftschutzbunker (Wir berichteten darüber) begann, endete nun in Witten. Es waren 13 Starke Orte die nacheinander bespielt wurden, es waren 15 Künstlerbünde und Vereinigungen mit hunderten von Künstlern die sich in einem einmaligen Netzwerk zusammenfanden um sich zu präsentieren. Die Ausstellungen wurden von über 10.000 Besuchern besucht, wobei alleine Witten fast 1.500 Besucher anzog.

2007 wurde der Impuls durch den Bochumer Künstlerbund gegeben und es war ein schweres Stück Arbeit was bis vor der ersten Ausstellung geleistet werden musste.

Der Herner Künstlerbund musste zwei Etagen des Luftschutzbunkers in Sodingen herrichten. Die Räumlichkeiten wurden teilweise als Lager genutzt, die jahrelang ungenutzten Räumlichkeiten sahen ziemlich "bescheiden" aus. Die Wittener waren zuerst auf der Suche geeignete Räumlichkeiten zu finden und mit der Ausbildungsstätte des Weichenwerkes sah es Eingangs nicht gerade zum Besten aus. Es wurde geräumt, entrümpelt, Wasseranschlüsse verlegt, kurz, es war Kernerarbeit die die Künstler zu leisten hatten, dies schilderte Dr. Gert Buhren vom Wittener Künstlerbund recht anschaulich stellvertretend auch für die anderen Vereinigungen.

Das Gute war jedoch, sie konnten sich immer der Unterstützung ihrer Städte und vieler Unternehmen sicher sein. Finanzielle Unterstützungen hielten sich jedoch in einem überschaubaren Rahmen. Professor Scheytt betonte das gerade und auch das Projekt "Starke Orte" den Kulturhauptstadtgedanken symbolisierte indem sich über 200 Künstler aus dem gesamten Ruhrgebiet zusammentaten um die  Möglichkeiten welche die Metropole Ruhr bietet sichtbar zu machen. Bürgermeisterin Sonja Leidemann fand, dass diese Ausstellung für das Ruhrgebiet identitätsstiftend gewesen war und dem Einzelnen die Schönheit seiner Region nahe gebracht hat. Und weiter: Wenn dieses Projekt es geschafft hat 25 Künstlerbünde unter einen Hut zu bringen, so ist das für die Städte ein Signal dem nachzueifern; denn die Finanzen der einzelnen Städte zwingen uns gerade dazu.

Klaus Nixdorf vom Bochumer Künstlerbund betonte den Gedanken des Netzwerkes von Künstlern im Ruhrgebiet. Dieses Netzwerk hat sich als tragfähig  und belastbar erwiesen, sowohl ideell als auch personell. Wichtig war jedoch die Individualität der einzelnen Bünde, die es  unbedingt zu erhalten galt. Die einzelnen Bünde als auch Künstler haben über die gemeinsame Arbeit hinaus auch persönlich zueinander gefunden, so dass man für 2011 mit guten Gedanken in die Zukunft schauen kann.

Es werden vielleicht nicht mehr die gleichen Orte sein wo man die Ausstellungen macht, neue Orte sind schon anvisiert worden, Termine sind im Gespräch aber auch andere Künstlerbünde wollen sich beteiligen. Und das ist das Ruhrgebiet, wo man sich zusammenfinden und auch einmal neu formieren kann, eben eine Dynamik die die Metropole Ruhr bietet. Es geht also weiter.

Es war eine widersprüchliche Stimmung die sich bei den Beteiligten einstellte, ein bisschen Abschied aber auch ein bisschen Aufbruch.  Bürgermeisterin Sonja Leidemann will sich dafür einsetzen, dass die Klammerfunktion die die Ruhr 2010 eingenommen hat in den folgenden Jahren Bestand haben soll. Denn gerade diese Klammerfunktion hat uns immer wieder das Gemeinsame vor Augen geführt.
Auch EN-Mosaik hat in diesem Zusammenhang eine zweite Rolle eingenommen, indem wir eine Mediatorenrolle eingenommen haben. So hat der Kunstraum-EN e.V.  den ersten Kontakt zum Bochumer Klaus Nixdorf genutzt und die Ennepetaler Möglichkeiten einer Ausstellung dargelegt. Ennepetal hat vom ideellen mehrere Spielorte, wie das Industriemuseum, das Hülsenbecker Tal oder auch die Räumlichkeiten bei Stockey&Schmitz um solche Ausstellungen zu erbringen. Und wo die Ennepetaler Künstler sich aufraffen, so werden die Gevelsberger und Schwelmer nicht abseits stehen wollen; denn auch hier sind ungeheure Potenziale.  Neugierig sind durch dieses Projekt inzwischen alle geworden. Und künstlerische Ideen haben die Künstler im Südkreis des EN-Kreises zuhauf, man muss sie nur nutzen.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Witten.

