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Schwelm, ein „Ort des Fortschritts“ und zwar zweimal

v.l.: Mechthild Hellermann, Bürgermeister Jochen Stobbe, Minister Michael Groschek und Andreas Koch   Foto: (c) Linde Arndt

v.l.: Mechthild Hellermann, Bürgermeister Jochen Stobbe, Minister Michael Groschek und Andreas Koch Foto: (c) Linde Arndt

 

 

[jpg] Die Schwelmer Politik spiegelt nicht die Meinung seiner Bürger wieder. Da werden einzelne Projekte ohne Sinn und Verstand nieder gemacht und diskreditiert. Da tauchen auf einmal angebliche Schwelmer auf, die sich noch nie politisch positioniert haben, jetzt aber ihren Stammtisch verlassen haben und den „Wutbürger“ spielen wollen. Alteingesessene Unternehmer werden madig gemacht, so dass sie sich zurück ziehen.

Kurz, man könnte meinen, Schwelm ist eine „sterbende Stadt“, die sich auf dem Weg der Bedeutungslosigkeit befindet. Die Titel Amtsgerichtsbezirk oder Kreisstadt, um nur mal zwei zu nennen, scheinen den „Schwelmern“ egal zu sein. Ist das wirklich so? Nein. Da gibt es zwei vorbildliche Beispiele die sich nicht von dem Gerangel zwischen Politik und Verwaltung beeinflussen ließen und einfach nur taten was getan werden musste.

Minister Michael Groschek (MBWSV ) bei seiner Ansprache im Ibach-Haus Foto: (c) Linde Arndt

Minister Michael Groschek (MBWSV ) bei seiner Ansprache im Ibach-Haus Foto: (c) Linde Arndt

Aus diesem Grunde schickte die Landesregierung den Minister für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen (MBWSV ) Michael Groschek um zwei Schwelmer Institutionen als „Ort des Fortschritts“ auszuzeichnen. Der Minister sah in seiner Rede im Schwelmer Ibach Haus, in beiden Projekten eine hervorragende soziale Kompetenz, die mit ihrer Signalwirkung andere gesellschaftliche Gruppen ermutigen wird. Gute Beispiele sollen Schule machen und diese Projekte sind gute Beispiele.

Bürgermeister Jochen Stobbe war denn auch hoch erfreut, aber auch überrascht gleich zweimal diese Auszeichnung registrieren zu können. Zeigt doch diese Anerkennung ein lebendiges Schwelm, welches die Stadt und seine Bürger beflügelt, es den Personen und Gruppen nachzuahmen.

 

Das „Schwelmer Modell“ von Mechthild Hellermann ist so ein Beispiel. Frau Hellermann hatte und hat eine Tochter mit Neurodermitis (atopisches Ekzem), eine Krankheit die nicht heilbar aber behandelbar ist, so die Schulmediziner. Frau Hellermann hatte sich nicht damit zufrieden gegeben und nach Möglichkeiten gesucht ihrer Tochter zu helfen. Es ging weiter mit der Gründung einer Selbsthilfegruppe mit einem regen Erfahrungsaustausch. Konsequenz dieser Selbsthilfegruppe war die Erkenntnis, dass Neurodermitis nicht nur eine enge Betrachtung der Krankheit als Hautkrankheit nach sich ziehen sollte, vielmehr war eine viel weitere Betrachtung notwendig um Erfolge im Hinblick einer Heilaussicht zu erreichen. Interdisziplinär wurden die Fachbereiche Ernährung, Psychologie, Pädagogik, Allergologie und Schulmediziner unterschiedlichster Fachrichtungen zu einem Therapieverband zusammen gerufen. Daraus entwickelte sich ein Therapiemodell, welches als „Schwelmer Modell“ nachhaltige Erfolge aufweisen kann. Die Tochter von Frau Hellermann, die heute über 30 Jahre alt ist, kann heute als geheilt betrachtet werden. Heute ist Frau Hellermann 67 Jahre alt und fragt sich wer eines Tages dem „Schwelmer Modell“ vorstehen möchte.

Minister Groschek überreichte Plakette und Urkunde als Zeichen der Wertschätzung des Landes NRW.

Es geht aber noch weiter. So wurde der „Ehrenamtliche Sozialdienst“ der Stadtverwaltung Schwelm um Andreas Koch ausgezeichnet. Mit einem Netzwerk von ehrenamtlichen Sozialhelfern mit den unterschiedlichsten Fähigkeiten wird z. Bsp. der Vereinsamung der Schwelmer Seniorinnen und Senioren entgegengewirkt. Senioren helfen Senioren um das Alter als lebenswert wahrzunehmen. Tatsächlich ist dieses Netzwerk auch ein Frühwarnsystem um Menschen zu ermuntern sich selber zu versorgen. Aber auch sich zu verändern um evtl. in einer anderen Umgebung eine höhere Lebensqualität zu erreichen.

