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Die große Ligeti-Nacht beim Klavier-Festival Ruhr 2014

Aimard Pierre Laurent

Pierre-Laurent Aimard (Foto: © Marco Borggreve)

 

(Termin: Freitag 6. Juni, 18 bis 23 Uhr, Folkwang Universität der Künste, Neue Aula)

[Essen] Kompositorische Meisterschaft, emotionale Kraft, Originalität und Phantasie kennzeichnen das musikalische Schaffen György Ligetis. So ließ sich der von unstillbarer Neugier getriebene Künstler bei der Komposition seiner achtzehn Klavieretüden nicht nur von bedeutenden Vorgängern wie Chopin oder Debussy, sondern auch von der rhythmischen Komplexität afrikanischer Musik, den paradoxen Zeichnungen Maurits Eschers sowie von mathematischen und naturwissenschaftlichen Phänomenen inspirieren.

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26. Klavier-Festival Ruhr 2014 wartet mit einem fulminanten Programm auf.

Panel der Programmvorstellung Klavierfestival Ruhr 2014

Panel der Programmvorstellung Klavierfestival Ruhr 2014 / v.l.: Maike Middelmann, Prof. Franz Xaver Ohnesorg,
Claudia Eckes-Kohlrautz Foto: © Linde Arndt

[jpg] Spannend verspricht das Klavier-Festival Ruhr wieder zu werden. Erneut steht das Festival unter der Schirmherrschaft von Trudl Herrhausen, die es sich nicht nehmen lässt das Festival am Freitag, dem 9. Mai um 20:00 Uhr mit einem Konzert von Leon Fleischer, Nicholas Angelich und der neuen Philharmonie Westfalen zu eröffnen. Enden wird das Festival am Samstag, dem 12. Juli 2014 mit einem Konzert von Till Brönner & His Piano Friends in der Philharmonie Essen.

So versprechen die Schwerpunkte wieder außergewöhnliche Aufführungen. Wobei Schwerpunkte sind es ja nicht so recht, vielmehr sind es Stücke, die der Intendant Prof. Franz Xaver Ohnesorg besonders gewürdigt sehen will. Zum einen sieht sich das Klavier-Festival dem 150. Geburtstag von Richard Strauß verbunden. Zum anderen sieht man sich dem späten Beethoven verpflichtet. Und ein herausragender Leckerbissen, es gibt eine Erkundung oder Entdeckung des Klaviers „Für die linke Hand“. Einen besonderen Raum räumt man der Welt der Etüden ein, die ursprünglich als Übungsstücke gedacht waren und sich später zu einem eigenständigen musikalischen Genre entwickelten.

Der YEAH! Young EARopean Award 2013, also der begehrte europäischen Preis für innovative Musikprojekte, wurde dem Education Team des Klavier-Festivals Ruhr verliehen. Das spornt an. So wird es erstmals ein Jahresthema geben: „Ein Jahr mit György Ligeti“. Der 2006 verstorbene György Ligeti gilt als einer der bedeutenden Komponisten des 20.Jahrhunderts aber auch als Erneuerer der Neuen Musik. Das Ligeti Projekt ist spartenübergreifend angelegt und ist mit dem französischen Pianisten und Ligeti-Interpreten Pierre-Laurent Aimard entstanden. Geleitet von dem Education Team des Klavier-Festivals Ruhr, als auch erfahrenen Künstlern und Lehrern, können Teilnehmer ihre musischen Fähigkeiten weiter entwickeln. Viele Altersgruppen und Schulformen werden bewusst angesprochen. Auch ein Familienkonzert „Herr Ligeti reist nach Afrika“ für Menschen von 5 bis 99 Jahren  zeigt das Besondere dieses Education Projektes. Es gibt eine Ligeti Nacht mit Pierre-Laurent Aimard. Auf einem Inklusionsabend werden sich Grundschüler, Förderschüler und Gymnasiasten musikalisch und tänzerisch mit dem Ungarn Ligeti auseinander setzen.

