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Zweimal Stadt Schwelm

[jpg] Demokratie lebt von Mehrheiten. Demokratie lebt aber auch durch seine und mit seinen Bürgern die bereit sind sich in dieses Gemeinwesen einzubringen. Die Stadt Schwelm hat kein Geld, wie die Mehrheit der deutschen Städte. Die Stadt Schwelm hat aber Probleme die es zu lösen gilt und für die man nun mal Geld braucht. Eines dieser Probleme ist ein Imageprobleme vor der Haustür. Die Eingangstüren über die man Schwelm betreten kann, sehen nicht gerade einladend aus. Da ist zum Beispiel der Bundes-Bahnhof Schwelm über den jeden Tag rund 6.000 Menschen in die Stadt Schwelm kommen aber auch der Kreisverkehr „Oehde“, also Kreuzung Barmerstraße/Ochsenkamp sah bisher nicht so aus, als wenn in Schwelm eine Willkommenskultur vorhanden wäre. Was liegt näher als diese „Tore“ so herzurichten damit ein guter Eindruck bei einem potenziellen Besucher entsteht. Nun ist es so, irgendwo sollte man anfangen solch ein Tor zu erstellen.

Ausgesucht wurde die „Oehde“. 60.000,– Euro sollte die Gestaltung des Kreisverkehrs kosten. Ein Pappenstiel unter normalen Bedingungen, zumal wenn die Bürger Schwelms sich damit identifizieren könnten.

Die Mehrheit im Rat der Stadt Schwelm, allen voran die Frontmänner von CDU und FDP, also Oliver Flüshöh und Michael Schwunk, signalisierten jedoch im Vorfeld: Hierfür gibt es kein Geld. Es sollte gespart werden. Bürgermeister Jochen Stobbe will sich ja nur ein Denkmal setzen, wurde aus den Kreisen von CDU/FDP kolportiert. Und weiter, für die Schwelmer würde dieser vorhandene Kreisverkehr vollkommen reichen. Obwohl das Thema Eingangstore seinerzeit unter Bürgermeister Jürgen Steinrücke mit breiter Mehrheit debattiert wurde, sollte dieses Thema auf einmal nicht mehr auf der Agenda von CDU/FDP sein? Wohl kaum. Oder hatten CDU/FDP auf einmal die Liebe zur reinen Absichtserklärung erkannt? Es kann aber auch sein, dass beiden Parteien das Wohl der Stadt Schwelm nicht mehr ganz so wichtig geworden ist.

Nun denn. Bürgermeister Jochen Stobbe war diese Gestaltung des Kreisverkehrs als Schwelmer Bürger ein persönliches Anliegen und so ließ er die notwendige Summe für den Kreisverkehr einsammeln.
Da der Bürgermeister das Geld nicht selber besorgen konnte, wurde es über den Verschönerungsverein Schwelm e.V. eingesammelt. 2013 war es soweit. Straßen-NRW gab das ok und als der Winter, der ungewöhnlich lange dauerte, aus dem Boden war, wurde mit der Gestaltung des Kreiverkehrs begonnen.

Am Samstag, dem 29.Juni 2013 war es dann auch soweit. Der neue Kreisel „Oehde“ wurde von Bürgermeister Jochen Stobbe in Anwesenheit der Schwelmer Künstlerin Christa Wolff, die diese Skultur erschuf, eingeweiht und freigegeben. Rund 150 Schwelmer hatten sich eingefunden, die Parkplätze in der Umgebung waren belegt, um die Eröffnung des ersten Eingangstor mit zu erleben. „Porte de Fourqueux“ soll der Kreisel nun heißen und soll nicht nur ein Eingangstor für die Stadt Schwelm sein, vielmehr soll hiermit auch das Tor zur Freundschaft mit der französischen Partnerstadt Fourqueux (Département: Yvelines) für die französischen Freunde weit geöffnet sein.
Hier einige Fotos der Eröffnung – Fotos: Linde Arndt

