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Designierte Bürgermeisterinnen in Ennepetal stellen sich

v.l. Imke Heymann, Waldemar Guderian, Anita Schöneberg  Fotocollage: (c) Linde Arndt

v.l. Imke Heymann, Waldemar Guderian, Anita Schöneberg Fotocollage: (c) Linde Arndt

[jpg] Die Kandidatinnen Anita Schöneberg und Imke Heymann stellten sich auf niedrigem Niveau in Oberbauer vor.

Niedriges Niveau deshalb, weil die Moderation kein Nachhaken vorsah und die Fragen relativ allgemein und schwammig gehalten waren.

Wie in den anderen Wahlkampfveranstaltungen konnten die Kandidatinnen mehr oder weniger vage die Fragen beantworten. Da fragt man sich doch immer, warum werden überhaupt nur Fragen gestellt. Warum gibt man den Kandidatinnen nicht nur ein Stichwort und lässt sie dann 5 Minuten über dieses Stichwort referieren.

Vielen Wählern gehen die eingeübten Versatzstücke, Sprachhülsen oder vagen Andeutungen auf den Nerv. Etwas konkreter sollte es schon sein.

Was nutzt es wenn sich eine Anita Schöneberg mit der Anrede „lieber Waldi“ bei den Oberbauern beliebt machen will? Wenn sie sich vor vielleicht 50 Jahren zum spielen in Oberbauer rumgetrieben hatte? Das Jugendheim ehemals besucht hatte und jetzt bedauert keinen Aufenthalt für die Jugendlichen mehr zu haben? Nostalgie ist zwar schön, es löst aber nicht die heutigen Probleme.

Frau Heymann die den Gegenpart abgab, hatte so viele Gelegenheiten die nostalgische Vorstellungen einer Anita Schöneberg zu bremsen, tat es aber nicht. (Wahl) Kampf sieht anders aus.

Imke Heymann hätte eigentlich die besten Voraussetzungen dieses Amt zu bekommen. Denn sie ist mit einer notwendigen Verwaltungserfahrung ausgestattet. Sie hat diese nostalgischen Anwandlungen nicht, sie könnte den kritischen Abstand vertreten der notwendig ist um den Ennepetaler Karren aus dem berühmten Dreck zu ziehen. Nur, sie will nicht in die berühmten Waden beißen, was im politischen Geschäft halt üblich ist.

Anita Schöneberg (SPD) versteht das Amt des Bürgermeisters genauso wenig wie Wilhelm Wiggenhagen. Erste Bürgermeisterinstellvertreterin ist sicherlich für die „liebe Anita Schöneberg“ ok, aber eine gewählte Hauptverwaltungsbeamtin geht anders. Sie muss zusammenführen was evtl. nicht zusammen passt. Mit ihrem politischen (!) Programm, nimmt sie aber dem Stadtrat die Arbeit weg, dass Administrative scheint ihr etwas unbekannt zu sein.

Viele interessierte Bürger nahmen an der Podiumsdiskussion in Oberbauer teil  Foto: (c) Linde Arndt

Viele interessierte Bürger nahmen an der Podiumsdiskussion in Oberbauer teil Foto: (c) Linde Arndt

Versuchen wir mal die Fragen und Antworten auseinander zu dröseln:

Die Regeln der Kandidatenvorstellung in Oberbauer. Vor der Veranstaltung wurden Kärtchen ausgegeben, auf denen die WählerInnen ihre Fragen formulieren konnten. Diese wurden dann in einen Topf gegeben. Der Moderator hatte ein paar Fragen von den Zetteln, die er vorher aussortiert vorab formuliert. Danach wurden mehrere Fragen aus dem Topf gezogen. Mit der Beantwortung machte Frau Imke Heymann den Anfang, worauf Frau Anita Schöneberg folgte. Zuschauerfragen wurden nicht zugelassen damit das Zeitlimit von 60 Minuten nicht überschritten wurde. Die gegrillten Würstchen warteten.

