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Weit über alle Emotionen – Tänze im Theater Hagen

Heavy-Light, Rechte: theaterhagen Foto: (c) Klaus Lefebvre

Heavy-Light, Rechte: theaterhagen Foto: (c) Klaus Lefebvre

 

[jpg] 2010 wurden wir das erste mal auf das Theater Hagen mit seinem Ballett aufmerksam. Hans Werner Henzes „Le disperazioni del Signor Pulcinella“, ein Tanzschauspiel, frei nach Molière stand damals auf dem Spielplan. Das Publikum war begeistert von der Hagener Ballett Compagnie unter dem Hagener Ballettdirektor Ricardo Fernando. Es ist schön und faszinierend wenn man mit erleben darf, wie sich Künstler weiter entwickeln.

Nun, am 28. März 2015 wurde der Deutsche Tanzpreis durch den Förderverein Tanzkunst Deutschland e.V. im Aalto-Theater Essen vergeben, der Anerkennungspreis ging an Ricardo Fernando für seine zehnjährige Arbeit am Theater Hagen. Durch diesen Preis wurde dem Hagener Ballett gezeigt, es kann durchaus mit den großen Häusern mithalten. Die Hagener zeigen eine gleichbleibende hohe Qualität in allen Formen des Tanzes, sei es klassischer Tanz oder das zeitgenössische Tanztheater.

Am 24.Oktober 2015 war es dann wieder soweit, Ricardo Fernando lud zwei Choreografen, Hugo Viera, Darrel Toulon nach Hagen ein um mit der Hagener Ballett Compagnie einen Ballettabend einzustudieren. Herausgekommen ist eine Uraufführung/Premiere mit dem Titel „TANZ IN 3 SÄTZEN“.

Um es vorweg zu nehmen, es war ein spannender und beeindruckender Ballettabend der einen über die ganze Zeit in den Bann gezogen hatte.

Breaking Skin Rechte: theaterhagen foto: (c) Klaus Lefebvre

Breaking Skin Rechte: theaterhagen foto: (c) Klaus Lefebvre

Da werden mit „Breaking Skin“ (Choreographie von Hugo Viera, Musik von Valentin Silvestrov) die manigfachen Abhängigkeiten aufgezeigt, die im menschlichen Leben eine Rolle spielen, den Drogen, dem Sex, dem Essen, der Liebe oder auch nur dem Reiz einer “guten” Frisur.

Es ist ein Gefühl des Ausgeliefertseins seiner eigenen Sucht, die man nicht Sucht nennen mag. Diese Sucht die das tägliche Leben dominiert, die aggressiv oder auch depressiv macht – ausgeliefert zu sein. Rezitative aus dem Buch von Fernando Pessoa werden am Anfang des Stückes vorgebracht. “Meine Seele ist ein verborgenes Orchester; ich weiß nicht, welche Instrumente, Geigen und Harfen, Paucken und Trommeln es in mir spielen und dröhnen lässt. Ich kenne mich nur als Symphonie.”

Wie der Staub des Rezitators sich auf der Bühne immer mehr verbreitet, die Tänzer einlullt, wie die Abhängigkeiten die Art des Zusammenlebens bestimmen und zu guter Letzt als Gustavo Barros und Jiwon Kim Doede in ihrem Tanz die Hingabe und menschliche Aufgabe darstellen, das ist wirklich großes Tanztheater, das berührt und nicht los lässt.

Oder wie mit “Heavy Light” ( Choreographie von Darrel Toulon, Musik von Steven Mackey), tänzerisch die Gegensetzlichkeit von “Schwer und Leicht” erfahrbar gemacht wird. Körper im Gegensatz von Körnern die sich wie unbeabsichtigt verteilen. Dieses Leichte ist schon vorhanden, es umgibt uns, treibt uns an. Die geballte Schwere, wird auch durch das Corps de ballet sichtbar gemacht.

