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Bürgermeister Jochen Stobbe bleibt im Amt

„Ich arbeite gerne für Schwelm, in guten und in schlechten Tagen!“

[Schwelm, 29.Nov.2013] Bürgermeister Jochen Stobbe hat sich entschieden, bis zum Ende seiner Wahlzeit im Jahr 2015 im Amt zu bleiben.

J-Stobbe

Bürgermeister Jochen Stobbe Foto: © Linde Arndt

Jochen Stobbe: „Ich arbeite gerne als Bürgermeister für diese Stadt, ,in guten und in schlechten Tagen‘. Wir haben in Schwelm eine intakte soziale Struktur, eine starke Wirtschaft, einen attraktiven Einzelhandel, unzählige im Ehrenamt engagierte Bürgerinnen und Bürger.

Wir haben aber nur wenig finanziellen Spielraum und müssen uns in allem jedem nach der Decke strecken. Dafür haben wir in unserer Stadt Engagement, Kraft und Gestaltungskompetenz.

In einer Ratsperiode können wir einige unserer Projekte entwickeln und abschließen, andere nur planen und anschieben. Wir haben einiges erreicht, anderes will zeitnah verwirklicht werden.

Ich erfahre als Bürgermeister Zuspruch und Kritik, und freue mich sehr, gerade in den letzten Monaten vor der Frage „2014 oder 2015“ ehrliche, gute Worte gehört zu haben, die mir Rückenwind geben. Vielen Dank dafür!

Gemeinsam mit allen guten Kräften unserer Stadt – und wir sind eine starke Bürgerschaft – können wir Schwelm weiter entwickeln. Lassen Sie uns diesen Weg gemeinsam gehen, auch zusammen mit allen politischen Kräften unserer Stadt, denn: Wir haben mehr Gemeinsames als Trennendes. Lassen Sie uns auch im Stadtrat zusammenrücken! Schwelm braucht Gemeinsamkeit!

[jpg] Damit legen  weder der Landrat Dr. Arnim Brux,  noch der Bürgermeister von Ennepetal, Wilhelm Wiggenhagen,  und jetzt auch  nicht der Bürgermeister von Schwelm, Jochen Stobbe, ihre Ämter   nieder um eine Zusammenlegung der Kommunal- und Bürgermeisterwahl möglich zu machen. Die vorzeitige Niederlegung bedeutet für eine Gemeinde höhere Pensionskosten für 1 1/2 Jahre, die dann aufgebracht werden müssten. Dem stehen die eingesparten Kosten der Zusammenlegung der beiden Wahlen gegenüber. Per Saldo ist es kostengünstiger die beiden Wahlen getrennt abzuhalten. Bürgermeister Claus Jacobi hat sich noch nicht entschieden, er will sich Zeit bis zum Ende der vom Gesetzgeber vorgeschriebenen Frist am 30.11.2013 lassen. Die Landesregierung NRW hatte dieses Niederlegungsrecht im Gesetz zur „Stärkung der kommunalen Demokratie Vom 9. April 2013“ für Bürgermeister (Hauptverwaltungsbeamte) geschaffen. Das Niederlegungsrecht ist ein Recht und keine Pflicht. Tatsächlich werden auf jeden Fall die Kommunalwahl und die Bürgermeisterwahl 2020 wieder zusammengelegt, so die Zielsetzung.
Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik

Update 02.Dez.2013

[jpg] Nun hat auf der SPD Mitgliederversammlung in Gevelsberg Bürgermeister Claus Jacobi sein Amt fristgerecht vorzeitig niedergelegt damit die Kommunal- und Bürgermeisterwahl am 25.Mai 2014 zusammen abgehalten werden können (Die Niederlegung war durch die Landesregierung NRW geschaffen worden um die Kommunal-und Bürgermeisterwahl wieder zusammen abzuhalten)

 

Im Ennepe-Ruhr-Kreis kann der Kulturrucksack gepackt werden

 (pen) Im Ennepe-Ruhr-Kreis können Kinder und Jugendliche zwischen 10 und 14 Jahren ab 2012 den „Kulturrucksack“ packen. Eine gemeinsame Bewerbung des Kreises sowie der Städte im Rahmen des gleichnamigen Landesprogramms war erfolgreich.

