Beiträge

Man sollte sich in Ennepetal nicht zum Deppen machen lassen

[jpg] An einer Pressekonferenz oder einem Pressegespräch erkennt man wie spannend das Thema ist. Kommen viele Vertreter, ist es eine viel versprechende und interessante Story.

Für das Ennepetaler Gebiet könnte man 10 Vertreter motivieren an einer PK teil zunehmen. Die schreibende und die fotografierende Zunft  könnte, ein interessantes Thema und interessante Akteure vorausgesetzt, dann 20 Pressevertreter (Wort und Foto) aufbieten. In Ennepetal gibt es zwei Themen an denen sich die Gemüter entzünden: Der Bahnhof und die Fußgängerzone. Und so lud der Bahnhofsverein mit die Stadt Ennepetal zu zwei Pressekonferenzen ein. Wir hatten diese Einladungen über unsere Informanten bekommen, und weil diese Termine als öffentlich gekennzeichnet waren, fühlten wir uns eingeladen. Bezeichnenderweise kam neben uns, nur 1 Fotojournalist.

Thema der ersten PK (Pressekonferenz) war: "Wir, der Bahnhofsverein und die Stadt Ennepetal, bedanken uns bei den "freundlichen" Helfern von der Gebal".

                  

 
   Ein Dank an die fleißigen Helfer  

Die "freundlichen" Helfer sind in der Regel alles 1 Euro Jobber die für ihre Arbeit pro Stunde 1,50 Euro bekommen, wofür normalerweise bis zu 20,– Euro gezahlt würden. Die Leute werden dann vom Job-Center oder der Arbeitsagentur der Gebal zugewiesen. Wenn die Leute dieser Arbeit nicht nachkommen, werden ihnen die ALG 2  (Hartz IV) Bezüge gekürzt oder gestrichen. So der Regelfall. Ob man für diese Arbeit geeignet ist, spielt keine Rolle und ist ohne Belang. Auch die Arbeitsbedingungen interessieren niemanden, Staub, Asbest oder auch Schwarzschimmel, alles muss genommen werden.

Es ist also die Renaissance  des guten alten Arbeits-, Reichsarbeits- oder des mittelalterlichen  Frondienstes.

Die Leute haben 3 bis 4 Tage im Bahnhof gearbeitet, heißt, haben Dreck und Staub weggeräumt um die freie Sicht in die Bahnhofsinnenräume zu gewährleisten.

Das wären also 3 Tage á 8 Stunden mal 15 Euro gleich 360 Euro, bekommen haben sie jedoch nur 36 Euro. Ein gutes Geschäft, für jeden Beteiligten, nur nicht für die Arbeiter. Da ist doch jetzt ein großes Dankeschön angesagt. Dies natürlich pressewirksam mit Foto und so. Was kam? Die Arbeiter standen im Bahnhofsgebäude herum, mussten die Dankesreden des Herrn Däumig, Öffentlichkeitsarbeiter des Bahnhofvereins, Herrn Oberndorf, Vorsitzender des Bahnhofvereins und Wilhelm Wiggenhagen, Bürgermeister der Stadt Ennepetal ertragen.  Wiggenhagen schenkte den Leuten  eine CD mit dem "international" bekannten Ennepetal-Lied und einen Werbezollstock der Stadt. Der Bahnhofverein  versprach ein Currywurstessen, also eine Currywurst für jeden. Und die Gebal setzte noch einen drauf und übergab einen Scheck für einen Grillabend, wie auch immer.

Für die eingesparte Lohnsumme von 324 Euro gab es damit einen Ausgleich von rund 10 Euro und natürlich einen Händedruck von allen Entscheidern.

Jetzt frage ich mich als Journalist welche Nachricht soll ich daraus machen? Was erwartet die Stadt und der Bahnhofverein von einem Journalisten mit diesen Informationen?

Der Bürgermeister und der Vereinsvorsitzende sind Menschen mit einem sozialen Gewissen?
Mit dem Bahnhofsgebäude geht es nun wirklich voran?

Als ich Wilhelm Wiggenhagen zu diesem Themenkomplex befragen wollte, blockte er ab indem er darauf hinwies, dass dies eine Veranstaltung des Bahnhofvereins wäre.

Klar, aber die Stadt ist der Eigentümer und wird, da der Bahnhofsverein noch nicht genügend Geld hat, in Vorlage getreten sein.

Als ich nun fragte ob Fragen zu dieser Pressekonferenz zugelassen wären, meinte man, ich sollte das etwas lockerer sehen.

Es war eine dubiose Veranstaltung die man sicher nicht Pressegespräch nennen konnte oder sollte.

   


BM Wilhelm Wiggenhagen

So schreibt der Pressesprecher des Bahnhofvereins:

"Der Vorstand des Fördervereins, an seiner Spitze der 1. Vorsitzende Frank Oberdorf, hat sich heute gegen 14.00 Uhr bei den "fleißigen Helfern" der Gebal für die bisher geleisteten Aufräumarbeiten innerhalb des Bahnhofsgebäudes bedankt. Niemand hatte allerdings geahnt, dass die Arbeiten schon so weit fortgeschritten waren. Voller Begeisterung stellten auch die Vorstandsmitglieder Dummann, Möllenberg und Wiedersprecher fest, dass der Bahnhof dank Gebal auf dem besten Wege ist, "seinen morbiden Charme" wieder zu gewinnen. So wurden die Männer für den morgigen Tag zu einem zünftigen Essen eingeladen, für das sich Richard Blanke als "Chef" von Gebal recht herzlich bedankte. Zwischenzeitlich ist aus der Mitte des Vereins darüber hinaus auch eine Spende weiter geleitet worden, die für ein gemeinsames Grillen nach Beendigung der Arbeiten verwendet werden soll.
Begleitet wurden die Vorstandsmitglieder von Bürgermeister Wiggenhagen, der sich ebenfalls höchst erfreut zeigte. Mit kleinen Präsenten, die er jedem einzelnen Mitwirkenden aushändigte, zollte auch er der bisher geleisteten Arbeit seinen Respekt"