 

Zurück in die Zukunft – Starke Orte

[jpg] Sirenen heulen, Scheinwerfer huschen durch den Nachthimmel. Es ist spät abends, dunkel,  ein unerträglicher Lärm, da öffnet sich eine Haustür zwei Menschen gehen eilig auf einen riesigen Quader zu und verschwinden darin. Eine Frau mit zwei Kindern an der Hand, mit verschlafenen Gesichtern, ungekämmt, huschen über die Straße um in diesen Quader zu gelangen. Innen drin ist es kalt, immer, ob Sommer oder Winter. Keine Fenster, an den Wänden sind Belüftungsöffnungen.

Die Menschen sitzen, kauern, stehen, alle mit sorgenvollen Mienen. Angst kriecht durch die kalten Räume. Kein Wort, wenn dann nur ein Flüstern. Irgendwo schreit ein Kleinkind, wovon kaum einer Notiz nimmt. Kinder drücken sich an ihre Mütter, die Väter sind nicht da. Es ist Krieg. Alte Leute sitzen apathisch herum, wirken wie abwesend. Schwere dicke Wände bieten Schutz, Stahlbeton der schon eine Bombe aushält. Draußen hört man die Schläge der explodierenden Bomben, die Erde und mit ihr der Quader bebt. Sorgen finden sich in den Köpfen, wird mein Haus noch stehen?

Es ist vorbei, die Sirenen signalisieren das Ende des Bombenangriffs.  Schwere luftdicht schließende Stahltüren werden geöffnet, die Menschen gehen langsam wieder raus, so als wenn sie von einer sehr schweren Arbeit gekommen wären. Müde und erschöpft. Lautlos gehen sie nach Hause, nach einem Haus welches es evtl. nicht mehr gibt weil eine Bombe eingeschlagen ist. Manchmal hört man ein Kind leise und unterdrückt weinen, mehr ein Wimmern.

Auf dem Platz stehen riesige Flugabwehrkanonen mit mehreren Scheinwerfer die Licht wie Finger in den Himmel geworfen haben.  Es ist vorbei.  Eine Mutter geht auf einen Jungen der Kanoniere zu, nimmt ihn in den Arm, weint, der Junge tröstet seine Mutter, 15 Jahre ist er alt. Er muss hart sein, er der noch getröstet werden sollte, tröstet selber. Die Mutter löst sich von ihrem Sohn, flüchtig streifen sich nochmals ihre Hände  ehe sie sich trennen. Man weiß nie ob es nicht das letzte Mal ist, wo man sich berühren kann, den Menschen, den man doch so lieb hat. Man erduldet, erleidet, hält zusammen, trotzig voller Ängste. Jeder weiß, nur zusammen ist alles erträglicher.

Der 8. Mai 1945 –  der Krieg ist zu Ende. Herne – Sodingen blieb weitgehend verschont. Der Quader/Bunker wurde geschlossen. Nicht lange, es kamen die Flüchtlinge aus dem Osten – Tausende. Wohnungen waren zerstört, unbewohnbar die Trümmer in Wanne und Herne.  Der Quader  wurde wieder geöffnet, nun barg er die, die nichts mehr hatten. Wieder Angst,  Angst wie es weiter gehen würde. Bedrückend die Stimmung der Bewohner, kalt die Räume – immer noch. Mit dem Leben davon gekommen, doch um das Leben kämpfend. Langsam leerte sich der Bunker, es wurde gebaut, sehr viel gebaut. Arbeit gab es wieder. Der letzte verließ den Bunker. Nun stand er da über Jahre, ein Quader, Klotz, bedrohlich, grau und hässlich zu nichts mehr nutze. Das THW und das Rote Kreuz nutzten ihn als Lagerräume über drei Etagen, über Jahre.

