Wie weit sind wir eigentlich mit dem Bahnhof?
[jpg] Man kennt das schon aus der Ennepetaler Politik. Erst wird was groß angekündigt und dann verläuft alles still und leise im Sande. Bei den Ankündigungen setzen sich die Politiker so richtig in Szene. Da werden Fototermine für jede noch so kleine Alltäglichkeit gemacht, Pressemitteilungen verfasst und neuerdings Schnapsflaschen verteilt.
Einer dieser groß angekündigten Aktionen, war Anfang des Jahres 2010 der vergammelte Bahnhof Ennepetal (Gevelsberg). Er sollte restauriert werden. Warum? Weil alle Ennepetaler ihren Bahnhof so lieb haben und es eine angebliche Schande wäre wenn der in sich zusammen gefallen wäre. Übersehen hatte man jedoch damals und auch noch heute, das ganze Bahnhofsgelände sieht erbarmungswürdig aus. Aber was soll es, die Kurzsichtigkeit lebe hoch, also fokussierte man sich auf das Bahnhofsgebäude.
Flugs wurde ein runder Tisch eingesetzt und dort wurde beschlossen einen Verein zu gründen, der den Bahnhof einer nachhaltigen wirtschaftlichen Nutzung zuführen sollte. Logischerweise schielte man nach einem passenden Fördertopf, denn soweit geht die Liebe in Ennepetal nicht, dass man seine angeblich so liebgewonnene Vergangenheit aus eigener Tasche bezahlen wollte.
Apropos Geld und Liebe. Als erste Maßnahme lies man den Bahnhof zur Hälfte streichen. Die Maler bekamen für ihre Arbeit 1,50 €/Stunde. Die Arbeitnehmer waren Arbeitslose und wurden über die Gepal vermittelt. Wenn sie den Job nicht gemacht hätten, hätten sie mit empfindlichen Kürzungen ihres ALG II Geldes rechnen müssen. Da feiert der gute alte "Arbeitsdienst" seine fröhlichen Urstände, zum Vorteil der Stadt Ennepetal. Als wenn es keine normalen Handwerker geben würden, die solch einen Auftrag gerne ausgeführt hätten. Wäre natürlich etwas teurer geworden. Und dann das zur Hälfte Streichen. Was für eine Symbolik! Wir machen nur halbe Sache und nur billigst, so könnte man meinen. Na ja, wir sind ja inzwischen eine arme Stadt, wie öfters im Rat der Stadt erwähnt wird.
Es ging weiter. In Folge bildete man einen Verein, gründete Arbeitsgruppen und wählte einen Vereinsvorstand. Die Eintragung ins Vereinsregister gestaltete sich etwas langwierig, obwohl der Vereinsvorsitzende ein Rechtsanwalt ist.
Und dann kamen, wie dass in Ennepetal so üblich ist, die ersten Querelen. Die FWE, das ist die Partei die keine Partei sein will, machte eine Umfrage oder besser sie versuchte sich damit. Ziel der Umfrage war: Wir wollen doch alle das der Bahnhof abgerissen wird um mehr Parkplätze zu erhalten. Aber auch hier große Ankündigung und keine Ausführung, eben wie es in Ennepetal üblich ist. Nach rund einem halben Jahr wartet man immer noch auf das Ergebnis dieser Suggestiv -Umfrage, die dümpelt jetzt so rum. Der Verein war nunmehr damit beschäftigt sich erst einmal auf Linie zu bringen. Zielsetzung, falls eine vorhanden war, und Personen passten nicht so recht zusammen. Frau Nachbarin mit ihrem Klo-Kiosk-Warteraum-Blümchen- Konzept wollte, wie dass so ihre Art ist, den Verein dominieren. Da sie für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig war, trug sie ihr Konzept als Vereinskonzept auch in die Öffentlichkeit. Und so kam es wie es kommen musste, Frau Nachbarin wurde hinauskomplimentiert. Sie hat dies bis heute nicht überwunden, so weit geht eben ihre Liebe nicht, dass sie den Erhalt des Bahnhofs über ihre Person stellen konnte.
