Beiträge

Deutsches Fernsehen als Glückstyrann – Der 53. Grimmepreis

v.l.: Anna Maria Mühe (Darstellung), Jenni Zylka (Moderation) und Dr. Heike Huppertz (Juryvorsitzende) foto: (c) Linde Arndt

[jpg] Dass das deutsche Fernsehen im Umbruch ist, ist jedem der in der Kulturlandschaft arbeitet längst aufgefallen. Es gibt keine homogene Unterhaltungs- und Informationsstruktur mehr. Das Internet mit seiner ungeheuren Dynamik, spielt den Fuchs im Hühnerstall. Wobei der Hühnerstall, also die etablierten Medien, vergisst weiterhin Eier zu legen. Immer wieder versucht das Grimme Institut einen Ausgleich zwischen dem Anspruch und der Wirklichkeit in der deutschen Fernsehlandschaft zu schaffen. Es kann nicht gelingen; denn die Quote und damit die zu erwartenden Werbeeinnahmen stehen einem deutschen Qualitätsfernsehen im Wege. Trashfernsehen wird dem Zuschauer geboten, der damit auch gut bedient scheint. Die Programmverantwortlichen loben sich dementsprechend selber – Selbstbweihräuscherung statt Selbstkritik.

So haben die etablierten Medien ihr Programm danach ausgerichtet, wonach bis 22:00 Uhr, Sendungen die eine gewisse Massentauglichkeit haben, zu sehen sind. Nach den Spätnachrichten, die inzwischen auch massentauglich sind, kommen die etwas anspruchsvolleren Werke auf den Schirm.

Aber was heißt schon Anspruch in unserer heutigen Zeit, wo die Beliebigkeit uns doch überall begleitet.

 

Mitten in Deutschland: NSU – Die Täter – Heute ist nicht alle Tage“

Grimme-Direktorin Dr. Frauke Gerlach Foto: (c) Linde Arndt

 

Hier versuchen sich der Drehbuchautor Thomas Wendrich und der Regisseur Christian Schwochow mit dem NSU Komplex der neueren Geschichte Deutschlands. Der dreiteilige Film, der das Unfassbare fassbar machen will und zu einer Aufarbeitung führen soll, ist sicher ein erster Ansatz für eine dokumentarische Aufarbeitung. Wobei die Gerichte sich mit der Aufarbeitung schon schwer tun, so stellt der Film Fragen die nach Antworten suchen. Den Versuch die gesellschaftlichen sozialen Zusammenhänge aufzuzeigen, unternimmt der Film nicht, er zeigt nur die bekannten Klischees auf.

Und so bleibt die Frage an die Darstellerin der Beate Zschäpe, Anna Maria Mühe, welche Konsequenz und Handlungsempfehlung sie aus diesem Film ableiten würde, vollkommen unbeantwortet. Obwohl Anna Maria Mühe im Vorfeld, nach eigener Aussage, jede nur erdenkliche Information über die Rolle verarbeitet hatte, wusste sie nur der Politik den Handlungsbedarf zu zu schieben. Schade.

 
Schatten des Krieges: Das sowjetische Erbe | Das vergessene Verbrechen
 

Zunehmend kann man in Deutschland beobachten, wie versucht wird den Deutschen eine gewisse Opferrolle für die Gräueltaten des zweiten Weltkrieges in der damaligen Sowjetunion zu zu schreiben. Wie versucht wird die Verbrechen dieser Zeit zu relativieren, indem die Gräueltaten Stalins in den Vordergrund geschoben werden. Oder die Geschichtsklitterungen der deutschen Historiker die den zweiten Weltkrieg als ehrenwerter oder ritterlicher Kampf umzudeuten versuchen. Der Russlandfeldzug der Nazi-Deutschen,die sich zu sogenannten Übermenschen erklärten, also, war ein Krieg gegen Untermenschen.Und gegen Untermenschen braucht es keine Regeln oder galt das Menschenrecht nicht.

Artem Demenok (Buch/Regie) und Andreas Christoph Schmidt (Buch/Regie) haben versucht die Position zu wechseln und eine Dokumentation aus Sicht der überfallenen Russen zu zeigen, die einen hohen, allzu hohen Blutzoll von rund 27 Millionen Menschen zahlen mussten.

So geht Artem Demenok den Mythen und Legendenbildungen im Zusammenhang mit dem zweiten Weltkrieg nach. Den großen „Vaterländischen Krieg“ nennt man den zweiten Weltkrieg in Russland, monumentale Denkmäler an allen Orten wo die Sowjets zu tausenden abgeschlachtet wurden.

Beispiel Mamaja-Hügel, strategisch wichtig im damaligen Stalingrad. Dieser Hügel war im Krieg schwer umkämpft und wechselte zeitweilig täglich den Besitzer. Der Hügel war zuletzt meterdick mit Leichen übersät auf denen die Soldaten die Hügelspitze stürmten. Als das Schlachten in Stalingrad zu Ende war, wurden tausende Leichen von diesem Hügel abtransportiert, zwischen den Leichen und auf dem Hügel wurden unendlich viele Schrapnells der Artillerie entfernt, die Erde war verbrannt von den unzähligen Artilleriegeschossen. Das hier eines der größten Monumentaldenkmäler der Welt steht, scheint für den Regisseur Artem Demenok mehr ein emotionaler Moment zu sein. Über 500.000 Tote von 1.130.000 Verlusten hatte die damalige Sowjetunion in Stalingrad zu beklagen. Da kommt selbst einem kopfgesteuerten Mitteleuropäer der Gedanke des „Noch einmal davon gekommen zu sein“ in den Kopf.

Ja, ja, die Sprache. Russen und Mitteleuropäer sprechen nicht die gleiche Sprache, da wo die Russen rührselig werden, rührt sich bei dem Mitteleuropäer nichts. Überhaupt sind es andere Prioritäten die beide manchmal nicht zusammen kommen lassen. So verwundert es nicht wenn Artem Demenok die Geschichte aus der Sicht des Mitteleuropäers erzählt und diese Erzählung seinen Protagonisten in den Mund legt.

Andreas Christoph Schmidt befasst sich in seinem Beitrag „Das vergessene Verbrechen“ mit den 3,3 Millionen Sowjetsoldaten die  in deutscher Gefangenschaft umkamen. Sie verhungerten, wurden erschossen, erhängt, zu medizinischen Versuchen herangezogen oder starben einfach nur um verscharrt zu werden. Es nutzt nichts, wenn Bildmaterial vorhanden ist, welches nichts anderes zeigt, als die schweren und schwersten Menschenrechtsverletzungen der damaligen deutschen Wehrmacht und SS Verbände, wenn man nicht konsequent diese Verletzungen auch anprangert.

Statt einem neutralem, „es ist passiert“, sollte ein klares „Nie wieder“ oder „wie konnte das passieren“ als Credo heraus kommen. Es sind nicht die Russen mit ihrer Erinnerungskultur die maßgeregelt werden sollten, sondern die Deutschen, die es bis heute nicht geschafft haben diesen Krieg richtig einzuordnen – als ein Verbrechen.

Trotz allem ein kleiner Schritt zu einer gemeinsamen Geschichte die von beiden Ländern getragen werden könnte.

 

Wishlist I Dein Wunsch ist mir Befehl

Das Projekt „Whislist“ wird vorgestellt. Foto: (c) Linde Arndt

Marcel Becker-Neu (Buch/Regie), Marc Schießer (Buch/Regie) und Christina Ann Zalamea (Buch/Regie) (RB|MDR|FUNK) haben mit Wishlist etwas auf dem Weg gebracht, dass die Zielgruppe Jugendliche zu 100% anpeilt.

Da ist die eigene Sprache, „Es ist nicht so, dass ich etwas gegen Menschen hätte, aber ich bevorzuge sie am anderen Ende einer 100-Mbit-DSL-Leitung“ oder Begriffe wie „hatewatchen“, „de-abo“ und „Prank“, womit sich Jugendliche von der Erwachsenenwelt absetzen. Den Vater auf der anderen Seite des Notebooks via Skype mit „Alten Mann“ im abendlichen Plausch zu belegen, ist für ältere Menschen wohl gewöhnungsbedürftig. Aber für die Elterngerneration wäre Wishliste etwas, womit sie evtl. Zugang zu ihren Sprösslingen hätten.

Mit Wishlist, zeitgemäß eine App in den sozialen Medien, kann man sich was wünschen, eine Siri-ähnliche Stimme verlangt für jeden Wunsch eine Gegenleistung. Für einen rosa Elefanten muss man die Mülltonnen aus einem Hinterhof nach draußen stellen. Für die Freiheitsstatue eben den Rhein versanden. Die Stimme berechnet den Wunsch und schwupp verlangt sie eine Gegenleistung. Das hört sich alles so schön an, bis auf einmal die Konsequenzen sichtbar werden. So wird auf einmal eine Lehrerin gekündigt, die durch die Jugendlichen Probleme bekommt. Man ahnt, es sind dunkle Mächte am Spiel, wie es sich für eine moderne Mystery-Webserie gehört. Youtube und Twitter sei Dank, kann man die 10 Folgen in passenden 15 – 20 Minuten, also Smartphone tauglich, genießen. Die pädagogische Grundbotschaft „Seid vorsichtig im Internet“ kommt mal nicht mit dem erhoben Zeigefinger daher, sondern in einem Game welches voller Spannung zu eigenen Selbsterkenntnissen führt. Da ist selbst die gute alte Schwebebahn ein urbanes Requisit mit ungeheurer Spannung. Aber wen wundert die Produktion schon, wenn die Macher von Wishlist nicht weit von der Jugendlichenzeit sind.

