Eine Stadt tischt auf

[la] Wie bei einem großen Festessen, wo ein ausgesuchtes Menue sorgsam zusammengestellt und dargereicht wird, so hat sich die Stadt Ennepetal inzwischen auf ihren ganz persönlichen Auftritt zum Kulturhauptstadtjahr vorbereitet.

 

Ennepetal ist Local Heroes Woche

vom 2. bis 8. Mai 2010

 Noch nie hat es so ein Netzwerk gegeben, wo 52 Städte eine Idee nach vorne tragen und ein unsichtbares, aber spürbares Band weben, das Zusammengehörigkeit, trotzdem aber Einmaligkeit demonstriert.

Alle Städte – so auch Ennepetal – sind  sich ihrer Stärken bewusst geworden und haben Menschen aus ihrer Region nach vorne gestellt, die für dieses Fest – als  Helden, seien es kleine oder große, geehrt werden.

Der Grundgedanke, in der bisherigen eingefahrenen Alltagssituation sich der Bedeutung von Kunst und Kultur und deren Wirkung und Wichtigkeit für die Menschen wieder bewußt zu werden, trägt inzwischen Früchte und so ist das Ruhrgebiet und mit ihm der EN-Kreis für viele auf der Welt plötzlich sichtbar geworden.

Der Spruch:" Wandel durch Kultur – Kultur durch Wandel" setzt neue Maßstäbe und lässt hoffen, das er als Ziel verstanden wird und nicht als eine nur für ein Jahr geltende Inszenierung.

Und so hat auch Ennepetal ihr "Menue" zusammengestellt, welches wir Ihnen hier im pdf-Format zur Verfügung stellen. In diesem ist nicht nur die spezielle "Local Heroes" Woche, sondern das gesamte Programm für 2010 aufgeführt.

                                                                 

Nehmen Sie teil an dieser kleinen, aber bedeutenden Revolution, die Menschen näher zusammen bringt, neue Sichtweisen erschließt, bisher unbekannte Nachbarn zu Freunden macht und ein globales Netz über große Räume spannt.

 

Linde Arndt

für EN-Mosaik

 

Die Kindheit wie ein einziger langer Sommer

      

Bettina Brökelschen
zur Local Heroes-Woche
bei uns in Ennepetal

                                         
[la] Die Dortmunder Nordstadt Ende der 60er Jahre.

Ein kleines Mädchen steht mit nackten Füßen  im Staub der Straße und schickt Seifenblasen in den schmutzig grauen Himmel.  Eingeschlossen in die empfindlichen Gebilde, eine ganze Welt.

Die Seifenblasen sind lange zerstoben, der Himmel über der Ruhr ist inzwischen blau –  und die Kleine von damals trägt heute auch mal Pumps. Geblieben sind ihr jedoch bis heute die grenzenlose Phantasie und die entwaffnende Naivität  der Kindheit.

Gemalt hat Bettina Brökelschen schon immer. Und schon immer waren Bilder für sie ein Weg, sich anderen mitzuteilen. Manchmal der einzige Weg.  "Mit Worten konnte ich nie besonders gut  umgehen", erinnert sie sich, "und wenn ich mich verletzt fühlte, z.B. von meinen Lehrern, habe ich einfach gemalt und ihnen die Bilder gezeigt."

Viele Bilder sind auf diese Weise entstanden.  Von den Eltern geliebt, von den Lehrern und Mitschülern gemocht, erscheint ihr auch heute noch die Kindheit wie ein einziger,  langer Sommer…….

Vielfältig und umfangreich ist ihr künstlerischer Weg bisher gewesen. Sie hat Achtung erzielt und  sich nicht nur in Dortmund, sondern in zahlreichen Galerien und Kunstausstellungen  einen Namen im Bereich zeitgenössischen Kunst und sozialem Engagement gemacht.

Ihr Lebensmut und ihre unerschöpfliche Kreativität haben selbst da nicht Halt gemacht, als das Schicksal sie durch eine schwere Krebskrankheit in die Knie zwingen wollte. Die sympathische, einst bildhübsche Frau nimmt ihr Schicksal an und behauptet mit einem geheimnisvollen Lächeln:„Bin schön so wie ich bin“.

Kunstraum-EN. e.V., der zur Ennepetaler Local-Heroes-Woche wieder einmal eine Kunst-Ausstellung an einem ungewöhnlichen Ort initiiert [wir berichten noch ausführlich darüber] freut sich, eine so begabte und anerkannte  Künstlerin, die in Dortmund lebt und  zum Netzwerk RUHR2010 gehört, in dieser Ausstellung zu Gast zu haben.

Bettina Brökelschen wird mit einigen ihrer Werke während der Ausstellungszeit vertreten sein.

   

Sie wird ferner nur zur Vernissage am 2.5.2010 bis Ende offen drei ihrer gemeinsam mit Prof. Luigi Colani gemalten und signierten Werke ausstellen.

Kunstinteressierte haben am Eröffnungstag die Möglichkeit  diese Unikate käuflich zu erwerben.

Bettina Brökelschen, wird bei der Vernissage persönlich anwesend sein.

Dort wird sie Kataloge über die Dokumentation ihrer gemeinsamen Arbeit aus den 15 Jahren mit Prof. Luigi Colani verschenken.

 

Prof. Luigi Colani und Bettina Brökelschen    

 

Aus der Zeit ihrer diversen Fernsehauftritte bei RTL, SAT 1, WDR, ARD, VOX hat sie ein Bild erstellen lassen, auf dem Unterschriften und kleine Signaturen verschiedener Fernsehgrößen wie Hans Meiser, Bärbel Schäfer, Jean Pütz, Verona Feldbusch, Christine Westermann, Götz Altmann u.v.a. enthalten sind.

Dieses Bild würde sie gerne zum Kauf anbieten, wobei der Erlös nicht ihr selbst, sondern  dem Kinderschutzbund Ennepetal zu Gute kommen soll.

Weitere Einzelheiten, sowie die Vita entnehmen Sie bitte der beigefügten pdf-Dokumentation.

                                                         

Ein Stück des Weges durfte ich mit Bettina Brökelschen bei gemeinsamen Ausstellungen  auf der LandArt in Unna, dem Rathaus Dortmund (Gruppe Weibsbilder), Künstlernetzwerk Köln Lebenskunst – Herzenslust und diversen Ausstellungen in Praxen des EN-Kreises gehen. Ich freue mich, diese beeindruckende Künstlerin wieder zu sehen.

Linde Arndt

von EN-Mosaik

Treu dem Rock und das seit Jahren – Die Gruppe TROYH

[jpg] Bekanntermaßen steigt am 2. Mai 2010 in Ennepetal die "Local Heroes" Woche des Kulturhauptstadtjahres Ruhr 2010.

Etwas versteckt finden wir im umfangreichen Programmheft der Stadt eine Perle des Deutsch-Rock-Pop die Gruppe TROYH. Diese Gruppe trat im Zusammenhang mit den 60 Jahrfeiern "inne Milspe" 2009 mit der Gruppe Ruhrbeat auf und stellte ihr eigens für Ennepetal komponiert und getextetes "Ennepetal" Lied vor. Die Zuschauer und -hörer waren begeistert.