Über diesem Tor ragen Bogen als Zeiger in die jeweilige Stadt der beiden Freunde in den Himmel.
Unterhalb wurde der Platz mit einem Steingarten gestaltet, der durch leichte Bepflanzung aufgelockert wurde. Zur Eröffnung wurden an beiden Seiten die Stadtwappen der beiden Städtepartner angebracht. Letztendlich werden die Wappen als auch die Skultur mit Beleuchtung versehen die auch bei Nacht die Sicht auf das Kunstwerk möglich macht.
Man kann über das zeitgenössische Kunstwerk als urbane Landmarke geschmacklich streiten, nicht jedoch darüber, dass Schwelm nun endlich den ersten realen Schritt in die Richtung eines neuen Image gemacht hat. Der ZOB, Winterberg oder Brunnen als Stadttore sollten folgen.

Die Partnerstadt Fourqueux war leider mit keiner Person an dieser Eröffnungsfeier beteiligt. Es scheint hier eine Überforderung des Vereins „Schwelm-Fourqueux e.V.“ mit Frau Dr. Monika Steinrücke an der Spitze vorzuliegen; denn es musste ja nicht unbedingt eine Abordnung aus Fourqueux anwesend sein. Es hätte auch der für Kultur zuständige Herr Laurent Sibille aus Fourqueux eingeladen werden können, es ging um die Symbolik. Damit die französischen Freunde nichts verpassten hatte die Stadt Schwelm, das gesamte Geschehen auf Video gebannt um ihnen dieses Video als Dankesgruß zukommen zu lassen.
Zum Heimatfest werden die französischen Freunde sicher ihre Schwelmer Freunde besuchen.

Aber es war ja noch was zu registrieren, der Verschönerungsverein, der Verein für Heimatkunde unterstützte durch Anwesenheit ihrer Vorsitzenden diese Feier. CDU und FDP schickten nur ihr „Fußvolk“, kein Oliver Flüshöh (CDU), kein Heinz Joachim Rüttershoff (CDU) oder kein Michael Schwunk(FDP). Offensichtlich gibt es eine CDU/FDP Schwelm, welche mit dem vorigen häßlichen Kreisel vollkommen zufrieden ist. Es sind diese Niggeligkeiten in Schwelm die der Stadt nicht gut tun und Entwicklungen ausbremsen. Wenn es aber schon bei solchen Aktivitäten zu den registrierten Animositäten führt, wie soll das erst bei dem Bau eines neuen Rathauses werden?

Zwei Städte kann sich Schwelm nicht leisten, dafür fehlt nun wirklich das Geld.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Schwelm

 

Élysée-Vertrag ein Jahrhundertschritt für Frankreich, Deutschland und Europa

 
Freunde – Aufnahme vom  Schwelmer-Heimatfest 2010                                               Foto: © Linde Arndt
 

[Schwelm] Die Unterzeichnung des Élysée-Vertrages am 22. Januar 1963 hat eine tiefe Freundschaft zwischen Frankreich und Deutschland begründet, die nicht zuletzt ihren Ausdruck auch in der Städtepartnerschaft zwischen Schwelm und Fourqueux findet. Aus Anlass des 50. Jahrestages der Unterzeichnung des Freundschaftsvertrages hat Schwelms Bürgermeister Jochen Stobbe dem Bürgermeister der Schwelmer Partnerstadt Fourqueux – Daniel Level – einen herzlichen Gruß aus Schwelm zugesandt.

 Lieber Daniel Level,

vor 50 Jahren haben Charles de Gaulle und Konrad Adenauer die deutsch-französische Freundschaft begründet – ein mutiger Schritt für beide Völker und eine mutige Botschaft für ein gemeinsames Europa. Sie haben beherzt gehandelt und wurden dafür heftig angegriffen. Heute wissen wir: Der Élysée-Vertrag war ein Jahrhundertschritt für uns. Er hat uns das Tor zu einer Zukunft in Freundschaft geöffnet. Aus Hass und Ablehnung wurden Freundschaft und Achtung.

Am heutigen 22. Januar 2013 möchte ich im Namen der Stadt Schwelm Dir und allen Bürgerinnen und Bürgern in Fourqueux sagen, dass unsere Städtepartnerschaft eine Herzensfreundschaft geworden ist.

