Ist der Veranstalter an der Tragödie Loveparade 2010 in Duisburg schuld?
[jpg] Es war eine Pressekonferenz angesetzt, welche die Informationen zur Tragödie der Duisburger Love Parade liefern sollte, womit der Anspruch der Öffentlichkeit befriedigt werden sollte, also Aufklärung.
Was heraus kam ist eine uneingeschränkte Ehrenerklärung des Innenministers Ralf Jäger(SPD) gegenüber seiner Polizei.
Der Innenminister des Landes NRW, Ralf Jäger, und der Polizei-Inspekteur NRW, Dieter Wehe brachten nur wenig Neues und Erhellendes, was nicht schon bekannt war.
Neu war, dass der Veranstalter der Loveparade, die Lopavent GmbH, am Unglückstag schon um 15:30 Uhr die Polizei um Hilfe ersucht hatte. In diesem Gespräch soll der Veranstalter gesagt haben:"Ich habe meine Veranstaltung nicht mehr im Griff, bitte helft mir." Somit hätte der Veranstalter schon zu diesem Zeitpunkt die Kontrolle über die Loveparade Veranstaltung verloren gehabt. Die Polizeibeamte schritten auch daraufhin sofort ein. Um 17:02 Uhr wurde das erste Opfer gemeldet, zu dem Zeitpunkt waren die ersten Polizeibeamten bemüht Herr über das Chaos zu werden. Warum hat man nicht sofort die Veranstaltung geregelt aufgelöst. Denn das Konzept, welches ja als Bedingung der Genehmigung der Veranstaltung zu Grunde lag, des Veranstalters war nunmehr hinfällig und die Veranstaltung damit illegal.
Zur Ursache der Tragödie wurde im Pressegespräch die Rampe herangezogen. An der oberen Stelle, also auf der Kuppe der Rampe, blieben die Leute einfach stehen, weil direkt vor ihnen die Floats vorbei fuhren, dieses löste den Rückstau aus. Die vom Veranstalter zugesagten Pusher, welche die Menge in das Gelände herein drücken sollten, waren nicht vorhanden. Auch die zugesagten 150 Ordnungskräfte des Veranstalters wurden nur teilweise bemerkt. Durch den Stau entstanden Ängste die zu panischen Reaktionen führten. Ziel dieser Reaktionen waren drei Punkte, der Container, die Lichtmasten und die zuerst gesperrte kleine Treppe. Der Druck auf die Treppe war so groß, dass auch dort die meisten Menschen erstickt, sprich mit eingedrücktem Brustkorb aufgefunden wurden. Eingesetzte Polizeibeamte versuchten als Kette die Menschen von der Rampe abzudrängen, was allerdings nicht gelang. Die Kette wurde durch die Menschenmassen gesprengt.
Lassen wir das mal so stehen.
Polizei-Inspekteur NRW, Dieter Wehe, erörterte, dass die Polizei nur für den nicht gekennzeichneten Veranstaltungsbereich zuständig gewesen sei, alles andere sei im Verantwortungsbereich des Veranstalters.
Die folgenden Fragen wurden jedoch leider wieder nur unzureichend beantwortet.
1. Der ehemalige Polizeipräsident Rolf Cebin sollte sich massiv in 2009 gegen die Veranstaltung (a) aus Sicherheitsgründen und (b) weil keine geeigneten Flächen im Stadtgebiet vorhanden gewesen wären, ausgesprochen haben.
2. Warum die Stadt Duisburg die Loveparade nach einer sicherheitstechnischen Prüfung nicht genauso wie Bochum die Veranstaltung abgesagt habe.
3. Warum der kommissarische Polizeipräsident von Schmeling nicht Manns genug war seine angeblichen Bedenken in eine Verweigerung umzuwandeln? Er hätte ja auch den Innenminister anrufen können.
4. Warum erst um 9:00 Uhr des Veranstaltungstages die Genehmigung für die Loveparade Veranstaltung der Polizeicvorgelegen habe.
5. Als um 15:03 Uhr das Ordnungssystem des Veranstalters zusammenbrach, wusste die Polizei nicht die Veranstaltung aufzulösen. Obwohl durch diesen Zusammenbruch nunmehr ein erhöhtes Gefährdungspotenzial vorhanden war.
