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Bei Ernährung sollte man ganz sensibel entscheiden

[jpg] Der Vorgang ist eigentlich ganz einfach zu beschreiben. Ein Wuppertaler Caterer, der auch die Ennepetaler Kitas und Ganztagsschulen beliefert, soll verschimmelte Lebensmittel und Lebensmittel bei denen das Haltbarkeitsdatum abgelaufen ist verarbeitet haben.

 

Über 400 Essen lieferte diese Firma aus Wuppertal Tag für Tag in die Einrichtungen der Stadt Ennepetal. Als dieser Vorgang ruchbar wurde, reagierte die Stadt Ennepetal sofort und sprach dem Caterer eine fristlose Kündigung aus.

Bis zu den Ferien will die Stadt Ennepetal improvisieren und das Essen in den eigenen Küchen ihrer Einrichtungen selber machen. Parallel wird man sich um einen neuen Caterer kümmern wollen, so die Stadt.

ernaehrungJetzt könnte man sich beruhigt zurück lehnen, den Kindern und sich selber ein paar schöne Ferientage wünschen und abwarten welcher Caterer nach den Ferien das Essen für unsere Kinder bringt. Es sind ja nur Kinder, die verdienen ja noch kein Geld, haben also noch keine Rechte, so könnte man meinen.

Falls der Wuppertaler Caterer wirklich verdorbene oder abgelaufene Lebensmittel eingesetzt hat, ergibt sich die Frage, wie konnte es dazu kommen? Nun, in allen diesen Fällen ist es die Kontrollfunktion die in diesem sensiblen Bereich nur unzureichend war genommen wird und wurde. In der Regel war es, wie in allen anderen Lebensmittelskandalen, der Zufall der zu der Entdeckung dieses widerlichen Vorgangs führte. Hier war es die Sendung des investigativen Journalisten Günter Wallfraff, die zu einer dementsprechende Reaktion im Ennepetaler Rathaus führte. Es bleiben jedoch viele Fragen an Stadt, Politik, Personal der Kitas und Eltern, hinsichtlich des Verhaltens in diesem Zusammenhang.

Wir gehen zurück und erinnern uns an unsere Aufzeichnungen, als die Aussprache über die Verpflegung für Kitas und OGGS stattfand. Die Ausschussmitglieder hatten nur ein Kriterium, den Preis. Es waren mehrere Angebote eingeholt worden und der „billigste“ sollte den Zuschlag bekommen. In der Ausschusssitzung konnte man den Eindruck gewinnen, es könnte auch noch „billiger“ sein. Fragen nach einer ausgewogenen, gesunden oder reichhaltigen Ernährung wurden nicht gestellt.

Zum Allgemeinwissen gehört jedoch, dass Gerichte um 2,– bis 3,– Euro meist aus Lebensmitteln bestehen, die einen geringen Nährwert haben. Zumindest ausgewogen kann und sollte man sie nicht nennen. Fatal wird es jedoch wenn diese Gerichte Kindern gereicht werden, die ja noch in der Wachstumsphase sind. Bis zum 18. Lebensjahr gilt ein erhöhter Energiebedarf aber auch an Mikro-Nährstoffen, wie Mineralien, Vitaminen oder sekundären Pflanzenstoffen, wobei abwechslungsreiche und gemischte Kost vorherrschen sollte. Dies alles setzt einen sehr sensiblen Umgang in der Küche voraus. Der Nährwert eines Gerichtes tendiert gegen Null wenn die Zutaten nicht schonend und sachgemäß verarbeitet werden, ein alter Hut.

 

Ein Beispiel: Der Nährwert eines knackigen Salates beträgt bei der Ernte 100% nach einer Woche beträgt der Nährwert nur noch 30%, die Nährstoffe des Salates haben sich schlicht verflüchtigt.

Sorgfalt beim Essen wäre angebracht   </br> Foto: (c) Linde Arndt

Sorgfalt beim Essen wäre angebracht Foto: (c) Linde Arndt

Eine Großküche oder ein Caterer kann hochwertige Speisen nur bedingt zu diesem Preis kochen, und wenn, so zahlt er drauf. Also muss er diesen Preis, in der Sendung wird über 2,10 Euro gesprochen, woanders ausgleichen um Gewinn zu machen. Und das geht nur über die Qualität der Waren und des Personals.