Ohne Euch wäre unser Leben ärmer. Wir freuen uns auf jede Begegnung,  jedes Gespräch und jede Feier mit Euch.

 

Ein Herzensgruß aus Schwelm

Dein

Jochen Stobbe

 

Schwelm, den 22. Januar 2013

 

     

„Was keiner wagt, das sollt ihr wagen…“

 

Gedenken zum Volkstrauertag mit Freunden aus Fourqueux und vielen Schwelmer Kindern und Jugendlichen

 

Bald 70 Jahre nach dem 2. Weltkrieg begegnen sich die Menschen in Europa offen und frei. Doch dass man in anderen Ländern nicht mehr kritisch als „der Deutsche“ wahrgenommen werde, sei nicht selbstverständlich, so Bürgermeister Jochen Stobbe in seiner Ansprache zum Volkstrauertag. Es habe eines langen Weges bedurft, um heute über Ländergrenzen hinweg Freundschaft schließen zu können.


Bürgermeister Jochen Stobbe, Daniel Level, der Bürgermeister aus Fourqueux, und Achim Flügel, Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge
Foto: Stadt Schwelm
   Seine Worte wurden beglaubigt durch eine Delegation aus Schwelms französischer Partnerstadt Fourqeux. Sie wurde angeführt von Fourqueux‘ Bürgermeister Daniel Level, der gemeinsam mit Jochen Stobbe schon zur Gedenkstunde im Gemeindehaus Linderhausen die Totenehrung gesprochen hatte und dies auch am Ehrenmal tat.
Jochen Stobbe erinnerte daran, dass drei Kriege Deutsche und Franzosen einander entfremdet hatten, so dass man den jeweils anderen – heute undenkbar – einmal für den „Erzfeind“ hielt. Die Auszeichnung der Europäischen Union mit dem Friedensnobelpreis 2012 beziehe sich auch sehr deutlich auf die deutsch-französische Aussöhnung.

Doch Wissen und Aufklärung bräuchten Mahnung und Warnung im Sinne Thomas Jeffersons, der einmal sagte: „Der Preis der Freiheit ist stetige Wachsamkeit“. Ohne die wichtige Aufgabe des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge könne dies kaum gelingen. Denn der Volksbund, auf den der Volkstrauertag zurückgeht, pflege in zahlreichen Ländern Kriegsgräberstätten und leiste dabei auch wichtige Jugendarbeit.

Dass junge Menschen sich sehr mit den Themen Krieg und Gewalt auseinander setzen, bewiesen Schülerinnen und Schüler der Gustav-Heinemann-Hauptschule aus Schwelm. Tugce Akmese und Justus Rüggeberg trugen auf Türkisch und Deutsch das Gedicht „Mut“ von Lothar Zenetti vor: „Was keiner wagt, das sollt ihr wagen, was keiner denkt, das sagt heraus…..“

Der stattliche Chor der Hauptschule sang „Nach dieser Erde wäre da keine“, was keinen der zahlreichen Teilnehmer des Gedenkens unberührt ließ. Man spürte, dass die jungen Menschen, die von Schulleiter Matthias Bölker und den Lehrern Brigitte Siaenen und Lothar Schwarzer begleitet wurden, eigene Wege finden, über Krieg und Gewalt nachzudenken und sich dazu zu äußern.

Vor zahlreichen Bürgerinnen und Bürgern, die die Gedenkfeier am Ehrenmal besuchten, sprachen die Bürgermeister aus Schwelm und Fourqueux die Totenehrung und fassten sich dazu brüderlich an den Händen.

Die Feuerwehr, deren Musikzug unter Leitung von Rüdiger Leckebusch, das Gedenken musikalisch begleitete, legte am Ehrenmal einen Kranz nieder. Kränze legten – wie in jedem Jahr – auch der Volksbund „Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V.“ und Vertreter/innen anderer Vereine und Verbände an den Gedenkstätten nieder. Der Bürgermeister dankte Matthias Kampschulte, der für den Ersatz einer wichtigen, gestohlenen Tafel am Ehrenmal gesorgt hatte.

