In Schwelm gehen die Lichter aus

 

  [jpg] Es geht um Ausgaben die eine Stadt streichen muss. Und Schwelm tut sich, wie übrigens andere Städte auch, sehr schwer.

Die Stadtbeleuchtung, wir haben uns daran gewöhnt im Hellen nach Hause zu gehen. Diese Stadtbeleuchtung soll nun 4 Stunden weniger die Straßen und Plätze beleuchten.

Potenzial: 49.200,– Euro p.a.

Dann geht es um den Straßenausbau. Aus dem Straßenausbauprogramm könnten einzelne Investitionen herausgenommen werden um in einem anderen Haushaltsjahr wieder eingesetzt zu werden. Empfehlung der Verwaltung: 150.000,– Euro.  Das war dem Rat der Stadt Schwelm aber zu viel. Die folgende Abstimmung brachte eine Einsparung von 0,– Euro. Nicht auszudenken wenn einem Ratsmitglied eine Pfütze das Auto beschmutzt hätte.

Stichwort: Musikschule. Hier ging es ziemlich flott zur Sache und man nahm die Vorschläge der Verwaltung gerne an. Ob nicht noch mehr Einsparmöglichkeiten drin wären, wurde gefragt.
Und was denn der Deckungsgrad bedeuten würde. Es ist nicht mehr drin, so die Leiterin Frau Weidner. Und der Deckungsgrad bedeutet, dass die Kosten der Musikschule um den angegebenen Prozentsatz durch Einnahmen gedeckt sind. In diesem Fall rund 68%.

Signalisiertes Einsparpotenzial: 17.100,– Euro in 2013.

 
Rathaus Schwelm   Foto: © Linde Arndt
 

Interessant waren die Einlassungen von Frau Gabriele Weidner der Musikschulleiterin. Sie sprach ein wesentliches Problem an, nämlich, das Qualitätsmanagement.
Die Personalsituation in der Musikschule hat folgenden Stand: Den 8 Festangestellten stehen 22 Honorarkräfte gegenüber. Wie üblich sind in einer Musikschule die Bereiche gegliedert, meinetwegen die Streich-, die Blas-, Zupf- oder Schlaginstrumente. Alle Instrumente bedürfen einer Pflege und regelmäßigen Überprüfung. Ein verantwortungsvoller Job der in der Regel jemanden zugeteilt wird der die Verantwortung dafür übernimmt. Das die Honorarkräfte diese Verantwortung aufgrund ihrer unterrichtsbezogenen Anwesenheit nicht übernehmen können sollte klar sein. Nur bei Unterricht sollten die Instrumente in einem einwandfreien und spielbereiten Zustand sein. Wenn Trommeln erst gespannt, Saiten auf Geige oder Gitarre erst aufgezogen  werden müssen, geht das von der Unterrichtszeit der restlichen Teilnehmer ab. Tatsächlich leidet unter solchen Unabwägbarkeiten die Qualität des Unterrichtes. Konsequenz: Die Motivation sinkt und es gibt nur ein unbefriedigendes Ergebnis. Der Unterricht verkommt in Folge dann zu einer therapeutischen Maßnahme ohne Wert.

In diesem Fall aber auch in allen anderen Fällen sollte man sich schon überlegen ob man das Angebot der Stadt nicht ganz von der Liste streichen sollte. Das ist seriöser und bringt auch für alle Beteiligten keinen Stress.

 

Einsparungen bei den Schulen. Hier signalisiert die Verwaltung ein Einsparpotenzial von 250.000,- bis 610.000,– Euro. Tatsächlich ist dies eine Luftbuchung wie so vieles in städtischen Haushalten, nicht nur in Schwelm, als Luftbuchungen zu sehen ist. Die GPA (Gemeindeprüfungsanstalt) hat in ihrer Untersuchung einen erhöhten Raum- und Flächenbestand festgestellt. Wenn man nun diesen erhöhten Bestand abbaut, würde man mit den obigen Beträgen Einsparungen erreichen. Soweit so gut. Diese Einsparungen können aber noch keiner Schule direkt zugewiesen werden. Buchungstechnisch verändern sie jedoch den Haushalt als auch das HSK.

Der Rat der Stadt Schwelm entschied sich erst einmal für die 250.000,– Euro Einsparung pauschal.

Nur auch hier gilt das gesagte der Leiterin der Musikschule Gabriele Weidner, es wird eine Qualitätseinbuße geben, hier allerdings im Bildungsbereich. Ist ja nicht so schlimm wenn schlechter ausgebildete Schwelmer Jugendliche später keinen Job bekommen oder den Numerus Clausus nicht packen. Hauptsache es sind nicht die eigenen Kinder.

Ich bin in den letzten Monaten immer mal wieder durch diverse Schulen gegangen. Was besonders schmerzte ist der Investitionsstau im MGS. Wenn ich den Jugendlichen nicht die Voraussetzungen schaffe, so kann ich ihnen auch keine Vorwürfe hinsichtlich eines schlechten Abschluss machen.

Auch hier gilt: Dann sollte ich seriös die Schulen dicht machen und in den Nachbarstädten die Kinder/Jugendlichen ausbilden lassen.

Die anvisierten einzusparenden Leistungen werden eine erhebliche Qualitätseinschränkung auf das Ganze, die Stadt, haben. Schwelm als die Stadt die eine schlechte Ausbildung und Bildung hat, Schwelm die nur das nötigste und billigste seinen Bürgern vorhält, Schwelm die in ihrer Leistungsfähigkeit sich mit Oberhausen messen könnte. Was für ein Image, was für Signale will die Stadt denn aussenden? Bleibt unserer Stadt fern?


Symbolfoto © Linde Arndt
   Es geht aber auch um den Begriff einer soliden und seriösen Haushaltsführung, die eben nicht den  einzelnen Bereich abschnürt um ihn dann letztendlich als qualitativ nicht mehr tragbar abzuschaffen.

Da drängt sich das Bild einer ausgepressten Zitrone auf, die man nur noch dem Kompost zuführen kann.

Uneinig ist der Rat auch in der Vorgehensweise wie man die Enden des Haushaltes zusammen bekommt. Es sind eben zwei Enden, nämlich die Einnahmen und die Ausgaben über die man den Haushalt aufstellen kann. Auch Schwelm muss sich die Erhöhung der Einnahmen als Haushaltspolitisches Instrument vornehmen.

Andere Städte in NRW haben schon längst die 500% Hürde bei den Hebesätzen überschritten um die vertrackte Situation der Bewegungsunfähigkeit zu überwinden. Abgesehen davon, ist es wohl betriebswirtschaftlich geboten Investitionen in die Infrastruktur auszuführen um einen weiter gehenden Imageverlust zu vermeiden.

Es stört bei den Beratungen die fehlende Priorisierung der Einsparungen, die sicher einen Effekt erbringen, nur nicht den den sich die Politik wünscht.

 Blindes Sparen hat noch nie zu einem Ziel geführt, eher in die Insolvenz. Und das ist es was ich bei der Schwelmer Politik vermisse, klare Kante oder Schnitte. Wenn die Bäder (das Hallen- und Freibad) nur als Zuschussbetriebe mit einem nicht auszumachenden Investitionsbedarf im Haushalt steht, dann raus aus dem Haushalt. Den Schwelmern klar sagen, wir können es uns nicht mehr leisten und müssen unsere Bäder schließen.

Ein Mord auf Raten ist unseriös und bringt nur Ärger bei den Schwelmern. Das Bürgerbad Vohwinkel in Wuppertal ist das beste Beispiel dafür. Über 3.000 Vohwinklern hatte man Hoffnung gemacht die ihr Bad mit einem Bürgerverein erhalten wollten. Jetzt wird das Bad geschlossen weil der Betrieb nicht mehr darstellbar ist. Nur vor drei Jahren waren halt die gleichen Probleme.

Auch in Schwelm ist vieles nicht mehr darstellbar, wenn die Politik nur das Mantra des Sparens vor sich herträgt, Steuererhöhungen aber grundsätzlich ausschließt und zu guter letzt noch nicht einmal die Priorisierung der zu streichenden Ausgaben vortragen kann.

Ein Witz sind dabei die drei Gutachten zum Rathaus, wovon zwei bezahlt werden müssen und der Anteil der Machbarkeitsstudie steht auch noch aus. Aber die Ratsmitglieder können sich ja immer auf das Ehrenamt zurückziehen, welches offensichtlich eine geringe Kompetenz voraussetzt.

Schwelm ist eine stolze Stadt –  noch –  nur scheint es den Ratsmitgliedern nicht bewusst zu sein.

Frau Cornelia Hackler hat eindrucksvoll von einer Stadt Schwelm vorgetragen die mal eine der wichtigsten Städte in der Region war. Elberfeld und Barmen waren noch kleine Kaffs und orientierten sich an dem Kirchspiel und der späteren Stadt Schwelm. Wo ist diese Stadt nur geblieben?

 

 

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Schwelm

 

Hanna Arendt ist nichts für biedere Menschen mit provinziellen Vorstellungen

Der Staat Israel heute zwischen Verweltlichung und Staatsreligion

[jpg] Der Film Hanna Arendt war schon lange (über) fällig. Er kommt sehr spät  – aber auch gerade richtig –  wie die Diskussion um die Rankingliste des Simon Wiesenthal Center (SWC), Los Angeles über die schlimmsten Antisemiten zeigt. Das amerikanische Simon-Wiesenthal-Center hat den deutschen Journalisten und Verleger Jakob Augstein auf  seiner Ranking Liste der schlimmsten Antisemiten auf den 9. Platz gesetzt. Angeführt wird diese Liste der schlimmsten Antisemiten zu Recht von der ägyptischen Muslimbruderschaft oder dem iranischen Staatspräsidenten Mahmud Ahmadinedschad. Augstein hatte in Artikeln Vergleiche zwischen palästinensischen Extremisten und ultraorthodoxen Juden in Israel vorgenommen. Rabbi Abraham Cooper, stellvertretender Direktor des SWC, der diese Liste herausgibt, verteidigte vehement diese Liste, indem er auch auf den Journalisten und Publizisten Henryk M. Broder, Deutschland verwies, der Augstein aus Deutschland als Antisemit bestätigte. Augstein als kritischen Journalisten zu sehen ist eine Normalität. Journalismus ist immer kritisch – sollte er zumindest sein. Und als Freund, Israel kritisch zu betrachten sollte in einer Zeit des angepassten Journalismus doch wohl begrüßt werden? Jakob Augstein ein kritischer Journalist gegenüber Israel, ja, aber als Antisemit, um Gottes Willen, nein.