Jetzt wären die Entscheidungen der Stadt Ennepetal nicht so schlimm gewesen wenn man engmaschige Kontrollen eingeführt hätte. Damit hätte man das Risiko zumindest minimiert. Einfach davon auszugehen, die Kinder werden sich schon melden wenn was nicht in Ordnung ist, ist nicht nachvollziehbar. Eltern und Erzieher hätten auch etwas bemerken müssen, denn einige Kinder hatten schon am Essen gemäkelt, so wie es unserer Redaktion mitgeteilt wurde. Dies hätte man sicher ernster nehmen müssen. So wie unsere Recherche ergab, gab es viele Signale von den Kindern, den man aber nicht nachgegangen ist. Ein schmackhaftes Essen kann auch mit Glutamat angereichert worden sein und muss nicht zwangsläufig ein gesundes Essen sein.

Was kann und sollte man machen. Dieser Vorgang stellt eine Zäsur aber auch eine Chance dar und sollte dahin gehend auch wahrgenommen werden, indem nicht nur ein neuer „billiger“ Caterer gesucht wird. Denkbar ist eine Initiative der Stadt Ennepetal eine Gemeinschaftsküche des Südkreises zu initiieren. Portionen würden sicher genug herauskommen um einen Betrieb in Selbstregie zu führen.

Und wenn eine neue Initiative für einen neuen Caterer gestartet wird, so sollten sich unbedingt Kinder/Jugendliche, Eltern, ErzieherInnen, Politik und Verwaltung in einem Entscheiderkreis zusammensetzen – Verantwortung für Kinder sollte gelebt werden können. Denn Verwaltung und Politik waren ja mit dieser Entscheidung offensichtlich überfordert.

Der Fraktionsvorsitzende Güzel Albayrak von der Partei „Die Linke“ war da mit seinem Vorschlag nicht so weit weg von einer optimalen Lösung. Nur der Stadtrat wollte keine weitere Erörterung. Falscher Mann und falsche Partei?

Das Märkische Gymnasium in Schwelm hat es sich bei der Suche nach einem Caterer für seine neue Mensa nicht leicht gemacht. Eltern, Schüler, Stadtverwaltung machten sich auf die Suche um einen Caterer für die Mensa zu finden. Herausgekommen ist ein Caterer der sehr eng mit den Eltern und den Schülern zusammenarbeitet. Kurze Reaktionszeiten bei Problemen mit dem Essen, Eltern haben sich in einen Förderkreis für die Essensausgabe eingesetzt. Es geht also auch anders und besser. Und der Caterer? Er macht mit diesem System Gewinn und hat ein ruhiges Gewissen.

Bleibt zu hoffen, dass Ennepetal daraus gelernt hat und Verwaltung, Politik, ErzieherInnen und Eltern jetzt verantwortungsvoll handeln. Denn es geht, wie übrigens immer, um die schwächsten in unserer Gesellschaft – hier um Kinder.

 

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Ennepetal

10 Jahre: Die Gräfte von Haus Martfeld in Schwelm erhalten

[Schwelm-12.Okt.2013] „Jeder Teich will Wald werden“, sagte mir vor kurzem ein Fachmann.

Ungesäuberte Gräfte Foto: Gerd Philipp

Ungesäuberte Gräfte Foto: Gerd Philipp

Das gilt auch für die Gräfte (westfälische Bezeichnung für einen Wassergraben) um Haus Martfeld. Vor 35 Jahren hatte sie es geschafft; sie war Wald geworden. Mit schwerem Gerät stellte damals der Hegering Schwelm, geführt von Herrn Wilhelm Erfurt, die Gräfte als Gewässer wieder her.
Seit 10 Jahren bemüht sich nun die SPD-Fraktion, sie als Gewässer zu erhalten. Damit unterstützt sie gleichzeitig den Erhalt von Haus Martfeld, dessen Fundamente die Gräfte brauchen.
2004 stiegen die ersten – geschützt von Watthosen der Schwelmer Feuerwehr – ins Wasser, um Schneisen in den wachsenden Pflanzenteppichen zu schaffen. Sie holten allerdings nicht nur Pflanzen heraus.

Einkaufswagen in der Gräfte Ungesäuberte Gräfte Foto: Gerd Philipp

Einkaufswagen in der Gräfte Ungesäuberte Gräfte Foto: Gerd Philipp

Vom Einkaufswagen über Baugerüste, einer Wagenladung Pflastersteinen bis zu Teddybären fand sich Überraschendes im Wasser.
In den letzten Jahren konnte mit vielen Kooperationspartnern (TBS, Feuerwehr Schwelm, Feuerwehr Gevelsberg, Arbeitsgemeinschaft für Umwelt, Wilhelm-Erfurt Stiftung, BürgerStiftung Lebendiges Schwelm, Märkisches Gymnasium) die Wasserqualität messbar verbessert werden.

