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Als wäre nichts geschehen in Ennepetal

[jpg] Die Opel Krise ist vorbei. Ist sie das? Nein, nicht wirklich. Wir werden noch jede Menge Schlagzeilen erleben.
Nur eines können wir heute sagen, diese Krise lief mit der höchstmöglichen Transparenz ab.

Fragen wurden von allen Akteuren der Krise sofort und umfassend beantwortet. Selbst der Streit über den Weg zur Bewältigung der Krise wurde kommuniziert. Auf Seiten der Deutschen waren da der Wirtschaftminister zu Gutenberg der eine andere Meinung als Finanzminister Steinbrück, die Ministerpräsidenten Koch und Rüttgers, vertrat. Es war immer ein offenes "Spiel", so wie es in der Demokratie sein sollte. Zuletzt war nur noch der Akt des Verwaltungsrates von GM, der sein Ergebnis selber den Deutschen vortragen wollte.

Nicht so in Ennepetal, in der Kommune wo alles erst bei einer Erfolgsgarantie veröffentlicht wird. Und wenn dann mal doch etwas noch schief geht, hat man einen Sündenbock parat, der nicht zu dem inneren Zirkel der Entscheider gehört. Die Kommunalwahl ist nun seit 14 Tagen vorbei, die politischen Akteure haben sich wacker geschlagen indem sie uns weder von ihren vergangenen Leistungen noch von ihren zukünftigen Leistungen berichten wollten. Fragen wurden nur ausweichend beantwortet oder gar verallgemeinert zerredet. Wir sahen uns relativ schnell in der Lage unsere kommunalen Politiker nach ihren Handlungen oder nichts sagenden Äußerungen zu bewerten. Da wurden von uns die Lieblingsgerichte oder die Lektüre analysiert, um zumindest die Persönlichkeit auszumachen. Die Folge: Ein großes Wutgeschrei auf der anderen Seite. Dass wäre keine gute journalistische Arbeit, so das Credo. Im weiteren Verlauf strich man uns von der Presseliste der Stadtverwaltung, so wie in einer guten Diktatur. Jetzt dürfen wir die emails nicht mehr bekommen, die uns sagen wann und wo die Mülleimer rausgestellt werden oder welche Strasse von wann bis wann gesperrt ist.

Immer wieder hat man uns den Vorwurf gemacht, wir würden zu negativ berichten. Nur was sollen wir berichten wenn wir die eigentlichen interessanten Vorfälle nicht oder nur unzureichend bekamen? Damals stellten wir allen Politikern auch die Frage, wie sie bei solch einer mangelhaften Kommunikation eine attraktive Stadt darstellen wollen. Wir forderten bei allen Transparenz im Zusammenhang mit der Stadtverwaltung und dem Rat der Stadt. Manch ein Politiker sagte uns, die Rats- und Ausschusssitzungen wollen man in der Organisation hinsichtlich der Möglichkeit von Fragen überdenken, auch der nichtöffentliche Bereich sollte überdacht werden.

Nun tagte am 10.09.09 der alte Rat der Stadt zum letzten male. Zeit um Weichen zu stellen. Als Tagesordnungspunkt wurde auch der Absprung des Investors für das denkmalgeschützte Bahnhofsgebäude behandelt. Man bedauert dies, wies aber Vorwürfe zurück, dass dieser Investor komischerweise so kurz nach der Wahl zurück trat. Der indirekte Vorwurf: Der Investor wäre mit seiner Ankündigung von Seiten der CDU mit dieser Nachricht ins Rennen geschickt worden. Und jetzt, da die Wahl vorbei ist, war das ganze überflüssig geworden.

