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!SING 2015: Countdown ist aktiviert – Tickets jetzt bestellen

Sing of Song 2010 auf Schalke  Foto: Linde Arndt

Sing of Song 2010 auf Schalke Foto: Linde Arndt

In zehn Tagen entscheidet sich, ob das !SING Mitsingkonzert am 23. Mai 2015 möglich wird
Hejo, spann den Wagen an…
Oberhausen, Gelsenkirchen, 1. Oktober 2014 – Noch schwebt der Gesang der Tausenden über der Metropole Ruhr und hält das singende Wir-Gefühl an. Doch nun wird es ernst mit „Hejo, spann den Wagen an…“- nun heißt es Farbe bekennen, um das überwältigende Kanon-Erlebnis von 2010 wieder möglich zu machen.

„Hejo, spann den Wagen an“ wurde von allen Gruppen vor fünf Jahren immer dann angestimmt, wenn sie durch die Stadioneingänge hindurch liefen und mit großer Freude die Physik und den Widerhall des Klangs herausgefordert haben.

Bobby McFerrin  Foto: Linde Arndt

Bobby McFerrin Foto: Linde Arndt

Ein unvergessliches Erlebnis, ebenso wie die Gesangsimprovisation von Bobby McFerrin, die vor der Kulisse der 60.000 Sänger in Gelsenkirchen weltweit im Internet für Aufsehen sorgte. „Wir waren 2010 auf Schalke dabei“, schreiben die Wise Guys, „echt
elektrisierend und ein energetisches Sing-Erlebnis der besonderen Art, bei Day of Song mit so vielen anderen Sängerinnen und Sängern gemeinsam zu singen!

Einfach großartig! Und wir wünschen Allen, dass Pfingsten 2015 ein solches gemeinschaftliches Konzert erneut aufleben kann!“
Der Countdown läuft. Ab sofort sind alle, die in den vergangenen Jahren nach einer Neuauflage des großen Mitsingkonzerts gefragt haben, aufgefordert, Tickets für den 23. Mai 2015 zu reservieren und zu handeln. Die Frist endet am 10. Oktober 2014.

Nur noch wenige Tage verbleiben also, um 20.000 zusammen zu bekommen. Veranstalter des Konzertes ist die Schalke 04 Arena Management GmbH (AMG), die gemeinsam mit der Ruhr Tourismus GmbH (RTG) das Konzert auf die Beine stellen. Bezahlt werden müssen die Tickets erst, wenn es zu einem Konzert kommt.
„Mit einer Neuauflage des vierstimmigen Mitsing-Konzertes von 2010“, so Axel Biermann, RTG Geschäftsführer, „würden wir im Ruhrgebiet einen weiteren Meilenstein setzen.“ Die Neuauflage wäre das zweite vierstimmige Mitsingkonzert in der Musikgeschichte, was wir hier gemeinsam für 60.000 Menschen ermöglichen.

Viele stimmstarke Anmeldungen liegen bereits schon vor: der MGV-Saarn und Werkschor der Stadtwerke Duisburg mit 80 Stimmen, MGV Einigkeit 1880 Bochum mit 60 Vertretern, der Frauenchor Musica 1976 Heiligenhaus mit 55 Stimmen, der Philharmonische Chor Essen oder das Vokalensemble A Cappella Köln mit 45 Stimmen. „Doch es ist noch ein weiter Weg, um die 20.000 zu erreichen“, so Benedikte Baumann, künstlerische Projektleiterin für !SING 2015.

„Wir bitten alle Chöre, ihrem Wunsch auch wirklich Nachdruck zu verleihen und diese Chance nun zu nutzen.“

choere2010

Chor auf Schalke 2010 Foto: Linde Arndt

Konzept & Programm
Kooperationspartner
Das Konzert 2015 bietet ein Programm von Klassik bis Pop mit Stars der Opern- und Chorszene, wie ebenso der populären Musik. Namen der angefragten Künstler und Gruppen werden erst veröffentlicht, wenn das Konzert auch zustande kommt. Für Chöre gibt es Tickets ab 15 Euro, Einzelkarten auf der Tribüne ab 27 Euro. Garantiert werden 90 Minuten Programm, davon 80% zum Mitsingen und ein Abendprogramm, das im Preis inbegriffen ist, damit alle mitsingen können.

„Um es mit den Worten von Axel Prahl zu sagen“, resümiert Mechtild Nolden am 27.9. nach dem !SING 2014 Konzert des Tatort-Kommissars in Lünen, „Es geht doch nichts über ein gemeinsam gesungenes Lied!“.

Zur Registrierung: www.veltins-arena.de
Informationen auch unter www.dayofsong.de

!SING – DAY OF SONG ist ein interkommunales Netzwerkprojekt der Ruhr Tourismus GmbH (RTG) mit Unterstützung des Regionalverband Ruhr und des Ministeriums für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes NRW. Das Projektbüro part3 – Partizipation in Kunst und Kultur wurde von der RTG mit der künstlerischen Konzeptions- und Programmentwicklung und Kommunikation beauftragt.

Unübersehbares Bekenntnis

Opelplakat am Bochumer HauptbahnhofDie Metropole Ruhr hat EN-Mosaik viel gegeben, aus diesem Grunde solidarisieren wir uns mit den Opelanern. Neun mal 13 Meter groß – nur einen Steinwurf vom Bochumer Hauptbahnhof entfernt. Fünf ebenso markante wie bekannte Gesichter – mit einer eindeutigen Botschaft: „Spielzeitverlängerung für Opel Bochum über 2016 hinaus“ fordert seit dem heutigen Mittwoch ein riesiges Plakat an der Fassade eines Parkhauses in der Bochumer Innenstadt.