 


Pfarrer Rainer Schumacher mit seinen Konfirmandinnen und Konfirmanden                                                 Foto: Stadt Schwelm
 
Der Chor der Gustav-Heinemann-Hauptschule Schwelm
Foto: Stadt Schwelm

 

Eindrucksvoll war auch die Gedenkfeier des Vereinsrings Linderhausen, die in diesem Jahr im Gemeindehaus Linderhausen stattfand. Pfarrer Rainer Schumacher ging in seiner Ansprache u.a. auf den Friedensnobelpreis für die EU ein. Schumachers Konfirmandinnen und Konfirmanden buchstabierten das „ABC von Krieg und Gewalt“, das von Aggression über Chauvinismus, Hass, Intoleranz und Lügen bis zu Opportunismus, Rache, Selbstsucht, Tyrannei, Vorurteilen und Zerstörung reicht.

 

Für die jungen Leute steht fest, dass ein Krieg Millionen von Toten, Verletzungen und Verkrüppelungen, Flüchtlinge, seelische Not durch Kriegserlebnisse, Zerstörungen durch Kämpfe und Bombenkrieg sowie unentdeckte Minen zurücklässt und dazu unabsehbare ökologische und wirtschaftliche Folgen zeitigt.

 

Die von den Jugendlichen vorgetragenen Erinnerungen einer Frau, die um ihren im Krieg gefallenen Bruder trauert, und einer Frau, die als Mädchen im Krieg vergewaltigt wurde, führten direkt zum einzelnen Menschen, in denen Schrecken und Trauer des Krieges lebenslag nachwirken. Musikalisch akzentuierten ein Konfirmand und der MGV Einigkeit Schwelm / Linderhausen das Gedenken.

 

Ein weiteres Gedenken fand auf Einladung der Landsmannschaft Ostseestrand am Gedenkstein für die Vertriebenen an der Döinghauser Straße statt.

 

 Schwelm, den 19. November 2012


Kleine Heimatfestnachlese

[Schwelm]

  „Wir laufen meilenweit für unsere Städtepartnerschaft“

„Wir laufen meilenweit für unsere Städtepartnerschaft“, hatten sich Katharina Azra, Stadträtin aus Fourqueux, und Bürgermeister Jochen Stobbe, geschworen und liefen dann in der Tat am Heimatfestsonntag viele Kilometer vom Ochsenkamp zum Ochsenkamp.

Mit einer raffiniert umgebauten, mit Wappen und Fähnchen geschmückten Schubkarre, fuhren sie dem Festzug voran und verteilten Flugblätter an die Festzuggäste, um unter ihnen für die enge Freundschaft zwischen den Bürgern von Schwelm und Fourqueux zu werben.  

     
  Totgesagte leben länger

Eigentlich hatte die Nachbarschaft Oehde mit einer Trauerszene auf den wahrlich traurigen Kreisel am Ochsenkamp anspielen wollen.

Doch weil auf Initiative des Bürgermeisters und seiner Arbeitsgruppe innerhalb weniger Wochen schon über 12.000 € zur Verschönerung des Kreisverkehrs gespendet wurden, haben die wachen Oehder den Sargdeckel gelüpft und noch während des Zuges selber aktiv für das Projekt gesammelt.

Bürgermeister Jochen Stobbe dankte Rainer Posch von der Oehde auf der Siegerehrung in der Eventhalle für den tollen Einfall und die spontane Unterstützung. Benötigt werden übrigens 55.000 € für die Gesamtmaßnahme „Kreisel“. Es kann sich also noch mancher auf die Socken machen für die gute Sache.