Jetzt will der Rat der Stadt das Bahnhofsgebäude selber kaufen. EUR 185.000,– sind ja noch im Haushalt eingestellt, so die Idee. Vor der Wahl mochten die Grünen von dem Bahnhof nichts wissen. Zu teuer und man wisse nicht so recht was man damit anfangen könne. Und im übrigen drohe ja ein Haushaltssicherungskonzept.
Jetzt auf einmal will die CDU mit den Grünen den Bahnhof doch kaufen. Sprudeln denn wieder die Steuermillionen? Und noch schlimmer, die Ennepetaler Unternehmen sollen sich daran beteiligen. Denn angeblich hatte Herr Bilstein auf der Veranstaltung der SIHK  in der Rosine eine Möglichkeit einer Beteiligung zugesagt. Mitnichten hatte Herr Bilstein so etwas zugesagt, noch nicht einmal angedeutet. Er hatte lediglich klar herausgearbeitet, dass dieses Bahnhofsgebäude, wie so viele Gebäude hier, der Attraktivität einer Stadt wie Ennepetal abträglich ist. Daraus formulierte er die Frage: Was gedenken sie, die Bürgermeisterkandidaten, für die Attraktivität der Stadt Ennepetal zu tun? Mehr nicht.
Nun gut, jetzt wollen wir das Bahnhofgebäude kaufen. Wir wissen aber aus vielen Gesprächen, dass unsere Ratsmitglieder nur "Hobbypolitiker" sind, so sagte man uns das zumindest selbst in vielen Gesprächen, und deshalb für ihr Tun nicht ganz zur Verantwortung gezogen werden dürfen. Gerne helfen wir dem Rat etwas weiter.

Hat der Rat der Stadt denn auch bedacht, dass zu dem Bahnhofsgebäude noch mehrere Nebengebäude existieren? Wenn das Bahnhofsgebäude mit hunderttausenden von Euro restauriert würde, so wäre das Gesamtbild weiterhin als unattraktiv anzusehen. Irgendwie stinkt das wieder nach einem "hobbymäßigen" unausgegorenen Schnellschuss, halt wie es sich für den Rat der Stadt Ennepetal gehört. Man diskutierte noch eine Runde in der öffentlichen Sitzung und gut war es.

In der nicht öffentlichen Sitzung geht das etwas anders, da kommen die Ratsmitglieder an die Kette der Verwaltung. Und dort eröffnete man den Ratsmitgliedern man habe ein Konzept wie man das Bahnhofsgebäude erstehen und was man daraus machen könne. Hört, hört. Und das ist es was ich so toll finde.

Nicht öffentlich war die Sitzung deshalb, denn man wolle die Verhandlungen über den Kauf oder was auch immer nicht gefährden. Es könne ja sein, dass der Verkäufer, wenn das bekannt würde, eine höhere Kaufsumme ansetzen würde, so die Begründung. So einen Quatsch habe ich noch nie gehört und das lässt mich an der Ernsthaftigkeit der Ratsmitglieder und ihrem Demokratieverständnis doch stark zweifeln. Wieder wird der Eindruck erweckt es wird etwas gemauschelt. Wird es das? Ich denke ja. Denn wie ich eingangs im Falle von Opel, bei dem es ja immerhin um Milliarden geht, erwähnte, gab es und gibt es keinen Grund etwas nicht öffentlich zu besprechen oder zu behandeln.

Es geht also weiter mit dem Ennepetaler Geben und Nehmen, bei dem die Presse aber auch der Bürger immer außen vor bleibt. So bleibt zu bemerken, die Absichtserklärungen der Politiker, auch im kommunalen Bereich, haben alle eine geringe Halbwertzeit, nämlich nur bis zur Wahl.

Und wir von der Presse? Meinungs- oder Informationsfreiheit, na ja, die steht ja nur im Grundgesetz, mehr nicht.
Übrigens sollen die  Herren Faupel  (CDU) und Rauleff (SPD) mal ganz kurz zusammen nach der Sitzung entschwunden sein. Ob die wohl kuscheln waren? Man munkelt so einiges. Es geht ja auch noch um den Posten des ersten Beigeordneten. Und die nächste konstituierende Sitzung ist erst am 21.10.09, bis dahin sollten aber die politischen Deals schon über die Bühne sein.

Bis dahin können wir uns aber auch schon mal ein transparentes Verhalten des Rates und der Stadtverwaltung abschminken. Lassen wir uns also von unseren "Hobbypolitikern" weiter mit ihren geistigen Ausdünstungen, die sie nunmehr unter der Ägide eines Bürgermeisters Wiggenhagen erbringen, überraschen.