Die Jury sagt dazu:“Wishlist ist leidenschaftlich, spannend, hervorragend produziert und originell – davon wünscht sich die Jury definitiv mehr.„

Bleibt die Frage an Funk und Fernsehen, warum mussten die Jugendlichen so lange warten?

 

Mut zur Lücke

Unsere Redaktion hat sich diese drei Produktionen beispielhaft zu Gemüte geführt und kann in einer Produktion der Jury folgen. In den beiden anderen Fällen hätte unsere Redaktion jedoch keinen Preis vergeben. Die Frage ist doch, warum kann man einen zu vergebenden Preis, halt nicht vergeben, weil man nicht überzeugt von der erbrachten Leistung ist? Nicht das die beiden Erstgenannten Produktionen schlecht sind, nein, auf keinen Fall, vielmehr sind es ganz normale Produktionen, eben keine herausragenden Produktionen. Und Grimmepreisträger sollten schon eine herausragende und beispielhafte Leistung erbracht haben. Der ehemalige Direktor des Grimme Instituts Dr. Uwe Kammann meinte einmal während einer Pressekonferenz, es gibt keine besseren Produktionen als die ausgewählten auf dem Markt. Worauf eine anwesende renommierte Schauspielerin meinte, man könne die Erwartungen doch etwas höher schrauben oder frei interpretiert, man muss sich nicht mit dem gelieferten abfinden. Recht hat sie.

 

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus dem Essener Grillotheater

Bundespräsident Joachim Gauck bei der Premiere von „Die Fremden“

v.l.; Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, Bundespräsident Joachim Gauck und Bürgermeister Werner Arndt Foto: (c) Linde Arndt

v.l.; Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, Bundespräsident Joachim Gauck und Bürgermeister Werner Arndt Foto: (c) Linde Arndt

Uraufführung von „Die Fremden“ am 2. Sept.´16 in der Kohlenmischhalle der ehemaligen Zeche Auguste Victoria in Marl

[Marl, 16. August 2016] Am 2.9.16 wird die Musiktheaterkreation „Die Fremden” in der Kohlenmischhalle der ehemaligen Zeche Auguste Victoria in Marl uraufgeführt. Zur Weltpremiere erwartet die Ruhrtriennale hohen Besuch aus Berlin: Bundespräsident Joachim Gauck und Daniela Schadt.

Die Inszenierung von Johan Simons basiert auf dem Roman „Der Fall Meursault – eine Gegendarstellung“ des algerischen Autors Kamel Daoud, der eine Antwort auf Albert Camus‘ weltberühmten Klassiker „Der Fremde“ verfasst hat. Darin gibt Daoud Camus‘ namenlosem Araber einen Namen und eine Biografie, er erzählt die Geschichte einer algerischen Familie von der Kolonialzeit bis heute. Die Uraufführung „Die Fremden“ bringt den „Fall Meursault“ nun erstmals in Deutschland auf die Bühne und mit ihm drängende Fragen von kultureller Identität in Zeiten von Post-Kolonialismus, Flucht und Integration. Heute stehen die Namen- und Gesichtslosen – die Fremden – millionenfach an unseren Grenzen, haben eine Geschichte, eine Identität, eine Kultur. Was uns unweigerlich zu der Frage führt, wer denn wir eigentlich sind? „Die Fremden“ ist politisches Musiktheater aus dem Herz und vom Rand Europas.

Johan Simons, Intendant der Ruhrtriennale 2015-2017: „Ich freue mich sehr darauf, den Bundespräsidenten bei der Ruhrtriennale zu begrüßen. Das ist natürlich eine Ehre für uns, dass er zur Premiere von „Die Fremden“ kommen wird. Es macht deutlich, wie wichtig es ist, dass Kunst sich mit aktuellen Themen, die die Menschen beschäftigen, auseinandersetzt. Joachim Gauck hat sich mehrfach zur Angst vor „Überfremdung“ geäußert und die Integrationsfähigkeit beider Seiten eingefordert. Unsere Aufführung setzt sich auch mit dieser Herausforderung auseinander, die Perspektive des Anderen einnehmen zu können und zu verstehen. Außerdem bin ich darauf gespannt, wie der Bundespräsident, der früher auch Pastor war, auf die kritische Diskussion um religiöse Ideologien in dem Stück reagieren wird. Die Ruhrtriennale 2016 ist noch politischer geworden, das unterstreicht auch der Besuch des Bundespräsidenten. Künstler wie auch Politiker treibt heute die gleiche Frage um: Was wird aus Europa?“

Neben dem Bundespräsidenten werden unter anderem Hannelore Kraft, Ministerpräsidentin des Landes Nordrhein-Westfalen, Kamel Daoud, Autor des Romans „Der Fall Meursault – eine Gegendarstellung“, Werner Arndt, Bürgermeister der Stadt Marl (SPD), sowie Bernd Tönjes, Vorstandsvorsitzender der RAG Aktiengesellschaft, anwesend sein.

Die Privaten erzielen mehr als nur ein Achtungserfolg bei den Grimme Awards

Grimme Award im Grimme-Institut Marl Foto: (c) Linde Arndt

Grimme Award im Grimme-Institut Marl Foto: (c) Linde Arndt

[jpg] Es ist immer spannend wenn das Grimme Institut die Preisträger bekannt gibt und ehrt. Diesmal war es der 52. Grimme Award der vergeben wurde.
Immer wieder wird mit diesem Preis auch der Zustand des deutschen Fernsehens sichtbar. In den letzten Jahren zeichnete sich ein Wettbewerb zwischen den öffentlich rechtlichen Anstalten, ARD und ZDF und den Privaten, SAT1, RTL oder PRO Sieben, ab. Dieses Jahr machten die Privaten gegenüber ARD und ZDF das Rennen.
Großes Aufsehen (Nicht wirklich) machte der Preis für Jan Böhmermann für seine Sendung „Neo Magazin Royale“ – eine satirische Late-Night -Show. Wie allseits bekannt bliebt Jan Böhmermann den Feierlichkeiten zur Grimme-Preis Verleihung fern. Wir wollen uns aber jetzt nicht an dem Medienrummel um Jan Böhmermann beteiligen – es ist eine Satire und gut ist.

Es gab dieses Jahr einen qualitativen Schub nach oben, wobei besonders die Serien eine Renaissance feierten.

Unsere Redaktion will ihnen einige der Preis die uns inspirierten näherbringen.

Patong Girl (ZDF)

Erstausstrahlung: Dienstag, 28.12.2015, 0:05 Uhr, ZDF

Grimme-Award für Pantong Girl v.l. Max Mauff und Aisawanya Areyawarrana Foto:(c) Linde Arndt

Grimme-Award für Pantong Girl v.l. Max Mauff und Aisawanya Areyawarrana Foto:(c) Linde Arndt

Es geht um den Sohn einer recht bürgerlich spießigen deutschen Familie. Die Familie macht in Thailand zu Weihnachten Urlaub. Es läuft nicht alles ganz rund mit dem Urlaub, die Unterbringung ist in der Nähe eines Vergnügungsviertels und auch sonst hatte sich die Familie den Urlaub ganz anders vorgestellt. Der jüngere Sohn von den beiden Söhnen vergnügt sich in dem Urlaubsdomizil und verliebt sich in die Thailänderin Fai (Aisawanya Areyawattana). Diese Liebe wird von Fai auch erwidert.
Als die Familie zurück fahren will, eröffnet Felix seiner Mutter, dass er mit Fai in Thailand zusammen bleiben will. Die Mutter ist entsetzt, vermutet sie doch in Fai eine Prostituierte. Felix hält seiner Mutter den Spruch „Man sieht nur mit dem Herzen gut“, von Antoine de Saint-Exupéry vor, den sie ihm in der Kindheit beigebracht hatte und legt auf. Auf der Fahrt zu Fais Eltern eröffnet Fai Felix, dass sie ein „Lady Boy“ ist. Felix ist verblüfft, steht aber zu seiner Liebe mit Fai.

Was den Film so sehenswert macht, er kommt so unaufgeregt daher. Die Story gäbe doch einen Moral- oder sogar einen Pornostreifen her. Nichts dergleichen. Es ist eine Liebesgeschichte die zwei junge Menschen tagtäglich erleben. Ja, es gibt sogar ein Happy End. Aisawanya Areyawattana ist ein „Lady Boy“, nur haben diese „Lady Boys“ in Thailand eine viel höhere Akzeptanz als in Deutschland. Denn der Buddhismus spricht von einer Seelenwanderung, die in diesem Falle nicht unbedingt mit den beiden Geschlechtern auskommt. Wie praktisch.
Wenn die Liebesgeschichte da nicht wäre, wäre dieser Film eine wunderbare Dokumentation über sexuelle Toleranz und Möglichkeiten des Zusammenlebens von zwei Menschen die bei uns sicher ihre gesellschaftlichen Probleme hätten. Vorurteile, Klischees oder Ängste gibt es in diesem Film nicht, es geht um die ganz normale Annäherung zweier Menschen die die Liebe halt ausgesucht hat. Felix und Fai könnten in Deutschland aber auch in anderen Ländern Brückenbauer sein, aber die Liebe der Beiden hat die Gräben ja schon zugeschüttet. Susanna Salonen hat mit ihrer Regie einen wunderbaren Film gemacht, der ein abgleiten in populistische Sphären unmöglich macht und das menschlich alltägliche ganz in den Vordergrund stellt.