     
  Berlin grüßt Schwelm
Es war kein Scherz, um das noch einmal ganz klar zu sagen: Schwelms Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit hat seinem Schwelmer Amtskollegen zum Heimatfest einen schriftlichen Gruß entboten. Jochen Stobbe las das Schreiben auf dem Heimatfestabend mit großer Freude vor. Urheber dieser bundesländerübergreifenden Aktion waren der gebürtige Schwelmer Eberhard Rüssing und sein Lebenspartner Yukihiro Rüssing-Sakai. Sie leben in Berlin, haben aber weiterhin ein Standbein in Schwelm, wo Eberhard Rüssing am Neumarkt aufgewachsen ist. In Schwelm leben auch seine Mutter Maria Rüssing und seine Freunde Rosemarie und Werner Böhl.
Im Vorfeld waren die beiden Wahlberliner durchaus nicht sicher, ob die Berliner Senatskanzlei antworten würde. Aber genau einen Tag vor der Abreise nach Schwelm konnten E. Rüssing und Y. Rüssing-Sakai das Schreiben im Roten Rathaus persönlich in Empfang nehmen.
     


Schwelm,  den 7. September 2012
[Obige Fotos wurden uns übersandt]

Heimatfest jetzt mit 14 Nachbarschaften?

 [jpg] Moment, „Die Lückenbüßer“ haben ja schon den Titel 14. Nachbarschaft. Sie versammeln sich immer treu und brav vor der Sparkasse. Also was denn nun? Was soll es, dann haben wir eben eine 15. Nachbarschaft die aber die 14. Nachbarschaft sein sollte oder auch sein könnte.

   

Zum 5. mal ziehen nun schon die französischen Freunde aus Fourqueux mit eigenem Wagen  beim Heimatfestzug mit. Städtepartner nennt man das Ganze, nur es trifft nicht den Kern der Verbindung; denn über die Jahre ist eine gute Freundschaft daraus geworden. Diese Freundschaft ist inzwischen so weit gediehen, dass man von der 14. Nachbarschaft spricht. Fourqueux ist zwar nur eine kleine Stadt unter 10.000 Einwohnern, jedoch diese Stadt liegt immerhin in der Region: Île-de-France, also dem Herzstück Frankreichs. So kann man auch immer wieder die Herzlichkeit und Leichtigkeit beobachten mit der die Franzosen in Schwelm auftreten. Da haben es manche Schwelmer Westfalen doch etwas schwer, zumal die Franzosen sehr schnell mit ihrem Gegenüber ins Gespräch kommen. Die westfälisch kritischen Blicke werden da einfach weg gelächelt.

   

Bürgermeister Stobbe wusste dann auch die französischen Freunde in französisch zu begrüßen, was ihm auch einen ungeteilten Beifall der Franzosen einbrachte. Überhaupt hatte sich Bürgermeister Stobbe offensichtlich mehr in seine Doppelfunktion eingelebt; denn er musste genauso wie die Franzosen auf die Schnelle nach dem Empfang zum Zug. So antwortete der französische Bürgermeister Daniel Level allen Schwelmern: Es ist noch immer ein freudiger Geist der uns leitet, im 5. Jahr mit eigenen Wagen am Heimatfestzug teilzunehmen. So waren auch alle „Les amis de Schwelm“ Mitglieder anwesend. Und das schöne, es sind inzwischen viele Freundschaften aus dieser Partnerschaft erwachsen.

Klar, es mussten noch eine Menge Ehrengäste beim Bürgermeisterempfang begrüßt werden. Und für die Werbegemeinschaft übergab Frau Weithe einen Preis an den Plattdeutschen Stammtisch der sein 25. jähriges Bestehen feierte. Ein Thema war der fehlende Nachwuchs, sowohl bei den Nachbarschaften als auch bei den anderen Vereinigungen die das heimatliche Brauchtum pflegen. BM Stobbe ehrte Claudia Bodden-Jäkel für die selbstlose Versorgung eines schwerverletzten Vekehrsteilnehmers. Es ist eben nicht mehr selbstverständlich wenn Menschen dies heute tun. Auch die Brauerei war Bestandteil der Bürgermeisterrede. Eine große Gruppe von Investoren und Gläubigern arbeitet an einer Lösung, so der Bürgermeister. „Eener vö alle, alle vö eenen“ so war es auch in den letzten Tagen in der Stadtverwaltung bestellt. Das Team hatte außerordentliches geleistet, dafür bedankte sich Bürgermeister Stobbe. Noch schnell eine schöne Zeit gewünscht und ab zum Festzug der auf viele der Teilnehmer des Bürgermeisterempfangs wartete.

