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Musik – der geheime Zugang zur Seele

 


Maria                       Foto: © Linde Arndt
  [la] Musik ist ein Botschafter der Herzen und Gefühle. Wenn ein Mensch aus schwierigen Lebenssituationen sein Herz verschlossen hat und es so scheint, als könne er Gefühle nicht mehr zulassen, dann ist es immer wieder die Musik, die die harte Schale knackt, die als Schlüssel  in den  Bereich der Seele eindringen kann.

In den letzten Monaten und Wochen ging es ihr sehr schlecht. Ohne dass es ihr selbst bewusst war, schlitterte sie allmählich in einen dementen Zustand, der ihr bis dahin normales Leben allmählich völlig aus der Bahn warf.

Ein unglücklicher Sturz in der Küche machte einen Krankenhaus Aufenthalt notwendig, der bei der augenblicklichen Unterbesetzung des Personals ihre Situation völlig verschlechterte.

Sie wurde am Dauerkatheder angeschlossen, da die Zeit für ständige Toilettengänge in Begleitung des Pflegepersonals nicht möglich waren. Essen wurde hingestellt und da sie damit nicht zurecht kam, wieder abgeholt. Zwar stand ständig eine Wasserflasche an ihrem Nachttisch, allerdings wusste sie nicht recht diese zu nutzen, was bei Demenzkranken die Situation natürlich verschärft.

So war es nicht verwunderlich, das sie – meistens nachts – unruhig und lautstark wurde und  über alles schimpfte. Dann wurde sie eben ruhig gestellt, also weg gespritzt.

Als es endlich möglich war, in einer  Spezialklinik einen freien Platz für sie zu bekommen, war man im ersten Krankenhaus froh und meinte, sie solle am besten sofort gehen, da sie eine schwierige Patientin sei.

Alle Hoffnung lag bei der neuen Station, aber auch da war durch ihren nun ziemlich desolaten Zustand keine wesentliche Besserung möglich. Mit der Diagnose "austherapiert" und der Maßgabe, entweder eine 24 Stunden Kraft in ihrer eigenen Wohnung zu etablieren, oder sie in einem  Altenheim unter zu bringen wurde sie entlassen. Man hatte Bedenken, dass sie allein in der Wohnung etwas anstellen und sich oder die Nachbarn gefährden könnte.

Ihr Betreuer versuchte es zunächst mit einer 24 Stunden Kraft. Da die Zeit drängte, weil das Krankenhaus sie entlassen wollte, sie aber keine Stunde alleine sein sollte, hatte er eine ausländische Kraft organisiert, in der Hoffnung, es würde irgendwie gut gehen. Dabei hatte er nicht bedacht, dass sie aus Kriegszeiten schlimmste traumatische Erlebnisse mit  Menschen aus den Ostgebieten hatte.

Die Zusammenkunft mit der Person in ihrer Wohnung war ein völliger Schock. Sie lehnte es absolut ab, dass diese Person in ihrer Wohnung lebte. Da sie aber keine Stunde alleine bleiben sollte wurde sie in die Klinik  zurück verlegt und zwar "zwangs eingewiesen".

Das war für sie so hart und schmerzhaft, dass sie jegliches Essen verweigerte und lieber sterben wollte.

Wie sollte sie denn auch begreifen, was um sie herum geschah. Wie konnte sie als dementer Mensch verstehen, das es zu ihrem eigenen Schutz passieren sollte?

Zum Glück wurde relativ kurzfristig ein Platz für Kurzzeitpflege in einem Heim in Ennepetal gefunden. Man suchte von dort aus Kontakt zu ihr im Krankenhaus, was den ersten persönlichen Kontakt zwischen beiden herstellen sollte.

Der dann drei Tage später folgende Transport ins Heim war wieder unter größten Schwierigkeiten und heftigem, verzweifelten Schreien und um sich schlagen verbunden und machte wenig Hoffnung auf Erfolg.

Inzwischen haben sich die Wogen geglättet. Auch wenn da das Personal jede Menge um die Ohren hat, kümmert man sich bis jetzt liebevoll um sie und inzwischen hat sie auch Vertrauen gefasst und isst wieder gut und gerne und freut sich jedes mal, wenn ein Pfleger zu ihr ins Zimmer kommt und sie wieder mit jemandem ein paar Worte wechseln kann.

   

Als am !SING DAY OF SONG, am 2.6.2012, der Volkschor Ennepetal im Heim einige Ständchen brachte, war sie mit den anderen Bewohnern dabei. Es war ungefähr das fünfte Lied, als sich ihre Lippen zu einem Lied aus alter Zeit bewegten. Ja, der Text war vertraut. Und wenn auch nicht laut gesungen wurde, man merkte wie die Musik sich Raum zu ihren Gefühlen verschaffte. Und beim 6. Lied klatsche sie das erste mal mit. Welch wundersame Begebenheit – und sie lächelte.