Geht es nicht nach ihrer Nase, denn ihre Nase ist die Bürgernase schlechthin, so macht sie halt nicht mehr mit.
Aber etwas war anders an dem Bahnhofsprojekt als bei den anderen Projekten. Es waren nämlich Personen mit diesem Projekt befasst, die hochkarätiger waren als bei allen anderen Projekten. Faupel (CDU), Frey, Ehepaar Siekermann (FDP), Oberdorf (RA) und Wilhelm Wiggenhagen (BM), sie sollten das Projekt doch nach vorne bringen können. Immerhin ist Herr Siekermann Dipl.Kaufmann. Können sie das wirklich?. Nein, ich glaube Sie können es nicht.
Denn was soll man davon halten wenn die Mitgliedsbeiträge für den Bahnhofsverein noch nicht einmal 4 Monate Bestand hatten und dann halbiert wurden? Was soll man davon halten, wenn es nur zwei Konzepte gibt, diese aber fast identisch sind? Was soll man davon halten wenn bis heute noch kein belastbarer Kapitalbedarfsplan vorliegt, der die Kosten der Anschubfinanzierung enthält?
Was soll man davon halten wenn keine Kosten-Nutzen-Analyse (CBA) vorliegt? Beide Konzepte wurden nicht analysiert, warum nicht? Wie hoch ist der Unterschied nach kaufmännischen Gesichtspunkten, des einen gegenüber dem anderen Projekt? Wie wurde entschieden? War das favorisierte Projekt "reizender"?
Es sind zu viele Fragen, handwerklicher und betriebswirtschaftlicher Natur, die nicht berücksichtigt wurden, die aber letztendlich die Nachhaltigkeit des Projektes in Zweifel stellen.
Und dann schneit auf einmal eine Pressemitteilung, datiert 5. November, ohne Unterschrift, ins Haus.
Da wird von "stürmischer Mitgliederversammlung" gesprochen. Mehr als die Hälfte der Mitglieder waren für das Projekt. Wie viel Mitglieder anwesend waren oder wie viel der Verein überhaupt hat, kein Wort. Dann schreibt man von einer Antragsstellung beim Land NRW aber nicht welche Fördermaßnahme es sein soll. Wissen wir doch, dass die Stadt Ennepetal sich bei dem Antrag zum Stadtumbau West vergebens um Fördergelder bemüht hatte. Dann will sich eine Öffentlichkeitsabteilung um die Ennepetaler Bevölkerung bemühen. Donnerwetter! Dann kommt nochmals ein Sturm auf, indem die Anwesenden sich in irgendwelche Projekte eintrugen. Was für Projekte? Kein Wort. Dann soll es eine Aktionswoche auf dem Adventsmarkt geben, wo die Ennepetaler sich zu einer Herzensangelegenheit "Erhalt Bahnhof" bekennen können. Zumindest sollen die Herzen der Ennepetaler im Sturm erobert werden. Na und dann wurde noch die nun erreichbare Website gefeiert. Bravo, nach einem halben Jahr? Tolle Leistung. Das Ganze endet damit das der Vorsitzende Rechtsanwalt Oberdorf gesagt haben soll: Jetzt geht es los! Meine Güte hatten die eine Karnevalsitzung? Nein, kann nicht sein; denn der beginnt ja erst am 11.November.
Und es vergehen kaum 20 Tage und dann schneit die nächste Pressemitteilung auf den Tisch, nunmehr datiert 25. November und von Michael Däumig erstellt.
Der Titel "Raus aus den Studierzimmern und ab auf die Strasse !!", wird aber dann schon etwas konkreter. Er will intensive Gespräche mit dem Bürger suchen und das am 10. und 11.Dezember auf dem Milsper Weihnachtsmarkt. Und vom 13. bis 15.Dezember wird ein Pendlercafe im Bahnhof eröffnet. Dort wird es Kaffee und Brötchen geben um von morgens 6:00 Uhr bis 8:00 Uhr heraus zu bekommen, ob für so was ein Bedarf besteht. Zumindest nimmt Herr Däumig das schwulstige seines Vorredners raus und versucht sich auf der sachlichen Ebene zu bewegen.