Nötig bleibt aber die jährliche Reinigungsaktion, da nicht jeder Zeitgenosse der Gräfte wohlgesonnen ist.

In diesem Jahr ging es zusätzlich um angesammelte Altlasten. Teilweise knie hoch hat sich in den Jahrzehnten Schlamm auf dem Boden der Gräfte angesammelt.
Mit Jaucheschöpfern (ein altes Werkzeug, das viele erstmalig sahen) wird der Schlamm aus der Gräfte geholt, um die wasserundurchlässige Schicht nicht zu beschädigen, in Karren gefüllt und weggefahren.
Zukünftig soll ein weniger mühseliges Verfahren helfen, Ablagerungen zu verhindern. Wasserpflanzen sollen Biomasse aufnehmen. Mit der Ernte im Herbst wird dann die Biomasse der Gräfte entnommen. Ein erster Versuch scheiterte 2011. Der europäische Froschbiss sollte die Aufgabe übernehmen. Leider ignorierten die Gräfte-Enten die Vorgaben der heimischen Biologen und fraßen ihn. Vielleicht waren sie ja frankophil.

Zehn Gymnasiastinnen und Gymnasiasten werben als Schülerunternehmer für ihre Stadt

„I love Schwelm“ auf Tassen, Taschen und Stiften

Zehn Gymnasiastinnen und Gymnasiasten werben als Schülerunternehmer für ihre Stadt

 

„I love Schwelm“, bekräftigen zehn Schülerinnen und Schüler der 9. Jahrgangsstufe des Märkischen Gymnasiums, die im laufenden Schuljahr als Jungunternehmer Produkte zur Ehre ihrer Stadt auf den Markt bringen. Die Tassen, Taschen und Stifte werden den Aufdruck „ I love Schwelm“ tragen, wobei das Wort „love“ durch ein dickes rotes Herz ersetzt wird. Damit sind die Schüler Teilnehmer des Junior-Projekts des Instituts der Deutschen Wirtschaft.

 

Die jungen Leute erlernen alle Phasen erfolgreichen wirtschaftlichen Handelns. Es braucht eine zündende und tragende Idee, die Produkte müssen kreativ gestaltet sein, es müssen Firmen gesucht werden, die die Fertigung übernehmen, Urheberrechtsfragen sind zu klären, und ein Händlernetz muss aufgebaut werden. Kurz, es sind viele Schritte zu beachten, um eine Produktmarke zu definieren und in einem Prozess zu verwirklichen.

 

Innerhalb der Gruppe führt das auch zu kritischer Selbstbefragung. Wem liegen Marketingaufgaben? Wer kann seine Talente bei den Finanzangelegenheiten einbringen? Wer gehört zu den Kreativen mit Gestaltungskompetenz? Schulpatin ist Sarah Fäuster, Lehrerin am Märkischen Gymnasium, die den Schülern bei der Organisation der unternehmensinternen Abläufe und bei inhaltlichen Fragen zum Projekt zur Seite steht. Wirtschaftspate ist Tilo Kramer, der Geschäftsführer der Gesellschaft für Stadtmarketing und Wirtschaftsförderung Schwelm (GSWS).

 

                              

Natürlich kommt der Stein nicht ins Rollen ohne Startkapital. Daher haben die Schüler um Aktionäre geworben und sie gefunden. 90 Bürgerinnen und Bürger haben Anteilscheine in Höhe von jeweils 10 € gezeichnet. Darunter auch Bürgermeister Jochen Stobbe, dem die Gymnasiasten ihr Geschäftsmodell jetzt im Rathaus vorstellten. Jochen Stobbe gefallen sowohl der hohe Grad an Selbstorganisation und Eigenverantwortung der Schülerinnen und Schüler als auch die Modellausrichtung selbst. „Hier wird mit einer gut durchdachten Produktpalette für Schwelm geworben. Das setzt voraus, dass diese jungen Menschen ihre Stadt lieben und ihr sehr nahe stehen. Denn man kann nur etwas überzeugend verkaufen, an das man selber glaubt. Hier steckt Schwelmer Herzblut drin!“

 

Die Produkte werden zur Zeit hergestellt und sind dann über die Schule und über Verkaufsstellen zu beziehen, die die Junior-Unternehmer noch bekannt geben.

 

Schwelm, den 30. November 2010