Schön, dass ihr gekommen seid…..[Folkwang Museum]

[jpg] .. so würde man gute Freunde begrüßen, wenn man diesen sein neues Haus zeigen wollte. Die Zeit bis das Haus  stand, war mit vielen Gedanken, Wünschen und Arbeiten verbunden. Diese Gedanken sind es, wie werden die alten Freunde reagieren, sehen sie noch genauso aus wie ehedem, ob das Haus auch so richtig ankommt, dass alles, und noch vielmehr geht einem durch den Kopf.  Teilweise über 70 Jahre hat man einige von diesen lieben Freunden nicht gesehen, man wusste zu Anfang nicht ob sie kommen würden.

Es waren nur wenige die nicht kommen konnten. Da hingen die Gemälde von Ludwig Kirchner ( Fünf Frauen auf der Straße), die von Köln (Ludwig Museum) ,oder die von Wassily Kandinsky (Improvisation 28 (2.Version), die sogar von New York (Guggenheim Museum) kamen.
Marc Chagall, Franz Marc, Max Beckmann oder auch Oskar Schlemmer waren auch da – um nur einige stellvertretend zu nennen.

Man merkte und spürte bei den Vortragenden:

                    
  vlnr. Hendrik von Boxberg, Dr.Hartwig Fischer, Prof.Dr.Uwe M.Schneede, Dr.Bernhard Reutersberg     
Foto:Linde Arndt / EN-Mosaik
 

Dr. Hartwig Fischer, Direktor Museum Folkwang,
Dr. Bernhard Reutersberg, Vorsitzender des Vorstandes E.ON Ruhrgas
Prof. Dr. Uwe M. Schneede, Gastkurator

Hendrik von Boxberg, Pressereferent des Folkwangmuseums als Moderator

schon den Stolz und die Freude, die mit dieser Ausstellung "Das schönste Museum der Welt" Museum Folkwang bis 1933, verbunden ist.

Rückblick:

Wenn wir heute gesellschaftlich in Deutschland jammern, weil wir zwar wirtschaftlich zu den Riesen gehören, jedoch in kulturellen und damit künstlerischen Bereichen eher nicht zur ersten Wahl gehören, vergessen wir  Eines. In den 20er Jahren des 20.ten Jahrhunderts war Deutschland der Nabel der Welt im künstlerischen Bereich. Die Impulse die von Deutschland ausgingen begeisterten, ja, es herrschte gerade eine Aufbruchstimmung. Wirtschaftlich war Deutschland allerdings in dieser Zeit eher ein gefesselter Riese, der sich mit seinen Fesseln herum schlug. Berlin, München, Hamburg, Dresden, Essen, Weimar/Dessau vermittelten das, was das Kulturhauptstadtjahr 2010 heute vermitteln möchte: "Wandel durch Kultur – Kultur durch Wandel". Diesen Leitsatz hatte der Hagener Karl Osthaus verinnerlicht der an die Transformationskraft der Gesellschaft durch die Kunst glaubte.

In Dresden war die erste Künstlervereinigung, "Die Brücke" gegründet worden, in München die "Blauen Reiter". Eine Fülle von Kunstrichtungen belebten, forderten ja provozierten das  damalige Publikum . Die  Briefwechsel und Diskussionen zwischen den Künstlern aus dieser Zeit sind unvergessen und befruchteten. In Weimar später Dessau begründete Walter Gropius mit Henry van de Velde die Moderne in der Architektur und im Design. Bertold Brecht brachte der Kunst eine neue Theatertheorie, die neben der Theorie des Griechen Aristoteles (384 – 321 v. Chr.) zukünftig einen festen Platz einnehmen wird und damit das moderne Theater heute begründet. Mathias Hauer und Arnold Schönberg entwickelten die 12 Ton Musik die für die Musik eine Revolution darstellte. Diese kreativen Impulse durchdrangen die gesamte Gesellschaft und legten permanente Kräfte zum Wohle anderer Bereiche, zum Beispiel der Wirtschaft frei.

Um die vielen Nobelpreise der Deutschen in der damaligen Zeit einzuordnen, sollte man nie diese Entwicklungen in der Kunst zur Seite legen. Die damalige Kunst war gerade der Motor für weitergehende Entwicklungen in den anderen gesellschaftlichen Bereichen. Es war ein fruchtbarer Austausch, eben diese Transformation wie der Hagener Osthaus es meinte, zwischen Kunst, Wissenschaft und Gesellschaft.

Und dann kam die schlimmste Zeit in der Geschichte Deutschlands. Deutschland fiel in die Barbarei und wurde letztendlich zu einem Volk der Täter und Verbrecher. 1933 ergriffen die Nazis die Macht und fackelnden nicht lange, sie setzten die Demokratie außer Kraft und gaben vor, wie und was Kunst zu sein hatte. Heldenverehrung, Überhöhung des Trivialen und Banalen, Führerkult waren die Botschaften, die ausgesandt werden sollten. Kritik wurde im Keim erstickt, alles musste fortan schön und heldenhaft sein und auch so besprochen werden.

Dies knüpfte übrigens an die in der "Rinnsteinrede" von Wilhelm II, 1901 artikulierten Kunstbegriff der Moderne an.
Nun ging es Zug um Zug. 1933 fanden die Bücherverbrennungen statt. Öffentlich wurden missliebige Literaten verbrannt. Entweder waren es Juden, wie zum Beispiel Lessing oder es waren Literaten die nicht in das "edle deutsche Bild" und deren Sprachschatz passte. Das Andere wurde auf einmal zum Aussätzigen.

"Gegen Frechheit und Anmaßung, für Achtung und Ehrfurcht vor dem unsterblichen deutschen Volksgeist! Verschlinge, Flamme, auch die Schriften von Tucholsky und Ossietzky! "

So lautete damals der Ausruf eines dieser Verbrecher als die Werke dieser Literaten ins Feuer geworfen wurden.
Man muss nicht lange nachdenken um Tendenzen in der heutigen Zeit zu erkennen. Auch heute machen sich wieder einige dieser Zeitgenossen auf, ihre Wiedergeburt zu betreiben.

Und es ging weiter. 1937 wurde mittels eines Erlasses der Reichskunstkammerpräsidenten Adolf Ziegler ermächtigt 16.000 Werke der Moderne zu beschlagnahmen und als entartete Kunst zu deklarieren. Bis 1938 wurde auch der Bereich der Musik erfasst. Der Höhepunkt war die Ausstellung "Entartete Kunst" 1937 im Münchener Hofgarten, dort wurden die konfiszierten Werke mit Kranken und Tieren assoziiert und verspottet. 2 Millionen Besucher hatte diese Ausstellung gesehen, während eine parallele Ausstellung im Haus der deutschen Kunst nur 420 Tausend Besucher hatte. Es war ein ungeheuerer Rückschritt. Der Pöbel, angeführt von einem billigen Landschaftsmaler, diktierte was Kunst sein sollte, alles andere wurde selektiert. Es passte zu dieser Ideologie die sich anmaßte zu bestimmen was gut und was schlecht ist.

Heinrich Heine hatte einmal in seinem Werk Almansor geschrieben:

"Dies war ein Vorspiel nur, dort, wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen."

Wohl wahr, wie sich rund hundert Jahre später herausstellte.

Damit war die Zeit des Kunstschaffens der damaligen Zeit unwiederbringlich vorbei. Viele Künstler emigrierten ins Ausland oder traten die innere Emigration an. Letztendlich wurde ihnen, falls sie in Deutschland blieben, ein Berufs- und Austellungsverbot erteilt. Und die Kunstwerke? Soweit sie sich verkaufen ließen, verkauften die Nazis die Kunstwerke ins Ausland um sich ihre eigenen Taschen zu füllen, so pragmatisch waren diese Verbrecher schon. Der Rest, der sich nicht in bare Münze umwandeln ließ, wurde überwiegend verbrannt oder verschwand. Nur wenige Kunstwerke tauchten nach dem Krieg wieder auf. Auch das Essener Folkwang Museum musste einen ungeheuerer Aderlass mit mehr an 1.400 Werken damals hinnehmen, hatte doch gerade das Folkwang Museum sich einen Namen in der modernen Kunst damals gemacht.
Die Namen der Künstler, deren Werke vernichtet wurden, werden in Kürze an einer freien Ausstellungswand des neuen Folkwangmuseums auf kleinen Täfelchen erscheinen..

Die Roadmap dieser Verbrecher war, wie es Heinrich Heine unbewusst prophetisch vorhersagte vorbestimmt.
1938 wurde der Krieg begonnen, die Meilensteine waren Coventry, Stalingrad, Ausschwitz und letztendlich wieder Berlin, wo diesen Verbrechern ihr Tun auf die Füße fiel. 50 Millionen Tote waren zu beklagen und Deutschland lag in Schutt und Asche. Was eine Bewegung von Biedermännern anstellen kann, bringt einem das kalte Grauen. Die Folge: Nie wieder wird in den folgenden Jahren Deutschland an diese so fruchtbare Zeit anknüpfen können. Aber, und das scheint eine deutsche Art zu sein, dieses Kunstverständnis der Nazis scheint tief verwurzelt zu sein, wie man seinerzeit während einer gesellschaftlichen Diskussion über den Sinn der Werke des Künstlers Josef Beuys verfolgen konnte.

Kunst sollte nie mehr wieder so in Frage gestellt werden, indem man es zulässt, dass ganze Lebenswerke vernichtet werden. Dies zu verhindern  bedeutet für alle Kultur- und Kunstschaffenden, die Kunst breiter in der Bevölkerung zu verankern. Deshalb kann man mit Freude beobachten, wie alle Beteiligten die Kunst aus einer für sie nicht abträglichen Ecke des Elitären herausgeholen. Heute finden zunehmend Dialoge auch mit kunstfernen Schichten statt, zumindest versucht man andere Wege zu gehen. Frühzeitig werden Kinder und Jugendliche angesprochen, um ihnen die Türen zu einem breiteren Kunstverständnis zu öffnen. Es werden Multiplikatoren gewonnen, die Schönheit aber auch die Breite der modernen und zeitgenössischen Kunst zu eröffnen. Viele Museen veranstalten Workshops um den Besucher für das Kreative in der Kunst zu begeistern.

                   

Zurück zu der Ausstellung.

Hartwig Fischer trug nicht ohne Stolz vor, dass  der Kunsthistoriker und Harvard-Professor Paul J.Sachs, der Mitbegründer des MoMa in New York, das Museum Folkwang 1932  "das schönste Museum der Welt" nannte. Für Fischer ist es augenscheinlich das schönste Museum. Das Kulturhauptstadtjahr 2010 hat damit eines seiner Hauptprojekte, wobei damit die anderen vielen, vielen Projekte nicht herabgesetzt werden sollen. Vielmehr kommt damit etwas zurück was einmal einzigartig war und sicher Paul J.Sachs zu dieser Äußerung verleitete. Das Kulturhauptstadtjahr steht unter dem Leitwort von Karl Ernst Osthaus: Wandel durch Kultur – Kultur durch Wandel. Auch das Folkwang Museum verkörpert mit seinem Neubau von David Chipperfield diesen Wandel. Durch die Öffnung zur Bismarckstrasse, einer vielbefahrenen Ein-und Ausfallstrasse, lädt das Museum den Vorbeifahrenden zu einem Dialog ein, Dialog um und mit der Kunst.