Während einer   Probe der Gruppe  in Velbert  durften wir dabei sein. Wer Deutsch-Rock-Pop hört denkt zu aller erst einmal an die "Ärzte", vielleicht noch an "Silbermond" oder "Juli", alles große und bekannte Bands.  

TROYH hat sich, wie viele dieser Bands, auch einen Namen gemacht. Für die Veranstaltung am 7. Mai 2010 probten die vier fleißig ihre alle selbst geschriebenen und getexteten Songs und feilten mit Gefühl an deren Interpretation.

Deutsch-Rock ist wieder schwer im kommen, nicht umsonst haben die oben genannten ausverkaufte Häuser. TROYH´s Stil ist eindeutig als Rock Pop einzuordnen, wobei der neue  Titel "Niemals" eindeutig ein Ohrwurm werden könnte.
                                          
Für Ennepetal haben sie noch einige Titel getextet und komponiert, die sie an diesem Tage singen werden. Als wir da waren verstand man alles und es rockte auch richtig, sicher wird das ein fetziger Auftritt.  Und es wird ein Live Auftritt.

Die Gruppe besteht aus:

         kein Bild
Dirk Rosenbaum
(Drums)
  Jürgen Janssen
(Bass, Voc.)
  Maik Weber
(Gitarre, Voc.)
  Karsten Müller, Ennepetal
(Leadgesang, Gitarre)
  Paul Neumann
(Gitarre)  Gast

Es sollte nicht unerwähnt bleiben, dass Karsten Müller unser Fuchsinitiator aus Ennepetal ist und  hier in unseren Stadtmauern auch sein "Unwesen" treibt.

Alle Musiker treten auch noch in anderen bekannten Bands auf, sind also echte Profis.

Kohle, Kühe, Kunst – 4 Städte 1 Weg ist eine Ausstellung im Hülsenbecker Tal, welche von der bekannten "Nature Art" Ausstellung adaptiert wurde.
[wir berichten noch gesondert darüber] Zur Eröffnung am 7.5.2010 tritt nach 16:00 Uhr die Gruppe TROYH in der Musikmuschel   auf.

Für alle die Deutsch-Rock-Pop mögen wird das bestimmt ein Leckerbissen sein. Man sieht sich im Hülsenbecker Tal.

                                           

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Velbert

 

Eine Fahrt nach Herne zu der Ausstellung „AufRuhr 1225“

Der Verein Arbeitskreis Ennepetaler Stadtgeschichte e. V.: Ennepetal unternimmt eine Fahrt nach Herne zu der Ausstellung "AufRuhr 1225".

Einschließlich Führung organisiert der Arbeitskreis Ennepetaler Stadtgeschichte am

                                          Dienstag, 11. Mai. 2010,
                                          Abfahrt ist um 14 .15 Uhr
am Stadtarchiv an der Lindenstraße

die Teilnahme an dieser Informations-Veranstaltung.

 

Mitglieder und Interessenten können sich noch melden bei Hans Hermann Pöpsel, Telefon 75409.

Eine wirklich sehenswerte Ausstellung im Kulturhauptstadtjahr 2010. Wir waren selbst vor Ort und wirklich begeistert.

s. auch unseren Bericht hierzu.

 

Linde Arndt

für EN Mosaik

Die Saat geht auf mit voller Kraft

[jpg] Man sagt, wenn der Baum stark ist, so werden auch die Früchte stark werden. Den Baum hatten wir gesehen, ein starker Baum, das neue Folkwang Museum. Die ersten Frucht, "die entartete Kunst" als Ausstellung "Das schönste Museum der Welt", Museum Folkwang bis 1933, markierte zusammen mit dem Neubau einen Neubeginn, nämlich an dem Punkt, wo das Folkwang seinen ersten Höhepunkt hatte.

Es fehlte noch etwas, konnte man doch nicht alles auf einmal bringen, Überforderung wäre die Folge gewesen. Drei Wochen später waren Erweiterungen zu sehen, Erweiterungen die nicht so spektakulär sind, jedoch nicht minder feinsinnig auf den Betrachter wirken.

Aber, sie spannen auch einen großen Bogen in die heutige Zeit, die letztendlich eine Weiterentwicklung der damaligen Zeit darstellt. So konnte man nunmehr drei neue Ausstellungen der neuen Abteilung "Papier" vorstellen.
Papier deshalb, weil diese die Bereichen Fotografie, Grafik und Plakate beinhaltet.
 

Zu sehen waren aber auch ergänzend der Bereich Video und Multimedia. Ob dies bei einer Ergänzung bleibt oder gar eine eigene Abteilung eröffnet wird, war nicht auszumachen. Dieser neue Bereich passte sich aber in etwa in den fotografischen Bereich ein.

Vom 17. April bis zum 30.Juni 2010 werden folgende Ausstellungen gezeigt:

  • Teaching Photography

            Fotografische Sammlung

           Hierzu wird es am 21. und 22.5. 2010 ein Symposium im Gartensaal des Museum Folkwang geben. Der
           produktive Austausch von Ideen,   experimentelle   Wege zwischen Lehrenden und Künstlern, Kuratoren,
           Kritikern stehen hierbei im Vordergrund.
           Wir denken, es wird ein spannendes Symposium, zumal in diesem Bereich die Positionen nicht
           unterschiedlicher sein können. Die Teilnahme von unserer Seite ist angedacht, zumal sich hochkarätige
           Teilnehmer aus dem universitären Bereich der europäischen Szene angekündigt haben.
           Ein sicherlich spannendes Symposiums.

  •  Punktum. Plakate von Uwe Loesch

            Deutsches Plakat Museum

  • Schlemihl Wozzeck Lenz

            Bildfolgen des Expressionismus
            Grafische Sammlung

Nur Wenigen außerhalb der Fotografie ist bekannt, dass die Universität Folkwang seit 1920 im Bereich der Fotografie begann. 1950 wurde unter der Führung von Otto Steinert das Studium der Fotografie an der Hochschule Folkwang zu dem Studium der Fotografie schlechthin in der nationalen Wahrnehmung. International genießen die Absolventen der Hochschule Folkwang eine hohe Reputation.

Teaching Photography zeigt auch Arbeiten von Prof. Gisela Bullacher,  welche  die Grundlagenfächer Kommunikationsdesign und Industrial Design an der Hochschule Folkwang lehrt. In Form bringen, heißt ihr Thema. Als Beispiel seien hier die beiden Exponate Bungee angeführt. Beide Springer stehen geradezu in einem leeren Raum ohne Orientierung. Sie stehen und doch weiß man von der Bewegung die den Springer begleitet. Das Seil hängt wie eine Nabelschnur an den Füßen des Springers, die ihm das Überleben sichert. Der Geist und das Gefühl des Betrachters wehrt sich gegen die Darstellung, ist doch die Position nicht der Erfahrung durch den Betrachter richtig einzuordnen. Es irritiert, man möchte eingreifen, die Person auf die Beine stellen oder sie am Boden von den Seilen befreien. Es ist eine Momentaufnahme die einen zwingt,  den Anfang der Szene zu denken und sie quasi wie einen Film zu Ende laufen zu lassen  – in Form zu bringen. Das Gefühl ordnend einzugreifen ist das eigentliche Moment die dem Moment des Springers entgegengestellt wird. Und dieses Gefühl erbringt die Kraft, den Springer anzuhalten.
Es ist aber auch ein Zeichen der Vergänglichkeit des Augenblicks des Gesehenen, der zu diesen Regungen führt. Aus der Form kommend in die Form gehend.