Marhaba – Ankommen in Deutschland (n-tv)

Erstausstrahlung: ab Freitag, 25.09.2015, n-tv

Constantin Schreiber (Spezial für Reaktion und Moderation) Marhaba - Ankommen in Deutschland Foto: (c) Linde Arndt

Constantin Schreiber (Spezial für Reaktion und Moderation) Marhaba – Ankommen in Deutschland Foto: (c) Linde Arndt

So sollte Integration sein wie Constantin Schreiber seine Sendung aufgebaut hat. Immer sind es einige Minuten in denen uns Constantin Schreiber in die Welt des Zusammenlebens und „Von-einander-lernens“ führt. Constantin Schreiber hat eine ganze Zeit in den arabischen Ländern gelebt und spricht fließend arabisch. Der Sender N-TV, der zur RTL-Mediengruppe gehört, hat sich  mit Marhaba ein Format geschaffen, welches für diesen Sender außergewöhnlich ist.
Constantin Schreiber sucht sich einen syrischen Koch aus, geht mit ihm in eine deutsche Küche, um mit ihm die Unterschiede die zwischen den beiden Küchen besteht herauszuarbeiten. Nebenbei: Es gibt keine wesentlichen Unterschiede. In einem Nebensatz, in Syrien isst man sehr gerne und viel süße Speisen, die mit Honig gesüßt werden. Das sind aber keine Besonderheiten, sondern mehr Geschmacksrichtungen die wir in Deutschland im Nord/Süd Dialog auch haben.
Es ist eine Sendung die im Internetfernsehen gezeigt wird, wenn arabisch gesprochen wird, wird deutsch im Zeilenformat eingeblendet, wenn deutsch gesprochen wird, wird arabisch eingeblendet. So steht der syrische Koch dem deutschen Koch gegenüber und sie stellen fest, wir könnten zusammen arbeiten, nur dürfen wir nicht.
Warum? Der Gesetzgeber will das nicht.
Die Sendung kommt nicht moralisierend, mitleidseregend oder besserwisserisch, sondern zeigt die kulturellen und alltäglichen Unterschiede denen ein Kriegsflüchtling in Deutschland ausgesetzt ist. Schreiber bleibt aber hier nicht stehen, sondern zeigt auch Wege wie man die Unterschiede meistern kann, ohne sich selber zu verlieren. Gelungen ist aber auch der Verbreitungsweg indem die Sendung über das Internet gesendet wird. Denn der erste Kontakt mit der medialen Außenwelt findet in der Regel über die mobilen Smartphones statt. Es ist die gute alte Aufklärung die Schreiber hier betreibt. Nebenbei erfährt der deutsche „Ureinwohner“ von seinem Land etwas, was ihm (dem Ureinwohner) nicht mehr erinnerlich war.

Club der roten Bänder (VOX)

Erstausstrahlung: ab Montag, 09.11.2015, 20:15 Uhr, VOX

Grimme Award für "Club der roten Bänder" v.l. Tim Oliver Schultz, Luise Befort, Timur Bartels und Ivo Kortlang Foto: (c) Linde Arndt

Grimme Award für „Club der roten Bänder“ v.l. Tim Oliver Schultz, Luise Befort, Timur Bartels und Ivo Kortlang Foto: (c) Linde Arndt

In einem Krankenhaus auf einer Station verbringen mehrere Jugendliche die an Krebs erkrankt sind und den Alltag im Krankenhaus zwischen Operationen und Streiche spielen verbringen. Die Jugendlichen haben sich zusammen gefunden und die roten Operationsbänder weist sie als „Banden“ Mitglieder aus. Jonas (Damian Hardung) soll der Unterschenkel amputiert werden. Am Vorabend beschließen die Jugendlichen eine Abschiedsparty für den Unterschenkel von Jonas zu geben. Leo (Tim Oliver Schultz ) der Zimmernachbar von Jonas, will ein Mädchen zu dieser Feier einladen. Hier kommt Emma (Luise Befort) die an einer Essstörung leidet ins Spiel.
Die Jugendliche bauen sich in diesem Krankenhaus ihren eigenen Kosmos mit eigenen Regeln. Ihr Verständnis als Gruppe führt sie zwanglos in eine Welt voller Lebensfreude, obwohl die Krankheiten dies nicht zulassen würden. Es sind 10 Folgen in der ersten Staffel. Wie die Planung aussieht, soll es eine zweite Staffel geben.

Es ist ein Drama erster Güte. Gleichzeitig kommen diese Jugendlichen nicht mit der Mitleidsschiene daher, ihr Credo, wir wollen Leben auch in diesem von uns gezimmerten Kosmos. Das zuweilen der Wechsel von Tragik zur Komik zu schnell für den Zuschauer daher kommt macht einen gewissen Reiz. Die Erwachsenenwelt wird, so möglich, vollkommen ausgeblendet. Durch die Krankheit haben die Jugendlichen Narrenfreiheiten, die sie den Zwängen der Erwachsenenwelt entziehen. Irgendwie erinnert die Sendung an den französischen Film „Ziemlich beste Freunde“ mit François Cluzet und Omar Sy, auch hier geht François Cluzet mit seiner Krankheit um als wolle er ein Leben in der fast Regungslosigkeit in vollen Zügen genießen, dies wurde ihm aber nur durch Omar Sy als Driss ermöglicht der ihm eine andere Sicht auf sein Leben eröffnete.
Es werden Grenzen überschritten, die man Angesicht der dramatischen Lebensumstände normalerweise nicht überschreitet.

Unsere Redaktion hat diese prämierten Werke deshalb ausgesucht, nicht weil sie besser sind als die anderen, vielmehr machen diese Geehrten einen Tabubruch. Über Sexualität spricht man nicht und schon gar nicht wenn auch noch irgendwie die Homosexualität oder Transsexualität ein Thema ist.
Oder man spricht zwar über die Integration der Kriegsflüchtlinge, kann aber keine pragmatischen Konzepte vorweisen. Und Krebs, überhaupt Krankheiten, werden am besten in die Banlieue einer Stadt verband.

So sind unserer Meinung nach alle drei Werke gute Beispiele die Rührseligkeiten die manchen Filme anhängen vergessen zu machen.

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Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Marl
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Holen die Privaten jetzt auf? Grimme-Preis ´16