Abreißen war nicht möglich – zu teuer, diesen dicken unhandlichen Bunker zu entfernen. 50 Jahre stand er so da inzwischen zum Schandfleck ernannt. Er störte. Der Herner Künstlerbund (HKB) öffnete den Bunker 2009 machte ihn zu einem Ort der Kunst, Kunst an einem starken Ort. Ein Ort der einen Schutzraum für die Kunst darstellt. Die Stadt Herne beteiligte sich mit Sponsoren an der Umgestaltung und Sanierung der Räume. Der Bund überließ dem HKB sodann die Räume. Kulturhauptstadtjahr 2010, Ruhr 2010, Vorbereitungszeit – 2006 erhielt Essen den Zuschlag. Es war 2007 der Herner Künstlerbund tat sich mit dem Bochumer Künstlerbund zusammen, es entstand die Idee der starken Orte. Orte die ähnlich wie der Bunker in Herne – Sodingen eine Geschichte haben, eine Geschichte die stellvertretend für das Ruhrgebiet und deren Menschen stehen kann. Der besondere Menschenschlag, kein Rheinländer und kein Westfale, aber ein besonderer Typ.

Dieser Typ, der einen trockenen Humor hat, der sich mit wenig zufrieden gibt, unverfälscht und seines gleichen sucht. Ein Gebiet in dem 170 Nationalitäten verschmelzen und etwas Neues erschaffen, wo gibt es das schon. Ein Gebiet in welchem die meisten Bomben im zweiten Weltkrieg geworfen wurden, die Engländer ganze Fabrikanlagen demontierten. Die Franzosen ihre Hand drüber hatten. Die Schmiede, die Werkbank Deutschlands, dieser Moloch. Dieses Gebiet prägte und prägt noch heute.

            
   vlnr. Reiner Glebsattel, Klaus Nixdorf, Professor Karl-Heinz Petzinka                             Foto:Linde Arndt  

Reiner Glebsattel vom Herner Künstlerbund und Klaus Nixdorf vom Bochumer Künstlerbund initiierten die Idee und gewannen die Ruhr2010 für sich und es war Professor Karl-Heinz Petzinka, der mit den Beiden diese Idee weiterspann. Alle 53 Orte der Kulturhauptstadt wurden angeschrieben, auch Ennepetal, sich mit geschichtsträchtigen Gebäuden, Objekten, Brachen  die unentdeckt ihren Dornröschenschlaf verrichteten für sich zu vereinnahmen.

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/* Ennepetal hätte das Gebäude von Stockey und Schmitz gehabt, indem schon einmal eine Kunstausstellung "Zwischen den Säulen" stattgefunden hatte. Das Gebäude der Kruse Fabrik oder die Firma Bauer steht auch still. Es hätte eine temporäre Kooperation mit den Künstlern in den Nachbarstätten Schwelm und Gevelsberg angestrebt werden können. "Kunst zwischen den Säulen" wäre hierbei ein sehr schöner Arbeitstitel gewesen. Vertan. Trotz mehrfacher Schreiben keine Reaktion. Trotz allem war auch Ennepetal im Verteiler dieser Aktion, so dass die Informationen hier angekommen sein mussten. Kein Interesse, wir haben so was nicht nötig. */
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Die Einladung an alle Künstlerbünde und Ruhr2010 wurde heraus gegeben und es fanden regelmäßige Treffen in Essen statt. Listen wurden erstellt, damit alle immer auf dem neusten Stand waren. Emails wurden ausgetauscht und eine Domain wurde angemeldet. Heraus kamen 800 Künstler, die an 13 Orten ausstellen werden, in Herne – Sodingen stellen 128 Künstler auf 900 qm über zwei Etagen aus 12 Künstlerverbänden aus. Zeitgenössische Kunst, Installationen, Fotografie, Malerei, Lichtobjekte und, und, und.

