Ein Nachruf für einen Freund von einem Freund
[jpg] Jochen Isenberg ist am frühen Sonntagmorgen, dem 1. Mai 2011 mit 75 Jahren verstorben.
Ein wahrer Freund ist tot und es berührt mich zutiefst. Wenn wir auch in letzter Zeit nicht mehr so oft wie früher zusammen waren, so blieb diese stille Verbindung, dieses gegenseitige Verständnis, doch immer bestehen.
Es ist mein erster Nachruf den ich schreibe und so ist er vielleicht etwas unbeholfen. Aber es ist auch mein Wunsch, diesen besonderen Freund zu würdigen.
Das Leben lässt einen, sofern man es lebt, nicht in die Hängematte. Nein, es drängt einen zu üben, zu lernen und um sich seiner selbst wegen weiter zu entfalten.
"Man muss lieben lernen" so sagte es einmal Friedrich Nietzsche. Er meinte damit, sich mit einer heiteren Gelassenheit dem Naheliegenden zu zu wenden. Und so in etwa könnte man die Person Jochen Isenberg beschreiben. Das Naheliegende war seine Familie, sein Geschäft, seine Mitarbeit in der Politik und vor allem seine Stadt Gevelsberg , seine Überzeugung und sein Freundes- und Bekanntenkreis. In naher Zukunft wird man einmal sagen, solch eine Persönlichkeit wie Jochen Isenberg benötigten wir jetzt.
Er war ein Mensch der im Hier und Jetzt pragmatisch agieren, Wege in die Zukunft weisen konnte und das Alltägliche vergessen ließ, dies aber gleichzeitig nicht vernachlässigte. Er hatte eine Art an sich, die Probleme mit einer kleinen Bemerkung verschwinden ließen. Er hasste es in seiner Entfaltung behindert zu werden, wusste aber auch immer eine Strategie um dieser Behinderung zu entgehen. Und wenn dies alles nichts nutze, dominierte er. Er ließ keinen Zweifel an der Richtigkeit der einmal getroffenen Entscheidung zu. Wenn alles lief und in geordneten Bahnen war, war Jochen Isenberg auf der "Pirsch" nach Neuem, nach geistiger Nahrung.
Die Neugier ließ ihn nicht los, etwas Neues zu erfahren. Kein gesellschaftlicher Bereich war vor ihm "sicher".
Und er wurde auch immer fündig.
Seine Dialogfähigkeit brachte ihn mit jedem Menschen zusammen und ins Gespräch. Aber, nicht das man das jetzt falsch versteht, er war nicht aufdringlich – niemals. Sein befreiendes Lachen, seine lachenden Augen versöhnten schon manch einen Mitmenschen. Wir waren froh als wir anlässlich seines letzten Geburtstages ihm noch einen Tipp geben konnten. Kulturell hatte er sich sehr stark dem Tanztheater der verstorbenen Pina Bausch zugewendet. Dezember 2010 war der Film Pina 3D von Wim Wenders in den Kinos zu sehen. |
v.l.; Ulrike und Jochen Isenberg an seinem letzten Geburtstag 12.12. 2010 |
Ich denke mir jedoch, dass man nicht nur einen Nachruf auf den Toten schreiben sollte, vielmehr sollte man auch einen Aufruf an die Gesellschaft schreiben, weil sie ihn überlebt hat. Für die Gevelsberger Gesellschaft ist nach diesem Tod auf jeden Fall eine Lücke entstanden. Sicher, Jochen Isenberg war auch nicht immer einfach, weil er, so wie es seiner Persönlichkeit entsprach, aus einem Gespräch heraus eine Entscheidung traf und diese auch zupackend umsetzte, wobei schon einmal ein Gefühl des Übergangenseins bei dem Anderen entstehen konnte. Nur Jochen Isenberg hat dies alles für seine Stadt Gevelsberg und den Einzelhandel getan, nie der eigenen Profilierung wegen – er war in diesem Sinne selbstlos. Eitelkeiten waren ihm fremd, er nahm sich zurück weil er wusste, Andere standen lieber im Rampenlicht. Die Gevelsberger Gesellschaft hat viel von ihm profitiert, auch mit seinen manchmal spontanen und vielleicht nicht abgesprochenen Einzelgängen. Das die Verhältnisse in Gevelsberg so positiv sind wie sie sind, ist sicher zu einem Teil auf das Tun von Jochen Isenberg zurück zu führen. Jochen Isenberg war Gevelsberger Urgestein welches jetzt weggebrochen ist. Er war ein Unikum, einmal vorhanden und einmalig.
Ich persönlich vermisse die Gespräche mit Jochen Isenberg die los gelöst vom Alltag einen fundamentalen Meinungsaustausch zuließen. Manche mögen es Träumereien nennen, für mich war es Gehirnjogging im wahrsten Sinne und hat uns beide beflügelt.
Wenn es das Jenseits gibt in welchem wir uns alle einmal treffen werden, so freue ich mich auf eines, auf Jochen Isenberg.
Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Ennepetal