Mit Professor Dr. Uwe Schneede hat das Museum einen ausgewiesenen Kurator gewonnen, der im Dialog diese Ausstellung realisierte. Prof. Schneede, der von 1991 bis 2006 Direktor der Hamburger Kunsthallen war ,ist ein erfahrener Museumsmann wie anerkannter Wissenschaftler.
Prof. Schneede war sofort von der Idee dieser Ausstellung begeistert und überlegte auch nicht lange, denn die Idee konnte nicht überzeugender sein.

Bei Licht betrachtet waren es jedoch zwei Ideen: Nämlich die von den Nazis beschlagnahmten in aller Welt verstreuten Werke noch einmal zu versammeln und die im Haus verbliebenen aber auch neu erworbenen mit diesen zu vereinen. Im Grunde ein Familientreffen der ehemaligen mit den im Haus verbliebenen und neu hinzu gezogenen. Es galt also die Geschichte und die Gegenwart zu vereinen, jedoch nicht in Form einer nostalgischen Ausstellung sondern einer Ausstellung, die die ganze Bandbreite der europäschen wie außereuropäschen Kunst unter dem Museum Folkwang zeigt. Man möchte meinen, die in den Depots ruhenden Objekte der außereuropäischen Kunst und Kulturen würden zu dieser Ausstellung nicht passen. Doch. Denn gerade die Moderne stellt ein wertvolles Bindeglied dar, um den Blick auf die außereuropäischen Kulturen frei zu machen.

Der Expressionismus, der Orientalismus in der europäischen Architektur, der französische Japonismus, Jugendstil und Orient, die moderne Formgebung und Japan ….. sie alle fügen sich auf wundersame Weise zusammen und lassen den Weltgeist zumindest in der Kunst erkennen. Wo hat da der Nationalismus eine Chance? Nirgendwo.

Gleichrangig stehen die einzelnen Kulturen nebeneinander, eben das Minarett mit dem Kirchturm, nur in einer anderen Formensprache, wobei die Funktion die Gleiche ist. Ein Krug bleibt ein Krug, eben ein Gefäß zur Aufbewahrung von was auch immer in seiner Funktion überall gleich, nur die Form und die Farbgebung ist den unterschiedlichen kulturellen Sprachen entwachsen, quasi eine Laune. Die Bewunderung setzt da ein, indem wir die Ähnlichkeit mit unseren Werken erkennen. Die Ornamentik der Orientalen, findet seine Entsprechung auch in unseren europäischen Werken. Wir sind eben doch, trotz immer wieder anders lautender Botschaften, mehr verwandt und bekannt als wir glauben mögen.

Dr. Bernd Reutersberger, Vorsitzender des Vorstandes der E.ON Ruhrgas AG betonte, dass seinem Unternehmen die vielfältige Kultur in dieser Region am Herzen liegt. Kultur braucht Impulse, um Neues hervor zu bringen. Und sie braucht Verbündete, die sie fördern. Die Zeit könnte nicht besser sein, alles passt zusammen, der Neubau, das Kulturhauptstadtjahr und diese Sonderausstellung. E.ON ist es ein besonderes Anliegen Partner des Folkwang Museums zu sein und freut sich, gerade dieses Projekt zu fördern. E.ON sieht gute Gründe für diese Partnerschaft; denn Kultur ist ein nicht mehr wegzudenkender Wirtschafts- und Standortfaktor der Verbindungen zwischen den Menschen schafft und damit erst gesellschaftliches Leben entstehen lässt.

Auf die Frage, warum der Hagener Osthaus sich nie mit Picasso  beschäftigen wollte, antwortete Prof. Schneede: Osthaus hat es nie geschafft über den Expressionismus hinaus zu gehen, wie auch, denn er starb ja recht früh. Auf der anderen Seite, waren die Werke Picassos die man damals nur  in Frankreich erstehen konnte,  sehr teuer. Ob es denn jetzt  "das schönste Museum der Welt" wäre, so ein Kollege. Lächelnd meinte Prof.Schneede, zumindest ist es das interessanteste Museum, welches ich kenne, wobei ich nicht abstreiten mag, dass es das Schönste sein mag.

Wenden wir uns wieder unserer Familienfeier zu, man will doch wissen wie es dem einzelnen ergangen ist.

Da sind die Werke von Oskar Schlemmer, klare stereometrische Formen als irgendwie ineinander greifende Figuren in einer Harmonie ohne gleichen. Kein Wunder das ihn Walter Gropius nach Dessau holte um ihn für die Wandmalerei zu begeistern. Man könnte die Ornamentik der Orientalen als Wurzeln in der gleichmäßigen wiederkehrenden Anordnung erkennen. Er, auch ein Universalgenie, der sich im Bauhaus eines Gropius wie auch auf einer Bühne wohl fühlte und seine kreative Schaffenskraft entfaltete.

     
  Vierergruppe mit rechtwinckligen Armgesten (1929-1930)      Rote Leiber  (1929)     Schwebende und gestreckte 
  Jünglingsfigur in Kreisform (1929-1930)

Oder da, Wassily Kandinsky, der einmal von seinen Kollegen aufgefordert wurde, "möglichst verständliche Werke" zu erstellen. Er,der sich der abstrakten Malerei näherte und letztendlich ihr zu ihrem Durchbruch verhalf.

Dem Expressionismus zuerst verschrieben, wandte er sich mit Franz Marc und August Macke diesem Stil ab und gingen andere Wege. Die "Blauen Reiter", eine Künstlervereinigung entstand die bis heute ihren Ruf für eine abstrakte Kunst erhalten hat.

   

Auch Kandinsky war Lehrer am Bauhaus in Dessau und Weimar. Überhaupt war der Kunstbetrieb in der damaligen Zeit ungeheuer spannend. Da wurde gestritten, in Frage gestellt, verworfen und neu begründet. Kunst war nicht nur Malerei, sondern übergreifend in andere Kunstbereiche wurde experimentiert und gearbeitet.

  Und dann die Roten Pferde von Franz Marc, das Museum Folkwang hat dieses Motiv als Erkennungsmotiv genommen. Er, der viel zu früh im ersten Weltkrieg starb, als Deutschland die ersten nationalistischen Gehversuche machte.

Während des Krieges wandelte er sich vom Nationalist zum Europäer. So schrieb er an seinen Freund Wassily Kandinsky 1914 schon,
"In solcher Zeit wird jeder, er mag wollen oder nicht, in seine Nation zurückgerissen.

Ich kämpfe in mir sehr dagegen an; das gute Europäertum liegt meinem Herzen näher als das Deutschtum."  Zwei Jahre später war er, nicht einmal 40 Jahre alt, gefallen. 

Er setzte die Farben symbolisch ein, nicht naturalistisch und versuchte mit seinen Werken das Ursprüngliche und Reine darzustellen. Die Versöhnung, der Einklang mit der Schöpfung und der Natur, war sein Ziel. Ewiger Traum nach paradiesischen Zuständen. Er war auch der Begründer einer eigenen Farbenlehre, die heute in der Psychologie und anderen Bereichen eine Selbstverständlichkeit sind.

Und das sollte "Entartete Kunst" sein? Das sollten krankhafte Menschen sein? Wie krank mussten wohl diese Nazis sein um solche Aussagen zu machen.

Und dann waren noch die außereuropäischen Schätze aus den Depots des Folkwang Museums. Wie sollten sie zusammen passen? Es gab da nicht so viele Möglichkeiten. Aber, es sollte die erste große Ausstellung oder auch Familienfeier der Kunst im Kulturhauptstadtjahr werden und zwar im neuen Folkwang Museum. Selbstbewusstsein und Stärke im Reigen der Region Ruhrgebiet sollten den Besucher auch den kulturellen Reichtum darbieten. Nicht wir sind wieder wer, sondern wir waren schon immer stark, die Menschen und deren Kultur in dieser Region. Es sollte ein emanzipatorischer Aufbruch sein um auch neben einem MoMa in New York auf Augenhöhe bestehen zu können. Auch und gerade wollte man sich in der Welt zurück melden, mit einer Region die eine der größten Kraftanstrengungen unternimmt sich neu zu erfinden. Beginnend in der stärksten Zeit um den Geist in der heutigen Zeit, den Weltgeist,  zu beschwören.

So entschied sich das Folkwang Museum, die Schätze in ihrer ureigensten Schönheit für sich alleine sprechen zu lassen. Eine richtige Entscheidung. Durch dieses für sich stehen, legen diese Schätze ein klares Zeugnis für das Menschsein und damit der Gemeinsamkeiten in Kunst und Kultur ab. Es war wie eine stille Zwiesprache über die Abteilungen des Museums. Ein Dialog der Kulturen, ein Austauschen des Weltgeistes. Nichts kann den Weltgeist trennen, über Jahrhunderte schon. Das Trennende, die Mauern waren immer nur temporär, nie real.

Das zeigten die ägyptischen Reliefs und Skulpturen, die bedruckten Textilien, die spanischen Wandfliesen mit einer reichhaltigen Ornamentik, die japanischen bemalten Dosen aber auch Gesichtsmasken, oder die Figuren aus Ozeanien mit einem hohen Abstraktionsgrad, der auch den  Gemälden im Zusammenhang mit der restlichen Ausstellung innewohnt. Selbst die Gefäßkeramiken mit ihren verschiedensten Formen aus den unterschiedlichsten Kulturen spiegelten eindruckvoll diese Gemeinsamkeiten wieder. Es ist ein gelungenes Familienfest, ein heiteres Wiedersehen in Räumlichkeiten die fast vergessen lassen wie weit Menschen sinken können. Es ist aber auch ein würdevolles Wiedersehen mit der Botschaft daran anzuknüpfen, sich zu erinnern das Kraft, Stärke und Mut der kreativen Gestaltung den Weltgeist bewegt.

Ebenso ist  eine Botschaft vorhanden, die Botschaft zur Besinnung auf die Gemeinsamkeiten die uns alle verbindet – unsere Kulturen, wo das vermeintlich Andere eben das Schöne und Reine ist. Und das ist es was erhaltenswert ist, der Austausch mit diesem Anderen, welches schon die Gemeinsamkeiten widerspiegeln.

In der letzten Zeit vernehme ich immer wieder, wie man Menschen versucht mittels der Sprache in den einzelnen Nationen auszugrenzen, es ist nicht richtig. Denn in ihren Werken der Kunst haben sie doch eine Gemeinsamkeit. In welchem Land auch immer, es geht etwas erhellendes über jedes Gesicht, egal welche Sprache dieser Mensch spricht, wenn ein Kunstwerk erkannt wird. Es bedarf keiner Worte, es bedarf nur des Erkennens. Ein Pinsel, eine Leinwand und etwas Farbe, verleitet jeden Menschen etwas zu gestalten, welches letztendlich in die Seele des anderen Menschen eintritt.