Und die Stadt Ennepetal schreibt auf ihrer Seite ennepetal.de:

"In der letzten Woche hat die Gevelsberger Arbeitsloseninitiative GEBAL auf Bitten des Fördervereins Denkmal Bahnhof tatkräftig damit begonnen, den Bahnhof Ennepetal-Gevelsberg zu entrümpeln, um ihn für Veranstaltungen usw. nutzbar zu machen. Binnen weniger Tage ist aus dunklen und zugestellten Räumen eine helle, einladende und nutzbare Fläche entstanden, die jetzt noch mit einigen Eimern Farbe freundlicher gestaltet werden soll.
Der Vorsitzende des Fördervereins, Frank Oberdorf, dankte zusammen mit seinem Stellvertreter Dieter Dummann den Kräften der GEBAL unter Leitung von Janina Witte und Richard Blancke für ihren Einsatz, lud die Arbeiter zum Currywust-Essen ein und überreichte einen Scheck für ein Grillfest zum Abschluss der Arbeiten.   Bürgermeister Wilhelm Wiggenhagen schloss sich den Dankesworten des Fördervereins an und überreichte jedem GEBAL-Mitarbeiter als kleine Anerkennung einen Zollstock und eine Ennepetal-CD. "

Man erwartete anscheinend von der Presse die eins zu eins Übernahme der vorgegebenen Texte oder eine dementsprechende Haus- und Hofberichterstattung.

Als wir nun am Mittwoch dem 20.April 2011 wieder am Bahnhof waren, waren nunmehr der  MdB René Röspel (SPD) und der MdL Hubertus Kramer(SPD), sowie die Ratsmitglieder Volker Rauleff (SPD) und Anita Schöneberg (SPD)  anwesend. Sollen jetzt wieder die Parteigrößen nacheinander durch den Bahnhof geführt werden? Wo waren die CDU/FDP/Bündnisgrünen/Freien Wähler und, und, und. Wird eigentlich in der Stadtverwaltung noch gearbeitet? Großes Theater mit den 1 Euro Jobbern der Gebal und großer Bahnhof mit Wilhelm Wiggenhagen der seine selbst organisierte Inszenierung genoß. Für einen Imagegewinn? Der "große" Wilhelm Wiggenhagen? Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand hier einen Imagegewinn sehen würde. Oder doch? Er bleibt der Bürgermeister der immer nur ankündigt und nichts wirklich  umsetzt. Der Bürgermeister der runden Tische die zu nichts führen. Der Bürgermeister des Ungefähren, der halben Wahrheiten und damit der halben Lügen. Und der Stadtumbau West? Da war doch dieser Antrag. Frau von Dinthern die ehemalige Landtagspräsidentin ist wieder im Landtag, hatte die sich nicht für diesen Antrag eingesetzt? Vergessen!

Aber es ging um mehr als diese bigotten Veranstaltungen, wir wollten den Stand der Dinge am Bahnhof heraus bekommen. Und wir haben in Einzelgesprächen sehr viel heraus gehört.
Es ist also so, wie wir in unserem Artikel beschrieben haben, es steht nicht gut um den Bahnhof. Was auch immer dort angedacht wurde, noch fehlt die wirtschaftliche Grundlage um das Ganze ohne städtische Zuschüsse zu einem guten Ende zu bringen. Also wird es auch voraussichtlich keine Fördergelder geben. Die Akteure, nicht die 1 Euro Jobber, sind von ihrem Tun nicht überzeugt und sehen teilweise keine Perspektiven. Das dort weiter gearbeitet wird ist reine Kopfsache und ist nur dem drohenden Gesichtsverlust eines Wilhelm Wiggenhagen geschuldet. Jeder weiterer Tag macht die ganze Sache nur noch schlimmer.Und was soll man davon halten, wenn nach einem Jahr der Verein mal gerade rund 100 Mitglieder vorzuweisen hat? Da kann man sicher nicht von einer Bürgerbewegung sprechen. Wobei der gesamte Vorstand und die Mehrzahl der Mitglieder mehr oder weniger von der Stadtverwaltung in irgendeiner Form abhängig sind. Dem Bürger auf der Straße geht der Bahnhof total an demselben vorbei.

Beispiel gefällig?

 1.   Im Inneren fällt der Putz von der Decke, jedoch wird nur an ein paar Eimer Farbe gedacht.
 2.   Der gesamte Tresenbereich der ehemaligen Wirtschaft bleibt bestehen und wird nur gestrichen.
 3.   Favorisiert wird das Konzept von Herrn Müller, welches schon mit Quersubventionierungen als auch   einer Subvention durch die Stadt geplant ist.
 4.   Die Geschosshöhe im Parterrebereich ist zu hoch, so dass schon heute nicht mit einer positiven Energiebilanz zu rechnen ist. Wärmedämmung oder Energieeffizienz ist für die Planer des Bahnhofgebäudes ein Fremdwort.
 5.   Neben dem Bahnhofsgebäude stehen total verdreckte kleinere Gebäude (Toiletten?), die aber so stehen bleiben sollen. Neben einem Kulturzentrum?
 6.   Die von "startklar.projekt.kommunikation" vorgegebenen Voraussetzungen können auch bei noch so positiver Betrachtung kaum zu einer Förderung im Sinne des Regelwerkes führen. Dafür ist der Bahnhof zu eng ausgelegt worden.
 7.   Die angedachten Räumlichkeiten, Toilette, Aufenthaltsraum, Kiosk und die Wohnmöglichkeiten im ersten Stock stellen kein wirkliches Konzept dar und beengen die weitere Vorgehensweise.
 8.   Die angedachte wertmäßige Überführung des Bahnhofgebäudes in eine Stiftung und der Verein als Nutzer dieses Gebäudes sind ein Fehlkonstrukt.