Heissbegeht - Der Grimme-Preis Foto: (c) Linde Arndt

Heissbegeht – Der Grimme-Preis Foto: (c) Linde Arndt

[Essen] Der Durchmarsch der Serie in der Fiktion und eine erfolgreiche Bilanz der privaten Sender kennzeichnen das Grimme-Fernsehjahr 2015. Erstmals wurden Preise nach den überarbeiteten Preisstatuten der begehrtesten deutschen TV-Auszeichnung vergeben. „Die Einführung der neuen Grimme-Kategorie Kinder & Jugend sowie die neuen Rubriken ‚Besondere Journalistische Leistung‘ und ‚Innovation‘ haben die Diskussion um Qualität, journalistische Standards und die Entwicklungsfähigkeit des Programmschaffens in den Jurys und Kommissionen enorm bereichert“, so Grimme-Direktorin Dr. Frauke Gerlach.
In der neu geschaffenen Kategorie Kinder & Jugend wurden zwei der drei möglichen Preise vergeben. Für den Mehrteiler „Club der roten Bänder“ (VOX) dürfen Arne Nolting und Jan Martin Scharf (Buch und Regie), Gerda Müller und Jan Kromschröder (Produktion) sowie Tim Oliver Schultz als Anführer des „Clubs der roten Bänder“ (Darstellung) jeweils eine Trophäe entgegennehmen. Diana Jung, Peter Kroker und Matthias Franzmann werden für die Redaktion der Mitmach-Sendung „Ene Mene Bu“ (KiKA) ausgezeichnet.
In der Kategorie Fiktion werden Annette Hess (Buch), Friedemann Fromm (Buch und Regie), Frank Godt (Szenenbild), Jörg Hartmann und Ruth Reinecke (beide Darstellung) sowie Regina Ziegler und Mark Müller-Kaldenberg (Produktion) mit einem Grimme-Preis für die dritte Staffel der Serie „Weissensee“ (MDR/Degeto) geehrt. Für „Deutschland 83“ (RTL) können sich Anna und Jörg Winger (Creator), Edward Berger und Samira Radsi (Regie), Lars Lange (Szenenbild), Reinhold Heil (Komposition und Musikarrangement) und Jonas Nay (Darstellung) über eine Trophäe freuen. Ein Spezialpreis geht an Anke Greifeneder, Arne Nolting, Jan Martin Scharf und Philipp Steffens für die Serie „Weinberg“ (TNT Serie). Mit dem einzigen Preis für ein Einzelstück, der in diesem Jahr in der Kategorie Fiktion vergeben wird, zeichnet die Jury „Patong Girl“ (ZDF) aus: Neben Susanne Salonen (Buch und Regie) dürfen Max Mauff und Aisawanya Areyawattana (Darstellung) sowie Andrea Ufer und Gunter Hanfgarn (Produktion) einen Preis entgegennehmen. Der erstmals in diesem Jahr ausgelobte fakultative Preis für „Innovation“ wurde in der Kategorie Fiktion nicht vergeben. „Die Auszeichnung von gleich drei Serien zeigt, was für ein besonderes Jahr 2015 für serielle Stoffe im deutschen Fernsehen gewesen ist“, sagte Frauke Gerlach: „Wir sehen hier die Renaissance eines Formats – und dass sich Ausdauer und Risikofreude lohnen.“
Fünf Preise werden in der Kategorie Information & Kultur vergeben: Für die Langzeitdokumentation „Göttliche Lage“ (WDR / ARTE) werden Michael Loeken und Ulrike Franke (Buch und Regie) ausgezeichnet, Jürgen Brügger und Jörg Haaßengier (Buch und Regie) erhalten eine Trophäe für „Vom Ordnen der Dinge“ (ZDF/ARTE). Für „Die Folgen der Tat“ (WDR/SWR/NDR) zeichnet die Jury Julia Albrecht und Dagmar Gallenmüller (Buch und Regie) aus. Ein Spezialpreis für die Moderation und Redaktion der Sendereihe „Marhaba – Ankommen in Deutschland“ (N-TV) geht an Constantin Schreiber, der selbst auch für arabische Sender arbeitet.
Mit dem in diesem Jahr zum ersten Mal verliehenen Preis für eine „Besondere Journalistische Leistung“ innerhalb der Kategorie „Information & Kultur“ wird Daniel Harrich stellvertretend für das Team von „Tödliche Exporte“ (SWR/BR) ausgezeichnet. Die Jury lobt die „außergewöhnliche investigative Recherche“ zum Thema des illegalen Waffenhandels und die „beispielhafte Aufbereitung des zusammengeführten Materials in verschiedenen Fernsehformaten“.
„Ich freue mich sehr, dass die Jury unsere Preisreform, die Grimme in die digitalen Zeiten führen soll, bereits in diesem Jahr umsetzen konnte. Mit ‚Marhaba‘ wurde zum ersten Mal ein Format ausgezeichnet, das zunächst ausschließlich für das Netz produziert und dort zur Verfügung gestellt wurde“, sagte Frauke Gerlach. „Darüber hinaus hat N-TV als privater Sender großes gesellschaftliches Engagement bewiesen, ein solches Format in kürzester Zeit zu entwickeln und zu etablieren“, so Gerlach. Seit diesem Jahr können auch Programme oder Formate mit fernsehgemäßer Gestaltung am Wettbewerb teilnehmen, die nicht mehr originär für das Fernsehen produziert und dort gesendet werden.
Der Publikumspreis der Marler Gruppe, die in diesem Jahr das Kontingent der Kategorie Information & Kultur gesichtet und bewertet hat, geht an den Mehrteiler „Kunst und Verbrechen“ (3sat). Neben Ilka Franzmann, Carl von Karstedt, Sylvie Kürsten und Andreas Gräfenstein (alle Buch und Regie) möchte die Marler Gruppe die besondere Leistung des Grafik- und Animationsteams hervorheben und zeichnet dafür Andreea und Michael Wende aus.
Für „Schorsch Aigner – der Mann, der Franz Beckenbauer war“ erhalten Olli Dittrich und Tom Theunissen (Buch und Regie) sowie Marcus Foag (Produktion) einen Grimme-Preis in der Kategorie Unterhaltung. Auch Jan Böhmermann, Philipp Käßbohrer und Matthias Murmann (Idee) können sich über eine Auszeichnung freuen – für den Beitrag „Hashtag Varoufake“ im „Neo Magazin Royale“ (ZDFneo) gibt es einen Spezial-Preis.

Der 2016 zum ersten Mal verliehene Innovationspreis in der Kategorie Unterhaltung geht an Dominik Bretsch und Simon Hufeisen (Buch und Regie) sowie Søren Schumann (Redaktion) für das Format „Streetphilosophy“ (RBB/ARTE). „In einer halben Stunde großen Philosophen und / oder großen Fragen nachzuforschen „das ist außergewöhnlich“, lobt die Jury. Das vierteilige Format „nimmt die Zuschauer mit auf die Straße, auf eine Reise, die das verdeutlicht, was Philosophie auch ist: eine Suche – mit ungewissem Weg und ungewissem Ziel“.

Die Verleihung des Grimme-Preises findet am 8. April 2016 im Theater Marl statt und wird von 3sat ab 19:30 Uhr im Livestream übertragen sowie zeitversetzt ab 22:35 Uhr auf 3sat ausgestrahlt.

Den 52. Grimme-Preis unterstützen die Daimler AG und RWE als Hauptsponsoren sowie Evonik. Stifter des Grimme-Preises ist der Deutsche Volkshochschulverband DVV, weitere Partner sind das Land Nordrhein-Westfalen, das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF), der Westdeutsche Rundfunk (WDR) und 3sat.

Crossmedia, oder was? Grimmepreis 2015

[jpg] Etwas mehr Mut, war eine Forderung an die Fernsehmacher. Bitte sehr, im 51. Grimmejahr 2015 hat es etwas mehr Mut gegeben.

Dabei wäre es den öffentlich rechtlichen ein Leichtes einmal mit großem Mut die Einschaltquote abzuschalten und etwas zu wagen. Den Auftrag haben sie ja und die Finanzierung ist durch die Gebühren auch gesichert. Wenn es schief geht, kann man ja den Gärtner feuern, der sich als Programmmacher ausgegeben hat.

Manch einer musste sein Notebook mit dem Fernseher verbinden um sich dann, über die ARD Mediathek, den Tatort vom HR „Im Schmerz geboren“ anzusehen. Es war ein ungewöhnlicher Tatort, anders als die eingespielten Tatorte die mehr oder weniger so dahin plätschern. Ein Garagenbesitzer (Alexander Held) der eine Shakespeare Bühne hat und ab und an seinen Angestellten aus den Stücken dieses großen Dichters zitiert. Held ist aber auch noch der Hintergrunderzähler und Chronist. Und, es waren noch nie so viele Tote, 55 an der Zahl, zu sehen wie in diesem Tatort. Ulrich Matthes (Richard Harloff) und Ulrich Tukur (Kommissar Murot), ehemalige Freunde treffen aufeinander und haben eine Rechnung der Rache zu begleichen. In keiner Sekunde traut man sich die Toilette aufzusuchen – Spannung pur. Wegen der Toten? Nein, wegen dem Format, der Story und der großartigen Schauspieler, die man offensichtlich von der Leine gelassen hatte. Für deutsche Verhältnisse ein mutiger Film – weiter so, so was brauchen wir.

Jochen Stern  Foto: Linde Arndt

Jochen Stern Foto: Linde Arndt

Ilse Strambowski  Foto: Linde Arndt

Ilse Strambowski Foto: Linde Arndt

 

„Altersglühen – Speed Dating für Senioren“ vom WDR/NDR. Autor und Regisseur Jan Georg Schütte gibt seinen Darstellern jede nur erdenkliche Freiheit, eine Person zu spielen für die es kein Drehbuch gibt. Es gibt einen Namen und eine kurze Vita und ab zum Speed Dating. Die 13 Darsteller sind alles gestandene Schauspieler von 60 bis Mitte 80. Es bleiben immer sieben Minuten um sich bei seinem Gegenüber ins rechte Licht zu setzen. Dann der nächste Tisch mit dem nächsten potenziellen Partner. Angela Winkler als Clara Bayer sucht einen Partner der sie bei einer Russlandreise begleitet. Hildegard Schmahl als Verlegerin Martha Schneider  möchte  wieder die Wärme eines Menschen erfahren oder Mario Adorf als Johann Schäfer der nicht so recht weiß was er bei einem Speed Dating soll. Es liegt über dieser Sendung ein Reiz, ein Zauber, eine Traurigkeit, eine Komik, Irritationen; man möchte in die Szene springen und allen diesen lieben Menschen das Beste wünschen. Als ich in Marl Jochen Stern und Ilse Strambowski sprechen durfte, waren die beiden immer noch beglückt von der Freiheit des Spiels. Was soll man sagen, geht doch?

Mr. Dicks - Screenshot  Grimme-Preis Verleihung 28-3-2015 ©  WDR

Mr. Dicks – Screenshot Grimme-Preis Verleihung 28-3-2015 © WDR

Team Mr. Dicks  Foto: Linde Arndt

Team Mr. Dicks v.l. Philipp Käßbohrer (Regie), Jochen Rausch (WDR), Thilo Jahn (Buch), Matthias Murmann (Produktion) Foto: Linde Arndt

Das crossmediales Projekt „Mr. Dicks – Das erste wirklich subjektive Gesellschaftsmagazin (EinsFestival/ WDR)“ zeigt den Weg zum alles vereinenden zusammen wachsen. Radio, Fernsehen Smartphone und Internet finden eine gemeinsame Plattform.

Und was geboten wird ist der reinste Wahnsinn. Mr. Dicks mit seinem Flamingo sind Kunstfiguren, die ein Thema irendwie durch den Fleischwolf drehen. Das Thema wird von allen Seiten betrachtet, nicht vollständig, sondern willkürliche Aneinanderreihungen von Multimedialen Elementen, unvollständige und doch irgendwie passend. Die Sprache ist eine Sprache der Jugend, kann aber genauso von der Erwachsenenwelt verstanden werden – coolness ist angesagt. Pate stand dabei 1Live, das erfolgreiche Radioprogramm des WDR. Die ARD auf dem Weg in die digitale Zukunft, oder ist sie schon da?

Spezial: Die Anstalt (18.11.2014) (ZDF).

