Maler Jankel Adler, 1924 (Foto Gunter Sander 1978) Von der Heydt-Museum Wuppertal © VG Bild-Kunst, Bonn 2018

[jpg] Anfang des vorigen Jahrhunderts tummelten sich die Künstler in Europa um die Entwicklung der Kunst voranzutreiben. Paris war damals der Mittelpunkt, das Herz, welches für die Kunst schlug. Berühmte Namen fanden sich damals zusammen, die auch heute noch ihren Glanz entfalten wenn es einmal zu einer Ausstellung kommt.
Nehmen wir stellvertretend den Künstler Pablo Picasso, ein Titan seiner Zeit. Mit rund 50.000 künstlerischen Werken besaß und besitzt er eine Strahlkraft die alle anderen in den Schatten stellten und stellen. Waren dann denn die Zeitgenossen Georges Braque, Henry Matisse, Joan Miró, Franz Marc, Otto Dix, Paul Klee, Piet Mondrian, Amedeo Modigliani und Jankel Adler, deshalb weniger Wert? Nein, um Gottes Willen. Nur, Pablo Picasso soll von Georges Braque derart inspiriert worden sein, dass er den Kubismus von Georges Braque quasi übernahm und variierte , aber das gehört in den Bereich der Legenden. Man kann jedoch sagen, die Beziehungen der damaligen Künstler waren so eng, dass es zu einer gegenseitigen Inspiration kommen musste.

Das von der Heydt-Museum in Wuppertal, hat sich mit seiner reichen Sammlung und den damit einhergehenden Ausstellungen der damaligen Künstler weit über die Grenzen Wuppertals einen Namen gemacht. So war es einmal Zeit einen weniger bekannten Künstler zur Ausstellung zu bringen, nämlich, Jankiel (Jankel) Adler. Weniger bekannt bedeutet hier jedoch nicht weniger wertvoll.
Der Künstler Jankiel (Jankel) Adler ist einer der Künstler der unscheinbar im Schatten anderer stand und doch wesentlich die Kunst der damalige Zeit beeinflusst hat. Adler wurde 1895 in Tuszyn (Polen), heutige Woiwodschaft Lódz geboren. Adler war chassidischer Jude osteuropäischer Prägung. Dies erklärt warum Adler, wie Chagall, durch den jüdischen Chassidismus, der einen besonders ausgeprägten Mystizismus pflegte, einen Stil hervorbrachte der sich mit Ebenen und Sphären in seinen Werken entfaltet.
30 Jahre ist es jetzt her, als das von der Heidt Museum eine Adler Ausstellung kuratierte.

Immerhin war Adler mit Wuppertal eng verbunden; denn hier hatte er seine Schwester.
Gustav Wiethüchter der Hochschullehrer der Barmer Kunstgewerbeschule wies Adler hilfreich seinen Weg als Maler. Diese Unterweisung durch Gustav Wiethüchter sollte sich auszahlen, denn nicht wenig später sollte sich Adler zu der damaligen Avantgarde der modernen Malerei gesellen. Nach vielen kleinen aber auch großen Erfolgen, in Berlin vertritt er bei der Großen Berliner Kunstausstellung „Das junge Rheinland“. Und er nimmt auf einer Ausstellung deutscher Expressionisten in Paris teil. Auf der Großen Düsseldorfer Kunstausstellung im Messepalast Köln zeigt er sein Selbstbildnis, welches wesentliche Deutung für seinen Stil zu lässt.

v.re: Dr. Antje Birthälmer, Dr. Gerhard Finckh Foto:(c) Linde Arndt

Nun macht sich das von der Heydt Museum in Wuppertal auf um eine umfangreiche Retrospektive von Jankel Adler zu zeigen. Wunderbar wird der Kontext zur damaligen Zeit und die Verbindungen zu den anderen Künstlern heraus gearbeitet.
So erfahren wir wie sich im damaligen Barmen und Elberfeld (Wuppertal wurde später gegründet) eine Künstlerszene tummelte. Wie Adler eine Avantgarde Gruppe „Jung Jiddisch“ in Lodz gründete, die sich ihrer jiddischen Wurzeln erinnerten und in ihre Kunstwerke fließen ließen. Sehr schön sieht man den Einfluss der westlichen Kunstwelt, die sich in die jiddische integrierte.

Auch die internationalen Verbindungen Adlers nach Paris und London werden beleuchtet, so ist Platz für Chagall, Modigliani oder Segall. Beindruckend sieht man wie in der Kunst der damaligen

Jankel Adler, Selbstbildnis, um 1924, Kunst- und Museumsverein im Von der Heydt-Museum© VG Bild-Kunst Bonn, 2018

Zeit Welten verschmelzen und Kulturen sich gegenseitig befruchten.

Und es kommt wie es für die damalige Zeit kommen musste, für einen Juden und einen expressionistischen Maler wie Adler, er wurde verfolgt, seine Werke wurden zur entarteten Kunst erklärt und teilweise, sofern sie nicht gerettet werden konnten, zerstört. Letztendlich flieht Adler über Paris nach Großbritannien. In Großbritannien sah sich Adler einem grundsätzlichen Neuanfang ausgesetzt. Es war für ihn in wirklichem Sinne die Fremde, die ihn auf sich selber zurück warf. Dies bewirkte auch eine neue Bildsprache die jetzt einen mehr intimeren Ausdruck erkennen lässt. Themen gab es zuhauf, indem sich das Leid des zweiten Weltkrieges über den ganzem Kontinent wie ein Nebel legte.

Dieses spannende, leidvolle und tragische Leben von Jankel Adler zeigt das von der Heydt Museum in einer Ausstellung mit 200 Exponaten. Diese Werke wurden aus den USA, Israel, Brasilien, Frankreich, Polen und Großbritannien zusammen geholt.
Eine recht umfangreiche und inspirierende Ausstellung, die die jüdische Herkunft des Künstlers erkennen lässt. Man kommt ins träumen, von einer Welt, die sich nicht mit der Ausgrenzung beschäftigt, sondern der Fantasie freien Raum gibt.

Kuratorin Dr. Antje Birthälmer und Leitender Direktor Dr. Gerhard Finckh, stellten die neue Ausstellung:

„Jankel Adler“
und die Avantgarde
Chagall/Dix/Klee/Picasso
vom 17. April – 12. August 2018

im Von der Heydt-Museum vor.

Die Ausstellung im Internet: http://vdh.netgate1.net/Jankel_Adler.html
Das Begleitprogramm: http://vdh.netgate1.net/Jankel_Adler_Begleitprogramm.html

Nicht unerwähnt bleiben soll das umfangreiche Begleitprogramm des von der Heydt Museums mit der Begegnungsstätte Alte Synagoge, Wuppertal. Insofern ist in diesem Zusammenhang die Ausstellung hochaktuell, durch den zur Zeit in die Öffentlichkeit drängenden Antisemitismus und Rassismus.

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Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik und KulturgartenNRW aus Wuppertal

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Eine wirklich sehenswerte Ausstellung.
Hier noch Fotos von dem Museums-Rundgang   Fotos: (c) Linde Arndt