Schwelm, ein „Ort des Fortschritts“ und zwar zweimal
[jpg] Die Schwelmer Politik spiegelt nicht die Meinung seiner Bürger wieder. Da werden einzelne Projekte ohne Sinn und Verstand nieder gemacht und diskreditiert. Da tauchen auf einmal angebliche Schwelmer auf, die sich noch nie politisch positioniert haben, jetzt aber ihren Stammtisch verlassen haben und den „Wutbürger“ spielen wollen. Alteingesessene Unternehmer werden madig gemacht, so dass sie sich zurück ziehen.
Kurz, man könnte meinen, Schwelm ist eine „sterbende Stadt“, die sich auf dem Weg der Bedeutungslosigkeit befindet. Die Titel Amtsgerichtsbezirk oder Kreisstadt, um nur mal zwei zu nennen, scheinen den „Schwelmern“ egal zu sein. Ist das wirklich so? Nein. Da gibt es zwei vorbildliche Beispiele die sich nicht von dem Gerangel zwischen Politik und Verwaltung beeinflussen ließen und einfach nur taten was getan werden musste.
Aus diesem Grunde schickte die Landesregierung den Minister für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen (MBWSV ) Michael Groschek um zwei Schwelmer Institutionen als „Ort des Fortschritts“ auszuzeichnen. Der Minister sah in seiner Rede im Schwelmer Ibach Haus, in beiden Projekten eine hervorragende soziale Kompetenz, die mit ihrer Signalwirkung andere gesellschaftliche Gruppen ermutigen wird. Gute Beispiele sollen Schule machen und diese Projekte sind gute Beispiele.
Bürgermeister Jochen Stobbe war denn auch hoch erfreut, aber auch überrascht gleich zweimal diese Auszeichnung registrieren zu können. Zeigt doch diese Anerkennung ein lebendiges Schwelm, welches die Stadt und seine Bürger beflügelt, es den Personen und Gruppen nachzuahmen.
Das „Schwelmer Modell“ von Mechthild Hellermann ist so ein Beispiel. Frau Hellermann hatte und hat eine Tochter mit Neurodermitis (atopisches Ekzem), eine Krankheit die nicht heilbar aber behandelbar ist, so die Schulmediziner. Frau Hellermann hatte sich nicht damit zufrieden gegeben und nach Möglichkeiten gesucht ihrer Tochter zu helfen. Es ging weiter mit der Gründung einer Selbsthilfegruppe mit einem regen Erfahrungsaustausch. Konsequenz dieser Selbsthilfegruppe war die Erkenntnis, dass Neurodermitis nicht nur eine enge Betrachtung der Krankheit als Hautkrankheit nach sich ziehen sollte, vielmehr war eine viel weitere Betrachtung notwendig um Erfolge im Hinblick einer Heilaussicht zu erreichen. Interdisziplinär wurden die Fachbereiche Ernährung, Psychologie, Pädagogik, Allergologie und Schulmediziner unterschiedlichster Fachrichtungen zu einem Therapieverband zusammen gerufen. Daraus entwickelte sich ein Therapiemodell, welches als „Schwelmer Modell“ nachhaltige Erfolge aufweisen kann. Die Tochter von Frau Hellermann, die heute über 30 Jahre alt ist, kann heute als geheilt betrachtet werden. Heute ist Frau Hellermann 67 Jahre alt und fragt sich wer eines Tages dem „Schwelmer Modell“ vorstehen möchte.
Minister Groschek überreichte Plakette und Urkunde als Zeichen der Wertschätzung des Landes NRW.
Es geht aber noch weiter. So wurde der „Ehrenamtliche Sozialdienst“ der Stadtverwaltung Schwelm um Andreas Koch ausgezeichnet. Mit einem Netzwerk von ehrenamtlichen Sozialhelfern mit den unterschiedlichsten Fähigkeiten wird z. Bsp. der Vereinsamung der Schwelmer Seniorinnen und Senioren entgegengewirkt. Senioren helfen Senioren um das Alter als lebenswert wahrzunehmen. Tatsächlich ist dieses Netzwerk auch ein Frühwarnsystem um Menschen zu ermuntern sich selber zu versorgen. Aber auch sich zu verändern um evtl. in einer anderen Umgebung eine höhere Lebensqualität zu erreichen.
Auch hier überreichte Minister Groschek Plakette und Urkunde als Zeichen der Wertschätzung des Landes NRW.
Beide Projekte befinden sich nun in bester Gesellschaft, wie dem renommierten Wuppertaler Institut für Klima, Umwelt, Energie, dem Kulturwissenschaftlichen Institut Essen (KWI) aber auch Fröndenberger für Fröndenberger, ein Familienbündnis das das Miteinander der Generationen fördert.
Es ist also nicht alles so schlecht wie uns im Rat manch ein Politiker weismachen will. Diese Auszeichnungen betreffen das soziale Schwelm, welches ganz geräuschlos und eindrucksvoll funktioniert und jetzt durch das Land Anerkennung findet.
Vielleicht sollten die Ratsmitglieder sich mal wieder unter die Schwelmer mischen und erfahren wie es um diese bestellt ist. Sicher könnten sie, die Ratsmitglieder, sich eine Scheibe abschneiden, wie man sich uneigennützig für seine Stadt Schwelm einsetzt.
Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Schwelm.
PS. Eine Fotogalerie über diesen Festakt finden Sie hier