So verabschiedete ich mich vom Folkwang Museum zum zweiten Male in diesem Jahr, hoffentlich nicht zum letzen Male. Es war eine wirklich sehenswerte berauschende Ausstellung für mich.

Übrigens. Bis heute wurden schon 2.500 Führungen gebucht.

Zum besseren Verständnis habe ich die Künstler die von den Nazis geächtet wurden am Ende aufgelistet.
Viele ihrer Werke sind auf immer verloren, einige konnten gerettet werden. Seien wir dankbar, dass es diese Menschen in der langen Reihe der Menschwerdung gegeben hat.


Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Essen

Hier noch einige Fotos aus dem schönsten Museum der Welt, aufgenommen am 18. März 2010 von Linde Arndt:


Weitere Informationen über Öffnungszeiten, Anfahrt, Aktionen, Führungen und Eintrittsgelder entnehmen Sie bitte dem anhängenden pdf Info Zahlen_und_Fakten.


Künstlerinnen und Künstler, deren Werke 1937 im Museum Folkwang beschlagnahmt wurden:

Jankel Adler; Charles Angrand; Alexander Archipenko; B. Arnold; August Babberger; Ernst Barlach; Willi Baumeister; Herbert Bayer; Walter Becker; Max Beckmann; René Beeh; Rudolf Belling; Georg Birnbacher; Hermann Blumenthal; Peter August Boeckstiegel; Willi Borutta; Walther Bötticher; Georges Braque; Hans Bruehlmann; Max Bucherer; Paul Camenisch; Karl Caspar; Paul Cézanne; Marc Chagall; Lovis Corinth; Henri Edmond Cross; Marta Cunz; Gustav Dahler; Giorgio de Chirico; Maurice Denis; André Derain; Walter Dexel; Gottfried Diehl; Otto Dix; Karl Doerbecker; Hans Christof Drexel; Ewald Dülberg; Hermann Ebers; Josef Eberz; Nicolas-Mathieu Eekman; Heinrich Ehmsen; Otto Ehrlich; G.
Eimer; Gyn Epper; Karl Eulenstein; Lyonel Feininger; Conrad Felixmüller; Richard Flegel; Otto Freundlich; Willi Geiger; Ida Gerhardi; Bernhard Gilkes; Werner Gilles; von Glümer; Werner Gothein; Walter Gramatté; Johannes Greferath; Rudolf Großmann; George Grosz; Paris von Gütersloh; Olaf Gulbransson; Bernhard Haake; Albert Haueisen; Erich Heckel; Jacoba van Heemskerck; Fritz Heidingsfeld; Peter Helbig; Arthur Hennig; Otto Herbig; Curt Herrmann; Paul Hestrich; Reinhard Hilker; Carl Hofer; Ernst Isselmann; Johannes Itten; Franz Maria Jansen; Alexej von Jawlensky; Wassily Kandinsky; Alexander Kanoldt; Joachim Karsch; Laurent Friedrich Keller; Ernst Kempter; Anton Kerschbaumer; Ernst Ludwig Kirchner; Paul Klee; Cesar Klein; Julius Klinger; Moissey (Moishe) Kogan; Oskar Kokoschka; Hermann Kreidt; Bernhard Kretzschmar; Paul Krüger; Henri Le Fauconnier; Wilhelm Lembruck; Rudolf Levi; Max Liebermann; El Lissitzky; August Macke; Man Ray; Franz Marc; Gerhard Marcks; Horst de Marées; Henri Matisse; Ludwig Meidner; Paula Modersohn-Becker; László Moholy-Nagy; Oskar Moll; Johannes Molzahn; Piet Mondrian; Wilhelm Morgner; Stefan Mrozewski; Otto Mueller; Albert Müller; Edvard Munch; Heinrich Nauen; Emil Nolde; Walter Ophey; Richard Paling; Otto Pankok; Fritz Pauli; Hermann Max Pechstein; Max Peiffer Watenphul; Alfred Heinrich Pellegrini; Josef Pieper; Ewald Platte; Franz
Radziwill; Carl Anton Reichel; Hans Richter; Christian Rohlfs; Eva Samuel; A. E. Schäfer; Fritz Schäfler; Hugo Scheiber; Egon Schiele; Oskar Schlemmer; Wilhelm Schmid; Karl Schmidt-Rottluff; Max Schulze- Sölde; Paul Adolf Seehaus; Richard Seewald; Lasar Segall; Curt Stoermer; William Straube; Georg Tappert; Erich Thum; Richard Tschirner; Herbert Tucholski; Josef Urbach; Eberhard Viegener; Maurice de Vlaminck; Josef Weisz; Konrad Westermayr; Heinrich Wetterrath; Carl Wighi; Gustav Heinrich Wolff

RUHR.2010 macht Lichtkunst im Wohnzimmer

                   
   

Joseph Kosuth, Sechs Teile, Lokalisiert, 2004, im Hauswirtschaftsraum von Frau Schmidt / Foto: Sabine Schirdewahn
 

Ihre Nachttischlampe bekommt Gesellschaft: „Open Light in Private Spaces“ ist die weltweit erste Biennale für Internationale Lichtkunst, ein bemerkenswertes RUHR.2010-Projekt – 60 Einwohner aus Bergkamen, Bönen, Fröndenberg/Ruhr, Hamm, Lünen und Unna öffnen ihre privaten Räumlichkeiten für die Werke international renommierter Künstler wie Olafur Eliasson, Sylvie Fleury oder James Turrell.

                         
   François Morellet, Lamentable, 2006, in der Scheune von Familie Middendorf / Foto: Sabine Schirdewahn  

Im Kinderzimmer. Einer Scheune. Dem Hauswirtschaftsraum. Oder im Dachstuhl eines Bestattungsinstitutes. Da geht sogar der Besenkammer ein Licht auf!

      
   John M Armleder, o.T. (Canaletto), 2007, im Wintergarten des Ehepaares Steenhuis / Foto: Sabine Schirdewahn  

Wir stellen hier diverse Informationen jeweils im PDF-Format zum Abruf bereit:

Biennale Eröffnung.pdf

Auswahl Werke.pdf

Biographie WagnerK.pdf

Daten und Fakten.pdf

Künstler_Orte.pdf

Statements.pdf

 

Local Hero, der Staffelstab ist in Schwelm übergeben worden

 

[jpg] Was in Dinslaken am 10. bis16. Januar 2010 im Anschluss an die Eröffnungsfeierlichkeiten in Essen  begann, kam jetzt auch nach Schwelm. 52 Wochen neue lokale Helden, "local Heroes", jetzt vom 21. bis 27.März 2010 in Schwelm.

Der Festakt zur Eröffnung  fand im Haus Martfeld, eines der Wahrzeichen der Stadt Schwelm, statt.

Es war wie bei einer großen Familie, die sich etwas Neues vornahm und darüber freute, dass es bestimmt eine  spannende Woche würde. Da waren die Kinder des Landrates und des Bürgermeisters ebenso integriert und interessiert wie alle anderen Gäste auch.  Wie es sich eben bei einer Familie gehört.  

                                      

Bürgermeister Stobbe fand, dass der durch die Kulturhauptstadt 2010 hervorgerufene Wandel ein Echo geworfen hat, welches nun in Schwelm angekommen ist. Schwelm ist Ruhrgebiet, ja, es könnte sich auch als dessen Wiege bezeichnen. "Local Hero" ist ein neuer Geist der alle im Ruhrgebiet einlädt, sich auf das zu besinnen,  was schon immer in einem selber vorhanden war und ist.

Sich der Stärken bewusst zu sein, sich ehrlich zu begegnen um den Aufbruch in eine andere Zeit zu organisieren. Der Prophet in der eigenen Stadt ist etwas wert, denn er hat ja was vorzuweisen. Das Neue ist, man ist nicht mehr alleine, man merkt,  man ist in einem Netz mit Gleichwertigen und Gleichartigen, welche die selben Probleme haben, die sich aber im Netz besser lösen lassen.

Schwelmer Bürger, wie der ehemalige Bundespräsident Gustav Heinemann, immerhin Mitglied der bekennenden Kirche, Johannes Kardinal Degenhardt, Franz Josef Degenhardt, ein Vetter des Kardinals, Rolf Rüssmann, ehemaliger Fussballnationalspieler und Wilhelm Erfurt der Ehrenbürger der Stadt Schwelm ist, haben mit ihrem guten Namen auch dazu beigetragen ein positives Image für Schwelm zu schaffen. Sie sind uns Vorbilder in unserer Stadt mit ihrem Wirken, wobei Wilhelm Erfurt in besonderer Weise der Stadt Schwelm verbunden ist, denn er war es der die Fäden mit seiner Stiftung im Zusammenhang mit Schloss Martfeld in die Hand nahm, so dass wir heute stolz auf dieses Schmuckstück blicken können.

Als Bonbon hatte die Stiftung den alten Haferkasten fachgerecht herrichten lassen.

Und jetzt diese Woche der "local Heroes", die Schwelm dazu aufruft sich ihrer tatsächlichen Kraft bewusst zu werden.

Eine Woche werden von vielen, vielen Helfern und Akteuren, bei denen er sich ausdrücklich bedankte, die lokalen Helden sichtbar werden. Es sind die Helden, wie z. B. die Kinder aus der Musikschule, die nebenan in der Sparkasse musizieren.

Auch hat es gezeigt der Impuls brachte uns den Nachbarstätten näher. So werden wir mit den Städten Sprockhövel, Gevelsberg und Ennepetal gemeinsam ein Kunsthighlight  " Kohle, Kühe, Kunst" erleben, hier wird ein Kunstevent entstehen, welcher der Kunst in der Natur einen Raum gibt. So Bürgermeister Jochen Stobbe.

Als Dank überreichte Bürgermeister Stobbe  dem anwesenden Wilhelm Erfurt einen  Strauß bunter Blumen.

                
     

    Programmdirektor der Ruhr2010 GmbH Jürgen Fischer erwiderte, dass aus den lokalen Helden, also "local Heroes", eine Bewegung geworden ist, die die kulturellen Welten der einzelnen Städte abbildet.

Rückbesinnend   war der Glaube an dieses Projekt gering, jetzt freuen sich die anderen Städte auf  "ihre Woche".

Er wünscht sich, dass diese Bewegung nicht nur auf 2010 beschränkt bleibt, sondern der Geist dieser Bewegung über das Jahr erhalten bleibt.

Schwelm ist ja noch im Projekt Schachtzeichen und  !Sing mit eingebunden, so Fischer.

Er wünschte den Schwelmern "Glück Auf"

     

Die !Sing Säule wurde nun eingeweiht, wobei der lokale Künstler Stefan Wiesbrock die Gäste eindrucksvoll zum Singen animierte. Alle Gäste sangen den Beatles Song Blackbird fly mit, der gleichzeitig von der !Sing Säule aufgenommen wurde. Diese steht nunmehr 1 Woche im Schloß Martfeld, jeder kann seinen Song vor dieser Säule aufnehmen. Diese Songs werden letztendlich zu einem gemeinsamen Lied vereinigt.