Impressionen am Flügel  Foto: © Linde Arndt

Impressionen am Flügel Foto: © Linde Arndt

„Die Besten der Besten“ fanden immer im Rahmen des Klavier-Festivals Ruhr einen besonderen Spitzenplatz im internationalen Wettbewerb. Spielorte sind das Harenberg City Center in Dortmund und Schloss Horst, Gelsenkirchen. So setzten sich die Nachwuchspianisten des Klavier-Festivals Ruhr, die innerhalb eines Klavier-Festivals Ruhr aufgetreten waren, in späteren Wettbewerben immer durch, ja, sie belegten immer die vorderen Plätze.

„Ausgezeichnete Kinder“ zeigt, zu welchen beeindruckenden musikalischen Leistungen Kinder und Jugendliche in der Lage sind. Preisträger des traditionsreichen Wettbewerbs „Jugend musiziert“ und des Essener „Rotary Klavier Wettbewerbs Jugend“ laden denn auch konsequenterweise die ganze Familie zu einem Matineekonzert ein. Der Erlös dieser Veranstaltung fließt notleidenden Kinder im Ruhrgebiet zu. Christian Schruff vom RBB wird dieses Konzert moderieren, wobei er noch einen übers Internet gewählten Co-Moderator zur Seite gestellt bekommt.

Kommen wir zu den Schwerpunkten, die im Rahmen des Klavier-Festival Ruhr vom 9. Mai bis zum 12. Juli 2014 zur Aufführung gelangen.
Es ist der frühe Richard Strauß der durch das Festival besondere Beachtung findet. Sei es die h-Moll Klaviersonate op 5, die Strauß als 16-Jähriger schrieb oder die frühen kammermusikalischen Werke aus der Münchener Zeit, alles Werke, die den jungen Strauß schon als Genie ausweisen. Dies aber nur ein paar Werke, neben vielen anderen, die zur Aufführung gelangen.
Der späte Beethoven wird mit den selten aufgeführten letzten drei Klaviersonaten in den Interpretationen von Krystian Zimmerman, András Schiff und Igor Levit zu hören sein.

Nebenbei bemerkt wird dem polnischen Pianisten Krystian Zimmerman der Preis des Klavier-Festivals Ruhr 2014 auf seinem Konzert am 3. Juni 2014 in der Wuppertaler Stadthalle in Form der Stahlplastik „Diapason“ überreicht.

Das Klavier-Festival Ruhr hat sich der Erkundung gewidmet. „Für die linke Hand“ wollte man in der Klavierliteratur erkunden; denn vor 100 Jahre verlor der Pianist Paul Wittgenstein im 1. Weltkrieg, der zu der dunklen Geschichte des europäischen Kontinents gehört, den rechten Arm. Durch den Ehrgeiz dieses Pianisten erfuhren die Kompositionen eine erhebliche Bereicherung. Der Pianist Leon Fleischer, der durch eine heimtückische Krankheit, nur mit dem linken Arm spielen kann, wird das Klavierkonzert von Maurice Ravel eröffnen. Dieses Ravel Konzert wurde von dem vorgenannten Paul Wittgenstein seinerzeit in Auftrag gegeben.

Prof. Franz Xaver Ohnesorg - Foto: © Linde Arndt

Prof. Franz Xaver Ohnesorg – Foto: © Linde Arndt

Leon Fleischer werden wir aber noch bei einem Podiumsgespräch am 10. Mai mit dem Journalisten Wolfram Goertz und dem Neurowissenschaftler Eckhart Altenmüller hören. Titel: Das machen wir doch mit links! Die linke Hand wird immer mal wieder auftauchen.
Gern gesehene Gäste, wie Robert Levin, Markus Becker, Steve Sloane, Tamara Stefanovich oder Daniel Barenboim setzen immer wieder neue Impulse die inspirierend wirken. Anne-Sophie Mutter meldet sich mit einer deutschen Erstaufführung des Werks „La Follia“ von Krzysztof Penderecki mit ihrem Klavierpartner Lambert Orkis zurück.

