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Kohle, Kühe, Kunst 4 Städte 1 Weg – ein Resümee

[jpg] Fast völlig unbemerkt geht das obige Projekt im Gevelsberger Stadtgarten zu Ende.
Zeit  hierübet ein Resümee anzufertigen. Es wäre schade wenn man dieses einfach ohne weitere Beachtung auslaufen lassen würde.

Das vorgenannte Projekt, welches von der Ruhr2010 gefördert wurde, ist zweifelsfrei eine Adaption der auch überregional 2 jährig stattfindenden "Natur-Art" aus Ennepetal. In der Regel fand diese Ausstellung immer im Hülsenbecker Tal in Ennepetal statt. Die Adaption bestand darin die Städte, Sprockhövel, Gevelsberg und Schwelm in Form eines gemeinsamen Weges mit einzubinden. Dieser Weg sollte die Gemeinsamkeiten aber auch die Beziehungen in Form der Kunstausstellungen herausarbeiten. Angedacht war auch ein Wander- aber auch Fahrradweg, mittels der Kunstinteressierte die Ausstellungen besuchen und begehen sollten.

Am 2. Dezember 2009 wurde dieses Projekt im Schloß Martfeld vorgestellt (Wir berichteten darüber http://en-mosaik.de/?p=8688). Landrat Dr. Arnim Brux übernahm die Schirmherrschaft für dieses Projekt, Markus Nottke aus Ennepetal war der Kurator für den künstlerischen Bereich. Wer für die Planung und die Organisation zuständig war, war nicht ersichtlich, gesprächsweise wurde jedoch immer Herr Carsten Michel, der Kulturhauptstadtbeauftragte der Stadt Ennepetal genannt. Es war eine zweijährige Vorbereitungszeit vorausgegangen und noch 6 Monate Zeit um alles in die Wege zu leiten.

Denn am 7. Mai 2010 sollte die erste Eröffnung im Hülsenbecker Tal in Ennepetal erfolgen und am 28. Mai 2010 sollte im Gevelsberger Stadtgarten die letzte Ausstellung eröffnet werden.

Nun habe ich alle vier Ausstellungen besucht und meine, die Qualität der Ausstellungseröffnungen konnte nicht unterschiedlicher sein. Die Künstler hatten alle durchweg das Thema gut aufgenommen und auch umgesetzt. Nur was nutzen gute Arbeiten wenn die Rahmenbedingungen nicht danach sind? Ausstellungen haben immer eine Arbeitsteilung, nämlich, der Künstler soll sich um seine Arbeiten kümmern und sich in einer guten Planung und Organisation bestens präsentiert wieder finden.


Am 7. Mai 2010 ging ich den Weg zur Musikmuschel im Hülsenbecker Tal in Ennepetal hoch, auf dem Weg kam mir eine Kollegin entgegen, die mir sagte: "Brauchst gar nicht hoch zu gehen, dort ist kaum was los".

Es war ein etwas kühler Tag und als ich oben ankam, sah ich die mir bekannten Personen, die in der Regel bei jeder Veranstaltung anzutreffen waren, wenn halt der Bürgermeister auftauchte. Es war ein überschaubarer Kreis von etwa 30 Besuchern. In der Musikmuschel hatte sich die Deutsch-Rock Gruppe "TROYS" eingerichtet und harrte der Dinge die sich ergeben sollten. Was jetzt ablief konnte man nur noch als peinlich und beschämend bezeichnen. Peinlich und beschämend für die Künstler die in den Hintergrund gedrängt wurden. Peinlich und beschämend weil der Ablauf der Veranstaltung chaotisch inszeniert wurde. Peinlich und beschämend weil die Betreuung der anwesenden Gäste weit unter Niveau war. Man hatte den Eindruck der Ennepetaler Bürgermeister wäre das Kunstobjekt der mehrmals auf die Bühne gerufen wurde und den reibungslosen Ablauf der Veranstaltung störte. In Ennepetal kennt man kein Ablaufscript. Klare Linien, hin zu den Kunstobjekten, die ja immerhin im Mittelpunkt stehen sollten, konnte man nicht erkennen.

