Künstlerischer Leiter der documenta 14 vorgestellt

[Kassel, 22.Nov.2013]Adam Szymczyk ist künstlerischer Leiter der documenta 14, die vom 10. Juni bis 17. September 2017 in Kassel stattfinden wird.
Bernd Leifeld, Geschäftsführer der documenta und Museum Fridericianum Veranstaltungs-GmbH, teilte mit, dass der Aufsichtsrat der Gesellschaft heute (22.11.2013) einstimmig Adam Szymczyk zum Leiter der Weltkunstausstellung documenta 14 gewählt hat und damit der Empfehlung der internationalen Findungskommission gefolgt ist. Adam Szymczyk ist Direktor und Chefkurator der Kunsthalle Basel.

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1. Reihe von links : Kim Hong-hee, Joanna Mytkowska, Suzanne Cotter, Koyo Kouoh 2. Reihe von links: Susanne Gaensheimer, Osvaldo Sánchez, Matthias Mühling,
Chris Dercon Foto: © Documenta

Staatsministerin Eva Kühne-Hörmann verspricht sich von der Berufung Adam Szymczyks spannende Perspektiven auf die Kunst der Gegenwart. „Ich bin sicher, dass Syzmczyk, der ein wegweisender und eigenwilliger Ausstellungsmacher ist, der documenta neue Glanzlichter aufsetzen wird.“ Die nationale und internationale Bedeutung der Kunstschau könne gar nicht hoch genug eingeschätzt werden.

Oberbürgermeister Bertram Hilgen erklärte:
„Nach der documenta ist vor der documenta. Ein gutes Jahr nach der außerordentlich erfolgreichen dOCUMENTA (13) tritt mit der Ernennung der künstlerischen Leitung für die documenta 14 nun die nächste Weltkunstausstellung in die Realisierungsphase. Wir sind stolz, heute aus einem hochqualifizierten Kreis von Kandidatinnen und Kandidaten mit Adam Szymczyk die neue künstlerische documenta-Leitung vorstellen zu können. Der kommenden Ausstellung sehen wir mit der hohen Erwartung entgegen, die die bisherigen stets einlösen konnten.
Auf dem Weg ist die documenta 14 allerdings schon lange, denn die Findungskommission hat sich in den vergangenen Monaten mit hoher Intensität und großem Respekt mit der Aufgabe auseinandergesetzt, eine neue künstlerische Leitung zu finden. Dazu sind in dem einzigartigen Verfahren acht Fachleute aus vielen Ländern der Welt in die Findungskommission berufen worden, die ihre unterschiedlichen Perspektiven in die Auswahl einbringen konnten. Die Politik, Stadt und Land halten sich bei der Suche nach Kandidaten vollkommen heraus und übertragen damit eine große Verantwortung auf die Mitglieder dieses Gremiums. Es spricht Kandidaten an, die durch ihre Tätigkeit auf sich aufmerksam gemacht haben. Eine direkte Bewerbung ist nicht möglich.
Nach intensiven Vorbereitungen haben sechs Personen ein schriftliches Konzept abgeliefert, das mit der Findungskommission diskutiert wurde. Aus diesem Kreis wurden drei der sechs zu einer zweiten Gesprächsrunde eingeladen. Nach eingehender Diskussion einigten sich die Mitglieder der Findungskommission auf Adam Szymczyk, der sich heute dem Aufsichtsrat vorgestellt hat.“

Koyo Kouoh, Künstlerische Leiterin der RAW MATERIAL COMPANY, Dakar, Senegal und Sprecherin der Findungskommission sagte :
„Adam Szymczyk steht für eine enge Zusammenarbeit mit Künstlern. Seine Projekte sind motiviert von unstillbarer Neugier und von Integrität und Recherche durchzogen. Ich bin davon überzeugt, dass seine documenta ein weiteres Kapitel zu unserem Verständnis und unseren Erfahrungen mit zeitgenössischer Kunst hinzufügen wird.“

 

 

Save-the-Date: DAS DETROIT-PROJEKT

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[ 5. September 2013, Bochum]
Vier europäische Opel-Städte auf der Suche nach der Zukunft. Ein einjähriges internationales Stadt- und Kunstfestival in Bochum mit Partnern aus Deutschland, England, Polen, Spanien und den USA

DAS DETROIT-PROJEKT ist ein einjähriges internationales Stadtprojekt und Kunstfestival in Bochum. Es stellt Fragen und sucht Antworten zur Zukunft der Stadt, der Arbeit und der Kunst und verbindet vier europäische Opel-Städte. Denn nicht nur in Bochum, sondern auch in Zaragoza (Spanien), in Ellesmere Port (Großbritannien) und Gliwice (Polen) fürchten die Menschen, ihre Arbeit zu verlieren. Auch diese Städte und Länder suchen ihren Weg ins 21. Jahrhundert. Gemeinsam mit ihnen werden Möglichkeiten und Chancen für die Zukunft entwickelt.
Vom 10. bis 12. Oktober 2013 eröffnen das Schauspielhaus Bochum und Urbane Künste Ruhr das DAS DETROIT-PROJEKT zusammen mit Gästen aus den europäischen Opel-Städten Zaragoza, Ellesmere Port und Gliwice sowie aus Detroit. Sie laden ein zu einem internationalen Bankett, einem Symposium und zu einem Live-Art-Fest in der Bochumer Innenstadt, zu Konzerten und Partys und zu einem Nightwalk durch Bochum-Ehrenfeld.
Das Eröffnungswochenende vom 10. – 12. Oktober 2013 beginnt mit einem internationalen Bankett im Foyer des Schauspielhauses Bochum: Internationale Gäste sowie Freunde und Partner aus Bochum werden zu „slow food and slow thinking“ – einem Abendessen für nachhaltig gute Ideen, Musik und Gespräche eingeladen sein.
Am Freitag, 11. Oktober 2013 bietet das öffentliche und internationale Symposium „Motorcities im Aufbruch – International Lab (1st edition)“ im Schauspielhaus einen ganzen Tag lang die Gelegenheit, mit internationalen Experten ins Gespräch zu kommen. Am Abend stellen sich die Macher und Partner von DAS DETROIT-PROJEKT in „We are the city“ in den Kammerspielen vor. Insbesondere berichtet Tyree Guyton vom „Heidelberg Project“ aus Detroit über seine 27-jährige künstlerische Arbeit.
Währenddessen und im Anschluss laden die Geschäfte und Gastronomien rund um das Schauspielhaus zum „Nightwalk“ in Bochum-Ehrenfeld ein mit Kunst, Musik, Party, Essen, Shopping und mehr.
Am Samstag, 12. Oktober 2013 heißt es mit über 50 Künstlern „Think global, act local!“ in der Fußgängerzone der Bochumer Innenstadt: Aktion, Kunst und Musik unter anderem mit der Theorie- und Praxisgemeinschaft Dr. Fahimi, der Fräulein Wunder AG, lunatiks produktion, Maiden Monsters, Mobile Albania, Studio Umschichten, Sebastian 23 sowie Schauspielern des Ensembles. Am Abend beendet GUSTAV mit einem Konzert in den Kammerspielen und entspannende DJ-Sounds im Tanas die Eröffnung des Stadt- und Kunstfestivals.

 

PUBLIC ART RUHR: DRITTE NEUENTHÜLLUNG in Essen

ruhrkunstmuseen-logo[5. September 2013, Essen]
TERMINKORREKTUR: Die NEUENTHÜLLUNG
verschiebt sich aus organisatorischen Gründen auf Freitag, 20. September 2013, 17:00 Uhr.

Im Rahmen der Veranstaltungsreihe NEUENTHÜLLUNGEN werden auf Initiative der RuhrKunstMuseen fünf ausgewählte Kunstwerke im öffentlichen Raum gereinigt, saniert und erneut eingeweiht. Zwei Werke – die von Isa Genzken und Gerhard Richter gestaltete U-Bahn-Haltestelle „König-Heinrich-Platz“ in Duisburg und Wolf Vostells „La Tortuga“ am Theaterplatz in Marl – wurden bereits unter großem Interesse der Öffentlichkeit präsentiert.