 

Die Moderation hatte Waldemar Guderian:

 

  • Was werden  sie tun um das Zusammenwachsen der einzelnen Stadtteile zu fördern?

IHImke Heymann

Imke Heymann will Leitbilder für die einzelnen Ortsteile gemeinsam mit den Bewohnern der Ortsteile erarbeiten um mit den Leitbildern dann ein gemeinsames starkes Ennepetal zu erstellen. Flankierend werden dadurch investive Bedarfe sichtbar, die durch Politik und Stadtverwaltung abgearbeitet werden können. Allerdings gilt hier ein Finanzierungsvorbehalt.

ASAnita Schöneberg

Betonte zuerst einmal, dass sie hier in Oberbauer ihre Kindheit verbracht hatte. Stellt dann das Heimatglück der einzelnen Stadtteile fest, welches ihrer Meinung nach als Basis für ein starkes Ennepetal gelten sollte und weiter gestärkt werden sollte.

 

 

  • Was ist notwendig um Milspe als Zentrum auszubauen, jedoch die anderen    Stadtteile nicht zu vernachlässigen?

 

IHImke Heymann

Da in den letzten Jahren sehr viel in Milspe von der Stadt investiert wurde, sollten wir uns heute fragen, was machen wir mit Milspe. Ich denke wir sollten diesen Stadtteil als Ort der Begegnungen begreifen und dies mit dementsprechender Gastronomie begleiten. Filialisten, Ketten oder Discounter sollten wir mit Vorsicht ansiedeln lassen, hiervon haben wir genug. Falls jedoch Einzelhändler zu uns finden sollten wir alles mögliche tun, damit diese Neuansiedlung glückt.

 

ASAnita Schöneberg

Sie resümierte warum Milspe zum Zentrum von Ennepetal von der Stadtplanung genommen wurde, kam dann aber auf die Ennepetaler mit der Frage, warum der Ennepetaler nicht in Milspe einkauft. Dann das bisschen was es hier in Ennepetal noch gibt, dass sollte man doch auch nutzen.

 

 

  • Was ist für  Voerde angedacht worden, damit es nicht zu den gleichen     strukturellen wirtschaftlichen Auswüchsen wie in Milspe kommt?

 

IHImke Heymann

Stellt das besondere Flair von Voerde fest und plädiert für eine Mischung aus Online und stationärem Handel, wie Wuppertal mit seinem Portal online City Wuppertal. Voerde lädt aber auch Kleinteilige Einzelhändler und Handwerker in seine kleinen Läden ein, die das schon vorhandene Flair bestens nutzen können.

 

ASAnita Schöneberg

Anita Schöneberg widersprach dem Vorschlag einen Online Handel zu organisieren, weil die kleinen Händler dies nicht organisieren und finanziell nicht tragen können. Weiter sieht sie keine Möglichkeit neue Geschäftsansiedlungen in Voerde zu begrüßen. Wir müssen die bestehenden kleinen Ansiedlungen stärken um sie zu erhalten. Hier sollten die Voerder aber selber alles in die Hand nehmen um die Geschäfte zu erhalten.

 

 

  • Wie soll in Zukunft mit den leerstehenden öffentlichen Gebäuden, wie zum    Beispiel der Schule Oberbauer, umgegangen werden?

 

IHImke Heymann

Konstatiert eine Vielzahl von leerstehenden Gebäuden in Ennepetal und schlägt ein Gebäudemanagement unter zu Hilfenahme der Bürger an. Die Bürger sollten bei der Erarbeitung des Gebäudemanagements ihre Ideen über die Verwendung mit einbringen können. A priori sollten jedoch soziale Treffpunkte in den Ortsteilen mit diesen leerstehenden Gebäuden umgesetzt werden. Wenn jedoch die Gebäude keiner sinnvollen Nutzung zu geführt werden können, sollte man einen Verkauf ins Auge fassen.