                         
Die vorgeführte Videopromotion von Bernd Henkel zeigte was Schwelm ausmacht, eine liebenswürdige Kleinstadt die mit ihrer Tradition auf einem Weg in die moderne Zeit ist. Die Nachbarschaften die den Zusammenhalt erkennen lassen aber auch die weltweit agierenden Firmen, sie alle begründen eine offene freundliche Stadt.

Die Museumsleiterin Cornelia Hackler betonte und reklamierte in ihrer Ansprache, dass hier in dieser Region die Ursprünge des heutigen föderalen Systems unserer Bundesrepublik sind. Denn durch die Ermordung von Engelbert I veränderte sich die politische Landschaft damals in diesem Gebiet, was bis heute anhält. Denn, so Frau Hackler, damals 1225 gab es nur einen namhaften Ort in der Gegend – Schwelm.

Der musikalische Rahmen dieses Festaktes wurde durch Nadia Weiser (Flügel) und Sophie Abels (Violine) und Stefan Wiesbrock (Gitarre) erbracht.
Gauckler, Ritter, Musikanten nebst einem Burgfräulein ganz in weiß, ergänzten und bereicherten die Eröffungsveranstaltung. Wobei die Pantomime des Burgfräuleins beim zweiten Hinsehen auffiel.

Ein Wermutstropfen muss man jedoch noch registrieren, der Wettergott hatte kein Einsehen, es gab "Schmuddelwetter", so dass sich die Besucherschar nach dem Festakt in überschaubaren Grenzen hielt.

Was bleibt?

In dieser Woche wird es noch viele, viele unterschiedliche Vorstellungen und Events in Schwelm geben, Mittelpunkte werden Schloss Martfeld aber auch die Innenstadt sein. Der Wettergott hat ein Einsehen und wird sicher diese Woche ein offenes Wetter gestalten.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Schwelm

 

„Kunst in der Kluterthöhle“ – die Würfel sind gefallen

Bald ist es soweit – Ennepetal begeistert mit "Kunst in der Kluterthöhle"

[la] Am Donnerstag, dem 18. März 2010 kam die Jury des Projektes "Kunst in der Kluterthöhle" in der Sparkasse Ennepetal zusammen, um die Akteure der diesjährigen Veranstaltung auszuloben.

Von insgesamt 34 Bewerbern mit 44 Projekten (einige hatten sich mit mehreren Projekten beworben) wurden 18 Künstler mit je einem Projekt ausgewählt.

Die entsprechenden Künstler und die avisierten Werke entnehmen Sie bitte der beigefügten PDF-Dokumentation.

 

Die Jüry bestand aus:  Frau Dautzenberg (CDU) Kulturausschuss-Vorsitzende

                                         Herrn Denda, Sparkasse Ennepetal-Breckerfeld ,
                                                                   zuständig für Werbung/ Sponsoring/ Kunst und Kultur

                                         Frau Petra Hoock, Landesvorstand BBK NRW

                                         Herrn Werner Kollhoff, 1, Vorsitzender des Kunstraum-EN e.V. und
                                                                                  künstlerischer Leiter des Projektes
                                                                                  "Kunst in der Kluterthöhle",

                             sowie Herrn Carsten Michel, Kulturdezernat Stadt Ennepetal,
                                                                                             als Kulturfachbereichsleiter

 

 

 

Die ausgewählten Projekte lassen eine spannende Ausstellung in den schon so einzigartigen Gewölben und aussergewöhnlichen Räumlichkeiten der Kluterthöhle erwarten. Da diese Präsentationen außerdem in die Zeit der Local-Heroes Woche der Stadt Ennepetal integriert sind –  kann mit einem großen Besucherstrom gerechnet werden.

Merken auch Sie sich diesen Termin vor.

Die Ausstellung startet am  8.Mai 2010  16:00 Uhr und geht bis  5. Juni 2010

 

Linde Arndt

für EN-Mosaik

Zurück in die Zukunft – Starke Orte

[jpg] Sirenen heulen, Scheinwerfer huschen durch den Nachthimmel. Es ist spät abends, dunkel,  ein unerträglicher Lärm, da öffnet sich eine Haustür zwei Menschen gehen eilig auf einen riesigen Quader zu und verschwinden darin. Eine Frau mit zwei Kindern an der Hand, mit verschlafenen Gesichtern, ungekämmt, huschen über die Straße um in diesen Quader zu gelangen. Innen drin ist es kalt, immer, ob Sommer oder Winter. Keine Fenster, an den Wänden sind Belüftungsöffnungen.

Die Menschen sitzen, kauern, stehen, alle mit sorgenvollen Mienen. Angst kriecht durch die kalten Räume. Kein Wort, wenn dann nur ein Flüstern. Irgendwo schreit ein Kleinkind, wovon kaum einer Notiz nimmt. Kinder drücken sich an ihre Mütter, die Väter sind nicht da. Es ist Krieg. Alte Leute sitzen apathisch herum, wirken wie abwesend. Schwere dicke Wände bieten Schutz, Stahlbeton der schon eine Bombe aushält. Draußen hört man die Schläge der explodierenden Bomben, die Erde und mit ihr der Quader bebt. Sorgen finden sich in den Köpfen, wird mein Haus noch stehen?

Es ist vorbei, die Sirenen signalisieren das Ende des Bombenangriffs.  Schwere luftdicht schließende Stahltüren werden geöffnet, die Menschen gehen langsam wieder raus, so als wenn sie von einer sehr schweren Arbeit gekommen wären. Müde und erschöpft. Lautlos gehen sie nach Hause, nach einem Haus welches es evtl. nicht mehr gibt weil eine Bombe eingeschlagen ist. Manchmal hört man ein Kind leise und unterdrückt weinen, mehr ein Wimmern.

Auf dem Platz stehen riesige Flugabwehrkanonen mit mehreren Scheinwerfer die Licht wie Finger in den Himmel geworfen haben.  Es ist vorbei.  Eine Mutter geht auf einen Jungen der Kanoniere zu, nimmt ihn in den Arm, weint, der Junge tröstet seine Mutter, 15 Jahre ist er alt. Er muss hart sein, er der noch getröstet werden sollte, tröstet selber. Die Mutter löst sich von ihrem Sohn, flüchtig streifen sich nochmals ihre Hände  ehe sie sich trennen. Man weiß nie ob es nicht das letzte Mal ist, wo man sich berühren kann, den Menschen, den man doch so lieb hat. Man erduldet, erleidet, hält zusammen, trotzig voller Ängste. Jeder weiß, nur zusammen ist alles erträglicher.

Der 8. Mai 1945 –  der Krieg ist zu Ende. Herne – Sodingen blieb weitgehend verschont. Der Quader/Bunker wurde geschlossen. Nicht lange, es kamen die Flüchtlinge aus dem Osten – Tausende. Wohnungen waren zerstört, unbewohnbar die Trümmer in Wanne und Herne.  Der Quader  wurde wieder geöffnet, nun barg er die, die nichts mehr hatten. Wieder Angst,  Angst wie es weiter gehen würde. Bedrückend die Stimmung der Bewohner, kalt die Räume – immer noch. Mit dem Leben davon gekommen, doch um das Leben kämpfend. Langsam leerte sich der Bunker, es wurde gebaut, sehr viel gebaut. Arbeit gab es wieder. Der letzte verließ den Bunker. Nun stand er da über Jahre, ein Quader, Klotz, bedrohlich, grau und hässlich zu nichts mehr nutze. Das THW und das Rote Kreuz nutzten ihn als Lagerräume über drei Etagen, über Jahre.

Abreißen war nicht möglich – zu teuer, diesen dicken unhandlichen Bunker zu entfernen. 50 Jahre stand er so da inzwischen zum Schandfleck ernannt. Er störte. Der Herner Künstlerbund (HKB) öffnete den Bunker 2009 machte ihn zu einem Ort der Kunst, Kunst an einem starken Ort. Ein Ort der einen Schutzraum für die Kunst darstellt. Die Stadt Herne beteiligte sich mit Sponsoren an der Umgestaltung und Sanierung der Räume. Der Bund überließ dem HKB sodann die Räume. Kulturhauptstadtjahr 2010, Ruhr 2010, Vorbereitungszeit – 2006 erhielt Essen den Zuschlag. Es war 2007 der Herner Künstlerbund tat sich mit dem Bochumer Künstlerbund zusammen, es entstand die Idee der starken Orte. Orte die ähnlich wie der Bunker in Herne – Sodingen eine Geschichte haben, eine Geschichte die stellvertretend für das Ruhrgebiet und deren Menschen stehen kann. Der besondere Menschenschlag, kein Rheinländer und kein Westfale, aber ein besonderer Typ.

Dieser Typ, der einen trockenen Humor hat, der sich mit wenig zufrieden gibt, unverfälscht und seines gleichen sucht. Ein Gebiet in dem 170 Nationalitäten verschmelzen und etwas Neues erschaffen, wo gibt es das schon. Ein Gebiet in welchem die meisten Bomben im zweiten Weltkrieg geworfen wurden, die Engländer ganze Fabrikanlagen demontierten. Die Franzosen ihre Hand drüber hatten. Die Schmiede, die Werkbank Deutschlands, dieser Moloch. Dieses Gebiet prägte und prägt noch heute.

            
   vlnr. Reiner Glebsattel, Klaus Nixdorf, Professor Karl-Heinz Petzinka                             Foto:Linde Arndt  

Reiner Glebsattel vom Herner Künstlerbund und Klaus Nixdorf vom Bochumer Künstlerbund initiierten die Idee und gewannen die Ruhr2010 für sich und es war Professor Karl-Heinz Petzinka, der mit den Beiden diese Idee weiterspann. Alle 53 Orte der Kulturhauptstadt wurden angeschrieben, auch Ennepetal, sich mit geschichtsträchtigen Gebäuden, Objekten, Brachen  die unentdeckt ihren Dornröschenschlaf verrichteten für sich zu vereinnahmen.

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/* Ennepetal hätte das Gebäude von Stockey und Schmitz gehabt, indem schon einmal eine Kunstausstellung "Zwischen den Säulen" stattgefunden hatte. Das Gebäude der Kruse Fabrik oder die Firma Bauer steht auch still. Es hätte eine temporäre Kooperation mit den Künstlern in den Nachbarstätten Schwelm und Gevelsberg angestrebt werden können. "Kunst zwischen den Säulen" wäre hierbei ein sehr schöner Arbeitstitel gewesen. Vertan. Trotz mehrfacher Schreiben keine Reaktion. Trotz allem war auch Ennepetal im Verteiler dieser Aktion, so dass die Informationen hier angekommen sein mussten. Kein Interesse, wir haben so was nicht nötig. */
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Die Einladung an alle Künstlerbünde und Ruhr2010 wurde heraus gegeben und es fanden regelmäßige Treffen in Essen statt. Listen wurden erstellt, damit alle immer auf dem neusten Stand waren. Emails wurden ausgetauscht und eine Domain wurde angemeldet. Heraus kamen 800 Künstler, die an 13 Orten ausstellen werden, in Herne – Sodingen stellen 128 Künstler auf 900 qm über zwei Etagen aus 12 Künstlerverbänden aus. Zeitgenössische Kunst, Installationen, Fotografie, Malerei, Lichtobjekte und, und, und.