„Damit zählen wir zu den insgesamt 29 Pilotregionen in Nordrhein-Westfalen“, freut sich Landrat Dr. Arnim Brux. Ziel des Programms ist es, Kindern und Jugendlichen kulturelle Angebote zu eröffnen. Dafür stellt das Land zukünftig jährlich landesweit drei Millionen Euro zur Verfügung, gut 71.000 Euro fließen in den Ennepe-Ruhr-Kreis. Kreis und Städte wollen die Fördermittel nutzen, um Veranstaltungen und Projekte der kulturellen Bildung auf die Beine zu stellen und vorhandene Strukturen weiterzuentwickeln.

„Wir möchten den Jugendlichen ein hohes Maß an Eigeninitiative und Mitbestimmung einräumen und sie die Erfahrung machen lassen, erfolgreich Einfluss auf die Gestaltung des Gemeinwesens nehmen zu können. Außerdem möchten wir sie unterstützen, wenn es darum geht, ihre Talente zu entdecken“, skizziert Andreas Roters, Fachbereichsleiter Bildung, Kultur, Sport, Medien und Integration im Schwelmer Kreishaus, die Zielsetzung.

Auch soziale, kulturelle oder religiöse Unterschiede sollen Thema sein und so ein Beitrag zur Integration geleistet werden. 2012 sollen alle Veranstaltungen unter dem Leitmotiv „Zukunftserwartung – Zukunftsangst“ stehen. Zudem planen Kreis und Städte ein Jugendkulturfest EN, auf dem sich alle Mitwirkenden mit Musik, Film und Theater präsentieren können. „Leitmotiv und Fest sowie eine Kultur- und Informationsbörse, auf der Kultureinrichtungen aus dem gesamten Kreisgebiet ihre Angebote für Schulen, Kinder und Jugendliche vorstellen, bilden eine kreisweite Klammer. Die wichtigsten Akteure sind aber natürlich die Städte. Sie bringen Einrichtungen und Initiativen der kulturellen Bildung zusammen, machen Jugendliche darauf aufmerksam, wie sie sich beteiligen können und entscheiden über die Unterstützung von Projekten und Veranstaltungen in ihrer Stadt“, so Roters. Bereits im Antrag für das Landesprogramm findet sich eine Vielzahl konkreter Ideen aus den Bereichen Musik, Artistik, Tanz, Literatur, bildende Kunst oder Theater, die mit Hilfe des „Kulturrucksackes“ in Angriff genommen oder ausgeweitet werden könnten. Genannt werden beispielsweise das Coaching von Rock- und Popbands sowie Sängern, die Produktion eines Hip-Hop-Samplers, das Mitwirken von Jugendlichen an den Wittener Tagen der Kammermusik, Circusworkshops, ein Handyfilmfestival, eine Nacht der Poesie, mehrsprachige Leseabende, die Aufnahme von Hörbüchern, Kurse für kreatives Schreiben, Graffity-Projekte und ein Theaterfestival. Um den Kulturrucksack erfolgreich zu schultern, soll nach dem Motto „Informieren, Anregen, Austauschen“ verfahren werden. Dies gilt sowohl für die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Ämtern in einer Stadt, für die Kooperation zwischen den Städten wie auch für die Kommunikation zwischen den Teilnehmern. Stichwort „Bedeutung kultureller Bildung“ Die Bedeutung der kulturellen Bildung für die Persönlichkeitsbildung, für die Entwicklung der Kreativität und für den Wissenserwerb wird zunehmend anerkannt. Entsprechende Erkenntnisse haben unter anderem Projekte wie ´Jedem Kind ein Instrument´ oder ´Kultur und Schule´ geliefert.

„Damit die positiven Effekte zum Tragen kommen, ist es entscheidend, Kindern und Jugendlichen die Tür zu Kunst und Kultur so früh und so weit wie möglich zu öffnen“, nennt Roters die Motive für die Bewerbung um den „Kulturrucksack“. Die Teilnahme sei insbesondere deshalb interessant, weil das Landesprogramm mit den 10 bis 14-jährigen die Kinder und Jugendlichen im Auge habe, für die Angebote der kulturellen Bildung vergleichsweise rar sind. „Und“, so Roters, „diese wenigen Angebote treffen auf eine Altersgruppe, die sich schwer tut mit den gängigen Formen der kulturellen Bildung.“ Hier wollen Kreis und Städte jetzt gemeinsam ansetzen und mit neuen Ideen und bewährten Strukturen Interesse wecken.