[ Bochum 11. Juli 2012 ] Fünf „Bochumer Jungs“ – „Tatort“-Kommissar Dietmar Bär, „Lindenstraßen“-Ikone Joachim-Hermann Luger, Grimme-Preisträger Armin Rohde, Ex-Nationalspieler Paul Freier und Jens Todt, Sportvorstand des VfL Bochum 1848 – treten gemeinsam für die Zukunft des Bochumer Opel-Werks ein, dem nach 2016 das Aus droht. Die Idee zu dieser Plakataktion stammt von der IHK Mittleres Ruhrgebiet und wurde mit Unterstützung der Stadt Bochum umgesetzt.
„Die Plakataktion von IHK und Stadt Bochum ist ein weithin sichtbares Zeichen der Solidarität mit den Opelanern. Seit 50 Jahren gehört Opel zu Bochum. Opel ist ein wichtiger Bestandteil in dieser Stadt und wird ein wichtiger Teil dieser Stadt bleiben. Dafür setzen wir uns ein. Und deshalb unterstützt die Stadt Bochum diese Aktion“, so Bochums Oberbürgermeisterin Dr. Ottilie Scholz.
Für Helmut Diegel, Hauptgeschäftsführer der IHK Mittleres Ruhrgebiet, ist die aktuelle Aktion eine weitere Facette zahlreicher Aktivitäten der jüngeren Vergangenheit und der Zukunft: „Wir haben mit der Ankündigung, dass das Bochumer Werk nicht schon 2015 geschlossen werden soll, bislang nur eines erreicht: zwei Jahre mehr Zeit, die Konzernspitze von General Motors davon zu überzeugen, dass das Aus für das Bochumer Werk betriebswirtschaftlicher Unsinn ist. Wenn GM Opel endlich den Zugang zu den Zukunftsmärkten der Welt ermöglicht, werden Absatz- und Umsatzzahlen zeigen, wie konkurrenzfähig Opel ist. Und die Effizienz des Bochumer Werkes mit seinen hoch qualifizierten Mitarbeitern ist sowieso unbestritten.“
Nicht nur Künstler und Sportler steigen selbstverständlich ohne Gage für das Bochumer Opel-Werk in den Ring. Auch die EGR stellt ihre Parkhaus-Fassade kostenlos zur Verfügung. Und Roland Niggemeyer, Geschäftsführer der Niggemeyer Bildproduktion, hat für die Plakat-Produktion auch keine Rechnung geschrieben:

„Bochum braucht Opel, aber Opel braucht auch Bochum. Natürlich mache ich als Bochumer bei so einer Aktion sofort mit.“

„Spielzeitverlängerung für Opel Bochum über 2016 hinaus“

wird mindestens bis Anfang August neben dem Hauptbahnhof hängen. Es soll ganz bewusst nicht nur in die Stadt wirken, sondern insbesondere Bahn-Reisenden die Verbundenheit der Bochumer mit ihrem Opel-Werk dokumentieren.

Jörg A. Linden

Day of Song: Die Metropole Ruhr singt – überall

Day of Song: Die Metropole Ruhr singt – überall
 

Die Metropole Ruhr erhebt die Stimme: Zum ersten Mal nach der Kulturhauptstadt RUHR.2010 feiert die gesamte Region den "!Sing – Day of Song" am 2. Juni. Pünktlich um 12.10 Uhr werden Menschen in allen 53 Städten gemeinsam und gleichzeitig singen. Angestimmt wird – was sonst im Ruhrgebiet – das Steigerlied.

Vom 1. bis 3. Juni stehen mehr als 500 Veranstaltungen rund ums Singen auf dem Programm der Metropole Ruhr. Über 50.000 Sänger wirken mit – doppelt so viele wie im Kulturhauptstadt-Jahr. Auf öffentlichen Plätzen, in Konzerthäusern, sozialen Einrichtungen, Schulen, Kindergärten, Hospizen und sogar in der Kluterhöhle in Ennepetal wird gesungen.

   
  Impressionen des !SING DAY OF SONG von 2010                                                                         Fotos: copy Linde Arndt  

Den Rahmen zum Day of Song bildet ein Konzert zum Sonnenuntergang am 1. und 2. Juni um 22 Uhr im Gasometer Oberhausen. Im Inneren des knapp 120 Meter hohen Industriedenkmals wird der stimmgewaltige Gesang der amerikanischen Opern- und Gospelsängerin Richetta Manager, verstärkt vom Opernchor des Musiktheaters im Revier, das Festival eröffnen.

Vielfalt wird groß geschrieben: Eine singende Klangbrücke zieht sich durch Essens Innenstadt: Vom Burgplatz über die Kettwiger Straße bis zum Kennedyplatz stimmen verschiedene Chöre ein. In Kamp-Lintfort singen die Lightning Souls auf dem Friedhof auf Wunsch der Angehörigen Barock und Gospel an den Gräbern. Musik aus Taizé ist in der Kapelle des St. Josef-Hospitals Bochum zu hören. In der Herner Kirchengemeinde St. Antonius führt die Erich-Klausener-Schule ein Michael Jackson Musical auf. Ein Supermarkt wird in Castrop-Rauxel kurzerhand in ein Konzerthaus verwandelt.

Infos und Programm: www.dayofsong.de

 

Kulturhauptstadt 2010 wird vielleicht „Grüne Hauptstadt Europas“

 [jpg] Es geht nicht mehr so Schlag auf Schlag wie im Kulturhauptstadtjahr 2010. Einesteils sind die Etats für Kultur massiv zusammen gestrichen worden und auf der anderen Seite scheint bei den Stadtoberen die Wichtigkeit von Kunst und Kultur nicht mehr in der Pipeline zu sein. Wie dem auch sei, die Metropole Ruhr muss, und ich sage ausdrücklich muss, weiter voran getrieben werden. Es geht um den vollzogenen Wandel aber auch um die Fähigkeiten Innovationen zu erarbeiten und umzusetzen. Gutes Beispiel: Bottrop als Innovation City. Was noch ein großes Handicap ist, in Brüssel kann sich die Metropole Ruhr nicht als Metropole, wie Paris oder London, bewerben. Auf Initiative der Städte Bochum, Dortmund und Essen sowie des Regionalverbandes Ruhr (RVR) wird zurzeit eine Bewerbung um den Titel "Grüne Hauptstadt Europas" vorbereitet.

 

Ziel des Kooperationsprojektes ist es, die Region mit ihren vielfältigen Leistungen zum Klimawandel und zur Energiewende zu präsentieren. Die Metropole Ruhr soll für Europa zum Laboratorium für innovative Ideen und Projekte werden.

Auf Grundlage von Gesprächen und Workshops mit zahlreichen Akteuren der Region ist ein Memorandum im Entwurf erarbeitet worden, das die zu erstellende Bewerbung inhaltlich begleiten soll. Die endgültige Fassung wird ab März allen Stadträten und Kreistagen der Metropole Ruhr vorgelegt. Ziel ist es, dieses Projekt auf eine breite Basis zu stellen.

Die Bewerbung um den Titel „Grüne Hauptstadt“ kann sich in die Aktivitäten von Bund, Land und Kommunen zum Thema „Klimaschutz und Energie“ hervorragend einfügen. Der Dreiklang aus dem regionalen Ansatz des Initiativkreises Ruhrgebiet mit dem Wettbewerb „Innovation City“, der regionalen Bewerbung um die „Grüne Hauptstadt Europas“ sowie der „Klima-Expo 2020“ der Landesregierung, bietet die Chance, internationale, europäische und regionale Themen intelligent miteinander zu vernetzen und in zeitlichen Abschnitten zu entwickeln.

Das Memorandum zur Bewerbung der Metropole Ruhr als „Grüne Hauptstadt Europas 2015“ stellt die inhaltliche Grundlage sowohl für die Bewerbung in Brüssel dar, als auch in Teilbereichen für eine „Klima-Expo“ in der Metropole Ruhr.

   
   vlnr.  Dr. Ernst Kratzsch (Bochum), Martin Lürwer (Dortmund ), Barbara Klask (RVR),Simone Raskob (Essen), Dr. Wolfgang Beckröge                                                                                                                                                         © Linde Arndt  

Zeitachse für die Bewerbung zur „Grünen Hauptstadt“ 2015
Die Bewerbung für das Jahr 2015 beginnt voraussichtlich im Juni 2012 mit der Veröffentlichung der Ausschreibungskriterien der Europäischen Union. Bis Ende Oktober 2012 ist die Bewerbung zur „Grünen Hauptstadt Europas“ einzureichen.

Im April 2013 verkündet die Jury in Brüssel die drei bis vier Finalisten. Die Ausgewählten müssen innerhalb eines Monats bis Mai 2013 eine endgültige Präsentation in Brüssel vorstellen.

Im Juni 2013 entscheidet die Jury über die Stadt, die 2015 „Grüne Hauptstadt Europas“ sein wird. Ab diesem Zeitpunkt würden die konkreten Planungen zur Durchführung dieses Ereignisses im Jahre 2015 beginnen.
Eine endgültige Entscheidung über die Form der Bewerbung ist von den Räten bis spätestens Juni 2012 zu treffen. Nach jetzigem Stand wäre dies abhängig von den dann gültigen Bewerbungskriterien in drei Varianten möglich:

  1.   gemeinsame Bewerbung als Metropole Ruhr
  2.   mehrere Bewerbungen aus den Großstädten mit mehr als 200.000 Einwohnern
      (Bochum, Dortmund, Duisburg, Essen, Gelsenkirchen, Oberhausen)
  3.   Bewerbung einer Großstadt als Bannerträgerin für die Metropole Ruhr

Die Varianten 2. und 3.  sind bereits heute formal bei der Europäischen Union zulässig. Für Variante 1), die alle Beteiligten favorisieren, werden seitens der Umweltdezernenten aus den Städten Bochum, Dortmund und Essen Gespräche auf EU-Ebene geführt, um die formale Zulässigkeit auch einer Metropolbewerbung weiter voranzutreiben.

Zur Unterstützung der Erhebung von Regionaldaten bzw. auch nicht vorhandener Daten in den Städten, werden seitens des Landes {LANUV (Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW) u. a.} vorhandene Daten kostenlos zur Verfügung gestellt. Gleiches gilt für die beim RVR vorhandenen Daten.

Seien wir gespannt wie sich die Metropole Ruhr weiter entwickelt.

 

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Essen

 

Es ist vorbei und beginnt jedoch ganz neu

[jpg] Drei Jahre dauert die Intendanz bei der Ruhrtriennale, dann wird der Stuhl des Intendanten wieder neu besetzt. Der neue Intendant findet alle Bühnen und Hallen leer vor; selbst der Vorhang wurde entfernt. Bereit für neue Ideen, bereit die verwaisten Hallen mit Leben zu füllen. Und so sind die Spielstätten in Bochum, Essen, Duisburg und Gladbeck nunmehr einer gewissen Tristesse ausgesetzt, zumal denn aber auch weil nunmehr die dunklen, feuchten und kalten Tage bis zum Beginn der neuen Intendanz vorherrschen werden.

Ruhe kehrt also in die Hallen ein, bis zum wahrscheinlich 16. August 2012. Dann wird unter der neuen Intendanz von Professor Heiner Goebbels aus Gießen sich zum ersten mal der Vorhang  für die Ruhrtriennale 2012 – 2014 öffnen. „Surrogate Cities“ heißt eines seiner herausragenden Werke in welchem die heutige Großstadt in ihrer Urbanität, also in ihrer Geschwindigkeit, Unbeständigkeit oder ihrem Wechsel, Rhythmus und ihrer Konfrontation mit jedem Einzelnen, beschrieben wird. Diese künstlerische Auseinandersetzung mit der modernen Großstadt passt punktgenau zu einer vielleicht werdenden Metropole Ruhr. So wird Professor Goebbels sicherlich einmal ganz andere Akzente in seiner Intendanz setzen, eben passend zu diesem schon lange andauernden Wandel der Metropole Ruhr.

Aber wenn ich diesen Artikel schreibe, schreibe ich diesen unter dem Eindruck der Verabschiedung von Professor Willy Decker mit einem 5 x 5 Meter großen Mandala in der Jahrhunderthalle Bochum.

Kulturministerin Ute Schäfer beschrieb eine gewisse Wehmut als sie den Weg zur Jahrhunderthalle anlässlich der Pressekonferenz zur Jahrhunderthalle herauf fuhr.

Vier Mönche aus Bhutan saßen und knieten vor und auf einem altarähnlichen Podest. Stille, nichts als Stille unterbrochen vom Klicken der Kameraverschlüsse. Bunter Sand wurde zwischen den Fingern der Mönche auf die vorgezeichneten große Fläche gestreut.Ein Mandala ist wie ein Palast in dem alle guten Gedanken aber auch der Atem sich treffen. Dieser Palast wird wie von oben gezeichnet mit dem extra angefertigten Sand „aufgestreut“. Es liegt ein 3D Gebilde (Palast) zugrunde, das sodann in 2D „gestreut“ wird.

   

 In einer früheren Unterweisung habe ich erfahren, dass es mehrere Buddhas gab. Die Vorstufe eines Buddhas ist ein Bodhisattva im Mahayana-Buddhismus. Und in diesem gestreuten Mandala treffen sich alle Buddhas und Bodhisattvas die für die Meditierenden sichtbar sind. Sie erfahren von allen Wünschen, Gebeten, Gedanken der sie umgebenen Personen. „Karuna“ heißt das Stichwort was im Buddhismus eine zentrale Rolle spielt. Und „Karuna“, was soviel wie mitfühlen oder auch mitleiden ( nicht i.S. von einem herablassenden Mitleid) bedeutet, nimmt alle diese in der meditativen Anfertigung des Mandalas erfahrenen feinstofflich anhaftenden Gedanken auf.

Dieser Palast Ruhrtriennale hatte viele gute Taten während der Intendanz von Professor Decker. Denken wir an die Premiere am 22. August 2009. Es war „Moses und Aron“ von Arnold Schönberg womit Professor Decker die Metropole Ruhr in der Jahrhunderthalle Bochum bekannt machte. Moses dem das Wort fehlte um es zu verkünden und Aron der es zwar kannte jedoch nicht anwenden konnte. 2010 starb im August Christoph Schlingensief der für dieses Jahr fest eingeplant war. Er sollte mit dem „Projekt S.M.A.S.H“ die Kunst der Gesellschaft neu auflegen: Die Kunst als Überlebenskämpferin der Menschheit. Das Henze Projekt mit „Gisela und dann 2011 mit „Tristan und Isolde“ ein Finale das alle in seinem Bann zog und erzittern lies. Decker brachte uns die Spiritualität näher: Der offene Geist der alles zu bewegen im Stande ist.

Das Scheitern des Einzelnen welches einen Neubeginn mit einer ungeahnten Kraft erbringt.

Was mich begeisterte: Es waren immer wieder viele junge Menschen bei den Aufführungen zu sehen. Es waren auch ganz einfache Zuschauer in den Hallen, die begeistert und nachdenklich den Aufführungen folgten.

Als ich mich mit Professor Decker über seine Wünsche unterhielt, so wusste er mir nichts geringeres als den weltlichen Frieden anzubieten. Geht es nicht kleiner, so meine Frage? Es ist schon klein genug, so Decker.

Und dann kam am Sonntag, dem 9. Oktober der Tag an dem das Mandala zerstört werden sollte.

 

Die Zerstörung des Mandala sollte vor einem großen Publikum [800 Gäste] in einem feierlichen Akt vorgenommen werden. Und es kamen auch Ministerin Ute Schäfer, Bundestagspräsident Norbert Lammert, Staatsekretär Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff um nur einige zu nennen, die wir sehen konnten.

   

Das Vokalensemble Chor Werk Ruhr stimmte uns mit einer mittelalterlichen Sequenz für Frauenstimmen von Hildegard von Bingen „De sancto Ruperto“ ein. Der Frauenchor sang in der Halle aus dem Hintergrund. Dann das „Lux aeterna“ ( Ewiges Licht ) von György Ligeti und dann „A Rose Is a Rose Is a Round“ von James Tenney. Jetzt stand der 16 stimmige Chor vorne gegenüber den Mönchen aus Bhutan. Die Leitung hatte Rupert Huber. Bis hier war es ein sehr, sehr feierlicher und gefasster Akt europäischer Prägung.

   

Als der Chor unter Applaus nach hinten abging, setzte nunmehr der Mönch Lopen Ugyen Dorji mit seinem rituellen Gesang ein. Es sind die Worte der Vorbereitung die notwendig sind um den eigentlichen Akt, die Zerstörung des Mandala, auszuführen. Von vier Seiten ging Dorji das Mandala an um mit einem Diamanten das Mandala zu zerstören. Wobei Zerstörung ist ein zu hartes Wort für diese Handlung. Denn wir sind es ja selber die in diesem Mandala sind, zwar nur unsere Gedanken, aber immerhin. Es ist mehr ein mitfühlendes öffnen der Zeichnung ( Palast ! ). Denn immerhin haben sich in diesem Mandala alle Buddhas und Bodhisattvas für einen kurzen Augenblick versammelt, und das sind nach den bekannten Aufzeichnungen nicht wenige. Auch das Zusammenfegen des Sandes ging mit der höchsten Achtsamkeit vor sich. Drei Gefäße wurden mit Sand gefüllt. Ein Gefäß wurde mit einer feierlichen Prozession dem an der Jahrhunderthalle gelegenen Gewässer übergeben. Das war es? Ja, mit dieser Handlung sind alle Inhalte der Intendanz von Professor Willy Decker dem Gewässer über geben worden.

   

Das schöne an dieser Geschichte ist, Deckers Jahre sind nicht weg, sie wurden dem unendlichen Universum gegeben. Jetzt ist der Platz geschaffen worden, das Neue kann kommen. Und wenn jemand irgendwo auf der Welt das Gefühl hat, genau das habe ich schon mal gesehen, gespürt, gefühlt,  es ist dann der nicht mehr anhaftende Geist der Ruhrtriennale 2009 – 2011 der in diesem Moment anwesend war.

Ich könnte jetzt noch Zahlen ohne Ende aufschreiben um ihnen zu sagen, was die Intendanz eines Professor Decker doch für ein Erfolg war. Aber was ist die Essenz dieser Intendanz? Nun, ich denke unter dem Eindruck der Zerstörung des Mandalas würde sehr gut ein sehr bekanntes Haiku passen:

 

Diese Tautropfen-Welt

Mag ein Tautropfen sein,

Und doch…

(Kobayashi Issa)

Kobayashi Issa schrieb dieses Haiku unter dem Eindruck des Verlustes seines Lieblingssohnes.

Übrigens fiel mir das Ende dieses Artikels ein als ich eine Besucherin mit einem Band von Haikus sah. Sie hatte so etwas heiteres an sich als ich mit ihr ins Gespräch kam. Vielleicht hatte sie die Gedanken in sich die das Sandkorn eines anderen Mandalas in ihr geweckt hatte. Wer weiß.

Von unserer Seite wünschen wir Herrn Professor Willy Decker alles Gutes auf seinem weiteren Weg und die heitere Gelassenheit die notwendig ist um ein Vorwärtskommen auf dem Weg, seinem Weg,  zu erreichen.

 

 

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Bochum

 

[alle Fotos © Linde Arndt]

 

Die Metropole und ihre Besucher

Nach einem wunderbaren Sommer erlebten die heimischen Regionen im letzten Jahr zusammen mit der Kulturhauptstadt einen starken Zuspruch. Sei es nun die klassische Städtereise oder der Jahresurlaub, die verschiedenen Regionen konnten so ein durchschnittliches Wachstum von 8,8 % verzeichnen.

War es vor wenigen Jahren noch schwer als Radfahrer oder klassischer Wanderer im Ruhrgebiet  ein Hotel zu finden, das darauf eingestellt war. So ist heute schon schwer ein Zimmer ohne Vorbestellung zu finden. Denn die entsprechenden Hotels in den Regionen sind meist sehr schnell ausgebucht. Bei den Städtereisen gibt es auch so etwas wie eine Neuorientierung und hiervon profitiert auch das Ruhrgebiet. Eine Region der man lange Jahre nur Ruß, Kohlenstaub, Hitze und eine kräftige Dunstglocke bescheinigt hatte, genau diese Region konnte im bundesweiten Vergleich mit zweistelligen Zuwachsraten glänzen. Und wer außer dem Ruhrgebiet könnte das wohl sein. Aus dem ehemaligen Schmelztiegel von Kohle und Stahl wurde im letzten Jahr mit Unterstützung der Kulturhauptstadt RUHR.2010, der Schmelztiegel der Kulturen.

Nun, wenn man in einer solchen Metropole lebt und arbeitet, dann gehören viele positiven und auch negativen Dinge die eine solche Metropole ausmachen  zur täglichen Betrachtungsfläche und treten nur dann in den Vordergrund, wenn Besucher mit einem ganz anderen Betrachtungswinkel auf die Menschen in der Metropole zu gehen.

In der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts war diese Region ausschließlich dafür da, den Rest der Republik mit Energie und Stahl zu versorgen. Als die Ressourcen dann so langsam zu Ende gingen, hat man dieser Region den sprichwörtlichen Tritt in den Hintern gegeben und fortan Global eingekauft. Von nun an hieß es hier, sterben der Montanindustrie mit allem was dazu gehört. Viele der Entscheidungsträger fielen umgehend in eine vorauseilende Lethargie und konnten noch nicht einmal den Besen in die Hand nehmen um den Kohlenstaub von den Straßen zu fegen.

Doch da waren noch so ein paar schillernde Vögel, so was wie Künstler und andere kulturbeflissene "ausse Kaue", die sich nicht unterkriegen ließen. Dazu gesellten sich ein paar kluge Köpfe die mit ihren Ideen in die verrückte Ecke gestellt wurden sich aber dennoch nicht beirren ließen. Sie schafften in den neunziger Jahren mit der IBA Emscherpark den Grundstock für den strukturellen Umbau. Zur Jahrtausendwende war einiges geschafft und vieles noch auf dem Weg. Doch die Besenhalter standen immer noch an der gleichen Stelle und hatten nichts besseres zu tun, als wieder einmal Lethargie zu verbreiten und die ganze Region gleich wieder in Kirchturmskreise aufzuteilen (auch Rosinenpicken genannt). Viele mußten darunter leiden, auch die Künstlerszene. Nun schafften es abermals ein paar kluge „Wirrköpfe“ einen weiteren Meilenstein vorweg in diese Region zu werfen, nämlich die Kulturhauptstadt. In den nächsten Jahren der Vorbereitung glaubte keiner so richtig bei diesem Begriff an etwas Positives. Die Protagonisten dieser Veranstaltung haben sich diesmal eine unschlagbare Verstärkung besorgt und zwar die 5,5 Millionen Einwohner dieser „Metropole“. Was, eine MetropoleRuhr so etwas gibt es doch garnicht sagten die Besenhalter und rührten sich nicht vom Fleck. Doch der dann folgenden Begeisterung der Menschen hatten auch sie nichts mehr entgegen zu setzen. Diese Begeisterung der Einwohner war vom ersten bis zum letzten Tag das tragende Gerüst (aus bestem heimischen Stahl).

Was hat das alles mit unseren Besuchern zu tun? Nun mit dieser Begeisterung wurden viele Neugierige angezogen und alle wollten sehen, was veranstalten die denn da? Viele von denen die dann kamen waren überrascht, denn Menschen und Region zeigten Kultur pur. Den Besuchern zeigte sich eine aufkeimende Kulturmetropole deren Vielfältigkeit und Qualität weltweit keinen Vergleich scheuen muß. So muß die Kultur nur auf die Besenhalter achten, denn die stehen immer noch oder schon wieder an den Ecken herum.

  

Doch dieses mal wird es schwieriger mit der Lethargie, denn nunmehr gibt es ein Zahlenwerk, das die positiven Ergebnisse unterstreicht. Jedes Bezirksparlament innerhalb der Metropole kann  sich die Zahlen ansehen und feststellen, was die vielen kleinen Maßnahmen im Zusammenspiel mit den wenigen großen Aktionen für die Besucher der Metropole war, nämlich ein derart positives Erlebnis das Viele noch genießen wollen.

  

Aber wie schaffen es die Bewohner der Metropole den Besenhaltern endlich Beine zu machen? Zuerst präsentiert man das Zahlenwerk und mit einem durchschnittlichen Zuwachs von über 13 % gegenüber dem Vorjahr hat man schon einmal eine solide Basis. Dieser Wert steigt in einigen Bezirken bis zu gut 30 % an und dieser Zuwachs an Besuchern sollte uns stolz machen und gleichzeitig anspornen die vielen Dinge anzugehen, die jetzt wiederum notwendig sind damit dies ein nachhaltiger Erfolg wird.

 

Dazu gehört ein einheitlicher Personennahverkehr nicht nur von West nach Ost (sprich RRX), sondern auch von Süd nach Nord, denn wer dies mit dem ÖPNV machen will, der hat in der gleichen Zeit mit dem ICE die Strecke nach Berlin zurück gelegt. Denn wenn sich hier die sieben  großen Gesellschaften zu einmal zwei Gesellschaften (KÖR = Bogestra, HCR, Vestische, DW21) und (VIA = DVG, EVAG, MVG) zusammen finden und darüber noch der VRR thront, dann ist klar am Mechtenberg ist die alte und neue Grenze. Dies ist alles, aber sicherlich nicht Besucher freundlich. Doch hier stehen sie wieder die Besenhalter und anstatt die Schienen zu fegen wird erstmal wieder das gemacht was man am Besten kann „Ausbremsen“! Doch das dies nicht die einzige „Baustelle“ ist, das ist all denen klar, die sich täglich via Blechlawine durch die Metropole bewegen. Ach und da werden die Besenhalter auf einmal ganz wach und haben grandiose Ideen. Wir brauchen einfach noch ein paar mehr und breitere Autobahnen, dann läßt sich die Lawine in den Griff bekommen. Da stellt sich die Frage; wo empfangen wir dann zukünftig unsere Gäste, auf der Autobahnraststätte?

 

Abba las ma, wenze mitte Bahn drei Stunden brauchs um innet Theater zu kommen, so brauchse mit dat Auto nur zweieinhalb, dat is doch wat newa!

 

Kritischer wird es nur dann, wenn unsere Besucher nach einem anstrengenden Kulturtag sich zur Ruhe betten wollen, da fehlt es vorne und hinten. Es gibt da gleich ein paar Stimmen, die meinen wir brauchen als Erstes ein paar Fünf-Sterne-Nachtlager. Nur den meisten Besuchern wäre ein gemütliches Familienhotel viel lieber und davon fehlen in der Metropole eine weit größere Zahl. Denn Kulturmetropole heißt schließlich, das Menschen aufeinander zugehen können, miteinander "nen Pilsken"  trinken und nicht im Luxus-Glas-Kasten alleine an der Bar sitzen.

 

Also geben wir unseren Besuchern, das was sie sich wünschen, ein kleines Stück unseres Lebensgefühls!