 

Als ich die Fotoaufnahmen bei dieser Gelegenheit machte fiel mir ein, dass sie vor einigen Tagen erzählt hatte, sie habe früher als 14 jähriges Mädchen zu Hause Geigenunterricht bekommen. Überhaupt erzählt sie jetzt auf ihrer neuen Station sehr viel von früher und man merkt, wie gut ihr die Erinnerungen tun.

Dieser Gedanke und das Musikerlebnis mit dem Chor brachte mich dazu, mit Herrn Minor von der Musikschule Ennepetal zu sprechen, der dann Herrn Windhövel einschaltete, der wiederum zwei junge Geigenspielerinen,
Julia Tscherniewski und Sarina Nolte, kannte, die bereit waren mit ihrer Geige ins Heim zu gehen und ihr persönlich drei Liedchen vor zu spielen.

   

Das Ergebnis war beeindruckend. Sie sog die Klänge der Geige förmlich in sich auf. Man merkte, wie ihre Gedanken in die Vergangenheit wanderten und alte Gefühle und Erinnerungen auftauchen ließen. Sie lächelte und klatschte, erzählte von ihrer Zeit als sie Geigenunterricht bekam und wie schwer, aber auch schön, das damals gewesen war.

Als die jungen Solistinnen  sich verabschiedeten, bedankte sie sich herzlich und bat: Kommt doch bald einmal wieder.

Musik kann zaubern und verzaubern und ist und bleibt eines der wichtigsten Ausdrucksformen der Welt, da es
jeden Menschen und alle Nationalitäten berührt.

Schon allein aus diesem Grunde sind wir gehalten uns für die Musik und die Musiklehrer jederzeit einzusetzen und sie nicht auf Grund unüberlegter politischer Entscheidungen zu beschränken oder ihnen auf Dauer gar den Garaus zu machen.

 

Linde Arndt für EN Mosaik aus Ennepetal
[Alle Fotos © Linde Arndt]

 

PS. Inzwischen wurde mir zugetragen, dass die Begegnung auch für die beiden jungen Damen ein besonderes Ereignis war, haben Sie doch die Erinnerung und Freude mitbekommen, die ihr Spiel ausgelöst hatte. Sonst spielen sie ja eher einer Schar von Eltern vor.

Matinée im Biergarten / Freilichtbühne Wattenscheid

Matinée im Biergarten
Fünf auf einen Streich

Kaum ist die Freilichtbühnensaison eröffnet, folgen auch schon die nächsten Programmpunkte in der Freilichtbühne Wattenscheid.
Die Programmreihe „Matinée im Biergarten“ bietet ein breites Spektrum musikalischer Vielfalt. Bei Swing, Jazz und Blues bis hin zu Lateinamerikanischen Klängen können es sich die Besucher in gemütlicher „Biergartenatmosphäre“ gut gehen lassen.

Den Anfang macht am kommenden Sonntag, 10.06.2012, der in Wattenscheid lebende schwedische Saxophonist/Klarinettist Lasse Öqvist. Mit seinem neuen Projekt „Late Night Jive“ und musikalischer Unterstützung begeistert der Künstler mit seinem individuellen, jazzigen Sound ergänzt mit Einflüssen aus Soul, Ska und schwedischer Volksmusik.

Eine Woche später geht es dann direkt in die zweite Runde. Die Band „Henry´s Jazzmen“ nimmt das Publikum mit auf ihre Reise nach New Orleans besucht England, und kehrt dann wieder zum Mississipi zurück. Ihr Repertoire reicht vom melancholischen Blues bis zum mitreißenden Schlagzeugduo.

Weitere Termine:
01.07.2012: Die Zucchini Sistaz
          . Swingklassiker mit Akzenten der letzten 70 Jahre Popgeschichte
         
29.07.2012: Gonzalez Trio
          . karibische Rhythmen mit Latino-Flair und Lebensfreude
         
19.08.2012: Shanty-Chor Wattenscheid
          . Maritimes Programm: Shanties und deutsche Seemannslieder.
         
Die Veranstaltungen beginnen jeweils um 11:00 Uhr in der Freilichtbühne Wattenscheid. Der Einlass beginnt eine Stunde vor der Veranstaltung.
Der Eintritt beträgt 4,50 € für Erwachsene und 2,50 € für Kinder unter 16 Jahren.