Six Breaths Rechte: theaterhagen Foto: (c) Klaus Lefebvre

Six Breaths Rechte: theaterhagen Foto: (c) Klaus Lefebvre

Und zu guter Letzt “Six Breaths” (Choreographie von Ricardo Fernando, Musik von Ezio Bosso), faszinierend zeigt das Hagener Ballett den Atem eines menschlichen Lebens von der Geburt bis zum Tode. Der erste Atemzug nach der Geburt, der Atem wenn man neben einem geliebten Menschen liegt und bis hin zum Atem der einem in einer andere Welt begleitet. Die Schlussszene zeigt denn auch den letzten Atem indem das Corps de ballet ineinander szenisch verschachtelt die Reichhaltigkeit des menschlichen Lebens darstellt. Es ist zu Ende.

 

Vorhang! Tosender Beifall, Standing Ovation und zwar minutenlang.

 

Eines sollte aber nicht unerwähnt bleiben. Neben der außerordentlichen Leistung des Hagener Balletts, muss man die Leistungen der Bühne | Peer Palmowski,   Kostüme | Rosa Ana Chanzá ,   Licht/Video | Achim Köster nicht nur erwähnen, vielmehr waren diese Leistungen doch dazu da um den ganzen Ballettabend zu diesem herausragenden Ereignis zu machen.

Das Philharmonische Orchester Hagen unter Steffen Müller-Gabriel spielte dazu die grandiose Musik zeitgenössischer Komponisten. Es war auch für sie eine gelungene Uraufführung und Premiere.

 

Es war eine Vorstellung, voller Emotionen in ungeahnten Höhen, die einen in die Handlung hineinzogen hat. Mehr davon.

 

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Hagen

 

Weitere Vorstellungen:

 

Fr 30.10.2015 / 19:30 Uhr

So 08.11.2015 / 15:00 Uhr

So 15.11.2015 / 15:00 Uhr

Sa 21.11.2015 / 19:30 Uhr

Fr 27.11.2015 / 19:30 Uhr

Fr 11.12.2015 / 19:30 Uhr

Mi 30.12.2015 / 19:30 Uhr

Do 07.01.2016 / 19:30 Uhr

So 17.01.2016 / 15:00 Uhr

Mi 16.03.2016 / 19:30 Uhr

 

Vorverkauf: http://www.theaterhagen.de/kartenabos/vorverkauf/theaterkasse/

 

 

 

 


 

Dem roten Faden längs

[jpg] „Tanz-Trilogie“ nennt sich der Ballettabend, der im Theater Hagen am 23. März 2013 im Großen Haus Premiere hat. Es werden drei Uraufführungen von drei unterschiedlichen Choreografen mit der Compagnie des balletthagen  zu sehen sein. Das Bühnenbild ist von Peer Palmowski, die Kostüme werden von Heiko Mönnich erstellt, beide gemeinsam sind aber auch für die Ausstattung verantwortlich.


Young Soon Hue                                Foto: © Linde Arndt
 Die ehemalige Schülerin und Tänzerin von William Forsythe, die südkoreanischen Choreografin Young Soon Hue bestreitet das Hauptthema mit der Choreographie „Touch“. Es ist eine Erzählung über die schicksalhafte Verbindung zweier Menschen die füreinander bestimmt sind. Der rote Faden an einem Knöchel steht für diese Verbindung die die Liebe für einen vorgesehen hat. Es wäre allerdings eine zu einfache Geschichte, vielmehr spielt sich in dieser Geschichte eine Dreiecksbeziehung mit allen ihren Verwicklungen ab. Aber- und das ist das schöne an dieser Geschichte –  die Liebe siegt. Wenn auch mit einer überraschenden Wendung.

Getanzt wird nach der Musik von Ezio Bosso (  Filmmusik zu „Ich habe keine Angst“ ) und Max Richter ( Filmmusik zu „Waltz with Bashir“ ).