Insgesamt kann man jedoch nicht umhin dem Verein einen geringen Organisationsgrad zu bescheinigen. Auch scheinen die personellen Probleme noch nicht geklärt zu sein, denn die Verantwortlichkeiten sind nicht festgelegt worden. In dem Verein kann jeder etwas schreiben und sagen. Von einer Einigkeit, einer klaren Zielsetzung für die wirtschaftliche Nutzung des Bahnhofs, scheint der Verein auch noch weit entfernt zu sein. Dieser Verein scharrt wie ein Haufen Hühner im Sand um das Korn einer vernünftigen tragfähigen Nutzung zu finden.
Es ist halt wie immer in Ennepetal, mehr heiße Luft die nichts Gutes erahnen lässt.
Offensichtlich haben die Organisatoren vergessen, dass sie jahrelang nie jemanden gefragt haben und die Bevölkerung ein nicht zu vernachlässigendes Desinteresse entwickelt hat. Und wenn sie es genau wissen wollten, so würden sie bemerkt haben, dass sich in 2010 wiederum einige Bewohner verabschiedet haben. Die Einwohnerzahl ist nämlich wieder gesunken.
Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Ennepetal
Da spielt wieder dieses Ennepetaler Wunschdenken eine Rolle. Wenn solche Leute nach einem Jahr kein Konzept gefunden haben, wird auch keines mehr gefunden werden.
Man muss der Realität ins Auge sehen, abreißen ist angesagt. Schade für das Geld was die Stadt Ennepetal für den Kauf hingeblättert hat. Aber Sinn und Verstand gehören nicht zu den Eigenschaften, die die Ennepetaler Stadt vorweisen kann.
Aber wie ich gehört habe, ist der Vorbesitzer ganz froh den Bahnhof los zu sein.
Wieviel wurde denn hingeblättert?
@ R.W.
60.000,– €, plus die Notarkosten, so wie ich gehört habe. Das ist viel Geld für etwas mit dem ich nichts anzufangen weiß. Und noch mehr Geld wird fließen, damit wenigstens etwas damit gemacht werden kann. Das könnte wieder ein Millionengrab werden.
Aber wir müssen ja sparen.
@ redaktion
Ich kann es mir nicht verkneifen noch mal was zu dem „Traumschiff“ Bannoff zu schreiben.
Sie haben den „Schlauberger“ vom Spreeler Weg gar nicht erwähnt.
Er will sich doch mit Hilfe der fleißigen Bahnhofsaktivisten, aber ohne eigenes Risiko, ein
kleines „Kunstimperium“ schaffen…ein Schelm der Böses dabei denkt.
Wenn man sich diese ganzen „Träumereien“ mit der kommerz. Nutzung anschaut kann man nur
den Kopf schütteln, wenn da nur „eine Mark“ zu machen wäre, hätte die Bahnimmo das schon selbst gemacht, die kennen solche Standorte besser als jeder andere.
Die Nutzung für einen Kinder- und Jugendtreffpunkt ist 5 Meter neben einer ICE-Trasse total
abwegig, nicht auszudenken wenn da was passiert, dann müßte WW zurücktreten.
Gebäude die unter Denkmalschutz stehen kann man auch erhalten in dem man sie rückbaut und
einlagert…..bis sie in Vergessenheit geraten.
Auf Dr. Döpps Museumsinsel wäre der Bannoff auch gut plaziert, das könnten durchaus ABM’ler
machen…..
Noch so tolle Ideen funktionieren da oben nicht, wer will dahin ??….keiner…..also weg mit der
Bretterbude……Bezahltoilette (Münz) und einen Getränkeautomaten…..die arbeitende Klasse
hat inzwischen die „News“ auf dem Eipott..usw., Zeitung liest sowieso keiner mehr.