Es war kalt als wir die Räume mit unseren Pressekollegen betraten, wir spürten alle das Bedrückende . Über 60 Jahre ist es her, als der Bunker noch seiner Bestimmung entsprach. Doch alle waren unaufgeregt, ruhig und gefasst, als wenn der Geist der Bombennächte noch nicht gewichen wäre. Die Gespräche alle ruhig und unterkühlt, die Räume wirkten nach. Wir sahen das Provisorium der Toilettenanlagen, die schweren Stahltüren oder die dicken Betonwände. Die Räume eingeteilt wie unterschiedliche Intimbereiche eines Gebäudes, tatsächlich ehedem zugeordnete Funktionen oder Zellen, die zur Stabilisation des Gebäudes dienten. Der Pressetermin fand in einem Raum statt der im Ansatz wohnlich gestaltet wurde, Wärme sollte hier die kalten Räume überwinden, was auch in etwa gelang.

Dann die Exponate, teils spärlich beleuchtet der Stimmung angepasst. Es waren Exponate die Geschichten erzählten, die einem anfassten nicht losließen und bannten. Dort die Herzpumpe, die Migrationströme aus Afrika, "Welcome to Europa" schutzsuchend in Europa. Polizei mit Hunden die die Migranten aufspüren soltlen, hier im Bunker der doch schützen soll. Voodoofiguren die die Gefahr bannen sollen, die sich schützend in den Weg stellten.

Schreie auf Bildern, Schreie die die Ängste vertreiben. Dazwischen ein Bild, "Starke Frauen, starker Ort". Ein Versprechen? Dann eine Steelengruppe, irgendwie verspielt und funktional angeordnet mit einem beschwingten Touch. Was immer wieder auffiel die Stille die diese Räume bergen, Gespräche empfindet man eher wie ein Flüstern.  Kaum ein Lächeln, ernste Gesichter ähnlich wie in einem sakralen Bau. Ja, es ist ein starker Ort in dem man in einen Dialog mit den ehemaligen Benutzern auf einer emotionalen Ebene eintreten kann.

Leise entschwanden die einzelnen Pressevertreter, kein Rennen, keine Eile nur ruhiger Abschied. Die schweren Stahltüren wurden geschlossen, nicht für immer, sie werden zu den Öffnungszeiten für die Besucher geöffnet sein.

Info:
Luftschutzbunker Herne-Sodingen,
Mont-Cenis-Straße 295,
44627 Herne
Öffnungszeiten: Donnerstag 15-18,
                             Samstag -Sonntag  11-17 Uhr
Die Ausstellung ist bis zum 4.4.2010 geöffnet.


Die starken Orte im einzelnen:

  Bottrop
HeiligKreuz-Kirche, Scharnhölzstraße 37 , 46236 Bottrop Malakoffturm, Zeche Prosper II, Knappenstraße, 46238 Bottrop Öffnungszeiten: Fr 17-20, Sa 15-20, So 11-17 Uhr Laufzeit: 10.4. – 30.4.2010 Eröffnung: Sa, 10.4., 17.00 Uhr (HeiligKreuz-Kirche) und 19.00 Uhr (Malakoffturm)
   

Dortmund
(Phoenixhalle) Phoenixhalle Dortmund, Hochofenstraße, 44263 Dortmund Öffnungszeiten: Do-Sa 14-20, So 11-20 Uhr Laufzeit: 11.4. – 9.5.2010 Eröffnung: So, 11.4., 11 Uhr

 

 

   

Essen
Scheidt’sche Hallen, Bachstraße 40, 45219 Essen-Kettwig
Öffnungszeiten: Di, Do-Sa 14-18 Uhr Laufzeit: 23.4. – 30.5. 2010 Eröffnung: Fr, 23.4., 18 Uhr, anschließend Künstlerfest

 

   

Duisburg
Landschaftspark Duisburg Nord, Emscherstraße 71, 47137 Duisburg Öffnungszeiten: durchgehend Laufzeit: 30.4. – 19.9.2010 Eröffnung: Sa, 30.4., 18.30 Uhr

 