 

ASAnita Schöneberg

Verspricht eine Nutzung der Schule Oberbauer weiterhin zu garantieren, jedoch hat Ennepetal die Zeit überrollt indem uns Flüchtlinge zu gewiesen wurden die Ennepetal nicht erwartet hatte. Es werden weitere Gebäude als Leerstand ausgewiesen (Schule Wassermaus) in wie weit die einer Nutzung zu geführt werden können wird durch die Kosten bestimmt. Auf der anderen Seite müssen sich Menschen einmal Gedanken machen ob sie ihren Lebensstandard nicht etwas zurück fahren sollten.

 

 

  • Bedingt durch  die Altersstrukturen, haben wir in Oberbauer sehr viele Rentner die Hauseigentum haben. Die Kosten, sei es durch Steuern oder auch  andere Kosten, steigen immer weiter. Zunehmend müssen die Menschen ihr Hauseigentum verkaufen um ins Altenheim zu ziehen. Das kann doch  nicht Sinn einer christlich, sozialen Gemeinschaft sein.

 

IHImke Heymann

Diese Frage stellt ein schwieriges Problem dar. Ist es doch so, dass eine Familie sich im Laufe der Jahre verändert. Die Kinder gehen aus dem Haus, altersbedingt kann der Einzelne nicht mehr die gesamten Aufgaben wahrnehmen die solch ein Haus mit sich bringt. Es ist nicht nur ein finanzielles Problem, welches sich in den Vordergrund stellt. Was helfen kann, ist das soziale Umfeld, welches in vielerlei Hinsicht dem einzelnen mit Rat und Tat zur Seite steht. Dies könnte eine kleinere Wohneinheit sein, die dann besser versorgt werden kann. Wenn dann eine Stadt dann auch noch Anreize schafft um solche kleineren Einheiten zu schaffen, wäre das ideal.

 

ASAnita Schöneberg

Zu dieser Frage gibt es keine allumfassende Antwort. Auch sie plädiert für ein gutes soziales Umfeld mit dem sich das Problem lösen dürfte. Die Stadt Ennepetal wird keineswegs seine Steuerpolitik auf ältere Menschen ausrichten. Und wenn das „Häuschen“ nicht mehr zu halten ist, ist es halt so. Auch ich sehe das so wie Frau Heymann, dass diese Frage zu komplex ist um darauf eine einfache Antwort zu geben.

 

  • Es wird viel für die älteren Mitbürger getan. Was wird jedoch für die     Jugendlichen getan, damit die nach Schule und Studium hier in Ennepetal bleiben?

 

ASAnita Schöneberg

Zuerst einmal haben Jugendliche es nach der Schule so an sich, dass sie sich weit weg von ihrer Stadt ein neues Betätigungsfeld suchen. Einige kommen jedoch wieder zurück in die Stadt in der sie ihre Kindheit verlebt haben. Von der Bildungsseite gesehen hat Ennepetal die besten Voraussetzung, dass sich unsere Kinder und Jugendlichen wohlfühlen können. Was fehlt, könnte ein zentraler Anlaufpunkt für Jugendliche sein und nannte dann den weit zurück liegenden Jugendtreff in Oberbauer. Da sich aber das Verhalten der Jugendlichen geändert hat, kann das Jugendangebot der Feuerwehr oder der Kirche eine Alternative sein.

 

IHImke Heymann

Ja wir haben einen guten Bildungssektor, vom Kindergarten bis zum Gymnasium. Ja wir haben etwas zu tun, indem wir berufliche Perspektiven schaffen mit den hier ansässigen Firmen. Konkret könnten die hier ansässigen Firmen schon in den Schulen um die Jugendlichen werben und zum Beispiel Praktika anbieten. Für die Studierenden sollten unsere Firmen eine Berufsbegleitung anbieten. Entscheidungs- und Orientierungshilfen in dem beruflichen Werdegang sollten gegeben werden. Aber auch ein soziales Jahr könnte in dem benachbarten Krankenhaus absolviert werden.