Jürgen Gerhardt

Kommen unsere Politiker mit dem Internet nicht klar?

 

  [jpg] Hier in Ennepetal haben wir ja schon festgestellt, dass das Internet für alle Politiker irgendwie Teufelszeug ist. Leider ist das auch bei den Europa- und Bundespolitikern genauso, nur dort versuchen die jungen Parteimitglieder die Alten ein bisschen auf Vordermann zu bringen. Die Ergebnisse sehen recht dröge und unbeholfen aus. Während Youtube noch kärglich genutzt wird, hapert es aber doch sehr beim Micro Blogging Twitter, bei Facebook oder StudiVZ. Wie dem auch sei die ersten Gehversuche  sind gemacht, kommen aber ziemlich langweilig herüber. Im Fernsehen bei den bekannten Talkrunden kommen unsere Politgrößen schon ziemlich dröge rüber aber dies erfährt eine Steigerung im Web. Dabei ist allen klar, wie erfolgreich Obama seinen Wahlkampf im Internet organisierte. SPD-Bundesgeschäftsführer Kajo Wasserhövel sagte im Politcamp´09 in Berlin auf einer Session: "Wir haben – wie alle anderen auch – den Obama-Wahlkampf natürlich verfolgt"

Bei StudiVz erfährt man, dass Merkel total auf Gartenarbeit abfährt und  Steinmeier  Fussball und Jazz favorisiert. Wie spannend!!!  Markus Beckedahl von netzpolitik.org bemängelte zu recht dieses unpolitische Geseiere. Da sitzen die Politiker stundenlang im ICE um zu einer Wahlveranstaltung zu kommen, wo sowieso nur Leute sitzen die sie  sowieso wählen und kriegen keine vernünftige Message auf die Beine.
Online-Wahlkampfleiter der Grünen, Robert Heinrich, verspricht zumindest in naher Zukunft eine Änderung, weil, ja weil, übers Internet ganz andere Öffentlichkeiten hergestellt werden können. Na das er das auch gemerkt hat. Gleichzeitig bekennt er, dass die Parteiseiten von Geburt aus nicht so spannend sind! Da müsste er mal die Seiten der Grünen in Ennepetal sehen, die sind sogar sinnentleert. Eine Steigerung von nicht spannend?
Die FDP mit Thomas Scheffler kündigt eine totale Überraschung an, wir sind gespannt. Hier in Ennepetal hat uns die FDP auch etwas überrascht, nur jetzt gleiten sie etwas in die Unübersichtlichkeit ab, Struktur ist halt nicht jedermanns Sache. Oder wurde gar das falsche Format gewählt? Wer weiß.

Während auf Bundesebene alles ganz easy ist, denn dort stehen ja ganze Stäbe zur Verfügung, versuchen sich auf kommunaler Ebene "Hobbypolitiker" [Anmerk.d.Red.:eigene Aussage von Politikern hier vor Ort] mit CMS Systemen, die man ihnen teilweise aufs Auge gedrückt hat, herumzuschlagen. Die kommunalen haben aber z. B. hier in NRW noch ein Problem, sie müssen den gesamten europäischen und bundespolitischen Kontext abbilden.  Da geraten einige Seiten, mangels strukturierten Denkens schon mal ins Wanken. Man sollte sich schon mal ein bisschen Zeit lassen um die Prioritäten zu setzen aber auch das Ganze nicht aus den Augen zu verlieren. Es ist halt wie beim kochen, eine Fertigpizza braucht halt nur einen Backofen, macht man sich jedoch ein anständiges Menü, so sollte man schon die Reihenfolge der einzelnen Zutaten in den Topf tun. Sonst gerät das Gericht nicht so recht.
Oliver Röseler, von der CDU hat noch ein anderes Problem, kaum hatte er das Twittern erlernt, wurde der Twitter Account gehackt. Da wurden flugs Botschaften mit Ronald Pofalla verschickt in welchem Pofalla mit blauem Auge und Zahnlücke fleißig falsche Botschaften verschickte. Seid der Zeit will unsere Bundesangie, die ja immerhin per Podcast ihre Botschaften verschickt, nicht mehr twittern. Man das war doch nur ein Joke, die Jungs von der Hackerfront wollen sich doch nur beweisen.
Wir lernen ja noch, so meint ein Parteistratege.Vielfach greifen die Jungendverbände den Alten unter die Arme, wobei die teilweise noch nicht einmal den eigenen email Account nutzen. Und so, Volker Beck, von den Grünen: "Wir sind ja nicht alle kleine Obamas". Wie dem auch sei unsere deutschen Politiker sind mal wieder zu spät in die Puschen gekommen.