Raimund Kummer, Schwelle, 1987  Foto:  Andreas Ren, Bochum

Raimund Kummer, Schwelle, 1987 Foto: Andreas Ren, Bochum

Am 20. September 2013 wird um 17 Uhr das dritte Kunstwerk neuenthüllt (vormals angekündigt für den 19. September, 18 Uhr): Raimund Kummers „Schwelle“ in Essen (Emscher Park, Lohwiese 46). Für die Ausstellung „Im Auftrag – Kunst im öffentlichen Raum“, zu der das Museum Folkwang Künstler eingeladen hatte, Werke für die Stadt zu schaffen, realisierte der Bildhauer Raimund Kummer 1987 seine „Schwelle“. Inmitten eines wild bewachsenen Grundstücks ragt ein über sieben Meter hohes Tor in die Höhe. Mit zwei bewegbaren Flügeltüren kommt das Objekt einem Werkstor gleich und spielt auf die industrielle Vergangenheit der Region an. Doch wozu dient eine Tür, wenn es keinen Innen- bzw. Außenraum gibt? Eine Schwelle markiert eine Grenze, die ein müheloses weitergehen verhindert. Wer die Einladung zur Überschreitung der Schwelle annimmt, dem eröffnen sich neue Perspektiven. So steht Kummers Schwelle nicht nur für den Abschied von einer industriellen Vergangenheit, sondern zugleich für den Ausblick auf ein neues Zeitalter der Region, die im Wandel begriffen ist.

Anlässlich dieser NEUENTHÜLLUNG sprechen:
Prof. Dr. h.c. Walter Smerling, Sprecher der Projektgruppe Kunst im öffentlichen Raum
Dr. Mario-Andreas von Lüttichau, Kurator Museum Folkwang
Prof. Dr. Wolfgang Heit, Vorsitzender des Vorstands der Brost-Stiftung

DER KÜNSTLER IST ANWESEND.

Lebewohl, Museum am Ostwall

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Besucher der Finissage „Das Beste zum Schluss“ im ehemaligen Museum am Ostwall Dortmund
Foto: Linde Arndt


[jpg] Eigentlich gibt es das Museum am Ostwall nicht mehr. Nur das Gebäude befindet sich noch am Ostwall. Das Museum ist schon längst in das Dortmunder U umgezogen. Direktor: Prof. Dr. Kurt Wettengl hat schon mehrere Ausstellungen kuratiert, zuletzt „Stadt in Sicht“, die bis zum 4. August geht, wo Kunstwerke aus der Sammlung der „Deutschen Bank“ von Feininger bis Gursky gezeigt werden.

Nein, es ist das alte Gebäude am Ostwall, welches 1949 die erste Ausstellung zeigte. Damals gab es noch Kunst gegen Kohle. Recklinghausen hat das auch im Theaterbereich, immerhin dieses Jahr zum 67. mal, gemacht und jedes Jahr kommen die Künstler wieder, nicht mehr wegen der Kohle. Gleichwohl wird es Kohle geben und es werden wieder Zehntausende nach Recklinghausen kommen und den Festspielhügel besiedeln, aber auch die Stadt belagern. Den Spirit von 1949 oder den 50ern gibt es nicht mehr, vereinzelnd trifft man Zeitzeugen, die den Aufbruch der damaligen Zeit bezeugen können, in Recklinghausen oder Dortmund.

Axel M. Mosler im Gespräch mit einer Besucherin Foto: Linde Arndt

Axel M. Mosler im Gespräch mit einer Besucherin
Foto: Linde Arndt

Der Lenkungsausschuss „Starke Orte“ um Axel M. Mosler (Dortmund) und Werner Block (Bochum) wollten nur diese eine Ausstellung als „Das Beste zum Schluß“ bringen.  „Schickt uns eure drei besten Bilder“ so war der Ruf an die vielen, vielen Künstler im Ruhrgebiet. Im Rahmen von „Das Beste zum Schluß“ fand derzeit im ehemaligen Museum am Ostwall eine letzte Kunstausstellung zum Thema statt. Die Ausstellung zeigte Werke der Malerei, Fotografie, Skulpturen, Objekte, Zeichnungen, Grafiken und Installationen. 120 Exponate von 72 Künstlern die von einer Jury ausgewählt wurden.

Wer das Museum kannte, fand die hell erleuchtete Atrium Eingangshalle inspirierent. Sie war selber Ausstellungeraum und wirkte, wenn Menschen die Kunstwerke in Augenschein nahmen. Ebenso die hohen Wände, von denen unzählige quatratische Fenster den Blick auf die Kunst im Atrium frei gaben.
Und jetzt die letzte Ausstellung der „Starken Orte“ mit dem Projekt „Urbane Räume“.

Die Exponate waren durchaus qualitativ als sehr hoch wertig einzuordnen, die Zeugnis über die künstlerische Kraft ihrer Künstler ablegten. Die Finissage am 21. Juli zeigte jedoch Besucher die etwas wehmütig und nostalgisch die Werke nochmals betrachteten. Ich selber hatte meine ganz persönliche Vergangenheitsbearbeitung mit den Werken von Dina Nur, 5 teilig und o.Titel aus Stahl und Kunststein.

Welchen Standort ich zu dieser Skultur auch einnahm, es ergaben sich immer wieder andere Perspektiven. Es dokumentierte irgendwie die Beweglichkeit und Veränderung der Ansichten und machte so die Gewissheit schmerzlich, dass dieser Ort der Ausstellungsmöglichkeit nun Vergangenheit ist.

Dass das Museum am Ostwall für 20 Mio Euro, einschließlich dem Park mit den alten Bäumen verkauft werden soll, wollte ich nicht akzeptieren.
Übrigens soll es danach abgerissen werden. Für den Spirit der 50er Jahre gibt es keinen Platz mehr in unserem System. Schade eigentlich. Ach was, lebe wohl Museum am Ostwall.

3.484 Unterstützer setzen sich für den Erhalt des Museums ein und im Museum lag eine Unterschrift mit weiteren 1.100 Unterschriften der Besucher – ist das nichts?

Zum Abschluss sangen vier Ruhrkabarettisten das Lied: “Das alles und noch viel mehr würde ich machen, wenn ich König vom Ruhrpott wär´” Klar, das Ostwall Museum erhalten.
ruhrkabarettisten

Mitglieder des GEIERABEND – Ensemble Foto: Linde Arndt




Jürgen Gerhardt für EN-Museum aus Dortmund

Autorenlesung und Ausstellung in der Sparkasse Hagen

Lesung

in der Sparkasse Hagen

Sparkassen-Karree 1, 58095 Hagen

am 15.05.2013

Beginn 18. 00 Uhr

Musik Märkische Swing- Compagnie

Begrüßung Annette Gonserowski, Vorsitzende des Autorenkreises Ruhr-Mark e.

Ansprache der Stadt Hagen Bürgermeister Dr. Fischer, Stadt Hagen

Musik Märkische Swing- Compagnie

 

     Lesungen:

Lyrik          Gernot Burgeleit, Hagen

Prosa         Regina Lindemann, Gevelsberg

Lyrik          Renate Schmidt-Vogt, Gevelsberg

Musik Märkische Swing- Compagnie

Lyrik         Hans-Werner Kube, Witten

Prosa       Brigitta Willer, Hagen

Lyrik        Velina van der Gaag, Wipperfürth

Musik Märkische Swing- Compagnie

Verabschiedung Annette Gonserowski, Kierspe

Ausstellung von Gemälden der Mitglieder:

Mechthild Holthaus

Brigitte Riechelmann

Renate Schmidt-V.