Wir haben als Stadt noch einiges zu leisten um den Jugendlichen die Entscheidung leicht zu machen in Ennepetal eine Familie zu gründen.

 

..Anita Schöneberg ergänzte ihre Aussage

Ich hatte vergessen den AWO Kindergarten hier in Oberbauer zu erwähnen, was für mich sehr wichtig ist. Wir haben hier große Firmen, wie DORMA, Ischebeck, ABC oder Febi die den Jugendlichen Orientierung bieten können.

 

..Imke Heymann erwiderte daraufhin

Als Bürgermeister könnte man die Firmen animieren den Jugendlichen unter bestimmten Voraussetzung eine Ausbildungsgarantie zu geben. Dadurch würden wir qualifizierte Jugendliche in unserer Stadt halten können.

 

  • Wie werden ihre Entscheidungen von ihrem Sohn oder Ehemann beeinflusst?

 

ASAnita Schöneberg

Es geht um meinen Sohn Niko, der auch Ratsmitglied ist. Er hat in keiner Weise auf die anstehende politische Entscheidung Einfluss auf mich. Auch wird er keinen Einfluss auf mich haben wenn ich Bürgermeisterin sein werde. Wir sprechen zwar immer mal wieder in der Familie oder auch in der Fraktion, dabei hat er jedoch keine Möglichkeit mich zu beeinflussen.

 

IHImke Heymann

Mal grundsätzlich gefragt, werden solche Fragen auch an männliche Kandidaten gestellt? Ob Frauen sich immer von ihren Männern beeinflussen lassen, ist doch sicher eine recht fragwürdige Ansicht. Ich hatte ein Leben davor, ich hatte einen Job, habe damit Erfahrung und Karriere gemacht. Als Bürgermeisterin werde ich für alle Parteien da sein. Und ich werde nicht zuhause in einem dunklen Kämmerlein mit meinem Mann alles absprechen was ich andern Tages im Rathaus umsetze. Als Bürgermeisterin habe ich auch das Recht einen Ehemann zu haben, der auch Politiker ist.

 

  • Wie gedenken sie die Vorzüge von Ennepetal bekannt zu machen?

 

IHImke Heymann

Die Vorzüge von Ennepetal, wie die Kluterthöhle oder auch das Tal der Ennepe, werden nur unzureichend vermarktet. Ein Marketingkonzept was weit über die Grenzen von Ennepetal wirkt, sollte erarbeitet werden. Man muss über die Einzigartigkeiten Ennepetals sprechen. Wenn wir uns entscheiden unser einzigartiges Ennepetal bekannter zu machen, müssen wir auch mal Geld in die Hand nehmen. Es muss ein Gesamtkonzept „Kultur, Freizeit und Tourismus“ durch uns alle erarbeitet werden.

 

ASAnita Schöneberg

Was Frau Heymann vorträgt, würde ich sofort unterstützen. Als Vorsitzende des Verkehrsvereins haben wir, bedingt durch die fehlende finanzielle Unterstützung, Ideen mehr in Eigenleistung umsetzen können. Wir haben eine Zeit in welcher alles in Ennepetal schlecht gemacht wird, ob es die Fußgängerzone war oder sonstige Aktivitäten Ennepetals. Durch das Internet, das ist ja so eine Parallelwelt, tritt das besonders hervor. Wir haben mit der Tourismusexpertin Frau Böttcher einen Schritt in eine Vermarktung von Ennepetal getan. Wir haben viel getan und man muss nur noch die Prospekte, die vom Verkehrsverein schon gedruckt wurden, auslegen. Wir sind gut, wir müssen das nur weiter geben.

 

 

  • Besteht die Möglichkeit die negative Berichterstattung der Funke-Medien Gruppe  genauso positiv zu gestalten wie wir es in Schwelm und Gevelsberg    sehen.

 

IHImke Heymann

Wir haben ja fast alle Vertreter hier. Es ist wichtig wenn wir der Presse die Informationen geben, die sie für eine faire Berichterstattung benötigt. Wir müssen mehr „klappern“ und dabei kann uns die Presse helfen indem sie unsere Botschaften nach draußen trägt. Ich denke wir werden ein besseres Verhältnis mit der Presse bekommen.

