Fest der Liebe gerät zum Fest der Trauer, Hilflosigkeit und Wut.

[jpg] Gestern nach der Katastrophe war im Pressezentrum eine Mischung von Betroffenheit, Trauer, Hektik, Wut und Unverständnis anzutreffen. Ich stand mit drei älteren Kollegen draußen vor der Pressebrücke und wir waren uns einig, dass hätte nicht passieren dürfen. Es war von unserer Seite ein zu hohes Maß an Vertrauen gegenüber den Verantwortlichen vorhanden gewesen. In den voraus gegangenen Pressekonferenzen wurden zwar kritische Fragen zur Sicherheit gestellt, wir waren aber alle zufrieden mit den teils oberflächlichen Antworten. In Einzelgesprächen wurden diese kritischen Fragen den Verantwortlichen gegenüber nochmals gestellt, wir alle wollten jedoch nicht als Spielverderber oder Bedenkenträger dastehen. Und so beließen wir alle es dabei und dachten dass, was alle dachten: Es wird schon gut gehen.

Nur es ging eben nicht gut. Und in dieser Hinsicht haben wir uns alle irgendwie schuldig gemacht.

Als Beispiel mag die heute von der Stadt Duisburg abgehaltene Pressekonferenz herhalten, die man nur als stümperhaft einstufen kann. Technisch hatte man keine Vorbereitung getroffen um den sich nun stellenden Fragen der in- und ausländischen Presse Rede und Antwort zu geben. Betroffenheit und Trauer sollte man schon persönlich formulieren können und nicht vom Blatt ablesen, welches ein Öffentlichkeitsreferent angefertigt hat. Und es sollte die erste Reihe der Stadt anwesend sein und sich auch als solche ausweisen.

Nicht der stellvertretende Leiter der Polizei Duisburg Detlef von Schmeling, sondern der Leiter der Polizei Rolf Cebin hätte anwesend sein müssen. Ebenso die mit der Planung beauftragten Leiter der Stadt Duisburg und nicht nur der Leiter des Krisenstabes. Berechtigte und wichtige Fragen wurden allesamt mit Statements beantwortet. Man hatte den Eindruck die Verantwortlichen sprachen von einer ganz anderen Veranstaltung, nämlich der, wie sie hätte sein sollen, nicht der wie sie sich darstellte. Die wesentliche Aussage war jedoch, wir, die Verantwortlichen sind nicht Schuld an der Katastrophe, die Besucher haben ihren Tod selber herbeigeführt. Rainer Schaller  [Lopavent GmbH] der Organisator der Loverparade war fein raus, er verkündete das " Aus" der Loveparade nach dem er seine Betroffenheit geäußert hatte. Danach überließ er alles seinem Pressesprecher. Und der Oberbürgermeister Sauerland (CDU) wusste nichts Wesentliches zu dieser Veranstaltung zu sagen, außer die vom Blatt abgelesene Betroffenheit.

Dezernent der Stadt Duisburg  Wolfgang Rabe, wollte gar nur als Leiter des Krisenstabes befragt werden, zur Planung und Organisation oder zum Sicherheitskonzept wollte er nichts sagen. Detlef von Schmeling der stellvertretende Leiter der Polizei Duisburg verwies darauf, dass der Organisator, also die Loveparade [Lopavent GmbH]  selber, für die Sicherheit verantwortlich gewesen sei. Was haben die Verantwortlichen doch ein Glück, dass nunmehr zwei Anzeigen bei der Staatsanwaltschaft eingetrudelt sind. So braucht man keine dezidierte Stellungnahme abzugeben – wegen des Ermittlungsverfahrens. Ach ja, nebenbei hatte man mal so eben zugegeben, dass dieser Platz nur für 500 tsd. ausgelegt war und die anwesenden 1,4 Mio nur nacheinander hereingelassen werden konnten.

Nun zu unserem persönlichem Eindruck von dieser Loveparade.

Recht früh um 16:00 Uhr kam das Team welches sich im Bereich aufhielt wo sich die Tragödie danach abspielte zurück und berichtete, dass dort ein fürchterliches Gedränge vorherrschte und keine Arbeitsmöglichkeit vorhanden wäre. Die Aussage der Beiden, wenn das man gut geht. Die Teams blieben nunmehr am Eingang der nur der Presse und den VIPs vorbehalten waren und arbeiteten von dort aus. Der Tunnel als auch die Rampe zur Veranstaltung war uns durch Augenscheinnahme bekannt, die Enge wurde auch in den PKs kommuniziert.

Am Freitag versuchte ich mich mit dem Veranstalter [Lopavent GmbH] , der Polizei und der Stadt auf eine Regelung hinsichtlich der Anreise zu einigen. Mein Eindruck: Es herrschte eine krisenhafte Stimmung vorab, keiner der Befragten wusste eine klare befriedigende und kompetente Antwort zu geben.

Wir waren also auf uns gestellt. Am Samstag parkten wir in der Waldstrasse ca. 5 Minuten vom Veranstaltungsort ab und gingen zu Fuß dorthin. Auf dem Weg fiel uns als erstes auf, dass die von uns angetroffenen Polizeibeamte keine Ortkenntnis hatten, nur einer hatte einen Stadtplan privat mitgebracht. Keiner der Beamten wusste genau wo der Veranstaltungsort ist, für meine Begriffe ein Unding. Bis wir dort ankamen sahen wir nur vereinzelnd Polizeibeamte. Als wir am Pressecounter ankamen und unsere Zugangsberechtigungsbänder bekamen übernahm die Sicherheit des Veranstalters [Lopavent GmbH] .

Da war eine Pressebrücke für Fotografen, die nur für 80 Personen ausgelegt war, was aber nicht so recht überprüft und kontrolliert werden konnte. Erst nach der Katastrophe fing man an zu zählen, nur man konnte von zwei Seiten auf die Brücke, wobei die eine Seite nur kontrolliert wurde.

Die Kommunikation über WLan ging nach einer relativ kurzen Zeit in die Knie und wir hatten nur im kb Bereich einen Zugang. Das Laden gestaltete sich als Geduldsspiel. Alle Ansprechpartner waren nicht umfassend informiert, sie hatten nur einen kleinen Teilbereich von Informationen parat. Als die Veranstaltung  pünktlich um 14:00 begann, wollte jeder nur seine Bilder haben, wir auch. Alles andere wurde irgendwie ausgeblendet, auch von uns.

Und dann ging es Schlag auf Schlag. Das worst case Szenario trat ein – die Katastrophe war da. Als ich von den 10 Toten und den vielen Verletzten erfuhr, wusste ich ehrlich gesagt nicht wie ich damit damit umgehen sollte. Während ich noch mit meiner Gefühlswelt beschäftigt war, sprangen die Kollegen allesamt zum Unfallort. Einige Kollegen wurden von ihren Redaktionsleiter angeschrien ob sie sich denn nicht endlich auf den Weg machen wollten um von der Unfallstelle Bilder zu machen. Ich persönlich war wie gelähmt. Die ersten Kollegen kamen zurück und brachten die Bilder vom Unfall. Es waren schreckliche Bilder die ich auf den Bildschirmen sah. Alle waren ensetzt. Wir haben dann gemeinsam entschieden, wir machen keine Bilder vom Unfallort aus ethischen Gründen. Nicht weil wir die Guten sein wollten, sondern, was sollte das bringen? Bringt die Hereingabe eines Bildes von herumliegenden Leichen und herumstehenden Tragen mit Verletzten eine wesentliche Information für einen Leser. Nein!  Es würden nur die niedrigen Instinkte unseres menschlichen Daseins bedient.

Es herrschte aber ein Gefühl der Trauer bei uns vor und dem wollten wir nachgeben. Wir brachen unsere Berichterstattung ab.
Auf dem Rückweg sahen und hörten wir wie schlecht die Organisation war, die unseres Erachtens nicht annähernd mit der nun eingetretenen Situation zurecht kam. Da irrten junge Menschen durch die Strassen und wussten nicht wie sie mit ihren Eltern in Verbindung kommen konnten um diesen mitzuteilen, dass es ihnen gut geht. Das Mobilfunknetz war zusammen gebrochen. Öffentliche Fernsprecher gab es nicht. Polizeibeamte wussten Ortsfremden nicht den Weg zum dem Bahnhof zu weisen, weil sie selber ortfremd waren.

Der Rückstau zum Hauptbahnhof wurde sich selber überlassen und war auf einige Zehntausend angewachsen. Über die Gleise irrten junge Menschen und versuchten sich durchzuschlagen. Wohin?  Wohin wohl, es gab ja keine Information. Über den Köpfen kreisten die Hubschrauber der Polizei als auch der Rettung. Wir sahen nur einen Plan, keinen mehr auf das Gelände zu lassen. Aber das wurde nicht kommuniziert. Es kriselte. Und ehrlich gesagt, wir wollten schnell weg. Beinahe kamen wir nicht zu unserem Wagen durch, weil die Polizei dachte wir wollten auf das Gelände. Erst durch massive Intervention ließ man uns durch. Als wir endlich in unserem Auto und aus dem Ring heraus waren, sahen wir wie immer mehr Polizei- und Rettungskräfte mit Blaulicht herangeführt wurden. Auch auf der A3 sahen wir immer wieder dutzende Einsatzfahrten auf Duisburg zufahren.

Mein Eindruck:

Was nützt die tollste Organisation wenn sie sich in der Realität nicht bewährt. Schönwetterorganisationen braucht man für solch eine Veranstaltung nicht, wenn es um Menschen und deren Leben geht. Für meine Begriffe haben sowohl die Stadt Duisburg als auch der Veranstalter  [Lopavent GmbH] der Loveparade auf der ganzen Linie versagt. Sie haben billigend in Kauf genommen, ob bewusst oder unbewusst, dass Menschen bei einer Grenzsituation zu Schaden kommen. Duisburg wollte anscheinend diese Imageveranstaltung "Loveparade", jetzt muss die Stadt mit dieser Entscheidung und deren Folgen leben. Wie schreibt die spanische Zeitung "El Mundo" "Der Umzug der Liebe wurde zur Parade des Horrors." und damit hat die Stadt Duisburg auch Deutschland in Verruf gebracht. Warum ist man nicht wie Bochum hergegangen und hat die Veranstaltung abgesagt? Die Bochumer haben nachdem das notwendige Sicherheitskonzept zu teuer wurde, die Veranstaltung abgesagt. Sicherheit geht eben vor allen anderen Aspekten, zumal wenn es um Menschen geht.
Was jetzt zu tun ist? Die Verantwortlichen von Stadt und dem Veranstalter [Lopavent GmbH] sollten ihren Hut nehmen und sich der Verantwortung stellen, alles andere wäre nicht angemessen genug den Toten und Verletzten gegenüber.