 

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Wer oder was ist Kunstraum-EN e.V.

 

KUNSTRAUM Ennepetal ist eine Initiative verschiedenartiger Künstler und Künstlerinnen, die sich zusammengefunden haben, um sich auszutauschen und miteinander auszustellen.

 

Die Gruppe KUNSTRAUM besteht seit 1995 und initiierte seitdem zahlreiche Ausstellungen in der Region und im Ausland, u.a. in Calvinet (F), Nottingham(GB) und Vilvoorde(B). Auf der Suche nach besonders außergewöhnlichen Ausstellungsräumen wurde die Initiative zum Organisator der ersten ‘HöhlENkunst-Ausstellung 1997′ und der ‘Nature-Art EN 2003′ in Ennepetal. Durch diese Projekte wurden zum Teil neue und interessante Wege beschritten:

 

 

  • Kunst wird an Orten präsentiert, deren außergewöhnliche Atmosphäre das beeindruckende Spannungsverhältnis von Natur und Kultur zur Geltung bringt.
  • Künstler und Kulturorganisationen aus dem EN-Kreis, angrenzenden Bereichen des Ruhrgebiets und ganz Südwestfalen haben durch ihre Kooperation neue Wege einer zukünftigen Zusammenarbeit eröffnet.

 

 

 

“Öffentliche” Kulturverantwortliche, Kulturschaffende, private Sponsoren und ehrenamtliche Helfer haben durch ihr engagiertes Zusammenwirken zum Gelingen der Ausstellungen und zum Erfolg der Gruppe beigetragen.

UTOPIE BEGINNT IM KLEINEN / UTOPIA STARTS SMALL

UTOPIE BEGINNT IM KLEINEN / UTOPIA STARTS SMALL
12. Triennale Kleinplastik Fellbach
22. Juni – 29. September 2013, Alte Kelter Fellbach
kuratiert von Yilmaz Dziewior und Angelika Nollert

Am Samstag, 22. Juni 2013, um 17 Uhr, wird die nunmehr 12. Triennale Kleinplastik Fellbach eröffnet. Seit 1980 findet die zugleich traditionsreiche und innovative Ausstellung statt. Anfangs als Schau nationalen Kunstschaffens gedacht, erhielt sie rasch europäischen, schließlich globalen Zuschnitt. Sie hat sich inzwischen als wichtigste turnusmäßig wiederkehrende Ausstellung für zeitgenössische Skulptur im süddeutschen Raum mit internationalem Renommee etabliert. Ausstellungsort ist die imposante Alte Kelter mit rund 2500 Quadratmetern Ausstellungsfläche.

Die Erfolgsgeschichte der Triennale wurde maßgeblich von deren künstlerischen Leitern geschrieben. Sie gaben den Ausstellungen ihre jeweils eigene kuratorische Handschrift.

Während für die Triennale 1–7 geografische und geopolitische Prämissen vorgegeben waren, haben sich die Verantwortlichen seit 2001 – im Zeichen einer Globalisierung der Kunst – für eine konzeptionelle Öffnung entschieden, wodurch ästhetische, kunsthistorische und soziologische Fragen in den Vordergrund rückten. Die Internationalität der ausgestellten Künstler blieb gleichwohl Richtschnur – ebenso eine nicht dogmatisch verstandene Fokussierung auf Skulptur im kleineren Format.

Unter den bisherigen namhaften Kuratoren waren Manfred Schneckenburger (1986), Christoph Brockhaus (1989 und 1992), Loránd Hegy (1995), Thomas Deecke (2001), Jean-Christophe Ammann (2004), Matthias Winzen (2007) und zuletzt Ulrike Groos (2010).
Für die 12. Triennale konnten Yilmaz Dziewior und Angelika Nollert als Kuratoren gewonnen werden. Damit zeichnet erstmals in der langen Geschichte der Ausstellung eine Doppelspitze für Konzeption und Künstlerauswahl verantwortlich. Yilmaz Dziewior ist seit 2009 Direktor des Kunsthauses Bregenz, das im internationalen Kunstgeschehen eine herausgehobene Rolle spielt. Angelika Nollert ist seit 2007 Direktorin des Neuen Museums. Staatliches Museum für Kunst und Design in Nürnberg. Auch dieses Haus gehört mit seinen erfindungsreichen Ausstellungsformaten an den Schnittstellen zwischen Kunst und Design zu den beachteten Häusern zeitgenössischer Kunst.

Der Titel der diesjährigen Triennale lautet UTOPIE BEGINNT IM KLEINEN / UTOPIA
STARTS SMALL. Inwiefern artikulieren sich im kleinen Format, im Entwurf, im Versuch utopische Modelle? Welche Antworten finden KünstlerInnen im Hinblick auf neue Lebensentwürfe? Welche Auswirkungen hatte das Wendejahr 1989, das Ende des real existierenden Sozialismus, im Hinblick auf Ideologien und Utopien? Wie verortet sich eine Künstlergeneration, der dieses Ereignis längst Geschichte ist? Diesen und ähnlichen Fragen geht die
Ausstellung nach. Über die bildende Kunst hinaus untersucht sie auch exemplarische Ansätze aus der Architektur, dem Theater und dem Design.
Insgesamt nehmen generationenübergreifend rund 55 KünstlerInnen teil. Darunter unter anderem Luis Camnitzer, Nathan Coley, Meschac Gaba, Carlos Garaicoa, Konstantin Grcic, Maria Eichhorn, Erwin Piscator, Eckhard Schulze-Fielitz, Pascale Marthine Tayou, Danh Vo, Haegue Yang. Hier eine Liste aller ausstellender Künstler als pdf.

Der Austragungsort, Fellbachs Alte Kelter, wurde 1906 erbaut und ist in ihrer Dimension und Gestalt ein regional wie überregional einzigartiges Bauwerk. Der größte kommunale Kelterbau Baden-Württembergs ist architektonisch geprägt vom Industriezeitalter. In der Alten Kelter verbindet sich traditionelle Fachwerkbauweise mit den Größenvorstellungen industrieller Zweckbauten. Besonders hervorzuheben ist die filigrane Dachkonstruktion aus Holz, die 3000 Quadratmeter überspannt.

Bis zum Ende der Ausstellung am 29. September wird dem Publikum ein facettenreiches Beiprogramm geboten. Neben der museumspädagogischen Betreuung für Kinder und auf spezielle Besuchergruppen abgestimmten Themenführungen werden Vorträge, Filme und ein Schreibwettbewerb zum Themenkomplex Utopie angeboten. Die Galerie der Stadt zeigt zeitgleich eine umfassende Ausstellung mit Werken des Bildhauers und Medailleurs Ludwig Gies, Namensgeber des seit 1995 anlässlich der Triennale vergebenen Ludwig Gies-Preises für Kleinplastik der LETTER Stiftung, Köln. Eine Auswahl ausgezeichneter Preisträgerarbeiten ist im Rathaus zu sehen. Der Katalog liegt dem der Triennale bei.

Die Ausstellung wird gefördert durch das Land Baden-Württemberg und die Kulturstiftung des Bundes sowie durch wgv Versicherungen, die Sparkassen Finanzgruppe, die Stiftung der Kreissparkasse Waiblingen, die Assoziation Bergmann, die Stadtwerke Fellbach GmbH und den Verein der Freunde der Triennale Kleinplastik Fellbach e. V.

