[Schwelm/Gevelsberg/Ennepetal, 23.Aug.2012] Es qualmt, es kohlt, es ist heiß und stinkt ein wenig – aber es ist immer wieder ein großes Ereignis: das Meilerfest im Hülsenbecker Tal in Ennepetal. Jedes zweite Jahr baut die Biologische Station im Ennepe-Ruhr-Kreis einen Holzkohlemeiler auf. Und der ist immer Anziehungspunkt für viele Menschen. Sie alle wollen hautnah erfahren, wie noch zu Anfang des 20. Jahrhunderts in unserer Heimat gearbeitet und gelebt wurde. Denn bis dahin schufen die Köhler die Grundlage für die Arbeit der unzähligen Schmieden im Ennepetal.
Genau das ist auch das Thema der Meilerwoche, die in diesem Jahr vom 7. bis zum 16. September stattfindet. Neben der Biologischen Station und der Stadt Ennepetal sind bei der Organisation auch die Sparkasse Ennepetal-Breckerfeld und die AVU im Boot. Damit sind auch zukünftige finanzielle Probleme hinsichtlich der Meilerwochen – Finanzierung beseitigt worden.
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v.l.: Bürgermeister Wilhelm Wiggenhagen / Horst Winkel (Biologische Station EN) / Michael Schüngel (Biologische Station EN) /
Johannes Dennda (Sparkasse Ennepetal-Breckerfeld) / Achim Spannagel (1. Vorsitzender Biologische Station EN) / Landrat Dr. Arnim Brux / Elke Zach-Heuer (Biologische Station EN) /Oliver Teske (Vorstandsvorsitzender Sparkasse Ennepetal-Breckerfeld / Britta Worms (AVU) / Dirk Janzen (Biologische Station EN ) / Klaus Bruder (AVU)
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Zwei Köhler werden rund um die Uhr zugegen sein und bei einem umfangreichen Schulprogramm Einblick in das frühere Köhlerleben geben. An mehreren Lernstationen erfahren fast 1 500 Schüler alles über den Zusammenhang von der historischen Waldnutzung über die Holzkohlegewinnung bis hin zur Eisenschmelze. Im Vordergrund steht dabei, den Kindern soziale, ökologische und teils auch ökonomische Nachhaltigkeit zu vermitteln. Dieses in Deutschland einzigartige Konzept ist der Grund, warum das Umweltbildungsprogramm 2008 von der Unesco ausgezeichnet wurde. Wie in den letzten Jahren wird das Schulprogramm wieder von der Lehrerin für Umweltbildung, Elke Zach-Heuer, entwickelt und durchgeführt. Auch diesmal können Heranwachsende unter fachkundiger Anleitung selber kleinere Meiler aufbauen. Die biologische Station Ennepetal traut sich noch nicht selber an den Bau eines Meilers heran, bedauert irgendwie der Geschäftsführer der Station Dirk Janzen und deutet damit den Respekt für die Arbeiten eines Köhlers an.
Zum Programm gehören alte Handwerkstechniken wie das Schmieden ebenso, wie die Hege und Pflege der Natur. Da wird der Schmiedehammer geschwungen, Bäume werden vermessen und bestimmt, Heu gewendet und die jungen Teilnehmer können erfahren, was Kinderarbeit früher und heute bedeutet. So erleben sie ihre Heimat auf ganz neue Art. Und zwar mit allen Sinnen. Kinderarbeit war und ist für Menschen, die noch im Wachstum sind, Knochenarbeit die letztendlich zu einer nachhaltigen gesundheitlichen Schädigung führen. Heranwachsende werden mit Karte und Kompass ausgestattet und am Bielstein "ausgesetzt" um per pedes zu der Veranstaltung Meilerwoche zu finden.
Das gleiche gilt für die erwachsenen Besucher. Denn zusätzlich zum Handwerker- und Bauernmarkt, der am 8. und 9. September2012 stattfindet, erwartet diese bei der Meilerwoche ein lehrreiches und unterhaltsames Abendprogramm.
Von einer Fledermausexkursion, Vorträgen über den heimischen Wald sowie den Einsatz Erneuerbarer Energien, über einen ökumenischen Gottesdienst und einem urgemütlichen Spießbartengrillen, reicht das Programm bis hin zu einem Abend, der ganz dem Thema Entspannung gewidmet ist . Und passend zur Ennepetaler Historie lebt sogar das alte Kegelspiel „Op dä Dicken“ wieder auf. Krönenden Abschluss bildet der „Meiler-Splash“, ein Konzert mit der Band Smithy.
Handwerker- und Bauernmarkt
Was kann passender sein, als rund um den Meiler altes Handwerk wieder lebendig werden zu lassen? Das haben sich auch die Organisatoren der Meilerwoche in Ennepetal gedacht und laden daher am 8. und 9. September wieder zu einen Bauern- und Handwerkermarkt ins Hülsenbecker Tal ein.
Zwei Tage, an denen für die Besucher viele abwechslungsreiche Attraktionen bereit stehen. Denn wann hat man schon mal die Möglichkeit, einem Glasbläser über die Schulter zu schauen, beim Wollefärben zuzusehen oder bei der Kinderschmiede zu lernen, wie heißes Eisen an Form gewinnt?