Für mich selber bleiben nur die Verarbeitung meiner Trauer und Hilflosigkeit und eine neue Erfahrung, die ich gerne nicht gehabt hätte.

Eines ist aber auch sicher, durch diese Tragödie wird das Vertrauen in die Sicherheitskonzepte einer Polizei als auch der öffentlichen
Behörden, wie einer Stadt, nachhaltig geschädigt. Was ist zum Beispiel von einer Polizei zu halten, die bei einem privaten Veranstalter und seinem Sicherheitsteam nicht einschreitet, wenn Menschenleben offensichtlich in Gefahr sind. Die Polizei in einem Staat ist für unserer aller Sicherheit verantwortlich, dafür darf nur sie alleine Gewalt gegenüber anderen ausüben. Und das mit gutem Recht. Sie hätte viel früher einschreiten  und die gesamte Sicherheit übernehmen müssen.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Duisburg

 

Wir sind da „THE ART OF LOVE“

Wir halten es für angemessen auf Grund der Tragödie diesen Artikel zu canceln und werden in einem extra Artikel berichten. Die Redaktion ist zutiefst betroffen.

Hier ist der extra Artikel: http://en-mosaik.de/?p=14060

 

 

Es ist zu viel passiert – es lässt mich nicht los

[la] Es sollte auch für mich ein besonderer Tag werden – er wurde es, aber anders als ich je gedacht hatte.

Seit Anfang des Jahres sind wir unentwegt auf Pressekonferenzen und Veranstaltungen der Ruhr2010 im Einsatz. Alles, was bisher veranstaltet wurde war großartig und beeindruckend. Wir haben eine Crew kennengelernt, die bis ins Detail alles organisierte und plante und für reibungslose Abläufe und für die Besucher und Beteiligten einmalig beeindruckende Veranstaltungen und Events inszenierten.

Der Spruch "Wo das geht, geht alles" motivierte und gab emotional einen starken Schub an Vertrauen, Zuversicht und Mut. Viele Dinge, die ich in diesem Jahr mitgemacht habe, hätte ich sonst nicht getan, seien es die abenteuerlichen Fahrten beim Ruhr-Atoll, die Fahrt mit "Der Reservist" auf dem Kanal, der Einsatz in der "Veltins-Arena" und, und, und.

Aber alles war und wurde einfach gut, dank der Umsicht und Organisation der Macher der Ruhr2010 GmbH und ihrer Crew. Ich habe selten solch gut aufeinander eingespielte Teams gesehen, die "mit Herz" und nicht wegen ihres Jobs an einer Sache arbeiteten und sie sind für mich immer noch Menschen, denen ich große Achtung zolle.

Dann kam das Projekt "Loveparade". Man sollte nicht unerwähnt lassen, dass die Ruhr2010 GmbH hier zwar mit ihrem Label eingebunden war, aber letztendlich mit der Organisation nichts zu tun hatte und auch keinerlei Einfluss darauf nehmen konnte.

 

Unser "junges Team war schon ganz heiß auf die Loveparade und wir selbst wollten ursprünglich zu Hause bleiben und das Ganze von hier aus begleiten. Dann wurde die Frage an unsere Redaktion gestellt "Holt Ihr uns nachts dort ab?" Klar doch, wollten wir.Und dann "Oder könnt Ihr uns auch hin bringen, denn es wird mit dem Zug wohl chaotisch werden und mit dem Auto hat man kaum eine Chance, da ja ziemlich viel Straßen gesperrt werden sollten."

Und plötzlich reagierte ich spontan "Ja, dann möchte ich eigentlich auch dabei sein – nicht mittendrin, aber hautnah dran", denn ich wußte, dass für die Medien ein Extrabereich eingerichtet wurde, wo sie sich zurückziehen und auch von da aus direkt live Artikel und Bilder ins Internet einstellen konnten.

Wir haben uns nachakkreditiert und dann am Donnerstag während der Ortsbesichtigung und des Soundchecks, welche von 16:00 bis 17:00 Uhr angesetzt waren unsere Ausweise abgeholt. Schon da merkte man, dass diese Organisation weit entfernt von den üblichen Vorbereitungen war, die wir sonst von Veranstaltungen der Ruhr2010 GmbH gewohnt waren. Es war klar – hier gab es andere Verantwortliche. Hier hatten die Stadt Duisburg und der Veranstalter Lopavent GmbH, Berlin das Sagen, hier war in den Ablauf und die Planungen die Ruhr2010 nicht eingebunden.

Es war für uns schon schwierig, den richtigen Eingang zum Veranstaltungsort zu finden und so wurden wir auf Befragen von Passanten und Ordnungshütern hin und her geschickt, bis das wir endlich kurz vor Ende des Termins das Gelände erreichten.

Als ich meine Fotos machte sprach ich mit einigen Kollegen, die auch bei den sonstigen Veranstaltungen mit uns zusammentrafen.

Ich machte mir Sorgen um den recht fragwürdigen Aufbau der Pressebrücke, der nur 80 Personen aushalten sollte, rund 1.000 Vertreter hatten sich aber angekündigt. Würde das wirklich kontrolliert? Das war ja jetzt, wo nur wenige von uns heraufkletterten schon ziemlich wackelig.

                                    

Dann hatte ich so stille Bedenken, das das mehr als morbide Gebäude des ehemaligen Güterbahnhofs dem aggressiven Dröhnen der Bässe nicht Stand halten könnte. Letztendlich war der Soundcheck auf 1/3 herunter gedimmt und schon das war recht heftig (also auf jeden Fall Ohrstöpsel mitnehmen). War die Statik dafür berechnet? Ich habe jahrelang in einem Betrieb gearbeitet, der mit dem Bau zu tun hatte.

Was aber viel mehr nachdenklich stimmte war die Tatsache, das von den anwesenden Helfern und Ordnungshütern jeder nur über seinen kleinen Bereich informiert war und nicht global über das Gesamtkonzept der Organisation Bescheid wußte und auch sehr junge Helfer eingesetzt waren, die bereits im Vorfeld den Eindruck machten, etwas überfordert zu sein. Das wir auf dem riesig freien Platz an einer Stelle parkten, die nicht dafür vorgesehen war, war wichtiger, als Informationen an uns weiter zu geben, die für den nächsten Tag, dem Ereignis von Bedeutung waren.

Wir fuhren grummelnd nach Hause  und machten uns schon unsere Gedanken, wie das alles wohl bei so viel Unbedarftheit funktionieren soll. Aber das war es auch erst einmal – leider. Man kommt zu leicht zu dem Gedanken "Ich kann´s nicht ändern"

Am nächsten Tag fuhren wir recht früh mit dem Auto  nach Duisburg und erwischten, oh Wunder, auch noch einen Parkplatz ausserhalb der Sperrungen. Mit Kameras und Laptop ausgestattet machten wir uns auf den Weg zum Veranstaltungsort und da ging es auch schon los. Da wir ja nach langem Parkplatzsuchen nun ortsunkundig in Duisburg waren und in Richtung der gesperrten Straßen gingen um Ordnungshüter nach dem Weg zu fragen, stellten wir zu unserem Entsetzen fest, es waren Mengen an Polizisten an allen möglichen Stellen vorhanden, aber sie kannten sich selbst nicht vor Ort aus. Sie waren u.a. aus Leipzig angerückt, haben ihren Platz angewiesen bekommen – aber keinen Stadtplan, keine Informationen oder Anweisungen wo es zu den Eingängen ging.

 


Auf der linken Seite sieht man den geraden und breiten Zugang für die Presseleute.

Oben Besucher, die während der Katastrophe auf der Gegenseite – dem eigentlichen Ein- und Ausgang für Besucher – ausnahmsweise diesen Eingang auch benutzen durften.

     

Wir hatten für die Presse und Vips einen eigenen breiten Eingang. Bei dem Gedanken läuft mir jetzt noch ein Schauer über den Rücken. Für uns Medienleute war er viel zu breit, hätte er schmaler sein können und für die Besucher hätte es eine bessere Lösung sein können. Irgendwann im Laufe des Tages, als sich auf der anderen Seite schon das Unglück ereignet hatte, wovon wir noch keine Kenntnis hatten, da wurden auf einmal durch diesen Eingang an die etwa 300 – 400 Besucher eingeschleust und auf das Gelände gelassen – wahrscheinlich um die andere Seite zu entlasten.

Bei einer gut vorbereiteten Planung hätte hier gut eine Ausweichmöglichkeit geschaffen werden können. Aber Plan B gab es wohl nicht.
Vorher war alles recht easy abgelaufen. Der Platz hatte sich allmählich gefüllt. So allmählich, dass ich schon den Eindruck hatte, da haben die wohl zu viel erwartet. Nach dem Startschuss und als die Floats sich in Bewegung setzten, sah es schon anders aus.
Da waren doch schon Mengen auf dem Platz. Fröhliche, junge Menschen. Zwar etwas ausgeflippt kostümiert, aber keinesfalls aggressiv und unangenehm in ihrer Art.  Nein es war Stimmung auf dem Gelände und ich fand, dass es gut war, das ich das mal selbst miterleben konnte. Überall gute Laune und Musik (durch die Ohrstöpsel gut zu ertragen) und Fotomotive ohne Ende.

Ich hatte mir sogar ein Tshirt von "The Art of Love" zugelegt und es auch sofort angezogen. Es sollte eine spätere Erinnerung an diesen außergewöhnlchen Tag sein. Nun liegt es im Schrank und wenn ich es sehe steigt Traurigkeit in mir auf.

Unser "junges" Team hatte sich sogar unter die Menge gemischt, um von dort aus Fotos zu machen. Als sie zurück kamen berichteten sie, das auf der gegenüberliegenden Seite (also dem Eingang für die Besucher) ziemliches Gedränge herrschte und man in der Menge ziemlich hin und her geschoben würde. Das war aber nicht direkt im Eingang, sondern davor, wo die Floats ihre Runden drehten.

