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Chinesische Wandzeitung in Ennepetal gesichtet

[jpg] Es gibt einen freien Spruch der lautet: "Von den Chinesen zu lernen, heißt siegen zu lernen".

Alle wissen wir, Ennepetal ist 60 Jahre alt geworden. Nachdem die Ennepetaler Promis im Haus Ennepetal sich die Bäuche auf unsere Kosten voll geschlagen haben, dürfen auch wir nach feiern. Weil aber die Krise auch in Ennepetal angekommen ist, müssen wir natürlich unsere 60 Jahre selber bezahlen. Eine Bockwurst ist nicht mehr drinne. Diese Bockwurst würde sicher eine Haushaltssicherung nach sich ziehen. Deshalb hat die CDU auch gleich kundgetan, größere Anschaffungen sind erst einmal gestrichen, sprich die Bockwurst für uns.
Nun sind wir hier unten ziemlich hart im Nehmen. Während die Ennepetaler Promis auf ihrer Feier sich ein schönes Buffett gönnten, geht es bei uns auch mit selbst gemachten Reibekuchen von Frühkartoffeln. Ein leckerer Salat dazu und fertig ist unser gediegenes Festmahl. Die Nachbarn bringen noch ganz andere Sachen dazu, so dass wir ein nachbarschaftliches Buffett haben, welches nichts zu wünschen übrige lässt.
Da traf es sich gut, dass wir am Wochenende dem 14.06.09 "inne Milspe" unterwegs waren. Was sahen wir da?

Die erste chinesische Wandzeitung als Plakat oder als Banner am Ortsausgang an einem maroden Haus, welches ein charmantes Hintergrundflair vermittelte. Fehlende einzelne Schiefertafeln legten die darunter liegenden Holzlatten frei, die der Verrottung ausgesetzt sind.
Dieses Schieferhaus ist nur als Gesamtkunstwerk zu verstehen. Die fehlenden Schieferplatten stehen für die fehlende Liebe zu der eigenen Stadt und die frei liegenden Holzlatten, die dem Verfall preisgegeben sind, stehen für die Zeit in der dieser Stadt keine Liebe mehr zugeteilt wurde. Das Haus selber steht in seiner verfallenen Struktur für den Status der Gesamtstadt. Wobei der Betrachter sich fragt, stürzt es gleich ein, können dort überhaupt noch Menschen wohnen? Immer mal wieder werden Banner vor dem Haus befestigt, so als wenn man dieses Haus, sprich die Stadt, zusammen halten wolle. Die gegenüberliegende Spielhalle die sich in gerader Linie wie ein Wächterhäuschen dem maroden Haus andient, ist dazu da den Exponaten  "marodes Haus, marode Stadt" ein charmantes Flair zu vermitteln. Der auswärtige Besucher wird an der Ampelanlage, die bewusst an dieser Ecke installiert wurde, zu einer ausgiebigen Betrachtung animiert.

Dieses chinesische Wandplakat wurde über das gesamte innerstädtische Terrain verteilt, führt den Besucher von diesem Haus weg aber auch zu ihm hin. Ein Kreislauf, Haus, Stadt.  Liebevoll werden diese Plakate auch auf den Strassen und Plätzen verteilt, teilweise mit dem Pflaster verbunden und kunstvoll gefaltet.

Schaut man sich dieses Plakat an, so fällt direkt auf, die Chinesen haben ihre Schriftzeichen vergessen. Für ein 60 jähriges Stadtjubiläum wird geworben, wobei ein Stadtgottesdienst, plattdeutsche Beach-Meisterschaft in der Ennepetaler Revue stattfindet. Sicher wird der Stadtgottesdienst sehr bunt mit den plattdeutschen Beachern, die allerdings ab 19:00 Uhr zu Boys mutieren und am Band gehen. Am nächsten Tag schließen alle Freundschaft ohne Grenzen in einem Klang Garten, der auch eine Cocktail Bar hat.
In der Vorstadt von Beijing sieht man öfter solche Wandzeitungen, die aber durch die Bewohner nicht verteilt wurden.
Die Analogie haben wir einmal unten rechts eingefügt.

Wir fragen uns, wie lieblos muss man sein um ein solches Plakat zu erstellen. Es gehört schon eine gehörige Portion Phantasielosigkeit dazu um dies zu fabrizieren. Der Drucker muss bei der Ansicht einen Schock bekommen haben.
60 Jahre werden wir alt, muss denn durch das Plakat noch dokumentiert werden, 60 Jahre Phantasielosigkeit der Stadtverwaltung in der Gestaltung der  Stadt?
 

Es sind immer dieselben Fehler die gemacht werden.
Die Stadtverwaltung pflegt nicht die Netzwerke die auch einmal was Außergewöhnliches leisten können und greift auf die gleichen Hobbygestalter zurück. Und überhaupt wo ist das Logo der Sympathieträger der Fuchs oder eine Spielerei mit den Wappen der Stadteile?

Für 60 Jahre hätte ich mir inhaltlich aber auch gestalterisch mehr gedacht als nur solch ein billiges Plakat, welches eher für eine Butter, Eier, Käse Werbung taugt als für ein Jubiläumsplakat. Wie heißt es so schön: "Wir können nur billig."

Eindrucksvoll beweißt die Wirtschaftsförderung mal wieder ihre Inkompetenz. Macht doch lieber gar nichts, so schadet ihr nur unserer Stadt und setzt uns dem Gelächter der Nachbarn aus. Attraktiv wollen wir sein? Wie denn wenn uns die Stadtverwaltung andauernd ins Knie schießt mit solcherlei Arbeiten. Die Chinesen in Beijinger Vorort sind arme Socken, aber auf Grund ihrer Armut haben sie mit der dargestellten Wandzeitung 1000 mal mehr geleistet, als das reiche Ennepetal. Und wieder hat unser guter Beigeordnete und Bürgermeisterkandidat Wiggenhagen ein Zeugnis seiner Fähigkeiten abgelegt. Oder hatte auch euer Hochwohlgeboren Merkwürden Michael Eckhardt seinen Segen dazu gegeben? Man kommt hier aus dem kopfschütteln nicht mehr raus.

Jürgen Gerhardt