Beim Korbbinder wird geflochten, bei der Steinmetzwerkstatt darf fleißig gehämmert werden, es wird geschnitzt, Edelsteine werden bearbeitet und aus Filz Märchenfiguren hergestellt. Besonderes Highlight für Kinder sind sicher Schafe, Hasen und Frettchen. Und mit großen Augen werden die kleinen Besucher auch wieder Falken und Rückepferd bestaunen.
Am Sonntag, dem Tag des offenen Denkmals, startet dann die historische Landparty durch die Industriegeschichte Ennepetals. Für Musik sorgt die Jugendfeuerwehkapelle Ennepetal und natürlich gibt es historisch rustikale Leckereien.
So dankt Landrat Dr. Arnim Brux den Veranstaltern und vielen fleißigen ehrenamtlichen Helfern für die Planung, Organisation der jetzt schon traditionellen Meilerwoche und wünscht zum weiteren Verlauf ein gutes Gelingen. Gerne hat Landrat Dr. Arnim Brux für die Ennepetaler Meilerwoche wieder die Schirmherrschaft übernommen. Oliver Teske von der Sparkasse Ennepetal-Breckerfeld wies darauf hin, dass die Sparkasse unter seiner Leitung immerhin 300.000,– Euro für die Ennepetaler Kultur verbucht hat. Hierdurch soll die Nähe der Sparkasse zu Ennepetal zum Ausdruck gebracht werden.
Anzumerken wäre noch, dass auch Hattingen mit im Boot ist. Dort wird ein Hochofen in kleinerem Maße angeblasen. Drei "Botschafter" aus dem Kreis der Initiatoren der Meilerwoche werden dann mit E-Bikes (Fahrräder mit Elektromotor) zur 5. Meilerwoche stoßen und mit den in Grubenlampen von Hattingen mitgebrachtem Feuer den Meiler anzünden.
Hier das Programm der Meiler Woche:
Programm 5. Meilerwoche im Hülsenbecker Tal
Vom 07. bis zum 16. September 2012
07.09. 18:00 Eröffnungsfeier mit Anzünden des Meilers
Anblasen des Jagdhornchors des Hegerings Ennepetal.
Spätsommerlicher Köhlerabend mit der Band „Jazz-Lokal“
08.09. 10 bis 18 Uhr Bauern- u. Handwerkermarkt
u.a. mit Kinderschmiede, Wollfärberei, Märchenfilzer, Schafzüchter, Geflügelschau, Frettchen, Bürstenmachen, Glasbläser, Steinmetz und historischen rustikalen Leckereien
11:00,
14:00, 17:00 Falknervorführungen
(Rheinisches Waldpädagogium Franz Schnurbusch
09.09. 10 bis 18 Uhr Bauern- u. Handwerkermarkt
11:00,
14:00, 17:00 Falknervorführungen
ab 14:00 Jugendfeuerwehrkapelle, Ennepetal
16:00 Vorführung: Rückepferd in Aktion
10.09. Artenschutzabend
19:00 Vortrag: Fledermäuse -Liebenswerte Nachtschwärmer
(Elke Zach-Heuer und Silke Rieboldt)
anschließend Fledermausexkursion
11.09. Kultur- und Landschaftsabend
18:00 Jagdhundestaffel Hegerin Ennepetal
19:00 Jagdhornchor Hegering Ennepetal
19:15 Vortrag : Lebensraum Wald ( Gerhard Klesen )
20:00 Vortrag: Haubergbewirtschaftung (Dirk Janzen)
„Wildes“ aus der Gulaschkanone
(Zubereitet von den Jungen Jägern der Kreisjägerschaft Ennepe-Ruhr)
12.09 18:00 Ökumenischer Abendgottesdienst mit
musikalischer Begleitung
Anschließend gemeinsamer Imbiss
Veranstaltet von der Biologischen Station EN in Kooperation mit dem Ev. Kirchenkreis Schwelm und dem Kreisdekanat Hattingen-Schwelm
13.09. Feuer und Flamme
18:00 Heiße Eisen: Schmieden, Schweißen, Verhütten
18:30 Kühle Köpfe: Richtig Entspannen lernen
(Energie tanken mit der AVU)
anschließend Fackeljongleure des Loher Nocken
14.09. Köhlerabend
18.00 Vortrag: Erneuerbare Energien (Rudolf Lüneborg)
19:00 Spießbraten vom Lagerfeuer mit zünftiger Musik von Werner Koch
(Anmeldung unter 0172-2690423 od. info@biologische-station.de)
ca. 21:30 Feuerwerk
15.09. Meiler-Splash mit der Sparkasse Ennepetal
10:00 Op dä Dicken (traditionelles Baumstammkegeln vom Rot-Weiß Rüggeberg)
16:00 Vorführung: Rückepferd in Aktion
15 Uhr WDR 5 Wanderung : Köhler bei der Arbeit
19:00 Meilersplash ein Livekonzert mit der bekannten Band „Smithy“,
16.09. 11:00 Holzkohleverkauf,Parkplatz unterhalb Cafe` Hülsenbecke
Sie können sich das Programm auch als PDF herunterladen.
Als kleine Einstimmung auf die Meilerwoche hier unser Bericht aus dem Jahr 2010 mit einem Video über den Falkner.
Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Schwelm
[Alle fotos: © Linde Arndt]