Cembalomusik ist das Instrument um barocke Musik zu interpretieren. Professor Christian Rieger wird spannende und selten gespielte Händel Stücke präsentieren.
Zur „Extraschicht“ dürfen wir in der Jahrhunderthalle Bochum Nachwuchspianisten der Musikschulen in Essen, Köln und Düsseldorf, die als Meisterschüler gelten, bei den Interpretation von Etüden verschiedener Komponisten zuhören.

Umgangssprachlich könnte man den Jazz inzwischen dem Klassikbereich zuordnen, wie gesagt umgangssprachlich. Und so wird das Klavier-Festival Ruhr mit „JazzLine“ dem Jazz auf der Bühne breiten Raum geben. Der Kanadier Chilly Gonzales, Chick Corea, der Kubaner „Chucho“ Valdés, Pablo Held, Jacks Terrasson oder das Monty Alexander Trio  – alles Jazzpianisten, die immer weltweit vor vollen Häuser spielen. Till Brönner, der populärste Jazztrompeter, kommt mit seinen Lieblingspianisten Jacob Karlzon und Antonio Faraò.

Nicht unerwähnt bleiben sollte, viele große Pianisten unserer Zeit haben das Klavier-Festival Ruhr fest in ihrem Terminkalender notiert. Aber auch die andere Seite, so findet man klangvolle Debütanten in den Programmheften des Klavier-Festival Ruhr 2014.

Claudia Eckes-Kohlrautz  stellt das Educationsprogramm vor  Foto: © Linde Arndt

Claudia Eckes-Kohlrautz stellt das Educationsprogramm vor Foto: © Linde Arndt

Kulturelle Bildung wollte die Stiftung Mercator 2014 in den Vordergrund gestellt sehen. So wird es Children´s Corner-Konzerte geben. Hier wird durch das Education Team der Blick auf den Übergang zwischen Kindertagesstätte und Grundschule gelenkt. Richard McNicol präsentiert mit dem Kammerensembles der Bochumer Symphoniker und den Festival Pianisten den Kindern eien mit Musik von György Ligeti illustrierte Version von „Der Nebelmann“ von Tomi Ingerer. Hier sieht man das Mitmachen von Kindern und Lehrpersonal als Bereicherung.

Maike Middelmann   Foto: © Linde Arndt

Maike Middelmann, neue Vorsitzende des Förderverein Klavier-Festivals Ruhr
Foto: © Linde Arndt

Eine Änderung bei dem Förderverein des Klavier-Festivals Ruhr sei noch erwähnt. Es ist die Nachfolge von Prof. Dr. Hartmut Griepentrog die nun durch Frau Maike Middelmann als neue Vorsitzende eingenommen wird. So hat der Freundeskreis mehrere Kindergärten mit einem Klavier ausgestattet, so Frau Middelmann in ihren einleitenden Worten.
Die Vorstellung des Klavier-Festival Ruhr 2014 wurde von Prof. Franz Xaver Ohnesorg geleitet, der wie immer mit seinen Ausführungen die Anwesenden in seinen Bann zog.

Statistik als Chronistenpflicht: Es wird 64 Veranstaltungen in 19 Veranstaltungsorte geben, dabei werden 113 Solisten, 10 Orchester und Ensembles auftreten. 1 Welterstaufführung und 3 deutsche Erstaufführungen und 350 Kompositionen gelangen zur Aufführung.

Weitere Informationen, sowie auch die Möglichkeit entsprechende Karten zu ordern, erhalten Sie über die Seite http://www.klavierfestival.de

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik und european-mosaic aus Essen.

 

Klavierkonzert der Extraklasse im Ibach-Haus

[la] Am Anfang stand eine Idee. Prof. Franz Xaver Ohnesorg wollte im Ruhrgebiet das weltweit wichtigste Pianistentreffen etablieren. Nach anfänglichen  ersten regionalen Erfolgen bemühte er sich  konsequent das Festival zu einer internationalen Bedeutung zu führen, welches inzwischen,  durch sein unermüdliches Engagement, den Initiativkreis Ruhr und die im Kulturhauptstadtjahr 2010 gegründete Stiftung und ebenso zahlreiche Sponsoren, eine beachtliche Größe erreicht hat. Im Jahr 2013 kann das Klavierfestival Ruhr auf eine 25-jährige Tradition zurückblicken.