Oder die Arbeiten von Olivier Richon (Royal College of Art, London), der mit seinen Arbeiten Tiere in einer isolierten Welt darstellt. Da findet ein Hummer seinen Weg an einem wie zufällig aufgestellten Bücherstilleben. Eine Schildkröte auf einem weißen Untergrund, beraubt ihrer natürlichen Umgebung. Ein Affe der eine Frucht begutachtet, während eine andere Frucht neben ihm liegt. Der gleiche Affe der über die gebrochenen Walnüsse siniert. Alle Tiere befinden sich in einer neutralen von uns geschaffenen Welt, es gibt keine Umwelt, sie sind auf sich zurück geworfen, auf ihre eigene Natur. In ihrer Form sehen sie erhaben und achtungsheischend aus, auch ist eine Würde auszumachen. Die Frage.: Wo ist der Unterschied zwischen dem Menschen und dem Tier, so sie beide auf sich zurück geworfen werden?
Es sind Fotografien die einem etwas abverlangen, die einen zwingen von Anfang bis zum Ende zu denken, die in Frage stellen und das schon hingenommene nicht hinnehmbar werden lassen.

Anders die Plakate von Uwe Loesch, die sich mit dem Wesentlichen befassen, eben Punktum.

Kommunikation in allen seinen Formen die letztendlich auch in Sprache münden ist sein Ding. Farben und Formen, eine Botschaft. Er will überzeugen, anklagen und zwar vordergründig klar Stellung beziehen.
Er lässt einen nicht aus, er zwingt einen sich zu positionieren in seinem Sinne. So zeigt er ein großflächiges Plakat mit einem glatzköpfigen Adolf Hitler, der über seinem Mund statt des Schnäutzers  www.scheisse.de in rot gedruckt bekommen hat.

  Klare Position gegen das Auftreten der Neonazis im Internet, besser kann man eine politische Botschaft kaum erstellen.

Oder das Plakat "Mickeys Crusade" Mickeys Kreuzzug, seine Antwort auf den Kreuzzugausspruch des amerikanischen Präsidenten Bush im Kontext mit dem Irakkrieg.

Das kommt an, das bewegt und empört. Oder auf einem Plakat ein Hammer für den europäischen Designerkonkress. Der Hammer als zeitloses einmaliges Design, dem man kaum etwas hinzufügen könnte. Und dann die Botschaft: Design quo vadis?
Hier wartet er auf die Antwort. Vorgabe ein Design, welches perfekt erscheint.

Dann wieder zerrt er an einem rum, will Stellung bezogen haben, bei dem Problem Kindersoldaten oder dem Aidsproblem.

Man möchte fliehen, er aber hält einen fest.
Den Abschluss bildet die grafische Sammlung des Folkwang Museums. Ernst Ludwig Kirchner, Erich Heckel, Ernst Barlach, Walter Gramatté und Paul Gangolf werden in der Ausstellung präsentiert.

Im Wesentlichen wurden die Drucke, seien  es Holzschnitte oder auch Radierungen, im Zusammenhang mit den literarischen Vorlagen erstellt. Es sind Schätze eines jeden Museums die nur in ganz kleiner Auflage entstanden. Teilweise sind die Werke noch handsigniert, was ihnen einen besonderen Wert verleiht.Schätze auch deshalb,  weil sie der Zeit des Expressionismus zu geordnet werden und zu dem Bereich des fantastischen Realismus gehören. Auch diese Werke waren in das Raster der "entarteten Kunst" eingeordnet worden, wurden also von den Nazis eingezogen.

Walter Gramatté war in der Regel immer in der Nähe der Literatur und nahm sich der tragischen Helden an, deren
Sprachrohr er sein wollte. Er nahm die Leiden dieser Helden auf bis hin zu deren tragischen Untergang.

Er sah hin, wo andere wegsahen. Der erste Weltkrieg, der in der Öffentlichkeit so viele treue Helden gebar, rein und schön, sich dem Kaiser opfernd. Da hatte und hat (und auch heute) das Sterben aber auch der Schmerz und das Leid keinen Platz.

So kann man seine Werke zu Manfred Georgs "Der Rebell" nur als eindringliche Botschaft gegen den Krieg werten. Dieser tragische Held dieser Novelle, der seine heldenhafte Bestimmung, nach einer schweren Schussverletzung im übersinnlichen Nichts findet. Er der nicht der vorzeigbare Held ist, stellt den eigentlichen Krieg dar, den Verlust der Menschlichkeit und damit den Untergang des Menschen. Der unendliche Sturz der eigentlichen Helden, der Menschen mit ihrem Leid, ist auch das Ende.

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Paul Gangolf zeigt mit seinen Holzschnitten "Szenen einer Großstadt" die Gefangenschaft des Individiums in einer ihm fremdgewordenen Umgebung.Die Großstadt,  die der Mensch doch selber geschaffen hat und ihn doch nur hält weil er durch Flucht seine eigenen Werke verraten würde. Das Bedrückende, Einengende die Großstadtlandschaften nehmen  einen gefangen, die einzige Flucht die bleibt ist das Verschmelzen mit den Bauten, in den Höhlen die man Wahnraum nennt. Gangolf zeigt seine Ohnmacht dieser von ihm wahrgenommene Großstadt, die er aber auch nicht missen mag. Er ist mitten drin in der Enge der Häuserzeilen in der Masse des anonymen Individiums. Ein Ausweg ist nicht in Sicht.

 
Ernst Barlach, "Am Ende mußte ich immer mehr erkennen, daß das Gesicht in allen Dingen sich nicht enthüllt, wenn man selbst nicht sein Gesicht zeigt ..." zeigt die Bildfolge zu "Der tote Tag"  – ein Drama.

Das Drama zeigt die tragische Verbindung von Mutter und Sohn die in den düsteren nordischen Mythen ihren Ursprung haben.

Die Mutter die den Sohn nicht in die Welt ziehen lassen will und den Freitod wählt als sie ihren Sohn nicht halten kann.

   

Der Sohn über den Tod seiner Mutter bestürzt folgt  Mutter sodann. Die Bildfolge zeigt eindringlich das Spannungsfeld in der Beziehung Mutter Sohn, die ein dramatisches Ende nimmt.