Nähere Informationen unter: www. freilichtbuehne-wattenscheid.de

Es gibt keine bessere Zeit um glücklich zu sein, als JETZT. Glücklich sein ist eine Reise, in Rüggeberg.

Foto: JPG   v.l. Die vier Kandidaten

                 
[jpg] So hätte man den Abend am 5.6.2009 im Vereinsheim in Rüggeberg umschreiben können. Die Initiative KiR hoch4 lud zu einem literarischen Abend ein. 4 der 5 BürgermeisterkandidatInnen wurden angesprochen,  etwas Literarisches zum Thema "Lebenslust" vorzutragen.

Anita Schöneberg, Bürgermeisterkandidatin der SPD, machte den Anfang.
Eine Liebesgeschichte von zwei Fremden in Irland, die Nähe suchten und irgendwie schon gefunden hatten.
Die Fragen, die Zweifel aber auch die Hoffnung ob er/sie der PartnerIn ist spielten in der urwüchsigen Landschaft Irlands eine eingebettete Rolle. Die Landschaft, hier Westirlands, wurde sehr treffend beschrieben.
Auch die Iren selber, die ein sehr einnehmendes Wesen haben, kamen nicht zu kurz. Wer einmal in Irland war, weiß das diese Menschen einem immer das Gefühl vermitteln, hier bin ich zu Hause.
Ja, man hörte Frau Schöneberg die Lebenslust heraus, mehr zu erfahren, neues zu wagen aber auch nicht stehen zu bleiben. Sie will dem Leben etwas abgewinnen. Passend war auch ihre jetzige Musikliebe, Vivaldis "Vier Jahreszeiten", welches immer wieder durch den Wechsel der Tempi jeden begeistert. Ein Werk das keinen Menschen kalt lässt.

Ganz anders Frau Dr. Siekermann, Bürgermeisterkandidatin der FDP, die ihre Lebenslust in dem Spirituellen der Metaphysik sieht. Bezeichnend ist, dass der Benediktiner Anselm Grün, einer ihrer Favoriten, der sich in der Nachfolge der großen Mystiker  wie Franz von Assisi oder auch Meister Eckhart sieht. Für sie ist der erste Schritt das Göttliche die Natur, die Lust macht, erfahrbar zu machen. Zwiesprache mit der Natur. So packt sie gutes Schuhwerk, den Rucksack und etwas Verpflegung ein und macht sich auf den Weg um das Leben in Gottes freier Natur erfahrbar zu machen. Es ist schon alles da. Es ist da nicht verwunderlich, dass sie spontan Tirol als Ausgangspunkt ihrer Wanderungen nimmt. Oberhalb Tirols führt ein Höhenwanderweg durch halb Europa, man kann tagelang wandern und begegnet nur wenigen Menschen, dass tägliche Wandern wird nur von der Nächtigung in den einzelnen Sennerstationen unterbrochen. Dort oben ist man für sich mit der Natur, die ihre Erhabenheit offenbart, alleine.

Es folgte eine kleine Pause in welcher uns von den anwesenden Jugendlichen und Kindern, kleine aber sehr schmackhaften Häppchen gereicht wurden. Liebevoll versorgten uns die Jugendlichen mit den bereiteten delikaten "Fingerfoods" eine nicht nur exquisite Aufmerksamkeit. Ich hatte einen sehr aufmerksamen jungen Mann, der sich rührend um mein Wohl kümmerte. Kaum hatte ich mein Glas Wasser leer, so fragte er mich auch höflich nach einem neuen Glas.

Nach dieser kurzen Pause ging es weiter mit Sabine Hofmann, Bürgermeisterkandidatin der Bündnisgrünen.

Sie wähle einen Krimi, ihre Lieblingsliteratur, der von ihr vorgelesen wurde. In diesem Krimi wurde die Steigerungen bis zu der Ausführung der Tat, durch die Ernährungsgewohnheiten herbeigeführt, die letztendlich auch zu der finalen Tat führten. Die Tat selber geschah allerdings so nebenbei. Befragt woran ihr Herz so hänge, brachte sie eine uneingeschränkte Hymne auf Rüggeberg vor. In Rüggeberg wohnt sie und möchte diesen Ortsteil nicht missen. Den Kommissar möchte sie aber doch nicht machen, eher möchte sie wohl zusehen wie der Täter später dingfest gemacht wird.

Als letztens kam Wilhelm Wiggenhagen der Bürgermeisterkandidat der CDU dran.

