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Das Folkwang Museum in die Stadt bringen

v.l.: Muchtar Al Ghusain (Dezernet für Jugend, Bildung und Kultur, Stadt Essen), Oberbürgermeister Thomas Kufen, Direktor Peter Gorschlüter und Dr. Ulrich Blank (Vorsitzender des Folkwang Museumsvereins e.V) Foto: (c) Linde Arndt

[jpg] Nachdem Direktor Dr. Tobia Bezzola dem Folkwang Museum Adieu gesagt hatte ist er ins Luganer Museo d’Arte della Svizzera italiana „geflohen“ war, um dort zumindest etwas zu bewegen. Das sieht heute zumindest im Ansatz wie eine Beförderung aus; denn die Aufgaben die dort auf ihn warten, kann man nur als spannend und reizvoll bezeichnen. Das Schweizer Museum „Museo d’Arte della Svizzera italiana“ hat europaweit einen guten Ruf, der sich in der derzeitigen Picasso Ausstellung niederschlägt. Es ist sicher nicht als spannend oder anspruchsvoll zu bezeichnen, ein Museum zu leiten, dass zwar einen guten Ruf hat, diesen aber, mangels finanzieller Möglichkeiten, nicht umsetzen kann. So sagte aber nicht nur der Direktor des Folkwang Museums Dr. Tobia Bezzola Adieu, vielmehr verlor das Museum Folkwang seinen Leiter der fotografischen Sammlung, die immerhin 65.000 Fotografien, sowie die Rechte einiger Fotografen besitzt, Florian Ebner, der jetzt Leiter der Fotografie-Abteilung im Pariser Centre Pompidou ist. Auch Florian Ebner sah sich vor einer Beförderung, durch den Wechsel. Man könnte also sagen, dass Folkwang hatte kein schlechtes Führungspersonal, wenn es in solchen Häusern untergekommen ist.Florian Ebner,

Peter Gorschlüter Foto: (c) Linde Arndt

Es blieb dem Folkwang nichst anderes übrig als sich nach neuem Personal umzusehen. Nur, die Position, die zu vergeben war, war eben keine gewöhnliche Position, wenn man an den Anspruch des Folkwang Museums denkt.
So wurde eine Findungskommission beauftragt einen neuen Direktor aber auch einen neuen Leiter für die fotografische Sammlung zu suchen. Herausgekommen ist Peter Gorschlüter, der das Museum Folkwang neu ausrichten soll. Der Werdegang von Peter Gorschlüter, Kunsthalle Düsseldorf, Tate Liverpool oder das Museum für Moderne Kunst in Frankfurt am Main, lassen einen Weg erkennen der dem Folkwang gut tun könnte. Auch seine Arbeiten zeigen Kunst als etwas bewegendes, welches sich mitten in der Gesellschaft Raum schafft. So glaubt man ihm sofort, wenn er sich um interdisziplinäre Ausstellungsformate einsetzen würde, so wie es seinerzeit mit der Ruhrtriennale unter Dr. Fischer schon mal angedacht wurde. Oder der alte Gedanke, das Museum in die Stadt zu bringen mit den Menschen in den Quartieren in einen Dialog zu treten, die Schranken des Elitären abzubauen. Selbst die Öffnung der Kunst zum Kunsthandwerk in Form einer interdisziplinären Ausstellung, begeistert.
So hat Peter Gorschlüter ein 3 Jahres Konzept für das Folkwang erarbeitet – man darf neugierig und gespannt auf die ersten sichtbaren Ergebnisse sein.
Was Florian Ebner, den Leiter der fotografischen Sammlung betrifft, immerhin, na ja, den werden wir auch noch finden oder einstellen, so oder so ähnlich antwortete Dr. Ulrich Blank, Vorsitzender des Folkwang-Museumsvereins e. V..

Als denn ansatzweise die finanzielle Situation mit dem personellen Weggang zur Sprache kam, wurden alle Teilnehmer des Panels etwas nervös. Nein, so Oberbürgermeister Thomas Kufen und Dr. Ulrich Blank unisono, über Finanzen wurde nie gestritten auch sonst ist alles harmonisch über die Bühne gegangen.
Es ist für das Folkwang Museum zu wünschen, dass Gorschlüter der richtige Mann ist, der sich in einem nicht gerade freundlichen politischen Umfeld bewegt.
Am Rande: „Ich möchte Ideen und Konzepte im Dialog entwickeln, ich finde es anmaßend, von außen zu kommen und etwas zu bestimmen, nach der Devise „friss Vogel oder stirb“, so ein Ausspruch von Muchtar Al Ghusain dem auch (!) neuen Dezernenten für Jugend, Bildung und Kultur der Stadt Essen. Für Muchtar Al Ghusain ist Kultur, ein Grundbedürfnis, wie essen und trinken.
Ob sich in Essen zwei Anwälte der Kultur gefunden haben? Oder finden die sich noch?

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Essen

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Das Geheimnis ist gelüftet

     
v.l. Claus Wolff / Dr. Hartwig Fischer /  Oberbürgermeister Reinhard Paß und Architekt David Chipperfield
 

 

[jpg] Dr. Hartwig Fischer nannte das Museum Folkwang „Das schönste Museum der Welt“. Und Fischer sagte dies nicht nur einfach daher, er lebte dieses auch.

