Ennepetals „Gammelbahnhof“ und kein Ende
[jpg]Die Headline hört sich irgendwie, wie Gammelfleisch in Ennepetal an. Das ist gewollt und entspricht der gängigen Meinung vieler Zeitgenossen um den Bahnhof Ennepetal/Gevelsberg.
Nun begleiten wir den Bahnhof schon 8 Jahre. Von Anfang an waren wir überzeugt, ohne Konzept und ohne seriöse Finanzierung kann es mit dem Ennepetaler Bahnhof nichts werden.
Die Architektin Frau Schulze-Finkenbrink veranschlagte eine Investitionssumme von 1,8 Mio Euro für einen Nutzungsbedingten Ausbau. Wobei die Basiszahlen dieser zugrunde liegenden Kalkulation weit vor 2010 liegen. Die damals anwesenden Lokalfürsten wiesen diese Zahl weit von sich und meinten die Hälfte tut es auch. Nur ein einziger dieser Lokalfürsten, Rolf Hüttebräucker, mochte nicht so recht und wollte den Ennepetaler Bahnhof dem Abriss zuweisen.
Der damalige Bürgermeister Wilhelm Wiggenhagen wollte jedoch unbedingt einen Erfolg und stürzte sich auf den Bahnhof ohne Konzept und ohne zu wissen auf was sich Ennepetal da einließ.
Ennepetal kaufte den Bahnhof, und zwar, nur den Bahnhof einschließlich der angebauten vergammelten Toilette.
Danach wurden die Arbeitslosen der Gepal mit der Beseitigung des Mülls beauftragt. Mehrere Container mit Müll wurden aus dem Gebäude entfernt. Bei unserem Besuch fanden wir eine hohe Mykotoxinbelastung, der die Arbeiter ohne Schutz ausgesetzt waren. Kein Mundschutz wurde verwendet, die Arbeitsschutzbestimmungen galten für Arbeitslose nicht.
Danach gründeten die Ennepetaler einen Förderverein der so vor sich hinwerkelte, der Förderverein beauftragte das Büro startklar.projekt.kommunikation (startklar), Dortmund mit der Erstellung eines Nutzungskonzeptes um daraus einen Förderantrag zu erstellen. Startklar sollte es richten und die Millionen an Fördersummen einfahren. Was kam, der Antrag wurde abgewiesen.
Ennepetal und sein Förderverein saß auf dem Trockenen.
Ennepetal wäre nicht Ennepetal, wenn es die Schuld für dieses Debakel nicht einem anderen in die Schuhe schieben würde. So ging der Förderverein Denkmal Bahnhof Ennepetal (Gevelsberg) e.V. (Förderverein) her und schob der Stadtverwaltung mit seinem Stadtrat den schwarzen Peter flugs in die Schuhe.
Verwundert rieb man sich die Augen, wollte der Förderverein doch alles richten um mit dem Bahnhof der Ennepetaler Heimat ein bisschen näher zu kommen.
Die Stadt wurde ermahnt ihren Verpflichtungen zum Denkmalschutz nachzukommen und kräftig zu investieren; denn mit 15,– Euro/p.a. an Mitgliedsbeiträgen konnte man eine Investition wohl vergessen, zumal die Mitgliederzahlen rückläufig sein sollen. Auch der derzeitige Pächter der Gaststätte, mahnt auf einmal Schimmel in seinen Gasträumen an.
Es läuft nicht mehr so rund am Bahnhof. Also ran an die Stadt, hatten die doch gerade die Zuwendungen für ältere Mitbürger in hohem Alter halbiert, so bekommt eine 90 jährige Dame zwar die Bürgermeisterin zu Gesicht, die bringt aber nur noch 25,– Euro mit, was als Anerkennung für ihre Lebensleistung angesehen wird. Was aber soll man mit den restlichen 25,– Euro machen? Klar, die steckt man in den Gammelbahnhof und versenkt sie dort.
Neben dem Kauf der Immobilie sind in den 7 Jahren umfangreiche Mittel in den Ennepetaler Bahnhof geflossen, man kann so an die 400.000,– Euro andenken. Belastbare Zahlen gibt es nicht; denn wer wird die direkten und die indirekten Investitionen trennen. Die Stadtverwaltung? Wohl kaum. In diesem Zusammenhang scheint die Jammerei des Ennepetaler Kämmeres Kaltenbach, kein Geld in der Stadtkasse, als bigottes Verhalten dazustehen.
Die SPD kommt nur auf den klugen Antrag, sowohl dem Förderverein als auch dem derzeitigen Wirt der Gaststätte, beiden das Betreten des Bahnhofs wegen Meckerns untersagen zu wollen. Begründung: Man spricht nicht in der Öffentlichkeit über negative Vorkommnisse der Stadt. Alles ist gut – heile Welt ist überall. Die anderen Parteien sind empört über diesen Antrag. Warum? Wollte man doch noch ein bisschen Monopoly spielen, Steuergelder sind eben Spielgelder.
Wieder ist es den Eliten von Politik und Verwaltung in Ennepetal gelungen ihre Geschäftsunfähigkeit unter Beweis zu stellen.
Die Löschung des Bahnhofs aus der Denkmalschutzliste, käme einer Niederlage von Stadt und Politik gleich; denn Verwaltung und Politik machen keine Fehler. Also wird man weiter lustig Gelder in den Bahnhof versenken.
Der Ennepetaler Bahnhof ist ein „Gammelbahnhof“, so wohl innen als auch außen und er könnte in jedem Quartier mit sozialen Brennpunkten stehen, in Paris würde er in den Banlieues stehen und von den Jugendlichen schon längst zerstört worden sein.
Meine Güte, reißt diesen Bahnhof endlich ab und macht Parkplätze aus dieser Fläche oder ist die Stadt auch dafür nicht gut genug? Es ist vorbei.
Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Ennepetal
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