Es war aber alles noch überschaubar und eine absolut fröhliche Stimmung. Bis zu dem Moment, als einer unserer Pressekollegen aus Richtung Eingang kam und völlig aufgelöst berichtete "Es soll schon 10 Tote geben".

Ich verließ die Pressebrücke und ging ins Hauptzelt, wo die Presseleute schon über Twitter, Facebook im Internet informiert wurden. Die grauenvollen Bilder die von Reportern von WAZ Gruppe und den Agenturen oder auch Bild  und anderen Medienvertretern jetzt eingespielt wurden,  haben mich völlig aus der Bahn geworfen. Es war ein Gefühlschaos, das ich gar nicht beschreiben kann. Dann ging es weiter "schon 15"  – "schon 17" – " jetzt 19 Tote".

Es war nur noch betretene Stimmung und Entsetzen über diese traurigen Tatsachen. Und es war außerdem bedrückend, dass direkt vor uns ahnungslose Raver jubelten und tanzten, während ein paar Meter weiter die Toten und Verletzten geborgen wurden. Aber irgendwo begriff man auch, das ein spontaner Abbruch evtl. weiteres noch größeres Chaos hervorgerufen hätte. So mußte man versuchen, mit der grotesken Situation fertig zu werden. Es war nicht wirklich möglich.

Viele unserer Pressekollegen mußten auf Anweisung ihrer Agenturen "vor Ort" gehen um Katasstophenbilder zu bringen. Wir brachen ab, verließen den Ort des Leids und fuhren gefühlsmäßig innerlich gelähmt nach Hause.

Aber im Herzen und Gedanken ist dieser Ort mit uns gezogen. Bis heute!!!! Seit Sonntag laufen auf unserem Fernseher sämtliche Sondersendungen über das Duisburger Drama. Freunde aus dem Pressebereich von uns sind gestern noch einmal an den Ort der Trauer gefahren und haben auch in unserem Auftrag für die Verstorbenen eine Kerze gezündet. Ein normaler Alltag ist immer noch nicht möglich, wie muß es des direkt Betroffenen erst zu Mute sein.

Unsere Gedanken sind bei den jungen Menschen, die auf solch eine unsinnige Weise ihr Leben verlieren mußten. Bei den Familien – wie sollen sie damit fertig werden – wie es begreifen, ohne zu wissen, warum es so passiert ist. Gedanken sind bei den vielen Verletzten, deren Zahl auch immer mehr angewachsen Ist !?! Gedanken bei denen, die Gott sei dank überlebten, aber dieses Grauen hautnah miterleben mussten. Gedanken bei den Helfern, die ebenfalls von den Ereignissen traumatisiert sein müssen, helfen zu wollen und nur begrenzt helfen zu können, oder schlimmer noch gar nicht.

Ich stehe völlig neben mir – immer noch.

Und trotzdem kommt irgendwie Wut auf über Verantwortliche und Veranstalter, die sich gegenseitig versuchen die Schuld zuzuschieben und auf Langwasser machen in der Hoffnung selbst evtl. unbeschadet daraus zu kommen.

Wut aber auch über diejenigen, die lapidar sagen "Sind ja alles nur Säufer und Drogensüchtige", "warum geht man überhaupt zu einer Massenveranstaltung" – Leute, die andere einfach verurteilen. Wer selbst dabei sein konnte – egal ob als Berichterstatter oder Raver/Besucher, der hat auch die unendlich vielen jungen Menschen gesehen, die einfach nur Spaß haben  und "ihre" Musik hören und tanzen wollten.

Und wenn irgendwann in den nächsten Stunden oder Tagen in meiner Gefühlswelt wieder der Alltag Einzug hält, dann wird dieses Erlebnis nur noch ein Schatten sein, aber ein Schatten, der in der Erinnerung immer irgendwie bleiben wird.

 

Linde Arndt von EN.Mosaik

 

Jetzt gibt´s was auf die Ohren..

[jpg]  Am Samstag, dem 24.Juli 2010
        ist es wieder soweit.

       1,5 Millionen Raver  werden erwartet.


  •   Um 12:00 Uhr öffnet das Gelände am Duisburger Güterbahnhof zur diesjährigen
      Loveparade 2010 unter dem Motto   "THE ART OF LOVE".
  •   Um 14:00 Uhr werden sich die Floats  in Bewegung setzen.
  •   Ab 17:00 Uhr beginnt die Abschlusskundgebung die mit Bühnenprogramm
      bis 24:00 Uhr gehen soll.

 Hinter vorgehaltener Hand sagte man uns jedoch, es wird gnadenlos durchgefeiert.



                    

Wir von EN-Mosaik waren heute zum Soundcheck in Duisburg eingeladen um noch die letzten Informationen zu bekommen.
Seit 1989 feiern die Raver ihre Loveparade, zuerst nur mit 150 Leute über den Kudamm, Motto damals: Friede, Freude, Eierkuchen.
Die Beschallung war recht dürftig, jedoch die Stimmung wie immer sehr gut. Nachdem die Berliner die Raver nicht mehr wollten, schlugen sie hier im Ruhrgebiet ein. Essen und Dortmund schafften spielend die 1,2 Millionen nach einer Pause, zuletzt in Berlin waren es 1,5 Mio.Bochum bekam das Geld nicht für diese Veranstaltung zusammen. Duisburg zitterte bis zu letzt, schaffte es aber noch. Mit im Boot ist Ruhr2010. Und so werden am Samstag die 16 Floats mit Techno, House am Güterbahnhof an der Bühne vorbei kreisen.

  • Anzahl der Floats: 15
  •  Länge aller Floats zusammen: 237 Meter
  • Wattleistung aller Floats zusammen: 300.000 Watt
  • Anzahl der DJs auf den Floats insgesamt: über 100
  • Anzahl der Personen auf den Floats insgesamt: 1.470
  • Tanzfläche auf allen Floats insgesamt: 493 Quadratmeter
  • Ton:
     
    o    Es kommt eines der größten Beschallungssysteme zum Einsatz, das je
           in Europa aufgebaut worden ist.
    o    Für die Beschallung des Platzes der Abschlusskundgebung sind im Einsatz:
    o    über 70 Lautsprecher im Mitteltonbereich
    o    80 Basslautsprecher
    o    2 Digital Ton Mischpulte
    o    Gesamtleistung Ton maximal: 750.000 Watt
    o    Vergleich 1:

           Es wird von der Tontechnik her doppelt so viel Leistung geboten wie beim
           Sonisphere Festival 2009 am Hockenheimring (hier traten u. a. auf:
           Die Toten Hosen, Prodigy, Metallica)
     o    Vergleich 2: Auf dem Fan Fest in Berlin mit 500.000 Gästen war nur ein
           Viertel der bei der Loveparade eingesetzten Lautsprecher im Einsatz

     

  • Licht:

            o    Es werden 24 Traversen Tower Systeme mit 400 Meter Traversen
                  genutzt, 430 Scheinwerfer und Movinglights sowie 200 LED-Streifen
                  sind im Einsatz
           o    Insgesamt werden 210 Quadratmeter LED-Fläche und 3 Beamer für
                 Videoprojektionen sorgen
           o    Inszenierung des einmaligen Ortes – der Güterbahnhofshallen – durch
                 Architekturbeleuchtung
           o    Bespielung des Gebäudes mit Videobeamer, Integration von fahrbaren
                 Videowänden im Innern des Gebäudes
           o    Großflächiger Einsatz von "Movinglights" im Publikumsbereich, so dass
                 sich die Tanzenden nicht als Zuschauer, sondern als Bestandteil der
                 Party fühlen
           o    Dies wird unterstützt durch die Bespielung der Videowände im Publikum
                 u. a. mit Live-Bildern
           o    Gesamtleistung Licht: 280.000 Watt

Gesamtstromleistung für die Loveparade

  •   7,2 Megawatt


Wert der gesamten verbauten Technik

  •   17 Mio. Euro


Logistik für beide Bühnen

  • 18 LKW-Trailer für Ton-, Licht, Videotechnik

Künstler

  • Das Line-up auf den Bühnen bilden 28 Künstler aus sieben Nationen
  • Insgesamt machen mehr als 130 DJs aus 10 Nationen auf Floats und Bühnen Musik

Diese Anlage kann man ruhig als galaktisch einstufen. Während des Checks riefen verschiedene Leute aus den Nachbarstädten an um zu fragen, was los wäre in Duisburg. Wenn das mal gut geht. *sich am Kopf kratzt*  
                    

Ein Höhepunkt ist der Auftritt des Elektro Orchestral, mit dem zum ersten Mal auf der Loveparade Klassik auf Elektro trifft: DJ Guido Schneider spielt live und Mark Scheibe dirigiert dazu das Berlin Revue Orchester des Berliner Admiralspalastes. Zum Line-up auf der Hauptbühne zählen u.a. Tiesto, David Guetta, Booka Shade, Anthony Rother, Westbam, Fedde Le Grand und Tiefschwarz.
Mit der Love-Stage wird es erstmals eine zweite Bühne geben, auf der DJs wie Moguai, Moonbootica und Felix Kröcher von 15 bis 24 Uhr an den Plattentellern stehen. Sie befindet sich auf der Südseite des Geländes und ist in eine 50 Quadratmeter große LED-Wand eingebettet

        .

Allerdings haben wir alle, auch wir, ein Problem – die Anfahrt. Es macht kaum Sinn nach Duisburg mit dem Auto zu fahren. Denn das ganze Gelände ist großräumig für den Autoverkehr gesperrt, dazu zählt auch die A59. Auf der anderen Seite ist das Gelände vom Duisburger Hauptbahnhof in 5 Minuten zu erreichen. Die kleineren Bahnhöfe vor Duisburg sind an dem Tag geschlossen. Und Leute, Ohrstöpsel nicht vergessen. Beim Soundcheck heute wurden mal locker über 100 db geschafft.
Wir selber werden mit zwei Teams wahrscheinlich über Düsseldorf in Duisburg so um 11:00 Uhr aufschlagen. Dann werden wir so eine halbe Stunde Vorbereitungszeit haben und uns unter die Menge mischen.
       