Als aufmerksamer Leser von EN Mosaik, denke ich es ist auch hier einmal Zeit Stellung zu verschiedenen Punkten zu beziehen und einiges klarzustellen.
Der Verein besteht seit 9 Monaten und ist aus den unterschiedlichsten Bevölkerungsgruppen zusammengesetzt.
Die Zielsetzung ist der Erhalt eines wunderschönen Denkmals, das zu den ältesten Anlagen dieser Art gehört. Es ist normal, das sich die gesamte Struktur in allen Bereichen erst finden muß.
Die Arbeit wird von allen auf freiwilliger Basis zusätzlich zu den beruflichen und privaten Erfordernissen durchgeführt, das ist mehr als viele andere tun.
Ebenso normal, menschlich und selbstverständlich ist es das Fehler gemacht werden, Missverständnisse auftreten, Unstimmigkeiten gelöst werden müssen und vieles mehr, was halt an Problemen auftreten kann, wenn viele Menschen mit den unterschiedlichsten Charakteren zusammen kommen.
Verein kommt von vereinen, das dauert, so ist das immer und überall.
Insofern ist die Kritik das nichts passiere nicht berechtigt, denn es passiert viel, vielleicht nicht immer sofort und für jeden sichtbar.
Im Vergleich zu vielen Projekten gleicher Art, hier bietet das Internet ausreichend Material zur Recherche, steht der Bahnhofsverein zur Zeit gut aufgestellt da. Aber natürlich kann es immer noch besser gehen und das wird es.
Selbstverständlich gibt es viele Punkte die zu klären sind und die Wirtschaftlichkeit ist einer der wesentlichen Punkte.
Hier kommt viel Zusammen was an Kalkulationsgrundlagen bedacht werden muss und mit Sicherheit sind hier noch viele Fragen offen, die dringlich beantwortet werden müssen.
Es ist ein wenig verletzend und dazu bieten sich Foren ja geradezu ausdrücklich an, wenn hier, Hr. Berker, äußerst unsachlich argumentiert wird. Das ist nicht nötig.
Bei aufmerksamer Lektüre des Nutzungskonzeptes, kann es keinem entgangen sein, das ich selbst sehr viele Fragezeichen formuliert habe.
Die Idee in Ennepetal eine sowohl den Wünschen der Öffentlichkeit entgegenkommende Lösung mit Möglichkeiten der konzeptionellen Idee zu verbinden ist und bleibt sehr gut und wäre für Ennepetal nur von Nutzen, ist doch hier gerade in den Bereichen Kultur, Soziales, Bildung wie in vielen anderen Städten dringender Handlungsbedarf.
Lassen Sie uns doch mal abwarten wohin das führt und vor allen Beteiligen Sie sich doch einfach, als nur aus der Ferne erst einmal alles abzulehnen ohne kreative Vorschläge oder Verbesserungsmöglichkeiten zu unterbreiten.
@Karsten Müller
Also der Bahnhof ist ein relativ kleines und überschaubares Projekt und da sind 9 Monate ein angemessener Rahmen um ein dizidiertes Konzept erarbeitet zu haben. Zumal in diesem Verein fachlich hochqualifizierte Menschen mit Rat und Tat zur Verfügung stehen.
Ist es eigentlich bekannt:
Ennepetal hatte in 10/2008 den Titel für den hässlichsten Bahnhof im Sektor von 1Live verliehen bekommen.
Der Link ( http://www.einslive.de/magazin/specials/2008/10/ haesslichster_sektorbahnhof.jsp)ist allerdings nicht mehr abrufbar.
Ausserdem wurde Ennepetal während des Kulturhauptstadtjahres von einem Blogger im Zusammenhang mit der local heroes Woche besucht, der sich hier in Ennepetal umgesehen hatte. Interessante Ansichten über Ennepetal, die hier zu Tage kamen. So denkt man anderen Orts von dieser Stadt.
Große Tombola im Tal der Enneper