Nach dem Weggang von Urban Priol, der die Sendung „Neues aus der Anstalt“ im ZDF bis zum Februar 2014 präsentierte, dachte jeder, dass war es. „Die Anstalt“ mit Max Uthoff und Claus von Wagner haben etwas geschafft was niemand für möglich hielt – einen Neuanfang mit Erfolg. Künstlerisch ist die Sendung weit über der Vorgängersendung anzusiedeln. Priol war Unterhalter, nachdenklich und manchmal zu gespitzt anklagend. Utthoff und von Wagner sind Überzeugungstäter, die für jede Sendung ein neues Konzept entwerfen. Rücksichtnahme ist bei diesen nicht angesagt. Wer sich im Mainstream versteckt wird unerbittlich auf die Bühne gezerrt.

Versprechen aus der Vergangenheit werden mit Ross und Reiter dem Publikum präsentiert. Konventionen gibt es nicht bei den beiden, Regelbrüche sind eingeplant. Und immer sind es Wege die man so nicht erwartete. Mehrere Prozesse hat die Anstalt schon über sich ergehen lassen müssen – alle gewonnen. Inzwischen gehasst bei Politikern und auch Journalisten.

In der Sendung vom 18. November wurden die DDR Mauerschützer mit den Grenzschützern der EU Behörde Frontex gleichgesetzt. Die DDR hat an ihrer Grenze Menschen erschossen, die EU Frontex lässt die Flüchtlinge im Mittelmeer ertrinken. Eine Unverschämtheit, und das im Jahr 25 des Mauerfalls. Die Sendung klang aus mit einem Chor syrischer Flüchtlinge, die vor dem ertrinken gerettet wurden. Sie sangen ein Friedenslied ihrer Heimat, die in Schutt und Asche liegt.

Zu solch´einer Sendung gehört Mut, weg von der Dampfplauderei eines Günther Jauch.

 Grimme-Preis 2015  v.l. "Männertreu" - Mehmet/ Dorn/ Huntgeburth/BorsodyFoto: Linde Arndt

Grimme-Preis 2015 v.l.: „Männertreu“ – Maxim Mehmet/ Thea Dorn/ Hermine Huntgeburth/Suzanne von Borsody
Foto: Linde Arndt

Und noch ein Grimmepreis der Film „Männertreu“ (HR) mit Matthias Brandt , Suzanne von Borsody und Maxim Mehmet . Es geht um den Weiberheld und Zeitungsverleger Georg Sahl der von Matthias Brand gespielt wird. Georg Sahl, der verheiratet ist, bekommt mit einer seiner jungen Geliebten ein Beziehungsproblem, welches mit einem Unfall tragisch endet.

Es geht um Macht, Macht in vielerlei Hinsicht. Politisch, medial und sexueller Art sind als Machtstrukturen in diesem Film fühlbar. Jeder der Protagonisten setzt seine Machtposition ein um die eigene Vorteilsposition zu halten, wenn nicht gar auszubauen. Der Film hat kein gängiges Ende in der der Böse fällt. Nein, er geht weiter als wenn es nur um eine zu vernachlässigende Episode gegangen wäre. Es fehlt doch was. Ja, und dieses fehlende kann vor dem Bildschirm ausdiskutiert werden – warum sollen wir dieser Einladung nicht folgen.

 

Wir wollen den geneigten Leser nicht überfordern, es sind noch mehr Filme ausgezeichnet worden, sicherlich allesamt verdient. Wir fanden diese Sendungen für deutsche Verhältnisse sehr mutig und sicher für den europäischen Geschmack vollkommen geeignet. Wobei immer mal wieder die Frage aufkommt, wo bleibt eigentlich der europäische Grimmepreis? Die Grenzen sind doch schon lange gefallen, warum nicht im Medienbereich.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Marl

Jede Menge Fotos vom Grimme-Preis 2015 gibt es auf   http://www.lindearndt.de/index.php?/category/121

 

















 

Es geht um die Qualität des deutschen Fernsehens

v.l.: Kamman, Spies Foto: © Linde Arndt

v.l.: Uwe Kammann und Uli Spies, Foto: © Linde Arndt



[jpg] Der Grimme Preis ist 50 Jahre geworden. Herzlichen Glückwunsch.
Viele Deutsche haben den Eindruck, Fernsehen zeigt nur Mittelmaß. Zu viele US-amerikanische Serien, viele zugekaufte Filme und wenig eigene Produktionen. Jetzt gerade wurde eine Studie durchleuchtet, nach der die Deutschen durchschnittlich 3 – 4 Stunden am Tag Fernsehen sehen. Das die Studie sich der „Alten“ bedienten die den Fernseher den ganzen Tag über laufen ließen, wirft ein denkbar schlechtes Licht auf diese Studie, die vom deutschen Fernsehen in Auftrag gegeben wurde.

Das die Jungen sich des Internets bedienen und sich vom Programmfernsehen abwenden wird verschwiegen. Technisch kann man über Smartphone seine Unterhaltung organisieren. Alles wächst halt zusammen. Deshalb auch die Finanzierung des deutschen Fernsehens über Haushalte. Für andere Zuschauer sind viele Programme Spitze, kommen jedoch zu einer viel zu späten Sendezeit. Zu viel wird auf die Quote geachtet, zu wenig wird dem Zuschauer zugemutet. Auch hier sieht man „The German Angst“, die es nicht erlaubt mutig etwas Neues zu wagen. Ein deutscher Einheitsbrei wird einem anscheinend vorgesetzt, nach dem die Filmschaffenden bestimmte unsichtbare Grenzen nicht überschreiten. Man möchte die Förderung nicht verlieren.
In diesem Umfeld sucht die Jury des Grimme Instituts unter (z.Zeit noch) Uwe Kammann und Grimme-Preis-Referent Uli Spies, Jahr für Jahr, und das seit 50 Jahren, preiswürdige Produktionen heraus.

Lassen wir uns einige Produktionen anschauen.

Unter der Rubrik Fiktion/Spezial finden wir den Film „Eine mörderische Entscheidung“
Hannah Ley, Raymond Ley (Buch) und Reymond Ley (Regie),
Matthias Brandt spielt den damaligen Oberst Klein.
ARD (NDR/ARTE)

v.l.: Brandt, Ley, Ley  Foto: © Linde Arndt

v.l.:Matthias Brandt, Raymond Ley, Hannah Ley Foto: © Linde Arndt

Der Film zeigt eindrucksvoll wie die militärischen Akteure des Krieges sich gegenseitig motivieren ihr blutiges Handwerk in die Realität umzusetzen. Hautnah ist man auf verschiedenen Ebenen der Handlung verbunden. Da sind die Akteure im Feldlager Kunduz, Bundesnachrichtendienst,verschiedene Waffengattungen der Bundeswehr oder Verbindungseinheiten. Immer wieder werden zwei festgefahrene Tanklastzüge in ihrer Gefahr für das Feldlager bewertet. Informationen aus unterschiedlichen Quellen werden gesichtet. Die Informationslage führt letztendlich zu der Aussage, es besteht für das Feldlager eine hohe Gefahr, dass die Tanklaster als fahrende Bomben auf das Feldlager eingesetzt werden. Die Abwehr dieser Gefahr soll mittels Bombenabwurf von 500 Kilo Bomben beseitigt werden. Letztendlich geht es noch um die Zivilisten die sich evtl. um die Tanklaster herum aufhalten. Als die Abwesenheit von Zivilisten bestätigt wird, werden 2 Bomben geworfen. Durch diesen Bombenwurf werden 142 Zivilisten ermordet. Es wurde damit ein völkerrechtswidriger militärischer Akt nach der Genfer Konvention ausgeführt. Damit war, zwar zweifelhaft, das Geschehen als Kriegsverbrechen einzuordnen.
Der Film betrachtet jedoch nur den Bereich der Umstände die mehr oder weniger durch den vorhandenen Gruppenzwang zu diesem Sachverhalt führen. Die Entscheidung wurde als „alternativlos“ dargestellt. Es gab nur zwei Optionen, bombardieren ja oder nein.
Oberst Klein, der Entscheider, wurde in seiner menschlichen Dimension heraus gearbeitet, sodass man nur Mitleid mit seiner Person haben konnte und damit das Geschehen entschuldigen musste.
So wurde die staatlich offizielle Geschichte (Sprachregelung) erzählt!
Buch und Regie waren frei die Geschichte auch anders zu erzählen. Einen Obersten der dieser Situation nicht gewachsen war und durch einen erfahrenen Befehlshaber abgelöst wurde. Oder Oberst Klein, der zu einem späteren Zeitpunkt vom internationalen Gerichtshof angeklagt wurde.

Stattdessen wurde wieder wie schon einmal in der Geschichte der Befehlsnotstand herbei geschrieben.
Ich denke der Film hat seinen Preis nur deshalb verdient, weil er eindrucksvoll die wahnhaften Gruppenzwänge
in diesem „Männerclub“ aufzeigt, da wo man kein Weichei oder Feigling sein darf. Man funktioniert nach festen Regeln, wobei ein gewisses Maß an Menschlichkeit als Farbtupfer erlaubt ist. Aber so war der Film nicht angelegt. Es fehlte der Mut den Weg der schon vorgezeigten Geschichte zu verlassen und mit diesem Film eine Anklage zu verfassen, eine Anklage gegen den Krieg.

