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Es geht um die Qualität des deutschen Fernsehens

v.l.: Kamman, Spies Foto: © Linde Arndt

v.l.: Uwe Kammann und Uli Spies, Foto: © Linde Arndt



[jpg] Der Grimme Preis ist 50 Jahre geworden. Herzlichen Glückwunsch.
Viele Deutsche haben den Eindruck, Fernsehen zeigt nur Mittelmaß. Zu viele US-amerikanische Serien, viele zugekaufte Filme und wenig eigene Produktionen. Jetzt gerade wurde eine Studie durchleuchtet, nach der die Deutschen durchschnittlich 3 – 4 Stunden am Tag Fernsehen sehen. Das die Studie sich der „Alten“ bedienten die den Fernseher den ganzen Tag über laufen ließen, wirft ein denkbar schlechtes Licht auf diese Studie, die vom deutschen Fernsehen in Auftrag gegeben wurde.

Das die Jungen sich des Internets bedienen und sich vom Programmfernsehen abwenden wird verschwiegen. Technisch kann man über Smartphone seine Unterhaltung organisieren. Alles wächst halt zusammen. Deshalb auch die Finanzierung des deutschen Fernsehens über Haushalte. Für andere Zuschauer sind viele Programme Spitze, kommen jedoch zu einer viel zu späten Sendezeit. Zu viel wird auf die Quote geachtet, zu wenig wird dem Zuschauer zugemutet. Auch hier sieht man „The German Angst“, die es nicht erlaubt mutig etwas Neues zu wagen. Ein deutscher Einheitsbrei wird einem anscheinend vorgesetzt, nach dem die Filmschaffenden bestimmte unsichtbare Grenzen nicht überschreiten. Man möchte die Förderung nicht verlieren.
In diesem Umfeld sucht die Jury des Grimme Instituts unter (z.Zeit noch) Uwe Kammann und Grimme-Preis-Referent Uli Spies, Jahr für Jahr, und das seit 50 Jahren, preiswürdige Produktionen heraus.

Lassen wir uns einige Produktionen anschauen.

Unter der Rubrik Fiktion/Spezial finden wir den Film „Eine mörderische Entscheidung“
Hannah Ley, Raymond Ley (Buch) und Reymond Ley (Regie),
Matthias Brandt spielt den damaligen Oberst Klein.
ARD (NDR/ARTE)

v.l.: Brandt, Ley, Ley  Foto: © Linde Arndt

v.l.:Matthias Brandt, Raymond Ley, Hannah Ley Foto: © Linde Arndt

Der Film zeigt eindrucksvoll wie die militärischen Akteure des Krieges sich gegenseitig motivieren ihr blutiges Handwerk in die Realität umzusetzen. Hautnah ist man auf verschiedenen Ebenen der Handlung verbunden. Da sind die Akteure im Feldlager Kunduz, Bundesnachrichtendienst,verschiedene Waffengattungen der Bundeswehr oder Verbindungseinheiten. Immer wieder werden zwei festgefahrene Tanklastzüge in ihrer Gefahr für das Feldlager bewertet. Informationen aus unterschiedlichen Quellen werden gesichtet. Die Informationslage führt letztendlich zu der Aussage, es besteht für das Feldlager eine hohe Gefahr, dass die Tanklaster als fahrende Bomben auf das Feldlager eingesetzt werden. Die Abwehr dieser Gefahr soll mittels Bombenabwurf von 500 Kilo Bomben beseitigt werden. Letztendlich geht es noch um die Zivilisten die sich evtl. um die Tanklaster herum aufhalten. Als die Abwesenheit von Zivilisten bestätigt wird, werden 2 Bomben geworfen. Durch diesen Bombenwurf werden 142 Zivilisten ermordet. Es wurde damit ein völkerrechtswidriger militärischer Akt nach der Genfer Konvention ausgeführt. Damit war, zwar zweifelhaft, das Geschehen als Kriegsverbrechen einzuordnen.
Der Film betrachtet jedoch nur den Bereich der Umstände die mehr oder weniger durch den vorhandenen Gruppenzwang zu diesem Sachverhalt führen. Die Entscheidung wurde als „alternativlos“ dargestellt. Es gab nur zwei Optionen, bombardieren ja oder nein.
Oberst Klein, der Entscheider, wurde in seiner menschlichen Dimension heraus gearbeitet, sodass man nur Mitleid mit seiner Person haben konnte und damit das Geschehen entschuldigen musste.
So wurde die staatlich offizielle Geschichte (Sprachregelung) erzählt!
Buch und Regie waren frei die Geschichte auch anders zu erzählen. Einen Obersten der dieser Situation nicht gewachsen war und durch einen erfahrenen Befehlshaber abgelöst wurde. Oder Oberst Klein, der zu einem späteren Zeitpunkt vom internationalen Gerichtshof angeklagt wurde.