Es ist nicht alles zum Besten in Israel, immer wieder rückt der Frieden für Israel und seine Nachbarn in weite Ferne. Jederzeit könnte ein Fass zum überlaufen kommen, welches die halbe Welt wegspülen könnte. Man sollte nun meinen, dass Israel Freunde von Feinden (von denen Israel genug hat) unterscheiden gelernt hat. Oder dass das SWC durch seine jahrelange Arbeit nicht leichtfertig Personen in einer Rankingliste anprangert. Nein, beide reagieren auf Kritik immer wieder genervt, vor allen Dingen wenn diese Kritik von einem Deutschen kommt. Liegt es vielleicht daran, dass  Israel als Staat sich von ultraorthodoxen Juden dominieren lässt? Immerhin sind das 10% der jüdischen Religionsanhänger, die fanatisiert den Staat Israel in Schwierigkeiten bringen. So kommt es immer wieder vor, dass ultraorthodoxe Juden Frauen verbieten in normaler europäischer Bekleidung in dem selben Bus wie sie selber zu fahren, ja, sie sogar auf das schlimmste  beleidigen oder auf die Straße setzen, worauf sich israelische Frauen genötigt sahen die Buslinie zu verklagen. Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau ist dort ein Fremdwort. Und schon drängt sich einem der Vergleich zwischen den Religionsgemeinschaften Islam und dem Judentum in den Sinn, beide haben mit der Gleichberechtigung erhebliche Schwierigkeiten. Warum diese Sätze als Einleitung? Die Widersprüchlichkeiten, die ultraorthodoxe Religionen in einem modernen Staat hervor gerufen haben und immer noch hervor rufen, sollten zu einem allgemeinen Wissen gehören.


Adolf Eichmann  Foto: Israel
Government Press Office
   

Die Zeit in welcher der Film spielt – Aspekte

Nun zu dem Film „ Hanna Arendt – Ihr Denken veränderte die Welt“. Zeitlich beginnt die Handlung des Film 1960, mit der Entführung Adolf Eichmanns in Argentinien durch den Mossad.
Darauf folgte der Prozess vor einem Jerusalemer Bezirksgericht. Das Urteil: Tod durch den Strang. Hanna Arendt hatte eine Gastprofessur an der renommierten Princeton University, an der University of Chicago und an der Graduate Faculty der New School for Social Research in New York. Eine der ersten Frauen die selber lehrten, und das mit Erfolg. 

In der jungen Bundesrepublik von 1960 waren die Nürnberger Prozesse erst rund 11 Jahre vorher noch durch die Alliierten  beendet worden. Die letzten Urteile wurden abgemildert, man wollte ein Ende der Aufarbeitung. Der "kalte Krieg" hatte sich in Deutschland eingerichtet. Die Wiederbewaffnung Deutschlands war abgeschlossen. Adenauer hatte die letzten deutschen Kriegsgefangenen aus der Sowjetunion zurück geholt. Und das sogenannte Wirtschaftswunder brachte traumhafte Umsätze für viel Unternehmen. Jedoch fanden viele Deutsche es unerträglich, dass die deutsche Justiz in der Aufarbeitung der Kriegsverbrechen und der Verbrechen gegen die Menschlichkeit keinen Ehrgeiz entwickelte und die meisten Naziverbrecher unter uns lebten und es sich gut gehen ließen.

Der hessische Generalstaatsanwalt Bauer und Hermann Langbein mussten 1959 vor dem Bundesgerichtshof erst die Möglichkeit einer Zusammenführung von Einzelklagen in dem riesigen Auschwitzprozess erstreiten. Auf Basis von Einzelklagen hätte der Komplex der Auschwitzverbrechen Jahrzehnte gedauert. 1961 endete der Eichmann Prozess in Isarel und 1963 begann der erste Auschwitzprozess.
In dieser Zeit spielt der Film. Beide Seiten, Opfer als auch Täter hatten sich irgendwie in ihrer Rolle eingerichtet. Abgemacht waren die moralischen Attribute, die unverrückbar und nicht verhandelbar waren, quasi wie in Stein gemeißelt die auch  immer wieder holt wurden. Die Deutschen Nazis waren Dämonen die aus dem Nichts über die europäischen Juden hergefallen waren und letztendlich deren systematische Vernichtung betrieben hatten, so die Sprachregelung.

 
Darsteller und PolitikerInnen auf dem roten Teppich vor der Lichtburg Essen bei der Deutschlandpremiere des Films
"Hannah Arendt"   Foto: © Linde Arndt
 

Der Beginn, das Umfeld und der Weg der Hanna Arendt

Hanna Arendt sah es als eine besondere Herausforderung, an dem Eichmannprozess als Berichterstatterin teilzunehmen. Sie bewarb sich bei dem „The New Yorker“, einem Magazin welches für seine Kommentare, Kritiken, Essays und seinen klaren und unnachgiebigen Journalismus einen außergewöhnlichen Ruf erarbeitet hatte, um die Berichterstattung. Der damalige Chefredakteur  William Shawn sah Hanna Arendt als Berichterstatterin des "The New Yorker“ im Eichmann Prozess  als einen Glücksfall für sein Magazin an.
Hanna Arendt akkreditierte sich, fuhr nach Jerusalem und nahm an dem Prozess teil. Für die Presse war von Seiten der israelischen Justiz alles bestens organisiert. Die israelische Justiz wollte sich nicht dem Vorwurf ausgesetzt  sehen, man würde keinen rechtsstaatlichen Prozess führen.


Hauptdarstellerin Barbara Sukow  Foto: © Linde Arndt
  Das die unrechtmäßige Entführung Eichmanns durch den Mossad (Auslandsgeheimdienst) grundsätzlich eine Unrechtmäßigkeit war, war in diesem Zusammenhang nicht von Relevanz. Nichts desto trotz wurde es aber diskutiert. Hanna Arendt beobachtete, fragte, las die Gerichtsprotokolle, sprach mit Kollegen, mit Verwandten, Freunden und Bekannten. Vor allem mit dem väterlichen Freund Kurt Blumenfeld, einem Zionisten, suchte und fand sie den geistigen Austausch. Da die israelische Justiz nichts falsch machen wollte, flossen  selbst die kleinsten Vorkommnisse und Indizien in den Prozess mit ein. Zu jedem vorgetragenen Detail wurde Eichmann befragt, der sich sehr oft auf den Befehlsnotstand zurück zog, wenn er zu einer Entscheidung befragt wurde.

Hanna Arendt beobachtete Gestik, Mimik, Wortwahl aber auch Tonfall, Inhalte nahm sie nebenbei wahr oder las sie später in den Protokollen.

 Mit Kisten voller Protokollblätter ausgestattet verabschiedete sie sich von ihren Freunden und Bekannten aus Jerusalem um in New York mit dem schreiben anzufangen.
Jetzt kam das was in der ganzen Welt für Aufregung sorgte, nämlich die Deutung des Tuns eines Adolf Eichmann. Durch die Aussage von Hanna Arendt: Die „Banalität des Bösen“ stellte sie Adolf Eichmann in einem Vakuum des menschlichen Daseins ab. Wie kann ein Mensch etwas Böses tun, wenn er nicht gut von böse unterscheiden kann. Wenn er mordet ohne noch nicht einmal im Ansatz zu wissen welchen Wert das Leben hat? Zu dem gleichen Schluß kam schon einmal ein britischer Journalist der den Auschwitz Lagerkommandanten Rudolf Höß befragte: Was haben sie sich bei der Vernichtung von den vielen tausend Menschen gedacht? Und Höß antwortete: Ich habe doch nur meine Produktionszahlen gegenüber dem Reichssicherheitshauptamt erfüllt.
Also das gleiche Phänomen beobachtet Hanna Arendt bei Adolf Eichmann, nur sie wusste nichts von den Vernehmungen  des Rudolf Höß. Wie sollte man jemand –  und darüber hinaus ein ganzes Volk –  für etwas dämonisieren, wenn die Unterscheidungsfähigkeit nicht mehr vorhanden war?
Wenn diese Leute aßen, aßen sie nur weil ihnen jemand gesagt hatte, sie sollen essen, sie heirateten oder liebten weil man ihnen sagte sie sollten heiraten oder lieben. Inhaltlich hatten sie ihr gesamtes Koordinatensystem verloren. Aber hatten sie jemals eines besessen? Das nächste was Hanna Arendt bemerkte war  – Eichmann war nicht mehr in der Lage zu denken. Denn er konnte ja nicht diesen Abgleich mit seinem Inneren und dem Äußeren herstellen um sodann eine Einordnung in Gut oder Böse, Schön oder Hässlich vorzunehmen. Er war letztendlich Nichts und banal. Was blieb ist das Böse der Tat gewesen.
Diese radikale Betrachtung von Hanna Arendt brachte sie mit ihrer damaligen sozialen Umwelt in erhebliche Schwierigkeiten, Freundschaften zerbrachen und Menschen zogen es vor nicht mehr mit ihr gesehen zu werden. Sie, die sehr großen Wert auf die Beziehung zu ihren Freunden und Bekannten legte, litt auch darunter. Das hinderte sie jedoch nicht ihre Betrachtungen und Aussagen weiter zu verfolgen. Sie rechtfertigte sich nur dort wo sie ein gewisses intelligentes Niveau erkannte. Ihr Lebenswerk ist ein geschlossenes Werk, welches keiner Zusammenfassung bedarf.

Zum Film selber

Margarethe von Trotta hat in ihrer eigenen sensiblen Art eine menschelnde Hanna Arendt gezeichnet die nur einmal vor ihrer Studentenschaft ihre Positionen erläuterte und damit ihren messerscharfen Verstand zeigen durfte. Auf der anderen Seite ließ sie der Schauspielerin Barbara Sukowa den Platz den sie brauchte um das menschliche der Hanna Arendt (Barbara Sukowa) zu zeigen.

Hanna Arendt wurde von ihrem Mann Heinrich Blücher (Axel Milberg) als Frau bestätigt, die eben nicht arrogant und ohne Gefühl war, indem sie Zärtlichkeiten austauschen durften. Kurt Blumenfeld (Michael Degen) war derjenige, der Hanna Arendt angeblich als väterlicher Freund verstand und letztendlich ihr nicht folgen wollte. Und da war noch ein Freund der verbittert Hanna Arendt die Treue brach, Hans Jonas (Ulrich Noethen) der Philosoph, der die Verantwortung zum Prinzip erhob.

 
v.l. Barbara Sukowa und Margarethe von Trotta 

. Ach ja, natürlich Freundin Mary McCarty (Janet McTeer) bei der Hanna Arendt ihren Ausgleich suchte und fand. Die schauspielerischen Leistungen  sind überzeugend, soweit sie den geschichtlichen Vorgaben folgten. Was etwas irritierte ist die Grenzgängerei zwischen Dokumentar- und Unterhaltungsfilm. Hanna Arendt war eine starke Frau, aber doch eben eine starke Frau, wie es eben auch starke Männer gibt. Und muss ich Weiblichkeit beweisen indem ich auf die emotionale Ebene gehe? Es ging und geht um eine herausragende Denkerin die ihresgleichen sucht und die von einem herausragenden Philosophen dem deutschen Carl Jaspers gebeten wurde eine Laudatio zu schreiben und vorzutragen. Ist das nichts?
Dann die Zeit in der der Film aufsetzt. Es war die Zeit der großen gesellschaftlichen Umwälzungen und zwar weltweit. In der New School for Social Research in New York City in der Hanna Arendt und Hans Jonas lehrten gab es nicht den Hort der Harmonie. Überall wurde um einen neuen Werte-Kanon gerungen.
Wenn man den Film als Unterhaltungsfilm mit dem Ansatz des Einstiegs in die Gedankenwelt einer Hanna Arendt nimmt, kann man ihn ohne Umschweife empfehlen. Überwiegend macht der Film neugierig, mehr von der Person Hanna Arendt und der damaligen Zeit erfahren zu wollen. Als Dokumentarfilm ist er allerdings nicht zu empfehlen, trotz der Einblendungen in den Eichmann Prozess. Sehenswert aber ist er allemal.