Über drei Monate im Sommer  an mehreren Tagen der Woche, stellen sich  international bekannte Pianisten aber auch vielversprechende Nachwuchskünstler einem anspruchsvollen und kritischen Publikum.
Stationen wie Ruhrfestspielhaus, Recklinghausen – Philharmonie Essen – Mercatorhalle, Duisburg – Tonhalle Düsseldorf – Konzerthaus Dortmund und Harenberg-City Center,Dortmund  sind Zeugnis davon, welche Exklusivität dieses Festival erreicht hat.

Mit großer Intensität verfolgte Ulrike Brux ihren Plan, dieses bedeutende Festival mit hochkarätigen Künstlern nach Schwelm zu holen, was ihr bereits im Jahre 2012 gelungen war. So reiht sich jetzt auch das Ibachhaus in die Liste der Veranstaltungshäuser ein.

Prof. Franz Xaver Ohnesorg bei seiner Begrüßung im Ibachhaus Foto: Linde Arndt

Prof. Franz Xaver Ohnesorg bei seiner Begrüßung im Ibachhaus
Foto: Linde Arndt

Wer am späten Nachmittag des 13. Juli  das „Rote Klavier“, das Symbol des Klavierfestival Ruhr, vor dem Ibachhaus stehen sah, wusste, hier  steht ein Konzert von  höchstem musikalischen Niveau bevor.

Um 20:00 Uhr war es dann so weit. Der  Intendant der Stiftung Klavierfestival Ruhr, Franz-Xaver Ohnesorg, war wieder persönlich vor Ort und begrüßte mit herzlichen Worten  das Publikum.

Dann eröffneten Ya-Fei Chuang und Prof. Robert Levin das Konzert mit dem Vorspiel zu “Die Meistersinger von Nürnberg“ von Richard Wagner, in der Fassung für zwei Klaviere von Max Reger.
In Anbetracht des 200. Geburtstag von Richard Wagner und Giuseppe  Verdi, war das Programm mit Paraphrasen auf beide großen Meister abgestimmt.

 Weiter ging es mit:

  •  „O du mein holder Abendstern“ Rezitativ und Romanze aus der Oper „Tannhäuser“ von Richard Wagner (für das Klavier übertragen von Franz Liszt)
  • Franz Liszt |Sonate für Klavier in h-Moll
  • Gabriel Fauré |Souvenirs de Bayreuth aus: „Der Ring des Nibelungen“ von Richard Wagner  (für Klavier zu vier Händen)
  • Giuseppe Verdi |Aida. Hymne, Marsch und Tanz (Transkription für zwei Klaviere von Gabriel Pierné)
  • Emmanuel Chabrier |Souvenirs de Munich Quadrille aus „Tristan und Islode“von Richard Wagner  (für Klavier zu vier Händen)
Foto: Linde Arndt

Ya-Fei Chuang und Prof. Robert Levin
Foto: Linde Arndt

Ein gewaltiges Programm, was von den  beiden Künstlern einen enormen Einsatz forderte und mit einem kraftvollen Spiel aber je nach Partitur auch mit  sensiblem Einfühlungsvermögen von beiden mit Bravour bewältigt wurde.
Anhaltender Applaus des sichtlich begeisterten Publikums forderten die beiden virtuosen Künstler heraus, Gariel Fauré:  Dolly-Suite op. 56, 3. Satz „Le jardin de Dolly“ als Zugabe zu spielen.

Ein zusätzlicher Höhepunkt dieses Festabends war  der Besuch von Ute Schäfer (Ministerin für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen), die von den Darbietungen der brillanten Künstler sichtlich beeindruckt und berührt war.

