Der Sinn des Lebens, eine uralte Frage [Mahlers 8. Sinfonie]
[jpg] Es gibt einige Werke die sich ein Liebhaber von klassischer Musik nicht entgehen lässt. Eines dieser Werke ist Mahlers 8. Sinfonie in Es-Dur. Warum? Weil Mahler ein Orchester verlangte, welches in der Größe noch nie da gewesen war. Einen Chor der ebenfalls in seiner Zusammensetzung und Größe noch nie da gewesen war. Letztendlich kam vor genau 100 Jahren ein Klangkörper von 1.000 Mitwirkenden zusammen. Jeder Liebhaber klassischer Musik weiß wie schwierig das Zusammenspiel ist. Allein die Vorbereitungszeit ist ein Mammutprojekt für jeden Dirigenten. Ein einzelnes Operhaus kann solch eine Aufgabe niemals stemmen. Ja die Metropolen Paris und London oder auch New York die schaffen dies noch. So war es auch bei der Uraufführung in München, es wurden sämtliche Häuser kontaktiert um diese Menge an Mitwirkenden zusammen zu bekommen.
Künstlerischer Direktor von RUHR.2010 Steven Sloane, Geschäftsführer von RUHR.2010 Fritz Pleitgen und Oliver Scheytt, Bundespräsident Christian Wulff, Ministerpräsidentin Hannelore Kraft und der Intendant der Duisburger Philharmonie Dr. Alfred Wendel / Foto: © RUHR.2010/Manfred Vollmer |
Und jetzt genau 100 Jahre später in Duisburg in der Kraftzentrale fand das Projekt !Sing der Ruhr 2010 mit Mahlers 8. seinen absoluten Höhepunkt. Das Konzert war schon seit Monaten ausverkauft. Bundespräsident Wulff und die Ministerpräsidentin des Landes NRW Hannelore Kraft waren anwesend. 1.300 Musiker und Sänger welche die Metropole Ruhr für Mahlers größtes Werk aufbrachte und 2.500 Liebhaber der klassischen Musik kamen. Selbst die Generalprobe am Freitag hatte ein volles Haus.
Mitwirkende:
Solisten der Opernhäuser der Metropole Ruhr:
Manuela Uhl – Magna Peccatrix (Sopran I)
Nancy Gustafson – Una Poenitentium (Sopran II)
Anna Virovlansky – Mater Gloriosa (Sopran III)
Lioba Braun – Mulier Samaritana (Alt I)
Kismara Pessatti – Maria Aegyptiaca (Alt II)
Thomas Studebaker – Doctor Marianus (Tenor)
Dimitri Vargin – Pater Ecstaticus (Bariton)
Jan-Hendrik Rootering – Pater Profundis (Bass)
Opernchor und Extrachor des Aalto-Theaters Essen
Opernchor und Extrachor des Theaters Bielefeld
Opernchor und Extrachor der Oper Dortmund
Opernchor Köln
Extrachor des Musiktheaters im Revier/Gelsenkirchen
Philharmonischer Chor Bochum
Philharmonischer Chor Duisburg
Philharmonischer Chor Essen
Philharmonischer Chor Siegen
Städtischer Musikverein Hamm
Städtischer Musikverein zu Düsseldorf
Musikverein der Stadt Bielefeld
Oratorienchor der Stadt Bielefeld
Universitätschor Bielefeld
Kantorei der Auferstehungskirche Essen
Chor der Universität Witten/Herdecke
Projektchor „!SING Sinfonie der Tausend"
Aalto Kinder- und Jugendchor
Knabenchor der Chorakademie Dortmund
Kinderchor der Deutschen Oper am Rhein
und der Duisburger Philharmoniker
Essen-Steeler Kinderchor und Jugendchor
Kinderchor der Auferstehungskirche Essen
Klosterspatzen Liebfrauen Oberhausen-Sterkrade
Kinderchor der Musikschule Iecava (Riga/Lettland)
Kinderchor der Windrather Talschule Velbert-Langenberg
Choreinstudierung: Alexander Eberle
Bochumer Symphoniker
Dortmunder Philharmoniker
Duisburger Philharmoniker
Essener Philharmoniker
Neue Philharmonie Westfalen
Philharmonisches Orchester Hagen
Musikalische Gesamtleitung: Lorin Maazel
Um 15:30 Uhr begann das kostenlose Vorprogramm in der Gebläsehalle:
Diskussion: !SING: Warum singt der Mensch? – Zur Kultur und Kunst des Singens. Mit: Steven Sloane (Künstlerischer Direktor RUHR.2010), Patrick Hahn (Musikkritiker), Norbert Abels (Publizist, Literaturdozent und Dramaturg), Moderation: Dr. Holger Noltze (Musikjournalist).