 

                     


Kleine Hörprobe vom Soundcheck [1:43 min]

 


Also, bis denne am Samstag auf der Loveparade, vielleicht sehen wir uns ja.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Duisburg


[Fotos: © Linde Arndt]

 

 

A40 der Laufsteg der Metropole Ruhr

 

[jpg] Als wir uns am Sonntag   "sehr früh"  von den Kollegen aus dem Pressezentrum in Essen verabschiedeten und nach Hause fuhren ging uns allen der Gedanke durch den Kopf es wird die Million an Besuchern schon geben. Das wäre die Erfolgsmarke für uns alle gewesen.

Samstag/Sonntag Nacht war die letzte Zusammenkunft für das Pressekorps, wir durften den Vorbereitungen  und dem Aufbau für das Still-Leben auf der A40 beiwohnen. In der Zwischenzeit war auch klar, wir alle waren Teil dieses Projektes Still-Leben. Zeitweise wurde das Projekt sprachlich als Skulptur und als eine Inszenierung künstlerischer Alltagskultur gehandelt.

                       

Ab 22:00 Uhr wurde die Autobahn A40 dicht gemacht, koordiniert wurde jetzt alles vom Lagezentrum in Essen. Wir selber standen auf der Brücke in Essen – Frohnhausen oder am Rande oberhalb der A40. Mit Blaulicht fuhren die Streifenwagen und Motorräder der Polizei die Autobahn rauf und runter und dies auf allen Streckenabschnitten. Es galt evtl. verbliebene Verkehrsteilnehmer von der A40 sicher herunter zu bekommen. Die ersten Zuschauer gesellten sich zu uns auf die Brücke, wir die wir mit den gelben Warnwesten ausgestattet waren konnten die ersten Kommentare der Leute einfangen. Es sollte ja ihr Fest werden, wir sollten ja nur die Statisten darstellen. Und was für Kommentare! Das ging von, "es wurde ja Zeit das wir mal zeigen können wie wir sind…", über, "das ganze Geld für so was verpulvern…." bis hin zu "was für eine Leistung die hier vollbracht wird…". Gegen 22:30 Uhr sollten wir die Autobahn begehen  und von dem Aufbau Fotos machen dürfen. Pustekuchen, irgendwas war schief gelaufen. Aber was soll es. In der Zwischenzeit hatten die Zuschauer sich mit Bier und Wein ausgestattet und prosteten sich auf der Brücke zu.

                                     

Nach 1 Stunde ging es aber dann sehr schnell zur Sache. Die Lkw´s kamen aus Richtung Dortmund mit den Gabelstaplern, den Tischen und Bänken und den Absperrgittern und mit einem Bus voller Helfer vom THW. Wir durften runter auf die Bahn, nicht ohne vorher die obsoleten Sicherheitsanweisungen gehört zu haben. Ich denke ab jetzt begann die Inszenierung des Stückes Still-Leben. Wir "stürzten" uns mit den Kameras auf jede der dargebotenen Arbeitsschritte. Tische und Bänke vom Lkw runter und aufgebaut und das im gleißenden Licht der THW Scheinwerfer. Laut THW wollten sich die Helfer jeweils von Dortmund und Duisburg nach Essen vorarbeiten, die ganzen 60 km mit den 20.000 Tischen und 40.000 Bänken, wobei auf dem Mittelstreifen Orientierungsmarken aufgestellt werden sollten. Jeder Tisch bekam dann noch ein Klebeetikett mit Block und Tischnummer und gut war es. Gut war es? Nein. Die THW Leute hatten bis morgens um 5 Uhr noch zu tun. Danach für 1 oder 2 Stunden Schlaf und  wieder ab auf die Bahn um die Absperrungen am Tag zu überwachen. Oben auf der Brücke sahen wir die staunenden Leute, teilweise mit Gläsern in der Hand. Sie lauschten  nicht dem Geräusch der durchfahrenden Autos sondern sahen zu, wie ihre geliebte und ungeliebte A40 umfunktioniert wurde.

Wir machten uns auf den Weg nach Hause um unsere Vorbereitungen zu treffen, jedoch nicht ohne vorher den anderen beiden Teams den Stand der Dinge mitzuteilen.

Es war wieder  einmal mehr eine Herausforderung für uns, aber auch für alle Redaktionen, der wir durch  die Ruhr2010 im  Kulturhauptstadtjahr ausgesetzt wurden und der wir uns gerne stellten. 1 Stunde Schlaf war drin. Was heißt Schlaf? Es war nur eine Ruhepause, denn alle standen wir unter "Strom".

Um 9:00 Uhr hatten wir in Dortmund abgeparkt und machten uns auf den Weg um die Eröffnung der Tischspur einzufangen. Die neu "gekürte" Ministerpräsidentin und der neue Oberbürgermeister Sierau eröffneten die Tischspur um 10:00Uhr an der Dortmunder Lindemannstrasse. Eine gut und fröhlich eingestellte Gruppe mit Fritz Pleitgen wünschte allen Beteiligten einen guten Tag und gutes Gelingen.

Und ab ging es zu unserer Position in Bochum-Werne, wo die meisten Tische für die Kreisstädte eingetragen waren. Über Headset hörten wir, dass in Duisburg und Essen noch nicht wirklich etwas los war. Die beiden anderen Teams hatten schon Bedenken. Wir machten uns auf den Weg und fotografierten einen gemischten Chor, der mit Bollerwagen auf dem Weg war. Eine der Frauen kam auf uns zu und meinte strahlend: "Wer uns fotografiert der bekommt sofort jeweils einen Kuchen". Dann trafen wir auf gut aufgelegte FC Köln Fans,  die ihren FC Kölle und den Frohmut der Kölner auf die A40 bringen wollten. Eine lustige Frozzelei entstand über das Rheinland und das Ruhrgebiet.

 

Und dann der erste Stau.

Die THW Helfer wollten uns nicht auf die Spur lassen. Warum? Keine Ahnung. Eine lockere Diskussion entstand zwischen den rund 300 Besuchern und den drei abgestellten THW Helfern.

Einmal links antäuschen und rechts vorbeilaufen, die THW Helfer gaben bei solch einer geballten Kraft von Fröhlichkeit lachend auf.

Und rauf auf die Bahn, Gas geben.

Von wegen Gas geben, die Akteure waren ja erst zögerlich da. Vereinzelnd irrten Tischbesitzer herum und suchten ihren Tisch. Die Volunteers der Ruhr 2010 konnten nicht überall sein und so machten wir uns auch erst einmal nützlich und halfen.

Überhaupt mit der Rücksicht, dass wurde groß geschrieben. Niemand stand abseits alle wollten zum Gelingen des Still-Lebens beitragen.
Die rund 11.000 Helfer von Polizei, THW, Volunteers, Feuerwehr alle standen sie mit  lachenden Augen hilfreich zur Seite.

 

  Wenn der eine oder andere mal verbotene Wege ging, so wurde er freundlich auf den rechten Weg gebracht.

Aus den Augenwinkeln sahen wir, wie uns die Ennepetaler IG Altenvoerde und der Freistaat Oberbauer überholten um zu ihren Tischen zu kommen.

Es waren zu viele die jetzt drängten, mit Bollerwagen und vollgepackt mit Utensilien, um ihre Tische einzunehmen. Wir gingen langsam in Richtung Essen um das ganze Treiben auf uns einwirken zu lassen und unsere Fotos zu machen.

                                     

Hinter den Tischen von Ennepetal herrschte noch hektisches Treiben, alle waren damit beschäftigt die mitgebrachten Bauteile für die Kluterthöhlen-Demo aufzubauen und sich sonst wie zu repräsentieren.
Carsten Michel tat sich als Oberfeldwebel hervor, indem er Anweisungen gab wie weit oder wie herum die Höhle zu stehen hat. Ja, das hält genau in Ennepetal.

Bürgermeister Wilhelm Wiggenhagen war noch nicht da, so dass auch keine Begrüßung stattfinden konnte.

Die Gevelsberger hatten den Engelbert II Mord aus dem Jahr 1225 in Form einer Collage  sichtbar gemacht.Hm, verjährt Mord eigentlich nicht nach fast 800 Jahren? Gleichzeitig erinnerten sie an das Projekt "Kohle, Kühe, Kunst" welches den gemeinsamen Weg der vier Städte zeigen sollte.

Wir trafen das Ehepaar Siekermann und den ehemaligen Bürgermeister Solmecke aus Gevelsberg  an dem Stand für ein kurzes Hallo.
           
Es war so ca. 1 Stunde vergangen und auf der Mobilitätsspur gegenüber war schon ein reges Hin und Her.

Und die Vielfalt der Metropole Ruhr konnte man jetzt besichtigen.

 
Sie erinnern sich, 170 Nationalitäten hat die Metropole.

Eine ehemalige Finnin verköstigte uns mit "Ohrfeigen" [einem Zimtgebäck] und machte auf ihre nordische Herkunft aufmerksam. Eine ehemalige Spanierin animierte uns ein Gedicht über das Ruhrgebiet zu verfassen, für einen Zweizeiler gab es ein T-Shirt. Leider hatte eine türkische Gruppe ihre Wasserpfeife noch nicht angeschmissen, so dass ich diesen Genuss nicht ertragen durfte.

Ein Kochclub verköstigte uns mit leckerem Kartoffel- und Dickebohnensalat. Nebenan machte mir ein Veganer eindringlich, aber sehr freundlich, klar, dass man sich ab einem Zeitpunkt des Lebens der Laktosegefahr aussetzt.

Im Vorbeigehen gab es mal einige Frikadellen oder Kuchen und Plätzchen. Essen ist eben international, denn Liebe geht bekanntlich durch den Magen.

Dann Stau unter der Brücke.

Auf dem erhöhten Mittelstreifen heizte eine Trommelgruppe der Menge mit Samba ein. Rund 2.000 Zuhören ballten sich auf beiden Seiten, es war nur ein mühsames Durchkommen.

Die Fahrradfahrer klingelten im Takt mit ihren Klingeln. Und der Zulauf an Hörern wollte nicht enden.

Über Funk hörten wir, dass wir, also der Stau, aufgefallen waren.

 

Einer der Ordner bat auch daraufhin die Gruppe, ob sie  nicht eine kleine Pause machen wollte damit es weiter geht. Hat sie dann auch getan.