Ernst Ludwig Kirchners siebenteilige Folge zu Adalbert von Chamissos Novelle "Peter Schlemihls wundersamer Geschichte" Schlemihl der seinen Schatten verkaufte und ohne Schatten verspottet und angepöbelt wird. Ohne Schatten ist ein Mensch durchlässig und ohne Körper, so die gängige Deutung. Letztendlich versucht Schlemihl seinen Schatten wieder zu erlangen. Der Inhalt dieser Novelle wird hier durch Kirchner in dieser Bildfolge von Farbholzschnitten stark reflektiert. Kirchner sieht die Seele der Menschen, wobei er die Hüllen nicht vergisst. Das Innenleben eines Menschen ist Kirchner allerdings wichtiger, wissend das das Äußere nur das Rollenspiel ausmacht. Der Körper kann noch so schön sein, nimmt aber doch Schaden so er nicht das Innere spiegelt. Und dafür hat Kirchner ein Auge.

Übrigens, das Schöne, im Lesesaal liegen alle Originaltexte zu den Bildfolgen aus, sodass einer Vertiefung und ein Vergleich zwischen Text und Bild gegeben ist.

Es ist schön den Neubeginn des Folkwang Museums begleiten zu dürfen, wie es wächst und sich selber Anforderungen auferlegt die sensibel und ehrgeizig genug sind, um den Betrachter und Besucher in seinen Bann zu ziehen. Das Problem des sich Einlassens auf die Exponate fällt sicher auch dem Ungeübten leicht. Er braucht nur eines – sich in Ruhe auf einen Dialog mit den Künstlern und ihren Werken einzulassen.
Der gemeinsame Nenner dieser Ausstellung ist die Kommunikation in seinen unterschiedlichen Formen, aber auch auf den unterschiedlichsten Ebenen. Kommunikation ist nie ein Selbstzweck, sie ist immer gerichtet und will treffen, sei es direkt oder über Andere. Sie ist aber auch offensichtlich in ihrer Botschaft oder subtil wie bei den Holzschnitten die sich an einen Text halten.

Noch etwas zu den Begrifflichkeiten, hier zu dem Expressionismus und Realismus der wiederum in Fantasmagorien mündete.
Der Expressionismus wollte nie nur das Gegenständliche darstellen, er wollte mehr, er wollte die Zusammenhänge zwischen Mensch und Seele und seinem Umfeld aufzeigen. Das Schöne so wir es sehen hat immer auch etwas Wunderliches, Komisches, Aufgesetztes aber auch Widersprüchliches, dies kommt besonders zum Vorschein,  indem der Künstler seine Innenansicht mit der Außensicht abgleicht. Und darüber hinaus im Dialog mit dem betrachtenden Objekt in Beziehung tritt. Das Jämmerliche unseres Daseins kommt besonders zum Tragen,  indem wir uns unsere Lebensspanne betrachten, die konträr zu unserem Bemühen steht,  überleben zu wollen. Nur die Betrachtung allein dieses Aspektes löst sicher bei dem einen oder anderen eine seelische Katastrophe aus. Und das ist es was der Expressionismus will  – er will den Menschen nackt sehen und zeigen mit allen seinen zum Scheitern verurteilten Bemühungen, das Leben zu meistern.
Es gilt irgendwie der Auspruch von Caspar David Friedrich,…. wenn man nichts in sich sehe, solle er das Malen gleich bleiben lassen… und dies kann man gut und gerne als Allgemeingütige Forderung des Expressionismus stehen lassen.

Weitere Informationen über Öffnungszeiten, Anfahrt, Aktionen, Führungen und Eintrittsgelder entnehmen Sie bitte der anhängenden pdf Info Zahlen_und_Fakten.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Essen.

Unsere kleine Fotogallery vom PM-Termin [Fotos: Linde Arndt]

 

Wir sind kein abgehobener „Haufen“

[jpg] Landrat Dr.Arnim Brux betonte damit, dass die zweimal jährlich stattfindenden Treffen des DLT (Deutscher Landkreistag)  Kulturausschusses sich mit ganz konkreten, nachvollziehbaren Sachverhalten befassen.

      

         
301 Landkreise vertritt der Landkreistag, deren Beschlüsse letztendlich in die Entscheidungen der Gesetzgeber mit einfließen. Thema des Treffens ist diesmal der Artikel 24 der UN-Behindertenrechtskonvention,  der eine Änderung der derzeitigen Regelung im Bereich der Bildung von Behinderten notwendig macht. Die derzeitige Praxis in der die Behinderten z.B. einer Förderschule zugeführt werden, steht damit auf dem Prüfstand.Rechtsvorschriften müssen in diesem Zusammenhang geändert werden.

Ziel dieser Treffen, welches nun zum 100. Mal stattfindet ist aber auch von den anderen Landkreisen zu lernen, also einen Erfahrungsaustausch stattfinden zu lassen.

Zum Pressegespräch luden ein:

  • Dr. h.c. Fritz Pleitgen, Geschäftsführer der Ruhr2010 GmbH
  • Dr.Arnim Brux, Landrat des EN-Kreises
    Vorsitzender des Kulturausschusse des NRW  Landkreistages
  • Dr. Volkram Gebel, Landrat des Landkreise Plön
    Vorsitzender des Kulturausschusses des Deutschen Landkreistages
  • Jörg Frese, Beigeordneter des Deutschen Landkreistages
    Dezernat V, Gesundheit, Jugend, Bildung
  • Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des Deutschen Kulturrats e.V.
 
Es ging aber auch um die Kultur, die in Zeiten knapper Kassen reduziert werden soll.

Die Finanzkrise hat alle Länder kalt erwischt und hat diese zu enormen Sparanstrengungen verpflichtet.

Die Unterschiede der einzelnen Landkreise kamen hier sofort zu Tage, indem ein Landkreis Plön mit rund 135.000 Bewohnern einem EN-Kreis mit seinen rund 237.000 Bewohnern nicht vergleichbar gemacht werden konnte. Die Strukturen sind eben anders.

Hier kam jedoch Fritz Pleitgen der Geschäftsführer der Ruhr 2010 GmbH als Mittler zu Hilfe, indem er seine Erfahrungen mit dem Kulturhauptstadtjahr einbrachte.

 

In etwa ist das Kulturhauptstadtjahr 2010 vergleichbar mit dem Schleswig-Holstein Musik Festival (SHMF), welches seinerzeit durch Justus Frantz und Uwe Barschel 1985 initiiert wurde, welches auch damals einen ungeahnten wirtschaftlichen Schub in Schleswig Holstein auslöste und heute noch seinen Bestand hat.
Das Ruhrgebiet ist die drittgrößte Metropole in Europa, dümpelte aber bisher so vor sich hin, was fehlte ein Bewusstsein der Stärke. Die in den letzten Monaten angestoßenen Ereignisse haben im Ruhrgebiet fantastisches bewirkt, so dass der Spruch von dem Hagener Kunstmäzen Karl Ernst  Osthaus, "Wandel durch Kultur, Kultur durch Wandel" hinreichend bewiesen wurde. Wir haben einmal den Film zur Kulturhauptstadtjahr 2010, der übrigens mehrfach ausgezeichnet wurde eingebunden. Ein sehenswerter Film!

Der Ruhr2010 GmbH standen und stehen rund 90 Millionen Euro für 4 Jahre zur Verfügung, für die man nach rund 4 Monate folgende Aussagen machen kann:

  Das Ruhrgebiet hat nun auch ein Neuschwanstein – die Zeche Zollverein.