    Bochum
Turbinenhalle an der Jahrhunderthalle Bochum, 44793 Bochum Öffnungszeiten: Do-So 15-20 Uhr Laufzeit: 2.5.-30.5.2010, Eröffnung: So, 2.5., 17.00 Uhr
    Dortmund (Mengede)
Historisches Amtshaus Dortmund-Mengede, Am Amtshaus 1, 44359 Dortmund Öffnungszeiten: Mo-Fr 10-16 Uhr Laufzeit: 14.5.-6.6.2010 Eröffnung: Fr. 14.5., 16 Uhr
    Dortmund (Westfalenhütte)
Atelierhaus Westfalenhütte, Springorumstraße 11, 44145 Dortmund (auf dem Werkgelände Thyssen Krupp – Westfalenhütte) Öffnungszeiten Atelierhaus: Mi 17-21, So 11-13 Uhr u.n.V., Mauerprojekt ganztägig Laufzeit Atelierhaus: 30.5. – 3.7.2010, Mauerprojekt: 21.3. – Dezember 2010 Eröffnung: So, 21.3., 11 Uhr (Mauerprojekt), So, 30.5., 11 Uhr (Atelierhaus)
   

 

Gelsenkirchen Solarbunker
(Ehemaliger Erz- und Kohlebunker), Wildenbruchstraße/ Ecke Hohenzollernstraße, 45886 Gelsenkirchen Öffnungszeiten: durchgehend Laufzeit: 19.6. – 28.11.2010 Eröffnung: Sa, 19.6., 12 Uhr

 

 

    Witten
Ehemalige Ausbildungsstätte im Weichenwerk Witten, Kronenstraße, 58452 Witten Öffnungszeiten: Fr 14-18, Sa, 14-20, So 11-20 Uhr Laufzeit: 15.8. – 30.9.2010 Eröffnung: So, 15.8., 11 Uhr
    Unna
Landesstelle Unna-Massen, Wellersbergplatz 1, 59427 Unna Öffnungszeiten: Mi 15-18, Sa 11-18 Uhr Laufzeit: 21.8. – 11.9.2010 Eröffnung: Sa, 21.8., 15 Uhr
    Lünen
Lippeauen, Konrad-Adenauer-Straße, 44534 Lünen Öffnungszeiten: ganztägig Laufzeit: 6.-12.9. Finissage: So 12.9., ab 11 Uhr

 Weitere Informationen entnehmen Sie bitte dem Flyer 

Alle Orte haben eine eigene starke Geschichte, eine Geschichte deren Geist noch erfühlbar ist wenn man sich hierauf einlässt. Die Exponate verstärken die Feinstofflichkeit der Geschichten, treten jedoch in den Hintergrund nachdem sie dies dem Besucher erzählt haben. Es ist eindeutig das Ruhrgebiet eine starke Region im Wandel, die ihre Kraft auch mit ihrer Vergangenheit in die Lage versetzt den Wandel zu meistern.

Was bleibt? Man merkt schon, Ennepetal ist kaum oder gar nicht vernetzt, ja sogar irgendwie isoliert. Spricht man die Stadt auf dieses Phänomen an, so bekommt man folgende Antwort: Wir haben uns mal umgehört ob die anderen 53 Städte etwas vom Kulturhauptstadtjahr gehabt hätten. Alle Befragten haben jedoch noch keinen Vorteil übermitteln können. Warum also hätten wir hier richtig einsteigen sollen? Eine fatale Einstellung und Aussage, die an Ignoranz nicht zu übertreffen ist. Als wenn ein Besucher sich bei der Stadt anmeldet mit: He, ich besuche sie auf Grund der Ruhr2010. Wenn man die Ruhr2010 als Marketingprojekt begreift, so muss man den unschätzbaren Imagegewinn erfassen, der für eine teilnehmende Stadt entsteht.

Dieser Imagegewinn tritt erst als Wert zutage wenn z.B. eine Investitionsentscheidung getroffen wird, dann wird nämlich diese Stadt einen assoziativen Wert darstellen. Abgesehen vom Gewinn der durch die Vernetzung entsteht. Die nicht teilnehmenden Städte bleiben eben nur im Schatten, sie sieht man nicht. Was wäre es für ein Problem gewesen in den Räumen von Stockey und Schmitz eine Ausstellung dieser Art aufzuziehen? Keines. Denn die Künstler sind ja schon da. Was fehlt? Immer wieder die Initialzündung. "Jede Vision braucht Menschen, die an sie glauben." Nur wenn man keine Visionen sieht, weil man blind ist?  Tja, so ist es, auf der "Insel der Glückseligen" halt, man möchte für sich alleine sein. Was soll man schon mit anderen anfangen?

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Herne-Sodingen

Hier noch einige Fotos, aufgenommen vor Ort von Linde Arndt: