[jpg] Es durchdringt uns alle aus dem Pressekorps und die Ruhr.2010 Machern eine tiefe Wehmut. Sind es in diesem Jahr doch die letzten Gespräche die notwendig sind um ein Finale für das Kulturhauptstadtjahr zu begleiten. Zuerst sollte es ja eine Abschlussfeier werden, nur was soll man als abgeschlossen sehen, was erst ein Impuls oder gar ein Fanal gewesen war.
Es muss und soll weiter gehen, so lange bis eine Metropole Ruhr sich etabliert hat. Gezeigt hat sich diese Metropole ja und zwar mit allen ihren Facetten die in ihr schlummerten. Es war ja alles da und musste nur freigelegt werden, wie Bürgermeisterin Leidemann von Witten sagte, es brauchte eine Klammer die das Ganze im Zusammenhalt zeigte und zeigen konnte.
Das Jahr neigt sich dem Ende zu und damit wird der Titel Kulturhauptstadt Europas an Turku in Finnland und Tallin in Estland für 2011 übergeben werden. Es war ein berauschendes Jahr 2010 mit der Metropole Ruhr und manchmal reichten uns die 24 Stunden des Tages nicht aus um alles aufzunehmen und damit umzusetzen.
Wer erinnert sich nicht an die Eröffnungsfeier mit dem Unwetter Daisy, welches dem Ruhrgebiet soviel Achtung und Respekt in der ganzen Welt einbrachte. Trotz dieses Unwetters kamen Tausende auf Zeche Zollverein um die Eröffnung zu feiern. Im internationalen Pressezentrum saßen die ausländischen Vertreter staunend herum und fragten ihre deutschen Kollegen, ist das normal bei euch?
Ja es war und ist normal bei uns. Und dann die vielen, vielen kleinen Projekte die die Kreativität und Fantasiebegabung der "Ruhries" zeigten, alle wurden sie freundlich bis begeisternd aufgenommen. Ob das nun 2-3 Strassen, B1|A40, Ruhratoll, Grand Tour, Starke Orte oder auch das etwas größere Projekt Emscherkunst war, sie wussten alle überzeugend die Vielfalt der Metropole Ruhr in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Denken wir aber auch an die Großprojekte wie Schachtzeichen, Day of Song und letztendlich auch das Still-Leben. Die Bewohner der Metropole Ruhr zeigten was in ihnen steckte, 60.000 Sänger auf Schalke und rund 3 Millionen beim Still-Leben auf der A40. Alltagskunst pur, als tausende von Tischen und Bänken an einer Linie aufgereiht von ihren Bewohnern okkupiert wurden. Da kam Freude auf, viele fielen sich in die Arme und machten das was sie schon immer machten, sie feierten zusammen und zeigten ihre Ecken und Kanten, liebenswert und einnehmend. Ja, die Städtepartner der Ruhrgebietsstädte aus Europa und der Welt kamen und feierten mit, der europäische Gedanke feierte gleich mit und zeigte damit: Wir sind weltoffen!
Die Bilder gingen um die ganze Welt, die Volksrepublik China widmete diesen Ereignissen eine ganze Zeitung um nur mal die exotischste Zeitung zu erwähnen-wer hätte das gedacht.
Und die Presse? Ruhr 2010 hatte bis heute rund 120.000 Artikel in den unterschiedlichsten Medien, da gab es Radio, das Fernsehen, Print- und die Onlinemedien. Die Berichte und Artikel über die Ruhr2010 waren in den Statistiken immer in den Rennerlisten.
Nur einmal stockte uns der Atem, ausnahmslos allen, die Ereignisse der Loveparade stürzte uns in einen tiefen Krater der Trauer. Es war ja eine Ruhr.2010 Kooperation welche die nun 21 Toten und viele Verletzte und Traumatisierte hervorbrachte. Ruhr 2010 übernahm sofort die moralische Verantwortung für diese Katastrophe, drückte sich nicht und verhielt sich so wie das Ruhrgebiet das schon immer getan hatte. Die Bergwerkskatastrophen im Ruhrgebiet im vorigen Jahrhundert, da wurden die Verantwortungen nicht verweigert. Und dieses Verhalten haben auch viele Menschen in der Region für richtig erkannt und setzten die Ereignisse der Loveparade nicht mit dem Kulturhauptstadtjahr gleich.
Wie gesagt, das Jahr ist fast zu Ende und es soll ein Finale geben, welches die Eröffnung nicht in den Schatten stellt, jedoch ihr in nichts nachsteht. Es soll ein Rückblick, eine weitere Darstellung aber auch ein Ausblick sein.
Die Hauptveranstaltung findet unter Beteiligung der Ministerpräsidentin des Landes NRW, Hannelore Kraft und des Landtagspräsidenten NRW Eckhard Uhlenberg am 18. Dezember im Nordsternpark Gelsenkirchen statt.
Inszeniert wird die Veranstaltung wiederum von Gil Mehmert der auch für die Eröffnungsveranstaltung Regie führte.
Es wird ein Finale mit fünf Akten an vier Orten geben.
Der WDR und 2010lab werden das Finale live übertragen und zu den anderen Orten schalten. Wieder etwas was es so noch nicht gab.
Am Nordsternpark wird ein Eintritt von 5,– Euro verlangt, da dort die Besucherzahl begrenzt ist. [Noch sind ca. 1.000 Karten verfügbar] An allen anderen Orten ist der Eintritt frei.
Nun zu der Organisation im einzelnen:
Prolog zum Finale:
[Den Flyer zur Veranstaltung können Sie sich hier ansehen und ausdrucken]
Die Urbanatix (Wir berichteten) stellt gut eine Woche vorher mit seinen Weltklasse Akrobaten in der Jahrhunderthalle in Bochum den Prolog dar. Hier werden die ersten Bilder und Motive aus dem Kulturhauptstadtjahr von jungen europäischen und internationalen Akrobaten mit ihren Ruhrgebiets Akrobaten Kollegen umgesetzt. Showtermine unter urbanatix.de.
Am 14. Dezember um 20:00Uhr diskutieren Ute Schäfer, NRW Ministerin für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport, Frauke Burgdorf, Vorstand Montag Stiftung Urbane Räume gAG, Dr.Oliver Scheytt,Geschäftsführer Ruhr.2010 GmbH, Mag. Gottfried Wagner, Ministerialrat im Bundesminsterium für Unterricht, Kunst und Kultur in Wien sowie Ulrich Deuter, Redakteur K.West. Moderation: Vasco Boenisch (WDR) im Ringlokschuppen in Mülheim an der Ruhr.
Thema: Und nun? 2011-neue Perspektiven für das Ruhrgebiet?
Finale
Vorab wird erst einmal am 17. Dezember das neue Wahrzeichen der Metropole Ruhr, der Herkules (18 Meter hoch und 23 Tonnen schwer) von Markus Lüpertz auf dem Dach des ehemaligen Schacht II der Zeche Nordstern in Gelsenkirchen feierlich bei Anbruch der Dunkelheit enthüllt. 103 Meter Höhe hat der Turm danach.
Gelsenkirchen am 18.Dezember von 17:15 – 18:20 Uhr Hauptprogramm
Die Festreden sind kaum verhallt schon beginnt die Show. Es wird ein großer Bogen gespannt, der von der Bewerbung über die einzelnen Projekte bis hin zum Ende des Kulturhauptstadtjahres reicht. In fünf Akten wird von der Bewerbung in Brüssel, über die Vorbereitungen, den einzelnen Projekten bis hin zu einer Metropole Ruhr zur Aufführung gebracht. Auch die Loveparade findet Eingang in diese Show, denn es soll nicht verdrängt werden. Bühne ist der Förderturm der ehemaligen Zeche Nordstern. Es wird filmisch und beleuchtungsmäßig ein Schiff die Zeche erfassen und auf eine wundersame Reise aufbrechen, dessen Ziel die Metropole Ruhr sein sollte.
Gelsenkirchen am 18.Dezember von 16:30 – 20:30 Uhr rund ums Amphitheater
Stimmungsvoll werden Emscher und der Park im Amphitheater mittels Lichtinstallationen und einem großen Lagerfeuer in Szene gesetzt. Es werden einzelne Highlights des Kulturhauptstadtjahres präsentiert die mit der Original Starlight Express-Band aus Bochum einen Musical Rahmen setzt.
Dortmund am 18. Dezember von 12:00 – 22:00 Uhr Dotmunder U
Steigen sie dem U auf´s Dach. Das Restaurant View auf dem Dach hat ein umfangreiches Bühnenprogramm vorbereitet. Die Dortmunder Philharmoniker und das Musiktheater Dortmund lassen sich neben der Glen Buschmann Akademie sowie dem Weltmusik-Ensemble Chantik im View blicken. Aber auch im Außenbereich ist ein umfangreiches Programm für den Besucher.
Ausstellungen im "U" runden das Ganze ab.
Per Public Viewing wird das Finale aus dem Gelsenkirchener Nordsternpark übertragen.
Foto: © Herzog & de Meuron
Duisburg am 18.Dezember von 16:30 – 19:30 Uhr Museum Küppersmühle, Innenhafen
Duisburg – Hafen der Kulturhauptstadt so inszeniert sich Duisburg und nimmt seine Bürger und Besucher mit.
Chöre des !Sing-Day of Song, zwei Schachtzeichen und zehn Stil-Lleben Tische erinnern an die Großprojekte im Mai und Juli. Viele Gäste aus mehreren Städten sind eingeladen ihre Kulturhauptstadtgeschichten auszutauschen. Musik und Kabarett werden das Ganze abrunden.
Ach ja, und die inzwischen weltweit bekannten Bräute aus Marxloh werden auch noch einmal im Duisburger Innenhafen auftreten.
Die Performance Ithaka bringt Licht und Wasser, Projektionen mit Rezitationen und Musik zusammen um große ruhige Bilder zu zeichnen. Der Leitgedanke "Entschleunigung" prägt das aufgeführte Stück, welches mit grenzüberschreitender Musik arbeitet. Kontemplativ wird am Ende der Performance die Katastrophe der Loveparade mit einbezogen.
Per Public Viewing wird das Finale aus dem Gelsenkirchener Nordsternpark übertragen.
Essen am 18.Dezember von 16:30 – 20:10 Zollverein, Sanaa Gebäude
Bevor die Folkwang Uni mit dem Fachbereich Fotografie und Design in das Sanaa Gebäude in 2011 einzieht wird aus dem Kubus des Sanaa Gebäudes noch einmal eine riesige 360 Grad Projektionsfläche erstellt. Innen und außen wird das Gebäude mit eindrucksvollen und abwechslungsreichen Programmen bespielt.
Essen schaut zurück auf das Jahr 2010; denn Essen war der Bannerträger des Kulturhauptstadtjahres. Der positive Zuspruch den auch Essen erlebt hat ist Ausdruck für die Bedeutung der Kultur in der Stadt als auch in der Region und ein nicht wegzudenkender Imagefaktor.
Griduo "Quadrangle" Performance, Zeche Zollverein from Jan Pauly on Vimeo.
Live Musik auf der Kubus Bühne, Autorenlesungen auf der Containerbühne, Ballett des Aalto Balletts im Sanaa Gebäude, Projektionsperformance mit Licht und Musik am und um das Gebäude und Poetry-Slam auf der Containerbühne, ein mehr als nur alltägliches Programm.