Die Vergangenheit trägt uns um die Zukunft zu gestalten

[jpg] 125 Jahre fest gegründet und stabil, so kann man die nächsten 125 Jahre angehen, so umschrieb die  Ministerpräsidentin des Landes NRW,Hannelore Kraft,  die Stadt Gevelsberg. 125 Jahre Gevelsberg steht aber auch für eine Stadt die immer etwas anders sein wollte, so als sie als erste neben Berlin die Elektrifizierung in der Stadt umsetzte oder auch so als sie aus dem Amt Ennepe  damals austrat und kurzerhand die Stadtrechte beantragte und auch bekam. Eine Stadt die immer wusste was sie wollte und dies auch umsetzte, man nennt das Selbstbewusstsein.

              
  v.l.: Regierungspräsident Dr. Gerd Bollermann  /  Ulrike Brux  /  Landrat Dr. Arnim Brux  /  
Ministerpräsidentin Hannelore Kraft / Bürgermeister Claus Jacobi / Desiree Jacobi /
Bundestagsabgeordneter René Röspel                                               Foto: © Linde Arndt
 

Hannelore Kraft war die Festrednerin schlechthin, besser hätte es Gevelsberg nicht treffen können. Gut aufgelegt zeichnete sie ein buntes Bild von Gevelsberg wo das Menschliche immer zu erst kam. Die Integrationskraft der Gevelsberger am Beispiel des Ukrainers Wasyl Seniw der als "Fremdarbeiter" kam und wie selbstverständlich Gevelsberger wurde. Die Offenheit der Gevelsberger, die jedem förmlich entgegen springt. Aber auch die Ideen, die zum Beispiel zu der Ausbildungsgarantie führten, die Jugendlichen mit einer guten Leistung eine Lehrstelle garantiert.Kraft betonte die aktive, attraktive und identitätsstiftende Stadt Gevelsberg, die trotz wirtschaftlicher Rückschläge in den 80er und 90er Jahren durch den Mittelstand wieder nach oben gefunden hat. Bildung ist in Gevelsberg kein Fremdwort und so kann man die Anstrengungen Gevelsberg beobachten indem sie vorbildlich niemanden zurücklässt. Kraft nannte Gevelsberg als Beispiel für viele andere Städte gleicher Größe.

              
  Ministerpräsidentin Hannelore Kraft und Bürgermeister Claus Jacobi                                             Foto: © Linde Arndt  

Bürgermeister Jacobi hatte in seiner Festrede drei (kleine) Wünsche für sich und alle Gevelsberger, die er sodann formulierte:

1.    Das Gevelsberg mit allen Menschen unvoreingenommen und friedvoll miteinander auskommt.
2.    Lassen wir nicht nachlassen im nächsten Vierteljahrhundert aus Gevelsberg den allerbesten Standort zu machen den er seinen Bürgern sein kann.
3.    Es ist der Wunsch für die Zukunft das menschliche öffentliche Klima zu behalten um das man Gevelsberg so oft beneidet.

Und Jacobi schloss damit, dass die Toleranz die über allem vorherrscht niemals nachlassen
möge.

 
     

Es folgte der unterhaltsame Teil des Abends der von Gregor Schnittker , WDR Dortmund
locker und kurzweilig moderiert wurde.
Werner Hahn von der jungen Bühne Hagen bot ein buntes Potpourri der 125 Jahre in der die Stadt Gevelsberg groß wurde. Die Erfindung des Autos durch Benz, der erste Weltkrieg, die goldenen 20er Jahre des 19.Jahrhunderts und er wusste sogar kritisch die Nazizeit zu skizzieren. Der Reigen endete mit der Wirtschaftswunderzeit der 50er und 60er Jahre.

Es war ein wunderbarer Abend der nur glückliche Gesichter zeigte, selbst die Ministerpräsidentin blieb noch auf ein Bier. Und wie das so üblich ist blieb man noch bei guten Gesprächen, allerdings fanden die ein Ende als der Winter wieder einbrach.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Gevelsberg


Hier noch eine Fotogalerie vom 125. Geburtstag (alle Fotos copy Linde Arndt)

 

Wir weben, wir weben! á la Jacquard Ausstellung in Ennepetal

[jpg]  Manche Themen einer Ausstellung erscheinen ziemlich einfach. So auch hier.
Joseph-Marie Charles Jacquard erfand den mechanischen Webstuhl indem er mittels Lochkarte den Webstuhl steuerte. Dann könnte man einen Handwebstuhl aufstellen und zum Vergleich den lochkartengesteuerten Webstuhl daneben stellen. Eine Demo der beiden Stühle und gut wäre es. War es das dann wirklich? Oh nein!