2006 – 2012 werden wir einmal als eine herausragende Zeit für das Folkwang Museum registrieren dürfen – die Dr. Fischer -Zeit. Es war eine spannende, inspirierende und schöne Zeit die uns Dr. Fischer schenkte. Professor Berthold Beitz, Vorsitzender der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung, sagte im Dezember 2011 nach Bekanntgabe des Weggangs von Dr. Fischer : Wir haben uns nicht geirrt. Wir bedauern den Weggang eines tüchtigen Museumsmannes und beglückwünschen Herrn Fischer zu dieser neuen Herausforderung.“

Dr. Fischer ist nunmehr Generaldirektor der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden. eine der größten Kunstsammlung überhaupt mit einer großen Tradition. Es ist sicher eine der schönsten, größten und verdienstvollsten Herausforderung, welche die Museumswelt zu vergeben hat. Dr. Fischer ist der beste Mann den sich die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden nur wünschen konnten.

Allerdings war und ist dieser Weggang für das Folkwang Museum ein großer Verlust. So musste eine 9 köpfige Findungskommission die Nachfolge von Dr. Fischer regeln, wobei Herr Osthaus der Findungskommission beratend zur Seite stand. 24 Personen bewarben sich für die frei gewordene Stelle, 9 Personen wurden zu einem Gespräch eingeladen.. Andreas Bomheuer, Dezernent für Kultur und Integration der Stadt Essen wusste von einem breiten Anforderungsprofil an den neuen Direktor zu berichten. Er sollte eine fundierte wissenschaftliche Befähigung haben, Managementqualifikationen besitzen und ein souveränes kompetentes Auftreten in allen Bereichen erkennbar leben.


Dr. Tobia Bezzola
  Die einstimmige Wahl fiel auf Dr. Tobia Bezzola der vom Kunsthaus Zürich kommt. Dort war Bezzola seit 1995 als Kurator tätig und zusätzlich ab 2001 Leiter der Abteilungen Ausstellungen, Neue Medien, Fotografie und Wissenschaftlicher Leiter der Bibliothek. Promoviert hat Bezzola mit dem Thema: „Die Rhetorik bei Kant, Fichte und Hegel“.

Das Kunsthaus Zürich steht selber vor umfangreichen Veränderungen, es soll nunmehr zum größten Museum der Schweiz ausgebaut werden.

Der Vorsitzende des Folkwang-Museumsvereins, Dr. E.h. Achim Middelschulte begrüßte denn auch Dr. Tobia Bezzola auf der am 2. Juni 2012 anberaumten nationalen Pressekonferenz als einen erfahren Kurator, der über 30 Ausstellungen in Zürich umgesetzt hatte.

Gleichzeitig verwies Middelschulte auf das Museum Folkwang als eines der ältesten Museen in Deutschland das sich überwiegend mittels Public Private Partnership (PPP) finanzierte.
So fügt sich Dr. Bezzola im Bereich PPP ins Museum ein , wo er seine Erfahrungen im Bereich der PPP einbringen kann und den er weiter ausbauen will. Zürich ist ein Haus der modernen Kunst und hat in Europa und weltweit einen hervorragenden Ruf, eben wie das Folkwang Museum so Dr. Bezzola.
Dr. Bezzola freut sich auf die neue Aufgabe als Direktor des Folkwang Museums. Gefragt, was er in seinem Wohnzimmer an der Wand hängen hat, meinte er: Durch meinen Vater habe ich ein breites Feld an Fotografien an den Wänden hängen, die jedoch nur einen Fingerzeig bedeuten.
 
Dr. E.h. Achim Middelschulte

Ein großes Feld wird für mich die Gegenwartskunst einnehmen, der ich für die Zukunft einen weiten Raum einräume. So ist offiziell der 1. Januar 2013  als Beginn für das Direktorat vorgesehen. Dr Bezzola wird ab Oktober 2012 wochenweise dem Folkwang Museum zur Verfügung stehen. So wird die Orientierungphase im Museum Folkwang durch die üblicherweise schon vorgenommenen Vorbereitungsarbeiten erleichtert, weil die heutigen Ausstellungen eine teilweise jahrelange vorausschauende Vorbereitungszeit benötigen.

Angesprochen auf die finanzielle Situation des Museums, verwies Dezernent Andreas Bomheuer von der Stadt Essen auf die schon im Haushaltsplan bereitgestellten 5,5 Millionen Euro für die laufenden Kosten des Museums. Gleichzeitig kündigte Dr. E.h. Achim Middelschulte für das Folkwangkuratorium die Bereitstellung von 2 Millionen Euro für neue Ankäufe an, womit die aktuelle Kunst nach vorne gebracht werden soll.


Prof. Ute Eskildsen
     Es ist jedoch noch nicht alles was aus dem Folkwang Museum zu berichten ist.

Die langjährige Leiterin der Fotografischen Sammlung und derzeitige geschäftsführende Direktorin des Folkwang-Museums Prof. Ute Eskildsen geht am 31. Dezember in den Altersruhestand.

Für Prof. Ute Eskildsen ist bis heute noch keine Nachfolge gefunden worden.

So schließen wir uns dem Vorsitzenden des Folkwang-Museumsvereins, Dr. E.h. Achim Middelschulte mit einem herzlichen „Glück Auf“ für diese anspruchsvolle Aufgabe an.

 

 

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Essen

 [Alle Fotos: © Linde Arndt]