 

Glück Auf

 

Will Rumi

 

Herkules und die wahren Größen fon net Revier de wat andere Bilanz Teil 1

Seit gestern thront der Herkules zwar auf Nordstern, doch dat is nur`n Symbol für de wahren Größen von net Revier. Nicht die gigantischen Skulpturen oder die neuen „Wahrzeichen“ sind die lokalen Größen (neudeutsch Local Heroes), nein sie sind nur die Symbole auf unserer gemeinsamen Fahne!

Da waren es nicht nur die etwa 5.500 Veranstaltungen aller Größenordnungen. Da waren nicht nur Millionen von Menschen auf der Straße und haben gefeiert. Trotz aller Leitsätze der Kulturhauptstadt die Protagonisten herausgegeben haben, nein der Satz „Wandel durch Kultur“ beschreibt nicht wirklich was innerhalb dieses Jahres mit den Menschen hier passiert ist.

Daisy hatte pünktlich zu Beginn das Jahr der Kulturhauptstadt eingeläutet (eingeschneit) und als sich die ersten Knospen aus dem noch gefrorenen Boden dem Revierhimmel entgegen reckten, da brach sie auf die Kraft von 5,3 Millionen Menschen.

Keimlinge
Nachdem sich die ersten Gesichter noch etwas verdutzt ansahen, da wurde allen klar wir stehen auf dieser Bühne ganz vorne im Rampenlicht! Die Menschen aus den 53 Städten, die unter dem Dach der Kultur zusammen auf der Bühne standen bemerkten nun im Herzen etwas ganz eigentümliches.

Unsere UrGroßeltern haben die Integration von verschiedenen Volksgruppen und Stämmen durch lebt und dieses Ruhrgebiet zu dem gemacht was bisher alle kannten. Irgendwann zwischen den sechsziger und achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts ist dieses Pflänzchen mit aller politischen Macht verschüttet worden. Jede Stadt, jede Gemeinde wollte immer größer, breiter und höher bauen und arbeiten.

Als die IBA vor zehn Jahren anfing diesen Keimling „Kultur“ auszugraben, hatten nach ihrer Beendigung die Politiker der Region nix anders zu tun als wieda mit dat Haun und Stechen anzufangen un wat is dabei raus gekommen? Nix!!!

Visionen ausse Trümmer
Doch aus den politischen Trümmern der IBA haben einige Trümmerfrauen und -männer
eine neue Vision ans Tageslicht gebracht. Diese wurden auch anfangs von Allen im Revier etwas belächelt. Wir, eine Kulturhauptstadt? Doch als dann die Entscheidung für das Revier fiel, setzte sich mehr und mehr das Bewußtsein durch, ach weisse machen wa ma! Denn die Enkelkinder stellen fest; Da wa doch noch wat, wat war dat noch ma??? Die
Solidarität, unsere Sprache, unser Lebensgefühl!!!

  

Mensch wenn die Kicker von net Revier gegen einander spielen, dann dafse die Dorffahne hoch halten aber nich wennet um dat Ganze geht. Da gibbet nur einen Sturm un ein Tor auf dat wir stürmen. So ganz langsam begreifen die gewählten Vertreter ebenso wie der Amtsschimmel, was eigentlich im letzten Jahr hier im Ruhrpott so abgelaufen ist. Dabei stellt auch der Eine oder Andere fest, wenn ich auf das Schild gehoben wurde und ich keine gute Arbeit mache, dann kann ich ziemlich schnell wieder vom Schild fliegen. Viele Menschen in der Region leiden heute noch unter der SuperGebietsreform von 1975.

Die Reform von damals wurde getrieben von der Sucht nach noch mehr Größe, Macht und Zentralismus von den bis dahin schon großen Städten. Daher stellen sich immer mehr Menschen im Revier die Frage; wann wird aus dem Siedlungsverband endlich ein Ruhrparlament? Wann sprechen wir auch politisch mit einer Stimme?

Da haben manche Schildsteher die Rechnung ohne unsere Mädchen gemacht. Den „Petra“ konnte es nicht abwarten und mußte schon zum Finale das Jahr EINS nach 2010 mit Schnee und Frost versorgen. So zeigt uns die Natur wieder einmal auf ihre Weise was sie damit bezweckt, wenn im Winter vieles entschleunigt und in sich gekehrt zur Ruhe kommt. Wir haben jetzt ein Jahr lang wunderbar gefeiert und unsere Solidarität unter Beweis gestellt. Diese Gemeinsamkeit brauchen wir jetzt ganz dringend, wenn wir den Amtsschimmel vor den Pflug spannen und die Felder neu bestellen wollen.

Bis denne und Glück Auf

Will Rumi

 

Update: Ruhr.2010 das Finale 2010

[jpg] Es durchdringt uns alle aus dem Pressekorps und die Ruhr.2010 Machern eine tiefe Wehmut. Sind es in diesem Jahr doch die letzten Gespräche die notwendig sind um ein Finale für das Kulturhauptstadtjahr zu begleiten. Zuerst sollte es ja eine Abschlussfeier werden, nur was soll man als abgeschlossen sehen, was erst ein Impuls oder gar ein Fanal gewesen war.

Es muss und soll weiter gehen, so lange bis eine Metropole Ruhr sich etabliert hat. Gezeigt hat sich diese Metropole ja und zwar mit allen ihren Facetten die in ihr schlummerten. Es war ja alles da und musste nur freigelegt werden, wie Bürgermeisterin Leidemann von Witten sagte, es brauchte eine Klammer die das Ganze im Zusammenhalt zeigte und zeigen konnte.

Das Jahr neigt sich dem Ende zu und damit wird der Titel Kulturhauptstadt Europas an Turku in Finnland und Tallin in Estland für 2011 übergeben werden. Es war ein berauschendes Jahr 2010 mit der Metropole Ruhr und manchmal reichten uns die 24 Stunden des Tages nicht aus um alles aufzunehmen und damit umzusetzen.

Wer erinnert sich nicht an die Eröffnungsfeier mit dem Unwetter Daisy, welches dem Ruhrgebiet soviel Achtung und Respekt in der ganzen Welt einbrachte. Trotz dieses Unwetters kamen Tausende auf Zeche Zollverein um die Eröffnung zu feiern. Im internationalen Pressezentrum saßen die ausländischen Vertreter staunend herum und fragten ihre deutschen Kollegen, ist das normal bei euch?