     

Und weiter ging es. Ein Spielmannszug kam über die Spur und ging fröhlich musizierend in Richtung Essen. Mitten auf der Bahn fing auf einmal eine Bauchtanzgruppe in Kostümen zu tanzen an. Eine Tanzgruppe mit Jugendlichen zeigte, dass dem Leben ohne Tanz etwas fehlen würde – Recht haben sie. Paare fanden sich zum gemeinsamen Tanz spontan zusammen.

Die Ladies der Bochumer Miners, einem Footballverein, zeigten zu was Frauen alles fähig sind. Offensichtlich hatten sie die Niederlage gegen Mainz im vorigen Monat glatt weggesteckt. Eine amerikanische Sportart die auch in der Metropole Ruhr zu Hause ist. Eine starke Sportart für starke Frauen.

Eine Gitarrengruppe spielte mit einer Sängerin Rock und Folk, der Verstärker lief wohl über Batterie. Immer wieder die kleinen liebenswerten Gruppen die zum Klönen und zum Verweilen einluden und uns kleine Häppchen anboten. Selbst die Kölner hatten einen lustigen Tisch aufgebaut und wussten mit ihrem rheinischen Frohsinn einen Kontrapunkt zu setzen. Da sieht man mal wieder die Ruhris haben nichts gegen "Ausländer".

Wir hatten "nur" 6 Km geschafft und die A40 war jetzt brechend voll, sowohl auf der Tischspur als auch auf der Mobiltätsspur. Die Firma Edeka mit ihren Kühllastern hatte jetzt alle Hände voll zu tun um alle mit Getränken und Obst zu versorgen. Dankbar wurde es von allen angenommen, denn inzwischen war es doch gefühlte 38 Grad Celsius heiß.

 

 
Auf dem Mittelstreifen hatten es sich jetzt Fahrradfahrer gemütlich gemacht und fingen dort teilweise an zu picknicken.

Alles wurde jetzt mit einem zwinkernden Auge zugelassen. Nur die Zufahrten zur A 40 wurden freigeräumt, wegen der Rettungswagen. Immer wieder schritt das THW höflich aber bestimmt ein.

Ab und zu  sah man die alten Kinderspiele auf der Fahrbahn. Seilspringen, Gummitwist und "Himmel und Erde" waren zu sehen. 

Spontan machten Zuschauer mit, denen ihre Kindheit noch nicht abhanden gekommen war. Das Singen war ein Thema indem bekannte Lieder die Zuschauer zum Mitmachen animierten. Mitten auf der Fahrbahn, ich bekam den Mund vor Staunen nicht zu, ein Konzertflügel unter einem Zelt, spielbereit.
Ein Pianist gab der staunenden Menge seine Stücke zum Besten – das alles  ist unsere Metropole Ruhr.
Und auf dem Mittelstreifen hatten sich schon Einzelne auf der Begrenzung mit Kreide verewigt. " Lisa ich war da, wo warst Du denn? 18.07.2010 Kai".

Es war bunt bis skurril, flott bis gemütlich, heiter und besinnlich, jung und alt eben wie es sich für eine Metropole Ruhr gehört. Die Inszenierung Still-Leben erlebte ihren Höhepunkt, Schauspieler waren die Bewohner der Metropole Ruhr. Aber nicht nur das, es waren inzwischen aus allen Teilen der Welt Bekannte,Verwandte und ehemalige Ruhris dazu gestoßen. Es war eine würdige Aufführung die die Metropole Ruhr mit allen ihren Facetten zeigte. Das Wesentliche war jedoch, dass Lokalcolorit der einzelnen Städte ging nicht unter. Jede Stadt wusste sich unverwechselbar in die Metropole Ruhr einzubringen. Die einzige Gemeinsamkeit war heiter und fröhlich zu sein wie Menschen es überall sein können.

Wir mussten jetzt langsam zurück, wobei unsere Socken auch qualmten und unsere Köpfe schon heiß waren. Wir waren  jetzt gefühlte 300 Km gelaufen. Über Funk wurde die erste Pressekonferenz angekündigt. Auf dem Rückweg sahen wir nochmals bei den Ennepetalern vorbei, dort war inzwischen auch Wilhelm Wiggenhagen eingetroffen. Gemeinsam gaben sie mit dem Heimatverein ein Lied zum Besten. Nur begrüßt wurde ich auch diesmal nicht, obwohl die A40 neutraler Boden ist und dort keine Streitereien ausgefochten werden. Ich setzte mich einen Augenblick neben das Ehepaar Solmecke um ein paar Worte zu wechseln und das Lied zu Ende zu hören. Im vorbeigehen sahen wir jetzt auch einen Tisch des EN-Kreises der mit dem Kunstraum-EN e.V. aus Ennepetal besetzt war. Beate Koch (Schwelm), WernerKollhoff  (Ennepetal) und Anja Dahl (Wuppertal) zierten sich etwas als wir sie fotografieren wollten.Dann ging es aber auch schon weiter, denn wir mussten jetzt ins Pressezentrum Essen-Frohnhausen.

Mein Coffeinspiegel war auf dem Nullpunkt angekommen und ich freute mich schon auf eine gute Tasse Kaffee in Essen. Über die Ruhrauen fuhren wir dann nach Essen-Frohnhausen.

Und dort erfuhren wir, wir haben die Marke 3 Millionen Besucher geknackt, das dreifache von dem was angedacht war. Es waren nur 100 Besucher die ärztlich versorgt werden mussten, hauptsächlich Kreislaufprobleme, die allerdings alle einen guten Verlauf genommen hatten.

Polizei, THW und Ordner waren mit dem Ablauf hoch zufrieden und mussten nur positiv eingreifen indem orientierungslose Besucher auf den Weg gebracht wurden.

Fast alle waren wir jetzt 48 Stunden auf den Beinen, hatten vielleicht 1 Stunde Schlaf gehabt und waren rundum zufrieden mit dem Geleisteten. Es war, wie Jugendliche sagen würden, eine geile Veranstaltung die sämtliche Erwartungen nicht nur erfüllte, sondern wegweisend für die Zukunft sein wird. Die Übertragungswagen waren schon weg und der Rest der Presse hing jetzt nur noch ab, wir waren alle fertig. Aber schön fertig.

Und nach der Beendigung? Um 17:00 Uhr räumten die Besitzer der Tische sämtlich ihren Müll in Tüten und stellten sie fein säuberlich am Strassenrand auf. So sind wir in der Metropole Ruhr.

Nachbemerkung:

Wenn man sich dieses weitere Highlight, nach !Sing-Day of Sing oder dem Schachtzeichen durch den Kopf gehen lässt, so stößt man unweigerlich auf folgendes:
Die Bewohner des Ruhrgebietes sehen sich schon viel länger als ein gemeinsames Gebiet – nennen wir es Metropole Ruhr. Für die Bewohner ist es selbstverständlich mal eben nach Bochum, Dortmund, Essen oder auch Moers zum Feiern oder  sonst noch was zu fahren. Es ist nicht so, als wenn man in eine andere Stadt fährt, vielmehr ist es so, als wenn man nur in einen anderen Stadtteil fährt. Die Grenzen zu einer anderen Stadt ziehen das Rheinland, mit Düsseldorf oder Köln oder Westfalen, mit Münster oder Paderborn. Die Politik hat uns so eingeteilt, in drei Regierungsbezirke. Nur Still-Leben zeigt eines ganz deutlich, wir – und da schreiben wir uns von den Medien dazu – sind eine Metropole. Wann werden unsere Politiker es begreifen, dass das was zusammengewachsen ist auch zusammen gehört? Die Metropole Ruhr ist weder Westfalen noch Rheinland, sie ist halt was eigenes und urwüchsiges aber auch gewachsenes.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Essen, Bochum,  Dortmund

[alle Fotos vom Team EN-Mosaik]

 

A40 Still-Leben, „last call“ Update 16.Juli 2010

[jpg] Die Spannung steigt. Das war allen bei dem heutigen Briefing anzumerken. Viele Redaktionen haben ihre Planungen abgeschlossen und es wurden neue Informationen bekannt gegeben.

                                                                    
               l.n.r.: Jürgen Fischer [Programmdirektor RUHR2010 GmbH], Prof. Dr. Oliver Scheytt, [Geschäftsführer RUHR.2010 GmbH], Fritz Pleitgen [leitender Geschäftsführer der RUHR.2010 GmbH] ,Marc Oliver Hänig [Pressesprecher RUHR.2010 GmbH]                   

Das deutsche Luft- und Raumfahrt Zentrum hat einen Fotowettbewerb angestoßen. Alle Teilnehmer können und sollen ihre besten Fotos vom Still Leben auf der Hompage von ruhr2010.de/still-leben hochladen. Also Kamera nicht vergessen. Die besten Fotos werden zum Voting freigeschaltet.
Und das beste Foto wird prämiert. Die Fotografin oder der Fotograf bekommt einen besonderen Flug über das Ruhrgebiet vom Deutschen Luft- und Raumfahrt Zentrum im Hubschrauber spendiert.

Weiter wird es eine gehäkelte Leitplankenabdeckung geben. Die längste Tischdecke der Welt wird zu bewundern sein. Um 12:10 Uhr soll von allen Beteiligten die Ruhrhymne intoniert werden, als einen !Sing- Day of Song light. Wir hatten ursprünglich  das Lied "Hejo, spann den Wagen an"  gemeldet, ist aber gecancelt worden. Tja, so geht es manchmal.

Um 14:00 Uhr  sollen alle winken, wird aus der Luft aufgenommen.

Bei der Eröffnung um 10:00 Uhr in Dortmund wird die neue Ministerpräsidentin Hannelore Kraft mit Oberbürgermeister Sierau die Tischspur eröffnen.

Auf der A40 Auffahrt Mülheim-Winkhausen werden nochmals die gelben Ballons des Schachtzeichenprojekts aufgelassen.


             
Die Gruppe Balancao wird in Höhe Essen-Frillendorf die Stimmung anheizen.
Balansao ist eine 19 köpfige Samba und Perkussionsgruppe, die auch heute beim Briefing anwesend war.

  Tuba Libre eine VHS Band, wird mit
einer Mischung aus Jazz und südländischen Klängen mitmachen. Das Besondere, es ist ein reines Blasorchester und nennt sich das "schrägste Blasorchester des Ruhrgebietes"

  Es gibt ein Tipp-Kick WM Turnier für alle zwischen S04 und BVB, RWE und RWO – die Besseren mögen gewinnen.


