Heute Kinder wird`s was geben
[jpg] Es gibt eine einfache Rechnung. Wenn man heute 1 Euro in unsere Kinder investiert, so bekommt man später 3 Euro zurück. Wie das? Nun, wenn man diesen 1 Euro nicht investiert, so muss man später 3 Euro ausgeben für ALG 2, weil die dann Erwachsenen wegen ihrer mangelhaften Ausbildung keinen Job bekommen. Weil man in Gefängsnisse investieren muss, da diese als Erwachsene eher kriminell werden. Abgesehen davon, dass wir mehr in unsere Sicherheit, sprich Polizei oder Wachleute investieren müssen.
Wir alle kennen die Colombine Schule in den USA, die Schule in Erfurt oder Winnenden. Alles Schulen an denen ein oder mehrere Amokläufer ein Massaker mit vielen Toten anrichteten. Einfach so. Unendliches Leid wurde dort und auch anderswo erzeugt.
Im Nachhinein wusste man, dieses Leid hätte verhindert werden können. Wenn, ja wenn dieser 1 Euro investiert worden wäre. Nun, wen das nicht überzeugt, der sollte einmal überlegen, welchen Profit, zwar nicht persönlich, er haben könnte, wenn er in kürzester Zeit aus 1 Euro, 3 Euro machen könnte. Abgesehen davon könnten die Steuer gesenkt werden, wenn dieser jeweils 1 Euro investiert würde.
Es spricht also alles dafür diesen 1 Euro aufzuwenden, denn die vielen, vielen Studien sprechen hier eine eindeutige Sprache. Aus diesem Grunde hat sich die Politik entschlossen einen Kinderbeauftragten in den Kommunen zu etablieren. Die Landesregierung NRW hat auch einen Kinderbeauftragten ernannt, es ist Dr. Reinald Eichholz in Düsseldorf, so wichtig ist es der Politik. Und zwar über alle Parteien hinweg.
Was aber macht solch ein Kinderbeauftragter oder wofür steht er?
Aus einer Broschüre für eine Fachtagung für Kinderpolitik entnehmen wir:
"Wir möchten Sie motivieren, in Ihrem Tätigkeitsfeld Projekte anzuregen und durchzuführen, bei denen Kinder und Jugendliche als Akteure gefordert und ernst genommen werden. Kinder sollen selbst Verantwortung übernehmen und als Experten in eigener Sache einen eigenständigen Beitrag für den Alltag im Kindergarten, bei der Gestaltung des schulischen Lebens und bei kommunalen Planungsvorhaben erbringen."
und weiter:
"Das Recht zur Teilhabe ist nicht nur in der UN-Kinderrechtskonvention niedergelegt, sondern ist den Kindern und Jugendlichen in unserem Land auch besonders wichtig. Die Kinderbefragungen ergaben, dass Kinder und Jugendliche vor allem eine gewaltfreie Erziehung ohne Ausbeutung sowie die Informations- und Meinungsfreiheit besonders wichtig erachten. Um sich besser einbringen zu können, benötigen sie einen Anstoß durch engagierte Erwachsene."
Dies skizziert ein weites Tätigkeitsbild eines Kinderbeauftragten einer Kommune, aber auch sehr viel Engagement und Kreativität aber auch Verantwortung um dieser Aufgabe gerecht zu werden. EN-Mosaik thematisierte dies im Juni 2009 im Kommunalwahlkampf mit dem Artikel "Kinder und Jugendliche die Zukunft unserer Stadt" um die Wichtigkeit aufzuzeigen. Wir regten ein Kinder- und Jugendparlament an. Was passierte? Nichts. Na, wir haben doch einen Kinderbeauftragten, so die gängige Beantwortung der kommunalen Politiker. Nur der Kinderbeauftragte Herr Ulrich Schilling, sprang bei allen möglichen Events in Milspe herum um seine Arbeitskraft dem Citymanagement und der Wirtschaftförderung
anzudienen. Damit war er voll ausgelastet. Für Kinder war da kaum noch Platz. Als ich Herrn Schilling fragte, warum wir denn kein Kinder- und Jugendparlament haben, meinte er dies würde schon irgendwie auf dem Weg sein. Jedoch, belastbar war diese Aussage nicht. Denn keine von mir befragte Schule mochte diese Aussage bestätigen. Und das ist jetzt rund 8 Monate her. Wie dem auch sei. Alle wissen, Kinder und Jugendliche haben keine Lobby, sie kosten halt nur Geld. Eben diesen 1 Euro von dem wir nur 50 Cent ausgeben wollen.