Ja es war und ist normal bei uns. Und dann die vielen, vielen kleinen Projekte die die Kreativität und Fantasiebegabung der  "Ruhries" zeigten, alle wurden sie freundlich bis begeisternd aufgenommen. Ob das nun 2-3 Strassen, B1|A40, Ruhratoll, Grand Tour, Starke Orte oder auch das etwas größere Projekt Emscherkunst war, sie wussten alle überzeugend die Vielfalt der Metropole Ruhr in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Denken wir aber auch an die Großprojekte wie Schachtzeichen, Day of Song und letztendlich auch das Still-Leben. Die Bewohner der Metropole Ruhr zeigten was in ihnen steckte, 60.000 Sänger auf Schalke und rund 3 Millionen beim Still-Leben auf der A40. Alltagskunst pur, als tausende von Tischen und Bänken an einer Linie aufgereiht von ihren Bewohnern okkupiert wurden. Da kam Freude auf, viele fielen sich in die Arme und machten das was sie schon immer machten, sie feierten zusammen und zeigten ihre Ecken und Kanten, liebenswert und einnehmend. Ja, die Städtepartner der Ruhrgebietsstädte aus Europa und der Welt kamen und feierten mit, der europäische Gedanke feierte gleich mit und zeigte damit: Wir sind weltoffen!

Die Bilder gingen um die ganze Welt, die Volksrepublik China widmete diesen Ereignissen eine ganze Zeitung um nur mal die exotischste Zeitung zu erwähnen-wer hätte das gedacht.

Und die Presse? Ruhr 2010 hatte bis heute rund 120.000 Artikel in den unterschiedlichsten Medien, da gab es Radio, das Fernsehen, Print- und die Onlinemedien. Die Berichte und Artikel über die Ruhr2010 waren in den Statistiken immer in den Rennerlisten.

Nur einmal stockte uns der Atem, ausnahmslos allen, die Ereignisse der Loveparade stürzte uns in einen tiefen Krater der Trauer. Es war ja eine Ruhr.2010 Kooperation welche die nun 21 Toten und viele Verletzte und Traumatisierte hervorbrachte. Ruhr 2010 übernahm sofort die moralische Verantwortung für diese Katastrophe, drückte sich nicht und verhielt sich so wie das Ruhrgebiet das schon immer getan hatte. Die Bergwerkskatastrophen im Ruhrgebiet im vorigen Jahrhundert, da wurden die Verantwortungen nicht verweigert. Und dieses Verhalten  haben auch viele Menschen in der Region für richtig erkannt und setzten die Ereignisse der Loveparade nicht mit dem Kulturhauptstadtjahr gleich.

Wie gesagt, das Jahr ist fast zu Ende und es soll ein Finale geben, welches die Eröffnung nicht in den Schatten stellt, jedoch ihr in nichts nachsteht. Es soll ein Rückblick, eine weitere Darstellung aber auch ein Ausblick sein.

     
     

Die Hauptveranstaltung findet unter Beteiligung der Ministerpräsidentin des Landes NRW, Hannelore Kraft und des Landtagspräsidenten NRW Eckhard Uhlenberg am 18. Dezember im Nordsternpark Gelsenkirchen  statt.
Inszeniert wird die Veranstaltung wiederum von Gil Mehmert der auch für die Eröffnungsveranstaltung  Regie führte.

Es wird ein Finale mit fünf Akten an vier Orten geben.
Der WDR und 2010lab werden das Finale live übertragen und zu den anderen Orten schalten. Wieder etwas was es so noch nicht gab.

Am Nordsternpark wird ein Eintritt von 5,– Euro verlangt, da dort die Besucherzahl begrenzt ist. [Noch sind ca. 1.000 Karten verfügbar] An allen anderen Orten ist der Eintritt frei.

Nun zu der Organisation im einzelnen:

Prolog zum Finale:

[Den Flyer zur Veranstaltung können Sie sich hier ansehen und ausdrucken]

Die Urbanatix (Wir berichteten) stellt gut eine Woche vorher mit seinen Weltklasse Akrobaten in der Jahrhunderthalle in Bochum den Prolog dar. Hier werden die ersten Bilder und Motive aus dem Kulturhauptstadtjahr von jungen europäischen und internationalen Akrobaten mit ihren Ruhrgebiets Akrobaten Kollegen umgesetzt. Showtermine unter urbanatix.de.

Am 14. Dezember um 20:00Uhr diskutieren Ute Schäfer, NRW Ministerin für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport, Frauke Burgdorf, Vorstand Montag Stiftung Urbane Räume gAG, Dr.Oliver Scheytt,Geschäftsführer Ruhr.2010 GmbH, Mag. Gottfried Wagner, Ministerialrat im Bundesminsterium für Unterricht, Kunst und Kultur in Wien sowie Ulrich Deuter, Redakteur K.West. Moderation: Vasco Boenisch (WDR) im Ringlokschuppen in Mülheim an der Ruhr.

Thema: Und nun? 2011-neue Perspektiven für das Ruhrgebiet?

Finale

Vorab wird erst einmal am 17. Dezember das neue Wahrzeichen der Metropole Ruhr, der Herkules (18 Meter hoch und 23 Tonnen schwer) von Markus Lüpertz auf dem Dach des ehemaligen Schacht II der Zeche Nordstern in Gelsenkirchen feierlich bei Anbruch der Dunkelheit enthüllt. 103 Meter Höhe hat der Turm danach.

Gelsenkirchen am 18.Dezember von 17:15 – 18:20 Uhr Hauptprogramm

Die Festreden sind kaum verhallt schon beginnt die Show. Es wird ein großer Bogen gespannt, der von der Bewerbung über die einzelnen Projekte bis hin zum Ende des Kulturhauptstadtjahres reicht. In fünf Akten wird von der Bewerbung in Brüssel, über die Vorbereitungen, den einzelnen Projekten bis hin zu einer Metropole Ruhr zur Aufführung gebracht. Auch die Loveparade findet Eingang in diese Show, denn es soll nicht verdrängt werden. Bühne ist der Förderturm der ehemaligen Zeche Nordstern. Es wird filmisch und beleuchtungsmäßig ein Schiff die Zeche erfassen und auf eine wundersame Reise aufbrechen, dessen Ziel die Metropole Ruhr sein sollte.

Gelsenkirchen am 18.Dezember von 16:30 – 20:30 Uhr rund ums Amphitheater

Stimmungsvoll werden Emscher und der Park im Amphitheater mittels Lichtinstallationen und einem großen Lagerfeuer in Szene gesetzt. Es werden einzelne Highlights des Kulturhauptstadtjahres präsentiert die mit der Original Starlight Express-Band aus Bochum einen Musical Rahmen setzt.


Dortmund am 18. Dezember von 12:00 – 22:00 Uhr Dotmunder U

Steigen sie dem U auf´s Dach. Das Restaurant View auf dem Dach hat ein umfangreiches Bühnenprogramm vorbereitet. Die Dortmunder Philharmoniker und das Musiktheater Dortmund lassen sich neben der Glen Buschmann Akademie sowie dem Weltmusik-Ensemble Chantik im View blicken. Aber auch im Außenbereich ist ein umfangreiches Programm für den Besucher.
Ausstellungen im "U" runden das Ganze ab.