Ausstellungort
Alte Kelter Fellbach, Untertürkheimer Straße 33
Öffnungszeiten
Di bis Fr 14 bis 19 Uhr, Do 14 bis 21 Uhr, Sa und So 11 bis 19 Uhr
Eintrittspreise
Erwachsene 5 Euro; Schüler, Studenten, Schwerbehinderte ab 70 % 2 Euro;
Kinder bis 12 Jahre frei; Gruppen ab 10 Personen je 3 Euro
Führungen
Öffentliche Führungen sonntags 11 und 15 Uhr
Sonderführungen für Gruppen nach Voranmeldung beim Kulturamt, Telefon +49-711/5851-364 (bis 30 Personen 90 Euro, über 30 Personen 130 Euro, über 60 Personen 180 Euro jeweils inklusive Eintritt); Führungen für Fellbacher Schulklassen kostenfrei; auswärtige Schulklassen 1 Euro pro Schüler
Ausstellungsarchitektur
Arno Brandlhuber und Manfred Pernice
Katalog
224 Seiten, deutsch-englisch, Preis 24 Euro Verlag der Buchhandlung Walther König, mit zahlreichen Abbildungen und erläuternden Texten zu den ausstellenden Künstlern von Eva Birkenstock, Janneke de Vries, Astrid Wege; sowie Essays zum Thema Utopie in gesellschaftspolitischer,
historischer und ästhetischer Hinsicht von Yilmaz Dziewior, Sarat Maharaj, Angelika Nollert, Dieter Roelstraete, Thomas Schölderle, Kerstin Stakemeier

Für Kinder und Jugendliche
In den Sommerferien veranstaltet die Jugendkunstschule Fellbach in Zusammenarbeit mit der 12. Triennale Kleinplastik eine Sommerferien-Akademie für Kinder und Jugendliche.
Information: Jugendkunstschule Fellbach, Telefon +49-711/5851-471 und www.jugendkunstschule.fellbach.de
Veranstalter und Information: Stadt Fellbach – Kulturamt
Marktplatz 1, 70734 Fellbach, Telefon +49-711/5851-364, Fax +49-711/5851-119,
E-Mail: kulturamt@fellbach.de, www.triennale.de

Davon würde ich viel mehr haben wollen

 [jpg] Der Grimme Preis als deutscher Qualitätsmaßstab des Jahres. Die Grimme Preise von 2013 waren im Vorfeld durch die Nominierung von Dschungelcamp (RTL) in eine Diskussion über die Qualität der Preise gekommen. Am 27. März 2013 wurden in Düsseldorf die Preisträger benannt, die am 12. April 2013 durch das Grimme Institut im Theater der Stadt Marl den begehrten Preis erhalten werden. Die Pressekonferenz fand in Düsseldorf in den Räumlichkeiten des lfm-Institutes [ Landesanstalt für Medien ] statt.

Moderiert wird die Preisgala wie im vorigen Jahr von Michael Steinbrecher. Es kam die Nominierung des Dschungelcamp zur Rede, die auf dieser Pressekonferenz nicht erklärbar war.

Dschungelcamp wäre zwar handwerklich eine gute Sendung, jedoch reiche nur handwerklich nicht für einen Preis aus. Dschungelcamp ist ein „Agenda 2010“ Format, welches zeigt, wozu sich Menschen heute hergeben müssen – „Jeder Job ist zumutbar“

 Es ist im Neuhochdeutsch ein sogenanntes Trashformat, wie so vieles in den Sendern und ziele auf den schlechten Geschmack der Menschen ab.

 
Michael Steinbrecher
 
v.l.: Die Sieger – Claudia Michelsen, Bettina Braun, Max Giermann und Michael Steinbrecher (Moderator)
 

Wir wollen uns jedoch nicht von den Randergebnissen beeinflussen lassen und uns den Preisträgern 2013 zuwenden. Insgesamt wurde durch das Institut eine Steigerung der Qualität deutscher Fernsehproduktionen festgestellt. Diese zeigen eine sehr große Nähe zum Menschen und fielen durch ihre Sorgfältigkeit auf. Uwe Kammann, Direktor des Grimme Instituts fielen auch die starken zeitgeschichtlichen Bezüge auf, die bis in die Unterhaltung gingen.  

Die Entscheidungen für den 49. Grimme – Preis 2013 im einzelnen ( Rezensionen nach Aufzählung der Preisträger ):  

Wettbewerb Fiktion / Spezial
Grimme-Preis
an
Dorothee Schön (Buch)
Johannes Fabrick (Regie)
Wotan Wilke Möhring (stellv. für das Ensemble)
für
Der letzte schöne Tag (WDR)
Produktion: hager moss film

Grimme-Preis
an
Magnus Vattrodt (Buch)
Matti Geschonneck (Regie)
Ina Weisse, Barbara Auer (Darstellung)
für
Das Ende einer Nacht (ZDF)
Produktion: Network Movie

Grimme-Preis
an
Jochen Bitzer (Buch)
Stephan Wagner (Regie)
Robert Atzorn (stellv. für das Ensemble)
für
Der Fall Jakob von Metzler (ZDF)
Produktion: teamWorx 

Grimme-Preis
an
Thomas Kirchner (Buch)
Christian Schwochow (Regie)
Lars Lange (Ausstattung)
Jan Josef Liefers, Claudia Michelsen, Sebastian Urzendowsky (stellv. für das Ensemble)
für
Der Turm (MDR/Degeto/BR/NDR/WDR/SWR/rbb)
Produktion: teamWorx

Grimme-Preis „Spezial“
an
Anke Greifeneder (Redaktion/Produktion)
Quirin Berg (Produktion)
Tobi Baumann (Regie)
Sebastian Wehlings (Buch)
Christian Lyra (Buch)
für die Idee und Konzeption des Formats
„Add a friend“ (TNT Serie)
Produktion: Wiedemann & Berg Film           


   
Vom Grimme-Institut v. lks: Henning Severin (Pressesprecher) , Direktor Uwe Kammann, Dr. Ulrich Spies
 

Wettbewerb Information und Kultur / Spezial
Grimme-Preis
an
Thomas Riedelsheimer (Buch/Regie/Kamera/Schnitt)
für
Seelenvögel (WDR)
Produktion: Filmpunkt

Grimme-Preis
an
Eric Friedler (Buch/Regie)
für
Ein deutscher Boxer (NDR/SWR)
Produktion: NDR

Grimme-Preis
an
Annekatrin Hendel (Buch/Regie)
für
Vaterlandsverräter (ZDF/ARTE)
Produktion: It Works! Medien

Grimme-Preis
an
Andreï Nekrasov, György Dalos (Buch)
Christian Beetz (Produktion)
Georg Tschurtschenthaler (Produktion)
für
Lebt wohl, Genossen! (ZDF/ARTE/rbb)
Produktion: Gebrueder Beetz Filmproduktion, Artline Films 

Grimme-Preis „Spezial“
an
Bettina Braun (Buch/Regie/Kamera/Schnitt/Produktion)
für
die filmische Langzeitbeobachtung in der Dokumentar-Trilogie
„Was lebst du? – Was du willst – Wo stehst du?“ (ZDF)
Produktion: B’Braun Filmproduktion, ICON Film 


 

Wettbewerb Unterhaltung / Spezial
Grimme-Preis
an
Mizzi Meyer (Buch)
Arne Feldhusen (Regie)
Bjarne Mädel (Darsteller)
für
Der Tatortreiniger – Schottys Kampf (NDR)
Produktion: Nordfilm

Grimme-Preis
an
Martin Brindöpke, Markus Hennig (Buch)
Dirk Nabersberg (Regie)
Sarah Wirtz (Maske)
Max Giermann (stellv. für das Ensemble)
für
Switch Reloaded – ‚Wetten dass..?’ -Spezial (ProSieben)
Produktion: Eyeworks Germany  

Die Besondere Ehrung des Deutschen Volkshochschul-Verbandes
für Verdienste um die Entwicklung des Fernsehens

wird vergeben
an
Matti Geschonneck


 

 


   


Die Juroren: Anette Borkel, Gerd Hallenberger und Fritz Wolf

 


Der Sonderpreis Kultur des Landes NRW

wird vergeben
an
Shaheen Dill-Riaz (Buch/Regie)
für
Fremde Kinder: Der Vorführer (ZDF/3sat)
Produktion: Mayalok Filmproduktion

 


Der Publikumspreis der Marler Gruppe
wird vergeben
an
Beate Langmaack (Buch)
Rainer Kaufmann (Regie)
Devid Striesow, Stipe Erceg (Darstellung)
für
Blaubeerblau (BR/MDR/Degeto)
Produktion: Polyphon Film & Fernsehgesellschaft, Moviepool

 


 

Das Eberhard-Fechner-Förderstipendium der VG Bild-Kunst
wird vergeben
an
Jan Schomburg (Buch/Regie)
für
Über uns das All (WDR)
Produktion: PANDORA Film   


 


Claudia Michelsen
  Anwesend waren Claudia Michelsen für das Ensemble „Der Turm“ (MDR/Degeto/BR/NDR/WDR/SWR/rbb), Max Giermann für das Ensemble „Switch Reloaded – ‚Wetten dass..?’ -Spezial“ (Pro Sieben) sowie Bettina Braun für „Was lebst du? – Was du willst – Wo stehst du?“ (ZDF).   