 

Zweites Beispiel: „Restrisiko – Ein Film über Menschen im Maßregelvollzug“
ARD Bayrischer Rundfunk
Katrin Bühlig (Buch/Regie) und Dagmar Biller (Produktion)

v.l.: Kathrin Bühlig und Dagmar Biller  Foto: © Linde Arndt

v.l.: Kathrin Bühlig und Dagmar Biller Foto: © Linde Arndt

Es geht um Menschen, die nie mehr wieder den Strafvollzug verlassen dürfen, weil deren Taten so schwer waren und eine Resozilialisierung nicht möglich ist. Es sind Sexualstraftäter, Mörder oder aber Täter, die sich des sexuellen Missbrauchs von Kindern schuldig gemacht haben. Bei all diesen Tätern stand immer das Entsetzen, die Wut und die Ohnmacht der Gesellschaft Pate.
Katrin Bühlig hatte die Möglichkeit im LWL (Landschaftsverband Westfalen-Lippe) Zentrum für Forensische Psychiatrie in Lippstadt einen Film über diese Menschen zu machen die im Maßregelvollzug leben.
Der Film will nur dokumentieren, einordnen, ist kühl und mehr kopfgesteuert, ein paar Einstellungen mehr und er könnte als wissenschaftlicher Film durch gehen.

Alltag in einer Anstalt in der der Begriff Alltag eine ganz andere besondere Bedeutung bekommt. Die einsitzenden Täter bauen sich Schritt für Schritt mit ihren Therapeuten ihre eigene Welt in der sie bestehen können, die sie aber auch  selber in die durch die anderen auferlegte Strafe führt. Strafe, nein, es ist eine Therapie ohne Heilungsaussicht, heute zumindest. Es gibt keine Welt da draußen und da drinnen mehr, es gibt nur noch diese eine Welt. Teilweise ist diese Welt so gemütlich, dass die Insassen sich wie in einer WG fühlen. Wenn da nicht die Umstände der im Hintergrund mitschwingenden Tat wären.
88 Minuten von 57 Stunden Dreharbeiten werden dem Zuschauer gezeigt. Humanistisches Gedankengut wird in dieser Anstalt umgesetzt, Perspektiven gibt es nicht, kann es nicht geben und darf es nicht geben.

Hätte es doch etwas mehr Mut über die 88 Minuten hinaus sein dürfen, so denkt man sich. Wenn man den Fall des Jürgen Bartsch, der durch den amerikanischen Journalisten Charles Paul Moor aufgearbeitet wurde, als Sekundärfall hinzuzieht, so bleiben viele Fragen für diesen Film. Aufgearbeitet in dem Sinn, dass die Vita solch eines „Monsters“ wie Jürgen Bartsch keineswegs aus dem Nichts begründet werden konnte. Bartsch war immer auch Opfer, indem er z.B.von seiner Adoptivmutter mit 19 Jahren noch gebadet wurde. Es waren so viele Indizien die zur Entschuldung eines Jürgen Bartsch sprachen. Der Wuppertaler Richter der Jugendstrafkammer Walter Wülfing geißelte Jürgen Bartsch und hätte ihm gerne eine andere Strafe zu gewiesen, verurteilte ihn nach dem Erwachsenenstrafrecht, weil ein paar oberflächliche Gutachten Bartsch als Täter sahen. Erst der BGH erkannte die unzureichende mehr oberflächliche Aufarbeitung des Falles in Wuppertal und verwies den Fall zurück an die Kammer.

Gerne hätte man damals Bartsch vor dem Landgericht aufgehängt oder erschlagen. Diese dumpfe Angst, die damals in Wuppertal, Langenberg-Velbert und Umgebung herrschte, war eine ganze Zeitlang noch spürbar.

Und heute? Es hat sich nicht viel verändert, es fehlt die Aufklärung – man spricht nicht mehr darüber. Noch immer gibt es die unendlichen abstrakten „Opfer, Täter“ Diskussionen die zu nichts führen. Noch immer sieht eine so schnelllebige Gesellschaft wie die unsrige keine Möglichkeit solche Kinder/Menschen zu integrieren. Die Konsequenz –  unsere Gesellschaft produziert seine Täter zumindest teilweise selber. Charles Paul Moor wird später in einem Gespräch berichten, dass er sich in dem Prozess gegen Bartsch sehr einsam gefühlt hat, denn seine Einstellung zum Prozess und der Tat standen konträr zu den Einstellungen der Richter und des Prozessumfeldes.
So hat NRW heute noch große Probleme Standorte für forensische Anstalten zu planen. Niemand will diesen Personenkreis in seinem Umfeld.

Es gibt neue Personenkreise, wie die jungen Brandstifter von Solingen aus dem Jahre 1993, die mal so eben 5 „Ausländer“ verbrannt hatten oder die NSU, die im vorbeigehen 10 Menschen (auch „Ausländer“) erschossen. Die Taten werden nicht dadurch erklärbar, wenn man ihnen ein politisches oder rassistisches Motiv zuordnet. Es sind immer Taten die mit den gesellschaftlichen Verhältnissen korrespondieren. Und weil es diese Korrespondenz gibt, sollte in einer Betrachtung die Gesellschaft befragt werden dürfen. Stellt denn die Gesellschaft nicht auch ein Restrisiko dar? Denn es geht nur um eines, wie kann ich die Opferzahlen senken wenn nicht gar vermeiden. Nur das erfordert Mut, Mut nicht die 90 Minuten im Blick zu haben, Mut die Gesellschaft in ihrer „Hängematte“ abzuholen, Mut zu provozieren. Wie sagte der Journalist Charles Paul Moor nach dem Bartsch Prozess: Ich fühlte mich während des Prozesses so einsam, weil ich nicht die gleiche Einstellung wie die anderen Prozessbeteiligten hatte. Lassen wir also unsere alte Denke wieder zu, die uns durch eine übergeordnete Instanz verboten wurde?

Tatort: „Angezählt“ (ORF/rbb)
Martin Ambrosch (Buch) Sabine Deflinger (Regie)
Adele Neuhauser und Harald Krassnitzer (DarstellerIn)

v.l.: Sabine Deflinger, Harald Krasznitzer, Neubauer

v.l.: Sabine Deflinger, Harald Krassnitzer, Adele Neuhauser Foto: © Linde Arndt

 

44 Jahre ist der Tatort alt geworden. Er ist in die Jahre gekommen und das Format wurde kaum oder nie verändert.
Die Tatorte leben von den Personen bzw. DarstellerInnen, die die Kommissare mehr oder weniger mit Leben an den Zuschauer bringen.
So ist das Ermittlerteam aus Wien eine der „guten“ Sendungen. Bibi Fellner (Adele Neuhauser) ist das emotional aufgeladene Pendant zu dem mehr oder weniger kauzigen Kollegen Moritz Eisner (Harald Krasnitzer). Es sind aber auch die Drehbücher, die die ORF den beiden Darstellern an die Hand gibt, die spannende Handlungen versprechen.

Angezählt behandelt das Thema Prostitution im bulgarisch-türkischen Milieu der Hauptstadt Wien. Mädchen müssen sich in einer türkischen Teestube für 30,–Euro anbieten, wobei ihre Dienste im Hinterzimmer ausgeführt werden.
Es gibt ein unerschöpfliche Reservoire an jungen Sexarbeiterinnen aus Bulgarien, Rumänien und dem Balkan. In der Regel werden die jungen Frauen mit Gewalt nach Wien oder anderen europäischen Städten gebracht und dort zur Prostitution gezwungen.
Bibi bringt eine der Prostituierten dazu gegen ihren Zuhälter auszusagen der letztendlich auch verurteilt wird. Kaum ist dieser aus dem Gefängnis raus übt er grausame Rache an der Prostituierten. Er lässt die Prostituierte von einem Roma Kind mit Benzin anzünden.
Es ist ein spannender Krimi, der dazu auch noch in seinem Dramenaufbau und seiner Erzählung zu den Meisterwerken gehört.
Dieser Krimi „Angezählt“ hat sicher zurecht einen Preis bekommen. Nur, war es nicht der Tatort der den Grimme Preis bekommen hat? Und bekam nicht der Film „Angezählt“ den Preis stellvertretend  für den gesamten Tatort?
Es ist nicht der erste Tatort der im Rotlichtmilieu spielt. Aber es sind immer wieder die gleichen Wissensstände. Tatsächlich hat sich das mafiöse Milieu verändert. Menschenhandel bedeutet nicht mehr nur Sexualarbeiterinnen in die Städte zu verbringen. Nein, seit Jahren gibt es auch Kinder zum Betteln oder zum Sex, Waffen, Drogen alles aus einer Hand. Ein Anruf genügt. Da muten die Bilder, die da vermittelt werden, doch ziemlich naiv an. Nur andeutungsweise erfährt man in diesem Film von einer weltweit agierenden organisierten Kriminalität. Ein Krieg der schon längst von der Gesellschaft aufgegeben wurde.

Die gesamten Tatorte sind in die Jahre gekommen. Da nützt es nichts wenn mal ein guter Krimi dazwischen ist. Es geht grundsätzlich um das Format „Tatort“. Die ewigen langwierigen Einstellungen, die Erzählabläufe kommen immer mit dem gleichen klassischen Schema (Kleist lässt grüßen). Kameraführungen, Schnitte, Lichteffekte werden konservativ eingesetzt. Da bereiten die Skandinavischen Filme alleine durch die Kameraführung schon eine viel größere Spannungskurve. Die Protagonisten sind anders ausgesucht worden. Schnitte vermitteln dort eine Dynamik die das Verbrechen ja auch hat. Oder die englischen Serien, auch hier ganz andere Techniken.