 

ASAnita Schöneberg

Ich glaube die Fragestellerin oder der Fragesteller hat einen ziemlich subjektiven Eindruck von der Berichterstattung über Ennepetal. Unsere Kulturgemeinde hat viele Mitglieder aus dem Umland, die positiv über unsere Stadt berichten. Oder das Akkordeonorchester, der Shantychor, sie machen ja eine positive Berichterstattung in der ganzen Republik möglich. Wir sollten alle gut über unsere Stadt reden, denn wir haben eine schöne und gute Stadt.

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Gut, es waren nicht die Fragen die einen Kandidaten ins schwitzen bringen könnten, auch war es nicht vorgesehen nachzuhaken. Wenn man aber das semiprofessionelle der Veranstaltung berücksichtigt kann man zu folgender Wertung kommen.

 

Imke Heymann glänzt da, wo es um die Unbefangenheit zu diesem neuen Betätigungsfeld Bürgermeisterin geht. Sie ist verbindlich aber nicht kumpelhaft, versucht die Probleme von der Verwaltung zu sehen und landet da wo es ihr vielleicht fehlt in der Politik. Hier ist der Ausgleich gefragt zwischen Stadtrat und den politischen Mehrheiten. Sie will nicht mit dem Kopf durch die Wand, sie will die Leute mitnehmen. Sie ist auf dem Weg ins Bürgermeisteramt, ob sie es erreicht wird sich zeigen.

Anita Schöneberg setzt voll auf ihren Bekanntheitsgrad den sie sich bei vielen Grillfeten oder Waffeleisenbesitzern erworben hat. Immer hat sie was zu den tagesaktuellen Problemen zu sagen gehabt. Nur umsetzen konnte sie das wenigste mit ihrer Partei. Sie versucht zu überzeugen, weiß aber nicht womit als mit dem althergebrachten.
Beispiel Internet: Unsere Bundeskanzlerin Angela Merkel meint „Das Internet ist für uns alle Neuland“ so auf einer Pressekonferenz mit dem Präsidenten der USA Barak Obama und für Anita Schöneberg ist das Internet eine Parallelwelt. Und von einer Parallelwelt spricht man dann, wenn diese Welt den realen Bezug vermissen lässt.

Das Internet ist aber ein Wirtschaftsfaktor der die Entwicklung von Branchen befördert und unumkehrbar ist.

 

Was Ennepetal braucht nach 15 Jahren Stillstand ist eine Person im Amt des Bürgermeisters der die Grenzen zwischen den Stadtteilen, den Vereinen, den Parteien, alt und jung oder auch mit den Nachbargemeinden überwindet und als Brückenbauer arbeiten kann. Wir sind gespannt auf die weiteren Gespräche.

 

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Ennepetal

Ärger im Ennepetaler Paradies

Viele Bewohner Oberbauers waren zur Informationsveranstaltung  "Albert-Schweitzer-Schule wird Flüchtlingsheim" gekommen  Foto: (c) Linde Arndt

Viele Bewohner Oberbauers waren zur Informationsveranstaltung „Albert-Schweitzer-Schule wird Flüchtlingsheim“ gekommen Foto: (c) Linde Arndt

[jpg] Ennepetal bekommt ein neues Übergangswohnheim für Flüchtlinge in Oberbauer.

 

Es ist eine Schande wie die Stadtverwaltung unter Bürgermeister Wilhelm Wiggenhagen die Ennepetaler behandelt. Da werden die Ennepetaler Stadträte im nichtöffentlichen Teil über das Vorhaben in Oberbauer informiert, was dazu führt, dass diese Stadträte in ihren Wahlbezirken nicht tätig werden dürfen. Am nächsten Tag wird das Vorhaben auf der Ennepetaler Stadtseite im Internet veröffentlicht, wobei die Stadträte mit ihrem Nichtwissen durch die Bezirke gingen. Die Wähler klären ihre politischen Vertreter über die Internetseite der Stadtverwaltung auf. Peinlich.