Der Ruhrschriftsteller Frank Goosen
(Radio Heimat)wird auch da sein
        Es gibt ein überdimensionales Gästebuch in dem sich Besucher der A40 verewigen können.
                
v.r.n.l: Frank Goosen und
Prof. Dr. Oliver Scheytt,
Geschäftsführer RUHR.2010 GmbH
  Prof. Dr. Oliver Scheytt,
Geschäftsführer RUHR.2010 GmbH
mit dem überdimensionalen Gästebuch

Es gibt den ersten "Wasserflashmob" weltweit, initiiert von der Wirtschaftsförderung Mülheim. Dabei treten als Menschenketten Männer gegen Frauen an. Es gilt einen halben Liter Ruhrwasser über eine Strecke von 1 Kilometer durch Umfüllen von Becher zu Becher weiterzugeben. Der Sinn: Zu zeigen, das Kreativität Kosten sparen kann.

Und die Kirchen sind auch dabei.

Die evangelische Kirche kommt mit einem Tisch der Religionen, einen Kaffee Parcours und einem Rikscha-Service. Um 11:30 Uhr wollen der Essener Bischof Dr.Franz -Josef Overbeck, der westfälsiche Präses Dr.h.c. Alfred Buß, der türkische Religionsattaché Mehmet Ucmus ein Vertreter der jüdischen Kultusgemeinde und Essens Oberbürgermeister Reinhard Paß gemeinsam die Menschen begrüßen. Um 12:00 Uhr  wird als Zeichen des interreligiösen Dialogs das große rollende Kunstrad "Engel der Kulturen" in Bewegung gesetzt. An mehreren Stellen der A40 wird dieses Rad Sandintarsien als Zeichen entstehen lassen.

Die katholische Kirche wird an 200 Tischen durch katholische Gemeinden vertreten sein.
Die katholische Frauengemeinschaft (kfd) St.Augustinus wird mit selbstgemachten Hüten "Alles unter einem Hut" die wichtige Rolle der Frau in der Gesellschaft verdeutlichen.
Dann gibt es Kuchen nach biblischen Rezept.

Was aber am wichtigsten ist!!!!!  Das Wetter. Es werden 24-26 Grad Celsius prognostiziert, leichte Bewölkung und Wind von 15 km/h – also bestes Wetter. Trotz allem: Sonnencreme, Kopfbedeckung und genügend trinken ist angesagt.
Die Mobilfunkbetreiber haben die Kapazitäten des Handynetzes erweitert.

Es wird ein spannendes Programm. Bestimmt werden die Socken am Ende des Tages qualmen.
Und eines ist sicher es wird wie immer eine starke Metropole Ruhr sichtbar sein, auch vor den drei chinesischen Journalisten die sich für  diesen Tag neu akkreditiert haben.

Ach ja, Fahrräder können am Pressezentrum in Essen-Frohnhausen für einen Preis von € 12,– ausgeliehen werden. Was nun die eigenen Fahrräder betrifft wird es nur Sinn machen, wenn man mit dem eigenen PKW und den Fahrrädern kommt. Pkw abstellen, Fahrräder runter und losradeln.

Um 17:00 Uhr endet Still Leben Ruhrschnellweg. Es kann neben dem Ruhrschnellweg weiter gefeiert werden. Zum Beispiel bei Bochum total, im Duisburger Innenhafen, an den Dortmunder Westfalenhallen oder bei der After-Still-Leben Party auf dem Flying Grass Carpet mit Bühnenprogramm und Biergarten in Essen.
Denn die A40 muss bis morgens wieder fit sein.

Ich will Ihnen ein Gedicht von Frank Goosen nicht vorenthalten, welches das Selbstbewusstsein der Metropole Ruhr verdeutlicht. Passt zwar nicht hierhin, aber egal, es ist göttlich.

"Südlich von Hattingen ist Tirol,
nördlich von Recklinghausen Dänemark,
östlich von Unna beginnt Sibierien
und westlich von Duisburg ist die Welt zu Ende
– und alle fallen ins Urmeer."
(Frank Goosen)

 

Ich hoffe ich habe nichts vergessen, wir müssen ja auch noch unsere qualmsicheren Socken einpacken. Vielleicht sehen wir uns ja auf der A40 zu einem Hallo.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Essen.

 

 

Theater der Welt zieht positive Bilanz

Zwei Tage vor Ende des Festivals blickt Programmdirektorin Frie Leysen zufrieden auf
erfüllte Tage zurück: Theater der Welt ist im Ruhrgebiet angekommen.

Am 17. Juli geht die zwölfte Ausgabe des Festivals Theater der Welt in Mülheim an der Ruhr und in Essen zu Ende. Von einem Perspektivwechsel war vorab die Rede und von einem Elektroschock, der Theater der Welt für die Region bedeuten sollte. Das Festival wurde als Komplementärprogramm zu den hiesigen Angeboten konzipiert: Eingeladen waren junge Künstler aus 25 Ländern, die größtenteils zum ersten Mal in der Region zu Gast waren, deren Arbeiten an den Schnittstellen zwischen den Disziplinen entstehen und nur selten den gängigen Theaterbegriffen entsprechen.

                   
  © Foto: Klaus Lefebrve  

Kurz vor Festivalende ist klar: Das Wagnis hat sich gelohnt. Das Publikum nahm die Einladung zum Perspektivwechsel trotz hochsommerlicher Temperaturen und parallel stattfindender Fußball- Weltmeisterschaft zahlreich und mit großer Neugierde an. Mal verwundert, mal befremdet, aber immer begeistert waren die Reaktionen der Zuschauer nach den Vorstellungen und bei den
Publikumsgesprächen.

                   
  © Foto: Klaus Lefebrve  

Auch die eingeladenen Künstler zeigten sich begeistert vom offenen und warmen Empfang durch das Publikum. Rund 12.700 Tickets wurden verkauft, was eine Auslastung von 75 % bedeutet. Zum regulären Kartenverkauf hinzu kommen die Weiße Nacht zur Eröffnung, die Partys sowie die Veranstaltungen im öffentlichen Raum, die bei freiem Eintritt ebenfalls mehrere tausend Besucher anzogen. „Das Publikum und die zahlreichen Pressebesucher aus dem Ausland waren begeistert von der internationalen Atmosphäre auf Zollverein und an der Ruhr,“ resümiert Oliver Scheytt, Geschäftsführer der RUHR.2010. Besonderen Anklang fanden die beiden Festivalzentren in der Stadthalle Mülheim, deren Eingang zu diesem Zweck an das Ruhrufer verlagert wurde,
und im Schauspiel Essen.

Rund 250 Studierende von theaterwissenschaftlichen Instituten aus ganz Deutschland und der Schweiz besuchten die Sommerakademie des Festivals. Auch zahlreiche deutsche und internationale Theaterschaffende, u.a. aus der Schweiz, aus Frankreich, Korea, Australien, Kanada und Singapur nahmen die Gelegenheit wahr, bei Theater der Welt neue Talente zu entdecken.

Für viele junge Künstler war Theater der Welt 2010 ein Sprungbrett, das weitere internationale Gastspiele nach sich ziehen wird.
Theater der Welt 2010 ist ein Festival des Internationalen Theaterinstituts (ITI) ausgerichtet von Theater an der Ruhr und Schauspiel Essen in Kooperation mit der Kulturhauptstadt Europas RUHR.2010. Es gilt als das bedeutendste internationale Theaterfestival in Deutschland und wird alle drei Jahre in einer anderen deutschen Stadt oder Region veranstaltet.

[PN vom 15.08.2010 Theater der Welt / Christina Margenfeld]

 

Hattinger Helden und Heldinnen

[jpg] Heldengeschichten sind immer dankbare Geschichten. Voller Bewunderung lasen wir die Sagen um Achilles oder Odyssee-die Ilias oder die von Artus. In der Jugend waren viele von uns danach aus, es diesen Helden nachzumachen. In der Psychologie sind Helden nichts anderes als der Wunsch zu überleben, sprich, nach Unsterblichkeit.

Das Kulturhauptstadtprogamm hatte das Projekt "Local Heroes", Helden die in jeder Stadt Tag für Tag ein stilles, nicht spektakuläres Heldentum vollbringen. Die Feuerwehrleute, die Nachtschwestern oder auch Polizeibeamten, die alle in den Städten unsere täglichen und lokalen Helden sind.

Die Hattinger Künstlergruppe KünstlerBunt MultiColor machte sich Gedanken und fragte sich nach den Heldinnen, oder nach den eigentlichen Königinnen, analog zu dem eigentlichen Heldenprojekt der Ruhr2010.

Es lag nahe sich der Hattinger Isenburg des beginnenden 13. Jahrhunderts zu besinnen. Und so erinnerte Frau Dr. Gabriele Isenberg (frühere Chefarchäologin am LWL Museum für Archäologie in Herne), eine Namensvetterin, an Sophie von Isenberg die Frau des Grafen Friedrich zu Isenberg. Es geht um Macht, für damalige Verhältnisse um sehr viel Macht. Friedrich von Isenberg hatte Sophie von Limburg wahrscheinlich deshalb geheiratet um sich der Limburger sicher zu sein.  Damals war ein Kampf um den Kaiserthron gerade zu Ende gegangen und die Adeligen waren noch mit den Nachwirkungen dieses Kampfes beschäftigt. Auf der einen Seite die Welfen mit Otto IV und auf der anderen Seite die Staufen um Friedrich II. Der Staufer regierte damals von Sizilien aus und hatte hier einen Stellvertreter, den Reichsverweser Engelbert I in Köln.

Der Kölner Engelbert versuchte seine Macht in Richtung der Isenbergs auszubauen. Dem wirkte der Isenberg entgegen, indem er Stützpunkte baute und seinerseits seine Begehrlichkeiten in Richtung der Kölner ausbaute. Sophies Rolle konnte eigentlich nur die Rolle des Bindegliedes zwischen den beiden Häusern sein. Deshalb sind auch nur Legenden von ihr überliefert, die sie irgendwie überhöht darstellen. Frau Dr. Isenberg referierte auch diese Legenden in ganzer epischer Breite mit einem dementsprechenden zwinkernden Auge.