Er  wählte Wilhelm Busch als Lebensführer, der ihn in allen Lebenslagen offenbar ein guter Begleiter war und ist. Das Wilhelm Busch Zeit seines Lebens ein Misanthrop war, wird er wohl nicht gewusst haben. Seine feinsinnige Satire wusste er als seine Lebensphilosophie zu reklamieren. Der Vortrag über den "Humorvollen Vogel" bringt es für ihn auf den Punkt im Leben. Aus diesem Grund ist das Lesen für Wilhelm Wiggenhagen Lebenslust, die er sich aber nicht immer aus zeitlichen Gründen gönnen kann.
Nach seinem letzten gelesenen Buch befragt, nannte der den "Krebsgang" von Günter Grass. Die Novelle beschreibt den Untergang der Gustloff aus der Sicht des Paul Prokriefke, einem Mann der zurückblickte um vorwärts zu kommen. Eine der besten Werke von Günter Grass.

Nun folgte wieder eine kleine Pause in der uns wieder diese exquisiten Häppchen gereicht wurden, man fühlte sich wie in gutem Hause.  Wieder waren die Kinder und Jugendlichen von ausgesuchter Freundlichkeit dabei uns zu umsorgen.
           

 

Foto:JPG "Die Intitiatoren"

             
Danach wurde uns vom Moderator die Initiative "KiR hoch 4" vorgestellt.
KiR steht für Kultur in Rüggeberg, wobei hoch für das höher gelegene Rüggeberg steht und die Zahl 4 steht für Literatur, Musik, Kunst und Kulinarisches. Die Initiative ist spontan nachbarschaftlich in Rüggeberg geboren worden, einer kam zum anderen. Verständlich brauchte es schon 6 Monate um die ganze Organisation aufzubauen. Der Eintritt wurde mit Eur 6,– angesetzt, ich finde nicht nur angemessen. Wobei die Ennepetaler Tafel hierbei bedacht werden soll.
Perspektivisch soll im November ein Abend mit Musik angesetzt werden, ich bin zumindest gespannt.
Danach wurden die vielen, vielen Helfer allesamt vorgestellt, eine wunderbare Gruppe, sowohl die Initiatoren als auch die Helfer denen man ansah wie sie mit Kopf und Herz diese Veranstaltung organisiert haben.

Ein herzliches Danke schön von meiner Seite an alle Beteiligten.

  

Foto: JPG "Die tollen Helfer"

                              
Einmal mehr wurde aber bewiesen, die Vitalität liegt in den Ortsteilen. Ennepetal ist nur ein leeres Konstrukt ohne die Ortsteile. Es waren Rüggeberger die diese Veranstaltung organisierten und damit ihrem Ortsteil Farbe gegeben haben. Ähnlich haben es die Bewohner aus Oberbauer gemacht, in dem sie ihrerseits ein wunderbares Fest ausrichteten.

Der Zentralgedanke der Politik, nachdem sich alles einem Zentrum unterzuordnen hat, wurde einmal mehr in Frage gestellt. So gilt auch für Ennepetal der Ausspruch Herders: "….daß auf der bunten Wiese des Erdbodens es so mancherlei Blumen und Völker gibt, dass diesseits und jenseits der Alpen so verschiedene Blüten blühn, so verschiedene Früchte reifen!(….)

Was bleibt? Es sollte über solche Aktivitäten mehr Öffentlichkeit hergestellt werden, wir sollten solche Initiativen mehr liebevoll begleiten, sie machen unsere Stadt reicher.
Verstehen konnte ich noch nie, warum von der Politik diese "Bälle" nicht aufgenommen wurden und werden um diese Ideen weiter zu entwickeln. Ich könnte mir vorstellen eine Lesestunde mit Prominenten, wie einem Herrn Mankel, Herrn Schädlich, Herrn Bilstein oder aus der Politik, Herrn Faupel, Herrn Frey und Herrn Rauleff , die Jugendlichen und Kindern ihre frühe Literatur vorlesen. Schneiden doch unsere Kinder und Jugendlichen in den Studien IGLU und PISA im Bereich Lesekompetenz nicht gerade gut ab, hier könnte vieles durch Vorbilder durchbrochen werden. Und warum sollte Ennepetal nicht einmal Avantgarde sein. In Rüggeberg?
So möchte ich einigen Politikern, die immer so gerne die Stadt nach vorne bringen wollen, etwas von Eugen Roth ins Stammbuch schreiben:

 

 

  Ein Mensch

Ein Mensch erblickt das Licht der Welt -
doch oft hat sich herausgestellt
nach manchem trüb verbrachten Jahr,
dass dies der einzige Lichtblick war.

 

Nehmen sie die Gelegenheit  wahr, die Bemühungen und vielen Chancen aufzunehmen um diese zu verstärken und zu bestärken.

Jürgen Gerhardt