Auch hier überreichte Minister Groschek Plakette und Urkunde als Zeichen der Wertschätzung des Landes NRW.

Ein festlicher Tag für die Ehrenämtler  Foto: (c) Linde Arndt

Ein festlicher Tag für die Ehrenämtler Foto: (c) Linde Arndt

Beide Projekte befinden sich nun in bester Gesellschaft, wie dem renommierten Wuppertaler Institut für Klima, Umwelt, Energie, dem Kulturwissenschaftlichen Institut Essen (KWI) aber auch Fröndenberger für Fröndenberger, ein Familienbündnis das das Miteinander der Generationen fördert.

Es ist also nicht alles so schlecht wie uns im Rat manch ein Politiker weismachen will. Diese Auszeichnungen betreffen das soziale Schwelm, welches ganz geräuschlos und eindrucksvoll funktioniert und jetzt durch das Land Anerkennung findet.

Vielleicht sollten die Ratsmitglieder sich mal wieder unter die Schwelmer mischen und erfahren wie es um diese bestellt ist. Sicher könnten sie, die Ratsmitglieder, sich eine Scheibe abschneiden, wie man sich uneigennützig für seine Stadt Schwelm einsetzt.

 

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Schwelm.

PS. Eine Fotogalerie über diesen Festakt finden Sie hier

 


 

 

Walter Gropius Enkel auf dem Neujahrsempfang in Düsseldorf

 
Eingang zum Haus der Architekten                                                                                                                                 Foto: ©   Linde Arndt
 

 

[jpg] Neujahrsempfänge haben eigentlich eine einfache Regel. Man sieht sich und wird gesehen, spricht miteinander und wünscht den anderen aber auch sich für das vor einem liegende Jahr viel Erfolg und natürlich Gesundheit. Alles soll heiter und gelassen ablaufen, ehe wir uns wieder unseren Arbeiten zuwenden. Netzwerker bestätigen sich nochmals der einmal auf genommenen Verbindungen. So auch der Neujahrsempfang 2013 der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf.


Präsident der Kammer Dipl.-Ing.BDB
Hartmut Miksch                Foto: © Linde Arndt
  Als Redner waren angekündigt der Präsident der Kammer Dipl.-Ing.BDB Hartmut Miksch und von der Landesregierung der Minister für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen Michael Groschek. Es versprach feinstofflich interessant zu werden, zumal in dem Bereich der anwesenden Architekten sehr viele sichtbare und unsichtbare Baustellen sich angesammelt haben. 300 Gäste hatten sich eingefunden als Hartmut Miksch das Mikrofon ergriff und mit seiner Rede begann. Er war froh als er von den Abschlussarbeiten der Novelle der nun auf den Weg gebrachten Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI) berichten konnte. Sowohl die strukturellen als auch die monetären Änderungen sind nun gefasst und kann von dem BMWi zur Abstimmung in Berlin vorgelegt werden.

Sorgen bereiteten ihm die Preise im Wohnraum, die inzwischen 40% der kleinen bis mittleren Einkommen der Mieter ausmachen. So zu beobachten auf der Rheinschiene. Wenn es nicht gelingt wieder angemessen bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, drohen soziale Spannungen. Den derzeitigen Finanzrahmen für den sozialen Wohnungsbau erachtet Miksch als zu niedrig und wünscht sich eine Anhebung. Schon jetzt ist der Bedarf für diesen Wohnraum weitaus höher als die Bauindustrie fertigstellt.

Ein weiteres Problemfeld ist der demografische Faktor aufgrund dessen 2,5 bis 3 Mio Wohnungen in den nächsten Jahren fehlen. Auch sieht er die Kommunen in der Verantwortung den sozialen Wohnungsbau auch im Hinblick  auf den demografischen Wandel wieder stärker auf die Agenda zu setzen. Mahnend will er keine Wohnungsbauten über 5 Stockwerke mehr sehen, dies waren Fehler in der Vergangenheit die soziale Probleme nach sich gezogen hatten. Schrecklich findet er, wenn man Kinder von Kitas oder Kindergärten aber auch Schulen in Containern unterbringt.

Es kann nicht sein Kinder in einem unflexiblen Raum, wenn man hier von Raum sprechen kann, auf die Schule oder das Leben vorzubereiten. Diese Kinder werden es sicher den Entscheidern und Organisatoren für solche Räume mit einem Mangel an ästhetischem Verständnis danken.