  

   

Ansicht zu Punkt 1   Ansicht zu Punkt 5

Auf die Frage, warum die Stadt bis heute die Burger Mühle verkommen lassen hat und Gut Ahlhausen  nicht auf dem Radar der Stadt steht, wusste man mir nur eine ausweichende Antwort zu geben. Dabei ist die Burger Mühle ein Dokument der Zeitgeschichte welches das Verhältnis der freien Hansestadt Breckerfeld mit dem heutigen Ennepetal dokumentiert. Oder Gut Ahlhausen, welches auf der Grenze von zwei ehemaligen Grafschaften steht und bis heute nicht näher beleuchtet wurde, Handelswege führten dort her. Beide Gebäude sind in ihrer Geschichte in höchstem Maße identitätsstiftend für Ennepetal. Aber nicht nur diese beiden Gebäude, vielmehr sind noch einige Gebäude die an der Ennepe, man muss an die Wasserkraft denken, zu sehen sind viel wichtiger für die Entwicklung der Stadt Ennepetal gewesen. Der Bahnhof selber stellt nur ein kleines Zeitdokument in einer Zwischenphase von Ennepetal dar, ist also damit von untergeordneter Bedeutung. Hagen und Elberfeld sind die Zentren an der Bahnlinie, wobei Gevelsberg sicherlich weiter entwickelt war.

Es waren so viele sichtbare offene Fragen die ganz klar auf eine nicht ernsthafte Betreibung einer weiteren Nutzung des Bahnhofgebäudes hinweisen. Warum wird also weiter gutes Geld dem schlechten Geld hinterher geworfen?

Ganz einfach. Wilhelm Wiggenhagen und die 14 Millionen Truppe haben sich nun so weit ungeprüft in das Bahnhofsgebäude hinein gehängt, so dass sie ohne Gesichtsverlust nicht mehr aus diesem Objekt heraus kommen.

Auf der anderen Seite ist jeder Tag den diese Leute an diesem Gebäude herumdoktern ein verlorener Tag, den wir alle mit unseren Steuergeldern bezahlen müssen. Aber nicht nur das, jeder Tag ist auch ein Tag den die Politik und die Verwaltung in Ennepetal und anderswo an Glaubwürdigkeit und Vertrauen verlieren.

 

 

    Besuch im Bahnhofsgebäude

Wiggenhagen und die Anderen werden eines Tages gehen, hinterlassen werden sie jedoch das verlorene Vertrauen in die Verwaltung und die Politik in Ennepetal und anderswo. Und wir möchten nicht die Deppen sein, die unkritisch und nicht hinterfragt Pressemitteilungen übernommen haben, die zu diesem Vertrauensverlust in der Politik führten. Wir überlassen den anderen den Weg, ins Reich der Deppen zu gelangen, wir wollen weiter den unbequemen Weg des kritischen Journalismus gehen. Es mag sein, dass dies eine idealisierte Einstellung ist und in der Realität keinen Bestand haben kann. Nur wohin wollen wir eigentlich gehen, wollen wir alle Werte unserer sozialen Gesellschaft zur Disposition stellen? Und wohin wollen wir Journalisten gehn oder gegangen werden, wollen wir die Mitteilungen unreflektiert jeder Organisation übernehmen. Dafür braucht es sicher keinen Journalismus. Wir zumindest lassen uns unsere Artikel von der Stadt oder einem Verein nicht diktieren.

Was bleibt?

Es sind nun rund 2 ½ Jahre verstrichen. Der Bahnhof ist falsch angegangen worden, die Situation ist ziemlich verfahren um den Bahnhof noch auf das richtige Gleis zu stellen. Wilhelm Wiggenhagen und die 14 Millionen Truppe haben  das Projekt Bahnhof vermasselt. Nebenbei, der Motorradladen nebenan, hat innerhalb von ein paar Wochen aus eigener Kraft die Gebäude saniert – geht doch.
Habt Mitleid mit der Bevölkerung und macht dem Treiben ein Ende – REISST DEN BAHNHOF AB!

Übt doch erst einmal mit kleineren Objekten, meinetwegen mit einem Spielplatz. Renoviert einen tollen bestehenden Spielplatz , mit den 1 Euro Jobbern, und wenn der Spielplatz angenommen wird, kann man über ein größeres Projekt reden.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Ennepetal

[alle Fotos: Linde Arndt]

 

 

Wie kann man eine Stadt nur so vor die Hunde gehen lassen?

 [jpg] Politisch gesehen ist Ennepetal eigentlich tot. 40 Ratsmitglieder sitzen im Rat und den Ausschüssen und haben sich mit der 14 Millionen Truppe der Stadtverwaltung arrangiert. Ich denke mir, hier ist ein Fehler in unserem demokratischen System. Es macht doch keinen Sinn jemanden in einem System zu belassen dem er doch offensichtlich nicht gewachsen ist. Hier müsste die Möglichkeit der Abwahl oder Neuwahl geschaffen werden.

 I.                  

Nehmen wir mal den unter Denkmalschutz stehenden Bahnhof Ennepetal/Gevelsberg. Wir haben die Jahreshauptversammlung des Bahnhofvereins besucht. Es waren rund 90 zähe Minuten in der die ~ 30 Teilnehmer um den heißen Brei herum redeten. Sie sind im Grunde noch keinen Schritt weiter gekommen, als das zwei "Konzepte" existieren die nicht angepasst werden. Beide Konzepte laufen aber darauf hinaus, dass die Stadt Zuschüsse zahlen muss. Und dafür ist das Projekt "Bahnhof Ennepetal" nicht förderungswürdig, weil es wirtschaftlich nicht darstellbar ist.

Aber nicht nur die Konzepte fehlen, vielmehr fehlt auch das notwendige Geld, welches der Verein einwerben sollte. So wie ich das mitbekommen habe, hat der Verein mal gerade 1.000,– Euro auf der hohen Kante. Und das nach einem Jahr. Aber man fabuliert schon mal, wie es auch im Rat so üblich ist, jemanden mit einem Gutachten oder einer Beratertätigkeit zu beauftragen. Das das nicht umsonst ist kann sich jeder an den vorhandenen fünf Fingern abzählen.

 

Vorsichtshalber hat der Vorsitzende Ra Oberdorf schon mal signalisiert, dass es vor 2013 nichts wird.Mit dem Antrag, dem Konzept, der Finanzierung oder was auch immer? Es wird wohl das Geheimnis des Vorsitzenden bleiben.