Stattdessen wurde wieder wie schon einmal in der Geschichte der Befehlsnotstand herbei geschrieben.
Ich denke der Film hat seinen Preis nur deshalb verdient, weil er eindrucksvoll die wahnhaften Gruppenzwänge
in diesem „Männerclub“ aufzeigt, da wo man kein Weichei oder Feigling sein darf. Man funktioniert nach festen Regeln, wobei ein gewisses Maß an Menschlichkeit als Farbtupfer erlaubt ist. Aber so war der Film nicht angelegt. Es fehlte der Mut den Weg der schon vorgezeigten Geschichte zu verlassen und mit diesem Film eine Anklage zu verfassen, eine Anklage gegen den Krieg.

 

Zweites Beispiel: „Restrisiko – Ein Film über Menschen im Maßregelvollzug“
ARD Bayrischer Rundfunk
Katrin Bühlig (Buch/Regie) und Dagmar Biller (Produktion)

v.l.: Kathrin Bühlig und Dagmar Biller  Foto: © Linde Arndt

v.l.: Kathrin Bühlig und Dagmar Biller Foto: © Linde Arndt

Es geht um Menschen, die nie mehr wieder den Strafvollzug verlassen dürfen, weil deren Taten so schwer waren und eine Resozilialisierung nicht möglich ist. Es sind Sexualstraftäter, Mörder oder aber Täter, die sich des sexuellen Missbrauchs von Kindern schuldig gemacht haben. Bei all diesen Tätern stand immer das Entsetzen, die Wut und die Ohnmacht der Gesellschaft Pate.
Katrin Bühlig hatte die Möglichkeit im LWL (Landschaftsverband Westfalen-Lippe) Zentrum für Forensische Psychiatrie in Lippstadt einen Film über diese Menschen zu machen die im Maßregelvollzug leben.
Der Film will nur dokumentieren, einordnen, ist kühl und mehr kopfgesteuert, ein paar Einstellungen mehr und er könnte als wissenschaftlicher Film durch gehen.

Alltag in einer Anstalt in der der Begriff Alltag eine ganz andere besondere Bedeutung bekommt. Die einsitzenden Täter bauen sich Schritt für Schritt mit ihren Therapeuten ihre eigene Welt in der sie bestehen können, die sie aber auch  selber in die durch die anderen auferlegte Strafe führt. Strafe, nein, es ist eine Therapie ohne Heilungsaussicht, heute zumindest. Es gibt keine Welt da draußen und da drinnen mehr, es gibt nur noch diese eine Welt. Teilweise ist diese Welt so gemütlich, dass die Insassen sich wie in einer WG fühlen. Wenn da nicht die Umstände der im Hintergrund mitschwingenden Tat wären.
88 Minuten von 57 Stunden Dreharbeiten werden dem Zuschauer gezeigt. Humanistisches Gedankengut wird in dieser Anstalt umgesetzt, Perspektiven gibt es nicht, kann es nicht geben und darf es nicht geben.