Hugo Viera                                           Foto: © Linde Arndt
Der portugiesischer Choreograph   Hugo Viera, der unter anderen bei  William Forsythe, Ballett Gulbenkian oder Compagnie Olga Roriz auftrat, bringt „Mind over Matter“ zur Aufführung. Viera reflektiert den Kampf, dem ein Körper eines Tänzers ausgesetzt ist um letztendlich das Ziel seiner tänzerischen Ideale zu erreichen. Sein Geist erreicht dabei Höhen die für kurze Momente den Schmerz besiegen um die Erfahrung des Sieges über seinen Körper zu bekommen. Dabei ist die Dramaturgie diese Kampfes in jahrelangem Training eingeübt. Durch eine List erreicht er, der Tänzer, beim Tanz die Figur, die einem Zuschauer den Beifall entlockt den ein Tänzer für seine Bestätigung braucht.

Auch Hugo Viera wählte die Musik des Briten Max Richter der  zeitgenössische Kompositionen von  Arvo Pärt am Klavier aufführt.


Ricardo Fernando Foto: © Linde Arndt

Und zu guter Letzt nennt der Hagener Ballettchef Ricardo Fernando seine Choreographie „Nacht“ die er nach Musiken von Bernardo Sassetti ( Filmmusik zu „Second Life“ ), Biosphera  und Ólafur Arnalds (Eulogy for Evolution) auf die Bühne bringt. Er zeigt die emotionalen Zustände, wie Einsamkeit, Liebe, Zweifel und Angst im Spiegel gegenüber des Mitmenschen. Es sind menschliche Aggregatszustände denen wir uns alle ob spontan oder geplant ausgesetzt sehen. Urplötzlich ohne Vorwarnung sehen wir uns solcher Zustände ausgesetzt und wissen nicht zu reagieren. Oder es wird ein Zustand bewusst herbei geführt dem wir uns dann aussetzen.

Während Young Soon Hue in Hagen eine bekannte Choreographin ist, ist Hugo Viera das erste mal in Hagen. Hugo Viera wurde durch den Hagener Ballettchef Ricardo Fernando in Greifswald am BallettVorpommern entdeckt. Das die beiden sich sofort verstanden war der Sprache geschuldet, Viera ist Portogiese und Fernando ist Brasilianer -passt doch.
Der Ballettabend wird von 2 Pausen unterbrochen um die Bühne für das folgende Stück herzurichten. Es wird ein Abend der ganz dem zeitgenössischen Tanz gewidmet ist. EN-Mosaik hat das Hagener Ballett  im Zusammenhang mit dem Henze Projekt, einem Ballettabend mit dem Titel „MOLIÈRE“ bewundern dürfen.
Zeitgenössischer Tanz ist terminologisch als eine Abgrenzung zum klassischen Tanz zu sehen. Der zeitgenössische Tanz versteht sich als Tanz der grenzüberschreitend andere Künste mit in seine Ausdrucksformen  einbezieht. Er bricht immer wieder mit den vorhandenen Strukturen und Formen und kommt damit in Bereiche der Ausdrucksformen die man nicht für möglich gehalten hatte.

Informationen:

Premiere | 23.März.2013 | Beginn: 19:30 Uhr | Großes Haus
Tanz-Trilogie
Ballettabend mit Choreographien von Young Soon Hue, Hugo Viera und Ricardo Fernando

theaterhagen
Elberfelder Str. 65
58095 Hagen
Weitere Vorstellungen: 27.3., 5.4., 12.4., 18.4., 20.4., 28.4. (18.00 Uhr), 5.5. (15.00 Uhr) und 25.5.2013 – jeweils um 19.30 Uhr, wenn nicht anders angegeben.

Karten unter 02331 207-3218 (Theaterkasse) oder www.theater.hagen.de, an allen Hagener Bürgerämtern, Tel: 02331 207- 5777 sowie bei den EVENTIM-Vorverkaufsstellen.