                      

Mitten in dieses Chaos fing die Gruppe "Soundscapes" mit ihrer Performance an. "Soundscape" wollte das obere Hülsenbecker Tal in eine Klanglandschaft verwandeln. Weil aber keiner zu einer Moderation sich aufraffte, gingen sowohl die Klänge als auch die Texte in diesem ganzen Tohuwabohu unter. Die Besucher schauten irritiert dem vortragenden Künstler an. Dann, als eine kleine Kunstpause entstand wollte die Gruppe "TROYS" zu spielen anfangen. Ging nicht, weil jetzt erst einmal Führung sein sollte. Markus Nottke betätigte sich mit marktschreierischer Stimmgewalt um die Besucher um sich zu scharen und führte diese an den Kunstwerken entlang. Zwischendurch brachte Carsten Michel von der Stadt Ennepetal seine Druckerzeugnisse an den Mann. Den Druckkarton unterm Arm und die Druckerzeugnisse verteilend ging er durch die Besucherreihen. Jürgen Fischer von der Projektkoordination der Ruhr2010 brachte dann 5 Sätze als Begrüßung an. Ich will die ganzen Geschehnisse nicht weiter beschreiben. Es war mir so als wenn die Kleingartenanlage Stenkelfeld zum ersten Mal eine Kunstausstellung mit Hobbykünstlern organisiert hätte.
Für die Künstler fand ich es schade, denn die hatten durchweg gute Arbeiten ausgestellt. Sie zumindest hätten eine solch niveaulose Eröffnung nicht verdient gehabt.
Vor dem Ende der Ausstellung zog sich WilhelmWiggenhagen mit seiner Frau, Termine vorschützend, in den Gasthof Hülsenbecker Tal zurück.
Das Hülsenbecker Tal ist ein schönes Tal, welches sich hervorragend für solch eine angedachte Ausstellung eignet. Nur, wenn man die Rahmenbedingungen der Planung und Organisation nicht nutzt, nützt das schönste Umfeld und die besten Künstler nichts.


Eine Woche später war Sprockhövel dran. Als ich den Platz gefunden hatte, traute ich meinen Augen nicht. Es war ein oberflächlich aufgeräumter Schrottplatz oder Baustoffplatz(?), der offensichtlich kurz vorher noch einmal schnell etwas hergerichtet wurde. 6 Künstler stellten ihre Exponate mehr oder weniger gedrängt auf diesem Lagerplatz dar.

  

Hier war die Ablaufplanung etwas besser gestaltet. Wobei aber auch hier den Künstlern nicht die notwendige Aufmerksamkeit zuteil wurde. Der Kurator Markus Nottke übergab immer an die Künstler die sodann ihr Werk erklären sollten. Wilhelm Wiggenhagen überreichte einen "Staffelstab", eine geätzte Glasplakette, dem Sprockhöveler Bürgermeister, Dr. Klaus Walterscheid, der sich auch artig bedankte. Auch hier hatten die Künstler ansprechende zeitgenössiche Kunst zur Ausstellung gebracht. Nur was nützt die beste Kunst wenn das Umfeld nicht stimmt? Das Ausstellungsareal war eben kein naturbelassenes Areal, sondern ein vormaliger Lagerplatz. Insoweit hätten die Ausstellungsbedingungen evaluiert werden müssen.
Nach der Ausstellung haben wir noch erfahren, dass das Gelände abgesperrt war. Da das Gelände mit Maschendraht umzäunt war, konnte also diese Ausstellung nicht ständig besichtigt werden.
Überprüft haben wir das allerdings nicht, wir haben uns auf die Aussage eines unserer Nutzer verlassen, der diese Ausstellung besuchen wollte. Auch diese Ausstellung kann ich nur als beschämend und niveaulos bezeichnen.


Eine weitere Woche später wurde in Schwelm die Ausstellung eröffnet. Bürgermeister Jochen Stobbe hatte sicher bei beiden Ausstellungseröffnungen die Schwachstellen erkannt und hatte dementsprechend vorgesorgt. Eine Bühne war aufgebaut und für den gastronomischen Bereich wurde eine Nachbarschaft eingesetzt.

                  

Auf dem Hof von Schloß Martfeld übernahm Bürgermeister Jochen Stobbe die Moderation, stellte sofort die anwesenden Künstler vor, leitete über zu seinem Kollegen aus Sprockhövel, der sodann die Glasplakette übergab.