Nicht in deutschen Tatorten, da läuft alles in der Regel gemütlich ab, der Täter wartet auf die richtige, alles befreiende Frage, die ihn zum Schuldigen macht. Spannung kaum, eher Befreiung, die einem endlich den befreienden Gang zur Toilette erlaubt. Warum ist man nicht früher gegangen? Die Filme hätten sich ja noch berappeln können und zu einem guten Krimi werden können.

Ob es den Programmverantwortlichen bewusst ist das jedes Produkt, und wir reden im Fernsehen von Produkten, einen bestimmten Zyklus hat? Und wenn der Zyklus abgelaufen ist, geht es bergab mit dem Zuspruch. Aufhalten kann der Produzent das nur, wenn er ein Upgrade oder ein Relaunch seines Produktes macht und zwar in Allem. Man kann den Deutschen wirklich keinen Mut bescheinigen, vielmehr muss man ihnen absolute Reformunwilligkeit attestieren. Was spricht dagegen wenn der Tatort total verjüngt würde? Nichts. Es würden sich neue Zuschauer erschließen. Wäre das so schlimm?

Nehmen wir ein zweites Format „Wetten,das…?“. Von ehedem 20 Millionen Zuschauer auf 6 Millionen Quote in 2014 gekommen. Warum? Auch hier, kein Relaunch und kein Upgrade. Man hat die Sendung einfach ins Nichts laufen lassen. Der Letzte, Markus Lanz, muss Ende des Jahres das Licht ausmachen.
Immer wieder sieht man bei den politischen Sendungen, entweder 30 Minuten oder 90 Minuten Formate. Da werden manchmal heiße Diskussionen geführt, die abgebrochen werden müssen, weil die Zeit um ist. Unmöglich. Der alte Kuhlenkampf hatte öfter seine Sendung bis zu 45 Minuten verlängert um dann mit einem treuherzigen Blick sich zu entschuldigen.

Zu guter Letzt muss man mal eine Lanze für die Fantasie und die Kreativität brechen, die ach so oft in dem Einheitsbrei der Fernsehanstalten verloren geht. Ob das nun die DarstellerInnen oder die Kamera, die Requisite, Kostüme, Musik, Drehbuch und, und, und alles sind Menschen die ausgewiesene KünstlerInnen sind. Und die ZuschauerInnen warten auf diese Leistungen, die einmal freigegeben, zu Verzückungen oder auch Nachdenklichkeiten führen. Beide haben es verdient zueinander zu finden. Die Intendanz muss sie nur einmal lassen und die Rahmenbedingungen schaffen, dann kann man auch die Flucht der Zuschauer vermeiden oder aufhalten.

Und was hat das mit dem Grimme Institut zu tun? Das Grimme Institut sollte den Mut haben, einmal keinen Preis zu vergeben. Ich denke es wäre ein Weckruf für die Sender und diejenigen die sich mit Kultur befassen.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Marl

Davon würde ich viel mehr haben wollen

 [jpg] Der Grimme Preis als deutscher Qualitätsmaßstab des Jahres. Die Grimme Preise von 2013 waren im Vorfeld durch die Nominierung von Dschungelcamp (RTL) in eine Diskussion über die Qualität der Preise gekommen. Am 27. März 2013 wurden in Düsseldorf die Preisträger benannt, die am 12. April 2013 durch das Grimme Institut im Theater der Stadt Marl den begehrten Preis erhalten werden. Die Pressekonferenz fand in Düsseldorf in den Räumlichkeiten des lfm-Institutes [ Landesanstalt für Medien ] statt.

Moderiert wird die Preisgala wie im vorigen Jahr von Michael Steinbrecher. Es kam die Nominierung des Dschungelcamp zur Rede, die auf dieser Pressekonferenz nicht erklärbar war.

Dschungelcamp wäre zwar handwerklich eine gute Sendung, jedoch reiche nur handwerklich nicht für einen Preis aus. Dschungelcamp ist ein „Agenda 2010“ Format, welches zeigt, wozu sich Menschen heute hergeben müssen – „Jeder Job ist zumutbar“

 Es ist im Neuhochdeutsch ein sogenanntes Trashformat, wie so vieles in den Sendern und ziele auf den schlechten Geschmack der Menschen ab.

 
Michael Steinbrecher
 
v.l.: Die Sieger – Claudia Michelsen, Bettina Braun, Max Giermann und Michael Steinbrecher (Moderator)
 

Wir wollen uns jedoch nicht von den Randergebnissen beeinflussen lassen und uns den Preisträgern 2013 zuwenden. Insgesamt wurde durch das Institut eine Steigerung der Qualität deutscher Fernsehproduktionen festgestellt. Diese zeigen eine sehr große Nähe zum Menschen und fielen durch ihre Sorgfältigkeit auf. Uwe Kammann, Direktor des Grimme Instituts fielen auch die starken zeitgeschichtlichen Bezüge auf, die bis in die Unterhaltung gingen.  

Die Entscheidungen für den 49. Grimme – Preis 2013 im einzelnen ( Rezensionen nach Aufzählung der Preisträger ):  

Wettbewerb Fiktion / Spezial
Grimme-Preis
an
Dorothee Schön (Buch)
Johannes Fabrick (Regie)
Wotan Wilke Möhring (stellv. für das Ensemble)
für
Der letzte schöne Tag (WDR)
Produktion: hager moss film

Grimme-Preis
an
Magnus Vattrodt (Buch)
Matti Geschonneck (Regie)
Ina Weisse, Barbara Auer (Darstellung)
für
Das Ende einer Nacht (ZDF)
Produktion: Network Movie

Grimme-Preis
an
Jochen Bitzer (Buch)
Stephan Wagner (Regie)
Robert Atzorn (stellv. für das Ensemble)
für
Der Fall Jakob von Metzler (ZDF)
Produktion: teamWorx 

Grimme-Preis
an
Thomas Kirchner (Buch)
Christian Schwochow (Regie)
Lars Lange (Ausstattung)
Jan Josef Liefers, Claudia Michelsen, Sebastian Urzendowsky (stellv. für das Ensemble)
für
Der Turm (MDR/Degeto/BR/NDR/WDR/SWR/rbb)
Produktion: teamWorx

Grimme-Preis „Spezial“
an
Anke Greifeneder (Redaktion/Produktion)
Quirin Berg (Produktion)
Tobi Baumann (Regie)
Sebastian Wehlings (Buch)
Christian Lyra (Buch)
für die Idee und Konzeption des Formats
„Add a friend“ (TNT Serie)
Produktion: Wiedemann & Berg Film           


   
Vom Grimme-Institut v. lks: Henning Severin (Pressesprecher) , Direktor Uwe Kammann, Dr. Ulrich Spies
 

Wettbewerb Information und Kultur / Spezial
Grimme-Preis
an
Thomas Riedelsheimer (Buch/Regie/Kamera/Schnitt)
für
Seelenvögel (WDR)
Produktion: Filmpunkt

Grimme-Preis
an
Eric Friedler (Buch/Regie)
für
Ein deutscher Boxer (NDR/SWR)
Produktion: NDR

Grimme-Preis
an
Annekatrin Hendel (Buch/Regie)
für
Vaterlandsverräter (ZDF/ARTE)
Produktion: It Works! Medien

Grimme-Preis
an
Andreï Nekrasov, György Dalos (Buch)
Christian Beetz (Produktion)
Georg Tschurtschenthaler (Produktion)
für
Lebt wohl, Genossen! (ZDF/ARTE/rbb)
Produktion: Gebrueder Beetz Filmproduktion, Artline Films 

Grimme-Preis „Spezial“
an
Bettina Braun (Buch/Regie/Kamera/Schnitt/Produktion)
für
die filmische Langzeitbeobachtung in der Dokumentar-Trilogie
„Was lebst du? – Was du willst – Wo stehst du?“ (ZDF)
Produktion: B’Braun Filmproduktion, ICON Film 


 

Wettbewerb Unterhaltung / Spezial
Grimme-Preis
an
Mizzi Meyer (Buch)
Arne Feldhusen (Regie)
Bjarne Mädel (Darsteller)
für
Der Tatortreiniger – Schottys Kampf (NDR)
Produktion: Nordfilm

Grimme-Preis
an
Martin Brindöpke, Markus Hennig (Buch)
Dirk Nabersberg (Regie)
Sarah Wirtz (Maske)
Max Giermann (stellv. für das Ensemble)
für
Switch Reloaded – ‚Wetten dass..?’ -Spezial (ProSieben)
Produktion: Eyeworks Germany  

Die Besondere Ehrung des Deutschen Volkshochschul-Verbandes
für Verdienste um die Entwicklung des Fernsehens

wird vergeben
an
Matti Geschonneck


 

 


   


Die Juroren: Anette Borkel, Gerd Hallenberger und Fritz Wolf

 


Der Sonderpreis Kultur des Landes NRW

wird vergeben
an
Shaheen Dill-Riaz (Buch/Regie)
für
Fremde Kinder: Der Vorführer (ZDF/3sat)
Produktion: Mayalok Filmproduktion

 


Der Publikumspreis der Marler Gruppe
wird vergeben
an
Beate Langmaack (Buch)
Rainer Kaufmann (Regie)
Devid Striesow, Stipe Erceg (Darstellung)
für
Blaubeerblau (BR/MDR/Degeto)
Produktion: Polyphon Film & Fernsehgesellschaft, Moviepool

 


 

Das Eberhard-Fechner-Förderstipendium der VG Bild-Kunst
wird vergeben
an
Jan Schomburg (Buch/Regie)
für
Über uns das All (WDR)
Produktion: PANDORA Film   


 


Claudia Michelsen
  Anwesend waren Claudia Michelsen für das Ensemble „Der Turm“ (MDR/Degeto/BR/NDR/WDR/SWR/rbb), Max Giermann für das Ensemble „Switch Reloaded – ‚Wetten dass..?’ -Spezial“ (Pro Sieben) sowie Bettina Braun für „Was lebst du? – Was du willst – Wo stehst du?“ (ZDF).   