   
Das Filmteam nach der Premiere vor dem roten Vorhang in der Lichtburg                                                   Foto: ©  Linde Arndt                                                                                               
 

Epilog

Später sollte das Ehepaar Mitscherlich Hanna Arendt Recht geben, indem sie in dem modernen „Massenwahn” und die Übertragung des kollektiven Ich-Ideals an einen „Führer” in extremer Form im Nazireich realisiert sahen. Die Unfähigkeit zu trauern attestierten die Mitscherlichs den Deutschen indem sie (Die Deutschen) sich in die Realisierung ihres Wiederaufbaus warfen um die begangenen  Untaten zu verdrängen. Und eine Zeit weiter sollte es Horst Eberhardt Richter sein der der Verantwortung eine Möglichkeit von Anonymität zuschrieb. Wurde das Böse dadurch gerechtfertigt, also gab es keine Verantwortung? Nein, es gab die Verantwortung als Individuum soweit es nachweisbar war und ist. Was ist mit der Zukunft? Mitscherlich und andere schreiben, solange das Kritische  im Menschen eine gewisse Stärke vor weist, droht nicht die unsägliche Vermassung wie im Nazireich und damit die Anfälligkeit gegenüber Ideologien.
Hanna Arendt war in keinster Weise anfällig gegenüber Ideologien und diesem Massenwahn der auch wieder heute zu beobachten ist. Sie konnte etwas, was viele, auch heute wieder, verlernt haben: Denken. Und das ist es was uns eine Hanna Arendt vererbt hat: Denkt, denkt, denkt, sonst seid ihr eines Tages verloren.
Die Premiere im Essener Lichtburg wurde durch die NRW Ministerpräsidentin Hannelore Kraft  und ihrer Stellvertreterin Silvia Löhrmann, sowie der Ministerin für Medien Dr. Angelica Schwall-Düren „geadelt“

Der Film „ Hanna Arendt – Ihr Denken veränderte die Welt“ läuft inzwischen in den umliegenden Programmkinos von Wuppertal (Cinema) oder Bochum (Union Kino).

Nachfolgend der Trailer des Films.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Essen.

Kick-off Meeting 2013 des RVR im Schwelmer Friedrichsbad

 

 
vlnr.  Thomas Westphal, Jürgen Fischer-Pass, Ulrich Carow, Jochen Stobbe, Joachim Ronge, Martin Tönnes,
Karola Geiß-Netthöffel, Dieter Funke, Axel Biermann                                                                  Foto: ©  Linde Arndt
 

 [jpg] Das neue Jahr beginnt. Womit? Mit der ersten Tagung des RVR (Regionalverband-Ruhr), es ist eine Klausurtagung die der Verband zu Beginn eines jeden Jahres in einer anderen Stadt im Gebiet des RVR abhält. So hatte die Verbandsleitung als Ort dieser Tagung die Kreisstadt Schwelm ausgewählt. So begrüßte denn auch Schwelms Bürgermeister Jochen Stobbe zu Beginn der zweitägigen Tagung die Regionaldirektorin Karola Geiß-Netthöffel, die RVR-Bereichsleiter als auch die Geschäftsführer und die anwesenden Koordinatoren. Anwesend waren die Bereiche Tourismus mit Dipl. Geogr. Axel Biermann, Wirtschaftsförderung mit Thomas Westphal und der Abfallwirtschaft mit Joachim Ronge neben anderen.

Diese Klausurtagung ist als Kickoff-Meeting zu verstehen bei dem die thematische Neuausrichtung des Verbandes angestrebt wird, Ergebnisse oder Entscheidungen die nach außen wirken sind dabei nicht vorgesehen. So werden einige Schwerpunkte des RVR, wie eine veränderte Strategie des Verbandes, Änderungen an einem neuen RVR Gesetz als auch Pläne für ein neues, regionales Großprojekt zu den Themen Klima und Energieeffizienz auf der Agenda stehen.Großen Raum nimmt dabei die anstehende Bewerbung um die "Grünen Hauptstadt Europas" einnehmen. Hier will sich die Metropole Ruhr mal wieder neu erfinden. Im April 2013 werden in Brüssel die 3 – 4 Finalisten für diesen Titel bekannt gegeben, die dann nur einen Monat Zeit haben dann eine endgültige Präsentation in Brüssel vorzustellen. Hier macht sich der RVR Hoffnung den Titel zu bekommen. Als weiteres großes Thema soll die Außendarstellung des RVR, also die Öffentlichkeitsarbeit aber auch die Kommunikation schlechthin, auf der Agenda stehen.

Es gilt also viel abzusprechen, zu organisieren und auf den Weg zu bringen in den zwei Tagen dieses Meeting.

Die Ergebnisse wird EN-Mosaik sicher im Laufe der nächsten Monate in Erfahrung bringen.

 

 

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Schwelm

Das Denken ist zwar allen Menschen erlaubt, aber vielen bleibt es erspart

[jpg] Curt Goetz, dieser herausragende Spötter des vorigen Jahrhunderts, hatte diesen Spruch in die Welt gesetzt. Er passt aber auch in die heutige Zeit. In vielen Bereichen der Gesellschaft wird das Denken vermisst. Weil es nicht angewandt wird? Nein, weil das Individuum in der Gesellschaft nur noch degenerative Kapazitäten des Denkapparates besitzt. Was ist passiert? Zum Denken gehört ein Bewusstsein aber auch eine Bewusstheit um letztendlich eine Beziehung zu seiner Umwelt herzustellen. Zunehmend hatten und haben wir jedoch dies alles an andere in der Gesellschaft abgegeben, die uns immer wieder kehrend suggerieren, sie würden alles in unserem Sinne erledigen. Alle Probleme wurden aber nur auf die Sprachebene transportiert und sollen dort auch gelöst werden. Wurden sie dort auch gelöst? Nein,natürlich nicht.
Wir selber finden uns in einem Perpetuum Mobile  wieder, welches uns nur zwei Tätigkeiten zu billigt – dem des Produzierenden und des Konsumierenden. Wir produzieren Kriege und konsumieren Kriege ( Mit richtigen Toten! ) , Das ist die derzeit schlimmste gesellschaftliche Variante die die Gesellschaft dem Individuum zu bieten hat. Das Denken ist hierbei nur hinderlich.Der alte Stratege aus der Steinzeit, dieser Jäger und Sammler, der sich Gedanken über sein tägliches Leben machen musste, der konnte und musste noch selber denken.
Wenn also in einer Diskussionsrunde jemand sagt: Denk doch einmal nach!, so mahnt er damit das Denken des Gegenübers an. Milliarden von grauen Zellen werden, wenn der Inhaber derselben grauen Zellen es WILL, darauf ihre Arbeit aufnehmen und evtl. ein Ergebnis in Form einer Meinung erbringen. Vielleicht leitet er auch noch eine Handlung ab.Wenn nicht, plappert er das was alle sagen, also den Mainstream, nach. Dem „Glücklichen“ bleibt also , weil das Denken nicht mehr anwesend ist, vieles erspart. Oder nicht?


Hans Peter Müller und Landrat Arnim Brux beim Pressegespräch
Foto: © Linde Arndt
  Der Wittener Künstler Hans-Peter Müller hatte 2006 eine Idee indem er mittels „Denktafeln“ Menschen zum Denken animieren will. So fand er sich jetzt  im EN-Kreis bei Landrat Dr. Arnim Brux ein um auch im Kreis eine seiner Denktafeln anzubringen.

Landrat Brux lernte den Wittener Künstler und seine Idee der „Denktafel“ kennen und war sofort begeistert von dieser Idee. Ein kurzes Gespräch und schon war ein „Botschafter des EN-Kreises“ geboren.

Müller reiste zur 1000 jährigen Europastadt Görlitz/Zgorzelec um mit 16 weiteren KünstlerInnen am dortigen internationalen Plein-Air-Workshop „Stadt-Raum-Kunst“ teilzunehmen.
Die Künstler aus der Schweiz, aus Lettland, Portugal, Polen, Tschechien und Deutschland sollten sich mit der Stadt Görlitz künstlerisch unter dem Motto „Stadt-Raum-Kunst“ auseinandersetzen. Herausgekommen sind 50 Werke die zu einer Ausstellung zusammen gefasst wurden. Am 2. November 2012 war die Vernissage  dieser Ausstellung im Kaisertrutz von Görlitz/Zgorzelec, die als Wanderausstellung konzipiert ist. Die Ausstellung zeigte bis 02. Dezember u.a.  Installationen, Gemälde, Fotografien und Grafiken. In diesem Zusammenhang händigte Landrat Dr. Arnim Brux eine „Denktafel“ aus Stein an die Aussteller aus, die dann im Landratsamt eingelassen wurde. Übrigens war der EN-Kreis musikalisch mit den Schwelmern Stefan und Anke Wiesbrock vertreten, die einen schönen musikalischen Rahmen zur Vernissage erbrachten.Die Ausstellung wird auch demnächst in Schwelm zu sehen sein.

           


Hans-Peter Müller und Landrat Arnim Brux suchen den Platz im Kreishaus aus, wo die Denktafel hinkommen soll.                                                                                                                                                  Foto:    ©Linde Arndt

Zurück zu Hans-Peter Müller, der in Görlitz/Zgorzelec bei den Stadtrundgängen vielerorts die „Denktafeln“ auf Fassaden der noch nicht restaurierten alten Häusern sprühte. Wobei der eine oder andere Bauzaun eine „Denktafel“ aufgesprüht bekam.
Nun sind diese „Denktafeln“ weder an einem bestimmten Ort zu Hause noch ist ein bestimmtes Material vorgesehen, individuell kann sich jeder seine „Denktafel“ von dem Künstler anfertigen lassen. Letztendlich ist das Denken ein Prozess und die „Denktafel“ kann, wenn sie einmal installiert ist, den Betrachter erinnern einmal zu denken oder nicht zu denken. Es bleibt jedem selber überlassen ob er sich das Denken erspart. Landrat Dr. Arnim Brux freut sich schon mal  in seinem Kreisgebäude die Reaktionen der Menschen zu beobachten, wenn sie sich der „Denktafel“ widmen.

Über die Ausstellung aus Görlitz/Zgorzelec die hier in Schwelm auch seine Zeit haben wird werden wir noch einen eigenen Artikel bringen. Vorab sei gesagt, es wird eine thematisch und künstlerisch sehr schöne und gute Ausstellung. Die Arbeiten, soweit sie uns schon vorliegen, sind alle als exzellent
zu beurteilen. Wir freuen uns heute schon wenn wir den Artikel für sie anfertigen dürfen. 