Zuletzt übergab er an den Kurator (im Prospekt heißt es künstlerischer Leiter) Markus Nottke, den er bat die Führung durch den Kunstgarten zu übernehmen. Anwesend waren auch der Schirmherr Dr. Arnim Brux und Jürgen Fischer von der Projektkoordination der Ruhr2010.
Hier stimmte das Umfeld, die Hervorhebung der Künstler und die Organisation, wobei hier das Niveau weitaus höher war als bei den beiden vorangegangen Ausstellungen. Selbst  eine Jazzband "Braidhouse Jazzman" wurde aufgeboten. Ich bin mir dabei auch bewusst, dass Schloß Martfeld mit seinem weitläufigen Park eine hervorragende Kulisse für eine derartige Kunstausstellung bietet. Aber, und das ist wesentlich, Bürgermeister Jochen Stobbe drängte sich nicht in den Vordergrund, sondern zeigte immer wieder auf die Künstler und deren Kunstausstellung. Eine durchaus gelungene Eröffnungsausstellung.


Eine Woche später wurde in Gevelsberg, der letzten Station, die Ausstellung eröffnet.
Hier war es der Stadtgarten der als Ausstellungsfläche eingeteilt wurde. Souverän  und kompetent übernahm Bürgermeister Claus Jacobi die Moderation der Ausstellungseröffnung.

            
Er wusste auch den Faden zu spinnen zu der parallel stattfindenden Ausstellung des Gevelsberger Künstlervereins. Die Einordnung der Kunstwerke fiel ihm nicht schwer, er war gut vorbereitet. Er leitete leicht über zu der nun stattfindenden Führung des Kurators Markus Nottke. Wie in Schwelm lagen sichtbar die im Zusammenhang mit dem Projekt verfügbaren Flyer aus und darüber hinaus die Ruhr2010 Programme. Ein durchaus gelungener Nachmittag mit Niveau und dem Anlass angemessen.

Wenn man nun einmal von den beiden ersten verpatzen Ausstellungseröffnungen absieht, bleibt noch die Erwähnung, dass ein Gesamtkatalog oder auch vier Einzelkataloge nicht vorhanden waren. Der ausgegebene Flyer diente ja doch nur der einfachen Orientierung, kann aber nicht den Gesamtkatalog ersetzen. Hier war die Leitung von Markus Nottke und dem Kulturhauptstadtbeauftragten Carsten Michel ein weiteres Defizit unterlaufen, ein schwerwiegendes so  meine ich. Denn die Ruhr2010 GmbH als auch der Kreis hatten ja für solche Aufwendungen Zuschüsse gezahlt. Zumindest hätte Markus Nottke als künstlerischer Leiter (Kurator) darauf bestehen müssen. Den Katalog nachträglich drucken macht keinen Sinn, denn er dient ja als Führer durch die Ausstellungen. Was auch noch fehlte sind die notwendigen Pressemitteilungen die substanzielles hätten übermitteln sollen.

Wenn man einmal die chaotische Ennepetaler Eröffnung und den ungeeigneten Lagerplatz in Sprockhövel weg nimmt so ist die Idee eine geeignete Möglichkeit die Südstädte des EN-Kreises zu präsentieren, eine reizende und nachhaltige Idee, Kunst als Grundlage um Städte zu verbinden. Nur sollte man auch geeignete Personen in der Planung und Organisation einsetzen. Auch wäre es der Idee nicht abträglich gewesen, wenn zum Abschluss der Ausstellung meinetwegen eine Sternfahrt mit dem Fahrrad zu einem geeigneten Ort ausgeführt worden wäre. An diesem Ort hätte man sodann gemeinsam mit den     Künstlern, den Organisatoren, den Bürgermeistern und Beauftragten den Abschluss begehen können. Oder die Bürgermeister hätten mit den Künstlern und Interessierten die 4 Orte abfahren können.
Der Symbolwert dieser Veranstaltung hätte viel mehr in den Vordergrund gerückt werden können, wobei die Künstler eine weitere Würdigung ihres Tuns erfahren hätten.

Nun, vielleicht gelingt es ja sich in Zukunft einer besseren Planung und Organisation zu bedienen.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus dem EN-Kreis