Es war kalt als wir die Räume mit unseren Pressekollegen betraten, wir spürten alle das Bedrückende . Über 60 Jahre ist es her, als der Bunker noch seiner Bestimmung entsprach. Doch alle waren unaufgeregt, ruhig und gefasst, als wenn der Geist der Bombennächte noch nicht gewichen wäre. Die Gespräche alle ruhig und unterkühlt, die Räume wirkten nach. Wir sahen das Provisorium der Toilettenanlagen, die schweren Stahltüren oder die dicken Betonwände. Die Räume eingeteilt wie unterschiedliche Intimbereiche eines Gebäudes, tatsächlich ehedem zugeordnete Funktionen oder Zellen, die zur Stabilisation des Gebäudes dienten. Der Pressetermin fand in einem Raum statt der im Ansatz wohnlich gestaltet wurde, Wärme sollte hier die kalten Räume überwinden, was auch in etwa gelang.

Dann die Exponate, teils spärlich beleuchtet der Stimmung angepasst. Es waren Exponate die Geschichten erzählten, die einem anfassten nicht losließen und bannten. Dort die Herzpumpe, die Migrationströme aus Afrika, "Welcome to Europa" schutzsuchend in Europa. Polizei mit Hunden die die Migranten aufspüren soltlen, hier im Bunker der doch schützen soll. Voodoofiguren die die Gefahr bannen sollen, die sich schützend in den Weg stellten.

Schreie auf Bildern, Schreie die die Ängste vertreiben. Dazwischen ein Bild, "Starke Frauen, starker Ort". Ein Versprechen? Dann eine Steelengruppe, irgendwie verspielt und funktional angeordnet mit einem beschwingten Touch. Was immer wieder auffiel die Stille die diese Räume bergen, Gespräche empfindet man eher wie ein Flüstern.  Kaum ein Lächeln, ernste Gesichter ähnlich wie in einem sakralen Bau. Ja, es ist ein starker Ort in dem man in einen Dialog mit den ehemaligen Benutzern auf einer emotionalen Ebene eintreten kann.

Leise entschwanden die einzelnen Pressevertreter, kein Rennen, keine Eile nur ruhiger Abschied. Die schweren Stahltüren wurden geschlossen, nicht für immer, sie werden zu den Öffnungszeiten für die Besucher geöffnet sein.

Info:
Luftschutzbunker Herne-Sodingen,
Mont-Cenis-Straße 295,
44627 Herne
Öffnungszeiten: Donnerstag 15-18,
                             Samstag -Sonntag  11-17 Uhr
Die Ausstellung ist bis zum 4.4.2010 geöffnet.


Die starken Orte im einzelnen:

  Bottrop
HeiligKreuz-Kirche, Scharnhölzstraße 37 , 46236 Bottrop Malakoffturm, Zeche Prosper II, Knappenstraße, 46238 Bottrop Öffnungszeiten: Fr 17-20, Sa 15-20, So 11-17 Uhr Laufzeit: 10.4. – 30.4.2010 Eröffnung: Sa, 10.4., 17.00 Uhr (HeiligKreuz-Kirche) und 19.00 Uhr (Malakoffturm)
   

Dortmund
(Phoenixhalle) Phoenixhalle Dortmund, Hochofenstraße, 44263 Dortmund Öffnungszeiten: Do-Sa 14-20, So 11-20 Uhr Laufzeit: 11.4. – 9.5.2010 Eröffnung: So, 11.4., 11 Uhr

 

 

   

Essen
Scheidt’sche Hallen, Bachstraße 40, 45219 Essen-Kettwig
Öffnungszeiten: Di, Do-Sa 14-18 Uhr Laufzeit: 23.4. – 30.5. 2010 Eröffnung: Fr, 23.4., 18 Uhr, anschließend Künstlerfest

 

   

Duisburg
Landschaftspark Duisburg Nord, Emscherstraße 71, 47137 Duisburg Öffnungszeiten: durchgehend Laufzeit: 30.4. – 19.9.2010 Eröffnung: Sa, 30.4., 18.30 Uhr

 

    Bochum
Turbinenhalle an der Jahrhunderthalle Bochum, 44793 Bochum Öffnungszeiten: Do-So 15-20 Uhr Laufzeit: 2.5.-30.5.2010, Eröffnung: So, 2.5., 17.00 Uhr
    Dortmund (Mengede)
Historisches Amtshaus Dortmund-Mengede, Am Amtshaus 1, 44359 Dortmund Öffnungszeiten: Mo-Fr 10-16 Uhr Laufzeit: 14.5.-6.6.2010 Eröffnung: Fr. 14.5., 16 Uhr
    Dortmund (Westfalenhütte)
Atelierhaus Westfalenhütte, Springorumstraße 11, 44145 Dortmund (auf dem Werkgelände Thyssen Krupp – Westfalenhütte) Öffnungszeiten Atelierhaus: Mi 17-21, So 11-13 Uhr u.n.V., Mauerprojekt ganztägig Laufzeit Atelierhaus: 30.5. – 3.7.2010, Mauerprojekt: 21.3. – Dezember 2010 Eröffnung: So, 21.3., 11 Uhr (Mauerprojekt), So, 30.5., 11 Uhr (Atelierhaus)
   

 

Gelsenkirchen Solarbunker
(Ehemaliger Erz- und Kohlebunker), Wildenbruchstraße/ Ecke Hohenzollernstraße, 45886 Gelsenkirchen Öffnungszeiten: durchgehend Laufzeit: 19.6. – 28.11.2010 Eröffnung: Sa, 19.6., 12 Uhr

 

 

    Witten
Ehemalige Ausbildungsstätte im Weichenwerk Witten, Kronenstraße, 58452 Witten Öffnungszeiten: Fr 14-18, Sa, 14-20, So 11-20 Uhr Laufzeit: 15.8. – 30.9.2010 Eröffnung: So, 15.8., 11 Uhr
    Unna
Landesstelle Unna-Massen, Wellersbergplatz 1, 59427 Unna Öffnungszeiten: Mi 15-18, Sa 11-18 Uhr Laufzeit: 21.8. – 11.9.2010 Eröffnung: Sa, 21.8., 15 Uhr
    Lünen
Lippeauen, Konrad-Adenauer-Straße, 44534 Lünen Öffnungszeiten: ganztägig Laufzeit: 6.-12.9. Finissage: So 12.9., ab 11 Uhr

 Weitere Informationen entnehmen Sie bitte dem Flyer 

Alle Orte haben eine eigene starke Geschichte, eine Geschichte deren Geist noch erfühlbar ist wenn man sich hierauf einlässt. Die Exponate verstärken die Feinstofflichkeit der Geschichten, treten jedoch in den Hintergrund nachdem sie dies dem Besucher erzählt haben. Es ist eindeutig das Ruhrgebiet eine starke Region im Wandel, die ihre Kraft auch mit ihrer Vergangenheit in die Lage versetzt den Wandel zu meistern.

Was bleibt? Man merkt schon, Ennepetal ist kaum oder gar nicht vernetzt, ja sogar irgendwie isoliert. Spricht man die Stadt auf dieses Phänomen an, so bekommt man folgende Antwort: Wir haben uns mal umgehört ob die anderen 53 Städte etwas vom Kulturhauptstadtjahr gehabt hätten. Alle Befragten haben jedoch noch keinen Vorteil übermitteln können. Warum also hätten wir hier richtig einsteigen sollen? Eine fatale Einstellung und Aussage, die an Ignoranz nicht zu übertreffen ist. Als wenn ein Besucher sich bei der Stadt anmeldet mit: He, ich besuche sie auf Grund der Ruhr2010. Wenn man die Ruhr2010 als Marketingprojekt begreift, so muss man den unschätzbaren Imagegewinn erfassen, der für eine teilnehmende Stadt entsteht.

Dieser Imagegewinn tritt erst als Wert zutage wenn z.B. eine Investitionsentscheidung getroffen wird, dann wird nämlich diese Stadt einen assoziativen Wert darstellen. Abgesehen vom Gewinn der durch die Vernetzung entsteht. Die nicht teilnehmenden Städte bleiben eben nur im Schatten, sie sieht man nicht. Was wäre es für ein Problem gewesen in den Räumen von Stockey und Schmitz eine Ausstellung dieser Art aufzuziehen? Keines. Denn die Künstler sind ja schon da. Was fehlt? Immer wieder die Initialzündung. "Jede Vision braucht Menschen, die an sie glauben." Nur wenn man keine Visionen sieht, weil man blind ist?  Tja, so ist es, auf der "Insel der Glückseligen" halt, man möchte für sich alleine sein. Was soll man schon mit anderen anfangen?

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Herne-Sodingen

Hier noch einige Fotos, aufgenommen vor Ort von Linde Arndt:

Kohle Kühe Kunst – 4 Städte 1Weg – Die Jury hat entschieden

Kohle Kühe Kunst – 4 Städte 1Weg

Am 25. Februar 2010 hat das Kuratorium unter dem Vorsitz von Landrat Dr. Arnim Brux die Künstlerinnen und Künstler für das Kunstprojekt im Rahmen "Kohle, Kühe, Kunst – 4 Städte 1 Weg" ausgewählt.

Die Kuratoriumsmitglieder Doris Hommes (Schwelm), Inge Knorr (Sprockhövel), Werner Kollhoff (Ennepetal) und Rolf in den Birken (Gevelsberg) haben gemeinsam mit Dr. Brux insgesamt 32 Künstlerinnen und Künstler mit 34 Objekten für die vier Ausstellungsorte juriert.

Mit dabei sind neben heimischen auch Künstlerinnen und Künstlern aus ganz Deutschland und dem europäischen Ausland.
Die weiteste Anreise hat die walisische Künstlerin Diana Such, die ihr Werk in Ennepetal präsentieren wird.

In Gevelsberg sind neben vielen anderen Künstlerinnen und Künstlern auch Schüler der Wilhelm-Kraft-Gesamtschule an allen drei Tagen mit ihrem Werk "Die Europalette" zu sehen.

Im Bereich des Haus Martfeld zeigt unter anderem der heimische Künstler Timothy C. Vincent wie eine "figura serpentinata" entsteht. Für den Stadtgarten in Gevelsberg hat sich unter anderem die bekannte Wittener Künstlerin Christel Lechner beworben und wird ihr schaffen darstellen.

Der künstlerische Leiter der Ausstellung, Markus Nottke, hat die Künstlerinnen und Künstler über die Kuratoriumsauswahl bereits informiert.
An allen Orten sind viele weitere Künstlerinnen und Künstler mit ihren Werken vertreten, so dass sich den Zuschauern ein abgerundetes Bild künstlerischen Schaffens bietet.

