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Tja, so ist das nun mal in Ennepetal

[jpg] Am Wochenende war es wieder soweit. Die 26. Stadtfete fand in Ennepetal in der neu geschaffenen, nunmehr ein Jahr alten Fuzo "inne Milspe" statt. Ich nahm die Mühe auf mich und besuchte diese Stadtfete am Freitagnachmittag  und am Samstagvormittag, allerdings machte ich das nebenbei, weil ich noch andere Dinge zu erledigen hatte. Nun habe ich in Ennepetal gelernt, dass man keine allgemeingültigen Maßstäbe in dieser Stadt anlegen darf, sondern immer die Besonderheiten dieser Stadt berücksichtigen muss. Eben halt wie auf einer Insel der "Glückseligen".

                    
Als wir (meine Frau und ich) in der Anfangszeit der Stadtfete zweimal mit geplant, organisiert und  im Haus Ennepetal ausgestellt hatten, konnten wir uns an den drei Tagen vor Kunden nicht retten. Überwiegend kamen die Kunden aus den Nachbarstädten zu dieser "Fete". Alles wurde von den Einzelhändlern organisiert und auch bezahlt, wobei die Stadtverwaltung den Einzelhändlern einen nicht geringen Betrag in Form von Gebühren "abknöpfte".

Wir hatten damals eine sehr große Kundenkartei, überwiegend auswärtiger Kunden, die wir alle anschrieben.
Der Rücklauf der Direktwerbung in Form eines Besuches lag bei 40%, womit wir zufrieden waren. Viele, viele Einzelhändler waren damals mit Herzblut dabei und mühten sich ab ihr Unternehmen bestens zu präsentieren. Nach zwei Jahren machten wir nicht mehr mit. Warum? Nun, auch wir  sind Akteure in einer Marktwirtschaft und da sollte es nicht ausbleiben, wenn man das was man macht auch kalkuliert. Und die Nachkalkulation dieser beiden Auftritte erbrachte einen stündlichen Verlust von rund –, 50 Pfennige, sprich, wir mussten immer dazu legen. Allerdings, dass muss man auch sagen, wir hatten in der Regel auch neue Kundenkontakte, die man als solches nicht kalkulieren konnte. Der eine oder andere kam danach zwar in unser Geschäft und kaufte etwas, es war aber nicht der "Bringer". Wir kamen letztendlich zu der Überzeugung, dass unser Sortiment oder auch Branche dem Umfeld der Stadtfete nicht entsprach.
Zwei Jahre versuchten wir sodann ein Stadtteilfest in Form eines Kunsthandwerkermarktes in Voerde unter dem Slogan "Herzliches Voerde" zu initiieren, aber auch hier zwangen die Kosten uns, diese Idee aufzugeben. Zuschüsse von der Stadt gab es damals nicht. Es gab damals noch rund 180 Einzelhändler, sprich Fachhändler. Hier in Voerde, man höre, sogar 2 Schuhfachhändler.

Heute gibt es nur noch rund 90 Einzelhändler, wobei man die Filialisten auch zu den Einzelhändlern zählt.
In Milspe war das nicht anders. Heute haben die Stadtteile noch nicht einmal die Kraft den täglichen Bedarf zu decken bzw. ein ausgeglichenes Angebot aufzubauen.

Das Marktumfeld hat sich innerhalb der Jahre grundlegend verändert, wobei Milspe die größte Veränderung aufzuweisen hat. Waren früher die Fachhändler die dominierende Gruppe, so sind es heute die Filialisten in Form der Discounter. Kik, Takko, Schlecker, Aldi oder Zeemann und andere haben die City erobert, da bleibt kein Platz für den Fachhandel.

Wen wundert es wenn auch die Stadtfete sich dementsprechend anpasst.

Ich finde es scheinheilig und verlogen wenn man über die Stadtfete herzieht. Es sind genau die selben die früher geschrieen haben, alles zu teuer und heute schreien alles zu billig.
Es stimmt die Stadtfete, so wie sie sich nunmehr darstellt, könnte sie ohne Problem in einem sozialen Brennpunkt, wie Duisburg-Marxloh, installiert werden. Und ja, es ist alles billig, außer dem "Zuckerbäcker", wie einige Kommentatoren im Westen schreiben, Caspar Kartenberg. Die Bühnen waren Hobbymäßig beschallt und die Künstler waren auch nur Hobby DJ´s. Auch ist es richtig, dass die 60 Jahr Feier oder die Eröffnung der Fuzo "inne Milspe" viel besser waren.
Aber, die beiden Veranstaltungen 60 Jahr Feier und die Eröffnung der Fuzo "inne Milspe" wurden vom Steuerzahler und einigen anderen Sponsoren bezahlt, die Aussteller,Einzelhändler, brauchten also nicht in die Tasche zu greifen.
Politisch gesehen will man die alten Organisationen wie die Werbegemeinschaften oder das Stadtmarketing nicht mehr. Deshalb lässt man sie "verhungern". Denn wenn man es wollte, so müsste man auch über das Scheitern der Organisationen reden. Und bei diesem Scheitern müsste man auch über die Rolle der Stadtverwaltung reden. Diese Rolle ist nicht gerade die rühmlichste. Hier in Ennepetal ging es immer nur darum wer was machte, nicht wie und was man machte. Wenn man Personen, die mal das sagen hatten ignorierte, war alles von Anfang an zum scheitern verurteilt. Ausnahme zu Zeiten von BM August Born.

Tja, so hat der Ennepetaler endlich die Veranstaltung die er wollte in einem Marktumfeld das passt. Eingezwängt zwischen den Discountern Aldi und Heilebecker Zentrum, eine Stadtfete die mit jedem Discounter konkurrieren kann. Es ist dabei abzusehen, wann dem Veranstalter das Geld oder die Kraft ausgeht und die Stadtfete in den Orkus der Ennepetaler Geschichte verschwindet.
Und dann? Was bleibt ist das Citymanagement, dass mit unseren Steuergelder versucht halbwegs ansprechende Veranstaltungen auf die Beine zu stellen. Aber hier gibt es ja auch schon eine Exit Strategie, nämlich, wenn die EUR 150.000,– verbraucht sind, ist Ende. Ehrlicher wäre es heute schon, einen Trödelmarkt "inne Milspe" zu etablieren. Aber auch dazu fehlt der Mut.

Wie weiter?

Es kann so nicht weiter gehen! Als ich vorige Woche in Düsseldorf war, stellte man die neue Marketingaktion des Einzelhandels für Düsseldorf vor. Ziel ist es Kaufkraft aus den umliegenden Städten, wie Köln, Neuss, Wuppertal aber auch des näheren und weiteren kleinstädtischen Umfeldes für sich zu gewinnen. Das Weihnachtsgeschäft soll angekurbelt werden. Ein ambitioniertes Ziel der Düsseldorfer. Nur ich wünschte mir, dass Ennepetal ein wenig mehr ambitionierter wäre, als es sich jetzt darstellt.  Man denke mal, Ennepetal hätte das Ziel aus den umliegenden Städten Kaufkraft für sich zu gewinnen – undenkbar. So steht immer noch die verlängerte Teppichstange am Ortseingang und muss die mehr schlecht als recht gestalteten Banner tragen. Denn wir wollen ja unter uns bleiben und wir wollen nicht mehr sondern weniger und das auch noch billig.

Solange wie  die Profilierungsneurotiker in Ennepetal das Sagen haben, so lange wird es auch nichts geben mit dem Gemeinwesen Ennepetal aber auch nichts mit dem Einzelhandel.

Jürgen Gerhardt