Gäste aus vielen Städten nehmen an zehn Still-Leben Tischen Platz um sich noch einmal zu begegnen und ihre Erlebnisse auszutauschen.
Per Public Viewing wird das Finale aus dem Gelsenkirchener Nordsternpark übertragen.
Und wenn wir alle am Abend nach Hause gehen oder zu einem anregenden Gespräch noch auf dem Gelände verweilen, so sollten wir eines aus diesem Jahr gewonnen haben: Miteinander geht es besser und ist auch spannender. Die 53 Städte des Kulturhauptstadtjahres mussten nicht ihre Identität aufgeben um mit einer anderen Stadt etwas zu machen.Alle Städte waren immer unverwechselbar Teil des Ganzen. Der Metropole Ruhr. Die Ruhr 2010 hat viele Türen zur Metropole Ruhr aufgemacht, nur jetzt müssen die Städte selber über die Schwelle gehen und das dürfte ja nicht so schwer sein. Ein Weg beginnt immer mit dem ersten Schritt, 2010 wurde dieser ersten Schritt gemacht. Die Bevölkerung hat ihn wie selbstverständlich gemacht, sie hat das getan was sie schon immer getan hat, sie hat ihre Zugehörigkeit zu dieser Region gezeigt und zwar mit einem starken Signal. Sie hat im Zusammenhang mit der Loveparade Katastrophe aber auch gezeigt, dass sie klare Werte hat und haben möchte. Auf Still-Leben haben sie gezeigt, dass sie es miteinander können, ohne Vorurteile wurden Gemeinsamkeiten und die Vielfalt des Ruhrgietes sichtbar. Jetzt ist die Politik dran, sie kann nicht einfach so weitermachen. Ein erster Schritt könnte sein, einen Regierungsbezirk Metropole Ruhr zu organisieren. Die Regierungsbezirke Münster, Arnsberg oder Düsseldorf können nicht unvoreingenommen die Interessen des Ruhrgebietes vertreten, die Grundkonflikte sind zu groß. Und der RVR ist noch zu schwach.
2011 wird es noch eine Ruhr2010 als Ruhr2011 geben aber eben auf Sparflamme. Viele Projekte werden noch organisatorisch begleitet um eine Nachhaltigkeit zu erreichen. Auf der anderen Seite ist die zukünftige Aufgabe Metropole Ruhr ein Dekadenprojekt, vielleicht wird ja 2020 noch einmal ein Still-Leben organisiert, wer weiß.
Der Südkreis mit den Städten Schwelm, Ennepetal, Gevelsberg und Sprockhövel sollte in diesem Zusammenhang eines gelernt haben, interkommunale Zusammenarbeit bedarf der Inhalte und Persönlichkeiten die der Sache "Netzwerk" dienen. Das renommierte Prognos Institut hat den EN-Kreis als Gebiet erkannt in welchem Potenzial vorhanden ist, welches aber auch noch verspielt werden kann. Vorsicht!
Voneinander Lernen sollte im Vordergrund stehen, und damit entsteht ein großes Ganzes. Und die Aufgaben der Zukunft werden um ein vielfaches größer sein, so dass eine Kommune wie die vier vorgenannten diese nicht mehr alleine stemmen können. Der heutige Vorteil einer einzelnen Kommune wird zum Nachteil wenn das Land zwangsweise andere Einheiten schafft, weil die bestehenden Einheiten keine Perspektiven haben. Einheiten auf freiwilliger Basis haben jedoch einen großen Vorteil, sie behalten ihre Identität und das sollte man aus dem Kulturhauptstadtjahr gelernt haben.
Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Gelsenkirchen
Kleine Galerie der Pressekonferenz und Besichtigung des Rohbaus Zeche Nordstern bis Stockwerk 18
Hier wird am 17./18.12.2010 der Herkules als neues Wahrzeichen montiert.
[Fotos: © Linde Arndt]