Auf den Internetseiten der vier beteiligten Städte wird in Kürze eine Auflistung der Künstlerinnen und Künstler mit ihren Werken an den einzelnen Orten zu finden sein.

 

[Pressemitteilung der Stadt Ennepetal vom 5.03.2010 übersandt durch den künstlerischen Leiter Markus Nottke]

Es ging nur um „Kohle“ – Mord an Engelbert I.

[jpg] Schloss Burg an der Wupper kenne ich schon von Kindesbeinen an, später lernte ich auch Gevelsberg kennen. Die Gemeinsamkeiten: Engelbert I.

So wurden wir am 25.2.2010 zum Pressegespräch "Aufruhr 1225!" ins  LWL Museum für Archäologie  – Westfälisches Landesmuseum – nach Herne eingeladen.

Geladen hatten und standen der Presse Rede und Antwort:

  • Prof. Dr. Michael Rind, Direktor des LWL-Archäologie für Westfalen
  • Frank Tafertshofer , Pressesprecher des LWL
  • Dr. Wolfgang Kirsch, Direktor des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe
  • Dr. Josef Mühlenbrock, Leiter des LWL-Museums, Herne
  • Dr. Stefan Leenen, Projektleiter der Ausstellung in Herne

Am 7.November 1225 wurde der Erzbischof von Köln in Gevelsberg ermordet. Eine Zäsur in der Geschichte des heutigen Ruhrgebietes. Die Person Engelbert I war und ist eine recht umstrittene Person  der damaligen Zeit. Auch sein Gegenspieler Friedrich Graf von Isenberg ist geschichtlich nicht klar einzuordnen. Klar ist nur das Engelbert I als Erzbischof von Köln Reichsverweser (Stellvertreter des Kaisers) ein reiner Machtmensch war.

Er wollte seine Macht weit in den Osten und Norden ausweiten. Und dort standen ihm viele adelige Herrscher im Wege.

In der damaligen Zeit war jeder irgendwie mit jedem verwandt. So ist es nicht verwunderlich, dass Friedrich von Isenberg auch mit Engelbert I verwandt war. Mit der Ausweitung und Einvernahme der Gebiete durch Engelbert I wuchs allerdings nicht nur der Machteinfluss, vielmehr flossen dem Herrscher auch dementsprechende Abgaben in Form von Steuern zu. Auch war es damals an der Tagesordnung, dass sich der gräfliche Nachbar eben kurz das Gebiet des Anderen mittels Gewalt einverleibte um seinen Einfluss aber auch die Einnahmen zu vergrößern.

Krieg war nicht das letzte Mittel, sondern die erste Wahl. Nur Engelbert I war ja nicht irgendwer, er war der zweite Mann im Reich. Friedrich von Isenberg war, für die damaligen Verhältnisse, ein hoch intelligenter Mann. Wieso sollte also Isenberg einen Mord begehen, auch ein Totschlag kam nicht in Frage. Denn auf beide Taten stand unweigerlich die Todesstrafe. Nun muss man wissen, die Geschichte wurde damals wie heute von der herrschenden Schicht geschrieben, was dem Ansehen des Herrschers schadete, wurde kurzerhand umgeschrieben.

Letztendlich sollte der Herrscher als Held und im Falle Engelberts sogar als Heiliger überliefert werden. Die erste Geschichte schrieben demnach die Grafen zu Berg sicherlich selber und eine zweite Geschichte wurde von einem Mönch Caesarius von Heisterbach im Auftrag des Erzbistum Köln erstellt. Diese Zweite Geschichte sollte die Heiligsprechung Engelberts befördern. Man kann sich vorstellen, dass dieser Mönch Engelbert auch in einem dementsprechenden Licht erscheinen lassen wollte.

Heutige Kriminologen würden sagen, es fehlte vieles um diese Tat schlüssig als Mord oder Totschlag  oder gar einem Täter einzuordnen. Wie dem auch sei, Friedrich von Isenberg wurde als Mörder erkannt und letztendlich hingerichtet. Für die damalige Zeit bedeutete das, ihm wurden Arme und Beine gebrochen und er wurde auf einem Rad gefesselt und den Vögeln zum Frass vorgeworfen.
Seine Burg, die Isenburg, die auf dem Gebiet des heutigen Hattingen liegt, wurde zerstört und er verlor alle seine Besitztümer und das waren nicht wenige.

Dieser Mord löste aber danach einen ungeahnten Bauboom aus, es entstanden 450 Burgen und Schlösser im Gebiet des heutigen Ruhrgebietes. Warum? Wahrscheinlich aus Sicherheitsgründen, eben, weil man dem bösen Nachbarn nicht traute.

Und das ist es was diese Ausstellung dem Besucher näher bringen will, dass andere Ruhrgebiet, nicht nur das Ruhrgebiet von Kohle und Stahl oder des Malochers. Wenn man schon Kohle und Stahl vergessen muss, so sollte man doch die ehemalige Identität wieder beleben und an ihr kulturell anknüpfen. Vergangenheit sollte nicht dem Vergessen preisgegeben werden. Auch hier, das Ruhrgebiet ist mehr. Kulturell eine interessante und spannende Angelegenheit.

So hat das LWL Museum Herne mit einem Kostenaufwand von 1,7 Mio in drei Jahren rund 1.000 Exponate zusammengetragen, um die damalige Zeit erfahrbar zu machen.

Das größte Stück wird allerdings zur Eröffnung am 27.02.2010 nicht fertig sein, es ist eine Motte. Eine Motte ist eine Holzburg, übrigens die übliche Burg in der damaligen Zeit, die auf einem Erdhaufen an exponierter Stelle errichtet wurde. In der Regel war das auf einem Hügel und an einem Flusslauf. Die Motte wird am Eingang der Ausstellung weithin sichtbar im Eingangsbereich aufgebaut.  

Wir konnten nur den Erdhaufen besichtigen, ein Kran, und die dementsprechenden hölzernen Bauelemente. Wenn die Motte steht, sie soll Ende März fertig werden, soll sie auch begehbar sein.  Wenn sie denn mal fertig ist, wird sie 24 Meter hoch werden und 80 meter im Durchmesser ausmachen und eine Wehrplattform wird begehbar sein. Ritter spielen ist angesagt.

Die Isenburg war allerdings eine von allen uns bekannte Steinburg, die übrigens maßstabgerecht 1:50 in der Ausstellung aufgebaut wurde. Wenn man nun den Eingang der Ausstellung begeht, so gelangt man durch einen dunklen Weg, der dem Hohlweg des Überfalls nachempfunden wurde. Die Geschichte zieht sich durch die ganze Ausstellung, wobei die dritte im Bunde Adelheid Fürstäbtissin von Essen, die durch den Tod der beiden Protagonisten am meisten profitierte anschaulich erzählt wird. Denn sowohl Friedrich von Isenberg als auch Engelbert I hatten es auf den Reichsstift Essen abgesehen. Sie schreckte auch nicht vor Fälschungen zurück um dies zu verhindern. Man könnte meinen die gute Frau habe die beiden gegeneinander ausgespielt. Nun, die Beiden waren tot und der Reichsstift hatte seine Ruhe bis ins 18 te Jahrhundert.

Es ist eine Ausstellung in der die damalige Zeit von allen Seiten beleuchtet wird. Wie lebten die einfachen Leute, die Leibeigene waren? Wie funktionierte die Rechtssprechung in weltlicher Hinsicht aber auch in kirchlicher Weise? Papst und Kaiser hatten unterschiedliche Einflussnahmen auf das weltliche und kirchliche Geschehen.

Wie waren die Familienbanden, die Verwandten und deren Einflussgebiete? Wie lebten die Ritter, wie kämpften sie?  Man kann sich handwerkliche Fertigkeiten aus der damaligen Zeit ansehen, ja sogar mit machen. Damaliges Kriegsgerät wird auch  gezeigt.

Es werden viele Hintergrundinformationen geliefert, die dem Einzelnen nicht so bekannt sein dürften. Anschaulichkeit ist das oberste Prinzip der Ausstellung, aber auch die Erfahrbarkeit wurde nicht vergessen.

Prof. Dr. Michael Rind, Direktor des LWL-Archäologie für Westfalen betonte, dass durch diese Ausstellung die jahrelangen Ausgrabungsergebnisse des LWL nunmehr einem breiten Publikum gezeigt werden sollte. Man rechnet mit 80.000 Besucher die ihr Interesse an dieser Ausstellung durch einen Besuch bekunden werden.

Dr. Wolfgang Kirsch, Direktor des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe: Dieser spannende Kriminalfall löste damals einen riesigen Aufruhr aus und zersplitterte die damalige Region. Die 1000 Exponate wurden teilweise aus dem Ausland ausgeliehen, wie z.B. der Barbarossakopf oder der Sachsenspiegel eine wertvolle Handschrift der damaligen Zeit. Auch wurde in diesem Zusammenhang ein Burgenführer der 100 sichtbaren Burgen der Region durch das LWL herausgegeben.

In Herne befinden sich alleine 16 Burganlagen, damit hat Herne  die größte Ballung von Burgen.

Die Ausstellung wird,
vom 27. Februar bis 28. November 2010 gezeigt werden
Titel: "AufRuhr 1225! Ritter, Burgen und Intrigen"

LWL-Museum für Archäologie
Europlatz 1, 44623 Herne
Di, Mi, Fr 9-17 Uhr, Do 9-19 Uhr
Sa, So und feiertags 11-18 Uhr
Eintritt: Zwischen 2 und 6 Euro, Familienkarte 12 Euro

Wie wir aus der Westfälischen Rundschau entnehmen konnten bietet

Der Gevelsberger Arbeitskreis Engelbert zu folgenden Terminen auch Fahrten zu der Ausstellung an:

  • Freitag, 14. April, Leitung Dr. Margret Korn;
  • Samstag, 19. Juni, Leitung Günther Fischer;
  • Freitag, 10. September, Leitung Pastor Thomas Werner;
  • Samstag, 30. Oktober, Leitung: Dieter Krakrügge.

Der Kostenbeitrag inklusive Eintritt und Fahrt beläuft sich auf 22,50 Euro. Anmeldung und weitere Infos beim Geschäftsführer des Arbeitskreises, Michael Pfleging, 02332/771-108; E-Mail: bdb@stadtgevelsberg.de.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Herne

 

Bilder der PK:

und Bilder von der Ausstellung:

 

Noch Fragen?

[jpg] Im Rahmen des "mapping the region" Projektes durch die Kulturhauptstadt Europas "Ruhr2010" stellte sich heute am 23.2.2010 der Künstler Olaf Metzel im MKM Museum Küppersmühle für moderne Kunst, mit der Ausstellung "Noch Fragen?", der Presse vor.