Mit den von uns angestoßenen Aktionen haben wir alleine im Vorfeld ein Investitionsvolumen durch Andere von mindestens 500 Millionen Euro umgesetzt.

Alleine die Deutsche Bahn hat im Ruhrgebiet 350 Millionen in seine Infrastruktur investiert. Was letztendlich auch zu weiteren nach gelagerten Investitionen führte.

Der Imagegewinn für das Ruhrgebiet als Metropole des Wandels, in der alles möglich ist, kann man gar nicht genug betonen. Nicht Kohle, Stahl, Ruß und Dreck, sondern kreative, innovative Produkte und Dienstleistungen sind es, die diese Metropole prägen werden und prägen. Ein total unterschätztes Gebiet wird nunmehr als Gebiet mit ungeheuerem Potenzial wahr genommen.

Die Erwartungen bis heute sind weit übertroffen worden, die von uns registrierten Ergebnisse hätten wir erst für Ende des Jahres erwartet.
Mit dem Projekt "Mapping the Region" haben wir ein Netz von 14 Museen geschaffen, die miteinander kooperieren und die Vielfalt der Kunst in der Metropole Ruhr verdeutlichen. Es entsteht der Eindruck,  die Metropole Ruhr ist ein riesiges Museum, eben das Museum in Deutschland schlechthin.
Das Projekt Emscherkunst zeigt eindringlich den Wandel indem man einen Fluss, der einmal eine Kloake war, zu einem renaturierten Fluss umgestaltet. Ein absolutes Highlight ist ein Künstlerhaus auf einer wieder geschaffenen Insel der wieder erstandenen Emscherauen.
Städte arbeiten zusammen –  in dem Projekt "Odyssee Europa" haben 6 Künstler, 6 Theater in 6 Städten Homers Werk neu interpretiert. Wo gab es das schon mal?
Das Lebenswerk des Komponisten Hans Werner Henze wird durch drei Dutzend Orchester im Ruhrgebiet aufgeführt.

Die Eröffnungsveranstaltung haben 8 Millionen Menschen mit Spannung im Fernsehen verfolgt, die Bilder gingen rund um die Welt. Die nationale und internationale Presse berichtet fast täglich.
Städte die bisher in herzhafter Rivalität mit einander verbunden waren, haben die Kooperation entdeckt. Diese Kooperationen gehen inzwischen soweit, dass es sogar die ausländischen Städtepartner ins Ruhrgebiet zieht.

Das Projekt "Local Heros" mit dem sich jede Woche eine andere Stadt  präsentieren kann, hat bei den Städten nach anfänglichen Zögern  die Wiederentdeckung der eigenen Stärken hervorgebracht. Voller Spannung erwartet man den Beginn der eigenen Heroes Woche in den Städten.
Es ist inzwischen soviel im Ruhrgebiet in Bewegung, dass es einem manchmal den Atem stocken lässt. Wenn wir jetzt aufhören würden, könnten wir mit dem Erreichten mehr als zufrieden sein. Aber es geht noch weiter, wir haben ja erst angefangen. 
Das Ruhrgebiet ist wie eine Stadt, und wo sie endet, fängt das Ruhrgebiet wieder an. Hier gibt es alles was es woanders nicht gibt, wobei wir die Infrastruktur der Zusammenarbeit schaffen mussten.

Über den Tourismus können wir noch nichts sagen, da die Witterung bis jetzt keine differenzierte Aussage möglich machte.
Wir haben unseren Auftrag immer politisch verstanden, nämlich durch Kultur die Wirtschaft nach vorne zu bringen. Und, so Pleitgen, es wäre schlimm und nicht auszudenken, wenn das was wir angestoßen haben, in 2011 wieder zurück gefahren würde. Kultur ist kein Selbstzweck, Kultur ist der Treibstoff mit dem die anderen Bereiche erst laufen können. Kultur ist aber auch ein harter Standortfaktor in der Wirtschaft.  Hochqualifizierte Arbeitnehmer die wir brauchen, brauchen auch die kulturellen Möglichkeiten um ihre Freizeit zu gestalten. Das Projekt Kulturhauptstadtjahr 2010 ist auf vier Jahre ausgelegt und sollte nach 2010 zu einem Selbstläufer wie zum Beispiel Glasgow oder Liverpool werden.

Eines hat uns Fritz Pleitgen damit hervorragend nahe gebracht, nämlich, was ein beseelter und mit Herzblut ausgestatteter Mensch alles positiv bewegen kann. Schon jetzt kann man sagen, die Kulturhauptstadt 2010 hat dem Ruhrgebiet eine Seele gebracht. Eine Seele in der das Machbare offensichtlich keine Grenzen kennt.

Grenzenlos war auch der Vortrag von Fritz Pleitgen, der den Kulturausschuss für sich einnahm und dominierte, aber, und das muss man schon sagen, Pleitgen kann begeistern und mitreißen.

Kritisch sei jedoch angemerkt, die Erwartungen jedes Einzelnen können in einer derartigen Metropole, wie es das Ruhrgebiet ist, nicht immer erfüllt werden. Es entsteht ein widersprüchlicher Eindruck dadurch, dass bedingt durch die vielen Nothaushalte im Ruhrgebiet, einesteils die Kulturetats zurückgefahren werden und auf der anderen Seite durch die Ruhr 2010 das "Geld zum Fenster" herausgeworfen wird. Mit den zur Verfügung stehenden 60 + 30 Millionen werden Investitionen angeschoben die das Ruhrgebiet letztendlich in die Position bringt die ihm letztendlich eine Perspektive eröffnet.

Nachtrag: Am Montag hatte EN-Mosaik ein Gespräch mit Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff, Kulturstaatssekretär beim Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen, anlässlich der Eröffnung der "Scene Ungarn in NRW" im Dortmunder Opernhaus. In diesem Gespräch wurde uns versichert, dass die Landesregierung den Kulturetat auf keinen Fall kürzen wird.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Schwelm

Liebevolle Netze, die immer wieder neu geknüpft werden

[jpg] Ach, könnte das in allen gesellschaftlichen Bereichen so sein. Dieses gegenseitige Befruchten und von einander lernen, Freude an den Leistungen des Anderen zu haben. Wo das Fremde etwas Vertrautes ist, was man nicht missen möchte – es ist das zweite Ich.

So fiel am 12.4.2010 der Startschuss für die "SCENE UNGARN IN NRW" zum 10.mal. Alle 2 Jahre stellt sich die ungarische Kultur in NRW vor, so dass man sehen kann wie sich die nunmehr Freunde entwickelt haben. 187 Veranstaltungen in 14 Städten mit mehr als 100 Künstlern sollen es werden. Ungarische Musik, Theater, Tanz, Literatur, Film und bildende Kunst werden NRW und das Ruhrgebiet reicher machen. Eingebettet sind unsere Gäste auch in das Kulturhauptstadtjahr 2010, Ruhr 2010. Die Eröffnung fand im Operhaus Dortmund statt und wurde von der deutsch ungarischen Gesellschaft organisiert, wobei der Ministerpräsident des Landes NRW diese Veranstaltungen fördert.