Per Public Viewing wird das Finale aus dem Gelsenkirchener Nordsternpark übertragen.


Foto: © Herzog & de Meuron

Duisburg am 18.Dezember von 16:30 – 19:30 Uhr Museum Küppersmühle, Innenhafen

Duisburg – Hafen der Kulturhauptstadt so inszeniert sich Duisburg und nimmt seine Bürger und Besucher mit.
Chöre des !Sing-Day of Song, zwei Schachtzeichen und zehn Stil-Lleben Tische erinnern an die Großprojekte im Mai und Juli. Viele Gäste aus mehreren Städten sind eingeladen ihre Kulturhauptstadtgeschichten auszutauschen. Musik und Kabarett werden das Ganze abrunden.
Ach ja, und die inzwischen weltweit bekannten Bräute aus Marxloh werden auch noch einmal im Duisburger Innenhafen auftreten.

Die Performance Ithaka bringt Licht und Wasser, Projektionen mit Rezitationen und Musik zusammen um große ruhige Bilder zu zeichnen. Der Leitgedanke "Entschleunigung" prägt das aufgeführte Stück, welches mit grenzüberschreitender Musik arbeitet. Kontemplativ wird am Ende der Performance die Katastrophe der Loveparade mit einbezogen.

Per Public Viewing wird das Finale aus dem Gelsenkirchener Nordsternpark übertragen.

Essen am 18.Dezember von 16:30 – 20:10 Zollverein, Sanaa Gebäude
 

Bevor die Folkwang Uni mit dem Fachbereich Fotografie und Design in das Sanaa Gebäude in 2011 einzieht wird aus dem Kubus des Sanaa Gebäudes noch einmal eine riesige 360 Grad Projektionsfläche erstellt. Innen und außen wird das Gebäude mit eindrucksvollen und abwechslungsreichen Programmen bespielt.
Essen schaut zurück auf das Jahr 2010; denn Essen war der Bannerträger des Kulturhauptstadtjahres. Der positive Zuspruch den auch Essen erlebt hat ist Ausdruck für die Bedeutung der Kultur in der Stadt als auch in der Region und ein nicht wegzudenkender Imagefaktor.

Griduo "Quadrangle" Performance, Zeche Zollverein from Jan Pauly on Vimeo.

Live Musik auf der Kubus Bühne, Autorenlesungen auf der Containerbühne, Ballett des Aalto Balletts im Sanaa Gebäude, Projektionsperformance mit Licht und Musik am und um das Gebäude und Poetry-Slam auf der Containerbühne, ein mehr als nur alltägliches Programm.

Gäste aus vielen Städten nehmen an zehn Still-Leben Tischen Platz um sich noch einmal zu begegnen und ihre Erlebnisse auszutauschen.

Per Public Viewing wird das Finale aus dem Gelsenkirchener Nordsternpark übertragen.

Und wenn wir alle am Abend nach Hause gehen oder zu einem anregenden Gespräch noch auf dem Gelände verweilen, so sollten wir eines aus diesem Jahr gewonnen haben: Miteinander geht es besser und ist auch spannender. Die 53 Städte des Kulturhauptstadtjahres mussten nicht ihre Identität aufgeben um mit einer anderen Stadt etwas zu machen.Alle Städte waren immer unverwechselbar Teil des Ganzen. Der Metropole Ruhr. Die Ruhr 2010 hat viele Türen zur Metropole Ruhr aufgemacht, nur jetzt müssen die Städte selber über die Schwelle gehen und das dürfte ja nicht so schwer sein. Ein Weg beginnt immer mit dem ersten Schritt, 2010 wurde dieser ersten Schritt gemacht. Die Bevölkerung hat ihn wie selbstverständlich gemacht, sie hat das getan was sie schon immer getan hat, sie hat ihre Zugehörigkeit zu dieser Region gezeigt und zwar mit einem starken Signal. Sie hat im Zusammenhang mit der Loveparade Katastrophe aber auch gezeigt, dass sie klare Werte hat und haben möchte. Auf Still-Leben haben sie gezeigt, dass sie es miteinander können, ohne Vorurteile wurden Gemeinsamkeiten und die Vielfalt des Ruhrgietes sichtbar. Jetzt ist die Politik dran, sie kann nicht einfach so weitermachen. Ein erster Schritt könnte sein, einen Regierungsbezirk Metropole Ruhr zu organisieren. Die Regierungsbezirke Münster, Arnsberg oder Düsseldorf können nicht unvoreingenommen die Interessen des Ruhrgebietes vertreten, die Grundkonflikte sind zu groß. Und der RVR ist noch zu schwach.
2011 wird es noch eine Ruhr2010 als Ruhr2011 geben aber eben auf Sparflamme. Viele Projekte werden noch organisatorisch begleitet um eine Nachhaltigkeit zu erreichen. Auf der anderen Seite ist die zukünftige Aufgabe Metropole Ruhr ein Dekadenprojekt, vielleicht wird ja 2020 noch einmal ein Still-Leben organisiert, wer weiß.

Der Südkreis mit den Städten Schwelm, Ennepetal, Gevelsberg und Sprockhövel sollte in diesem Zusammenhang eines gelernt haben, interkommunale Zusammenarbeit bedarf der Inhalte und Persönlichkeiten die der Sache "Netzwerk" dienen. Das renommierte Prognos Institut hat den EN-Kreis als Gebiet erkannt in welchem Potenzial vorhanden ist, welches aber auch noch verspielt werden kann. Vorsicht!

Voneinander Lernen sollte im Vordergrund stehen, und damit entsteht ein großes Ganzes. Und die Aufgaben der Zukunft werden um ein vielfaches größer sein, so dass eine Kommune wie die vier vorgenannten diese nicht mehr alleine stemmen können. Der heutige Vorteil einer einzelnen Kommune wird zum Nachteil wenn das Land zwangsweise andere Einheiten schafft, weil die bestehenden Einheiten keine Perspektiven haben. Einheiten auf freiwilliger Basis haben jedoch einen großen Vorteil, sie behalten ihre Identität und das sollte man aus dem Kulturhauptstadtjahr gelernt haben.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Gelsenkirchen


Kleine Galerie der Pressekonferenz und Besichtigung des Rohbaus Zeche Nordstern bis Stockwerk 18
Hier wird am 17./18.12.2010 der Herkules als neues Wahrzeichen montiert.
[Fotos: © Linde Arndt]