EN-Mosaik aus Ennepetal war für Sie dabei.
Das Museum Küppersmühle liegt im Duisburger Innenhafen und ist relativ gut zu erreichen. Hauptsächlich hat es seinen internationalen Ruf mit Skulpturen, Installationen aber auch großflächigen Gemälden erworben. Der Bau, eine ehemalige Fabrik,  ist rein funktional und liegt eingebettet in den entstandenen modernen Komplexen des Innenhafens. Da in der Nähe zwei sehr gute Restaurants fußläufig zu erreichen sind, lohnt sich auch ein halbtägiger Ausflug. 

Was den Ausflug aber noch interessanter macht, ist das in der Nähe liegende Wilhelm Lehmbruck Museum, welches sich durch seine umfangreiche Skulpturensammlung einen internationalen Ruf erworben hat. Zur Zeit findet dort eine Ausstellung des Schweizer Künstlers Giacometti statt, wobei auch Olaf Metzel als Gast drei seiner Arbeiten dort ausstellt, die Eröffnung fand am 31.1.2010 statt. Hier die Internetadressen der beiden Museen, aus denen Sie alle weiteren Informationen entnehmen können.

                                                           

     http://www.museum-kueppersmuehle.de  
         
http://www.duisburg.de/micro2/lehmbruck/

                             

Was mich immer wieder verwundert aber auch begeistert, ist die Kraft und der Wille dieser Region etwas Neues aus dem Alten zu erschaffen. So ahnt man die alten Strukturen der ehemaligen Montanindustrie, die ja noch teilweise neben den neu geschaffenen Komplexen nur einen Steinwurf weit liegen. Auch die Küppersmühle war ein ehemaliges Mühlen- und Speichergebäude, welches jetzt als Museum ein ganz anderes, aber auch charmantes, Flair besitzt.

                                               

Als ich das Gebäude sah, erinnerte ich mich an die Ausstellung im ehemaligen Stockey und Schmitz Gebäude und fragte mich schon, warum es in Ennepetal nicht möglich ist, solch ein Projekt, wie ein Museum, auf die Beine zu stellen. Potenzial hat der Südkreis, nur ich denke, es fehlt an den Menschen, die mit Mut und Kraft und unbeirrbar solch ein Projekt durchzuziehen. Wesentlich sind aber auch die Vernetzungen und die Bereitschaft zum Dialog. Einen Dialog der in eine Kooperation münden sollte, bei der die Partner auf Augenhöhe kommunizieren. Vernetzungen: So habe ich in den bis jetzt besuchten Städten immer wieder die umfangreichen Partnerschaften erfahren können, die in Kooperationen mündeten. Diese Kooperationen gehen zum Beispiel auch nach Istanbul über die RWTH Aachen oder die Heinrich Heine Universität in Düsseldorf.

                                             

                                               

Zur Ausstellung, dass war ja das Thema. Anwesend waren:
 

  • Prof. Olaf Metzel, Künstler
  • Dr. Walter Smerling, Geschäftsführenden Vorstand der Küppersmühle
  • Knut Jansen, Kulturdezernent der Stadt Duisburg
  • Prof. Dr. Matthias Winzen, Kurator, war krankheitsbedingt abwesend.

Als Gast war Prof. Dr. Stecker der neue Leiter des Lehmbruck Museums ergänzend anwesend. Wobei in Besonderheit Prof. Dr. Christoph Brockhaus, der schon in Pension ist, die Ruhr2010 Aktivitäten  in diesem Jahr noch betreuen wird.

Der Künstler Olaf Metzel ist ein Künstler der wie ein Seismograph gesellschaftliche Verwerfungen, Veränderungen oder auch Umwälzungen wahr nimmt und diese mittels seiner Werke der Gesellschaft provozierend zurück wirft. Er steht immer außerhalb der Gesellschaft, beobachtet sie und dialogisiert mit Mensch, der Landschaft oder Region und den Handlungen die aus dem Zusammenspiel hervorgehen. Im Zusammenhang mit den drohenden Schließungen vieler Kultureinrichtungen im Ruhrgebiet sieht er als Konsequenz die Verrohung der Gesellschaft, die letztendlich nur in der Gewalt des Stärkeren münden kann.

"Noch Fragen" zeigt verschiedene Camouflagestoffe in denen Basballschläger verknüpft sind. Jugendliche die in der Regel militärische Bekleidung anhaben und mit Baseballschläger ihre Macht ausüben. Die nichts zu verlieren haben, weil ihre Bildung ihnen keine Perspektive bietet. Sie stellen ihre eigenen Regeln auf und setzten sie auch durch.

 

"Schicht im Schacht" reflektiert die Veränderungen der Region im Bereich des Kohlebergbaus. Es ist noch ein Modell, welches einmal, sollten Sponsoren gefunden werden, als 20 -25 Meter hohe Skulptur den Duisburger Innenhafen als Wahrzeichen dient.

Letztendlich soll diese auch begehbar sein. Diese Skulptur war der Beginn der Zusammenarbeit zwischen dem Museum Küppersmühle und dem Künstler Olaf Metzer, so Dr. Walter Smerling.

 


Metzel legte dar, wie er die Region kennen gelernt hatte, indem er auf seine erste Arbeit 1993 in Moers hinwies.
Nun hat er sich jedoch auf eine andere Art der Region genähert, indem er sich über die hier aufgelegten Zeitungen informierte. Er sammelte die Überschriften aus den Lokalredaktionen in dieser Region und ging mit diesen eine Symbiose ein. Ungewöhnlich. Was ist das für eine zerstörerische Gesellschaft, die mit Ängsten und mangelnden Selbstbewusstsein auf dem Wege ist ihre Identität zu verlieren?, so fragt er, wo Schule mit hassartigen Reflexen überzogen und der Beginn des gegenseitigen Ausgrenzen ist.  Wo Hartz IV als Symbol für Versager steht und das Neue nicht angedacht und umgesetzt wird? Blockaden werden ausgelöst, die letztendlich zu Lethargie führen.

Kultur kann keine Kneipenkultur sein, indem das Flatratesaufen als kulturelles Ereignis im Vordergrund steht.
Nur so behandeln die Städte ihre Kultur indem sie diese zur Disposition stellen.
Metzel will dem Ganzen eine neue Richtung geben. Gewalt, Integration, Freizeitverhalten, Bildung aber auch Hartz IV müssen eine vernünftige Position in der gesellschaftlichen Diskussion einnehmen. Denn "Hängen im Schacht" sollte es nicht geben. Bildung und Kultur sind Rohstoffe, deren Wert man nicht groß genug einschätzen kann. Aus diesem Wert kann man der Gesellschaft eine neue Richtung geben. Der Künstler Metzel fragt, wie, wenn nicht über den Dialog kann man einen neuen, mehr idealisierten Willen, bekommen? Denn die derzeitige Situation, könnte zu einer Verabschiedung sämtlicher Werte führen, so das Werk "Auf Wiedersehn"

Der Kulturdezernent Kurt Jansen betonte, er, und damit die Stadt Duisburg, sei stolz auf das Erreichte, nämlich drei Ausstellungen auf einmal gestemmt zu haben. Stolz aber auch auf die Kultur der Stadt Duisburg, besonders hier im Innenhafen, aus dem eine unbändige Kraft erwächst.

Mapping the region sollte in seiner Nachhaltigkeit und Kooperationsstärke eine Bestimmung erhalten, die auch auf den innerstädtischen Bereich zutreffen könnte. Kultur als Seele einer Stadt verlangt ein intelligentes Sparen, welches die Seele nicht vergewaltigt. Letztendlich kann sparen, so es um den Selbstzweck sparen geht, eine teuere Angelegenheit werden. Ohne Bildung und Kultur steigt die Gewalt, steigen die Kosten der Sicherheit und die Kriminalitätsrate.

Gewalt ist immer ein Ausdruck von Abwesenheit der Kultur und Bildung.

Eine Nachbetrachtung und Versuch einer Kritik.

Man möchte sich als Bewohner dieser Region, mit der man sich ja immerhin seit Jahrzehnten identifiziert,  beleidigt zurückziehen. Die Provokation, im wirklichen Sinne einer Hausforderung, ist zu stark. Zu stark deshalb weil man sich mit der Hilflosigkeit gegenüber den übermächtigen Veränderungen hingegeben hat. Doch irgendwie fordert Metzel auf, sich der Herausforderung zu stellen, Selbstwert vermischt mit einer Portion Trotzigkeit, stellt sich ein. Hilflosigkeit führt in der Regel auch zu einer gewissen Form des Selbstmitleides, welches letztendlich ein Ausdruck von sich in sein Schicksal fügen bedeutet. Aber mit der Brutalität mit der Metzel uns Bekanntes wieder in seiner Konsequenz bewusst macht, kommen auch die Impulse wieder zum Vorschein die eine Änderung herbeiführen können.

Die vergessenen Strukturen einer Kommunikation, die alten Klassen die eine gewisse Solidarität hervorbrachten, dieses "alle in einem Boot " Denken. Nur, können Metzels Werke dies leisten, die Rückbesinnung auf einen Typus, der die Aufbauleistungen nach dem 2. WK getätigt hat? Denn die gesellschaftlichen Verwerfungen sind gewaltig und die Partikularinteressen sind nicht dazu angetan eine revolutionäre Veränderung im Jetzt anzustreben.

Mehr Bildung und mehr Kultur, ja, das ist die vollkommen richtige Konsequenz. Nur ist es nicht im Moment so, das Bildung und Kultur ein knappes Gut ist, was gerade einmal für die Eliten reicht? Und sind nicht gerade die Eliten hochgradig verunsichert, denn auch ihnen wird der Abstieg bei einem Versagen immer wieder kommuniziert. Läuft in unserer Gesellschaft nicht alles auf ein Alles oder Nichts hinaus? Zwei gesellschaftliche Schichten soll es gefühlsmäßig geben, die der Habenichtse und die der Alles habenden. Eine Fehlentwicklung, so sie kommt. Aber ist es nicht so, dass die politischen Entscheider schon längst in den Vorstandsetagen der großen Firmen sind? Metzel lässt uns hier alleine? Oder zeigt er auf die, die die notwendigen Entscheidungen treffen sollten? Was für ein Dilemma. Auf der anderen Seite ist Kunst auch immer die Kunst der Eliten, wobei sich Metzel als Volkskünstler versteht, nur die Eliten fragen nach einem Vorteil bei einer Veränderung in der Gesellschaft. Und da könnte der nächste und sinngebende Schritt sein, das der Vorteil einer nachhaltigen Zerstörung einer Gesellschaft keinen wie auch immer gearteten Vorteil erbringt, weder im Materiellen noch im Immateriellen. Und die Politik? Ich denke die Politik ist hier aufgerufen endlich die Position einzunehmen die ihr gesellschaftlich auch zusteht, nämlich, Visionen aufzustellen und diese auch zu verfolgen. Ich denke, der Politik sollte einmal gesagt werden, paradiesischer Zustände wird es nicht geben, aber einen Weg dorthin gibt es schon. Und dieser Weg lautet, Streben nach einem besseren Morgen. Alles andere ist nur Rückfall in eine moralische Steinzeit in der Jeder dem Anderen sein Mörder sein könnte.Und das ist vielleicht die Frage die der Künstler Metzel uns stellen will: Wollen wir das? Und wenn ja, warum?