Vips-Klavierfestival

Ehrengäste im Ibachhaus. v.l.: Dr. Hans-Joachim Vits, Carina Stobbe, Bürgermeister Jochen Stobbe, Frau Vits, Landrat Dr. Arnim Brux, Ulrike Brux, Ministerin Ute Schäfer, Prof. Franz Xaver Ohnesorg
Foto: Linde Arndt

Es war ein emotionaler Abend, mit einem dankbaren  Publikum im intimen Ambiente des Ibachhauses. Erfolgreich  für die Veranstalter, die Künstler und nicht zuletzt die Sponsoren, durch deren Unterstützung diese Veranstaltung erst ermöglicht werden konnte.


Ein Dank gilt der Sponsoren-Initiative Schwelm:
Autohaus Schneider GmbH & Co. KG, AVU Aktiengesellschaft für Versorgungs-Unternehmen, Ennepe-Ruhr-Kreis, PASS GmbH & Co. KG –

ebenso auch an Dr. Hans-Joachim Vits und Gattin und Roland Hornig.


Linde Arndt für EN-Mosaik aus Schwelm

Ismaël Margain spielt Preisträger-Konzert am 31. Mai im HCC Dortmund

Essen, 22. Februar 2013

Besetzung und Programm stehen fest:
Ismaël Margain spielt Preisträger-Konzert am 31. Mai im HCC ( Harenberg City Center ) Dortmund

Die Besetzung und das Programm für das zweite Konzert der Reihe "Die Besten der Besten" stehen nunmehr fest: Der junge Franzose Ismaël Margain wird am Fr. 31. Mai im HCC (  Harenberg City Center )  Dortmund beim Klavier-Festival Ruhr debütieren. Der Pianist ging als dritter Preisträger aus dem Internationalen Long-Thibaud-Wettbewerb in Paris hervor. Ein erster Preis wurde nicht vergeben.


 Enregistrement Schubert. Ismael Margain,
Guillaume Bellom. Fondation Polignac, Paris,
France. 06/07/2012. Photo Caroline Doutre
Autor: Caroline Doutre
   Sein Debüt beim Klavier-Festival Ruhr eröffnet Ismaël Margain mit der Sonate A-Dur op. 120 D 664 von Franz Schubert. Im Anschluss wendet er sich der Fantasie Nr. 2 d-Moll KV 397 von Wolfgang Amadeus Mozart zu. Nach der Pause setzt der Künstler sein Programm mit der letzten Klaviersonate (op. 111) von Ludwig van Beethoven fort.

Zum Abschluss verneigt er sich vor dem Jahresjubilar Richard Wagner, aus dessen Oper "Tristan und Isolde" er "Isoldens Liebestod" in der klangprächtigen Fassung von Franz Liszt spielen wird.

Ismaël Margain wurde 1992 im mittelalterlichen Städtchen Sarlat in der Dordogne geboren. Bereits in jungen Jahren bewies er seine Musikalität nicht nur auf dem Klavier, sondern auch auf der Flöte und dem Saxophon. Seine Ausbildung erhielt er zunächst von dem Pianisten Vahan Mardirossian, Chef des Kammerorchesters von Limoges. In der Folge lernte er bei Jacques Rouvier, Nicholas Angelich und schließlich bei Roger Muraro, der in der Klasse von Yvonne Loriod studierte und das gesamte Klavierwerk des Komponisten Olivier Messiaen aufnahm.

Beim Long-Thibaud-Wettbewerb überzeugte Margain die Jury mit Mozarts Klavierkonzert Nr. 23 und gewann darüber hinaus auch den Publikumspreis.

Karten für das Konzert gibt es bei den Vorverkaufsstellen oder über die Tickethotline (01805 – 500 80 3, 0,14 € /Min. aus dem dt. Festnetz; Mobil max. 0,42 € /Min). Im Internet  sind Buchungen direkt und platzgenau unter www.klavierfestival.de möglich.

 

Die Unmöglichkeit etwas einfaches nur zu machen

 


Prof. Franz-Xaver Ohnesorg
[Intendant]
  [jpg] 100 Jahre wäre der Komponist John Cage in diesem Jahr geworden. Es war ein Treffen mit der Vergangenheit (zumindest für mich) in der viele in der Kunstszene (aber nicht nur dort) nach dem Lustprinzip lebten und auch arbeiteten ( ! ).