Dann waren noch die Arbeitskreise die sehr fleißig waren. Sie berichteten wie sie alle schon mal Waffeleisen, Musikfeste (Rock am Gleis), Würstchengrill und was weiß ich noch organisiert haben.

Ich glaube, der Abrisstermin rückt immer näher?
Es sind die falschen Personen, das falsche Projekt, das falsche Umfeld, es passt nichts wirklich.

 RA Oberndorf Foto: © Linde Arndt    

 

II.

             

Es geht weiter. Im Betriebsausschuss ist jetzt das Blockheizkraftwerk durch, welches mit den Mitteln des Konjunkturpaketes II gefördert wird, zumindest die Planung steht. Das Problem welches jetzt entstehen wird, die kritische Masse, wird durch die Umsetzung dieser Maßnahme erhöht. Das Platsch arbeitet nicht mit Gewinn und bei der Haushaltslage der Kommunen kann solch ein Projekt relativ schnell geschlossen werden. Nur je höher der Wert eines Projektes, desto schwieriger wird ein Beschluss herbeizuführen sein das Projekt zu schließen. Jetzt sollen nach Haushaltsvorlage noch mal 640 TSE in das Platsch gesteckt werden. Wenn die Haushaltslage kritisch bleibt wird deshalb niemand an das Platsch ran gehen um es zu schließen. Das ist nun mal so.

Und dann war da noch etwas Lächerliches. Die Bezirksregierung in Arnsberg verlangt von den Kommunen eine Dichtheitsprüfung aller Hausanschlüsse die ihre Abwässer ins öffentliche Netz einspeisen. Der Termin war zuerst für 2005 vorgesehen und wurde nunmehr auf 2015 gesetzt, könnte aber auch noch auf 2023 verlängert werden. Da diese Dichtheitsprüfung etwas kostet möchte die CDU/FDP/FWE Fraktion das Ganze terminlich nach hinten schieben. In der Hoffnung die Bezirksregierung wird das alles schon vergessen. Lächerlich ist das Ganze, weil in 12 Jahren diese Dichtheitsprüfung sicher das Doppelte kosten wird. Und weiter, wenn einzelne Anschlüsse undicht sind ist es den Hauseigentümern egal ob die ganze Brühe ins Grundwasser gelangt? Man muss da schon mal fragen ob das verantwortungsbewusstes Handeln ist. Ein lautstarker Protest der Bündnisgrünen? Fehlanzeige.

III.


Frau Alam-Martini
 

Kommen wir zum Schulausschuss der ja am 6. April 2011 tagte. Sinnigerweise in der Albert-Schweizer-Schule, einer Förderschule in Oberbauer. Die Schule soll in absehbarer Zeit geschlossen werden, zumindest werden keine weiteren Gelder eingeplant.
Anstatt aber über die nunmehr anstehende Abwicklung zu sprechen, redete man auch hier wieder um den heißen Brei herum.

Die Leiterin der Schule Frau Alam-Martini hatte eine umfangreiche und durchaus nachvollziehbare Wunschliste für den Schulausschuss parat.Umfangreich deshalb weil sichtbar nur das Notwendigste bis dato gemacht wurde. Wie in der Realschule hatte auch hier die 14 Millionen Truppe Ausreden parat.

     

Die Ausschussmitglieder nahmen die Vorträge ungerührt zur Kenntnis, obwohl man an einigen Stellen die Unfallgefahr lauern sah. Aber was soll es, es ist eine Förderschule. Die Kinder dieser Schule gehören sicherlich in Zukunft nicht zu den Privilegierten unserer Gesellschaft. Denkt man etwa so?

Durch einige Änderungen der Schulgesetze der rot-grünen Landesregierung sind die dargestellten Statistiken teilweise für den Papierkorb gemacht worden.
Zwei Dinge fielen mir jedoch auf: Die Bevölkerungsstatistik von Ennepetal schwankt von mal zu mal. Mal haben wir zum Stichtag 31.12.2010: 31.111 Einwohner in der Einwohnerstatistik a.a.O. dann  haben wir aber schon am 30.06.2010: 30.633 Einwohner in der Schülerstatistik. Befinden wir uns in einer Twilight Zone oder in einem Wurmloch, wo ab und zu so an die 500 Einwohner kurzfristig abwesend sind?

Die Einwohner werden in einem Betrachtungszeitraum um 8,74% zurückgehen, die Schülerzahl jedoch nur um 6,05%. Was heißt das? Das heißt die Rückgänge für Ennepetal sind mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit den Leistungsträgern zu zuordnen, die statistisch gesehen um die 1,2 Kinder haben. Sprich kinderreiche bleiben, weil sie kein Geld für einen Umzug haben.
Die Einwohner die dann gehen  sehen keine Möglichkeiten mehr sich in der Stadt zu entwickeln.

Warum die Statistik bei den IT Möglichkeiten von heute nicht auf Vordermann ist, wie bei den unterschiedlichen Einwohner zu sehen, kann ich nicht nachvollziehen.

Die Qualität der Ausbildung an den einzelnen Schulentypen scheint eher durchschnittlich zu sein. Auch kann aus der Statistik kein besonderes Image abgeleitet werden. Es sind eher durchschnittliche Schulen die keine besondere Leistung erbringen. Woran das liegt kann man nicht aus den Statistiken herauslesen. Das können viele Gründe sein.

Fakt ist jedoch bei der Begehung der Schulen, wie der Realschule und der Förderschule, das man hier von einem erheblichen Investitionsstau sprechen muss.