Stellvertretend für alle Preisträger wollen wir die drei Produktionen besprechen die durch ein Mitglied aus dem Ensemble auf der Pressekonferenz vertreten waren. Alle drei Künstler sind mehrfach ausgezeichnet und gehören zu dem Besten was Deutschland zu bieten hat. 

So spielte Claudia Michelsen in dem Zweiteiler „Der Turm“ die Mutter Anne Hoffmann. Diese eindrucksvolle Literaturverfilmung ist ein gutes Beispiel für eine gelungene Umsetzung der 1000 seitigen Vorlage des gleichnamigen Romans von Uwe Tellkamp. Im Dresden des Jahres 1982 leben in einem Bildungsbürgertum, welches es nicht in einem Arbeiter- und Bauerstaat geben kann, Anne ( Claudia Michelsen ) und Richard Hoffmann ( Jan Josef Liefers ). Er, leitender Chirurg, hat mit seiner Sekretärin zwei Kinder, zu denen er sich jedoch nicht bekennt, weil dies seiner Karriere nicht förderlich ist. Mit seiner Frau Anne hat er ein Kind – Christian, welcher mal in seine Fußstapfen treten soll. Es ist das Thema von Anpassung, Kampf der Generationen, Aufbegehren aber auch subtiler Kampf gegen ein Regime, welches seine Mitglieder mittels einer Unterdrückungsmaschinerie gefügig hält. Es ist aber auch in der dargestellten Zeit ein sterbender Staat, welcher unfähig ist sich zu reformieren. Gefangen in diesem Regime spielt die Familie ein Spiel zwischen Familienglück und dem Kampf um die Positionen in dieser Gesellschaft. Das Regime dient allen als Korsett, welches allen irgendwie einen Halt gibt. Dieser Halt stellt sich jedoch als Widerspruch heraus, der in auftretenden Krisen nicht belastbar ist. Das Regime zerbricht an diesem Widerspruch und damit zerbrechen auch die Familienbande. Am Schluß des Filmes nimmt der Sohn der Hoffmanns, Christian ( Sebastian Urzendowsky ) , sein Leben in die eigene Hände. Die Zwänge sind durchbrochen weil die immer wieder aufgezeigten Gemeinsamkeiten nie bestanden hatten. 
Frau Michelsen, selber gebürtige Dresdnerin, fand im Interview den Film in seiner Fiktion als gelungen. Die städtebaulichen Aspekte seien allerdings etwas anders aufgebaut und heute so gar nicht mehr wieder zu erkennen. 

Seit Jahren gibt es die Parodie „Switch Reloaded“ (ProSieben) mit großem Erfolg. Ist diese Sendung doch ein intelligenter aber auch hintergründiger Anschlag auf unsere Möglichkeit Humor zu erkennen und darüber zu lachen. Mit „Switch Reloaded -,Wetten, dass..? – Spezial“ ist dem Ensemble eine Steigerung ihrer liebenswerten Boshaftigkeiten gelungen. Max Gierman als Markus Lanz und Bernhard Hoëcker als Thomas Gottschalk tun das wozu die Originale in ihrer Sendung Wetten, dass..? nicht mehr in der Lage sind, dass Publikum zu unterhalten.  
Max Giermann

Es ist aber auch eine schonungslose Kritik, die die Schwächen des Unterhaltungssektors des etablierten „Staatsfernsehens“ aufdeckt. Wo Unterhaltung drauf steht, ist nicht immer Unterhaltung drin, so könnte man die Originale bezeichnen. So nehmen Max Giermann und Bernhard Hoëcker gnadenlos die „Premiere“ der Sendung „Wetten,dass..?“ mit Markus Lanz aufs Korn, aber nicht ohne eine Hintertür, die auf eine bessere Sendung jenseits einer Katzenmütze für Tom Hanks setzt. Es ist die Möglichkeit der Glaubwürdigkeit, der man sich in dieser Sendung immer wieder ausgesetzt fühlt und dies hält einen an dieser Sendung – die Fernbedienung bleibt liegen. Die Sendung ist aber auch nicht eine Kritik gegen das Fernsehen, vielmehr ist es eine Aufforderung zu einem besserem Fernsehen jenseits von eingeübten immer wiederkehrender Mechanismen. 


Bettina Braun
  „Was lebst du? – Was du willst – Wo stehst du?“ (ZDF)von Bettina Braun stellt eine gelungene dreiteilige filmische Dokumentation von Menschen mit Migrationshintergrund dar.

Bettina Braun begleitet drei junge Männer, Ali,Kais und Alban, mit ihrem sozialen Umfeld in Köln ab dem Jahre 2004 bis zum Jahre 2012.

Kulturell haben alle drei ihre Wurzeln in der muslimischen Kultur, suchen aber ihren Platz in der deutschen Kultur. Bettina Braun geht hier sehr sensibel mit den Jugendlichen um, sie registriert und geht mit dem Registrierten auf eine allgemein verständliche Ebene.

Braun bedient dabei nicht irgendein übliches Klischee, vielmehr begleitet sie die jungen Menschen auf ihrem Weg in die Erwachsenenwelt.
Tatsächlich könnten diese Drei auch Deutsche sein, es würde jedoch das Ganze zu sehr vereinfachen. Alle drei versuchen sich in den beiden Welten zu arrangieren und die in sie gesetzten Erwartungen zu erfüllen. Da sind die Träume der drei, die –  für Jugendliche normal –  nicht schnell genug umgesetzt werden können. Braun überschreitet die Grenzen des Beobachters und wird durch ihre Teilhabe selber Teil der Szene. Als sie schwanger ist nehmen die drei Jugendlichen liebevoll an der Schwangerschaft teil. Und als das Kind auf der Welt ist, hat das Kind auf einmal drei Väter oder Brüder, die es in ihren  Kreis aufnehmen. So wird die gegenseitige Fremdheit von Kamera und Objekt aufgehoben und scheint im Schlußteil (Wo stehst du?) fast zu einem Familentreffen. Braun verlässt jedoch nie die Thematik, wie Jugendarbeitslosigkeit oder Multikulturalität, sensitiv führt sie den Betrachter in eine zukünftige Welt, die er jenseits der Zerrissenheit unserer heutigen Zeit neu erschließen könnte. Es ist das Persönliche und Emotionale welches dieser anderen Welt anhaftet.   

Es gibt aber noch etwas, was unbedingt erwähnt werden sollte. So wird das Grimme Institut zum dritten male im Rahmen der Preisverleihung eine Versteigerung zu Gunsten des Kinderhospizdienstes Recklinghausen durch führen. Zwei Eintrittskarten für die Galaverleihung im Theater Marl sowie ein Meet & Greet für den guten Zweck wird es mit dem Grimme Preisträger Devid Striesow („Blaubeerblau“) geben. Die Auktion wird von United Charity unterstützt. Internetnutzer können auf der Webseite www.unitescharity.de bis zum 9. April 2013 bis 17:30 Uhr, mitbieten. Wir wollen schnell und unbürokratisch Gutes tun, so Grimme Direktor Uwe Kammann. Sterben und Tod von Kindern soll mit der Unterstützung prominenter und renommierter Menschen und Institutionen enttabuisiert werden. 