Es war eine Ausstellungseröffnung am 4.September 2010 im Ennepetaler Industriemuseum von besonderem Kaliber, tiefsinnig, breit ausgelegt und sogar perspektivisch im Ansatz verarbeitet. Es war eine Ausstellung die Wirtschaftsgeschichte im Ansatz erfahrbar machte, die den Niedergang alter Gesellschaftsstrukturen erahnen lies, der Zusammenhänge mittels darstellender Kunst dokumentieren konnte. Wobei die bildende Kunst mit der darstellenden Kunst hervorragend korrespondierte.

Die Projektleiterin Ulrike Brux hatte mit dieser Inszenierung hervorragendes geleistet, hatte hochkarätige Menschen und Künstler um sich geschart, die es verstanden haben dieses Thema weitgehend umzusetzen. Die Ausstellungsräume im Industriemuseum waren bestens präpariert worden. Rund 300 Menschen aus der gesamten Region fanden zu dieser Ausstellung und waren augenscheinlich beeindruckt. Beeindruckt auch deshalb, weil dies für Ennepetal eine ungewöhnliche Ausstellung ist, denn außer 2009  fiel Ennepetal noch nie im Bereich zeitgenössischer Kunst auf.

Doch nun zur Vernissage:


Dr. h.c. Fritz Pleitgen
          

Ulrike Brux moderierte durch die Ausstellung und übergab an Dr.h.c. Fritz Pleitgen der die Eröffnungsrede hielt.

Das Projekt wurde relativ schnell von Ruhr 2010 akzeptiert, weil es genau im Sinne von Karl Ernst Osthaus gewesen wäre. Denn die Verknüpfung von Kunst und Handwerk wird in dieser Ausstellung hervorragend gezeigt.
Osthaus´s Ruf "Wandel durch Kultur, Kultur durch Wandel" wird hier klar umgesetzt.

           
Ulrike Brux

Kunst und Handwerk durchdringen sich gemäß Osthaus und dies ist Bernhard Matthes bestens mit diesem Projekt gelungen. Das besondere ist aber auch, es bringt die Regionen Görlitz und Ruhr zusammen, so Fritz Pleitgen. Denn diese Ausstellung ist ein gemeinsames Projekt mit der Region Görlitz – Zgorzelec unter der Leitung des Landkreises Görlitz. Aber das wäre nicht alles, vielmehr entwickelte dieses Projekt eine Strahlkraft zu den angrenzenden Regionen Polens und der Tschechei. Denn das damalige Schlesien teilt sich heute auf den Gebieten der beiden europäischen Staaten. Das deutsche Schlesien, polnisch Slask und tschechisch Sleszka, hatte ähnlich wie das heutige Ruhrgebiet die gleichen Strukturen im industriellen Bereich.

Zu Grunde liegen die damaligen gesellschaftlichen Zustände in Schlesien und hier im Bereich des damaligen Rheinisch bergischen Gebietes. Die erste Hälfte des 19.Jahrhunderts wurde hier in dieser Ausstellung einer Betrachtung unterzogen. Allerdings werden die Weberaustände heute in die Zeit Ende des 18.Jahrhunderts datiert, der Weberaufstand 1783 in Elberfeld.