Stellvertretend für alle Preisträger wollen wir die drei Produktionen besprechen die durch ein Mitglied aus dem Ensemble auf der Pressekonferenz vertreten waren. Alle drei Künstler sind mehrfach ausgezeichnet und gehören zu dem Besten was Deutschland zu bieten hat. 

So spielte Claudia Michelsen in dem Zweiteiler „Der Turm“ die Mutter Anne Hoffmann. Diese eindrucksvolle Literaturverfilmung ist ein gutes Beispiel für eine gelungene Umsetzung der 1000 seitigen Vorlage des gleichnamigen Romans von Uwe Tellkamp. Im Dresden des Jahres 1982 leben in einem Bildungsbürgertum, welches es nicht in einem Arbeiter- und Bauerstaat geben kann, Anne ( Claudia Michelsen ) und Richard Hoffmann ( Jan Josef Liefers ). Er, leitender Chirurg, hat mit seiner Sekretärin zwei Kinder, zu denen er sich jedoch nicht bekennt, weil dies seiner Karriere nicht förderlich ist. Mit seiner Frau Anne hat er ein Kind – Christian, welcher mal in seine Fußstapfen treten soll. Es ist das Thema von Anpassung, Kampf der Generationen, Aufbegehren aber auch subtiler Kampf gegen ein Regime, welches seine Mitglieder mittels einer Unterdrückungsmaschinerie gefügig hält. Es ist aber auch in der dargestellten Zeit ein sterbender Staat, welcher unfähig ist sich zu reformieren. Gefangen in diesem Regime spielt die Familie ein Spiel zwischen Familienglück und dem Kampf um die Positionen in dieser Gesellschaft. Das Regime dient allen als Korsett, welches allen irgendwie einen Halt gibt. Dieser Halt stellt sich jedoch als Widerspruch heraus, der in auftretenden Krisen nicht belastbar ist. Das Regime zerbricht an diesem Widerspruch und damit zerbrechen auch die Familienbande. Am Schluß des Filmes nimmt der Sohn der Hoffmanns, Christian ( Sebastian Urzendowsky ) , sein Leben in die eigene Hände. Die Zwänge sind durchbrochen weil die immer wieder aufgezeigten Gemeinsamkeiten nie bestanden hatten. 
Frau Michelsen, selber gebürtige Dresdnerin, fand im Interview den Film in seiner Fiktion als gelungen. Die städtebaulichen Aspekte seien allerdings etwas anders aufgebaut und heute so gar nicht mehr wieder zu erkennen. 

Seit Jahren gibt es die Parodie „Switch Reloaded“ (ProSieben) mit großem Erfolg. Ist diese Sendung doch ein intelligenter aber auch hintergründiger Anschlag auf unsere Möglichkeit Humor zu erkennen und darüber zu lachen. Mit „Switch Reloaded -,Wetten, dass..? – Spezial“ ist dem Ensemble eine Steigerung ihrer liebenswerten Boshaftigkeiten gelungen. Max Gierman als Markus Lanz und Bernhard Hoëcker als Thomas Gottschalk tun das wozu die Originale in ihrer Sendung Wetten, dass..? nicht mehr in der Lage sind, dass Publikum zu unterhalten.  
Max Giermann

Es ist aber auch eine schonungslose Kritik, die die Schwächen des Unterhaltungssektors des etablierten „Staatsfernsehens“ aufdeckt. Wo Unterhaltung drauf steht, ist nicht immer Unterhaltung drin, so könnte man die Originale bezeichnen. So nehmen Max Giermann und Bernhard Hoëcker gnadenlos die „Premiere“ der Sendung „Wetten,dass..?“ mit Markus Lanz aufs Korn, aber nicht ohne eine Hintertür, die auf eine bessere Sendung jenseits einer Katzenmütze für Tom Hanks setzt. Es ist die Möglichkeit der Glaubwürdigkeit, der man sich in dieser Sendung immer wieder ausgesetzt fühlt und dies hält einen an dieser Sendung – die Fernbedienung bleibt liegen. Die Sendung ist aber auch nicht eine Kritik gegen das Fernsehen, vielmehr ist es eine Aufforderung zu einem besserem Fernsehen jenseits von eingeübten immer wiederkehrender Mechanismen. 


Bettina Braun
  „Was lebst du? – Was du willst – Wo stehst du?“ (ZDF)von Bettina Braun stellt eine gelungene dreiteilige filmische Dokumentation von Menschen mit Migrationshintergrund dar.

Bettina Braun begleitet drei junge Männer, Ali,Kais und Alban, mit ihrem sozialen Umfeld in Köln ab dem Jahre 2004 bis zum Jahre 2012.

Kulturell haben alle drei ihre Wurzeln in der muslimischen Kultur, suchen aber ihren Platz in der deutschen Kultur. Bettina Braun geht hier sehr sensibel mit den Jugendlichen um, sie registriert und geht mit dem Registrierten auf eine allgemein verständliche Ebene.

Braun bedient dabei nicht irgendein übliches Klischee, vielmehr begleitet sie die jungen Menschen auf ihrem Weg in die Erwachsenenwelt.
Tatsächlich könnten diese Drei auch Deutsche sein, es würde jedoch das Ganze zu sehr vereinfachen. Alle drei versuchen sich in den beiden Welten zu arrangieren und die in sie gesetzten Erwartungen zu erfüllen. Da sind die Träume der drei, die –  für Jugendliche normal –  nicht schnell genug umgesetzt werden können. Braun überschreitet die Grenzen des Beobachters und wird durch ihre Teilhabe selber Teil der Szene. Als sie schwanger ist nehmen die drei Jugendlichen liebevoll an der Schwangerschaft teil. Und als das Kind auf der Welt ist, hat das Kind auf einmal drei Väter oder Brüder, die es in ihren  Kreis aufnehmen. So wird die gegenseitige Fremdheit von Kamera und Objekt aufgehoben und scheint im Schlußteil (Wo stehst du?) fast zu einem Familentreffen. Braun verlässt jedoch nie die Thematik, wie Jugendarbeitslosigkeit oder Multikulturalität, sensitiv führt sie den Betrachter in eine zukünftige Welt, die er jenseits der Zerrissenheit unserer heutigen Zeit neu erschließen könnte. Es ist das Persönliche und Emotionale welches dieser anderen Welt anhaftet.   

Es gibt aber noch etwas, was unbedingt erwähnt werden sollte. So wird das Grimme Institut zum dritten male im Rahmen der Preisverleihung eine Versteigerung zu Gunsten des Kinderhospizdienstes Recklinghausen durch führen. Zwei Eintrittskarten für die Galaverleihung im Theater Marl sowie ein Meet & Greet für den guten Zweck wird es mit dem Grimme Preisträger Devid Striesow („Blaubeerblau“) geben. Die Auktion wird von United Charity unterstützt. Internetnutzer können auf der Webseite www.unitescharity.de bis zum 9. April 2013 bis 17:30 Uhr, mitbieten. Wir wollen schnell und unbürokratisch Gutes tun, so Grimme Direktor Uwe Kammann. Sterben und Tod von Kindern soll mit der Unterstützung prominenter und renommierter Menschen und Institutionen enttabuisiert werden. 

Aus dem sehr großen Angebot fiel diesmal die Enttabuisierung mit dem Thema: Tod und Sterben auf. Hier sei auf die ARD verwiesen die mit diesem Thema in einer Sterbewoche das erste Eis brach und mit Dokumentarischem dem Zuschauer die Sichtweise öffnete. Im Bereich Fernsehjournalismus konnte nichts herausragendes und preiswürdiges erkannt werden.
EN-Mosaik findet in Zeiten wo wir uns als Europäer begreifen, das französische Format 28‘ auf Arte, französisch mit deutschen Untertiteln, als ein preiswürdiges Format. Von Montag bis Freitag setzt sich Elisabeth Quin, gemeinsam mit den Journalisten Renaud Dély und Nadia Daam, mit tagesaktuellen Ereignissen auseinander: für „28 Minuten heute“ empfangen Elisabeth Quin mit ihren Kollegen einen, und für das „Thema des Tages“ zwei bzw. drei Studiogäste. Diese informelle Sendung könnte unseren deutschen Dampfplauderen von Anne Will bis Frank Plasberg als Blaupause dienen.

Claudia Michelsen meinte dann auch im Gespräch, das Publikum wird permanent und konstant falsch behandelt und unterschätzt. So sind die Sendungen und Formate die sehenswert sind in der Regel zu später Stunde jenseits von 23:00 Uhr zu sehen. Daraus entsteht der Wunsch in der Hauptzeit (Primetime) mehr relevantes sehen zu wollen. Grimmepreisträger sind keine Exoten, vielmehr sind sie die gute Normalität schlechthin, die den Zuschauer anspricht und ihn das gibt was er will, nicht was die Quote will (Was auch immer das sein wird). 

 

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Düsseldorf     

[Alle Fotos: © Linde Arndt]