Und dann dies. Der Rat der Stadt beschließt den Kinderbeauftragten Ulrich Schilling in den Bereich Wirtschaftsförderung zu versetzen, wo er nunmehr als Geschäftsführer der Citymanagement GmbH & Co. KG seine Tätigkeit aufnimmt. Nun ist dagegen nichts einzuwenden, hatte Herr Schilling ja kaum Zeit für seinen eigentlichen Job als Kinderbeauftragter, sondern musste mehr oder weniger für die Wirtschaftsförderung unterwegs sein. Wiggenhagen musste Wahlkampf machen und Frau Drees hatte irgendwie noch nicht den richtigen Durchblick, so blieb für das Fördern der Wirtschaft eigentlich nur Herr Schilling übrig.
Und jetzt? Da bleibt nur das Lied, Heute Kinder wird´s was geben…..haben wir doch keinen Kinderbeauftragten mehr. In normalen Städten, wo nicht alles drunter und drüber geht, wäre sofort ein neuer Kinderbeauftragter ernannt worden, nicht auf der "Insel der Glückseligen". Wir lieben Kinder!! Deshalb lassen wir sie auch länger im Regen stehen und sind dafür auch bereit später die 3 Euro zu zahlen. Die christliche Partei des Walter Faupel war der Initiator dieser Personalie. Besondere Christen hatten schon immer ein besonderes Verhältnis zu Kindern, nämlich keines. Nun dachten wir es wäre alles erledigt, indem im nicht öffentlichen Teil sich alle etwas aufgeregt hatten, aber dennoch eine Mehrheit zusammen kam.
Ich denke die Nibelungentreuen Bündnisgrünen haben mit der CDU zusammen gestimmt. Für Bündnisgrüne hat sich die Welt offensichtlich auch geändert. Da erreicht uns doch die Rettung – ein kleiner Funken Hoffnung – aus den Ratsstuben. Eine Partei hat sich aufgerafft einen Antrag zu stellen, innerhalb 14 Tagen einen neuen Kinderbeauftragten zu benennen.
Ich zitiere aus der email der SPD:
"….die SPD-Fraktion im Rat der Stadt Ennepetal hat soeben beim Bürgermeister beantragt, innerhalb der nächsten 14 Tage eine/n neuen Kinderbeauftragten zu benennen, der qualifiziert für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen ist……….."
Hier ist der ganze Antrag der SPD Fraktion im PDF Format.
Es bleibt zu hoffen, dass sich der Rat der Stadt besinnt und das unsinnige seines Tuns einsieht, damit die Kinder und Jugendlichen endlich einen Fürsprecher haben, der sich nunmehr aber auch zur Gänze für sie einsetzt.
Warum? Damit wir später diese 3 Euro nicht zahlen müssen, sondern zurückbekommen. Den 1 Euro werden wir sicher noch haben, indem wir einen verantwortungsbewussten, kreativen mit Herzblut ausgestatteten Menschen diese Stelle ausfüllen lassen. Es wäre nett wenn er noch eine dementsprechende Ausbildung hat, es gibt aber auch Quereinsteiger. Hat unsere Stadt solch einen Menschen in ihren Reihen? Personal haben wir ja genug, bei solch einem kompetenten Bürgermeister.
Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Ennepetal