EröffnungsrednerInnen:
 

            
   Birgit Jörder  Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff    János Can Togay

Birgit Jörder, Bürgermeisterin der Stadt Dortmund
Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff, Kulturstaatssekretär beim Ministerpräsidenten von NRW
János Can Togay, Direktor des Collegium Hungaricum, Berlin
                              Botschaftsrat der ungarischen Botschaft, Berlin

Bürgermeisterin Jörder betonte die in vielen Städten NRW vernetzte Kulturarbeit, die die internationale Kultur einbezieht. Dieses Treffen geht auf eine Idee der Stadt Dortmund aus dem Jahre 1987 zurück, dem sich inzwischen andere Städte NRW angeschlossen haben. Das besonders entspannte aber auch freundschaftliche Verhältnis zu Ungarn kommt dadurch zum Ausdruck, dass der Wunsch seine Erfüllung findet immer mehr von dem Anderen zu erfahren.

Kulturstaatssekretär Grosse-Brockhoff unterstrich, dass die Beteiligung noch nie so groß war wie in diesem Jahr. Er erinnerte daran, dass es der ungarische Außenminister Horn war, der den eisernen Vorhang zerschnitten hatte. Neben der Metropole Ruhr und Istanbul ist auch das ungarische Pécs europäische Kulturhauptstadt. In dieser Reihe werden für ihn der hohe künstlerische Standard und das kreative Potenzial Ungarn  sichtbar. Kulturarbeit unterliegt in der Landesregierung nicht einer Kürzung, damit soll die Wichtigkeit dieses Ressorts betont werden. Auch die Städte, denn nur mit diesen ist gute Kulturarbeit möglich, sollten sich nicht dazu hinreißen lassen Kulturarbeit zu kürzen.

Der ungarische Botschaftsrat János Can Togay, der selber ein anerkannter internationaler Kulturschaffender ist, drückte zu erst sein Beileid und das seines Volkes zum Tode des polnischen Präsidenten Lech Kaczynski aus. Die besonderen innigen Beziehungen zu Polen machten diese Beileidsbekundung notwendig.
In diesem Jahr sind besondere Programme und Veranstaltungen geplant, die die kompromisslose, innovative und aufrüttelnde schöne ungarische Gegenwartskultur zeigen wird. Die Geschichte Ungarns seit dem 1. Weltkrieg hat dem Land viel Kraft und Energie abverlangt, die einen Transformationsprozess erforderte der dem des heutigen Ruhrgebietes ähnelt. Diese Spannungsverhältnisse und dynamischen Prozesse wurden immer wieder in einem gegenseitigen Austausch und Dialog mit NRW reflektiert. Beide konnten dabei von den Erfahrungen des Anderen profitieren. Ungarn durchlebt heute eine Rückbesinnung auf seine Wurzeln, um daraus eine moderne Identität zu erlangen. Das die internationale Finanzkrise diese dynamischen Prozesse in Ungarn verlangsamt hat, soll hier nicht unerwähnt bleiben. Auch Ungarn durchlebt, ebenso wie andere Staaten, eine tiefgreifende Krise. Trotz allem oder gerade deswegen, bietet Ungarn heute international anerkannte Künstler, die das Beste des Landes darstellen, den Auftritt in NRW. Kultur ist ein gesellschaftlicher Faktor in Ungarn, der hilft die Zukunft des Landes zu verbessern.  Das Interesse an der Kultur und damit auch der Kunst stellt eine gegenseitige Bereicherung dar, die Europa als gemeinsamen Kulturraum erlebbar macht.

So konnte man die Worte Togays durch die Aufführung des "Hungarian State Folk Ensemle"  mit ihrer Tanzperformance "Labyrinth" bestätigt bekommen.

Zu Grunde dieser Tanzperformance lagen die umfangreichen Sammlungen volkstümlicher, ungarischen Werke, die seinerzeit Bela Bartok sammelte um die Reichhaltigkeit Ungarns im Lied- und Erzählgut zu dokumentieren. Diese Werke wurden variiert  und neu interpretiert, dienten dem Tanztheater als Basis.

Durch leises Flüstern, mehr ein Wispern, machten sich diffuse Figuren im Dunklen bemerkbar. Disharmonische Klänge untermalten die Bewegungen im Halbdunkeln. Ein Dialog über Distanzen entstand kaum wahrnehmbar.

Dann entstand das Licht, grell und die Akteure kamen. Die Kompanie ganz in schwarz wobei sich paarweise Akteure in grauen mit roten Streifen versehenen Kostümen  unter sie mischten. Orientierungslos versuchte man  bestimmte Haltepunkte zu erlangen, was aber nicht gelang. Es entstand eine Sogwirkung, die den Betrachter zwang sich in die Handlung einzubringen. Eine "Zigeunerband" bestehend aus den typischen Instrumenten Geige, Cello, Kontrabass und Klarinette, betrat ab und an die Bühne, begleitete die Kompanie und verschwand wieder, mal im Vordergrund, dann wieder im Hintergrund.

      

Schnelle Wechsel der Szenen die durch Gesangsvorträge nur kurz unterbrochen wurden. Wie zufällig bildeten sich die Tanzformationen die sich mal in schnellem Rhythmus, dann wieder im normalen Paartanz  trafen. Trennung und Bindung ergaben sich wie zufällig und doch gewollt. Dann zwei weiße angestrahlte quadratische Areale in welchen sich das grau/rote Paar zum Vortrag begab. Sehnsucht kam durch die Stimmen und die Bewegungen auf. Ein aufeinander zu Bewegen über das Dunkle in des Anderen Feld, sich finden wollen und doch wieder trennen müssen. Ruhig und erhaben trat die Kompanie ab. Pause und dunkle Bühne. Licht. Es wurden nunmehr seitwärts Sprechgesänge vorgetragen, fordernde, klagende oder lamentierende. Man brauchte keine Sprachkenntnisse um zu erfühlen, es ist eine emotionale Krise. Stille. Dann die Kompanie, immer wieder in weiten schwarzen Mänteln mit Led Leuchten versehen, mit den Bewegungen schwingend, nun ergänzt durch mehrere grau/rot gekleidete Paar. Die Led Leuchten verstärkten die Bewegungen im Dunkeln, Gedankenblitze gleich wurden sie auf der Bühne wahrgenommen.

Die Musik wechselnd von  schnell bis langsam theatralisch, mal harmonisch kurze Melodien mit einem scheinbaren Erkennungswert, die sich  mit einem Stakkato von Disharmonien abwechselten, welche  eine ungeheurere Dynamik der Tänze erforderten. Schnelle detailversessene Schrittfolgen wechselten ab mit einer Ideenfülle, die choreographisch den Atem stocken ließ. Gebannt sah man sich selber in der Szene und hatte niemals Zeit der Ruhe. Mitgerissen wurde der Betrachter. Irgendwie konnte man die teilweise leidvolle Geschichte Ungarns in diesem Stück erkennen, wobei der Fall des eisernen Vorhangs eine weitere ungeheuere Orientierung auslöste.