Die Aufstände Anfang bis Mitte des 19.Jahrhunderts waren nach einhelliger Meinung so genannte "Hungeraufstände". Hungeraufstände deshalb, weil die damaligen Weber bei einer Arbeitsleistung der gesamten Familie, also Vater, Mutter und Kinder nicht den täglichen Bedarf an Grundnahrungsmitteln deckten. 30 Silberlinge benötigte eine Familie um zu überleben und zu arbeiten, verdienen konnten sie bei einem 16 Stunden Tag jedoch nur 6 Silberlinge. Nach Aufzeichnungen aus den damaligen schlesischen Gebieten wurde die Differenz an Grundnahrungsmitteln durch das verspeisen von Kartoffelschalen oder durch den Verzehr von Nagetieren, wie Mäusen und Ratten gedeckt. Jedoch ist es unstrittig dass diese Hungeraufstände Anfang bis Mitte des 19.Jahrhunderts als Beginn der industriellen Revolution gesehen werden. Auch datiert hier der Beginn einer breiten Politisierung der Bevölkerung. Friedrich Engels, der selber Sohn eines Textilfabrikanten war, formulierte damals mit Karl Marx den wissenschaftlichen Sozialismus. Dies war auch notwendig geworden, weil auf der anderen Seite die Theorien der "Marktwirtschaft" von Adam Smith Einfluss auf die gesellschaftlichen Bedingungen hatten. Es war eine Zeit der grundlegenden gesellschaftlichen Umwälzungen, ähnlich unserer heutigen Zeit. Auch heute macht die Informations-Technologie (IT) viele Berufe überflüssig und setzt ganze Heerscharen an Arbeitnehmern frei. Auch heute weiß keiner wo die gesellschaftliche Reise hingehen soll. Das marktwirtschaftliche Modell, das im Übrigen nur ein empirisches Erklärungsmodell ist, bleibt heute wie damals die Antwort schuldig.

Die erste Ausstellung war in Görlitz und war dort ein voller Erfolg, so ist diese Ausstellung nunmehr hier im EN-Kreis zu sehen.

                             
                              Dietmar Diesner
 
Martin Horn

Martin Horn vom Schauspielhaus Bochum trug die teils anonymen Gedichte, wie das Blutgericht, aus der damaligen Zeit der Weberaufstände vor.

Sie gaben das wieder was die damalige Zeit für die Menschen bedeutete, die Qual, das Elend oder den Hunger. Sie mussten lernen "Klagen ohne zu leiden und leiden ohne zu klagen".

   

Das so genannte Weberlied  von Heinrich Heine erzeugte bei den Zuhörern ein schauern. Dieses Weberlied wurde damals vom Königlich Preußischen Kammergericht unter Androhung von Gefängnis verboten.


Risa Tateishi
  Dann trat das Dortmunder Ballett mit den Tänzerinnen Monica Fotescu-Uta (Prima-ballerina) und Risa Tateishi unter der Leitung ihres Ballettdirektors Xin Peng Wang mit einem modernen Ballett auf.

Nach den strukturierten Klängen verschiedener Industriewebstühlen gingen die in schwarzen Anzügen auftretenden Tänzerinnen eine eindrucksvolle Symbiose zwischen Mensch und Maschine ein.

Die Dekoration von drei im Jacquardmuster gewebten Tüchern zwischen zwei Pfeilern verstärkte diesen Tanz.

 

Monica Fotescu-Uta  
(Primaballerina)

 Das rasselnde Geräusch der Schiffchen und Ketten übertrug sich auf die Bewegungen, welche die Arbeiterinnen darstellten, die den Fadenbruch verknüpften, die Spindeln wechselten, die Fäden zogen oder das Tuch legten. Die Maschinen die den Takt der Arbeit vorgaben und den Menschen zu Bewegungen zwangen, die teilweise Übernatürlichkeit erwartete. Der Mensch als Sklave seiner Maschine. Zwischendurch den Dialog zwischen den Menschen, der jedoch immer wieder jäh unterbrochen wurde. Zum Schluss ertönte eine alles tragende Händelmusik die meines Erachtens das Sinnhafte erfragte, den höheren Wert. Wang hat mit seinen Tänzerinnen die Thematik dieser Ausstellung souverän umgesetzt und war mit dieser faszinierenden Darbietung in dieser Ausstellung ein wunderbarer Programmpunkt.

Und dann war da noch  Dietmar Diesner mit seinem Sopransaxophon. Spektakulär mit seinem langen Atem der das Hereinkommen zu Beginn der Vernissage und das Herausgehen aus der Vernissage dokumentierte.

Auch er nahm das Weberdasein bestens auf und setzte es musikalisch um. Das quälende Dasein der Weber, ihr Leiden hörte man aus den teils atemlosen Tremolos welche durch mehrere Vibratos unterbrochen wurden.