Es gab aber damals eine Heldin, die viele Dinge tat, welche letztendlich zu einer kleinen Revolution in unserem Gebiet, dem heutigen Ruhrgebiet, führte.

Adelheid, Äbtissin des Stiftes von Essen. Dieses Stift hatte im Laufe der Jahrhunderte seit seiner Gründung einen ungeheueren Reichtum an Ländereien und sonstigen Gütern angehäuft, welche dementsprechende Begehrlichkeiten bei Engelbert als auch bei den Isenbergs weckte.

Kurzum dieses Stift stand beiden im Weg.

 

Und wenn es nicht zu der Tötung des Engelbert gekommen wäre, wäre damals das Stift sicherlich von einem der beiden Kontrahenten aufgelöst worden. Adelheid brachte es aber mit einem Ränkespiel ohne gleichen fertig,  ihre beiden Widersacher aus dem Spiel zu drängen. Was so an Unterlagen vorliegt, fälschte sie Urkunden, gab ungesicherte Informationen an die jeweilige Seite. Beschwerte sich bei dem Kaiser Friedrich II aber auch beim damaligen Papst Gregor IX. Offensichtlich wusste sie wie sie Engelbert I, der ja Reichsverweser als auch dem Papst verpflichtet war, unter Druck setzen musste.

Denn der zögerte noch um Friedrich von Isenberg Einhalt zu gebieten. Auf der anderen Seite hatte Engelbert I aber auch moralisch höchste bedenkliche Machtbestrebungen sowohl in Richtung der Gebiete des Essener Stiftes als auch  der Gebiete der Isenbergs. Ich denke Isenberg sah sich in die Enge getrieben und handelte so wie er handeln musste. Engelbert I wurde getötet und Isenberg wurde ein Jahr später hingerichtet.

Ich will mich jetzt nicht näher auf diese, sicher spekulative, Geschichte einlassen. Nur es macht doch nachdenklich, wenn drei Jahre, also 1228, nach dem Untergang dieser beiden Männer das Essener Stift die Reichsfürstenwürde erhielt, bis zur Auflösung hatten die Äbtissinnen den Titel Reichsfürstinnen.

Dieser Titel war mit ungeheueren Privilegien verbunden, vergleichbar mit einem Ministerpräsidenten in der Jetztzeit. Selbstredend, dass die Güter der Isenbergs dem Stift zu fielen. Diese Äbtissinnen standen übrigens der Stadt Essen immer kritisch gegenüber und beschnitten den Rat der Stadt immer wieder. In Folge prosperierte die Gegend des heutigen Ruhrgebietes und viele Teile Westfalens derartig, dass man von einem Wirtschaftswachstum ohne gleichen sprechen könnte.

Und da bei einem Wirtschaftswachstum in der Regel Steuern gezahlt werden müssen, erlebten die Äbtissinnen einen immensen Anstieg ihrer Einnahmen. Adelheid war damit eine der reichsten Fürstinnen des damaligen Deutschlands und zwar unangetastet. Dies hielt bis zur Auflösung 1802 durch Napoleon auch so an. Noch heute hat Essen eine ambivalente Einstellung zu diesem Stift und dessen Geschichte.

Für mich bleibt die Frage: War Adelheid oder Sophie von Isenberg eine Heldin oder eine Königin? Vom Ergebnis ist die Antwort klar: Adelheid war eine Heldin und Königin.
Und so klang das Picknick der Königinnen mit einem Trompetensolo des Musikers Philipp Reusmann am  Eckturm  der Umladestation im Gelände der ehemaligen Henrichshütte aus.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Hattingen 

A40 Still-Leben, „last call“

[jpg] Um auch den letzten Besuchern oder Akteuren den Weg zum Still-Leben auf der A40 zu weisen, haben wir die Infos besorgt, wie der Einzelne aus dem EN-Kreis seine Stadt findet.
Auf allen pdf Dokus kann man entweder mit dem Auto, dem öffentlichen Nahverkehr, sprich der VRR und Bahn oder aber mit dem Fahrrad. Für Autofahrer: Parkraum ist ausreichend im Umfeld der Auffahrten vorhanden.

Hier noch einmal die Städte und den Kreis von denen wir Informationen haben, wo sie stehen und wie man dort hinkommt:

Ort
Block auf der A40
Autobahnauffahrt
En-Kreis
87
Bochum-Werne
Breckerfeld
85
Bochum-Werne
Ennepetal
85
Bochum-Werne
Gevelsberg
85
Bochum-Werne
Hattingen
75
Bochum-Zentrum
Herdecke
114
Dortmund-Ruhrallee
Schwelm
73
Bochum-Hamme
Wetter
90
Dortmund-Lütgendortmund
Witten
85
Bochum-Werne
Sprockhövel
Keine Information
 

   

Ladet Euch die pdf´s runter und druckt sie aus.

Block 85-werne-alle.pdf
Block 87-werne-alle.pdf
Block 73-bo-hamme-alle.pdf
Block 75-bo-zentrum-alle.pdf
Block 90-luetgendortmund-alle.pdf
Block 114-do-ruhrallee-alle.pdf

Ergänzend sind auf allen pdf-Dateien  noch die elektronischen Fahrkartenauskünfte der VRR und der Bahn als Link eingefügt.
Falls wir noch weitere Informationen bekommen, werden wir diese auch hier einstellen.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Ennepetal

 


PS. Von Ruhr2010 erfolgte noch folgende dringende Mitteilung:

"Picknick auf der Autobahn" hatte eine Handelskette am Wochenende in Anzeigen offeriert. Dies nimmt RUHR.2010 zum Anlass, nochmals eindringlich darauf hinzuweisen, dass das Grillen beim Kulturhauptstadt-Großprojekt "Still-Leben Ruhrschnellweg" am 18. Juli absolut nicht gestattet ist: Diese Auflage ist aus Sicherheitsgründen von der Bezirksregierung erlassen worden. Darauf wird auch entsprechend in der Streckenordnung hingewiesen.

 

Die vollständige Streckenordnung können Sie einsehen unter: www.ruhr2010.de/still-leben/haus-und-streckenordnung

 


 ACHTUNG: Beim WDR gibt es ab sofort im Internet eine 360 Grad-Ansicht, wo man durch Eingabe seines Blocks und der Tischnummer ein Bild seines Standortes abrufen kann.

http://www.wdr.de/themen/kultur/360grad/a40/index.php

Love-Letter auf der A40 zum Still Leben

 

[JPG] So stand es am Dienstag, dem 6. Juli 2010 in der WAZ Essen unter der Rubrik

       "Grüße und Glückwünsche":          

                    
20  20  20  20  20  20  20  20  20  20  20  20  20  20  20  20

20

20

20

20

20

20

          Liebe Beate,

          herzlichen  Glückwunsch  zur Porzellanhochzeit.
          Aus  Liebe  zu  Dir  möchte ich auf  der längsten
          Hochzeitstafel der Welt,  am  18.7.2010,  auf der
          A40,  den   schönsten  Tag  unseres  Lebens
          nachfeiern incl. Trauung, wird nachgestellt.

          Dein Uwe

20

20

20

20

20

20

20  20  20  20  20  20  20  20  20  20  20  20  20  20  20
20
 

Diese Zeilen waren dabei rund herum mit der Zahl 20 umrandet. Welch wundervoller Liebesbrief, der auch Aussenstehenden das Herz berührt.
 
Wir wünschen Beate und Uwe einen unvergesslich schönen Tag zusammen mit Millionen Gästen, die gemeinsam mit ihnen diesen Tag auf der A40 verbringen und dieses absolut einmalige Ereignis feiern werden.
 
                
                                                                                                              Foto: Linde Arndt  EN-Mosaik

So wurde heute die Pressekonferenz und das anstehende Briefing in der Messe Essen durch den Pressesprecher Marc Oliver Hänig eröffnet. Die etwa 120 akkreditierten Pressevertreter spendeten Applaus, was eigentlich unüblich ist.

In der Nachbarhalle lagerten die 20.000 Tische und 40.000 Bänke. Sie stehen bereit um in der Nacht zum 18. Juli 2010 auf der gesperrten A40 aufgestellt zu werden.
Als Fritz Pleitgen in New York zum ersten mal sah, wie unkonventionell die Amerikaner einen ganzen Stadtteil sperrten um mit Fahrrädern, Rollerblades oder Skatebords ihren Stadtteil zu erkunden, kam in ihm der Gedanke, so was muss bei uns doch auch möglich sein. Und als er diese Idee variierte und die A40 gesperrt haben wollte, wollten ihn erst alle für verrückt erklären. Nur der Bund hat es der Ruhr 2010 zugetraut. Es war viel Überzeugungsarbeit nötig, die Fritz Pleitgen als auch das Team der Ruhr 2010  um ihn geleistet haben.

       
   ©MESSE ESSEN GmbH, 45001 Essen, Germany / Fotograf: Rainer Schimm/MESSE ESSEN
Fritz Pleitgen (links), Geschäftsführer der RUHR.2010 GmbH und die Oberbürgermeister der A40-Städte, Dagmar Mühlenfeld, Mülheim an der Ruhr, Reinhard Paß, Essen, Klaus Wehling, Oberhausen und Frank Baranowski, Gelsenkirchen sowie Michael Townsend, Kulturdezernent Bochum und Günter Kozlowski, Staatssekretär im Ministerium für Bauen und Verkehr des Landes NRW und der Düsseldorfer Regierungspräsidenten Jürgen Büssow (rechts)
 

Der Regierungspräsident Jürgen Büssow, als Strassenverkehrsbehörde, übergab sodann symbolisch die Erlaubnisurkunde ( Ein 90 seitiges Werk ) an Fritz Pleitgen, den Geschäftsführer der Ruhr 2010 GmbH, womit alles ein genehmigungsrechtliches Fundament hat.

So standen am 07. Juli 2010 alle Verantwortlichen, fast alle Bürgermeister der Anrainerstädte waren anwesend (s.vor), den Fragen der Presse zur Verfügung. Es gilt ein weiteres Mammutprojekt der Ruhr 2010 Wirklichkeit werden zu lassen.

Es sind keine 10 Tage mehr wenn es im Verkehrsfunk heißt:

Achtung, Achtung, wichtige Verkehrsdurchsage:

Personen auf der A40 und zwar millionenfach!
Wir bitten alle Verkehrsteilnehmer ihre Fahrzeuge auf den ausgeschilderten Parkplätzen abzustellen und über die Auffahrten zu sehen, was sich dort abspielt.