Es folgt eine Einladung zu einem Bürgertreff in die Albert-Schweitzer-Förderschule in Oberbauer die, schon beschlossen, zu einem Übergangswohnheim oder Auffanglager umgebaut werden soll. Nach dem Prinzip, „Friss oder stirb“ wurde den rund 150 Besuchern, überwiegend aus Oberbauer, dies von ihrer Stadtverwaltung mitgeteilt.

Christiane Rüsing-Werth von den Stadtbetrieben (SBE) erklärt die Pläne  Foto: (c)

Christiane Rüsing-Werth von den Stadtbetrieben (SBE) erklärt die Pläne Foto: (c)

Wiggenhagen sprach von einer demnächst leeren Schule, die mit wenig Geld als Übergangswohnheim hergerichtet werden soll. Die Pläne für den Umbau hingen auch schon an der Wand. Michael Schmidt vom Fachbereich 3 der Stadt berichtete, dass man diese Entwicklung im Hinblick der Flüchtlinge nicht vorher sehen konnte. Schmidt hatte mit dem Rat und der Stadtverwaltung gedacht, dass der Zustrom von Flüchtlingen abebben würde, jedoch wurden und werden es immer mehr. Oha. Damit sind die beiden Häuser in der Hagenerstraße und die Häuser in der Heimstraße absehbar voll belegt. Neuer Wohnraum musste her, den die Stadt jetzt in der demnächst leerstehenden Förderschule sieht. Somit hätte Ennepetal jetzt vier Standorte für Flüchtlinge in der Stadt.

Ca. 15 m² Wohnraum für eine Unterbringung mit Bett und Schrank wird es für die Flüchtlinge nach dem Umbau in Oberbauer geben und 5 Duschen werden sich die angedachten 57 Flüchtlinge teilen müssen. Und wie lange die Flüchtlinge bleiben werden, so eine Frage. Maximal 15 Monate strebt die Stadt Ennepetal an, danach werden die Flüchtlinge entweder eine eigene Wohnung bekommen oder abgeschoben. Wunschdenken? 205 Flüchtlinge befinden sich jetzt, Stand: 16.6.2015, in den Stadtgrenzen von Ennepetal. Keine Zuschüsse für die Flüchtlinge bekommt Ennepetal vom Land NRW, gem. der Aussage von Michael Schmidt und Wilhelm Wiggenhagen, so dass die Stadt Ennepetal die Last der Flüchtlingszuweisung alleine stemmen muss. 4 MitarbeiterInnen sind mit der Betreuung der Flüchtlinge befasst. Ärger im Paradies.

Ungehalten ist der richtige Begriff der sich durch die Aussage eines Ennepetalers manifestierte: Wir sind nicht nach Oberbauer gezogen um jetzt mit Flüchtlingen zusammen zu leben. Uns werden die Flüchtlinge einfach vor die Nase gesetzt, wir haben keine Chance gestaltend einzugreifen. Wenn wir vorher informiert worden wären, hätten wir anders gehandelt.

Bürgermeister Wilhelm Wiggenhagen und  Michael  Schmidt  Foto: (c) Linde Arndt

Bürgermeister Wilhelm Wiggenhagen und Michael Schmidt Foto: (c) Linde Arndt

Damit wurde die Stimmung der Anwesenden auf den Punkt gebracht. Wiggenhagen wich diesem Angriff recht ungeschickt aus.Was sollte er noch dazu sagen?

Überhaupt konnte man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass diese Veranstaltung nach einer bestimmten Dramaturgie inszeniert wurde.

Informationen wurden unterschlagen oder verbogen. So ist seit der Katastrophe vor Lampedusa im Jahre 2013, wonach 390 Menschen ertranken, allen Beteiligten klar, es werden weitere Flüchtlingen in Europa auftauchen.