Aus dem sehr großen Angebot fiel diesmal die Enttabuisierung mit dem Thema: Tod und Sterben auf. Hier sei auf die ARD verwiesen die mit diesem Thema in einer Sterbewoche das erste Eis brach und mit Dokumentarischem dem Zuschauer die Sichtweise öffnete. Im Bereich Fernsehjournalismus konnte nichts herausragendes und preiswürdiges erkannt werden.
EN-Mosaik findet in Zeiten wo wir uns als Europäer begreifen, das französische Format 28‘ auf Arte, französisch mit deutschen Untertiteln, als ein preiswürdiges Format. Von Montag bis Freitag setzt sich Elisabeth Quin, gemeinsam mit den Journalisten Renaud Dély und Nadia Daam, mit tagesaktuellen Ereignissen auseinander: für „28 Minuten heute“ empfangen Elisabeth Quin mit ihren Kollegen einen, und für das „Thema des Tages“ zwei bzw. drei Studiogäste. Diese informelle Sendung könnte unseren deutschen Dampfplauderen von Anne Will bis Frank Plasberg als Blaupause dienen.

Claudia Michelsen meinte dann auch im Gespräch, das Publikum wird permanent und konstant falsch behandelt und unterschätzt. So sind die Sendungen und Formate die sehenswert sind in der Regel zu später Stunde jenseits von 23:00 Uhr zu sehen. Daraus entsteht der Wunsch in der Hauptzeit (Primetime) mehr relevantes sehen zu wollen. Grimmepreisträger sind keine Exoten, vielmehr sind sie die gute Normalität schlechthin, die den Zuschauer anspricht und ihn das gibt was er will, nicht was die Quote will (Was auch immer das sein wird). 

 

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Düsseldorf     

[Alle Fotos: © Linde Arndt]

Kunstpreis Ennepe-Ruhr: Ausstellungsteilnehmer stehen fest

 (pen) Mehr als vier Stunden hat die Jury Unterlagen ausgewertet, Fotos und Videos betrachtet sowie Bewerbungen unter die Lupe genommen – am Ende einigten sich die acht Juroren auf die zwanzig Künstlerinnen und Künstler, deren Werke jetzt im Rahmen einer Wanderausstellung im Juni (10. bis 28.) in den Räumen der Stadtwerke Witten und ab 2. Juli im Schwelmer Kreishaus zu sehen sein werden.

Zum Mitmachen eingeladen waren Künstlerinnen und Künstler aus allen Bereichen der bildenden Kunst, die ihren Hauptwohnsitz im Kreis haben, hier geboren wurden oder eine längere Zeit an Ennepe und Ruhr zu Hause waren. Nach der Entscheidung der Jury sind noch folgende Künstlerinnen und Künstler im Rennen um den "Kunstpreis Ennepe-Ruhr 2013":

Katharina Benke, Witten; Petra Böttcher-Reiff, Herdecke; Bettina Bülow-Böll, Sprockhövel; Margot Eppendorf, Herdecke; Christoph Gabriel, Witten; Christoph Goldberg, Witten; Gruppe "Leuchtstoff", Witten; Angelika Herker, Hattingen; Ingrid Kamphausen, Witten; Mario Lange, Gevelsberg; Franziska Lena Kluw, Münster/Wetter; Peter Kosch, Witten; Peter Lück, Witten; Johann-Peter Müller-Ante, Sprockhövel; Anna Recker, Luxenburg/Hattingen; Marie-Luise Roigk, Gevelsberg; Sebastian Stolz, Ennepetal; Philipp Valenta, Weimar/Hattingen, Timothy C. Vincent, Wetter; Verena Wagner, Essen/Wetter.

Mehr als vier Stunden nahmen sich die Jurymitglieder Zeit, um die Werke von 20 Künstlern auszuwählen, die im Rennen um den
Kunstpreis 2013 bleiben. Auch Landrat Dr. Arnim Brux verschaffte sich einen Überblick über die Bewerbungen
/Foto: UvK/Ennepe-Ruhr-Kreis

"Die ausgewählten Werke greifen das in der Ausschreibung vorgegebene Thema ´Wasser gleich…´ besonders gelungen auf", resümiert Landrat Dr. Arnim Brux. Seine Bilanz für die nach 2011 zweite Auflage des Kunstpreises fällt positiv aus: "Die Resonanz war erneut enorm, schließlich lagen uns am Ende der Bewerbungsfrist mehr 400 Arbeiten vor. Diese waren von mehr als 100 Künstlerinnen und Künstlern eingereicht worden. Ideenreichtum, Kreativität und Qualität mussten sich zudem hinter der Quantität keinesfalls verstecken.

Die Jury hatte eine schwierige Aufgabe, fast alle hätten es verdient gehabt, ausgewählt zu werden." Im Anschluss an die Ausstellungen entscheidet die Jury, welche Arbeiten ausgezeichnet werden. Es wird drei gleichberechtigte Preisträger geben. Die Ehrung soll im Juli im Schwelmer Kreishaus stattfinden. Die drei Werke werden Teil eines internationalen Kunstprojektes, das aus Ausstellungen in Görlitz, Breslau und im Ennepe-Ruhr-Kreis besteht. Um den Künstlern die persönliche Teilnahme zu ermöglichen, erhält jeder Sieger 1.500 Euro.

Stichwort Jurymitglieder Dr. Gert Buhren, Kunstverein Witten (Vorsitz), Karlheinz Berger-Frerich, Mitglied des Ausschusses für Sport, Freizeit und Kultur, Monika Deuss-Graf, AVU, Sabine Kelm-Schmidt, Vorsitzende des Ausschusses für Sport, Freizeit und Kultur, Werner Kollhoff, Kunstraum E, Prof. Bernhard Matthes, Künstler aus Hattingen, Christiane Nicolai, Kunstverein Hattingen, Rosi Wolf-Laberenz, Künstlerin aus Wetter

Benefiz-Bluesfestival mit LoneCat Erichson

Liebe Bluesfeunde, wir freuen uns über zahlreiches Erscheinen.
Wir sehen uns
Irina Barth &LoneCat Erichslon

 

Zu seinem 65. Geburtstag präsentiert „Der Pate“
Bluessänger und -pianist

LoneCat Erichson

 

Das Benefiz-Bluesfestival

zu Gunsten der krebskranken Kinder der Kinderonkologie des Universitätsklinikums Essen

 

Grugahalle Foyer, 01.03.2013

Beginn 20.00 h

 

Die Bands:

 

Aufstand Alter Männer (Essen)

organisierter Chicago-Blues

 

Delta Bluesband (Dortmund/Essen)

Bluespop mit deutschen Texten

 

Dirty Blue (Dortmund)

Blues & Soul

 

Maitre Sardou & the Bluesbarbers (Köln)

Soul & Blues op Kölsch

 

Die  Sponsoren:

Bäcker Peter Essen● Brauerei Stauder Essen● Druckerei Kobler & Pohler Essen● Grugahalle Essen● Heinz Moors GmbH Essen● Schultenhof Hattingen● Veranstaltungstechnik Höhnerbach Duisburg● Werbeagentur Niehaus III Düsseldorf●

 

weitere infos demnächst unter www.organisierter -benefiz.de, Eintritt frei, Spenden erbeten

(Obige Fotos wurden mit Ankündigung übersandt.)

