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Weniger müssen müssen in Ennepetal

[jpg] Wenn man sich im Kulturbereich umschaut, stellt man unschwer fest, man befindet sich immer wie in einer Familie. Sei es die Oper, das Konzert, das Theater oder die Kleinkunst zu der das Kabarett gehört. Man kennt sich und schätzt sich und hat gewisse Vorlieben die jedoch tolerabel sind. Kultur hat aber auch ein Problem. Wenn die Gelder der öffentlichen Hand knapp sind fällt die öffentliche Hand als erstes mit dem Rotstift über den Kulturetat her. Die Politik hat keine Scham unsere Kultur in den Orkus zu befördern. Anders die Wirtschaft, die sich gerne der Kultur nähert. Sicher da sind noch ein paar Berührungsängste zu überwinden oder die gegenseitige Orientierungsphase muss noch abgearbeitet werden. Da spielt das miteinander umgehen eine große Rolle – Stichwort „fair use“.

Aber hier in Ennepetal passt es schon. Johannes Dennda, der sich selber der Kunst verschrieben hat, fühlt sich nach dem Aufruf seines Vorstandes berufen die Kunst mit der Sparkasse Ennepetal-Breckerfeld zusammen zu bringen.Ihm zur Seite stand und steht die allseits bekannte Heike Gräfe (Sonnenschein). So ist mit der Zeit ein Team mit einer neuen Aufgabe gewachsen. Die Stadt Ennepetal, die ja in der Haushaltssicherung ist, hatte für die Haushaltsberatungen 2011 eine exorbitante Kürzung des Kulturetat vorgenommen. Nichts desto trotz ist die Stadt Ennepetal nunmehr ein Kooperationspartner der Sparkasse Ennepetal-Breckerfeld und Carsten Michel mit seinem Team kümmern sich ebenfalls liebevoll um die Besucher der Kültgarage.
                 

KultGarage ist eine Marke die gewisse Unsicherheiten hatte, die Tiefgarage und das Industriemuseum passten aus brandschutztechnischer Sicht nicht so richtig zusammen.

Das Souterrain war zuerst einmal eine Notlösung, die aber nunmehr eine feste Einrichtung bleiben soll. 120 Zuschauer passen in den Raum, es ist irgendwie gemütlich.

Der Künstler ist nicht unüberwindbar weit entfernt, er ist direkt beim Zuschauer.

KultGarage hat das Potenzial sich in Spielstätten wie das Unterhaus in Mainz einzureihen.

    
Begeisterte Zuschauer während der Veranstaltung Foto:
© Linde Arndt

 

So habe ich nun 2 Vorstellungen mit erlebt. Einmal mit Franziska Mense-Moritz am 13. Mai und jetzt mit Sebastian Pufpaff am 16.Juni.

Franziska Mense-Moritz mit ihrem Programm „Ich sachma: normal!” mit Hans Wanning am Klavier war eher eine laute und vordergründig arbeitende Kabarettistin.
Sie kommt aus dem Ruhrgebiet und bekennt sich auch dazu. Als Frontfrau des Ruhrgebiets-Kabaretts „Geierabend” bediente sie alle Klischees die das Ruhrgebiet nur hergibt. In ihrem Soloauftritt „Ich sachma: normal!” kamen zum ersten mal leisere Töne zur Geltung. Jedoch immer der vordergründig und direkte Ruhrie mit seinem etwas spröden Humor, der jedoch auch ankommt.

 

KultGarage brachte mit Sebastian Pufpaff am 16.Juni ein ganz anderes Kaliber von Kabarettist. Mit seinem Programm „Warum!“ stellt er Fragen, die jedoch selber fragwürdig sein sollten.

Die Welt die er im Vorbeigehen aufnimmt ist eine zweifelhafte Welt und in seiner Konsequenz müsste sie doch ziemlich verändert werden.

Er will keine Revolution, vielmehr will er das Denken und das Nachdenken wieder einführen. Wie ein Kind will er erst einmal fragen „Warum!“.

Und wenn er die Welt nicht mehr verändern kann, so will er sie zumindest erträglicher machen. So schreibt ihm ein Freund per SMS nach Monaten: Sollen wir mal wieder telefonieren? Sebastian Pufpaff antwortet: Sicher, gerne. Wir machen unser Mobiltelefon auf der Straße an um zu erfahren welches Wetter wir haben, anstatt nach oben zu gucken.

Bei solchen Verhaltensweisen kann man sich nur vor die Stirn schlagen.

   

Aber er wird auch in seiner Pointierung böse, indem er rät die Kinder so zu „mästen“, damit ihnen bei einem Amoklauf mit der Pumpgun nach ein paar Metern die Luft weg bleibt. Bitterböse zeigt er was man mit Kindern machen soll, wenn man sie nicht erziehen kann. Das er damit zwei Fliegen mit der einen Klappe der Provokation erschlägt erschließt sich vielen dabei nicht. Sebastian Pufpaff stellt die bohrenden Fragen die unserer Gesellschaft gestellt werden sollten. Er plädiert für einen Neuanfang der Welt, indem  erst einmal alles neu erfunden werden muss. Er wagt sich etwas, indem er sich entkleidet und durch das Publikum als Primoballerino im Tänzerkostüm das wagt wovon er spricht: Den Neuanfang, nämlich etwas anderes zu wagen ohne das es erwartet wurde. Es ist zu viel was von uns erwartet und so wenig was zu einem erfüllten Leben benötigt wird. Es ist eben ein weniger müssen müssen, was zu einem Neubeginn notwendig ist.

   

Während eines Gespräches am Ende der Vorstellung, konnte unsere Redaktion etwas über Sebastian Pufpaff erfahren. Für solch ein Programm benötigt Sebastian Pufpaff ungefähr 6 Monate Vorbereitungszeit. Die Vorbereitungszeit ist für die Story, also den „roten Faden“ notwendig. Die einzelnen Pointen und Stücke nimmt Sebastian Pufpaff aus einem reichen Fundus aus zugeflogenen oder von ihm selber aufgenommenen Pointen. Wann das Programm nicht mehr läuft spürt er an der Reaktion des Publikums.

Oder aber er sammelt Eindrücke am Ende der Vorstellung indem er die Zuschauer zu Wort kommen lässt – wie an diesem Abend.

   
  Das Kultgaragen-Team mit Sebastian Pufpaff (5 .v.links)                                                                         Foto: © Linde Arndt  

Der Abend klang aus wie es sich in der Kulturszene gehört man stand noch ein bisschen beieinander und freute sich über die gelungene Veranstaltung. Ein allseits gesprochenes Dankeschön zwischen Gast und Gastgeber. Und wir? Wir machten noch das Gruppenfoto der glücklichen Akteure.

 

 

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Ennepetal

 

Und so können Sie sich mit mir schon auf den 15.Juli auf "Die Bert Engel Show" freuen. In dieser Show weiß niemand vorher was passieren wird, vor allem die Akteure nicht.
Akteure, trotz dritter Zähne, mit Biß.