Es war eine packende und spannende Geschichte die dieses Tanztheater erzählte, gefüllt mit ungarischer Folklore, die modern vermittelt  wurde. Die Choreographie, die von Csaba Horváth, Péter Gerzson und Gabór Mihály geschrieben wurde, hatte die Tradition neu aufbereitet. Lásló Sáry schrieb die Musik auf der Basis der umfangreichen Bartok Sammlung. Es war eine unterhaltende und sehenswerte Aufführung die eine Bereicherung und ein Highlight in der NRW Kultur darstellte. Minutenlanger Applaus des Publikums war der Dank an die Künstler. Danke Ungarn.

Die Veranstaltungen gehen noch bis zum Juni 2010 und werden in 14 Städten von NRW zu sehen sein.
Lernen Sie das Andere in sich kennen.
 
Der Flyer hierzu: scene_ungarn_flyer.pdf
Das Programm hierzu, nur Text: scene_ungarn_program.pdf

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Dortmund

 

Nachtrag: An dieser Stelle möchten wir uns noch ausdrücklich bei Magdolna Wiebe, Leiterin der Deutsch-Ungarischen Gesellschaft, für ihre aufmerksame Pressebetreuung bedanken.

 


Alle Fotos in diesem Beitrag –  Copyright Linde Arndt

 

 

 

RUHR.2010: Operndiva Vesselina Kasarova beim !SING – DAY OF SONG!


Internationaler Top-Star der Opernszene mischt sich zwischen Wise Guys und Publikum. Kulturhauptstadt

Highlight am 5. Juni 2010 in Gelsenkirchen.

Es wird eine bunte, betörende Mischung, wenn „Don´t worry, be happy“- Bobby McFerrin, der belgische Mädchenchor Scala & Kolacny Brothers, die Wise Guys und Operndiva Vesselina Kasarova mitten in der VELTINS-Arena miteinander singen.

Es wird sicherlich auch gleichzeitig einer der absoluten Höhepunkte des Kulturhauptstadt- jahres 2010, wenn beim großen Finale in der Gelsenkirchener Arena dazu 8000 Sängerinnen und Sänger aus dem Innenraum als so genannte Spielfeldchöre und
von den Rängen 60.000 Menschen aus aller Welt gemeinsam einstimmen.

„Vorstellbar wie die Stadion-Stimmung, wenn Schalke vorher doch noch Meister wird“, schmunzelt Projektleiterin Benedikte Baumann. „Steven Sloane wird aus der Mitte heraus dirigieren und wir hoffen, dass es den Menschen ebenso gut gefällt wie uns.
Mit VesselinaKasarova haben wir einen internationalen Top-Star in der Arena!“ „Wenn Vesselina Kasarova singt“, formulieren Fans der 44-jährigen bulgarischen Operndiva, „bricht einem das Herz!“. Mit ihrem Mezzosopran, einem Wunderwerk an dunklen und glühenden Farben, der zugleich hell tönen kann wie eine Glocke, und ihrer darstellerischen Intensität gibt sie selbst komplexen Figuren ein ganz eigenes Gepräge.

Pianistin wollte die 1965 in Stara Zagora (Bulgarien) geborene Künstlerin eigentlich werden, entschied sich dann aber doch für eine Sängerlaufbahn. Ein festes Engagement führte sie 1989 in den Westen an das Opernhaus Zürich. Schnell avancierte sie zu einem
Publikumsliebling und wurde von der internationalen Fachwelt als große Entdeckung gefeiert. Heute ist sie gefragte Mozart- und Monteverdi-Interpretin an allen großen Opernhäusern der Welt und jettet für Liederabende und Konzerte rund um den Globus.

!SING – DAY OF SONG steht nun am 5. Juni in Gelsenkirchen in ihrem Wochenplan – ob sie „Glück Auf, der Steiger kommt“ auch kennt?

Der Vorverkauf für das Abschlusskonzert von !SING – DAY OF SONG läuft!
Sichern Sie sich Ihre Tickets für ein einmaliges !SING-Event und seien Sie dabei, wenn es heißt:

Arena frei für all die Sängerinnen und Sänger!

Konzerttermin: 5. Juni 2010| Einlass: ab 18.30 Uhr | Konzertbeginn: 20.30 Uhr
Dauer: ca. 120 Minuten (Änderungen vorbehalten)
Ort: VELTINS-Arena, Gelsenkirchen
Tickets: ab 6,50 €
CallCenter der VELTINS-Arena:+49 (0) 1805/15 0810* oder Buchungs-Hotline der RUHR.2010
GmbH: +49 (0) 1805/15 2010*
*(0,14 €/Min. aus dem dt. Festnetz/ ggf. abweichende Preise aus dem Mobilfunknetz)
online: beim Ticketshop der VELTINS-Arena unter www.ts-ticketshop.de


Jede Vision braucht Menschen, die an sie glauben.

Die Kulturhauptstadt Europas RUHR.2010 dankt ihren Hauptsponsoren:
Deutsche Bahn AG, E.ON Ruhrgas AG, HANIEL, RWE AG, Sparkassen-Finanzgruppe

 

Local Heroes mit Swing und Blues in Gevelsberg angekommen

 [ jpg] Auf 10 Jahre Gitarrenfestival kann Gevelsberg jetzt zurückblicken, so Bürgermeister Claus Jacobi. Heute sind 40 Gäste aus 40 Ländern in Gevelsberg zu Gast, der WDR war da und in der nächsten Woche haben sich noch andere Sender angesagt.

Es ist eine Erfolgsgeschichte, die vor 10 Jahren mit der Idee von Frau Dagmar Tewes – Leiterin der Musikschule Gevelsberg – und Herrn Professor Hubert Käppel umgesetzt wurde. Genauso wie der Gedanke des Kulturhauptstadtjahres 2010, kurz Ruhr2010, wurde etwas ins Leben gerufen, was weit in die Region und darüber hinaus ausstrahlt. Nicht ohne Stolz sagte dies der Bürgermeister.

          

Nach seiner Begrüßung und Ansprache ergriff Marc Oliver Hänig –  „Ruhr.2010”-Pressesprecher – in Vertretung von Herrn Fritz Pleitgen, das Wort und zitierte zur Eröffnung der "Local-Heroes-Woche"  aus der Süddeutschen Zeitung vom 26.3.2010, in welcher Martin Kuhna darauf hinwies, dass nicht nur die großen Städte das Kulturhauptstadtjahr beleben, vielmehr sind es die kleinen und mittleren Städte am Rande und mittendrin, die lokalen Helden, die Woche für Woche wechselnd, ein gewisses Flair von Vielfalt der Region vermitteln.

So wurde die !Sing Säule jetzt hier in Gevelsberg übergeben welche das Band aller Städte, ob groß oder klein, erweitert. Gevelsberg hat sich als bodenständig und gradlinig in dem Local Hero Prospekt bezeichnet, und eben dies ist es was den Ruhrgebietsethos ausmacht.

Professor Hubert Käppel, der  künstlerische Leiter des Gitarrenfestivals, brachte die Besucher mit einer kleinen Zwischenbemerkung zum Jubeln, indem er das Ergebnis des Fußballspiels Leverkusen-Schalke durchgab, die Königsblauen führten 2:0.