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Schwelm

Auf der Suche nach den Wurzeln eines bedeutenden Mannes

 
Einige Schätze von Klaus Voormann   im Hause seines Bruders Max Voormann                                                      Foto: © Linde Arndt
 

[la] Kultur wird in Ennepetal gebündelt. Das ist wohl ein allgemeines Zeichen der Zeit – nicht nur hier vor Ort.
Während die Sparkasse den überwiegend größten Teil der finanziellen Kapazität abdeckt aber auch organisatorisch kräftig eingreift, möchte die Stadt auch bei knappen Kassen nicht ganz die kulturellen Wege verlassen. Immerhin kommt das bei den Bürgern gut an und stärkt das Image.
So gibt es seit kurzer Zeit die EnnepeKultur, eine Partnerschaft der Sparkasse und der Stadt, in welcher kulturelle und künstlerische Veranstaltungen geplant und umgesetzt werden.

Als Herr Teske, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Ennepetal-Breckerfeld und Heike Gräfe und Johannes Dennda von der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit , gemeinsam mit Bürgermeister Wilhelm Wiggenhagen zur allgemeinen Pressekonferenz eingeladen hatten, um das Programm 2013 zu verkünden, wurde als besonderes Schmankerl, zu allen anderen Highlights im kommenden Jahr, die Ausstellung von Klaus Voormann für den 27. Januar 2012 angekündigt.
Insbesondere verwunderte, dass man dieses Ereignis damit verknüpfte, dass Klaus Voormann wohl ein Ennepetaler Junge sei – ursprünglich zumindest – der Altenvoerde kannte und (vielleicht) sogar schon einmal Brötchen in der früheren Bäckerei Wiggenhagen in der Mittelstraße gekauft hatte.
Man hatte gehört, das Verwandte sich in der Schulzeit damit gebrüstet hätten, dass ihr Onkel bei Manfred Mann spielte und einige nette Dönekes mehr. Vor allem aber war da die sagenhafte Verbindung mit den Beatles.
Inzwischen haben vorab „Eingeweihte“ schon vor den Presseberichten die Nachricht weiter getragen und so haben sich wohl schon Fans und Fan-Clubs als Besucher für diese Veranstaltung angemeldet. Es kommt Leben in die Stadt!

War es nun wirklich so? Warum wurde als Geburtsort Berlin im Internet angegeben? Weil es für einen Künstler besser ist als wenn er in der Provinz geboren wurde? Legende oder Wirklichkeit?
Wir wollten es wissen und das ist dabei herausgekommen:

Auf dem Weg unserer Recherche gelangten wir an einen Artikel der WR vom 11.02.2011, in welchem geschrieben wurde, dass ein seit Jahren absoluter Fan von Klaus Voormann und den Beatles durch einen Zufall erfahren hatte, dass Klaus Voormann  familiär mit Ennepetal verbunden ist/war. Diesem Fan, Frank Mertens, muß man dankbar sein. Immerhin hat er Bürgermeister Wiggenhagen davon in Kenntnis gesetzt und dieser dann die Sparkasse eingeschaltet um gemeinsam  für Klaus Voormann eine gebührende Ausstellung zu arrangieren.


v.l.:Linde Arndt / Frank Mertens / Max Voormann
Foto: Ursula Voormann
  Frank Mertens verdanke ich es, dass ich einige persönliche Dokumente, bzw Fotos zur Veröffentlichung erhielt und außerdem  einen ereignisreichen Nachmittag im Hause des Bruders von Klaus Voormann, Max Voormann,  verbringen konnte und bei Tee und Weihnachtsstollen, gemütlich am Kamin, durch die Alben blättern und Geschichten hautnah erfahren durfte.

Es war spannend, sehr spannend, vor allem für  mich, die als  Jugendliche seinerzeit einerseits der Petticoat-Fraktion angehörte, andererseits aber  völlig fasziniert von Rock ´n Roll und den Beatles war, obwohl der Vater die Musik als modernen "Schweinkram", als Negermusik, abtat. Er konnte es aber nicht verhindern, dass diese Musik immer wieder gehört wurde. Das Klaus Voormann mit zu den Beatles gehörte, hatte ich damals nicht gecheckt. Es ist aber jetzt umso  aufregender, wenn Erinnerungen wach werden und man den Spuren der damaligen Zeit folgen kann und auf faszinierende Begebenheiten stößt.

Was hat die Recherche gebracht? 
Klaus Voormann ist am 29. April 1938 in Berlin geboren.
Er besuchte die Meisterschule für „Grafik und Buchgewerbe“ in Berlin, seinem Geburtsort. Danach besuchte er die "Meisterschule der Gestaltung" in Hamburg. Dort entstand seine Verbindung mit den Beatles, die seinem weiteren Lebensweg den Impuls geben sollte.
Die familiären Wurzeln zu Ennepetal bestehen derart, dass sein Großvater, Otto Voormann, der ursprünglich aus Breckerfeld kam, nach Voerde zog.
Dort wurde u.a. sein Vater 1894 in Altenvoerde geboren. Dr. Maximilian Voormann zog dann nach Berlin, wo er Ruth Laupenmühlen heiratete,  mit der er  sechs Söhne hatte. Hans, Peter, Max, Michael, Rolf und Klaus.

 Nebenstehender Stammbaum bis 1922 kann im pdf-Format vergrößert angezeigt werden.[Foto: Linde Arndt im Hause der Familie Max Voormann]

 

Nach Aussage von Max Voormann war sein Bruder Klaus u.a. bei seiner Hochzeit 1961 in Atenvoerde und in der Voerder Johanneskirche anwesend. Ob es darüber hinaus weitere Besuche gab, wird man bei der großen Ausstellung in der Sparkasse am 27.1.2013 evtl. erfahren.

Eifrig wurden bei meinem Besuch die gesammelten Werke von Klaus Voormann von seinem Bruder Max zusammengetragen. Es gibt dicke Ordner, in denen über Jahre persönliche Briefe, Skizzen,Originale,  Begebenheiten gesammelt wurden. So ein Nachmittag reicht da nicht aus, vermittelt aber den Eindruck, um welche großartige und bedeutende  Persönlichkeit es geht und es ist schön zu sehen, wie der Bruder Max und Freund Frank Mertens voll Stolz und Freude bemüht sind, möglichst viele Facetten aufzuzeigen.

Hier noch einige Fotos vom Nachmittag. [Fotos: © Linde Arndt]

Das spornt natürlich an und macht neugierig auf mehr – vor allem, wenn man jetzt weiß, dass dieser bedeutende Künstler in wenigen Tagen persönlich in der Sparkasse Ennepetal-Breckerfeld erscheinen wird um seiner Ausstellung "REMEMBER REVOLVER 2013"  mit Original Illustrationen, Grafiken, Radierungen, Kunstdrucken  und Gesprächen – moderiert von Frank Laufenberg – beizuwohnen.

Ein Tag in Ennepetal ist eigentlich viel zu kurz. Und trotzdem muß man der Sparkasse Ennepetal-Breckerfeld und der Stadt dankbar sein, dass sie den Ursprungsgedanken von Frank Mertens aufgegriffen und es überhaupt ermöglicht haben, eine solch bedeutende Ausstellung für Klaus Voormann in
Ennepetal zu inzenieren.

Linde Arndt für EN-Mosaik aus Ennepetal und Essen


 Folgende Fotos und Pressemitteilungen von Christina Voormann wurden mir von Frank Mertens übergeben:

 
A Sidemann´s Journey Charity Foto:  © Christina Voormann
   
Paul McCartney und Klaus Voormann Foto:  © Christina Voormann

Für alle die, die jetzt auch neugierig geworden sind, hier noch einige zusammengetragene Informationen und Dokumente, die mir freundlicherweise  zur Verfügung gestellt wurden, oder welche ich gerne mit dem Original verlinke:

Eine wunderbare Seite, auf der ein Überblick seiner Discography zu finden ist, findet man unter  http://www.iheartklaus.com/discography.html

Ein hochinteressantes Video habe ich auf Youtube gefunden, dass ich unseren Usern nicht vorenthalten möchte.


A Sideman´s Journy (Auszug aus einer Dokumentation © Christina Voormann)
A SIDEMAN´S JOURNEY spiegelt die Reise des bekannten Sidemans Klaus Voormann. Der zweifache Grammygewinner hat über Jahrzehnte nicht nur als Bassist Musikgeschichte mitgeprägt, sondern auch als Grafikdesigner Meilensteine gesetzt. Mit seinem Namen verbindet man revolutionäre  Popgeschichte, sowohl in der Musikwelt, als auch in der Cover- Artwork- Szene. A SIDEMAN´S JOURNEY ist das Ergebnis von sieben Studiosessions in London, Memphis, Hamburg, Los Angeles und München mit einer Best- Off- Riege internationaler Sessionmusiker und vielen Stars wie: Paul McCartney – Ringo Starr – Yusuf aka Cat Stevens – Dr. John – Jim Keltner – Albert Lee – Van Dyke Parks – Joe Walsh (The Eagles) – Max Buskohl – Bonnie Bramlett u.v.a. Teilerlöse gehen an das Charityprojekt "Safe Water is a Human Right – Lakota Environment & Health Project". Mit Hilfe von Paul McCartney wurde Voormanns Hilfswerk Lakota Village Fund 1999 offiziell in der Sendung
"Wetten Dass" gestartet und wird von Christina Voormann vor Ort im Pine Ridge Reservat seit 9 Jahren betreut.

Bei einem Interview der Frankfurter Rundschau hat Klaus Voormann es auf den Punkt gebracht:
Was einen jung hält? Dass man sich nicht so wichtig nimmt.

Es gibt so viel Informationen über Klaus Voormann, sein Leben und Wirken, im Internet, dass es sich für  Interessierte  schon lohnt, da selbst einmal auf Spurensuche zu gehen.
Ich könnte noch stundenlang schreiben, aber dann würde ich hier in der Redaktion die rote Karte bekommen, da ich den normalen Ablauf behindere.

Also schließe ich nun diese Seite und warte gespannt auf den 27. Januar. Vielleicht trifft man sich ja.

Linde Arndt für EN-Mosaik aus Ennepetal

 

Mut, Zusammenhalt und weiter Leistung bringen


Foto: Quelle Sevenload
  [jpg] Ja, es braucht schon Mut um die Ansprachen von Gauck und Merkel zu ertragen. 2012 war das Jahr der Deutschen im europäischen Verbund. Wir haben mit Millionen von Aufstockern die Lohnkosten gesenkt. Unternehmen und Unternehmer haben größere Gewinne machen können und das auf Kosten der Allgemeinheit und der Ärmsten unseres Landes. In Europa ging das Wort Lohndumping um. Lohndumping, welches den Deutschen einen Wettbewerbsvorteil brachte.

  Die Milliarden, die für die Unternehmen eine willkommene Gabe waren, brachten den Staat in Schwierigkeiten.

