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Plötzlich ist nichts mehr wie es einmal war

 

Gestern, am 1.9.2009, machte ich mich auf Grund einer Presse-Einladung auf den Weg zur Selbsthilfegruppe "Rosa Zeiten", die in Gevelsberg im Gebäude der "KISS" eine Informationsverantaltung über die Möglichkeiten psychoonkologischer Unterstützung für an Krebs erkrankten Frauen anberaumt hatte.

Referentin war Frau Monika Leifels [pädagogisch therapeutische Beraterin  Biografieberatung – Praxis HARKORT-STRASSE 1, Hagen], die mit den anwesenden Gruppenmitglieder in einen Dialog trat.

Innerhalb der Veranstaltung hatte ich ein klein wenig Einblick in die Schicksale dieser Frauen, ihre Gefühlswelt, ihre Ängste und emotionalen Nöte. Dieses Thema berührte mich auf einmal sehr stark und ließ mich nachdenklich werden. Ist für uns doch der Alltag doch meistens geprägt von Terminen, Zielen, Gedanken, als müsste alles immer so weiter gehen wie bisher. Insbesondere, wenn wir davon ausgehen, ist ja alles okay bei uns – und das nicht nur in gesundheitlicher Hinsicht gedacht.

Auch für diese Frauen war jahrelang alles in Ordnung, alles wie immer –

plötzlich ist nichts mehr wie es einmal war.

Es ist nicht nur, dass der Körper nicht mehr unversehrt ist, das ist wohl etwas, was man schneller akzeptieren kann. Es ist das Gefühl, sich einfach nicht mehr so zu fühlen wie bisher. Der von den Chemos geschwächte Körper reagiert anfälliger. Man spürt, es hat sich viel verändert. Die Sorglosigkeit, mit der man bisher zu Werke gegangen ist hat keinen Raum mehr. Und wenn man denkt "Du hast es hinter Dir, alles wird gut" klingt doch der stille Zweifel mit, ob es wirklich so ist. Ein Zweifel, den einen keiner nehmen kann, eine Ungewissheit die bleibt,wenn man nicht selbst die Kraft hat seinen "Zustand" als "gegeben" zu akzeptieren und sich wieder "gesund zu fühlen", indem man sagt "Ich hatte es".

Einfach ist das bestimmt nicht, wird doch in vielen Fällen auch durch so einen Eingriff oft das partnerschaftliche Verhältnis belastet.

Ich habe mir die Frage gestellt, wie ich in solch einer Situation wohl fühlen und reagieren würde und hatte nicht wirklich ein gutes Gefühl dabei.

Was dabei bei mir rüber gekommen ist, ist zu begreifen, wie wichtig es für diese Personen ist, über ihre Nöte zu sprechen. Sich mit Gleichgesinnten auszutauschen, oder auch wie an diesem Tage von beratender Stelle Informationen zu bekommen, die eine Hilfe für sie bedeuten kann.

Mit der Operation und den Chemos ist keinesfalls nur der Körper verletzt. Viel schlimmer ist die Verletzung, die die Seele dabei nimmt. Die vielen Menschen den Mut nimmt ihre Probleme aussen zu zeigen, aus Angst auf Unverständnis zu stossen.

             

 
  Die Selbsthilfegruppe "Rosa Zeiten" / 3. v. re. Ann-Cathrin Pfeiler von der WR/WP  

 

Wie sagte eine der Anwesenden so schockierend: Und wenn dann jemand zu mir sagt "Oh passen Sie auf, das es nicht wieder kommt. Meistens ist es doch so", dann antworte ich "Heute hat es mich getroffen, wissen Sie, ob es morgen nicht Sie trifft".
Wie wahr, wie wahr – es trifft nicht immer nur die Anderen.

  Frau Leifels machte in sehr anschaulicher Form verständlich, wie sehr es darauf ankommt, nicht nur nach der OP für den Körper zu sorgen, sei es in Form von Kontrolluntersuchungen, Medikamenten oder anderen Verordnungen, sondern wie besonders wichtig es ist, dass zur Gesundheit eben auch der seelische und soziale Part gehört.
                                                   rechts: Frau Leifels    

 [Es konnte gezeigt werden, dass ein hoher Prozentsatz von PatientInnen, insbesondere unter strahlentherapeutischer Behandlung, unter signifikanter psychosozialer Belastung leidet und psychosozialer Unterstützung bedarf.] 