Professor Karl-Rudolf Korte von der Uni Duisburg Essen sieht schon ein Problem; denn das Web bietet ganz neue Möglichkeiten der Interaktion mit dem Wähler, vielfach würden die Auftritte allerdings als Einbahnstrasse genutzt. Wenn die Politiker nicht bereit sind in einen Dialog mit dem Wähler zu treten, würden sie weiter in ihrem Elfenbeinturm verbleiben. Einen qualitativen Vorsprung einer einzelnen Partei konnte Prof. Korte nicht ausmachen. Jedoch, so Prof. Korte, könne man mit dem richtigen Auftritt, schon das Nichtwählerlager zur Wahl animieren.  

Da sind wir doch von en-mosaik in einer ganz komfortablen Position, wir machen unseren Politikern von der Wählerseite "Feuer unter dem Hintern". Aber die genieren sich so, wie wir bei unserer Interviewserie bemerkten. Hier in Ennepetal ist die Eitelkeit und die Berührungsangst noch größer als auf Bundesebene. Wir sind halt ein Tal in welchem der Fuchs mal schnell die Gans stiehlt. Man nennt das dann Fuchsination, oder so.

Wenn ich mich jedoch in der Bloggosphäre umsehe, wie mit den Bundespolitikern umgesprungen wird, so komm ich mir hier vor als wenn ich der Samariter unserer hiesigen Politiker bin. Sie sind aber auch erbarmungswürdig ins Hintertreffen geraten. Der alte "Silberrücken" Ingo Mehner schlägt sich, trotz oder weil? seines hohen Alters dagegen ganz trefflich mit seinem Blog. Dabei haben wir allen angeboten, hilfreich zur Hand zu gehen. Aber wie das immer so ist, wenn man sich selber als unfehlbar oder als Messias eingestuft hat, so wie unsere Politiker, kommt man da schlecht aus dieser Rolle wieder heraus. Abgesehen davon, beherrschen unsere Ennepetaler Politiker alle nicht die Zauberwörter. So wurschteln die FWE, Die Grünen, und die UBE mehr schlecht als recht vor sich her. Wobei die Bündnisgrünen mit ihrem Slogan "zukunftsorientiert" schießen den Vogel ab, konnten diese doch nur eine Butter,Eier,Käse Seite gegen eine andere Butter, Eier, Käse Seite austauschen. Offensichtlich kommen die mit dem Web2Date CMS System nicht klar, dabei gäbe es bessere open source Alternativen. Aber was nichts kostet, ist auch für die Bündnisgrünen verdächtig. Das nenne ich Zukunftsorientiertheit mit neuem Inhalt. Herr Hustadt, ich weiß, sie sind "Hobbypolitiker", machen das alles so nebenbei, aber, was meinen sie was ich noch so nebenbei mache? Und Herr Hüttebräucker? Klar, der ist auch "Hobbypolitiker".

Nun heute sind wir eingeladen, ganz privat versteht sich, um die Möglichkeiten von Web 2.0 aufzuzeigen.

Unser Tipp an die Parteien, lasst mal die Jungen an die Tastatur ein Jens Knüppel (CDU) oder ein Tobias Berg (SPD) gehen sicher hilfreich zur Hand. Ein Funken Vertrauen und schon öffnet sich eine Tür.

Jürgen Gerhardt