Demenz: Ennepe-Ruhr-Kreis mit Projekt erfolgreich

(pen) Eine halbe Million Euro hatte die Robert Bosch Stiftung für die Neuauflage des Förderprogramms „Menschen mit Demenz in der Kommune“ zur Verfügung gestellt. 234 Bewerbungen gingen ein, 37 Projekte wurden ausgewählt, „Einstehen für Nachbarn“ heißt es zukünftig an Ennepe und Ruhr. „Es freut uns natürlich, dass wir zu den Gewinnern gehören und dass das gemeinsame Vorhaben des Ennepe-Ruhr-Kreises und der drei Selbsthilfekontaktstellen mit 15.000 Euro unterstützt wird“, reagieren Landrat Dr. Arnim Brux und Elke Zeller, Pflegekoordinatorin des Ennepe-Ruhr-Kreises, auf die gute Nachricht, die jetzt im Schwelmer Kreishaus eingetroffen ist.

Demenz zählt unter älteren Menschen nicht nur zu den häufigsten Krankheiten, sie bedeutet für eine immer älter werdende Gesellschaft auch eine große Aufgabe. Aktuell sind im Ennepe-Ruhr-Kreis mehr als 5.000 Menschen erkrankt, Tendenz steigend. „Um ihren Alltag zu bestreiten, sind die Betroffenen auf die Hilfe ihrer Familie, von Freunden und professionellen Betreuern angewiesen. Das reicht aber nicht. Was wir brauchen, sind Angebote, die eine wirkliche Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ermöglichen“, macht Zeller deutlich.

Genau hier setzte die Ausschreibung der Robert Bosch Stiftung an. Gesucht wurden Initiativen, die auf praktische Alltagshilfen für die Betroffenen setzen, die Begegnung zwischen Menschen mit und ohne Demenz im Blick haben und die möglichst viele in die Verantwortung nehmen. „Letztendlich können wir im Sinne der Erkrankten nur erfolgreich sein, wenn Kommunalvertreter und Bürger, Profis und ehrenamtlich Engagierte Hand in Hand arbeiten und wenn wir Demenz als gesamtgesellschaftliches Thema begreifen“, so Zeller.

„Einstehen für Nachbarn“ verfolgt das Ziel, Menschen mit Demenz möglichst lange die gewohnte Lebensqualität in ihrer Umgebung zu sichern. „Die Diagnose verunsichert die Betroffenen und führt nicht selten zum umgehenden Rückzug“, berichtet Zeller. Doch Isolation sei gerade in den ersten Jahren der Erkrankung der völlig falsche Weg. Die Teilhabe am sozialen Leben gelte für Experten als eine der wirksamsten Präventivmaßnahmen, die den Krankheitsverlauf verzögern kann. Damit dies gelingen könne, müsse das Umfeld aber über Demenz und den richtigen Umgang mit Betroffenen informiert sein, nur dann sei eine verständnisvolle und unterstützende Reaktion zu erwarten.

„Einstehen für Nachbarn“ will Demenz daher enttabuisieren. „Uns geht es unter anderem darum, Einzelhandels- und Dienstleistungsbetriebe zu erreichen. Nicht jeder ältere Kunde, der ohne zu zahlen geht, ist beispielsweise gleich ein Krimineller. Hinter einem solchen ´Vergessen´ kann auch eine beginnende Demenz stecken“, spricht sich Zeller gegen unbedachte Diskriminierung aus. Neben einer Zusammenarbeit mit Werbegemeinschaften und Einzelhandelsverbänden planen die Organisatoren eine Kampagne, die unter anderem mit Berichten, Plakaten und Aufklebern für das Thema sensibilisieren soll.

Als Auftakt sehen die Projektpartner eine Veranstaltung Ende Februar/Anfang März 2011, zu der insbesondere Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen eingeladen werden sollen. Damit, wie mit „Einstehen für Nachbarn“ insgesamt, wollen wir den Betroffenen signalisieren: „Sie und ihre Angehörigen sind willkommen und sollten sich nicht verstecken. Wir möchten Sie in das soziale und kulturelle Leben einbeziehen.“

Ansprechpartner des Projektes „Einstehen für Nachbarn“:
Elke Zeller, Pflegekoordinatorin des Ennepe-Ruhr-Kreises, 02336/93 2480
Susanne Auferkorte, Selbsthilfekontaktstelle KISS EN-Süd, 02332/6640 28
Kerstin Lohmann, Selbsthilfekontaktstelle Witten, Wetter, Herdecke 02302/1559
Maria Warnecke, Selbsthilfekontaktstelle Hattingen, Sprockhövel 02324/954979

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