Ach ja, und dann hatte in 2010 die bienenfleißige Anita Schöneberg (SPD) mal nach den vorhandenen Schulbudgets gefragt. Wenn man sich die Liste an sieht bekommt man den Mund nicht mehr zu. 3 Schulen sparen für einen oder mehrere Fotokopierer. Heißt das diese Schulen haben keinen Fotokopierer? Die Mehrzahl der angesparten Mittel wird für Beschaffungen angespart die aus einem laufenden Haushalt beglichen werden sollten

  


v.l.:  Giuseppe Bianco  /   Anita Schöneberg  /     Jürgen Battenfeld

alle SPD                                                       
Foto: © Linde Arndt

     

Ein paar Beispiele gefällig? Die Albert-Schweizer-Schule spart 400 Euro an um die Schülerbücherei zu aktualisieren. Heißt das die Schule unterrichtet mit nicht mehr zeitgemäßen Büchern? Man kann nur hoffen, dass die Kaiserzeit überwunden wurde und die Bücher nicht mit Sütterlin bedruckt sind.Die Realschule spart für ihre Turnhalle die anstehenden Reparaturkosten an. Also, wenn eine Reparatur notwendig ist, muss sie ausgeführt werden. Dies ist notwendig weil evtl. Unfälle und höhere Kosten vermieden werden sollen.Das Reichenbach Gymnasium spart für eine Büroeinrichtung ihres Sozialpädagogen. Sitzt der Sozialpädagoge auf Apfelsinenkisten?

Das alles hört sich so an, als wenn die Arbeit der 14 Millionen Truppe auf die Lehrerschaft übertragen wurde. Frei nach – die Lehrer haben ja sonst nichts zu tun.

Bücher, Reparaturkosten oder Büroeinrichtung, dass sind doch ganz normale Investitionen die auf Sachbearbeiterebene aus dem laufenden Haushalt der Stadt erledigt werden sollten. Und, dann sind da viele Fragen die nicht gestellt wurden, man wollte nach Hause.  Das Ganze sah und sieht nach einer lustlosen Verwaltung aus, der eine motivierte Lehrerschaft gegenüber steht. Die Lehrerschaft holt ihre Motivation aus den Heranwachsenden und der Verantwortung die sie gegenüber diesen auch hat. Ich muss in solchen Sitzungen die Lehrerschaft immer wieder bewundern. Bei meinem Naturell wäre mir längst der Kragen geplatzt.

IV.


Brigitte Drees     
Foto: © Linde Arndt
  Gehen wir zu Donnerstag dem 7 April 2011 weiter. Es war ein ambivalenter Tag. Beim Wirtschaftsausschuss musste man wieder einmal hören, zumindest zwischen den Worten, wie unfähig die Wirtschaftsförderung in Ennepetal ist.
Da wird der Eindruck von Frau Drees erweckt der Tourismus wäre in Ennepetal funktionsfähig. Und das mit einer Miene die an Ernsthaftigkeit nichts zu wünschen übrig lässt. Nichts steht hier! Es gibt keine touristische Infrastruktur, die Gastronomie, Hotels, Freizeitmöglichkeiten, intakte Wanderwege und, und, und, es ist alles nur im Ansatz vorhanden.

Man kann sowas nicht bewerben. Soll der Tourist angesprochen werden hier seine Freizeit zu verbringen und in Schwelm zu übernachten? Und dann ganz geheimnisvoll: Es gibt Verhandlungen mit einem Hotel! Gesenkte Stimme und nichts Konkretes!

    Geht es hier nur um einen einfachen Hotelbau im Garnibereich oder liegt ein Konzept dahinter, wie meinetwegen ein Wellnesshotel?

Ach ja,  dann kam unser weißer Ritter des Citymanagements, Herr Ulrich Schilling, der Retter des Milsper Innenstadtbereiches, wenn nicht sogar des gesamten Abendlandes. Im Zuschauerbereich saßen schon mal die Unterstützer, wie Händler, Dienstleister und Hauseigentümer. Um was zu tun? Ein Signal für die Belebung der Milsper Innenstadt auszusenden? REWE hört Ende des Jahres auf und es gibt noch keinen Nachmieter. Was für ein Signal! Es war die alte Leier die vorgetragen wurde. Die Kunden kaufen nicht, die Presse berichtet nicht schön genug, die Händler wollen in Milspe nicht investieren, die Hauseigentümer wollen auch nicht so recht usw. usf. Es war ein Vortrag des Versagens der 14 Millionen Truppe und der Versuch es anderen in die Schuhe zu schieben. Und dann kam da noch der Begriff der "Selbsterfüllenden Prophezeiung" durch Herrn Schilling ins Spiel.  
[stehend]  Ulrich Schilling, CityManager   
Foto: © Linde Arndt
   

 Frau Schöneberg(SPD)  wollte diesen Begriff erläutert haben. Schilling gebraucht diesen im Zusammenhang mit der Öffnung der Fuzo für den Durchgangsverkehr. Weil alle denken der Einzelhandel würde nicht ohne die Öffnung der Fuzo funktionieren, arbeiten auch alle unbewusst auf dieses Ziel hin. Ach Herr Schilling, wenn Sie es doch lassen würden. Das Problem ist die 14 Millionen Truppe die keine Glaubwürdigkeit mehr besitzt. Wenn immer nur angekündigt wird und nichts umgesetzt wird ist die Glaubwürdigkeit eben hin.

Da ist der teure Coup mit der Dachmarke "Mein Ennepetal" der so wie ich gehört habe 25.000 Euro gekostet hat. Wofür eigentlich? Und diese Dachmarke " Mein Ennepetal" hätte nun weiter entwickelt werden müssen. Ist es aber nicht. Hier haben die Verantwortlichen ein erhebliches Wissensdefizit zu erkennen gegeben. Oder gibt es ein Buch "Marketing für Dummies" indem dies so beschrieben wurde?

Na ja, lassen wir das jetzt mal so stehen. Was fehlt ist eine Persönlichkeit in Ennepetal die ein schlüssiges Konzept glaubwürdig vortragen kann. Was die Fußgängerzone betrifft geht in allen Städten die Diskussion folgendermaßen, entweder ein Konzept wie in Gevelsberg, was aber nur als Zwischenlösung gesehen werden muss oder ein Konzept totale Verkehrsberuhigung im innerstädtischen Bereich. Die totale Beruhigung sollte dazu führen, dass der Innenstadtbereich wieder bewohnt wird. Hat was. Und zwar im Hinblick darauf, wenn der Individualverkehr weiter ansteigt, wobei er jetzt schon zu hoch ist, muss die Innenstadt geschlossen werden. In London werden Gebühren erhoben und zwar richtig heftig. Münster hat den gesamten Innenstadtbereich zu. Hagen hat auch eine Zwischenlösung, ähnlich wie Gevelsberg. Also, da gibt es mehrere Modelle, die alle ihren Reiz haben.