 Bei steigenden Ausgaben für sozial Schwache sollte man keine Einnahmekürzungen vornehmen, vielmehr sollte man die Solidarität der Vermögenden anmahnen und in Anspruch nehmen. Es gehört viel Mut dazu, den angebotenen Zusammenhalt auch auf die Vermögenden auszudehnen. Sind sie es doch die die Solidarität immer wieder aufkündigen und sich nicht in den Wertekanon der Gesellschaft einbringen wollen. Provozieren sie doch immer wieder den Klassenkampf. Zivilcourage zeigen, so Gauck. Stuttgart 21 hat uns doch gezeigt wie mit gezinkten Karten die Bevölkerung unterlaufen wird. Kaum waren die Wasserwerfer wieder in den Hallen, die Bürgerbefragung erledigt, der Südflügel abgebrochen, stellte sich eine 50% ige Steigerung der Kosten von Stuttgart 21 bei der Deutschen Bahn AG heraus. Das Land Baden-Württemberg und Stuttgart hätte jetzt von diesem Vertrag zurücktreten dürfen/müssen.Nichts dergleichen geschah. In Hamburg die Philharmonie, 70 Millionen sollte sie kosten, es werden 600 Millionen oder mehr werden es nun werden. Der Flughafen Berlin/Brandenburg ist sowohl finanziell als auch organisatorisch aus den Fugen geraten. Kein Mensch weiß wie teuer der wird und wann er fertig gestellt werden könnte. 2.300 Km Bahnstrecke in China  mit dem ICE mit vielen Triebwagen, wäre ein schöner Auftrag für Siemens gewesen. Nur die Chinesen haben alles selber gemacht, bestenfalls durfte Siemens ein paar Teile dazu liefern. Die Bahn läuft in China ohne Problem,  kein Heizungs- oder Weichenproblem.
Der Afghanistan Krieg dümpelt so in der Republik vor sich hin, als wenn dort die deutsche Armee einer Freizeitbeschäftigung nach geht. Gauck und Merkel schauten mal eben vorbei und finden es toll wie 52 deutsche Soldatinnen und Soldaten inzwischen getötet wurden und mit aller Wahrscheinlichkeit  diese ebenso viele Menschen ( Wenn nicht noch mehr ) getötet haben. 30 – 40 Milliarden Euro hat uns dieser Krieg bisher gekostet. Für was? Für ein paar Schulen, Brunnen oder den Aufbau einer afghanischen Polizei.  Das hätte  ein deutscher Entwicklungsdienst billiger machen können. All diese Aufbauleistungen werden nach Abzug im Jahre 2014 wieder von den dortigen Taliban kassiert und es wird die dortige Stammeskultur wieder eingeführt. Toll. Was bleibt? Die Waffensysteme konnten mal ausprobiert werden und unsere Armee konnte mal die asynchrone Kriegsführung bewundern. Und endlich können wir eine gesicherte Produktion von Drogen durch afghanische Bauern melden. Eine Erfahrung die schon 30-40 Milliarden und 52 Tote wert sein sollte. Man gönnt sich ja sonst nichts und das Geld ist weg ( sorry ist woanders ).

Dann die Finanzkrisen, es sind ja seit der Jahrtausendwende mindesten zwei gewesen. Eine schlimmer als die andere. Und auch hier hat uns das durch unsere Unfähigkeit eine Stange Geld gekostet. 70 Milliarden sollen wir direkt oder indirekt schon verpulvert haben.

Und zum letzten wollen wir mal den Spruch, wir werden immer älter, also den demografischen Faktor, auseinandernehmen. 1,36 Kinder kriegen die deutschen Paare seit Jahren. Zuwenig um einem Volk den Erhalt zu sichern. Was tun? Anstatt das Rollenbild von Männern und Frauen zu überdenken und die Vereinbarkeit von Ehe und Familie zu gewährleisten, arbeitet (kämpft) die Politik an diesem kruden alten Frauenbild. Das Betreuungsgeld als Herdprämie oder Prämie für Besserverdienende, die ihr Kind zu einer Tagesmutter bringen, ist so ein gutes Beispiel für verfehlte Familienpolitik. 170 Mrd. Euro wurden in den letzten 20 Jahren von allen konservativen Regierungen ( Die Regierung Schröder war auch nur eine konservative Regierung) in diese veraltete Familienpolitik  rein gesteckt.
Alle diese Fälle haben eines gemeinsam, niemand ist verantwortlich aber der kleine Mann von der Straße muss dies alle bezahlen. Es gehört viel Mut dazu, einen Zusammenhalt anzumahnen wenn die Verantwortlichkeiten so einseitig verteilt sind. Warum nicht gleich: Leute, ich bitte Euch seid weiter so dämlich unsere kostspieligen Fehler zu bezahlen. Macht brav irgendwo ein Kreuz bei dem größten Schwätzer oder Dummbart und lasst es gut sein.
Und da stellen sich ein Bundespräsident Gauck mit seiner pastoralen Art und eine dröge Bundeskanzlerin Merkel mit ihrer kindlich naiven Art hin und wollen uns sagen wie wir uns in unserer Republik positionieren sollen. Beide Reden sind nicht für die denkende deutsche Bevölkerung geschrieben worden. Die Pampers- oder Windelträger in den Altenheimen, die die Druckstellen an sich nicht mehr zählen mögen, die sind die Zielgruppe die bei solchen Reden noch einmal aufzucken aber sofort wieder in die depressive Phase fallen. Denn wie oft wurden solche Phrasen schon verteilt. Zwei Jahre hintereinander wurde die gleiche  Weihnachtsrede Helmut Kohls abgespielt – keiner hatte es von den Zuhörern gemerkt.

Dabei hätten beide doch einmal frei über die Förderung von Wissenschaft, Investitionen, Erziehung, berufliche Bildung, Infrastruktur, ein modernes Rechtswesen, kommunale Projekte, erneuerbare Energien, die Umwelt und vieles andere mehr sprechen können. Es geht vorwärts und zwar nicht auf Kosten anderer. Wäre doch einmal was. Wir haben eben wie überall das gleiche Problem: Die Leute die wir haben müssen kriegen wir nicht und die Leute die wir kriegen will eben kein anderer haben.

Lassen Sie den Kopf nicht hängen, bringt nur Probleme im HWS Bereich (Halswirbelsäule). Kämpfen Sie weiter in diesem unserem Europa, es ist ja nicht alles deutsch was man so hört und sieht.

In diesem Sinne, wünscht Ihnen die Redaktion ein erfolgreiches neues Jahr 2013.

 

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik als Antwort auf die Weihnachts- und Silvesteransprache.

Frohe Weihnachten und ein gutes neues Jahr 2013

Liebe Leserinnen und Leser von EN-Mosaik,

 mit dem zu Ende gehenden Jahr freuen wir uns auf ein paar besinnliche und ruhige Tage. Wir wünschen Ihnen und den Menschen, die Ihnen nahe stehen, ein frohes Weihnachtsfest. Und wir hoffen, dass Sie die ruhigen Tage genießen können und Erholung von der Betriebsamkeit des Alltages finden.

       

Von Leo N.Tolstoi ist der Satz: Das Glück besteht nicht darin, daß du tun kannst, was du
willst, sondern darin, daß du immer willst, was du tust. 

Wir wünschen Ihnen viel Glück für das neue Jahr 2013.
 

Ihre Redaktion von EN-Mosaik aus Ennepetal

© Linde Arndt für Foto und Collage

Leidenschaft mit der Bereitschaft zum Experimentieren

 
(v.l.) Beat Wismer (Generaldirektor der Stiftung Museum Kunstpalast), Bernd Desinger (Direktor Filmmuseum Düsseldorf),
Hans-Georg Lohe (Kulturdezernent Stadt Düsseldorf), Donata und Wim Wenders, Petra Müller (Geschäftsführerin der Film-
und Medienstiftung NRW), Marc Jan Eumann (Medienstaatssekretär des Landes NRW).                               Foto: Linde Arndt

[jpg] Wim Wenders ist einer der ganz Großen der Nachkriegsfilmgeschichte. Er ist neben dem verstorbenen  Rainer Werner Fassbinder einer der Mitbegründer der Sparte  „Neuer Deutscher Film“. Unter anderem hat sich Wim Wenders  mit den Autorenfilmern  im „Neuen Deutschen Film“, thematisch mit der Sozial- und Gesellschaftskritik befasst.
Sein letztes Werk „Pina“, ein 3D Dokumentarfilm, brachte ihn mit der unvergessenen und verstorbenen Wuppertaler Choreografin Pina Pausch zusammen. Beide unterhielten sich auch über das danach und was mit ihren Werken geschehen sollte, wenn sie nicht mehr wären. Pina und Wim kamen auf  das Lebenswerk von  Rainer Werner Fassbinder zu sprechen, der zu jung gestorben und dem es  nicht vergönnt war seinen Nachlass zu ordnen. Die später gegründete Stiftung „Rainer Werner Fassbinder Foundation“ durch Fassbinders Mutter Liselotte Eder war beiden ein Vorbild. Pina starb jedoch viel zu früh, noch vor Beginn des Filmes „Pina – tanzt,tanzt sonst sind wir  verloren“, um ihr Lebenswerk noch zu Lebzeiten zu ordnen. So war der Tod der beiden Künstler eine Mahnung um  gemeinsam mit seiner Frau, der Fotografin Donata Wenders, den Nachlass zu Lebzeiten zu ordnen.


Donata und Wim Wenders vor dem Plakat "Pina"    Foto :© Linde Arndt
  Ein Gespräch mit der NRW Ministerpräsidentin Hannelore Kraft brachte das Ehepaar Wenders mit den Menschen zusammen, die die planerischen und organisatorischen Voraussetzungen für eine Wim Wenders Stiftung schaffen konnten. Dass NRW und Düsseldorf der Sitz der Stiftung sein sollte war für Wim Wenders klar.

So traf man sich am Freitag, dem 14. Dezember in den Räumen der Film- und Medienstiftung NRW um glücklich diese gute Nachricht in der Öffentlichkeit zu verkünden.

Petra Müller, die Geschäftsführerin der Filmstiftung, übernahm sichtlich erfreut die Moderation der Runde, die sich zu diesem Ereignis zusammen gefunden hatte.

NRW Medienstaatssekretär Marc Jan Eumann brachte von Ministerpräsidentin Hannelore Kraft einen Scheck über 600.000,– Euro mit, die Stadt Düsseldorf, mit dem anwesenden Kulturdezernenten Hans Georg Lohe, legte 300.000,– Euro dazu und zu guter Letzt wollte die Kulturstiftung der Länder  nicht abseits stehen und legte auch 300.000,– Euro dazu. Das Ehepaar Wenders und Freunde, wie die „Toten Hosen“ brachten es auf nochmals 600.000,–Euro. Nun hatte man ein Stiftungskapital von 1,8 Millionen Euro zusammen.

Wenders, den man gut als Weltbürger bezeichnen kann, bekennt sich eindeutig zu Düsseldorf als seine Geburts-und Heimatstadt. „Hier hat mich mein Vater mit 4 Jahren aus dem Rhein gefischt“ und  „hier habe ich in den Trümmern des in der Nähe liegenden Ehrenhofes gespielt“, so Wim Wenders. Die Stiftung wird in den Räumen der Filmstiftung ihre Arbeit aufnehmen. Die in aller Welt verstreuten Werke Wim Wenders werden zurück gekauft, restauriert ( Viele Filme sind noch in Celluloid ), digitalisert und dann zugänglich gemacht. Es wird ein Wim Wenders Stipendium geben, wobei Wenders über die Stipendiaten selber entscheidet.    
Wim Wenders                                                                          Foto: © Linde Arndt

  Wenders bescheinigt den jungen Menschen mit ihren kurzen Handy Filmen eine andere Herangehensweise an den Film. Er möchte mehr Lehrer sein, der das filmische Erzählen rüber bringen will.