Alle Künstler überzeugten durch ihre meisterlichen Darbietungen.   Insgesamt waren 15 Künstler mit 70 Exponaten beteiligt. Einige hatten sich auf den Weg nach Ennepetal gemacht, um dieser imposanten Ausstellung beiwohnen und Kunstinteressierten ihre Werke erläutern zu können.

                           

Kommen wir zu einem Teil den Exponaten der Ausstellung á la Jacquard in Ennepetal.

Der Kurator Prof. Bernhard Matthes (Deutschland), der auch ausstellender Künstler ist befasste sich in seinen Werken mit den Zusammenhängen zwischen gesellschaftlichen Umständen und dem Arbeitsalltag des Einzelnen. Versöhnlich zeigt er wie aus dem Alten etwas Neues entstehen kann. Der Produktionsprozess und die Produkte bleiben, nur die Teilnehmer wechseln. So wird das Leben geprägt von Glauben, Arbeit und Leistungserbringung. Die Dynamik der Veränderungen kann man nur erahnen. Beispielhaft sieht man dieses in dem Werk, wo Tisch und Stühle auf den Kopf gestellt von der Decke hängen und die unteren Platten mit Kresse begrünt sind, wobei beim Tisch ein begrüntes Kreuz wächst und von den Seitenrändern der Objekte  Bänder und Litzen nach unten hängen. Das Hängende symbolisch für die Produkte die weiter bestehen bleiben und das begrünte Kreuz für den  Glauben, dass etwas Neues entstehen wird.

Elzbieta Suchcicka (Polen) webt einen ein Lebenstuch indem sie Kette und Schuss eines Gewebes mit den verschiedensten gesellschaftlichen und psychologischen Verknüpfungen gleichsetzt. Das Licht eines verhängten Fensters als Filter ähnlich der gelochten Karte, welches selektiert aber auch Lebenserfahrungen in Entfernungen rückt.

Dann sind noch drei Teilnehmer der Textilfakultät der tschechischen Universität Liberec mit Exponaten vertreten. Diese Exponate zeigen das moderne Design heutiger Textilien, die ein Höchstmaß an Professionalität voraussetzen. Kreativität fließt in die Produktion mit ein und wird mit den modernsten Technologien umgesetzt. Eben die Weberei von heute, nicht Masse hat Bestand, sondern die Klasse ernährt seinen Mann oder seine Frau. Ein weites Feld das bis in die Produktion von moderner Funktionskleidung geht.

Und so schließt sich der Kreis indem die Ausstellung die Zukunft der Weberei betrachtet, nicht mehr Lohnarbeit ist gefragt, sondern kreativ gestaltete Produkte, die eine Symbiose zwischen Funktionalität und ansprechendem Design eingeht.

Prof. Angelika Rösner von der Fachhochschule Krefeld stellt dies eindrucksvoll mit ihren Werken dar indem sie einen weiten Blick in die Zukunft wirft, wobei sie z.B. mittels Lasertechnik ihre Textilien bearbeitet.

Die Vernissage schloss ab indem die vorhandenen Webstühle des Bandmuseums Elfringhausen in Aktion gezeigt wurden.

Nicht das Schiffchen fliegt und der Webstuhl kracht, sonder die Karte klickt der Webstuhl kracht.
Und wenn ich mir was wünschen würde, so würde ich mir wünschen aus dem Industriemuseum würde ein Museum für Zeitgenössiche Kunst und Industriegeschichte werden. Also weiter so, Frau Brux.

Die Ausstellung ist noch bis 15. Oktober geöffnet.

Öffnungszeiten:

Dienstag: 10:00 – 12:00 Uhr

Mittwochs: nach Vereinbarung

Donnerstag: 10:00 – 12:00 Uhr

Freitag: 15 – 18:00 Uhr

Samstag: 11:00 – 15:00 Uhr

Sonntag: 11:00 – 15:00 Uhr

Der Eintritt ist frei.

Nach vorheriger Absprache können auch Führungen für Schulklassen durchgeführt werden. Informationen bei Herrn Volker Schlickum unter Tel.: 02052-961543

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Ennepetal

Für alle, die nicht die Möglichkeit hatten zu dieser aussergewöhnlich spannenden und beeindruckenden Vernissage zu kommen und auch nicht an einem anderen Tag diese Ausstellung besuchen können [xxl] hier eine Gallery um einmal die besonderen Eindrücke zu vermitteln:

(alle Fotos: Linde Arndt)