In Ennepetal war jedoch von Anfang an ein unglaubwürdiger Vortrag für den Fuzobereich geleistet worden. Die Kommunikation war grottenschlecht, so dass jeder meinte er könne mit seinen paar Häusern das Ganze wieder kippen. Die Stadtverwaltung war eine Getriebene und lies sich auch treiben. Sie hatte keine Argumente für die Fuzo, war auch anscheinend zu faul und arrogant um solche Argumente zu suchen oder Sprachregelungen heraus zu geben. Die 14 Millionen Truppe verschanzt sich da lieber in ihrem Rathaus, als offensiv eine Sache nach vorne zu treiben. Herr Schilling ist mit diesem Posten total überfordert und uns kommt der Verdacht, dass er geopfert werden soll, damit Wiggenhagen und Drees und damit die CDU nicht beschädigt werden. Wie dem auch sei, die Fragen der SPD vom 30. September 2010 sind mit diesem Vortrag noch nicht einmal im Ansatz beantwortet worden.

Peinlich war der Vorsitzende Mielchen der andauernd auf meine techn. Geräte schaute ob da nicht doch was lief was er nicht kontrollieren sollte. So sind sie nun mal die Kontrollfreaks. Mal was für die 14 Millionen Truppe: Mit meinem Smartphone könnte ich, wenn ich es wollte, eine gesamte Sitzung via Internet sofort auf Youtube oder meinem eigenen Server hochladen. Es wäre für alle im Netz sofort abzurufen. Ist das nicht toll? Falls die guten und netten Ratsmitglieder oder die 14 Millionen Truppe andere Zeitungen als die WAP lesen, werden sie mitbekommen haben, wie die nordafrikanischen Blogger und Journalisten so, wie vor beschrieben, verfahren haben.

Nun, letztendlich wird es auf Antrag der SPD Fraktion eine Podiumsdiskussion über die Öffnung der Fuzo geben. Die Moderation wird sicher ein netter Mensch von der WAZ Medien Group führen, entweder von Radio EN, der Westfälischen Rundschau oder der WAP. Eine Kritische Diskussion wird es aber nicht geben.

Aber auch in der Wirtschaftsförderung hat man es nicht so mit dem Zahlenmaterial. Das Ring Kaufhaus war früher einmal ein Anbieter. In Folge wurden mehrere Anbieter durch Shop in Shop oder andere Lösungen daraus. Die Zugänge im Ringkaufhaus werden nunmehr als Allgemeinzugänge geführt, die schon vorhandenen Abgänge(Metzgerei Riemer, Gastronomiebetrieb in der ersten Etage, Bistro im Parterre) wurden jedoch nicht dargestellt, so dass das Bild etwas geschönt ist. Eine Unverschämtheit ist aber die Darstellung des Weltladens, der ja nur ein paar Häuser weiter gezogen ist, diesen als Eröffnung zu firmieren ist schon ein starkes Stück.


v.l.: Theo Bicking SPD /Anita Schöneberg SPD Foto: © Linde Arndt
  Am Rande wurde eben mal kurz der Ratsherr Bicking abgewatscht. Der hatte es gewagt der 14 Millionen Truppe auf zu tragen einen Makler zu suchen der die Leerstände in der Stadt unter die Leute bringen sollte. Leider hatte der Ratsherr Bicking keinen Namen eines Ansprechpartners genannt, was die Ratsherren Mielchen und Decker von der CDU Bicking inquisitorisch anforderten. Bicking rettete sich damit indem er den RDM (Ring deutscher Makler) benannte. Meine Güte, Bicking hatte ja recht.Es ist aber nur ein Weg. Für 50.000 Euro im Jahr würde jeder Makler aktiv werden. Aber im Ernst, warum schaut man nicht einmal in die Nachbarstädte Schwelm und Gevelsberg, da sind die Herren Kramer und Manfrahs recht erfolgreich mit ihren Jobs. Woran das wohl liegen mag?
     

 
V.
Und dann gingen wir abends noch in die evangelische Kirche in Milspe. Die Ennepetaler Musikschule und die Grundschule Wassermaus gestalteten das 2. Musikalische Abendlob mit dem Titel: "Wir sind gekommen, Dunkel zu vertreiben". (Passt doch zu Ennepetal) Es war eine wunderbare Stunde in der Kirche mit den vielen SchülerInnen. Der Chor, die Stimmen, die Instrumente machten mich versöhnlich. Wobei die Wassermäuse uns schon mehrfach positiv aufgefallen sind.
              

Am Ende des Konzertes bekamen wir eine ganze Flasche Wermut eingeflößt. Wir erfuhren, die Stadt hat die Stelle für den Leiter der Musikschule ersatzlos gestrichen. Wenn Herr Minor in Rente geht, wird die Stelle nicht wieder besetzt. Aber nicht nur das, es wird auch keine Kräfte mehr für Cello oder Violine geben. Violine und Cello sind ganz wichtige Instrumente in der orchestralen Besetzung, beide Instrumente sind absolute Instrumente.

Der Vorwurf an uns, dass wäre in einer Sitzung beschlossen worden, traf uns zutiefst. Denn gerade dieser Bereich ist ein Bereich dem wir unser besonderes Augenmerk schenken. Wir haben diesen Vorfall glatt übersehen. Trotz allem erreicht uns diese Nachricht über den "Verein der Freunde und Förderer der Städt. Musikschule Ennepetal e.V."

Wir möchten jetzt nicht über den positiven Sinn einer musikalischen Erziehung referieren. Wir denken hier ist alles hinlänglich gesagt worden. Das immerwährende Argument der Haushaltspolitiker ist, es ist kein Geld da oder wir müssen sparen. Es ist ein Totschlagargument und auch noch scheinheilig dazu.