Dann betonte er, dass die vor 10 Jahren aufgetretenen Künstler heute Künstler von internationalem Rang sind. Was sie nicht daran hindert wieder hier in Gevelsberg in der Erlöserkirche aufzutreten.

   

Und dann ging es  schon los. Das Joscho Stephan Quartett trat auf. Es war wie die Reinkarnation eines Django Reinhardt, nur besser, reifer, aber auch virtuoser. Da war kein Halten mehr, das Publikum ging voll mit, der Gypsy Swing, ein Stil, der rhythmisch-treibende Kraft und Geradlinigkeit mit eleganter Melodik vereint, hatte alle in seinen Bann gezogen. Ob es nun Günter Stephan an der Rhytmusgitarre, Max Schaaf am Bass, der auch mit Solis brillierte, Sebastian Reimann mit seiner Violine und Bratsche, der die Melodien und Improvisationen übernahm und zu guter letzt Josho Stephan mit seiner Gitarre.

Josho Stephan der keine technischen Grenzen zu kennen scheint erntete nur Staunen und absolute Begeisterung. Stephan beherrschte das Sweeping oder das Tremolo Picking aus dem ff. Die Läufe waren atemberaubend und überwältigend. Das war Gypsy Swing in Reinform, wobei die Akustik der Erlöserkirche dies noch unterstützte. Da wiegten und nickte die Köpfe, die Füße der Besucher klopften mit dem Rhythmus.

Jedes Stück wurde mit tosendem Beifall belohnt. Das Publikum trug das Quartett zu einer Spielfreude und Lockerheit, so dass Joscho  meinte, er habe noch ein Stück auf der Autobahn für Gevelsberg komponiert. Sprach´s und legte los.

Ob es nun Besame Mucho, wie es Oscar Marcelo Alemán und später Django Reinhardt gespielt haben oder Sweet Georgia Brown um nur zwei Titel zu nennen, sie gingen ins Blut und erzeugten ein euphorisches Gefühl.

Während der nun folgenden Pause erfuhr ich, dass die Erlöserkirche total ausverkauft war und noch jede Menge Stehplätze vergeben wurden. Die Besucherzahl wurde mit 450 angegeben.

                            
         

Und weiter ging es mit dem Blues des Richard Bargel & Klaus "Major" Heuser Quartetts. New Orleans war angesagt, da durfte der Bottleneck  Blues nicht fehlen, der diesen unvergleichlichen Sound erzeugt. Tja, und da war die gute alte Dobro Gitarre in der Kirche, worauf kann man sonst eine bessere Slide Technik erzeugen, die letztendlich diese Traurigkeit des Blues erzeugt. Unterstützt wurden die Beiden von Sascha Delbrouck am Bass und Marcus Rieck an den Drums. Ob das nun " In The Pine/Black Girl", "Stagger Lee", Lost One In the Row, "Got To Hurry", die beiden waren symbiotisch in ihren Ausführungen und nahmen das Publikum mit.  "Doing Time" ein Bochumer Prisoner Song trug Bargel mit eine Stimme vor das es einem den Rücken herunter kroch. Das war Blues in bester Tradition.

Rund vier Stunden dauerte dieses Highlight der Gitarrenszene, eine Achterbahn der Gefühle die noch am nächsten Tag anhielt. Das war Musik die etwas auf die Beine stellt, die Kraft gibt den Wandel zu bestehen und die dem Ausspruch des Hagener Karl Ernst Osthaus "Kultur durch Wandel, Wandel durch Kultur" Nachdruck verleiht.

Die Gevelsberger sind mit ihrem Gitarrenfestival gute lokale Helden, ganz im Sinne von Ruhr2010.

Gedanken: Ich frage mich, warum gibt es heute so wenig Jazzlokale in unserer Region, wo diese Musik doch offensichtlich die Zuhörer immer wieder in seinen Bann zieht? Es war einmal ganz anders.

 

Hier können sie  das Ruhr2010 Programm der Gevelsberger im PDF Format ansehen oder downloaden.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosik aus Gevelsberg 

Dins-Laken nicht nur eine nette Wortspielerei …

Es war die erste Stadt, die den Startschuss zu den Local-Heroes-Wochen gab. Dienslaken machte den Anfang und hatte eine tolle Idee. Auf einem mit Malgrund vorbehandelten Laken in der Größe von ca. 1,5 x 2,3 m werden jeweils von heimischen Künstlern der Städte, die gerade Local-Heroes-Partner sind, eine Vignette oder ein  "Emblem" aufgemalt. Die kleinen Original-Gemälde sollen in einer   Größe von ca. einem DIN A-4 Blatt, bzw.  in Pizzateller-Größe angelegt werden und etwas von der jeweiligen Stadt dokumentieren.

Heute morgen um etwa 9:00 Uhr war die große Kiste mit der zerlegbaren Staffelei – eigentlich ist es eher ein Spannrahmen – im Gevelsberger Rathaus angeliefert, zusammengebaut und mit dem ebenfalls mitgelieferten Laken bespannt.

     

Gevelsberg hatte die heimische Künstlerin Renate Schmidt-V. mit den Arbeiten beauftragt und so hatte sie alle möglichen Acrylfarben, Pinsel, Stifte, Entwürfe und weitere Malutensilien mitgebracht und sich sodann ans Werk gemacht.

Als wir eintrafen um die ersten Fotos zu schießen, war sie mit den Skizzierungen bereits fertig und trug schon die erste Farbe auf. Also war noch Zeit genug, die wunderbare Ausstellung der Zeichnungen und Grafiken von Andreas Noßmann anzusehen, der ebenfalls zur Local-Heroes-Woche im Rathaus in Gevelsberg  ausstellt.. Beeindruckende Werke in der unverwechselbaren ironischen Art des heimischen Künstlers, der seit etwa 5 Jahren in Brühl seinen neuen Lebensraum gewählt hat. Um so schöner, ihn wieder einmal zu Hause zu wissen.

Inzwischen war die Malerei von Renate Schmidt-V. beachtlich weitergeschritten und es fehlten nur noch kleine Feinheiten, bis das Werk endgültig beendet war.

   

Gevelsberg ist jetzt auf der großem Leinwand, bzw. dem Dins-Laken mit seinem Wahrzeichen der Harfe, dem Tunnel, dem traditionellen Riesenrad der Gevelsberger Kirmes, dem Viadukt, der Ennepe und dem Ginko-Blatt, neues Symbol der City, verewigt. Und nächste Woche kann das Laken zur weiteren Local-Heroes Stadt wandern und weiter und weiter, bis alle 53 Städte verewigt sind und es wieder zum Ursprungsort nach Dinslaken reist.

Wie man jetzt schon sieht, werden kaum alle 53 Städte auf dem Laken noch Platz haben und man kann davon ausgehen, dass ein weiteres später noch hinzukommen wird. Eine spannende Geschichte, die wir gerne später noch einmal aufgreifen werden.

 

Linde Arndt

für EN-Mosaik aus Gevelsberg