Die organisatorische und logistische Herausforderung ist immens und hatte bisher nichts Vergleichbares. Wo das geht, geht alles. Einer der Slogans der Ruhr 2010.

  Erwartet werden mindestens 1.000.000 Besucher denen von der Firma Edeka rund 1,5 Millionen Flaschen alkoholfreie Getränke, 300.000 Früchte und 100 tausende Snacks zu einem geringen Preis ( € -,50 und € 1,– ) angeboten werden. 

Dieses auf  93 Versorgungsstationen mit 100 Kühl Lkws angeliefert und verteilt.

Es gibt aber auch ein leckeres Bier für einen Euro aus der Dose, gekühlt versteht sich. Damit ist die Grundversorgung gesichert.

Versorgung durch EDEKA
Foto: Linde Arndt
   

11.700 Helfer, darunter 3.100 THW-Mitarbeiter, 1.700 Polizeibeamte, 1.000 Feuerwehrleute, 800 Entsorger, 780 Volunteers und, und, und stehen bereit für das große Spektakel.

  300 weitere Lkws bringen die Tische, Bänke Schilder und das Equipment auf die Autobahn und Umgebung.

37 Auf- und Ausfahrten werden durch das THW gesichert und begehbar gemacht.

   
Logistik durch Schenker    [Fotos re. + li.: Linde Arndt]    THW auf der Spur

31 Stunden ist die Autobahn gesperrt mit 30 Km Absperrungen.
Es wird 2.700 sanitären Anlagen geben, die vor Ort von 100 Helfern betreut werden.

Die VRR stellt 600 Helfer um die Besucher an die Auffahrten zu bringen. Die Regionalbahn erhöht für 10 Strecken ihre Kapazitäten, teilweise fahren auf einigen Strecken die Züge im 15 Minuten Takt. Shuttlebusse werden die Gäste aus dem Innenstadtbereich an die Autobahnauffahrten bringen. Es gilt statt 200 tsd.Fahrgäste nunmehr ca. 1 Million oder mehr Fahrgäste zu befördern. Dazu kommt, Autobahnauffahrten sind keine Bushaltestellen. Der adfc, also der allgemeine Fahrradclub erwartet bis zu einer halben Millionen Fahrradfahrer und wird an seinen Infopoints mit Pannenkoffern einfache Reparaturen ausführen. Mit dem Angebot "Bett und Bike" hält der adfc noch 100 Betten bereit um ein stressfreies Still-Leben zu gewährleisten. Denn es wird schwierig bzw. unmöglich, sein Fahrrad im öffentlichen Personennahverkehr mit zu nehmen.

Ein gigantisches Projekt um der Welt, Deutschland und der Metropole Ruhr zu zeigen, so leben wir, so sind wir, das können wir. Wir sind vor nichts bange.

Viele beispielhafte Programmbeiträge haben wir schon einmal in unserem Artikel http://en-mosaik.de/?p=13364 zusammengestellt.

Hier  einige interessante Beispiel die sich noch gemeldet haben?

  • Salsatanztreff, Dortmund
  • Goethe Dinner, Bochum Stadion
  • Englisch Table on the A40, Bochum Stadion
  • Rio meets Ruhrpott, Essen Frillendorf
  • Die Band CULTURE POOL spielt unplugged, Essen Holsterhausen
  • Die Pottpoeten mit unplugged Rap, Mülheim Dümpten
  • 100 Bräute für Marxloh, Kreuz Duisburg Kaiserberg


Ach ja, die Stiftung Zollverein ist auch an 15 Tischen nunmehr vertreten. Da können Grubenhelme angemalt werden, an anderer Stelle werden Fühlkästen aufgestellt in welchen man Dinge erfühlen kann. Mit "Schrift und Siegel" können Besucher alte Schriften erlernen und sodann ihren eigenen Siegelstempel anfertigen.

Wie gesagt, dieses sind nur Beispiele die ich nur so willkürlich aus den letzten Meldungen herausgenommen habe.

Die Stadt Ennepetal bunkert da leider etwas mit ihren Informationen. Lediglich wurde verlautet, dass Bürgermeister  Wilhelm Wiggenhagen auf der A40 dabei ist  und jeden begrüßt,  der an den 15 Tischen Ennepetals vorbeizieht. Wäre schön, ausführlicher informiert zu sein, so wie es durch anderen Städten geschieht. Aber was soll es, Ennepetal hat Öffentlichkeitsarbeit schon immer als konspirative Tätigkeit angesehen und sie daher nur rudimentär ausgeführt. Schon bei der Eröffnung von Ruhr2010 kam alles leider kleckerweise.

Aber lassen wir uns, den Tag nicht vermiesen, wenden wir uns interessanteren Dingen zu.

Dieses Projekt ist nicht nur imagefördernd sondern auch gemeinschaftsfördernd im doppelten Sinne. Einmal haben sich inzwischen viele Kommunen ausgetauscht und feiern gemeinsam auf der A40. Zum anderen fördert es den Gemeinschaftssinn innerhalb der Gruppen, die sich neu indentifizieren.

Still-Leben hat das Potenzial zu einem emotionalen Gründungsmoment der Metropole Ruhr zu werden. Alle Städte haben inzwischen ihre Aktivitäten weiter gemeldet, so dass man jetzt schon sagen kann: Bunter geht es nicht mehr. Die Metropole Ruhr ist bunt und nicht grau, und zwar bunt in vielerlei Hinsicht. Wir wollen nicht nur die längste Tischkultur haben, sondern die schönste und kreativste, so Fritz Pleitgen.

Es geht aber auch international zu. Die Co-Kulturhauptstädte Péc und Istanbul schicken uns ihre Frischvermählten und  diese sollen auf der A40  nochmals symbolisch  getraut werden. Unsere Nachbarn, die Niederländer, sind gar mit Tischkontingenten anwesend.

Teilnehmer sind als Besucher aus den USA, Spanien, der Schweiz, Österreich, Polen, Frankreich und Großbritannien fest gebucht. Sie haben konkret gebucht um auf dem Ruhrschnellweg A40 das Still-Leben zu erleben. Die Ruhr.2010 wird die unermüdlichen Ehrenamtlichen aus dem Schachtzeichenprojekt  nochmals sehen wie sie einige der gelben Ballons auflassen.
Aber bitte etwas Ruhe in dem bunten Miteinander, denn es gibt einen "Sing-Mop", richtig es ist dem Flash Mop entlehnt. Um 12:10 Uhr wird es ein Sing-Mobbing geben, alle werden zu diesem Zeitpunkt das Lied:
"Hejo, spann den Wagen an". einen dreistimmigen Kanon singen

Hier der Text:

Heho, spann den Wagen an
seht, der Wind treibt Regen übers Land
Holt die goldenen Garben!
Holt die goldenen Garben!

Und danach, klar, gibt es das Steigerlied. Glück auf! Glück auf!

Und das alles wird dementsprechend dokumentiert. Das Deutsche Luft- und Raumfahrtzentrum wird mit einem Hubschrauber über der A40  kreisen. Ausgestattet mit hochauflösenden Kameras werden die Aktivitäten in 2D und 3D im Einzelbild als auch im Bewegbildmodus aufgezeichnet. WDR 2 wird im Radio berichten. ARD und ZDF schicken komplette Übertragungswagen.

Den Streckenflyer haben wir als pdf zum download bereitgestellt.  Und hier der Link um wesentliche Fragen (FAQ) wie und  was man alles auf dem Still-Leben machen kann beantwortet. (http://www.ruhr2010.still-leben-ruhrschnellweg.de/deutsch/projekt/gebrauchsanweisung.html)

Als oberste Devise gilt übrigens immer: Rücksichtnahme gegenüber anderen. Die Mobilitätsspur kann beidseitig befahren werden, es gilt das Rechtsfahrgebot. Wer mit dem Auto anfährt sollte sich vorher im Internet kundig machen; denn die Auf- und Abfahrten der Autobahn sind mit Piktogrammen gezeichnet wo man mit dem Auto abparken kann.

Mit dieser Pressekonferenz als auch mit dem Briefing werden gleichzeitig sämtliche Planungs- und Sicherheitsreserven im Tischbereich aufgelöst.

Bis zum 12. Juli 2010 können noch einzelne Tische entweder über das Internet http://www. ruhr2010.de/still-leben/tischtickets oder telefonisch unter 01805-152010 (Festnetz 0,14 €/Min, Mobilfunkpreis max. 0,42 €/Min.) gebucht werden. Bis zum 17. Juli geht es noch an den bekannten Vorverkaufsstellen. Ein Tischticket kostet € 25,– zzgl. € 3,50 Gebühren und zzgl. Versandkosten.

Es gibt auch eine Bürgerhotline: 01805 – 452010 (Festnetz 0,14 €/Min, Mobilfunkpreis max. 0,42 €/Min.)

Generell gilt aber: Auch ohne festen Platz kann man bei Still-Leben dabei sein. Man kann die Programmbeiträge entdecken, erkunden und wird teilweise zum mitmachen animiert.

Auch wir müssen uns vorbereiten, haben wir doch heute bei dem Briefing einige Dinge mit auf den Weg bekommen, welche uns wieder einmal an die Grenzen unserer Leistungsfähigkeit führen werden. Denn eines hat uns das heutige Briefing mal wieder gezeigt, vor Überraschungen, im positiven Sinne, ist man bei der Metropole Ruhr nie sicher. Wurde uns doch heute mitgeteilt, dass die Möglichkeiten der Berichterstattung erheblich ausgeweitet wurden. Wie bei den Eröffnungstagen, dem  !Sing-Day of Song oder dem Schachtzeichen werden wir uns auch beim Still-Leben wieder von der Stimmung beflügeln lassen und erst morgens singen: Komm zu Ruhe…

In dieser Metropole Ruhr macht es Spaß und Laune mitzumachen und die positiven Spannungen auszuhalten. Wir gehören dazu. Und vielleicht gelingt es uns auch später mit ein paar Zeilen und ein paar Fotos ihnen allen diese spannenden Momente auf den Bildschirm zu zaubern.

Hier noch einige Impressionen von der Pressekonferenz in der Messe Essen.
[Fotos: Linde Arndt EN-Mosaik]



Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Essen.