Wenders bringt aber auch umfangreiche Arbeiten aus seinen anderen künstlerischen Aktivitäten mit ein. So soll es 2015 zum 70. Geburtstag eine Retrospektive über Wenders geben, in der es zum ersten mal eine umfassende Ausstellung über seine Drehbücher, Korrespondenzen, Requisiten, Aquarelle, Grafiken, Radierungen und Fotografien geben wird. Zukünftig will er sich einmal der Fotografie widmen aber auch die 3D Technik mehr ergründen. In der 3D Technik kann man sehr viel mehr machen als bisher gemacht wurde.
Auf die Frage ob er sich zur Ruhe setzten will ,meinte er –  es gäbe noch viel zu tun, Projekte habe er noch genug, dass er einmal aufhören könnte, könnte er sich nicht vorstellen. Jetzt möchte er erst einmal seine Werke nach Düsseldorf holen, sie sichten und archivieren. Da er seinen derzeitigen Lebensmittelpunkt in Berlin hat, überlegt er sich ob er nicht eine Wohnung in Düsseldorf anmietet, die nach seinen Vorstellungen natürlich "am Rhein" liegen müßte.

Zur Person selber:

Wim Wenders hat ca. 50 Filme gedreht, darunter weltberühmte Filme wie „Paris, Texas“, „Himmel über Berlin“ oder die oscarnominierten Dokumentationen „Buena Vista Social Club“ und „Pina – tanzt, tanzt sonst sind wir  verloren“. Er lebte jahrelang in Los Angeles USA, hat unzählige Ehrungen empfangen, hat und hatte Professuren an verschiedenen Schulen, gehörte aber auch zu den Juroren der Fimfestspiele in Cannes und Venedig.

Es war für alle ein schöner Tag in den Räumen der Filmstiftung.

 
Pressefrühstück anlässlich der " Wim Wenders-Stiftung" in den Räumen der Film- und Medienstiftung NRW    Foto: © Linde Arndt
 

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Düsseldorf

 

Weitere Fotos von diesem Tag gibt es in der Fotogallery Linde Arndt

In eigener Sache


Jürgen Gerhardt  [Redaktion]
Foto: © Linde Arndt

  [jpg] 6 Jahre sind wir mit EN-Mosaik jetzt schon dabei. Was haben haben wir nicht schon alles gesehen und erlebt, was fotografiert, was geschrieben. Wir haben berichtet, dokumentiert, kommentiert aber uns auch erfolgreich engagiert. Eines haben wir immer wieder gemacht, wir sind zurück nach Ennepetal gekommen , hier, wo es doch an so vielen Ecken nicht klappen will. Wir haben die Verbindung nie abreißen lassen und haben immer wieder Ennepetal kritisch begleitet, hier, wo Kritik auf Blasiertheit trifft. Zu kritisch?

Ja, für einige Politiker und Ennepetaler offenbar zu kritisch. Wie anders sind die zwei Anzeigen bei der Hagener Staatsanwaltschaft zu verstehen, die übrigens beide niedergeschlagen wurden.

Ennepetals Lokaljournalisten haben den kritischen Journalisten verlernt, was natürlich bequemer ist. Auf Du und Du mit allen zu sein, erinnert mich immer wieder an Franz Josef Strauß (CSU) mit seinem: „Everybodys Darling is Everybodys Depp“.
Die Harmoniefalle scheint eine Ennepetaler Erfindung zu sein. Aber wir müssen Ennepetal auch dankbar sein; denn ohne diese haarsträubenden Verhältnisse wären wir nie so schnell  so groß geworden. Immerhin haben wir heute fast 600.000 Besucher monatlich, weiterhin steigend.
Anfangs unserer neuen Tätigkeit mussten wir zuzahlen. Die ganze Fahrerei alleine riss schon eine große Lücke in unsere Kasse. Wir waren denn auch erfreut, als wir im dritten Jahr Überschüsse erwirtschafteten, die dann auch linear weiter anstiegen und noch steigen. Wir haben Menschen kennen gelernt, mit denen wir gerne zusammen waren und sind. Es war und ist uns immer wieder eine Freude und Lust, mit diesen Menschen zusammen zu arbeiten.
Ein Wermutstropfen tat sich dennoch auf: Viele liebe Menschen mussten wir vernachlässigen, ja, ließen sie irgendwie zurück. Das ganze erinnerte uns ein bisschen an die „Morgenlandfahrer“ von Hermann Hesse.

   
Menschenmenge auf der Loveparade kurz vor dem tragischen Ereignis                                                   Foto: © Linde Arndt
 

Wir haben aber auch schlimme Vorfälle gesehen und durchlebt, die heute noch in uns nachwirken. Wir denken an die Duisburger Katastrophe, die Loveparade, die für 21 junge Menschen zur tödlichen Falle wurde. Wir sind froh und glücklich, das unsere  beiden jungen freien Journalisten, die uns hierbei begleiteten, von sich aus von der Berichterstattung am Eingang der Loveparade zurückgekommen waren, da es ihnen da zu eng wurde. Nicht auszudenken, wenn sie 30 Minuten später mit in das tödliche Getümmel geraten wären. Auf uns wirkte  in Folge auch das erbärmliche und widerwärtige Verhalten der Duisburger Verwaltung und der Politik – glücklicherweise waren nicht alle so. Im Nachhinein haben wir Duisburg selbstkritisch für uns aufgearbeitet. Die gesamten digitalisierten Dokumente der Loveparade haben wir in die Tiefen unserer Festplatte verbannt. Wir wollten von dieser Katastrophe nicht partizipieren.

Politische Zeitgenossen aller Parteien – und nicht nur diese –  wollen Journalisten gerne instrumentalisieren oder sich von ihnen gar promoten lassen. Nur sollte ein Journalist sich dann fragen ob er beliebig werden oder seinen gesellschaftlichen Auftrag erfüllen will. Die Presse- und Meinungsfreiheit gab und gibt es nicht umsonst. Wir für uns haben diese Frage gestellt und auch beantwortet. So ist das höchste Lob für einen Journalisten, wenn er eben nicht von Politikern gelobt wird, sondern als Mensch erkannt wird der Informationen verarbeitet, aufbereitet und dann in einen Artikel einfließen lässt. Lobt ein Politiker einen Journalisten, so gleicht das einem Rufmord. Journalisten sind aber auch Mahner, Kritiker und Wegweiser über das  Tagesgeschehen hinaus. Dafür erhalten sie von ihren Lesern und Kollegen, dies, womit sie gut und gerne leben – Achtung, Respekt und Aufmerksamkeit  für diese ihre Leistungen.

Kommen wir mal zur Definition Journalist. Viele Menschen meinen Journalisten müssten alles was  gesagt wird eins zu eins wiedergeben. Wenn also ein „Jemand“ sagt, die Erde ist eine Scheibe, so soll der Journalist das auch so und nicht anders wieder geben. Toll! Die Unterstellung dabei bedeutet, ein Journalist ist ein Idiot! Besonders in Ennepetal ist mir das aufgefallen. Das, worauf ein Journalist aufbaut, nennt sich doch Presse- und Meinungsfreiheit. Wenn ein Journalist  stattdessen nunmehr behauptet, die Erde ist eine Kugel, statt eine wie ihm übermittelte Scheibe, so ist das a) seine eigene Meinung und b) er hat auch noch Recht.  


Pressekonferenz in Essen  
Foto: © Linde Arndt

Er muss natürlich mit der Wut des Zeitgenossen rechnen, der etwas anderes behauptet hat. In der Regel ist dieser Zeitgenosse aus einem anderen, früheren System des vorigen Jahrhunderts  übrig geblieben und wollte mittels dieser Verhaltensweise Menschen dominieren,  manipulieren oder gar disziplinieren. Was dieser Jemand in einem Journalisten sah, ist unseres Erachtens  nur der Spin-Doctor englischer Prägung, sofern diese lokalen Größen wissen was das ist. Einige dieser Zeitgenossen  meinen gar, Journalisten befinden sich auf der Payrolle ihrer Partei oder ihres Unternehmens. Lassen wir uns aber weiter mit der Definition Journalismus befassen.

Zu Beginn unserer Tätigkeit kamen wir in der Regel mit Lokaljournalisten der WAZ Gruppe, wie WR, WP,  WAP oder Radio Ennepe Ruhr, zusammen. Deren Arbeit war und ist  geprägt von Rücksichtnahme gegenüber einem oder den potenziellen Anzeigenkunden oder aber Informationsträgern. Wir aber wollten mehr! Vorbild unseres Journalismus waren die Regeln des New Journalism der 60er Jahre eines Thomas Wolfe bei der Herald Tribune oder der Washington Post, Truman Capote, Norman Mailer, Bob Woodward, Carl Bernstein oder Seymour Hersh, alle als „Muckraker“ in US Amerika verschrien und, man höre, beliebt. Deutsche Journalisten können jedoch auch sehr gut als Vorbild dienen wie Carolin Emcke, Sonia Mikich, Maria von Welser, Heribert Prantl,Hans Leyendecker, Nikolaus Brender um einige Namen der Neuzeit zu nennen, allesamt jedoch nicht im lokalen Bereich tätig.

Der deutsche Lokaljournalismus war und ist für uns so nicht akzeptabel, da er mehr oder weniger eine Art von Bericht als Form wählt die mehr einem Polizeibericht ähnelt –  einer Schilderung. Durch bewusstes weg lassen von Fakten entsteht immer der Eindruck, es wäre alles im lokalen Bereich in Ordnung. Mit seiner Meinung, sofern er eine hat, hält er,der Lokaljournalist,  zurück. Er könnte ja jemanden  verprellen. So hat er, der Lokaljournalist, keine eigene Meinung, ist nicht kritisch und beinhaltet immer ein Stück weit den vorauseilenden Gehorsam dem "Gutsherrn", wie Bürgermeister oder Firmeninhaber, gegenüber. Die ihm vom Grundgesetz gegebenen Freiheiten nutzt er nur rudimentär. Den Zugriff auf die Hintergrundinformationen, die ja dem Leser erst die Möglichkeiten der eigenen Meinungsbildung gibt, nutzt der deutsche Lokaljournalist einfach nicht. Da wird manchmal ein Zerrbild des realen Alltags in deutschen Städten beschrieben, was den Lokaljournalisten aber auch den Journalisten in Verruf bringt. Kein Wunder wenn sich die Blogger der digitalen Welt auf dem Vormarsch befinden. Folge:Ein Lamento der lokalen Printmedien auf das "böse" Internet und die Blogger.

Wie also verträgt es sich, wenn sich Lokaljournalisten anbiedern und mit ihrem Gegenüber auf Du und Du sind? In diesem Fall kann man wohl nicht von einer unabhängigen Pressearbeit reden. Kann denn ein Lokaljournalist Qualitätsjournalist sein? Ja, er könnte. Wenn er sich aus dem Sumpf der deutschen Städte heraus halten würde und Abstand halten würde. Und, man muss nicht über jeden Karnickelverein oder jedes Klassentreffen Ehemaliger einen Artikel schreiben. Die Zeit kann man besser nutzen um Themen qualitativ besser aufzubereiten. Manchmal ist weniger auch mehr. Wohl gemerkt, wir sprechen über den Lokaljournalismus. Lokaljournalisten sprechen zwar über Qualitätsjournalismus, wagen diesen jedoch nicht umzusetzen.