Tatsächlich ist das Geld wohl da, es wird nur anders verteilt.

In einem nicht funktionierenden zwei Personen Haushalt wo der männliche Part seiner Alkoholsucht nachgeht und 30% des Haushaltes in Bier und Schnaps anlegt, kann man sicher nicht behaupten es ist kein Geld vorhanden. Es ist wie vor gesagt, Geld vorhanden, es wird nur falsch verteilt, sprich, die Prioritäten sind falsch gestellt. Wenn also der weibliche Part eine dementsprechend finanzielle Freizeitmöglichkeit haben möchte haben die Beiden ein Problem. Bei einem Willen zu einer Lösung dieses Problems zu kommen, werden die beiden Vorgenannten sicher das Problem lösen können. Der männliche Partner trinkt soviel weniger wie dem weiblichen Part an finanziellen Mitteln fehlen. So einfach ist das.

In Ennepetal haben wir ein ähnliches Problem der Prioritätenaufstellung. Wenn man im Haushalt sich die einzelnen Positionen einmal anschaut stellt man unschwer fest, dass es im Sportbereich viel zu hohe Zuweisungen gibt. Auch ist nicht ersichtlich inwieweit die Vereine zu eingeworbenen Finanzen beitragen. Die Stadt stellt den Vereinen unentgeltlich viele Leistungen als auch Sachen zu Verfügung. Stellvertretend sei hier einmal die unentgeltliche Anschaffung des Kunstrasens genannt. Dagegen stehen Heranwachsende von Ennepetalern die diese Anlagen in Anspruch nehmen, eine Freizeitgestaltung wie jede andere auch. Diese Heranwachsenden zahlen auch noch Vereinsbeiträge, die der Verein für sich kassiert, wobei die Stadt nicht daran partizipiert.

Die Vereine kassieren also doppelt und dreifach damit irgendwelche Menschen Ballspiele machen können. Ich will das jetzt nicht weiter ausweiten, nur möchte ich darauf hinweisen, wenn der Sportbereich abgeben würde, und dies ginge ohne Weltuntergangsszenarien, könnte eine Musikschule einschließlich eines Leiters, einer Cello- und Violinlehrerin weiter existieren und bräuchte genauso wenig Existenzängste zu entwickeln wie die in Ennepetal ansässigen Sportvereine. Und wenn darüber hinaus die Musikschule mit Ihrem Förderverein auch noch Aktivitäten in der Öffentlichkeitsarbeit entwickeln würden, so käme evtl. eine finanzielle Ausstattung zusammen die der Attraktivität der Stadt Ennepetal mit den dann aufgeführten Konzerten zu gute käme.

Diese Gedanken setzen jedoch eine offene Stadtverwaltung voraus, die einen Kulturauftrag als unabdingbar erkennt.

 

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Ennepetal

 

Wie weit sind wir eigentlich mit dem Bahnhof?

[jpg] Man kennt das schon aus der Ennepetaler Politik. Erst wird was groß angekündigt und dann verläuft alles still und leise im Sande. Bei den Ankündigungen setzen sich die Politiker so richtig in Szene. Da werden Fototermine für jede noch so kleine Alltäglichkeit gemacht, Pressemitteilungen verfasst und neuerdings Schnapsflaschen verteilt.

Einer dieser groß angekündigten Aktionen, war Anfang des Jahres 2010 der vergammelte Bahnhof Ennepetal (Gevelsberg). Er sollte restauriert werden. Warum? Weil alle Ennepetaler ihren Bahnhof so lieb haben und es eine angebliche Schande wäre wenn der in sich zusammen gefallen wäre. Übersehen hatte man jedoch damals und auch noch heute, das ganze Bahnhofsgelände sieht erbarmungswürdig aus. Aber was soll es, die Kurzsichtigkeit lebe hoch, also fokussierte man sich auf das Bahnhofsgebäude.

Flugs wurde ein runder Tisch eingesetzt und dort wurde beschlossen einen Verein zu gründen, der den Bahnhof einer nachhaltigen wirtschaftlichen Nutzung zuführen sollte. Logischerweise schielte man nach einem passenden Fördertopf, denn soweit geht die Liebe in Ennepetal nicht, dass man seine angeblich so  liebgewonnene Vergangenheit aus eigener Tasche bezahlen wollte.

Apropos Geld und Liebe. Als erste Maßnahme lies man den Bahnhof zur Hälfte streichen. Die Maler bekamen für ihre Arbeit 1,50 €/Stunde. Die Arbeitnehmer waren Arbeitslose und wurden über die Gepal vermittelt. Wenn sie den Job nicht gemacht hätten, hätten sie mit empfindlichen Kürzungen ihres ALG II Geldes rechnen müssen. Da feiert der gute alte "Arbeitsdienst" seine fröhlichen Urstände, zum Vorteil der Stadt Ennepetal. Als wenn es keine normalen Handwerker geben würden, die solch einen Auftrag gerne ausgeführt hätten. Wäre natürlich etwas teurer geworden. Und dann das zur Hälfte Streichen. Was für eine Symbolik! Wir machen nur halbe Sache und nur billigst, so könnte man meinen. Na ja, wir sind ja inzwischen eine arme Stadt, wie öfters im Rat der Stadt erwähnt wird.

Es ging weiter. In Folge bildete man einen Verein, gründete Arbeitsgruppen und wählte einen Vereinsvorstand. Die Eintragung ins Vereinsregister gestaltete sich etwas langwierig, obwohl der Vereinsvorsitzende ein Rechtsanwalt ist.