Hätte es doch etwas mehr Mut über die 88 Minuten hinaus sein dürfen, so denkt man sich. Wenn man den Fall des Jürgen Bartsch, der durch den amerikanischen Journalisten Charles Paul Moor aufgearbeitet wurde, als Sekundärfall hinzuzieht, so bleiben viele Fragen für diesen Film. Aufgearbeitet in dem Sinn, dass die Vita solch eines „Monsters“ wie Jürgen Bartsch keineswegs aus dem Nichts begründet werden konnte. Bartsch war immer auch Opfer, indem er z.B.von seiner Adoptivmutter mit 19 Jahren noch gebadet wurde. Es waren so viele Indizien die zur Entschuldung eines Jürgen Bartsch sprachen. Der Wuppertaler Richter der Jugendstrafkammer Walter Wülfing geißelte Jürgen Bartsch und hätte ihm gerne eine andere Strafe zu gewiesen, verurteilte ihn nach dem Erwachsenenstrafrecht, weil ein paar oberflächliche Gutachten Bartsch als Täter sahen. Erst der BGH erkannte die unzureichende mehr oberflächliche Aufarbeitung des Falles in Wuppertal und verwies den Fall zurück an die Kammer.

Gerne hätte man damals Bartsch vor dem Landgericht aufgehängt oder erschlagen. Diese dumpfe Angst, die damals in Wuppertal, Langenberg-Velbert und Umgebung herrschte, war eine ganze Zeitlang noch spürbar.

Und heute? Es hat sich nicht viel verändert, es fehlt die Aufklärung – man spricht nicht mehr darüber. Noch immer gibt es die unendlichen abstrakten „Opfer, Täter“ Diskussionen die zu nichts führen. Noch immer sieht eine so schnelllebige Gesellschaft wie die unsrige keine Möglichkeit solche Kinder/Menschen zu integrieren. Die Konsequenz –  unsere Gesellschaft produziert seine Täter zumindest teilweise selber. Charles Paul Moor wird später in einem Gespräch berichten, dass er sich in dem Prozess gegen Bartsch sehr einsam gefühlt hat, denn seine Einstellung zum Prozess und der Tat standen konträr zu den Einstellungen der Richter und des Prozessumfeldes.
So hat NRW heute noch große Probleme Standorte für forensische Anstalten zu planen. Niemand will diesen Personenkreis in seinem Umfeld.

Es gibt neue Personenkreise, wie die jungen Brandstifter von Solingen aus dem Jahre 1993, die mal so eben 5 „Ausländer“ verbrannt hatten oder die NSU, die im vorbeigehen 10 Menschen (auch „Ausländer“) erschossen. Die Taten werden nicht dadurch erklärbar, wenn man ihnen ein politisches oder rassistisches Motiv zuordnet. Es sind immer Taten die mit den gesellschaftlichen Verhältnissen korrespondieren. Und weil es diese Korrespondenz gibt, sollte in einer Betrachtung die Gesellschaft befragt werden dürfen. Stellt denn die Gesellschaft nicht auch ein Restrisiko dar? Denn es geht nur um eines, wie kann ich die Opferzahlen senken wenn nicht gar vermeiden. Nur das erfordert Mut, Mut nicht die 90 Minuten im Blick zu haben, Mut die Gesellschaft in ihrer „Hängematte“ abzuholen, Mut zu provozieren. Wie sagte der Journalist Charles Paul Moor nach dem Bartsch Prozess: Ich fühlte mich während des Prozesses so einsam, weil ich nicht die gleiche Einstellung wie die anderen Prozessbeteiligten hatte. Lassen wir also unsere alte Denke wieder zu, die uns durch eine übergeordnete Instanz verboten wurde?