Während in anderen Ländern der Journalismus sich weiter entwickelte, blockiert der deutsche Journalismus, indem er die digitale „Revolution“ ignoriert. Die Deutschen gehen noch einen Schritt weiter, indem die Bundesregierung mit einem neuen Leistungsschutzrecht (für Presseverleger der Printmedien) aufwarten, welches den derzeitigen Zustand zementieren soll. Ja, der Fortschritt der durch die digitale Revolution erbracht wurde, soll zurück geschraubt werden. Wobei, wenn man es sich richtig überlegt, die Deutschen hatten es noch nie mit dem Fortschritt. Sie trabten immer hinterher und reihten sich ein wenn nichts mehr zu machen war. Die deutschen Verleger der Printmedien müssten neue Geschäftsmodelle entwickeln, wozu sie sich aber außerstande sehen. Die US Amerikaner ( nicht nur die) ihrerseits stellen inzwischen ihre Printausgaben teilweise ein und arbeiten mit neuen Geschäftsmodellen. Gravierende Managementfehler führten zur Insolvenz der Frankfurter Rundschau aber auch der FTD, weitere werden sicherlich folgen. Die Hilflosigkeit der deutschen Verleger ist schon einer herzzerreißende Angelegenheit.

Und so schreibt die FTD (Financial Times Deutschland) am 8.12.2012  als Abgesang in ihrer letzten Ausgabe:

ENTSCHULDIGUNG:
„ liebe Gesellschafter, dass wir so viele Millionen verbrannt haben. Entschuldigung, liebe Anzeigenkunden, dass wir so kritisch über Eure Unternehmen berichtet haben. Entschuldigung, liebe Pressesprecher, dass wir so oft Euren Formulierungsvorschlägen nicht gefolgt sind. Entschuldigung, liebe Politiker, dass wir Euch so wenig geglaubt haben. Entschuldigung, liebe Kollegen, dass wir Euch so viele Nächte und so viele Wochenenden haben durcharbeiten lassen. Entschuldigung, liebe Leser, dass dies jetzt die letzten Zeilen der FTD sind. Es tut uns leid. Wir entschuldigen uns vorbehaltlos. Aber: Wenn wir noch einmal von vorn anfangen dürften – wir würden es jederzeit wieder genauso machen.“

[Quelle: FTD]

Wir haben aber noch ein Problem im lokalen Bereich erkannt. Immer wenn wir außerhalb Ennepetals unterwegs sind, sehen wir wie andere Städte ihre Probleme lösen. Meistens sind es die gleichen Probleme die auch Ennepetal vorhält. Wir sehen wie  manche dieser Probleme mit Bravour in den anderen Städten gelöst wurden und manche dieser Probleme schon zu Beginn zum Scheitern verurteilt waren. In Ennepetal stimmt es uns immer traurig wie kläglich Problemlösungen immer wieder scheitern, man sieht es schon am Anfang: Das geht schief! Und es geht fast immer schief. Was fehlt? Es fehlen in Ennepetal Menschen mit Fortune, mit Mut, Ehrgeiz und Durchsetzungskraft. Dann fehlen den Ennepetalern die übergreifenden sozialen Netzwerke. Eitle Menschen, die sich in den Mittelpunkt stellen, hat Ennepetal genug. Diese können in der Regel jedoch keine Probleme lösen. Um das deutlich zu machen: Der Vergleich mit anderen gleichartigen Städten bringt Ennepetal erst in Verruf.
Das Problem des Scheiterns ( In anderen Städten) korrespondiert mit einer danach einsetzenden Kritik, die sodann zu einem Korrektiv führt und letztendlich das aufgestellte und jetzt korrigierte Konzept erfolgreich werden lässt (Aus Fehlern lernen). Allerdings, Kritik und Ennepetal passt allerdings nicht zusammen.
Gute Städte verstehen sich mit den erarbeiteten Konzepten erfolgreich in den Vordergrund zu stellen und entwickeln so ihre Städte. Ennepetal weiß noch nicht einmal wie Erfolg geschrieben wird. Das was als Erfolg verkauft wird, stellt sich bei näherer Betrachtung als Normalität heraus. Ein erfolgreicher Koch  kann doch wohl nicht daran gemessen werden, dass er Wasser zum Kochen bringen kann. Also, woran liegt das? Es ist die mangelnde Erfahrung der Entscheider, das nicht über den Zaun sehen wollen, die fehlende Kommunikation mit Fremden (Den Anderen).


Linde Arndt
Fotojournalistin  EN-Mosaik

Foto: © EN-Mosaik Pool
   
Fehlende Bereitschaft, etwas neues erleben zu wollen,  führen solche Städte wie Ennepetal in die Ecke der „grauen Maus“.
Nun besteht ja der heutige Journalismus aus zwei Komponenten: Das Wort und das Bild.
Auch der Fotojournalist hat so seine Probleme im kleinstädtischen Lokalmilieu wie Ennepetal.
Im Klartext: Durch das Vergleichen mit anderen Städten gerät Ennepetal in mehrfache Schwierigkeiten. Eine davon: Wie soll eine Zusammenarbeit mit einer Kommune wie Gevelsberg funktionieren? Soll Gevelsberg in allen Bereichen sich zurückschrauben um Ennepetal das Gefühl zu geben, Ennepetal wäre eine Kommune die was zu bieten hat? Wohl kaum. Ennepetal kann kaum mit einer Kommune auf Augenhöhe verkehren.

Beispiele gefällig?

Ratssitzungen! In anderen vergleichbaren Städten sind die Pressesprecher immer im Stoff, sie kennen ihre Stadt. Jede Frage wird umgehend während der Sitzung beantwortet. Fehlende Informationen werden per pdf nach gemailt. Personen der Verwaltungen werden mit den Pressevertretern zusammen gebracht. Falls nötig werden Hintergrundinformationen ausgegeben oder nachgereicht. Wohlgemerkt wir sprechen nicht von der Landespressestelle, sondern von Kommunen in der Größenordnung von Ennepetal.
In Ennepetal wird es da schon schwierig, in der Regel wird erst einmal blockiert und nachdem die Unverfänglichkeit der Frage festgestellt wurde auch vielleicht geantwortet. Woran liegt das? Heute wissen wir, es ist eine Mischung aus Unvermögen und einem gewissen Grad an Faulheit gepaart mit dem Unverständnis gegenüber einer politischen Sachfrage. Daraus folgt: Man fragt als Presse nicht, man nimmt das was man kriegen kann.
Thema „Nicht öffentliche Sitzung“. In anderen Städten werden den Pressevertretern sogenannte geschwärzte oder gepunktete Vorlagen überreicht. In diesen Vorlagen ist alles geschwärzt bzw. gepunktet, was zu dem Status „nicht-öffentlich“ führte. So hat die Presse ihre Informationen und die Stadtverwaltung ein ruhiges Gewissen hinsichtlich der Verpflichtung Informationen (Informationspflicht) an die Presse zu übermitteln.
In Ennepetal habe ich mich einmal bemüht „nicht öffentliche“ Vorlagen zu bekommen. Zwei habe ich eingesehen. Es ist lachhaft, wie diese beiden Vorlagen zu dem Status „nicht-öffentlich“ gekommen sein könnten. Auch hier sieht man das Unvermögen der Vorlagenverfasser mit der Außenwelt zu kommunizieren. Es geht offensichtlich nach der Devise: Besser nichts herausgeben so kann auch nichts falsch dargestellt werden. So hat zumindest der Rat und die Stadtverwaltung das Gefühl der Wichtigkeit.

Stichwort Ennepetaler Veranstaltungen: Sie werden schlecht geplant, nicht abgestimmt und dann auch noch schlecht organisiert. Die Meilerwoche in 2012 war da eine rühmliche Ausnahme. Aber auch hier vermisste ich den unbedingten Willen zum Erfolg. Dann sind da noch die Probleme der Finanzierung und Werbung für diese Veranstaltungen. Fundraising, ein Fremdwort in Ennepetal, verkommt in der Hinsicht zur Bettelaktion in letzter Minute. Kein Wunder wenn die kalkulierten Kosten nicht gedeckt sind. Werbung, Marketing findet nur in dem Stadtteil statt, indem das Event stattfindet. Das letztendlich die notwendige Besucherzahl nicht erreicht wird ist logisch. Und von einer Außenwerbewirkung wollen wir mal gar nicht reden (Wir wollen ja unter uns bleiben).

Da findet z.Bsp. ein Event mit Kindern als Hauptdarstellern statt. Sämtliche Eltern sind anwesend. Klar das die Eltern ihren Sprößlingen applaudieren. Der Lokaljournalist stellt das in seinem Blatt so dar als wenn die Zuschauer begeistert von diesem Event gewesen wären. Er verschweigt allerdings, dass es nur die Eltern waren und sonst kein Besucher da war. Warum hatte er dies gemacht? Der Bürgermeister war anwesend und dem wollte er gefällig sein. Man nennt das auch Gefälligkeitsjornalismus. Letztendlich glaubt der BM selber die beschriebenen applaudierenden Zuschauer. Armer Kerl.

Sicher in vielen  anderen Städten ist es teilweise genauso, dort sind die gleichen schwachen Persönlichkeiten am Werk wie hier. Ein schwacher Bürgermeister mag eben keine starken Persönlichkeiten um sich, und schon gar  nicht die Wahrheit.
Der lokale Fotojournalist im EN-Kreis: Da werden die Protagonisten gestellt bis diesen schwindlig wird. Sie müssen Flyer einzelnd, gefächert oder wie auch immer vor ihre Körper halten. Nur was soll das? Das Bild soll was aussagen? Das der Protagonist einen Flyer, den übrigens weder im Print- noch im Online Bereich jemand lesen kann, halten kann? Dann –  bei normalen Bildern muss jeder Fotojournalist ein eigenes Bild in die Redaktion bringen. Wehe der Bürgermeister steht auch an der linken Seite wie bei den Kollegen. Unmöglich. Wie geht das in anderen Städten? Auch hier wieder ein Vergleich. Wenn wir auf Pressekonferenzen waren, kam es schon vor, dass ein Kollege aus einer anderen Redaktion angerufen hat und einen Kollegen um die Übersendung eines Bildes gebeten hat. Oder man hat einmal gestellt und alle haben fotografiert.

 
v.l.: Kulturstaatsminister Bernd Neumann,  Wikipedia Gründer Jimmy Donal „Jimbo“ Wales  und Rüdiger Frohn, Vorsitzenden der Gesellschafterversammlung der Mercatorstiftung     Foto: ©  Linde Arndt
 

Kein Problem unter Kollegen. Es sei denn es waren Bilder der Zeitgeschichte, die für jeden von uns wichtig sind. Ein Bild mit Kulturstaatsminister Bernd Neumann, dem Wikipedia Gründer Jimmy Donal „Jimbo“ Wales  und dem Vorsitzenden der Gesellschafterversammlung der Mercatorstiftung Rüdiger Frohn ist natürlich ein Dokument welches einen gewissen Seltenheitswert besitzt. Auch die Bilder von Personen mit unterschiedlicher Mimik und Gestik bei EN-Mosaik, können zu den unterschiedlichsten Aussagen herangezogen werden und besitzen damit einen besonderen Wert.