Und dann kamen, wie dass in Ennepetal so üblich ist, die ersten Querelen. Die FWE, das ist die Partei die keine Partei sein will, machte eine Umfrage oder besser sie versuchte sich damit. Ziel der Umfrage war: Wir wollen doch alle das der Bahnhof abgerissen wird um mehr Parkplätze zu erhalten. Aber auch hier große Ankündigung und keine Ausführung, eben wie es in Ennepetal üblich ist. Nach rund einem halben Jahr wartet man immer noch auf das Ergebnis dieser Suggestiv -Umfrage, die dümpelt jetzt so rum. Der Verein war nunmehr damit beschäftigt sich erst einmal auf Linie zu bringen. Zielsetzung, falls eine vorhanden war, und Personen passten nicht so recht zusammen. Frau Nachbarin mit ihrem Klo-Kiosk-Warteraum-Blümchen- Konzept wollte, wie dass so ihre Art ist, den Verein dominieren. Da sie für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig war, trug sie ihr Konzept als Vereinskonzept auch in die  Öffentlichkeit. Und so kam es wie es kommen musste, Frau Nachbarin wurde hinauskomplimentiert. Sie hat dies bis heute nicht überwunden, so weit geht eben ihre Liebe nicht, dass sie den Erhalt des Bahnhofs über ihre Person stellen konnte.
Geht es nicht nach ihrer Nase, denn ihre Nase ist die Bürgernase schlechthin, so macht sie halt nicht mehr mit.

Aber etwas war anders an dem Bahnhofsprojekt als bei den anderen Projekten. Es waren nämlich Personen mit diesem Projekt befasst, die hochkarätiger waren als bei allen anderen Projekten. Faupel (CDU), Frey, Ehepaar Siekermann (FDP), Oberdorf (RA) und Wilhelm Wiggenhagen (BM), sie sollten das Projekt doch nach vorne bringen können. Immerhin ist Herr Siekermann Dipl.Kaufmann. Können sie das wirklich?. Nein, ich glaube Sie können es nicht.

Denn was soll man davon halten wenn die Mitgliedsbeiträge für den Bahnhofsverein noch nicht einmal 4 Monate Bestand hatten und dann halbiert wurden? Was soll man davon halten, wenn es nur zwei Konzepte gibt, diese aber fast identisch sind? Was soll man davon halten wenn bis heute noch kein belastbarer Kapitalbedarfsplan vorliegt, der die Kosten der Anschubfinanzierung enthält?

Was soll man davon halten wenn keine Kosten-Nutzen-Analyse (CBA) vorliegt? Beide Konzepte wurden nicht analysiert, warum nicht? Wie hoch ist der Unterschied nach kaufmännischen Gesichtspunkten, des einen gegenüber dem anderen Projekt? Wie wurde entschieden? War das favorisierte Projekt "reizender"?
Es sind zu viele Fragen, handwerklicher und betriebswirtschaftlicher Natur, die nicht berücksichtigt wurden, die aber letztendlich die Nachhaltigkeit des Projektes in Zweifel stellen.

Und dann schneit auf einmal eine Pressemitteilung, datiert 5. November, ohne Unterschrift, ins Haus.
Da wird von "stürmischer Mitgliederversammlung" gesprochen. Mehr als die Hälfte der Mitglieder waren für das Projekt. Wie viel Mitglieder anwesend waren oder wie viel der Verein überhaupt hat, kein Wort. Dann schreibt man von einer Antragsstellung beim Land NRW aber nicht welche Fördermaßnahme es sein soll. Wissen wir doch, dass die Stadt Ennepetal sich bei dem Antrag zum Stadtumbau West vergebens um Fördergelder bemüht hatte. Dann will sich eine Öffentlichkeitsabteilung um die Ennepetaler Bevölkerung bemühen. Donnerwetter! Dann kommt nochmals ein Sturm auf, indem die Anwesenden sich in irgendwelche Projekte eintrugen. Was für Projekte? Kein Wort. Dann soll es eine Aktionswoche auf dem Adventsmarkt geben, wo die Ennepetaler sich zu einer Herzensangelegenheit "Erhalt Bahnhof" bekennen können. Zumindest sollen die Herzen der Ennepetaler im Sturm erobert werden. Na und dann wurde noch die nun erreichbare  Website gefeiert. Bravo, nach einem halben Jahr? Tolle Leistung. Das Ganze endet damit das der Vorsitzende Rechtsanwalt Oberdorf gesagt haben soll: Jetzt geht es los! Meine Güte hatten die eine Karnevalsitzung? Nein, kann nicht sein; denn der beginnt ja erst am 11.November.

Und es vergehen kaum 20 Tage und dann schneit die nächste Pressemitteilung auf den Tisch, nunmehr datiert 25. November und von Michael Däumig erstellt.

Der Titel  "Raus aus den Studierzimmern und ab auf die Strasse !!", wird aber dann schon etwas konkreter. Er will intensive Gespräche mit dem Bürger suchen und das am 10. und 11.Dezember auf dem Milsper Weihnachtsmarkt. Und vom 13. bis 15.Dezember wird ein Pendlercafe im Bahnhof eröffnet. Dort wird es Kaffee und Brötchen geben um von morgens 6:00 Uhr bis 8:00 Uhr heraus zu bekommen, ob für so was ein Bedarf besteht. Zumindest nimmt Herr Däumig das schwulstige seines Vorredners raus und versucht sich auf der sachlichen Ebene zu bewegen.

Insgesamt kann man jedoch nicht umhin dem Verein einen geringen Organisationsgrad zu bescheinigen. Auch scheinen die personellen Probleme  noch nicht geklärt zu sein, denn die Verantwortlichkeiten sind nicht festgelegt worden. In dem Verein kann jeder etwas schreiben und sagen. Von einer Einigkeit, einer klaren Zielsetzung für die wirtschaftliche Nutzung des Bahnhofs, scheint der Verein auch noch weit entfernt zu sein. Dieser Verein scharrt wie ein Haufen Hühner im Sand um das Korn einer vernünftigen tragfähigen Nutzung zu finden.

Es ist halt wie immer in Ennepetal, mehr heiße Luft die nichts Gutes erahnen lässt.
Offensichtlich haben die Organisatoren vergessen, dass sie jahrelang nie jemanden gefragt haben und die Bevölkerung ein nicht zu vernachlässigendes Desinteresse entwickelt hat. Und wenn sie es genau wissen wollten, so würden sie bemerkt haben, dass sich in 2010 wiederum einige Bewohner verabschiedet haben. Die Einwohnerzahl ist nämlich wieder gesunken.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Ennepetal