 

Hanna Arendt ist nichts für biedere Menschen mit provinziellen Vorstellungen

Der Staat Israel heute zwischen Verweltlichung und Staatsreligion

[jpg] Der Film Hanna Arendt war schon lange (über) fällig. Er kommt sehr spät  – aber auch gerade richtig –  wie die Diskussion um die Rankingliste des Simon Wiesenthal Center (SWC), Los Angeles über die schlimmsten Antisemiten zeigt. Das amerikanische Simon-Wiesenthal-Center hat den deutschen Journalisten und Verleger Jakob Augstein auf  seiner Ranking Liste der schlimmsten Antisemiten auf den 9. Platz gesetzt. Angeführt wird diese Liste der schlimmsten Antisemiten zu Recht von der ägyptischen Muslimbruderschaft oder dem iranischen Staatspräsidenten Mahmud Ahmadinedschad. Augstein hatte in Artikeln Vergleiche zwischen palästinensischen Extremisten und ultraorthodoxen Juden in Israel vorgenommen. Rabbi Abraham Cooper, stellvertretender Direktor des SWC, der diese Liste herausgibt, verteidigte vehement diese Liste, indem er auch auf den Journalisten und Publizisten Henryk M. Broder, Deutschland verwies, der Augstein aus Deutschland als Antisemit bestätigte. Augstein als kritischen Journalisten zu sehen ist eine Normalität. Journalismus ist immer kritisch – sollte er zumindest sein. Und als Freund, Israel kritisch zu betrachten sollte in einer Zeit des angepassten Journalismus doch wohl begrüßt werden? Jakob Augstein ein kritischer Journalist gegenüber Israel, ja, aber als Antisemit, um Gottes Willen, nein.

Es ist nicht alles zum Besten in Israel, immer wieder rückt der Frieden für Israel und seine Nachbarn in weite Ferne. Jederzeit könnte ein Fass zum überlaufen kommen, welches die halbe Welt wegspülen könnte. Man sollte nun meinen, dass Israel Freunde von Feinden (von denen Israel genug hat) unterscheiden gelernt hat. Oder dass das SWC durch seine jahrelange Arbeit nicht leichtfertig Personen in einer Rankingliste anprangert. Nein, beide reagieren auf Kritik immer wieder genervt, vor allen Dingen wenn diese Kritik von einem Deutschen kommt. Liegt es vielleicht daran, dass  Israel als Staat sich von ultraorthodoxen Juden dominieren lässt? Immerhin sind das 10% der jüdischen Religionsanhänger, die fanatisiert den Staat Israel in Schwierigkeiten bringen. So kommt es immer wieder vor, dass ultraorthodoxe Juden Frauen verbieten in normaler europäischer Bekleidung in dem selben Bus wie sie selber zu fahren, ja, sie sogar auf das schlimmste  beleidigen oder auf die Straße setzen, worauf sich israelische Frauen genötigt sahen die Buslinie zu verklagen. Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau ist dort ein Fremdwort. Und schon drängt sich einem der Vergleich zwischen den Religionsgemeinschaften Islam und dem Judentum in den Sinn, beide haben mit der Gleichberechtigung erhebliche Schwierigkeiten. Warum diese Sätze als Einleitung? Die Widersprüchlichkeiten, die ultraorthodoxe Religionen in einem modernen Staat hervor gerufen haben und immer noch hervor rufen, sollten zu einem allgemeinen Wissen gehören.


Adolf Eichmann  Foto: Israel
Government Press Office
   

Die Zeit in welcher der Film spielt – Aspekte

Nun zu dem Film „ Hanna Arendt – Ihr Denken veränderte die Welt“. Zeitlich beginnt die Handlung des Film 1960, mit der Entführung Adolf Eichmanns in Argentinien durch den Mossad.
Darauf folgte der Prozess vor einem Jerusalemer Bezirksgericht. Das Urteil: Tod durch den Strang. Hanna Arendt hatte eine Gastprofessur an der renommierten Princeton University, an der University of Chicago und an der Graduate Faculty der New School for Social Research in New York. Eine der ersten Frauen die selber lehrten, und das mit Erfolg. 

In der jungen Bundesrepublik von 1960 waren die Nürnberger Prozesse erst rund 11 Jahre vorher noch durch die Alliierten  beendet worden. Die letzten Urteile wurden abgemildert, man wollte ein Ende der Aufarbeitung. Der "kalte Krieg" hatte sich in Deutschland eingerichtet. Die Wiederbewaffnung Deutschlands war abgeschlossen. Adenauer hatte die letzten deutschen Kriegsgefangenen aus der Sowjetunion zurück geholt. Und das sogenannte Wirtschaftswunder brachte traumhafte Umsätze für viel Unternehmen. Jedoch fanden viele Deutsche es unerträglich, dass die deutsche Justiz in der Aufarbeitung der Kriegsverbrechen und der Verbrechen gegen die Menschlichkeit keinen Ehrgeiz entwickelte und die meisten Naziverbrecher unter uns lebten und es sich gut gehen ließen.

Der hessische Generalstaatsanwalt Bauer und Hermann Langbein mussten 1959 vor dem Bundesgerichtshof erst die Möglichkeit einer Zusammenführung von Einzelklagen in dem riesigen Auschwitzprozess erstreiten. Auf Basis von Einzelklagen hätte der Komplex der Auschwitzverbrechen Jahrzehnte gedauert. 1961 endete der Eichmann Prozess in Isarel und 1963 begann der erste Auschwitzprozess.
In dieser Zeit spielt der Film. Beide Seiten, Opfer als auch Täter hatten sich irgendwie in ihrer Rolle eingerichtet. Abgemacht waren die moralischen Attribute, die unverrückbar und nicht verhandelbar waren, quasi wie in Stein gemeißelt die auch  immer wieder holt wurden. Die Deutschen Nazis waren Dämonen die aus dem Nichts über die europäischen Juden hergefallen waren und letztendlich deren systematische Vernichtung betrieben hatten, so die Sprachregelung.

 
Darsteller und PolitikerInnen auf dem roten Teppich vor der Lichtburg Essen bei der Deutschlandpremiere des Films
"Hannah Arendt"   Foto: © Linde Arndt
 

Der Beginn, das Umfeld und der Weg der Hanna Arendt

Hanna Arendt sah es als eine besondere Herausforderung, an dem Eichmannprozess als Berichterstatterin teilzunehmen. Sie bewarb sich bei dem „The New Yorker“, einem Magazin welches für seine Kommentare, Kritiken, Essays und seinen klaren und unnachgiebigen Journalismus einen außergewöhnlichen Ruf erarbeitet hatte, um die Berichterstattung. Der damalige Chefredakteur  William Shawn sah Hanna Arendt als Berichterstatterin des "The New Yorker“ im Eichmann Prozess  als einen Glücksfall für sein Magazin an.
Hanna Arendt akkreditierte sich, fuhr nach Jerusalem und nahm an dem Prozess teil. Für die Presse war von Seiten der israelischen Justiz alles bestens organisiert. Die israelische Justiz wollte sich nicht dem Vorwurf ausgesetzt  sehen, man würde keinen rechtsstaatlichen Prozess führen.


Hauptdarstellerin Barbara Sukow  Foto: © Linde Arndt
  Das die unrechtmäßige Entführung Eichmanns durch den Mossad (Auslandsgeheimdienst) grundsätzlich eine Unrechtmäßigkeit war, war in diesem Zusammenhang nicht von Relevanz. Nichts desto trotz wurde es aber diskutiert. Hanna Arendt beobachtete, fragte, las die Gerichtsprotokolle, sprach mit Kollegen, mit Verwandten, Freunden und Bekannten. Vor allem mit dem väterlichen Freund Kurt Blumenfeld, einem Zionisten, suchte und fand sie den geistigen Austausch. Da die israelische Justiz nichts falsch machen wollte, flossen  selbst die kleinsten Vorkommnisse und Indizien in den Prozess mit ein. Zu jedem vorgetragenen Detail wurde Eichmann befragt, der sich sehr oft auf den Befehlsnotstand zurück zog, wenn er zu einer Entscheidung befragt wurde.