Das Lustprinzip fungierte dabei wie ein Zufallsgenerator. Man wusste nie wohin es einen führte oder trieb. Und weil das so war, kannte man vorher auch kein Ergebnis.

Aber es klappte, die Ergebnisse konnten sich zumindest sehen lassen.

 Und so traf man sich im Rahmen des Klavier-Festivals Ruhr im Folkwang Museum um mit zwei Weggefährten diesen 100. Geburtstag „würdig“ zu begehen.

Margaret Leng Tan fing mit einem präparierten Flügel und ihren „Toys Pianos“ an.

Tags darauf referierte Prof. Dr.Wulf Herzogenrath über den Bildenden Künstler John Cage.

 
Margaret Leng Tan

 Aber zurück zum Abend mit Margaret Leng Tan. Krach, Geräusche stehen gleichberechtigt neben einem komponierten Akkord. So war das Stück ONE durch Frau Leng Tan ein Erlebnis das, wenn man sich darauf einließ, eine Erweiterung des Bewusstseins bewirkte. Im präparierten Flügel stand ein Löffel, ein Radiergummi oder Papierblätter die ein Klangvolumen für eine Psychedelische Musik geben konnten. Es erinnert mich an die Filmmusiken die Luis Buñuel (Filmemacher) für seine Filme aussuchte. Es gab aber auch noch andere Komponisten, wie Erik Satie oder Robert Caby um noch weitere zu nennen. Aber auch erinnerte mich das an den Film "Der Würgeengel (1962) von Buñuel " in welchem die Gesellschaft Gefangene ihres eigenen Denkenmusters waren, aus denen man nie ausbrechen kann. Man kann zwar den Raum wechseln nicht jedoch das Denken.

   

Frau Leng Tan führte uns aus dem eigenen Gefängnis mit ihrem radikalen Spiel. Alles war möglich, Leng Tan war selber Instrument und korrespondierte mit den anderen Instrumenten. Da war ein Rufen in den Resonanzboden des Flügels,  eine eigenständige Melodie. Das Schweigen von Frau Leng Tan, an die 20 Takte lang, erbrachte die Melodie des eigenen Kreislaufes. Langgezogene Töne wurden durch ansteigende und abfallende Töne überlagert. Ein Hupen oder das Klingeln einer Fahrradklingel fügten sich in ein Gesamtwerk ein. Kräftige und starke Griffe in die im Inneren des Flügels befindlichen Saiten folgten auf ein harmonisches Spiel. Selbst die Umbauphasen konnten als konzertant wahr genommen werden. Es war ja nicht so, als wenn der Flügel oder die Toys Pianos nur zu einem Spiel zur Verfügung standen. Vielmehr führte Frau Leng Tan eindrucksvolle Genzüberschreitungen vor. Es war nicht nur Musik, vielmehr malte Frau Leng Tan auch ein Bild. Es war eine höchst inspirierende Aufführung die Frau Leng Tan dem Publikum bot.

Und da kommt der Gedanke von Cage durch Frau Leng Tan zum Tragen:

"Die Künste existieren nicht isoliert voneinander, sondern ziehen einander ins Gespräch. Vieles in der neuen Musik (kompositorische Mittel, Notationen, die grafisch sind) ist eine Erwiderung auf die moderne Malerei und Skulptur (Marcel Duchamp, Großes Glasbild, das von seiner Umgebung nicht mehr getrennt ist; das ‚Fundobjekt‘, die geworfenen Fäden). Jede Kunst kann jedoch vollbringen, was die andere nicht vermag. Es ist daher vorauszusehen, dass auf die neue Musik eine neue Malerei antworten wird – eine, die wir noch nicht gesehen haben."