   
Präsident der Kammer Dipl.-Ing.BDB
Hartmut Miksch                Foto: © Linde Arndt

Trotz aller gesamtgesellschaftlicher Unkerei hat bei einer Umfrage bei den Kammermitgliedern eine überwiegend normale und maßvolle positive Sicht der Zukunft vorgelegen, was für Miksch eine gute Nachricht war. Seine Ansichten über die Baustelle CO2 wollte er aufgrund der schon fortgeschrittenen Zeit nicht zum Besten geben und übergab das Mikro an Michael "Mike" Groschek, den Minister für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen.

 


Michael "Mike" Groschek,  Minister für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen                                          Foto: © Linde Arndt
 

Groschek rief dann sogleich 2013 zum Jahr des Aufbruchs aus. Und so nebenbei solle die auf alle zukommende Schuldenbremse nicht zur Gestaltungsbremse werden. Über 1 Mrd. wird die Landesregierung für den Bereich Wohnungsbau zur Verfügung stellen. Er mahnte ein Umdenken und eine Horizonterweiterung an, Nicht die Wohnung oder das Gebäude allein wird als Grundlage stehen, vielmehr wird es eine Förderung für die Quartiere oder Viertel geben. Weg von sozialen Vierteln, hin zu bürgerlichen Vierteln, wobei hier die Kommunen die Prioritäten setzen sollen. Die Landesregierung wird nur das notwendige Rahmenverständnis definieren. Fehlentwicklungen im sozialen Wohnungsbau wie in Köln/Münster/Bonn erfahren eine Korrektur, indem die Mieten für sozialen Wohnraum angehoben werden um sie näher an den privaten Sektor zu führen dadurch werden nicht nachvollziehbare Boomgebiete vermieden. Die Kommunen will man mehr fordern um sie zu einer Bereitstellung von Grundstücken für den Wohnungsbau zu bewegen.

 

 300 Gäste hatte die Architektenkammer zu registrieren, es herrschte eine gute und zwanglose Stimmung. Und da der Landtag und die Staatskanzlei nur um die Ecke liegen, hatten sich auch mehrere ehemalige Minister als auch derzeitige Minister, Landtagsabgeordnete oder Staatsekretäre eingefunden.

   
Architektinnen und Architekten anlässlich des Neujahrsempfanges in Düsseldorf                                                  Foto: © Linde Arndt

 

Und ja, auch der Berliner Flughafen, Stuttgart 21 oder die Elbphilharmonie erfuhren eine gewisse Kommentierung. Ob allerdings die  in der Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen (VOB) vorgeschriebene Vergabe an den billigsten Anbieter Schuld an den Problemen haben  kann, ist doch mehr als fraglich. ist aber zumindest Mainstream. Man muss nicht den billigsten Anbieter nehmen. Wenn man einen anderen Anbieter nimmt muss das in einem engen Rahmen schlüssig dokumentiert werden, so die deutschen Obergerichte. Und hier fehlen den öffentlichen Händen die personellen Ressourcen.

Auch Sylvia Löhrmann, stellvertretende Ministerpräsidentin des Landes Nordrhein-Westfalen und Ministerin für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen, nahm am Neujahrsempfang der Architektenkammer im Haus der Architekten im Medienhafen Düsseldorf teil.

 

Hier wurden viele vertrauensvolle Gespräche mit den Initiatoren aber auch Gästen in lockerer Atmosphäre geführt. Es war ein sehr inspirierender Abend, wo viele Themen zur Sprache kamen und angeregte Diskussionen stattfanden.

 

       
Ministerin Sylvia Löhrmann
Foto:  ©  Linde Arndt

Noch was zu der ausgerufenen sogenannten Horizonterweiterung, hin zu Förderung von Vierteln/Quartieren, die Groschek ansprach. Die Quartiere waren im vorigen Jahrhundert schon vorbildlich organisiert worden. Der deutsche Werkbund hat sich da Anfang des 20. Jahrhunderts hervor getan. Ludwig Mies van der Rohe, Georg Metzendorf oder Franz Krause haben als Architekten im Bereich von neuen sozialen Vierteln Hervorragendes geleistet was heute weiter entwickelt werden müsste. Stuttgart mit der Weißenhofsiedlung, Essen mit der Margarethenhöhe, Bottrop mit dem Ortsteil Welheim oder die Lotte Neumann Siedlung in Wuppertal zeugen noch heute von einer architektonischen Avantgarde des vorigen Jahrhunderts an die wir sicher alle, Politik und Architektur, anknüpfen können. Man müsste nur die damaligen sozialen Netze wieder beleben, Walter Gropius war nicht nur Architekt, vielmehr trugen die interdisziplinären Verknüpfungen der damaligen Berliner Architekten zu einer größeren, kreativen Betrachtungsweise bei.

 

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Düsseldorf