Sie sehen, wir haben uns in den verschiedensten Bereichen entwickelt, wir sind jedoch noch nicht fertig entwickelt. Warum? Weil die Welt auch nie fertig sein wird und weil wir mitten in der Welt zuhause sein wollen, also müssen wir mit der Welt gehen. Wir haben nur ein Problem. Ein großes Problem! Wir haben 100 Jahre zu spät mit dem Journalismus angefangen und dafür wollen wir uns gerne entschuldigen.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus dem Netz.

 

Wenn ein Haus sprechen könnte

   
Schwelm, Hauptstraße 116 – Haus der Lebenshilfe Ennepe-Ruhr/Hagen e. V.                                                   Foto: © Linde Arndt
 

[jpg] Beinahe wäre es passiert. Das Haus Hauptstraße 116 in Schwelm, ein, für die Bergische Gegend üblich,  mit Schiefer  verkleidetes Wohnhaus, sollte einer Investition des Discounters Penny Platz  machen. Das Haus stand zwar unter Denkmalschutz, dies sollte jedoch kein Hindernis für diese Investition sein. Es sollte jedoch anders kommen. Die Lebenshilfe Ennepe-Ruhr/Hagen e. V. nahm sich des Gebäudes an und machte ihre Zentrale daraus. Beim restaurieren, sanieren und renovieren fielen den neuen Besitzern 20 Jahrestagebücher auf. Fein säuberlich war hier Tag für Tag von einem Chronisten festgehalten worden wie es um Schwelm, die Famlie, die Geschäfte aber auch die Politik stand. Der Chronist war Carl Kleine, Mitinhaber der ehemaligen Firma Falkenroth & Kleine in Schwelm. Immerhin war diese Firma eine der großen Mittelständler mit rund 800 Mitarbeitern in Schwelm, deren Firmengelände  seine Ausbreitung am heutigen Möllenkotten hatte. Diese 20 Jahrestagebücher der Jahre 1919 bis 1939, dem Todesjahr von Carl Kleine, wurden zuerst der Famlie Kleine angeboten und nach dem diese ablehnte wurden die Bücher dem Verein für Heimatkunde Schwelm e.V. übergeben. Nach Sichtung der Jahresbücher stellte die Vorsitzende des Vereins für Heimatkunde Anne Peter fest, es ist ein Glücksfall für den Verein, mit dem man ein Zeugnis von Schwelm und Umgebung der damaligen Zeit in Händen hielt.

Am 6. Dezember wurde nun unter dem Titel "Aus den Tagebüchern des Carl Kleine“  eine Vortragsveranstaltung im Salon des Lebenshilfe-Center Schwelm anberaumt 

So führte der Geschäftsführer Rainer Bücher der Lebenshilfe Ennepe-Ruhr/Hagen e. V.  die Teilnehmer in die Gegebenheiten des Hauses ein. Die untere Etage war so belassen worden wie sie ursprünglich bestanden hatte.  Heute wird der untere Raum an Interessenten für Sitzungen oder Besprechungen vermietet. Im oberen Stock hat sich die Lebenshilfe Verwaltung eingerichtet. 17 Mitarbeiter arbeiten in dem Haus, welches 1832 erbaut wurde und vor drei Jahren erworben wurde.

   
v.l:Dieter Ehlhardt [Vorsitzender der "Stiftung Lebenshilfe"] / Ingrid Graskamp [sie digitalisierte die Tagebücher] /
Gisela Gutknecht / Anne Peter [1. Vorsitzende des Vereins für Heimatkunde Schwelm e.V.] und Rainer Bücher
[Geschäftsführer des Lebenshilfe-Center, Schwelm]    Foto:  © Linde Arndt

Und so bleibt immer wieder eine Faszination gegenüber einem 180 jährigen Haus; denn in solch´ einem Haus lebten Menschen. Generationen die sich freuten oder traurig waren, Erfolge oder Misserfolge hatten, Enttäuschungen oder Erfüllung erfuhren, Lachen und Weinen erlagen. Dies alles sollte in diesen vorliegenden Tagebüchern und den restlichen Bänden zum Ausdruck kommen.
Frau Peter verwies auf Frau Gutknecht, die die gesamten Unterlagen gesichtet und  geordnet hatte und bei der Digitalisierung hilfreich zur Seite stand. Die Schriften waren  in einer Mischung aus Sütterlin und persönlicher Schreibweise, was für die damalige Zeit normal war. Ingrid Graskamp hatte sich die Mühe gemacht die immerhin rund 35 Bände in ihren Computer einzugeben, so dass zu einem späteren Zeitpunkt eine gebundene Ausgabe erscheinen könnte. Man wird sehen.

Wir saßen an einem langen Tisch, den eine weiße Tischdecke abdeckte. An der Wand hingen die großen Porträts der Eltern von Carl Kleine in schweren ovalen Rahmen, die jeweils von schweren mit Blattgold veredelten großen Schleifen verziert waren.
Man hatte das Gefühl als wenn die Altvorderen über das Geschehen im Raum wachten. Der Raum vermittelte ein Gefühl der Schwere; denn alles war in dunklen Tönen gehalten.
 
Ahnenbilder                                        Foto: © Linde Arndt

Tatsächlich war jedoch an einer Wand eine mehr spielerische, geschwungene gepolsterte Bank eingebaut, die von einem mit dunklem Marmor verzierten Kamin geteilt wurde. Die gesamte Inneneinrichtung beengte durch die dunkle Farbgebung der einzelnen Elemente.


Gisela Gutknecht                Foto:  © Linde Arndt
  Frau Gutknecht erzählte von zwei Freunden/Bekannten, also die jungen Falkenroth und Kleine,die sich mit der finanziellen Erstausstattung ihrer Eltern selbstständig machten. Geschäftlich lief es am Anfang nicht so gut, bis ein Lotteriegewinn die Kapitalausstattung der Firma erheblich verbesserte. Holzschrauben waren die Produkte die die Firma Falkenroth & Kleine herstellte. 1912 die erste Krise. In Nordafrika, in den Erzminen  Marokkos, wurde Deutschland von der Produktion ausgegrenzt.

Zur Sicherung der Eisenerzproduktion wollte Frankreich Truppen schicken, was den Deutschen keineswegs Recht war. Zwei Jahre vorher erlebte die Firma Falkenroth & Kleine eine Streikankündigung, die die Firma beinahe lahmlegte.

Carl Kleine hatte kein großes Geschick mit den Arbeitern zu verhandeln und düpierte die Arbeiter sogar.
Trotz allem bekam man diese Firmenkrise wieder in den Griff und die Produktion ging weiter. Bis 1915 hatte die Firma ein starkes Wachstum zu verzeichnen. Infolge des 1. Weltkrieges fehlten jedoch die Rohstoffe um ungehindert zu produzieren. Als der Krieg 1918 zu Ende ging, wusste man nicht an Kohle und Stahl heranzukommen. Das Ruhrgebiet wurde von den Franzosen besetzt gehalten um mit der Lieferung von Kohle und Stahl die Reparationslast auszugleichen. Da Schwelm immer mehr zum Bergischen gehörte, wusste man nicht privilegiert an Kohle und Stahl heran zu kommen. Die Firma dümpelte vor sich hin, wobei Carl Kleine durch Firmenkäufe sich andere Möglichkeiten verschaffte.
Familiär lief es auch nicht so rund wie man es von einer Familie der oberen Klasse erwartete.
Kleines waren damals mit der Familie Müller, den Inhabern der Schwelmer Eisenwerke befreundet. Gemeinsam hatte man ein Landgut mit Obstplantage in der Nähe von Metz. Man baute Obst an und nutzte das Gut als Erholungsanlage. Die Freundschaft zerschlug sich im späteren Verlauf jedoch wieder, die Kleines hatten das Landgut dann alleine.
Die obere Gesellschaft, so auch die Kleines, traf sich im Schwelmer Kasino um über das Tagesgeschehen zu sprechen. Carl Kleines Frau, Marie, genannt Mariechen, bekam den langersehnten Kindeswunsch erfüllt. Zwei Söhne sollten es werden, die nach Carl Kleines Vorstellung so richtig nicht wurden. Sowohl der erste als auch der zweite Sohn wollten weder schulisch noch beruflich den Weg einschreiten, den der Vater Carl ihnen vorgeschrieben hatte. Es kam wie es kommen musste, die Söhne entfremdeten sich von der Familie. Politisch war Carl Kleine wohl eher ein Nationalist, wie man seinen Aufzeichnungen entnehmen konnte. So verwunderte es nicht wenn er die Reden des späteren Diktator Hitler nicht negierte sondern als Ereignis in sein Tagebuch einfließen lies. Mit keinem Wort soll er die Machtübernahme Hitlers in seinen Tagebüchern kommentiert haben. Allerdings hatte die Familie jahrelang einen jüdischen Hausarzt Namens Herz, der nach der Reichskristallnacht im Nov. 1938 nie wieder erwähnt wurde. Es gab ihn einfach nicht mehr, noch nicht einmal mit einem Wort des Bedauerns. Daraus allerdings irgendwelche negativen Schlüsse zu ziehen, wäre unredlich. Die meisten Menschen der damalige  Zeit waren keine Helden, wie meinetwegen der Unternehmer Oscar Schindler. In seinen Hochzeiten hatte die Firma Falkenroth & Kleine 850 Arbeitnehmer und ein angeschlossenes Mädchenheim. Mädchenheime  gab es damals um obdachlose Mädchen für kleines Geld beschäftigen zu können.Kleine hatte einen gesellschaftlichen Einfluss, immerhin brachte  er die Vorgesetzten eines Pfarres dazu den Pfarrer für eine missliebige Predigt zu  maßregeln.

Die Einträge in die Tagebücher gliedern sich immer wieder gleich:

  • Das tägliche Wetter
  • Was machen die Familien Falkenroth und Kleine
  • Was gab es in Schwelm
  • Was bewegte Carl Kleine politisch

Am Jahresende machte Carl Kleine immer eine Zusammenfassung der Ereignisse des vergangenen Jahres.

 
Tagebuch von Carl Kleine            Foto: © Linde Arndt

Dies als Kurzfassung der noch nicht gegliederten Inhalte dieser 35 Dokumente. Es sind Dokumente der Zeitgeschichte Schwelms mit der Sichtweise eines Unternehmers im Kontext der damaligen Zeit.

1939 hörten die Aufzeichnung auf, Carl Kleine war gestorben.
 
Man darf gespannt sein, unter welchen Gesichtspunkten die Aufzeichnungen aufgearbeitet werden. Da sie ja nun digitalisiert sind gibt es vielfältige Möglichkeiten. Allerdings sollte man heute schon einen ganz großen Dank an die Damen Anne Peter, Gisela Gutknecht und Ingrid Graßkamp aussprechen, es war, so augenscheinlich, ein großes Stück Arbeit. Denn sie haben ein Haus zum Sprechen gebracht damit waren Fenster und Türen weit geöffnet worden.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Schwelm

 

                    
Am Kamin im Salon des Lebenshilfe-Center Schwelm                                                                                    Foto: Linde Arndt