Die Ausstellung wird am Donnerstag, dem 25.Februar 2010 um 19:00 Uhr durch Fritz Pleitgen, Vorsitzender der Geschäftsführung der Ruhr2010 GmbH eröffnet.

Laufzeit der Ausstellung: 26. Februar – 24.Mai 2010

Im Anschluss wird die Ausstellung von Olaf Metzel in der Weserburg in Bremen präsentiert.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Duisburg

 

Hier noch einige Fotos von dieser beeindruckenden Ausstellung [Fotos Linde Arndt]:

RUHR.2010: Rubbellos und Broschüre in allen WestLotto-Annahmestellen

Rubbel dich reich! Ab sofort gibt es in allen WestLotto-Annahmestellen in ganz Nordrhein-Westfalen eigens aufgelegte Kulturhauptstadt-Rubbellose mit sechs markanten Motiven der Metropole Ruhr: Essens Zeche Zollverein, das Dortmunder U, der Tetraeder in Bottrop, der Landschaftspark Nord in Duisburg, das Schiffshebewerk in Henrichenburg – und der Gasometer in Oberhausen ziert zusätzlich eine kostenlose 20-seitige Broschüre, die ebenfalls in den Annahmestellen erhältlich ist, mit den Programmhöhepunkten des ersten Halbjahres von RUHR.2010.


Und so geht’s:
Das bunte Logo der Kulturhauptstadt selbst bildet die Rubbelfläche, hinter der sich das Spiel verbirgt. Erscheint dreimal der gleiche Betrag, so ist dieser gewonnen!

Bei dem 1 €-Los gewinnt insgesamt jedes 4. Los. Der Spitzengewinn liegt bei 50.000 Euro.

Jedes verkaufte Los unterstützt gleichzeitig die Projekte der Kulturhauptstadt. „Damit ist jeder Teilnehmer automatisch ein Gewinner“, freut sich RUHR.2010-Geschäftsführer Oliver Scheytt über diesen Glücksfall, „denn die Kultur gewinnt auf jeden Fall immer mit“.

Als staatlicher Glücksspielanbieter für Nordrhein-Westfalen, der Jahr für Jahr über 600 Millionen Euro für das Gemeinwohl dieses Bundeslandes erwirtschaftet, fühlt sich WestLotto mit den Menschen zwischen Rhein und Ruhr in besonderer Weise verbunden.

„Was liegt da näher, als in diesem Jahr die Kulturhauptstadt Europas RUHR.2010, die vor einem Monat mit einer eindrucksvollen, im In- und Ausland stark beachteten Auftaktveranstaltung in Essen startete, besonders zu fördern?“, sagt Jochen Rotermund, Marketingleiter bei WestLotto.

    

     

Der Hinterhof wird zum Vorgarten: Ludwiggalerie, Schloss Oberhausen

[jpg] Der "Insel der Glückseligen" entflohen, auf der alles möglich ist nur keine vernünftige Handlungsweise, machten wir uns auf den Weg zur Pressekonferenz nach Oberhausen. Diesmal wurden wir direkt zweimal eingeladen, einmal von der Ruhr2010 und zum zweiten vom Landesumweltministerium NRW, dies für die Ennepetaler, die der Meinung sind, hinter Ennepetal wäre die Welt zu Ende.

An dieser Stelle möchten wir uns einmal der Definition Kunst zuwenden, die in Ennepetal so eng ausgelegt wird. Kunst in Ennepetal ist gleichbedeutend mit Malerei, vielleicht noch eine kleine Installation. Die Bildhauer Auguste Rodin oder Alberto Giacometti um nur zwei zu nennen, sind bei den Ennepetaler Künstlern schlicht nur Kunsthandwerker, so mir gesprächsweise bedeutet wurde. Diese und andere Gedanken gingen mir auf dem Weg  nach Oberhausen durch den Kopf.
 

"Zwischen Kappes und Zypressen" so die Ausstellung, die am 21.02.10 in der Ludwiggalerie, Schloss Oberhausen, eröffnet wird. Es geht um Gartenkunst an der Emscher, Landschaftsgärtnerei im Zusammenhang mit der umgebenden Landschaft. Die 20 RuhrKunstMuseen haben sich einzigartig im Jahr des Kulturhauptstadtjahres  zusammengeschlossen, um in Kooperationen und auch mit 14 Projekten den Wandel und die Einzigartigkeit des Ruhrgebietes zu begleiten aber auch zu verdeutlichen.  

So stehen uns noch die Projekte Mapping the Region oder Collection Tours als herausragend bevor. Nichts ist spannender als einem Wandel beizuwohnen und diesen fassbar zu spüren.

Die Ausstellung ste ht für Kappes als Realität und Nutzen und die Zypressen für den Traum und das Erlesene. Der Presse stellten sich:
               
               [von links nach rechts  s. Aufzählung]                                                                                [Foto: Linde Arndt]

  • Apostolos Tsalastras, Kulturdezernet der Stadt Oberhausen
  • Elia Albrecht-Mainz, Bürgermeisterin der Stadt Oberhausen
  • Dr. Christine Vogt, Direktorin der Ludwiggalerie, Schloss Oberhausen
  • Minister Eckhardt Uhlenberg, Umweltministerium des Landes NRW, sowie als Stellv. Vorsitzender des Stiftungsrates der NRW-Stiftung  Naturschutz, Heimat- und Kulturpflege.
  • Dr. Jochen Stemplewski, Vorstandsvorsitzenden der Emschergenossenschaft
  • Prof. Dr. Martina Oldengott, Landschaftsarchitektin der Emschergenossenschaft

Nachdem Frau Dr. Vogt die Teilnehmer und auch die Presse begrüßt hatte, hob sie hervor;  dass diese Ausstellung ihrem Hause und dem Team sehr viel, sowohl physisch als auch finanziell, abverlangt hätte und bedankte sich bei allen für den Einsatz. Diese Ausstellung war nur möglich geworden, weil durch die Entstehung des Emscherparkes und der damit zusammengehenden Renaturierung der Emscher die Gelegenheit entstanden wäre den Wandel der Region auch an den Landschaftsgärten aufzuzeigen. Schloss Oberhausen liegt nun einmal an exponierter Stelle zwischen dem Rhein-Herne Kanal und einem Nebenfluss der Emscher, so Frau Dr. Vogt.

Minister Uhlenberg hob die Besonderheiten der Gartenkultur in der Metropole Ruhr hervor, die neben einer einzigartigen Gartenkunst auch eine international anerkannte Landschaftsarchitektur besitzt. Es war für ihn ein Glücksfall zusammen mit der Emschergenossenschaft und der Ludwiggalerie Oberhausen dies organisieren zu können. Besonders der Kaisergarten macht das Spannungsfeld zwischen der Region damals und der Region im Wandel heute sichtbar. Bürgermeisterin Albrecht-Mainz betonte, dass der Umbau der Emscher für Oberhausen eine Aufwertung der Stadt innerhalb der Region bedeutet: Die Emscherregion wird dadurch aus dem Hinterhof zum Vorgarten befördert, meinte die Bürgermeisterin.
Dr. Stemplewski von der Emschergenossenschaft freute sich über die neue Emscher Aue die im Emscher Tal geschaffen wird. Weitgehend unbekannt ist vielen, dass es 37 Burgen und Herrensitze im Emschertal gibt, die allesamt in einem Rundweg zum Vorschein kämen. Landmarken sollten mit den Gärten geschaffen werden, nicht für den ehemals elitären Adel, vielmehr heute für jedermann. Zum Verweilen sollten die Täler und Zuläufe der Emscher einladen, wobei dann der Fluss wieder rein sein sollte. Aber nicht nur die Farbe blau, die für die Sauberkeit des Flusses steht, sondern auch die Farbe grün, die für eine dann unverfälschte Natur stehen wird, soll den Menschen wieder etwas zurück geben. Pantoffelgrün soll es jedoch nicht werden, es soll das ehedem Urwüchsige wieder entstehen, als der Fluss noch mäandernd mit den historischen Verknüpfungen floss.

Oberhausen habe jetzt mit dem Gasometer, mit der Ausstellung "Sternstunden" aber auch mit den Kurzspielfilmtagen hervorragende Leuchttürme, merkte die Bürgermeisterin an.

Herr Tsalastras lobte den Geist der Kooperation, des Zusammenwachsens der Region und die langjährige Zusammenarbeit mit der Emschergenossenschaft. Ein Wermutstropfen ist jedoch die Haushaltssperre, der die Stadt Oberhausen unterliegt.  Dies führt dazu, dass viele gute Ideen die der Stadt weiterhelfen könnten durch das Innenministerium NRW zunichte gemacht wurden. Die Zusammenarbeit mit dem Umweltministerium war jedoch sehr gut.

Frau Prof. Dr. Oldengott betonte die etwas spärliche Reflektion der Gartenkunst im kulturellen Bereich. 100 Jahre Gartenkunst kann und sollte man nicht ignorieren. Die Gestaltungen waren immer ein Wechselspiel zwischen Architekten, Künstlern und den Bauherren.

Die Bauherren kamen in der industriellen Zeit überwiegend aus dem "bürgerlichen" Lager, die die ehemals adeligen Häuser erstanden hatten und in ihrem Sinne umgestalteten.

 

Beispielhaft mag der Rombergpark in Dortmund,  Hertener Schlossgarten aber auch der Kaisergarten in Oberhausen  herhalten.

 

 

Alle in der industriellen Zeit entstandenen oder umgebauten Gärten deuteten das neue Selbstbewusstsein an. Es entstand zunehmend eine Bewegung, die sich des gesamten Rheinlandes bemächtigte. Große Architekten und Künstler fanden mit der neuen geistige Freiheit ganz andere Gestaltungsmöglichkeiten.

Die Margarethenhöhe in Essen mag hier ein Beispiel sein, die eine gelungene Integration mit ihren soziokulturellen Strukturen Anfang des vorigen Jahrhunderts in das Stadtbild darstellt.

Auch die Malerei beschäftigte sich mit der Darstellung der neuen Gärten, die die Freiheiten des neuen Standes darstellte.

Leider war die Witterung nicht danach eine umfassende Begehung des Kaisergartens vorzunehmen. Wenn jedoch das Wetter anhält, dürfte der restliche Schnee als auch das Eis bis nächste Woche weggetaut sein.

Ein Ausflug lohnt auf jeden Fall um die vielen Exponate zu besichtigen, die eindrucksvoll die etwas stiefmütterliche behandelte Gartenkunst und Landschaftsgärtnerei dokumentiert.

In einem Nebengebäude des Schlosses ist ein hervorragendes Restaurant untergebracht, welches eine exzellente Küche vorzuweisen hat.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Oberhausen

 


Eine kleine Fotodokumentation von unserem PT am 18.02.2010 in der Ludwiggalerie in Oberhausen [alle Fotos von Linde Arndt]