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Ohne Saft und Kraft in Milspe.

[jpg] Es ist Samstag, der 19.September 2009, eine Woche vor der Bundestagswahl ´09. Als ich auf dem Milsper Markt ankam, sah ich die Schirmchen der 5 Parteien wie an einer Leine aufgereiht stehen.
Links stand etwas abseits "das Schmudelkind" der Politik, die Partei Die Linke, direkt daneben, die Bündnisgrünen und so weiter und sofort.

    

An den Ständen waren nunmehr einige Leute, in der Regel jedoch fast alles Parteiindianer, allerdings auch drei Parteihäuptlinge. Bei den Linken weiß man allerdings nie so recht wer Häuptling und wer Indianer ist.

Ich stellte mich vor Schlecker um das Treiben zu beobachten. Kurz darauf sprach mich ein CDU Mann an um mir zu sagen: "Wir wollen doch Angela wieder wählen?" und bot mir den üblichen Flyer nebst Kugelschreiber an.

Na ja, wenn er Angela mag, so ist da sicher nichts einzuwenden. Nur in der Regel habe ich meine Frau gewählt und neige im Moment nicht dazu eine andere Frau zu wählen. Zumal denn wo ich weiß, was ich an meiner Frau habe. Was ich aber mit Angela bekomme, ist halt so eine Sache, sie teilt sich ja nie richtig mit. Da ist meine Frau schon klarer in ihren Aussagen. Mittendrin stand noch ein Plakat von unserer Perle der Uckermark, Angela Merkel mit dem sinnentleerten Spruch: Wir haben die Kraft. Bis heute hat sie uns verschwiegen wofür sie diese Kraft einsetzen will, die sie angeblich mit ihrer Partei hat.

Zwischendurch huschten die möglichen Bündnisspäher zu den Schirmchen der Nachbarn um ganz unverfängliche Gespräche zu führen. Haben die während des Bundestagswahlkampfes etwa versucht Kommunalpolitik zu machen? Also ne. Unsern guten alten "Silberrücken" Walter Faupel von der CDU habe ich nicht ausgemacht, er ist sich entweder zu sicher oder sich aber  zu schade solch einen Strassenwahlkampf zu führen.

Feinstofflich waren keine Verbindungen zwischen den Bündnisgrünen und der Steinmeiertruppe auszumachen, obwohl mir bekannt ist, die haben schon einmal miteinander geredet nach der Kommunalwahl. Scheint aber nicht geklappt zu haben. Bleibt noch die FDP die sich irgendwie bedeckt hält und sich an ihrem Zuwachs erst einmal erfreut. Und tatsächlich hat es doch Herr Frey geschafft einen Kugelschreiber mir in die Brusttasche zu bugsieren. Überhaupt ist die FDP in einer komfortablen Situation; denn die Großkoalitionäre machen keinen Wahlkampf und halten sich bedeckt mit inhaltlichen klaren Aussagen. Ennepetal lässt grüßen. Zwischendurch machte die Steinmeiertruppe eine Fraktionssitzung, im Stehen versteht sich. An der Mimik und der Gestik sah man schon, es ist sehr ernst. Logischerweise lässt man da niemanden heran. War ja eh egal, es kamen ja sowieso nicht so viele Leute denen die "große Politik" erklärt werden musste. Und überhaupt, wie können so kleine Leute, große Politik erklären? Für mich unverständlich, zumal sie sich alle auf eine Hobbypolitik berufen, wenn es eng wird. Im Moment geht es ja eh nur um die Posten und Pöstchen für alle Parteimitglieder, dass sind die Deals die erst einmal ausgehandelt werden müssen. Ein Blockkraftheizwerk für die eine Mehrheit im Rat? Oder gar den ersten Beigeordneten für diese Mehrheit? Zum ersten, zum zweiten, wer bietet mehr?

Kommen wir doch zur Bundespolitik und den anstehenden Wahlen. Da hat sich einiges in den letzten Tagen getan. Eine interessante Umfrage war: Welche Koalition würden sie favorisieren?
Heraus kam: 1 Gruppe will die große Koalition weiter haben, die andere Gruppe will eine schwarz/gelbe Koalition. Beide Gruppen sind in etwa gleich groß und stellen in Summe ca. 80% der Wähler.
Die FDP als auch die Bündnisgrünen haben sich definitiv festgelegt, nämlich nicht mit der Ampel oder der Jamaikakoalition zur Verfügung zu stehen. Die SPD hat definitiv ein Bündnis mit den Linken ausgeschlossen.

Damit kann man nur die beiden Möglichkeiten, die in der Umfrage herauskamen, in seine Überlegungen mit einbeziehen.

So stellt sich dann die Wahl relativ einfach dar. Die Wahl beeinflussen  sowieso die Swinger, die anderen wählen sowieso immer das Gleiche. Die Swinger sind eine Gruppe von 1/3 der Wahlberechtigen.

Wenn man also die große Koalition wünscht, sollte man unbedingt die SPD wählen, was dazu führt, dass die SPD es nicht mit den anderen  kann als nur mit der CDU, die wiederum kann es dann nicht mit der FDP.

Wenn man allerdings eine schwarz/gelbe Koalition will, so sollte man unbedingt die FDP wählen, was dazu führt, dass die FDP gestärkt mit der CDU eine Koalition bilden kann.

Bei diesen Überlegungen bleibt die CDU außen vor, da sie ja sowieso mit ihren über 30% in einer sicheren Position ist. Was die ganze Wahl noch ein bisschen unübersichtlich macht, sind die Überhangmandate, die allerdings nur den beiden großen Parteien, also der CDU und der SPD, einen gewissen Vorteil verschaffen.
Dies führt letztendlich in der Prognose zu großen Unsicherheiten.

Jürgen Gerhardt