Endlich die Schule für alle, jetzt kommt Bewegung rein
[jpg] Wer hätte das gedacht. CDU/FDP/Bündnisgrüne stimmen mit der Linken für eine Verfassungsänderung zur Einführung der Gemeinschaftsschule. Hätte vor einem halben Jahr niemand für möglich gehalten. Die Linken, der Erzfeind der Konservativen und Liberalen, gleichzusetzen mit der Stasi und dem Stalinismus, fanden sich auf einmal in der demokratischen Ecke wieder. Denn man brauchte sie zur Mehrheitsbeschaffung. Im Saarland, und nur im Saarland, ist die Schulform in den Verfassungsrang erhoben worden, also musste eine Zweidrittelmehrheit her. Dann musste die Schule auch jetzt her; denn Ministerpräsident Peter Aloysius Müller von der CDU hat, für alle Seiten völlig überraschend, eine Berufung zum Verfassungsgericht bekommen. völlig überraschend deshalb, weil er das intellektuelle Schwergewicht Udo Di Fabio ablösen soll. Das aber nur nebenbei.
Die SPD wollte nicht und da hat man eben die Linken mit La Fontaine angesprochen und die wollten. So einfach ist das. Jetzt gibt es im Saarland das sogenannte Zweisäulen Modell. Auf der einen Seite das Gymnasium und auf der anderen Seite die Gemeinschaftsschule. Aber, und dadurch ist die Änderung zustande gekommen, das Gymnasium hat jetzt im Saarland eine Erhaltungsgarantie. Aber nicht genug damit, die Reihen der CDU wanken. Denn es wird offen über das Zwei Säulen Modell bei den Konservativen gesprochen, auch in Düsseldorf ist man nicht abgeneigt mit der rot/grünen Regierung dieses Modell einzuführen, wenn, wie im Saarland, eine Garantie für das Gymnasium erteilt wird.
Und in Ennepetal?
Zögerlich geht man die Problematik an. Allen Verantwortlichen ist klar, es wird auf ein Zwei Säulen System (oder wie auch immer man das nennen mag ) hinauslaufen. Die anderen Städte haben ihre Hausaufgaben gemacht und man könnte auf diese zurück greifen. Und dann schaut man in die Statistik und stellt fest: Von 2000 – 2010 sind uns 8,74 % Einwohner abhanden gekommen. Allerdings haben die nur ( oder Gottseidank?) 6,05 % der in den Stadtmauern befindlichen Kinder mitgenommen. Und jetzt rätselt man.
Was heißt das?
Es sind Einwohner gegangen die entweder keine oder nur wenige Kinder ( ~ 1,4 Kinder) haben. Gemäß den schon gemachten Studien sind das in der Regel Einwohner aus der Mittelschicht und darüber. Dies senkt das durchschnittliche Einkommen in Ennepetal. Und das deutet auf eine Erhöhung des sozialen Konfliktstoffes hin. Es ist nur ein Trend, den man aber seit 1975 in der Statistik beobachten kann.
Nun hat man auch in Ennepetal bemerkt, dass es einen demografischen Wandel gibt. Dies ist gemeinsamer Mainstream. Dieses Problem wird auch nicht besser wenn man es andauernd nachplappert. In Untersuchungen hat man nämlich festgestellt, eine attraktive Stadt kann die Auswirkungen des demografischen Wandels abmildern.
Und zu einer attraktiven Stadt gehört auch das Schulsystem. Fragt man die Politik und die Verwaltung, so wird „unser schönes Gymnasium“ als herausragend genannt. Hauptschule, Realschule und Co. werden nur im Nebensatz erwähnt. Fragt man nach der Qualität der gymnasialen Ausbildung, erntet man Schweigen. Nur mal als Beispiel, in NRW liegt der Notendurchschnitt der Abiturienten bei 2,56. Alles läuft auf ein Ranking hinaus; denn es werden sich weniger Kinder an die gleiche Anzahl von Gymnasien anmelden. Da werden ob gewollt oder nicht die Gymnasien gegeneinander antreten. Ist das Gymnasium darauf vorbereitet? Was aber ist mit der Grund-, Haupt- und Realschule? Auslaufmodell? In der Wirtschaft schraubt man die Latte wieder höher. Galt das Abi mit 3-4 noch als Entré, so wird jetzt immer mehr ein Abi mit 1-2 gefordert. Als Dreingabe ein Praktikum welches ohne Entgelt absolviert werden muss. Und da will die CDU erst einmal reden? Die jetzt von der Schule abgehen, werden dann alimentiert. Können wir uns das leisten? Nein!