 (John Cage)

Nein, Frau Leng Tan ging weiter indem sie nichts einer Isolation sah. So hörte man und damit sah man bei den 36 Takten von „Waiting“ das weiß einer leeren Leinwand. Aber ist sie, die Leinwand wirklich leer? Robert Rauschenberg hat mit seinen weißen, roten und schwarzen Bildern die Antwort zu „Waiting“ gegeben. Leng Tan sah die Zeit nicht als Einschränkung sie ließ sie in das Konzert mit einfließen um mit ihr zu spielen. Sie sprach mit ihrem Konzert das Publikum an, welches die schon gemalten Bilder in der Jetztzeit malte.Und da wir schon in dieser Zeit sind, so wollte Frau Leng Tan auch eine politische Botschaft überbringen indem sie mit einem Happening gegen das Elefanten töten demonstrierte. Da waren die Schreie der Tiere im Hintergrund zu hören, während Frau Leng Tan mit einer stoischen Mine Papiere abstempelte und dies alles fließend in das Konzert einband, als sie zum Schluß die abgestempelten Papiere – „Toy Pianos Don´t Kill Elephants“ an die Zuhörer verteilte.

Zu guter Letzt erklang noch auf dem Flügel ein codiertes „Happy Birthday“ für John Cage.

  Am nächsten Tag hörten wir Prof. Dr. Wulf Herzogenrath mit einem Vortrag über John Cage. Erst einmal hat Herzogenrath als Kurator eine eigene sehenswerte Ausstellung in Berlin an der Akademie der Künste, Hanseatenweg Hallen kuratiert. Soviel Zeit muss sein.

Herzogenrath ein Zeitgenosse von Beuys, Alexej Jawlensky oder Günter Uecker wusste vom bildenden Künstler John Cage zu erzählen. Cage war neugierig, hungrig auf alles Neues. Alles ließ er in sich rein um es dann in einer anderen Form wieder auszugeben. John Cage sah sich nie alleine, vielmehr sah er sich in einer großen Gemeinschaft die ihm vieles gab.

     
Zeit seines Lebens lebte er von der Improvisation auch im privaten wirtschaftlichen Bereich. Er war ein zu groß gewordenes Kind welches nichts bei sich behalten wollte und konnte. Eine Zeit lang lebte er in Europa um sich den europäischen Einflüssen auszusetzen. Als 27 jähriger kuratierte er 1939 Paul Klee und Alexej Jawlensky in einer eigenen Ausstellung. Klänge, Geräusche, Krach, Worte ergaben mit dem Zufall ein Kunstwerk für Cage. Du musst bereit sein für Lösungen nicht für Probleme! Klare Fragen, die zu Aufgaben werden, sollten an die Kunst gestellt werden, so eine Losung der Zeit.  

Zeitweise war Cage im Bauhaus mit den Avantgardisten Piet Mondrian, Fernand Léger, Maholny-Nagy, Otto G. Carlsund und wurde selber zum Avantgardisten. Überall war Cage dabei, so war Anni und Josef Albers für ihn ein Quell der Inspiration, die er in North Carolina kennen lernte. Die Versuche mit Arnold Schönberg, der die Aufgabe der Dur-Moll-Tonalität damals betrieb, brachten ihm andere Welten näher. Auch Schönberg sah Kunst nicht in einer „Kiste“, sondern wollte auch die Bildende Kunst mit der Musik bereichern.

Ohne John Cage wäre die bildende Kunst aber auch die Musik ärmer. Er hat Wege aufgezeigt, wo es davor Grenzen gab. „Der Würgeengel (1962)“ von Buñuel konnte damit nur noch als Vorlage dafür dienen wie armselig unsere Welt verkommen kann. Es ist alles ganz einfach zu machen, man muss es nur tun. Die Welt hat keine Grenzen im Denken und damit auch Handeln.

 

         
Fotos vom präparierten Flügel
 

Und dann wurden wir doch Zeuge einer Grenzbegehung im Folkwang Museum als die Besucher in Gruppen unterteilt wurden um die korrespondierende Ausstellung mit einer sicherlich kompetenten Führung zu sehen. Nichts soll mehr dem Zufall überlassen werden, heute, aber vielleicht nicht für immer. Ab und an will man noch die Grenzen aufzeigen – die Angst ist in der realen Welt  eben zu groß.

 

 

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Essen

[Alle Fotos © Linde Arndt]