Hanna Arendt beobachtete Gestik, Mimik, Wortwahl aber auch Tonfall, Inhalte nahm sie nebenbei wahr oder las sie später in den Protokollen.

 Mit Kisten voller Protokollblätter ausgestattet verabschiedete sie sich von ihren Freunden und Bekannten aus Jerusalem um in New York mit dem schreiben anzufangen.
Jetzt kam das was in der ganzen Welt für Aufregung sorgte, nämlich die Deutung des Tuns eines Adolf Eichmann. Durch die Aussage von Hanna Arendt: Die „Banalität des Bösen“ stellte sie Adolf Eichmann in einem Vakuum des menschlichen Daseins ab. Wie kann ein Mensch etwas Böses tun, wenn er nicht gut von böse unterscheiden kann. Wenn er mordet ohne noch nicht einmal im Ansatz zu wissen welchen Wert das Leben hat? Zu dem gleichen Schluß kam schon einmal ein britischer Journalist der den Auschwitz Lagerkommandanten Rudolf Höß befragte: Was haben sie sich bei der Vernichtung von den vielen tausend Menschen gedacht? Und Höß antwortete: Ich habe doch nur meine Produktionszahlen gegenüber dem Reichssicherheitshauptamt erfüllt.
Also das gleiche Phänomen beobachtet Hanna Arendt bei Adolf Eichmann, nur sie wusste nichts von den Vernehmungen  des Rudolf Höß. Wie sollte man jemand –  und darüber hinaus ein ganzes Volk –  für etwas dämonisieren, wenn die Unterscheidungsfähigkeit nicht mehr vorhanden war?
Wenn diese Leute aßen, aßen sie nur weil ihnen jemand gesagt hatte, sie sollen essen, sie heirateten oder liebten weil man ihnen sagte sie sollten heiraten oder lieben. Inhaltlich hatten sie ihr gesamtes Koordinatensystem verloren. Aber hatten sie jemals eines besessen? Das nächste was Hanna Arendt bemerkte war  – Eichmann war nicht mehr in der Lage zu denken. Denn er konnte ja nicht diesen Abgleich mit seinem Inneren und dem Äußeren herstellen um sodann eine Einordnung in Gut oder Böse, Schön oder Hässlich vorzunehmen. Er war letztendlich Nichts und banal. Was blieb ist das Böse der Tat gewesen.
Diese radikale Betrachtung von Hanna Arendt brachte sie mit ihrer damaligen sozialen Umwelt in erhebliche Schwierigkeiten, Freundschaften zerbrachen und Menschen zogen es vor nicht mehr mit ihr gesehen zu werden. Sie, die sehr großen Wert auf die Beziehung zu ihren Freunden und Bekannten legte, litt auch darunter. Das hinderte sie jedoch nicht ihre Betrachtungen und Aussagen weiter zu verfolgen. Sie rechtfertigte sich nur dort wo sie ein gewisses intelligentes Niveau erkannte. Ihr Lebenswerk ist ein geschlossenes Werk, welches keiner Zusammenfassung bedarf.

Zum Film selber

Margarethe von Trotta hat in ihrer eigenen sensiblen Art eine menschelnde Hanna Arendt gezeichnet die nur einmal vor ihrer Studentenschaft ihre Positionen erläuterte und damit ihren messerscharfen Verstand zeigen durfte. Auf der anderen Seite ließ sie der Schauspielerin Barbara Sukowa den Platz den sie brauchte um das menschliche der Hanna Arendt (Barbara Sukowa) zu zeigen.

Hanna Arendt wurde von ihrem Mann Heinrich Blücher (Axel Milberg) als Frau bestätigt, die eben nicht arrogant und ohne Gefühl war, indem sie Zärtlichkeiten austauschen durften. Kurt Blumenfeld (Michael Degen) war derjenige, der Hanna Arendt angeblich als väterlicher Freund verstand und letztendlich ihr nicht folgen wollte. Und da war noch ein Freund der verbittert Hanna Arendt die Treue brach, Hans Jonas (Ulrich Noethen) der Philosoph, der die Verantwortung zum Prinzip erhob.

 
v.l. Barbara Sukowa und Margarethe von Trotta 

. Ach ja, natürlich Freundin Mary McCarty (Janet McTeer) bei der Hanna Arendt ihren Ausgleich suchte und fand. Die schauspielerischen Leistungen  sind überzeugend, soweit sie den geschichtlichen Vorgaben folgten. Was etwas irritierte ist die Grenzgängerei zwischen Dokumentar- und Unterhaltungsfilm. Hanna Arendt war eine starke Frau, aber doch eben eine starke Frau, wie es eben auch starke Männer gibt. Und muss ich Weiblichkeit beweisen indem ich auf die emotionale Ebene gehe? Es ging und geht um eine herausragende Denkerin die ihresgleichen sucht und die von einem herausragenden Philosophen dem deutschen Carl Jaspers gebeten wurde eine Laudatio zu schreiben und vorzutragen. Ist das nichts?
Dann die Zeit in der der Film aufsetzt. Es war die Zeit der großen gesellschaftlichen Umwälzungen und zwar weltweit. In der New School for Social Research in New York City in der Hanna Arendt und Hans Jonas lehrten gab es nicht den Hort der Harmonie. Überall wurde um einen neuen Werte-Kanon gerungen.
Wenn man den Film als Unterhaltungsfilm mit dem Ansatz des Einstiegs in die Gedankenwelt einer Hanna Arendt nimmt, kann man ihn ohne Umschweife empfehlen. Überwiegend macht der Film neugierig, mehr von der Person Hanna Arendt und der damaligen Zeit erfahren zu wollen. Als Dokumentarfilm ist er allerdings nicht zu empfehlen, trotz der Einblendungen in den Eichmann Prozess. Sehenswert aber ist er allemal.

   
Das Filmteam nach der Premiere vor dem roten Vorhang in der Lichtburg                                                   Foto: ©  Linde Arndt                                                                                               
 

Epilog

Später sollte das Ehepaar Mitscherlich Hanna Arendt Recht geben, indem sie in dem modernen „Massenwahn” und die Übertragung des kollektiven Ich-Ideals an einen „Führer” in extremer Form im Nazireich realisiert sahen. Die Unfähigkeit zu trauern attestierten die Mitscherlichs den Deutschen indem sie (Die Deutschen) sich in die Realisierung ihres Wiederaufbaus warfen um die begangenen  Untaten zu verdrängen. Und eine Zeit weiter sollte es Horst Eberhardt Richter sein der der Verantwortung eine Möglichkeit von Anonymität zuschrieb. Wurde das Böse dadurch gerechtfertigt, also gab es keine Verantwortung? Nein, es gab die Verantwortung als Individuum soweit es nachweisbar war und ist. Was ist mit der Zukunft? Mitscherlich und andere schreiben, solange das Kritische  im Menschen eine gewisse Stärke vor weist, droht nicht die unsägliche Vermassung wie im Nazireich und damit die Anfälligkeit gegenüber Ideologien.
Hanna Arendt war in keinster Weise anfällig gegenüber Ideologien und diesem Massenwahn der auch wieder heute zu beobachten ist. Sie konnte etwas, was viele, auch heute wieder, verlernt haben: Denken. Und das ist es was uns eine Hanna Arendt vererbt hat: Denkt, denkt, denkt, sonst seid ihr eines Tages verloren.
Die Premiere im Essener Lichtburg wurde durch die NRW Ministerpräsidentin Hannelore Kraft  und ihrer Stellvertreterin Silvia Löhrmann, sowie der Ministerin für Medien Dr. Angelica Schwall-Düren „geadelt“

Der Film „ Hanna Arendt – Ihr Denken veränderte die Welt“ läuft inzwischen in den umliegenden Programmkinos von Wuppertal (Cinema) oder Bochum (Union Kino).

Nachfolgend der Trailer des Films.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Essen.