Dann waren da noch einige Ungereimtheiten: Dacho Chefin Christiane Sartors Stellvertreter Bernd Winkelsträter schmiss die Klamotten hin. Warum? Er sieht seine Chefin als Gutsherrin die ihm eine Teilnahme an der Organisation der Dacho nicht ermöglichte. Wie dem auch sei, der Zeitpunkt war für alle überraschend.

Das Moderatorenteam des Heimatfestabends Enzo L.Caruso und Kerstin Heumann-Wasserkamp die diesen Job seit sechs Jahren machten, fühlten sich von der Kulturbüro-Leiterin Gabriele Weidner ausgebootet. Auch hier ein fader Beigeschmack. Na ja: Als gute Nachbarn setzt man sich zusammen und klärt solche Ungereimtheiten, wenn es not tut auch in einer lautstarken Art. Danach geht man jedoch auseinander und hat eine gemeinsame Regelung gefunden.

Nun, das musste mal im Vorbeigehen gesagt werden.

Nun zum Zug selber: Ich habe mir den Zug und das Ganze drum herum diesmal sehr bewusst aus folgendem Grund angesehen: Im vorigen Jahr war ein Streit um die Preisträger ausgebrochen, den ich nicht verstehen konnte.

Man muss sagen, wenn man den Zug bewusst gesehen hat, es waren nur erste Preise zu vergeben. Es waren nur kleine und kleinste Unterschiede die eine Preishierarchie zu ließen. Und da ist die Frage angebracht, wie eine Wertung aufgebaut wurde. Legt man nur die Kreativität und Phantasie als Maßstäbe an, so wird man je nach Vorliebe mehrere Sieger ermitteln können. Auf keinen Fall kann man einen eindeutigen Sieger ausrufen. Da waren die Sister Acts der Nachbarschaft „Zum Parlament“ welche die Zuschauer zum mitmachen animierten, die Linderhausener luden zum „We are the World“ ein oder die Oehder brachten die 50er und 60er in Erinnerung.Die „Zum Roten Wasser“ hatten fantasievoll die Würmer auf´s Korn genommen,“Brunner Nohberschaft“ wollten gar eine Rakete mit 13 Stufen ins Weltall schicken oder die „Zur alten Post“ ließen uns die Schandtaten von Max und Moritz und Konsorten recht plastisch nach empfinden. Dies sind aber nur ein paar Wagen die ich stellvertretend willkürlich aufführen würde, das aber ohne Wertung. Unangemessen finde ich die Sprachregelung von Bernd Richter in der WR als wenn der Preisträger „Linderhausen“ nur deshalb Preisträger wurde, weil man die Oberstadt nicht noch einmal als ersten Preisträger hätte haben wollen, die dann auf den zweiten Platz vor den Winterbergern verwiesen wurden. Man tut dem Heimatfest keinen Gefallen wenn man die Preisvergabe nicht transparenter gestaltet und sie danach auch noch mit solch einer Sprachregelung versieht. Heißt das nun, für nächstes Jahr sind die Oberstädter wieder die Preisträger? Wohl kaum.

Und so zog sich die Insolvenz und damit die drohende Schließung der Schwelmer Brauerei immer mal wieder durch den ganzen Zug als aktuell bewegendes Moment.

Was mich nach dem Zug bewegte, dass sind die fehlenden „Vertelkes“ über Schwelm und die Umgebung. Solche Umzüge sind auch immer wieder ein Ventil für gesellschaftliche Vorkommnisse die hier verarbeitet werden. Und hat Schwelm nichts zu erzählen? Und so möchte ich mit drei Zeilen aus dem Westfalenlied enden:

                                     …..

                      So schau auf’s Herz, nicht auf den Schein,
                      Und sieh uns grad hinein ins Aug‘,
                      Gradaus, das ist Westfalenbrauch!
                      …….
Man sollte mal über diese Zeilen nachdenken.
Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Schwelm
[mit einer Nachlese zum Schwelmer Heimatfestzug 2011]
[Fotos: © Linde Arndt]