Tatort: „Angezählt“ (ORF/rbb)
Martin Ambrosch (Buch) Sabine Deflinger (Regie)
Adele Neuhauser und Harald Krassnitzer (DarstellerIn)

v.l.: Sabine Deflinger, Harald Krasznitzer, Neubauer

v.l.: Sabine Deflinger, Harald Krassnitzer, Adele Neuhauser Foto: © Linde Arndt

 

44 Jahre ist der Tatort alt geworden. Er ist in die Jahre gekommen und das Format wurde kaum oder nie verändert.
Die Tatorte leben von den Personen bzw. DarstellerInnen, die die Kommissare mehr oder weniger mit Leben an den Zuschauer bringen.
So ist das Ermittlerteam aus Wien eine der „guten“ Sendungen. Bibi Fellner (Adele Neuhauser) ist das emotional aufgeladene Pendant zu dem mehr oder weniger kauzigen Kollegen Moritz Eisner (Harald Krasnitzer). Es sind aber auch die Drehbücher, die die ORF den beiden Darstellern an die Hand gibt, die spannende Handlungen versprechen.

Angezählt behandelt das Thema Prostitution im bulgarisch-türkischen Milieu der Hauptstadt Wien. Mädchen müssen sich in einer türkischen Teestube für 30,–Euro anbieten, wobei ihre Dienste im Hinterzimmer ausgeführt werden.
Es gibt ein unerschöpfliche Reservoire an jungen Sexarbeiterinnen aus Bulgarien, Rumänien und dem Balkan. In der Regel werden die jungen Frauen mit Gewalt nach Wien oder anderen europäischen Städten gebracht und dort zur Prostitution gezwungen.
Bibi bringt eine der Prostituierten dazu gegen ihren Zuhälter auszusagen der letztendlich auch verurteilt wird. Kaum ist dieser aus dem Gefängnis raus übt er grausame Rache an der Prostituierten. Er lässt die Prostituierte von einem Roma Kind mit Benzin anzünden.
Es ist ein spannender Krimi, der dazu auch noch in seinem Dramenaufbau und seiner Erzählung zu den Meisterwerken gehört.
Dieser Krimi „Angezählt“ hat sicher zurecht einen Preis bekommen. Nur, war es nicht der Tatort der den Grimme Preis bekommen hat? Und bekam nicht der Film „Angezählt“ den Preis stellvertretend  für den gesamten Tatort?
Es ist nicht der erste Tatort der im Rotlichtmilieu spielt. Aber es sind immer wieder die gleichen Wissensstände. Tatsächlich hat sich das mafiöse Milieu verändert. Menschenhandel bedeutet nicht mehr nur Sexualarbeiterinnen in die Städte zu verbringen. Nein, seit Jahren gibt es auch Kinder zum Betteln oder zum Sex, Waffen, Drogen alles aus einer Hand. Ein Anruf genügt. Da muten die Bilder, die da vermittelt werden, doch ziemlich naiv an. Nur andeutungsweise erfährt man in diesem Film von einer weltweit agierenden organisierten Kriminalität. Ein Krieg der schon längst von der Gesellschaft aufgegeben wurde.

Die gesamten Tatorte sind in die Jahre gekommen. Da nützt es nichts wenn mal ein guter Krimi dazwischen ist. Es geht grundsätzlich um das Format „Tatort“. Die ewigen langwierigen Einstellungen, die Erzählabläufe kommen immer mit dem gleichen klassischen Schema (Kleist lässt grüßen). Kameraführungen, Schnitte, Lichteffekte werden konservativ eingesetzt. Da bereiten die Skandinavischen Filme alleine durch die Kameraführung schon eine viel größere Spannungskurve. Die Protagonisten sind anders ausgesucht worden. Schnitte vermitteln dort eine Dynamik die das Verbrechen ja auch hat. Oder die englischen Serien, auch hier ganz andere Techniken.

Nicht in deutschen Tatorten, da läuft alles in der Regel gemütlich ab, der Täter wartet auf die richtige, alles befreiende Frage, die ihn zum Schuldigen macht. Spannung kaum, eher Befreiung, die einem endlich den befreienden Gang zur Toilette erlaubt. Warum ist man nicht früher gegangen? Die Filme hätten sich ja noch berappeln können und zu einem guten Krimi werden können.