6. Wieso keine Kommunikation zwischen den einzelnen Gruppen vorhanden war. So war immer wieder zu beobachten, dass Beamte auf sich alleine gestellt waren. Auch klappte die Kommunikation von Polizei zu den Rettungskräften und den Ordnern im Bereich der Veranstaltung nicht. Es gab keine gemeinsame Leitstelle. Das Argument, man hätte ja über Handy kommunizieren können, ist wohl aus der Luft gegriffen wenn die Mobilfunknetze zusammen nur zeitweilig einsatzbereit waren.
v.l.n.r: Polizei-Inspekteur NRW, Dieter Wehe / Innenministers Ralf Jäger(SPD) |
Sämtliche Informationen hatte man sich von der Duisburger Polizei geholt, die ja schon zu Anfang offenbar nicht die Übersicht hatte. So hielt sich zunächst bis nach der am Sonntag einberufenen Duisburger Pressekonferenz die Darstellung der Polizei, sämtliche Opfer wären durch Stürze zu Tode gekommen. Es wurde immer der Eindruck von der Duisburger Polizei erweckt, die Raver wären an ihrem Tod selber schuld.
Der Veranstalter ist von 1 Mio Besuchern ausgegangen, was die Polizei nicht in ihre Planung mit einbezog, vielmehr hatte die Polizei 500 Tsd. veranschlagt. Über Hubschrauber hat die Polizei im ganzen Stadtgebiet angeblich jedoch nur 300 Tsd. ausgemacht. Der Loveparade Veranstaltungsot war jedoch nur für 250 Tsd. zugelassen. Aus diesem Grunde sah man auch die eingesetzten 4.000 Beamte als ausreichend.
Wenn man bedenkt, dass nunmehr bis heute 21(Heute starb eine junge Frau) junge Menschen zu Tode kamen und hunderte Verletzte und traumatisierte Jugendliche aus der Veranstaltung hervor gingen, so ist es doch mehr als bedenklich, wenn auch heute noch niemand zumindest die moralische Verantwortung übernehmen will. Die Polizei wäre gut beraten, wenn auch sie ihren Part an moralischer Verantwortung übernehmen würde. Nicht die einzelnen Beamten die auf dem Gelände sich um die Raver mühten um weiteren Schaden von ihnen abzuwenden, die sind bis an ihre Grenzen gegangen. Nur die Führung der Polizei hatte offensichtlich kein Konzept wie man dieser Katastrophe Herr werden konnte.
Es bleiben viele, viele Fragen offen, die auch hier auf Grund der laufenden Ermittlungen nicht beantwortet wurden. Das schwarze Peter Spiel geht also unvermindert weiter.
Was bleibt? Es bleibt ein mulmiges Gefühl. Und ein deutscher Beamter hat schon seine Probleme mit der Moral und der Verantwortung. Das haben die Eltern der Verstorbenen und Verletzten sicher nicht verdient.
Jürgen Gerhardt von EN-Mosaik
aus dem Düsseldorfer Landtag
DIE PROFITGIER VON HERR SCHALLER KENNT KEINE GRENZEN,ER WOLLTE DURCH DIE VERANTSTALTUNG NOCH MEHR MITGLIEDER IN SEINEN FITNESS CLUBS ZIEHEN.1000000 MITGLIEDER UND 200 000000 JAHRES UMSATZ REICHT JA NICHT AUS.
Es zeigt sich mal wieder das im Nachhinein Alle klüger sind. Jede grundsätzliche Kritik an der „Loveparade“ wurde im Vorfeld als politisch unkorrekt gepönt. Alle Polit- und Promiakteure, aber auch wirklich Alle, wollten sich selber im Glanze der potentiellen Besucher-Zahlen sonnen. Da war für grundsätzliche Skepsis kein Raum. Wenn nun die Schuldigen gefunden sind ist alles wieder gut.
Es wurden ja in den Pressekonferenzen kritische Fragen gestellt. Zum Beispiel die angepeilten 1 Mio. Besucher. Da wurden doch starke Zweifel von allen Pressevertretern,hinsichtlich der Größe des Platzes, geäußert. Immerhin hatte der ehemalige Polizeipräsident Cebin sich genauso wie sein Kollege aus Bochum Wenner aus Sicherheitsgründen klar gegen diese Veranstaltung ausgesprochen. Wenner hatte sich durchgesetzt, Cebin wurde in den Ruhestand versetzt. Hierzu haben wir bei der Beantwortung von Fragen diese nicht mit Nachdruck verfolgt und haben uns mit den oberflächlichen Antworten zufrieden gegeben. Bis Februar war die Loveparade nicht finanzierbar gewesen, im Mai ging es auf einmal. Es war aber immer noch der gleiche alte Güterbahnhof. Auch der Rat der Stadt Duisburg kannte nur eine Forderung: Es soll der Stadt Duisburg nichts kosten. Sicherheitsrelevante Fragen wurden erst gar nicht erörtert.
Insofern stehen auch wir Pressevertreter in der Schuld. Die Presse muss viel härter werden, ähnlich der US amerikanischen, britischen oder französischen Kollegen.