Danach gingen die Bilder von Melilla und Ceuta, den spanischen Exklaven um die ganze Welt. Hunderte kletterten über die meterhohen Stacheldrahtzäune um in den Schengenraum zu kommen.

Trotz oder gerade wegen der im Oktober 2013 beginnenden italienischen Rettungsoperation „Mare Nostrum“ wurden es immer mehr Flüchtlinge. Da will Stadt und Politik nicht von einem Anschwellen der Flüchtlingsströme gewusst haben? Was wird eigentlich von Stadtverwaltung und Politik gelesen, gesehen oder gehört? Soviel Uninformiertheit kann wohl nicht sein!

Auch die Aussage, Ennepetal bekäme kein Geld für die Flüchtlinge, entspricht nicht den Tatsachen. Denn auf dem Flüchtlingsgipfel mit den Ministerpräsidenten sagte die Bundesregierung eine Verdoppelung der Länderzuwendung von 500 Millionen Euro auf 1 Milliarde zu. Ministerpräsidentin Kraft reagierte schnell, so dass Ennepetal eine weitere Zuweisung von 184.000,– Euro bekommt. Damit erhöht sich der Zuschuss von Bund/Land für Ennepetal auf 645.000,– Euro. Auch hier wäre es nett, wenn Stadt und Stadtrat nicht nur die Heimatzeitung lesen würden.

Überhaupt, es wurde eine nicht übereinstimmende Kommunikationslinie sichtbar, Michael Schmidt, Wilhelm Wiggenhagen von der Stadtverwaltung, Bernd Tigges, Angelika Bremicker vom Stadtrat sowie Waldemar Guderian, Anja Martin aus Oberbauer, versuchten die Anwesenden in eine positive Richtung zu bringen. Einige verließen die Veranstaltung vor dem Ende und andere merkten, es machte keinen Sinn in dieser Veranstaltung etwas zu sagen. Das Paradies sollte wieder eröffnet werden. Na ja, Kommunikation war noch nie eine Stärke von Stadt und Politik.

Damit haben die Verantwortlichen einmal mehr ihre mangelnde Kritikfähigkeit bewiesen.

Was aber hat Ennepetal jetzt erreicht? Nun, es wurden bis jetzt die gesetzlichen vorgegebenen Anforderungen des SGB XII umgesetzt. Kurz, Ennepetal hat seine gesetzliche Pflicht getan, mehr nicht. Traumatisierte Flüchtlinge, meinetwegen aus den syrischen Kriegsgebieten, werden danach nicht versorgt. Hier wäre der Kreis zuständig, so Wilhelm Wiggenhagen.

Es wurde mit dieser Veranstaltung jedoch eine große Chance vertan. Die Flüchtlinge werden kommen und sie werden letztendlich die gesamte Schule belegen. Denn im Moment hat Brüssel noch kein Konzept um dem Flüchtlingsproblem Herr zu werden. Die Fischerboote zu beschießen scheint nun vom Tisch, denn es wäre nicht sicher ob sich nicht doch Menschen in den Booten befinden. Dimitris Avramopoulos, der EU-Flüchtlingskommissar, befasst sich zur Zeit mit der Verteilung von Flüchtlingen auf die gesamte EU, wie er auf einer Anfang des Monats abgehaltenen Pressekonferenz mitteilte. Während sich die Flüchtlinge aus den diversen Flüchtlingsauffanglagern in Südeuropa auf den Weg in den Norden machen, auf der Straße können sie wohl überall kampieren. Wenn Brüssel die Südeuropäer mit dem Flüchtlingsproblem alleine lässt, sehen diese sich auch nicht mehr nach Dublin III Vertrag in der Pflicht.

Was Ennepetal nicht gemacht hat, ein Umfeld zu schaffen, wonach eine positive Grundstimmung vorherrscht um den Flüchtlingen demnächst adäquat entgegenzutreten. Was bleibt ist ein bitterer Geschmack und viele Schatten im Paradies Ennepetals.



Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Ennepetal

 

 

 

 

Osterfeuer in Ennepetal. Ein Brauch?

[jpg] Wir hatten lange gezögert, der Schreibtisch war und ist übervoll. Dann doch die Entscheidung. Wir suchten zwei Osterfeuer in Ennepetal auf.

Osterfeuer ein uralter Brauch, wahrscheinlich auf alte germanische oder teutonische Riten zurückzuführen. Der Sinn: Den noch gefühlten Winter oder zumindest die Geister desselben mit Feuergewalt zu vertreiben. In anderen Kulturen nimmt man Trommeln und Ratschen und macht gehörig Lärm. Nun haben wir inzwischen vergessen woher der Brauch kommt, nur das Osterfeuer machen wir natürlich weiter.

Die christliche Kirche hat diesen alten Brauch kurzerhand adaptiert und hat daraus "Ich bin das Licht der Welt" gemacht. Wie dem auch sei, es ist nur ein Brauch, also eine Überlieferung in unserem Kulturkreis. Wobei, dieser Brauch könnte auch aus einem anderen Kulturkreis gekommen sein, der mit den Wanderungsbewegungen kurzerhand bei uns gelandet ist.

Zuerst suchten wir den Kleingartenverein Homberge auf. Dort hatte man das Osterfeuer auf dem Parkplatz vor der Anlage angezündet. Die Homberger hatten sich in einem großen Kreis um das Feuer versammelt um es bei Bratwürstchen oder Lachsbrötchen mit einem Getränk  beobachten zu können. Wir blieben 20 Minuten machten unsere Bilder und zogen weiter.
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In Oberbauer, sorry, der "freien Republik Oberbauer" (FRO), hatte man den ca. 10 meter hohen  Holzstapel hinter der Kirche aufgeschichtet. Dieser Stapel wartete nur darauf angezündet zu werden. Der Feuermacher wartete schon auf seinen Einsatz. Nur langsam, erst ging es in die Kirche zum Gottesdienst. Wir wissen nicht welche Predigt der Pastor gehalten hatte, aber nachdem die Glocken läuteten waltete der Feuermacher seines Amtes und entzündete den Holzstapel. Es war ein hohes und starkes Feuer das in die Höhe schlug.
      

 
     

Sinnbildlich dazu  stand  das Windkraftrad neben dem Feuer und machte mit seinen Rädern seine Energie. Um das Feuer hatten sich nun an die 150 Leute versammelt. Die Kinder sprangen herum und spielten, die Hunde tollten über die Wiese, die Menschen standen beieinander und unterhielten sich. Es war eine Idylle und es war so wie es immer war – ein Brauch. Und ein Brauch ist dazu da, dass man beisammen steht und sich einmal wieder Zeit füreinander nimmt. Im Neudeutschen nennt man das, wir müssen unser Zusammenleben entschleunigen.
    


Nun ist Ostern, ein sehr hoher Feiertag für alle Christen, so ein hoher Feiertag wäre für die Juden Jom Kippur ( Versöhnungsfest ) und für die Moslems wäre das Opferfest in seiner Bedeutung vergleichbar. Warum ich das schreibe? Nun alle Feste gehen auf die Kraft und den Willen des Glaubens zurück der eine gemeinsame Wurzel hat.

Vielleicht irre ich mich ja auch und es war bei beiden Veranstaltungen nur ein Brauch, ein Brauch allen zu zeigen wie wir ein Feuer bändigen können. Denn es fasziniert doch immer wieder, wenn man die Urgewalt des Feuers bezwingt. Die Bilder haben wir einmal unter anderen Gesichtspunkten zusammen gestellt, genießen Sie sie.

Lassen Sie es sich gut sein an den Osterfeiertagen, vielleicht einfach so wie eine gute Freundin mir mailte : Ich verziehe mich mit einem Buch jetzt in die Waagerechte.

Seien Sie uns weiter gewogen.

 

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Ennepetal