Singen als ein menschliches Grundbedürfniss und Ausdruckssform der lustbetonten Kommunikation. Jeder kann und will singen, es ist geradezu ein inneres Anliegen sich mit dem Gesang dem anderen mitzuteilen.
Um 17:00 Uhr gab es eine Konzerteinführung zu Gustav Mahlers Sinfonie Nr. 8 von Prof. Dr. Jens Malte Fischer.
Fischer stellte eindrucksvoll die 8. Sinfonie als Höheponkt im Schaffen von Mahler dar. Wobei in der heutigen Sichtweise andere Werke Mahlers ( Die 2.Sinfonie) einen größeren Stellenwert haben, da sie dem Denken Mahlers viel näher kommen.
Das Interesse an beiden Veranstaltungen war riesengroß und wurde deshalb auf zwei Bildschirmen nach draußen übertragen.
Bei strömendem Regen hat eine Aktionsgruppe große Zettel mit den Namen der Opfer der Loveparade auf den Weg zur Kraftzentrale gelegt und mit Steinen beschwert. Als Erinnerung und Mahnung an die Opfer. Es sollte ein Flashmop (ein im Internet geplanter Menschenauflauf) werden der aber nicht stattfand. Vielleicht war es das schlechte Wetter oder die Erwartungshaltung auf das kommende Ereignis, die viele Menschen hastig und nicht auf diese Aktion aufmerksam werdend zur Veranstaltung eilen ließ.
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In Gedenken an die 21 Toten der Loveparade wurde innen in der Halle vor Beginn der Veranstaltung eine Schweigeminute eingelegt.
Es ist wie ein Schlag vor die Stirn, so ergibt sich dies aus Mahlers 8. Ja, nur so kann es sein und nicht anders.
Nach einer Sekunde des Luftholens gab es frenetischen Applaus der in einem stehenden Applaus endete.
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Es wird für viele der 2.500 Zuhörer ein unvergessenes Erlebnis bleiben dieses für mich so erhabene Werk in der Form gehört zu haben. Sicherlich mag die eine oder andere Kritik zu dieser Aufführung angemessen sein. Auch kann man das Werk Mahlers inhaltlich und im Aufbau selber kritisch betrachten. Es verbietet sich aber, ob der Leistung die der Komponist als auch der Klangkörper in Duisburg erbracht hatte.
Als die Idee aufkam die 8. von Mahler zur Aufführung zu bringen, sagten alle Häuser des Ruhrgebietes ohne Wenn und Aber „Ja“.
Eindrucksvoll wurde damit die interkulturelle Leistungsfähigkeit der Metropole Ruhr gezeigt. Während die Politik als ewige Zauderin im Ruhrgebiet ihr (Un-) Wesen treibt, verbünden die Kulturträger sich wie selbstverständlich zu einem großen Ganzen.
Aber nicht um der Selbstaufgabe Willen, vielmehr behielten die einzelnen Häuser ihre Eigenständigkeit.
Auf den Parkplätzen konnte man sehen woher die Besucher kamen, ich sah Busse aus Frankfurt, Hamburg, Heilbronn oder auch Hannover. Pkws aus den unterschiedlichsten Städten des Bundesgebietes. Es war also nicht nur eine regionale Aufführung, vielmehr wurde hier einer Metropole Ruhr in seiner Leistung national die Referenz erbracht.
Nebenbei bemerkt:
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Wenn dem so ist, dann sollte man in Ennepetal schleunigst etwas ändern – denn es lohnt sich.
Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Duisburg
Hier noch einige Impressionen aus von der Sinfonie der 1000 aus Duisburg (Fotos:© JPG):