Ob es den Programmverantwortlichen bewusst ist das jedes Produkt, und wir reden im Fernsehen von Produkten, einen bestimmten Zyklus hat? Und wenn der Zyklus abgelaufen ist, geht es bergab mit dem Zuspruch. Aufhalten kann der Produzent das nur, wenn er ein Upgrade oder ein Relaunch seines Produktes macht und zwar in Allem. Man kann den Deutschen wirklich keinen Mut bescheinigen, vielmehr muss man ihnen absolute Reformunwilligkeit attestieren. Was spricht dagegen wenn der Tatort total verjüngt würde? Nichts. Es würden sich neue Zuschauer erschließen. Wäre das so schlimm?

Nehmen wir ein zweites Format „Wetten,das…?“. Von ehedem 20 Millionen Zuschauer auf 6 Millionen Quote in 2014 gekommen. Warum? Auch hier, kein Relaunch und kein Upgrade. Man hat die Sendung einfach ins Nichts laufen lassen. Der Letzte, Markus Lanz, muss Ende des Jahres das Licht ausmachen.
Immer wieder sieht man bei den politischen Sendungen, entweder 30 Minuten oder 90 Minuten Formate. Da werden manchmal heiße Diskussionen geführt, die abgebrochen werden müssen, weil die Zeit um ist. Unmöglich. Der alte Kuhlenkampf hatte öfter seine Sendung bis zu 45 Minuten verlängert um dann mit einem treuherzigen Blick sich zu entschuldigen.

Zu guter Letzt muss man mal eine Lanze für die Fantasie und die Kreativität brechen, die ach so oft in dem Einheitsbrei der Fernsehanstalten verloren geht. Ob das nun die DarstellerInnen oder die Kamera, die Requisite, Kostüme, Musik, Drehbuch und, und, und alles sind Menschen die ausgewiesene KünstlerInnen sind. Und die ZuschauerInnen warten auf diese Leistungen, die einmal freigegeben, zu Verzückungen oder auch Nachdenklichkeiten führen. Beide haben es verdient zueinander zu finden. Die Intendanz muss sie nur einmal lassen und die Rahmenbedingungen schaffen, dann kann man auch die Flucht der Zuschauer vermeiden oder aufhalten.

Und was hat das mit dem Grimme Institut zu tun? Das Grimme Institut sollte den Mut haben, einmal keinen Preis zu vergeben. Ich denke es wäre ein Weckruf für die Sender und diejenigen die sich mit Kultur befassen.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Marl

Das ist doch alles sooo geheim

 

NSA-Areal

NSA-Areal

[jpg] Nun wissen Europäer – und damit auch wir Deutschen: Wir werden ausgespäht. Der amerikanische Geheimdienst NSA [Edward Snowden sei Dank] und die englischen Kollegen von der GCHQ spionieren uns nach allen Regeln ihrer geheimen Kunst aus. Ob Tante Liesbeth einen Schnupfen hatte, die Firma Bayer ein neues Medikament kreierte oder der weltgrößte Flugzeugbauer, die europäische Airbus S. A. S., einen leichteren Werkstoff für seine Flugzeuge erfunden hat, alles wird von den geheimen Dienste aufgesaugt. 500 Millionen Datensätze in einem Monat gilt es nach wertvollen Inhalten zu durchsuchen. Es muss sich ja auch rechnen. Das Dumme daran ist, diese Dienste gehören zu unseren Freunden,Verbündeten und Vertrauten und alle haben wir den USA und Briten dementsprechend vertraut. Der ganze Vorgang wäre schon längst abgehakt, wenn die US-Amerikaner mit ihrem Präsidenten Obama nicht immer neue lächerliche und groteske Erklärungen in die Welt setzen würden, was, warum und wie US-Amerika seinen geheimen Dienst NSA gegen die Europäer und speziell die Deutschen in Stellung gebracht hat.

Die deutschen öffentlich-rechtlichen Medienanstalten von ARD zweifeln, ob überhaupt etwas Geheimes erfasst wurde, denn wie sollte dies, wenn alles doch so geheim ist was die Geheimdienste so machen. So kommentierte der ARDler Ulrich Deppendorf lustig in den Tagesthemen am 8. Aug. 2013, dass diese „NSA Affäre“ dem deutschen Wahlkampf geschuldet ist und es doch keinen Beweis für das massenhafte Abgreifen von europäischen und deutschen Daten gibt. Weil? Weil eben alles so geheim ist.

Und heute tritt der Präsident der USA Obama vor die Presse und findet, er selber wollte sich schon immer mal darum kümmern was denn seine Geheimdienste so alles machen. Transparent soll es in Zukunft zu gehen und einen Datenbeauftragten soll es noch obendrein geben. Ist das nicht süß? Es ist für eine Großmacht lächerlich und grotesk. Nicht alle Journalisten sind so naiv wie Herr Deppendorf vom WDR die den Angriff auf die Souveränität eines Staatenbundes wie die EU und eines Staates wie Deutschland als Wahlkampfgetöse abtun.

Obama wäre sicher gut beraten gewesen, wenn er sich für seine Dienste entschuldigt hätte und alle Fakten auf den Tisch gelegt hätte. Zum gleichen Zeitpunkt legt die NSA ein Dossier vor, welches die Datenabgreiferei herunterspielt. 1,6 % von 1,826 Petabytes an Internetverkehr pro Tag werden abgegriffen, davon wiederum nur 0.025% als relevant eingestuft. Und um das Ganze noch kleiner zu rechnen wird dieses Ergebnis zum gesamten weltweiten Internetverkehr gesetzt und kommt schließlich zu 0,00004% Datensätze um die es geht. Hört sich doch niedlich an. Nur tatsächlich bleibt es ein krimineller Akt. In dem Dossier rechtfertigt sich die NSA damit, indem sie sich auf eine Genehmigung des FISC (United States Foreign Intelligence Surveillance Court) beruft, der im Zusammenhang mit dem FISA (Foreign Intelligence Surveillance Act = Gesetz zum Abhören in der Auslandsaufklärung) tätig wird. Diese Vorgänge unterliegen in den USA keinen rechtsstaatlichen Regeln. Die FISC kann sogar nachträglich einen Vorgang der Dienste absegnen, damit eine rechtsstaatliche Mindestform gewahrt wird. Die Anträge und die Verfahren in diesem Bereich unterliegen strengster Geheimhaltung. Kontrolle wird keine ausgeübt. Berichte an ein demokratisch legitimiertes Gremium gibt es nicht. Nun könnte man sagen, es sind schon so viele Anschläge verhindert worden. Klar. Nur wo sind die Gerichtsverfahren und die Urteile? Oder wurden alle in Guantanamo weg gesperrt?

Es ist beschämend wie die Verantwortlichen unseres Systems sich weg ducken. Soll der Bürger sich jetzt vorsorglich bewaffnen, weil unsere Regierung den evtl. Angriff auf unser Land einfach ignorieren will? Ok, das ist überzogen. Aber es ist ein permanenter Angriff auf unser Land – Wirtschaftsspionage nicht ausgeschlossen. Wenn die Russen und die Chinesen uns angegriffen hätten, wäre das Geschrei sicher groß gewesen. So war es nur unser Freund und was der unter Freundschaft versteht, darüber müssen wir jetzt erst einmal nachdenken. Alleine, jeder für sich ohne unsere Regierung in Berlin. Die ist ja bekanntlich im Wahlkampfmodus.


Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik
Dossier der NSA  als pdf zum gemütlichen nachlesen,
Titel: „The National Security Agency: Missions, Authorities, Oversight and Partnerships“
Es kommen bei dieser Lektüre die Tränen.

Update:11.08.13 14:12

Am Freitag traf sich Obama mit den großen Firmen des IKT (Information- und Kommunikationstechnologie)Bereichs. Apples Chef Tim Cook war besorgt Milliardenumsätze in China nicht tätigen zu können, wenn die Chinesen Angst haben müssen sich den Lauschangriffen der NSA beugen zu müssen. Googles Vize Chef Vint Cerf gab zu bedenken, die angekurbelten Aktivitäten durch Google im Cloud-Computing abschreiben kann. Es sind also Milliarden Umsätze in Gefahr. Auch hat sich hinsichtlich des Whistleblower NSA Edward Snowden die öffentliche Meinung gedreht. Snowden gilt nach Meinungsumfragen durch Ipsos in der Mehrheit als Patriot und Gallup meldete, 53% der Befragten lehnen die Schnüffel Programme der NSA ab.
Es baut sich ein massiver Widerstand in den USA auf.Kein Wunder wenn sich Obama rechtfertigen muss.

 

Wenn etwas Neues entsteht und das Alte sich nicht ändern will

[jpg] Manchmal ist man es Leid wenn sich eine ganze Branche nicht von den liebgewonnenen Annehmlichkeiten verabschieden will. Die Rede ist von den Kollegen Journalisten die für sich in Anspruch nehmen die absoluten Wahrheiten zu besitzen. Diese Wahrheiten werden mit Regeln und Verbänden erzeugt die für einen Blogger, sprich einen modernen Journalisten, undurchschaubar und teilweise noch aus der Zeit der „Volksempfänger“ sind. Wie in allen Bereichen unserer Gesellschaft müsste auch hier reformiert werden, weil die Zeit die Branche überholt hat. Die Kollegen der Print- und E-medien jammern über die rückläufigen Zahlen, die Flucht der Verbraucher ins Internet oder über die Smartphones mit dementsprechenden Apps. So ist statistisch zu beobachten, dass z.B. im Printmedienbereich nur noch ältere Menschen zu einem Abo zu bewegen sind. Trotz allem werden auch im Printbereich die älteren Leser immer weniger, weil sie allmählich wegsterben.

Gehen die guten alten Medien unter? Ja und nein, ja wenn diese sich nicht ändern und nein, wenn sie ihre journalistische Tätigkeit qualitativ verbessern.

Ich will einmal ein krasses Beispiel von journalistischer Fehlleistung aufführen. Diese Fehlleistung kann man auch der neuen Gattung „manipulativer Journalismus“ zuordnen. Die Rede ist nicht vom „Pussemucker Tageblatt“, wo so was mal passieren kann, die Rede ist von dem Flagschiff des deutschen Journalismus der ARD und zwar der Tagesschau. Die Tagesschau hat alle Möglichkeiten Qualitätsjournalismus zu erbringen, wie also kann eine solche krasse Fehlleistung über die Schirme gehen?

In dieser Umfrage sind drei Fehler, die letztendlich zu der Frage führen: Was will die ARD damit bezwecken? Schauen sie sich einmal die Fragestellung an.

 

  1. Es begann eben nicht in New York sondern am 15 Mai.2011 in Spanien.

  2. Die Banken haben keine angebliche Macht, vielmehr wurden diese Banken als systemrelevant eingeordnet und damit ihre Macht von der Politik noch zementiert. Also die haben alle Macht.

  3. Die Politik ist nicht ohnmächtig, vielmehr ist sie nicht bereit die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen um dem Treiben des monetären Bereiches ein Ende zu bereiten.

 

Was jeden halbwegs denkenden Menschen entsetzt, ist, dass die Politik nicht begreifen will, dass das System der Marktwirtschaft, des Kapitalismus oder wie man es nennen will, einer umfangreichen Reform unterzogen werden müsste. Das die Politik sich aus der Klammer der Wirtschaft befreien müsste um für eine Demokratie da zu sein, die allen Menschen (Demokratie!) dient. Deshalb der Ruf der Bewegung „ich bin 99%“, weil 1% der Bevölkerung über das Schicksal der restlichen 99% entscheiden. 99 % ist nichts anderes als die Weiterentwicklung des Rufes: „Wir sind das Volk“ Und so wurde aus dem spanischen Ruf „Democracia Real Ya!“ (Echte Demokratie jetzt) vom 15 Mai, hier in Deutschland die Bewegung  „Echte Demokratie jetzt“ oder 15M. Am Wochenende dem 15. Oktober kamen deshalb Hunderttausende in tausenden von Städten auf der Welt zusammen. Auch in Deutschland.

Hier die Demo in Spanien, die nach Twitter Follower auf 1 Millionen Teilnehmer gezählt wurde. Und das seit Monaten. ARD und ZDF meldeten dies jedoch nur am Rande.

Nur, wie immer bei solchen sozialen Bewegungen gibt es keine Führungsstrukturen, mit den sich ein Journalist der alten Garde mal eben kurz vor Redaktionsschluss unterhalten kann. Also machte man kurzerhand die US amerikanische Bewegung „Occupy Wall Street“ zur Führungsbewegung und brach diese auf alle Bewegungen inhaltlich runter.(Die US Amerikaner sind immer Führer – auch in der Armut)  So einfach ist das. Nur, die Wall Street ist eben nur ein Symptom eines reformbedürftigen Systems. Das Spekulantentum ist ja keine Naturkatastrophe, sondern es wurden Geschäfte innerhalb der im System vorgegebenen Gesetze gemacht, mehr nicht. Das weiß die ARD und mit ihr die etablierte Presse. Man berichtet nur ungern über solche Fehler, denn die Hand die einen füttert mag man doch nicht beißen.

 

Solche Fehler macht die ARD schon mal öfter, gerne außerhalb des eigenen Machtbereiches. Da wird ein 27 Minuten Interview 2008 mit dem russischen Ministerpräsidenten Wladimir Putin von dem Moskauer ARD-Studioleiter Thomas Roth auf 10 Minuten zusammen geschnitten. Das Interview hatte danach eine total andere Aussage. Die Qualität dieser Fehlleistungen ging auch sofort um die ganze Welt. Durch Weglassungen hatte man von Russland und Putin einen ganz anderen Eindruck. Da Russland dieses Interview jedoch ungekürzt ins Internet stellte, wurde diese ganze Aktion ruchbar. Bis heute hatte Thomas Roth nicht den Schneid gehabt zu dieser Kürzung zu stehen. Worum ging es 2008? Russland sollte mit Ministerpräsident Wladimir Putin im Georgienkonflikt als Aggressor da stehen. Was soll es. Solche Fehlleistungen gibt es auch im lokalen Bereich zu beobachten. Da fragt man sich doch nach einem Qualitätsjournalismus um das Überleben der etablierten Medien zu gewährleisten. Man feiert die alten Verbindungen und verflucht die neue Zeit. Die Blogger, also das Internet, sind zwar gut, wenn sie aus Krisengebieten berichten oder auch als erste aus denselben Fotos erbringen – ist ja auch eine "Bombenstimmung". Kaum sind die Krisen wieder vorbei, werden die Blogger wieder verteufelt. Merke: Blogger sind die direkten Konkurrenten der etablierten Medien – böse Menschen.

Wenn ich manchmal mit einigen Kollegen der etablierten Medien auf der Straße zusammentreffe, habe ich das Gefühl die haben gerade wieder ihr Revier markiert und ihre Duftmarken verteilt.

Also. In Zeiten wo viele Menschen auf der Welt sich um die Demokratie sorgen machen und dafür auch noch auf die Straße gehen, muten die altbekannten Fehlleistungen und das gleichzeitige Lamento der etablierten Presse eher bigott an. Dem Internet gehört sicher noch eine ganze Weile nicht die ganze Welt. Sicher werden die Printmedien noch eine Weile am Markt bleiben und dann abtreten müssen. Nur, beim Abtreten kommt es auf die Haltung an. Im Moment sieht das Ganze Spiel schon etwas peinlich aus.

 

 

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Ennepetal