Nach den Plänen der Rot/Grünen NRW Regierung läuft alles auch hier auf eine Gemeinschaftsschule hinaus. Sylvia Löhrmann hat schon einige Pilotschulen auf den Weg gebracht. Allerdings wurden auch zwei Schulen durch die CDU per Klage verhindert. Wie dem auch sei. Die NRW Regierung darf nicht mehr als 50 Pilotschulen annehmen. Bekommen mehr Schulen die Genehmigung wird das Ganze verfassungsmäßig fragwürdig. Dann nämlich muss ein Gesetz her. Und solch ein Gesetz ist in Hamburg durch die Bürger gestoppt worden.
Eine Grundschule, eine Förderschule und eine Hauptschule stehen schon auf der Abschussliste in Ennepetal. Und das ist noch nicht alles. Das Ganze läuft nicht transparent ab. So wie EN-Mosaik geschildert wurde, kommt ein Anruf und zwei oder drei Wochen später geht es los. In Ennepetal legt man Wert auf die harte Kommunikationstour da kennt man nichts.
Nun hat der Schulausschuss folgendes beschlossen:
1. Sich bei der Landesregierung für die Gemeinschaftsschule interessehalber!! mal
anzumelden. (Man weiß ja nie)
2. Einen Fragebogen vorzubereiten (Wofür?) und einen Terminplan vorzulegen.
3. Antrag der CDU erst einmal über die Situation zu reden.
Der CDU Antrag sollte 1. und 2. ersetzen, was Zeit gekostet hätte. Er wurde danach auch mehrheitlich abgelehnt. Allerdings der CDU Antrag eingereiht nach den beiden ersten Vorschlägen wurde mehrheitlich angenommen.
Was bedeutet das nun für Ennepetal?
Erst einmal folgendes: Wenn die Stadt und der Rat der CDU das Gymnasium garantieren würden, wäre alles in trockenen Tüchern, zumindest für die CDU. Macht keinen Sinn. Wie kurzfristig dieses Denken ist, wird an den für das Gymnasium notwendigen Grundschulen sichtbar. Gute Grundschulen, guter Einstieg in die gymnasiale Ausbildung, ist bei diesem System unabdingbar. Die CDU braucht also keine Grundschule. Soll das jetzt heißen die Gemeinschafts- oder Verbundschule wird in Zukunft die Grundschulausbildung übernehmen? Kurz, auch für die CDU ist die Hauptschule ein Auslaufmodell. Soll es weiter Grundschulen aber nur für den gymnasialen Bereich geben? Man darf da neugierig sein. Anders die SPD. Sie möchte schon wissen was passiert mit den Grundschulen und den neu zu gründenden Schulen. Sogar an eine Finanzierung hat die SPD gedacht.
Nur die Finanzierungsgrundlagen im Haushaltssicherungskonzept haben sich gewandelt. Nicht mehr in 4 Jahren muss ein ausgeglichener Haushalt vorgelegt werden, sondern die Schulden dürfen jetzt auf 10 Jahre gestreckt werden und evtl. darüber. Damit können die Zahlen die abgetragen werden müssen verkürzt werden. Dazu kommt, es gibt wieder etwas Geld über das GFG und anderen Quellen (Stichwort:Langzeitarbeitslose). Weil es wieder Geld gibt hat die CDU schon mal zwei Anträge gestellt die Geld kosten. Anstatt die Schulen konzeptionell auf Vordermann zu bringen, was ein Pfand für die Attraktivität Ennepetals sein würde. Warum führt Ennepetal nicht als erstes ein Schulranking ein? Wie immer, mit dem Ehrgeiz hat man es nicht so in Ennepetal. Lieber hinterher trotten aber ja nicht vorne her.
Man stelle sich einmal die Schlagzeile vor: Ennepetaler Abiturienten werden mit Freunden deutschlandweit an den Unis zugelassen! Oder 90 % der Ennepetaler Abiturienten schaffen die Zulassungsvoraussetzung an deutschen Unis!
Ennepetal die Stadt wo die am Besten ausgebildeten Jugendlichen her kommen?
Diesen gemeinsamen Ehrgeiz zu entwickeln, wäre für unseren Rat und die 14 Millionen Truppe undenkbar. Oder nicht? Es müsste nicht drum herum geredet, sonder das gesamte Wissen eingesetzt werden um sodann ein Alleinstellungsmerkmal zu haben, für das sich Eltern interessieren würden. Es könnte dann eine Entscheidung für Ennepetal werden. Aber will Ennepetal denn so was?
Solche Schlagzeilen wären in Ennepetal undenkbar.
Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Ennepetal