 Die Gespräche haben noch lange in mir nachgewirkt und werden es sicher auch weiter hin tun.

Es war auch für mich als Außenstehende gut zu wissen, dass es diese Selbsthilfegruppe für den südlichen Ennepe-Ruhr-Kreis gibt und ich kann nur allen Betroffenen raten, sich dieser Gruppe anzuvertrauen, denn "Gemeinsamkeit stärkt".

Ich wünsche allen Teilnehmern des gestrigen Nachmittags viel Kraft, wiederkehrende Lebensfreude und das sie wirklich einmal sagen können "Ich hatte es".

 Für weitere Einzelheiten über Treffpunkt und Veranstaltung hier der gestrige Pressebericht, der uns übergeben wurde.

Beachten Sie bitte auch im letzten Absatz die Informationen über das nächste Gruppen-Treffen und Info-Veranstaltung am 6.10.09



Presseinformationen zur Veranstaltung der Selbsthilfegruppe "Rosa Zeiten" am 01. September ab 17.00 Uhr im Gesundheitshaus Gevelsberg, Hagener Straße 26A, 58285 Gevelsberg

Selbsthilfe "Rosa Zeiten" informiert sich über Möglichkeiten psychoonkologischer Unterstützung

Die Selbsthilfe "Rosa Zeiten" hat sich im Jahr 2005 gegründet und lädt krebserkrankte Frauen einmal monatlich um 17.30 Uhr zu einem Erfahrungsaustausch in die Räumlichkeiten der KISS (Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfe des Ennepe-Ruhr Kreises) in Gevelsberg ein.
Die Gruppe wird von Frau Beate Galli und einem Ansprechpartnerinnenteam geleitet.

Schwerpunktmäßig widmen sich die teilnehmenden Frauen der veränderten Lebenssituation, die sich aus Erkrankungen an gynäkologischen Tumoren ergeben können. Sie unterstützen sich gegenseitig und geben emotionalen Halt und Hilfe.  Darüber hinaus pflegen die Damen aber auch Kontakte zu Selbsthilfegruppen in der Region und setzen sich mit aktuellen Themen wie z. B. Versorgungsstrukturen im Medizinwesen, oder aber auch – wie zur Zeit- mit psychoonkologischen Angeboten zur  Krankheitsbewältigung auseinander.

Kontaktaufnahme zu der Gruppe und nähere Informationen vermittelt die KISS in Gevelsberg unter der Rufnummer: 02332/ 664032. In Kooperation mit der KISS und der Krebsberatungsstelle des Diakonischen Werkes Ennepe – Ruhr/ Hagen plant die Gruppe  bei Bedarf gemeinsame Veranstaltungen.

Am 01. September 2009 hat Frau Leifels, pädagogisch therapeutische Beraterin ( Counselor grad. (BVPPT) aus Hagen die Gruppenstunde der Selbsthilfe "Rosa Zeiten" begleitet und ist mit den Gruppenmitgliedern in einen Dialog getreten über die Wahrnehmung von Gesundheit und Krankheit. Frau Leifels  stellte die Ansätze ihrer Biografieberatung vor und vermittelte den Teilnehmenden Wissenswertes über den salutogenetischen Prozess (Salutogenese bedeutet so viel wie "Entstehung von Gesundheit")

Die Gruppe folgte mit dieser Veranstaltung ihrem Interesse, sich über eine Methode  psychoonkologischer Unterstützung bei krankheitbedingten Konfliktsituationen zu informieren.

In der nächsten Gruppenstunde, also am 06.10.2009 wird Frau Britta Heydn, Diplom Sozial- und Heilpädagogin und Yogalehrerin aus Dortmund mit der Gruppe der Frage nachspüren: "Was braucht es, um eine Zufriedenheit zu erreichen, die nicht von Äußerlichkeiten abhängig ist. Yoga als Erfahrungsweg."

Die Teilnahme an der Selbsthilfegruppe ist kostenlos. Interessierte sind herzlich eingeladen.

 

 


Anmerkung der Red.: Der Name  Rosa-Zeiten für diese Selbsthilfe-Gruppe bedeutet in etwa so viel, dass die Betroffenen aus der grauen, düsteren Situation wieder in eine positivere Phase eintauchen können.

Linde Arndt
EN-Mosaik