Nun sind wir komplett, der Reigen kann beginnen
[jpg] Gestern Abend war es soweit, Istanbul feierte als letzte Stadt, nach Pécs und Essen (Ruhr2010), die Eröffnung zur Kulturhauptstadt 2010. Damit werden alle drei Städte nun für ein Jahr ihre umfangreichen Projekte vorstellen.
Es sind hunderte Projekte und tausende Einzelaktionen die den Besucher in seinen Bann ziehen werden.
Istanbul und Ruhr 2010 haben alleine 25 Projekte und Kooperationen angestoßen, es wird spannend, interessant und auch kurzweilig.
Lassen wir uns gemeinsam die drei Städte betrachten, die eines zumindest in der Vergangenheit gemeinsam hatten, alle drei hatten am Anfang unserer Zeitrechnung die Römer zu Besuch. Aber nicht nur das verbindet uns, es gilt viele kulturelle Gemeinsamkeiten in diesem Jahr zu entdecken. Und diese kulturellen Gemeinsamkeiten sind es, die unser Europa so reich aber auch so bunt und facettenreich in seinen Regionen macht.
Fangen wir mit Istanbul an:
An sechs Orten wurde die Eröffnung gefeiert, wobei die eigentliche Eröffnung im Haliç Congress Center, zelebriert wurde. Dies vorab.
Istanbul ist die älteste Stadt unter den Kulturhauptstädten, die von den Griechen gegründet, aber später auch von den Römern heimgesucht wurde und heute nach Schätzungen 15 Mio Einwohner hat. Kulturell ist Istanbul ein Schwergewicht.
Istanbul ist aber immer wieder gezwungen sich neu zu erfinden, denn auch hier, und da sind wieder die Gemeinsamkeiten, strömen, ja strömen, Menschen unterschiedlicher Herkunft, die in Sprache und kulturellem Hintergrund nicht verschiedener sein können in diese Stadt. Wenn man bedenkt, dass Istanbul 1900 noch nicht einmal 1 Mio Bewohner hatte und diese heute im Jahre 2010 auf geschätzte 15 Mio angewachsen sind, so kann man schon erkennen welche Aufgaben diese Stadt zu bewältigen hatte und hat. Da ist er wieder der Meltingpot, der Schmelztiegel den EU Präsident Barroso meinte.
Für das Kulturhauptstadtjahr hat das türkische Organisationskomitee rund Eur 123 Mio zur Verfügung. Schwerpunkte wird die reichhaltige Kultur innerhalb der Stadt sein. Umfangreiche Vorarbeiten lassen die kulturellen Bauten in ihrer ganz Pracht sichtbar machen.
Asli Sevindim, Künstlerische Direktorin für die Stadt der Kulturen bei RUHR.2010, bekannt auch als Redakteurin des WDR, freut sich schon auf diesen interkulturellen Dialog.
Eine Kostprobe? Es wird das Märchenfestival, die Kasperiade, Wiegenlieder, Poetry Slam, Mehr Licht, Mord am Hellweg, Melez – Kulinarik und Mode; oder auch bei den Künsten Promethiade, Istanpoli/Rimini Protokoll: Landsmannsein, Pollesch, Agora, Fazil Say, und,und,und geben.
Aber wo Licht ist, ist auch Schatten. Die jungen revolutionären Künstler aus allen Bereichen wurden nicht so bedacht, wie es ihrem Ruf entsprochen hätte. Die jungen türkischen Künstler haben inzwischen einen sehr guten internationalen Ruf. Istanbul ist da auf Nummer sicher gegangen und hat sich konservativ entschieden. Wie dem auch sei, es verspricht spannend zu werden. Wir freuen uns von der Redaktion das eine oder andere Projekt zu begleiten. Die ersten Akkreditierungsbestätigungen sind bereits in unserer Redaktion eingegangen.
Die südungarische Stadt Pécs (Fünfkirchen)
Auch hier haben die Römer vorbeigeschaut und es wundert nicht wenn sich auch in dieser Stadt, die mit ihren 170.000 Einwohnern, die kleinste unter den drei Kulturhauptstädten ist, die verschiedensten kulturellen Gruppen tummeln. Friedlich versteht sich.
Und unsere Kulturhauptstadt Essen, Ruhr 2010
Der Mythos Ruhr erfindet sich neu durch den Wandel der Kulturen.
Auch hier waren die Römer schon gewesen, in Haltern stand sogar ein ganzes Lager. Und wussten Sie, dass in unserem Ruhrgebiet rund 170 verschiedene Nationalitäten ihr zu Hause haben? Das macht das Ruhrgebiet aus und hält es auch aus, ohne Konflikte.
Viele Projekte werden wir mit den beiden anderen Städten sehen dürfen, viele Gemeinsamkeiten werden wir erkennen. Nicht Fremdheit sondern Vertrautheit wird uns begegnen.
Viele der 53 Gemeinden haben ihre Städtepartner angesprochen und werden die schon vorhandenen Kulturen bereichern. Denn die Städtepartnerschaften im Ruhrgebiet sind sehr reichhaltig. Da kann es passieren, dass eine polnische, spanische, portugiesische, französische oder auch belgische Stadt kurzerhand mit ihrem Theater oder ihren Künstlern anreist und man eben gemeinsam feiert. So ist Europa, man wohnt eben Tür an Tür, wobei die Türen alle offen sind, ist doch nur um die Ecke. Übrigens wussten Sie, dass von den 53 Städten, 30 Städte in der Haushaltssicherung sind? Nur bei der Geldbeschaffung waren diese Städte sehr, sehr kreativ, so dass die Finanzierungen frühzeitig unter Dach und Fach waren. Das Zauberwort hieß hierbei "public private partnership", kurz PPP genannt.
Und mal ehrlich, gemeinsam zu feiern hat doch noch immer Spaß gemacht. Und bei Musik, einem guten Essen und sich zu freuen oder auch zu lachen, kommt man sich eben näher.
Vielleicht sieht man sich ja bei dem einen oder anderen Projekt, den local Heroes oder auf der A40 während des Still-Lebens.
Wir werden uns sicher wieder sehen, vielleicht hier, wenn uns das Herz mal wieder übergeht.
So rufen wir unseren beiden anderen Kulturhauptstädten zu:
Sizi ne gelir bekliyoruz.
Bízunk benne, hogy mi jön.
Bis dahin aber, lassen Sie es sich gut gehen
Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik